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»Wo ist Assowaum?« fragte mit leiser, aber fester Stimme Rowson, als er sich mit der jungen Indianerin allein sah. Diese jedoch schien seine Frage nicht zu hören. Nichts unterbrach die stille Nacht als das Schluchzen des armen Weibes und das schwere Atmen des Predigers.
»Wo ist Assowaum?« wiederholte dieser endlich nach einer Pause und erfaßte den Arm der Weinenden. Wie von einer Schlange berührt, fuhr aber Alapaha empor, machte sich los von dem Griff des finsteren Mannes und rief, vor ihm zurückschaudernd:
»Fort – fort – dein Atem ist Gift – deine Berührung Tod – deine Zunge ist doppelt, und deine Augen lügen Gott, während deine Brust den Teufel birgt. Fort – Gras und Blume müssen welken, wohin du deinen Fuß setzest; die Vögel müssen schweigen, wenn du in ihre Nähe trittst. Der Rauch der heiligen Pfeife muß vor dir zurückfliehen und darf dich nicht umgeben. Dein Gott ist ein Lügengott, denn sonst hätte er lange seinen Blitz gesandt, dich Verfluchten zu zerschmettern – fort!«
»Wo ist Assowaum?« drängte der Prediger mit heiserer Stimme, ohne die Bannworte der Indianerin zu beachten.
»O daß er hier wäre, dich zu züchtigen!« entgegnete diese leidenschaftlich, sich hoch aufrichtend, »daß er hier wäre, die Schmach zu tilgen, die du auf den Scheitel seines armen Weibes gehäuft. Aber wehe dir! Er soll dich finden – er soll dich treffen; sein Kriegsruf soll in deine Ohren tönen! Oh, du hast ihn noch nicht gesehen in seiner kriegerischen Herrlichkeit«, fuhr sie stolz fort, als sie das höhnische Lächeln Rowsons bemerkte, »du hast ihn noch nicht gesehen mit geschwungenem blitzendem Tomahawk, mit dem Schlachtschrei auf den Lippen und dem Tod der Feinde im Auge, mit wehender Skalplocke und blitzender Speerspitze. Du hast ihn noch nicht gesehen beim Kriegstanze mit den Tod kündenden Streifen im Antlitz; hast ihn noch nicht gesehen, rot vom Blut der Erschlagenen und mit den Skalpen der Besiegten am Gürtel. – Aber er wird kommen, er wird zurückkehren!«
»Wann – Weib, wann?« fragte der Prediger schnell.
»Wann?« Die Indianerin lachte triumphierend. »Zu schnell noch für dich. Ehe die Sonne zweimal im Osten wieder emporsteigt, ist er da, und wehe dir, wenn sein Pfad den deinen kreuzt!«
»Aber wo ist er jetzt?«
»Oh, wie du zitterst, elender Feigling, schon bei dem Gedanken an seinen Arm, an die Schärfe seiner Waffe, wie du bebst und ängstlich umherblickst, aus Furcht, er könnte jetzt aus den Büschen treten. – Ich bin nur ein Weib, aber ich werde stolz, wenn ich auf dich herniedersehe.«
»Wo ist er jetzt?« fragte zähneknirschend, aber immer noch nicht frei von Furcht der Weiße, denn er konnte sich nicht denken, daß die Indianerin ihren Wigwam allein verlassen habe und sich hier im Wald ohne den Schutz ihres Mannes aufhalte.
»Wo er jetzt ist?« fuhr Alapaha höhnisch lächelnd fort. »Nicht allein wird er zurückkehren, die starke Hand ist bei ihm, die den erschlug, der sie beleidigte – zittre, denn dein Gott wird dich nicht schützen!«
»Ha!« fuhr Rowson auf, »so ist er hinüber, Brown zu holen; dacht ich's doch. – Gut! Dann bist du mein, und weder Gott noch Teufel soll dich mir entreißen.«
»Zurück!« schrie die Indianerin, erschrocken auffahrend, als Rowson sie umschlingen wollte, und flüchtete nach der Hütte. »Zurück, Teufel! Deine Augen glühen – zurück!«
»Du entgehst mir nicht!« Rowson lachte wild auf. »Ich trotze dem rothäutigen Schuft, er mag kommen – aber dich soll er mir nicht entreißen – und daß du uns nicht verrätst, dafür werde ich sorgen.«
»So möge denn der Manitu unseres Volkes, dem ich von diesem Augenblick an wieder gehöre, mir Kraft geben!« rief Alapaha, sich noch einmal dem Arme des Wütenden entreißend und ihren Tomahawk, den sie an der Seite trug, ergreifend. »Stirb, Verruchter, von der Hand eines Weibes, und mögen Aasgeier und Wolf deine Gebeine umherzerren – stirb!«
Bei den letzten Worten sprang sie auf den erschrocken Zurücktaumelnden zu, und der nächste Augenblick hätte sein Schicksal besiegelt, wäre die Indianerin nicht über eine Wurzel gestürzt. Im nächsten Augenblick war sie in der Gewalt ihres Feindes.
»Wenn Rowson dem Geschrei nicht bald ein Ende macht«, brummte Cotton unwillig vor sich hin, »so wird er uns noch jemanden auf den Hals locken. Ich habe sicher am Nachmittag hier irgendwo schießen hören, und es wäre gar nicht so unmöglich, daß die Rothaut noch irgendwo im Walde läge.«
»Ich wollte, Rowson käme endlich«, sagte Weston, ebenfalls ärgerlich, »das bloße Treiben mit dem Strom geht zu langsam, und man kann doch wahrhaftig nicht drei Pferde halten und auch noch rudern. Die Tiere werden überdies unruhig; das Wasser ist kalt, und das Ganze mag ihnen wohl ungewohnt und sonderbar genug vorkommen.«
Die Männer lauschten einen Augenblick, und wieder drang der schrille Hilferuf der Indianerin durch die stille Nacht herüber, daß die Eule in den dunklen Fichten am Flußufer höhnend darauf antwortete und neugierig dem Orte zuflog, von dem solch unheimliche Laute herübertönten.
»Die Pest über den Narren!« rief Cotton erbost, »ich wollte bei Gott, sie entwischte ihm – wenn wir nur selbst erst einige fünfzig Meilen weiter fort wären. Entkäme die Rothaut aber jetzt und gäbe Alarm, Höll' und Teufel! Ich glaube, wir hätten morgen eine Armee hinter uns her.«
»Er wird sie doch nicht umbringen?« fragte Weston schaudernd. »Es ist jetzt auf einmal so totenstill – mir graust's, Cotton, er wird doch kein Blut vergießen?«
»Narr!« brummte Cotton, »wollt Ihr Euren eigenen Hals in die Schlinge legen, he? Gelüstet's Euch, von den Regulatoren an irgendeinem bequem gewachsenen Eichenast in die Höhe gezogen zu werden? Rowson wird tun, was nötig ist. Kann's ohne Blutvergießen abgemacht werden, desto besser, ich bin selbst kein Freund davon. Geht das aber nicht...«
»O kein Blut – kein Blut –« rief Weston ängstlich. »Ich habe mich mit euch verbunden, die Pferde zu stehlen – das ist kein Verbrechen – aber Blut – mich überläuft's, wenn ich daran denke. Blut mag ich nicht auf dem Gewissen haben; und das war ja auch nur ein Weib.«
»Desto gefährlicher«, entgegnete Cotton, »wenigstens da, wo es gilt, etwas zu verschweigen. Doch seid kein Narr, Rowson wird's schon machen, er tut gewiß nichts, als was er – habt auf das Pferd da acht, es fühlt Grund und will ans Ufer – Pest, da drüben hat's schon den Huf in den Schlamm gedrückt. Seht Euch vor, Weston, wir wissen nicht, wer uns auf den Fährten sitzen wird.«
»Der Teufel mag sie alle in Ordnung halten«, rief Weston ärgerlich, »warum bleibt Rowson so lange? Die Tiere werden ungeduldig, und mir sterben die Hände schon ab vom langen Halten.«
»Dort ist die Stelle, wo er zu uns stoßen wollte«, sagte Cotton, »seht Ihr dort, wo die Wurzel im Wasser liegt – gerade vor Euch. Ich habe hier oft in der Gegend gejagt und kenne den Bogen, den der Fluß macht, gut genug.«
»Da steht auch jemand neben der Wurzel!« flüsterte Weston leise. In dem Augenblick ertönte der Ruf des Whip-poor-will, und gleich darauf sprang Rowson, denn er war es, von dem Stein, auf dem er gestanden hatte, in das hier nur wenige Zoll tiefe Wasser und watete an die Boote heran, da die darin Sitzenden nicht anhalten konnten, ihn aufzunehmen.
»Hier ist Proviant«, sagte er mit heiserer Stimme, indem er einen Armvoll auf Stäbe gereihte Stücke Hirschfleisch in das Boot warf, »delikates Wildbret.«
»Wo ist die Indianerin?« fragte Weston, dem finstern Mann ängstlich ins Auge sehend.
»Sicher!« antwortete dieser lakonisch und wandte sich ab vor dem forschenden Blicke des Fragenden.
»Sicher? Ihr habt ihr doch kein Leid angetan?«
»Unsinn! Kümmert Euch um Eure eigenen Geschäfte, was geht Euch mein Handeln an? – So, gebt mir die Pferde und nehmt Ihr das Ruder ein wenig, das Wasser wird hier tief, und wir kommen etwas schneller vom Fleck.«
»Wie weit ist's noch zu dem Platze, wo wir landen?« fragte Cotton.
»Drei Meilen – eher etwas mehr als weniger.«
»Und wie weit geht Ihr mit?«
»Noch zwei Meilen etwa. Wir werden die Hügelreihen bald erreichen, an deren Fuß ich aussteige. – Aber – Weston, kommt doch noch einmal her und nehmt die Zügel – Cotton, habt Ihr nicht ein altes Tuch oder so etwas bei Euch?«
»Mein Halstuch! Was wollt Ihr damit?«
»Gebt es her, oder bindet es mir hier um den Arm.«
»Ja, dann müßt Ihr aber den Rock ausziehen. Ich komme auch nicht gut an Euch heran, das verwünschte Boot schwankt so, und ich fürchte, es schlägt um.«
»Gut – dann warte ich noch eine Viertelstunde, bis wir wieder an eine seichte Stelle kommen, und gehe nebenher im Wasser, dann macht sich's besser.«
»Was habt Ihr denn an der Schulter?« fragte Cotton, als Rowson den Rock auszog und den Ärmel hochstreifte.
»Ih – die kleine Hexe erwischte einmal, ich weiß selbst nicht wie, den Tomahawk, den ich ihr schon weggenommen, und – doch es hat weiter nichts zu sagen. Dort unten, wo es so hell schimmert, hört das tiefe Wasser auf, und dann können wir etwas darumbinden.«
Schweigend steuerten die Männer die Boote zu der bezeichneten Stelle, dann aber stieg Rowson, erst vorsichtig mit dem kurzen Ruder nach Grund fühlend, über Bord, und während er neben dem langsam dahingleitenden Kahn herging und sich mit der rechten Hand am Rande festhielt, verband ihm Cotton die keineswegs unbedeutende Wunde.
»Wenn nur der Mond ein wenig schiene«, rief Weston nach einer Weile, »daß wir wenigstens den Punkt erkennen könnten, an dem wir landen müssen!«
»Sehnt Euch auch noch nach dem Mond«, brummte Cotton, »weiter fehlte gar nichts. Ich wünschte, es regnete, was vom Himmel herunter wollte.«
Die Boote glitten jetzt an einer steilen Bergkette vorbei, deren schroffe Felskanten bis hinein in den Strom reichten, während einzelne dunkle Zedernbüsche aus der senkrechten Wand emporwuchsen und lange, unheimliche Felsspalten sich bis zu dem Gipfel der Berge hinaufdehnten. Die Kuppe krönten hohe, schwankende Fichten und Kiefern, und Zedern und Hickorys bildeten das dichte, feste und beinahe undurchdringliche Unterholz.
»Wir sind nicht mehr weit vom Ziel«, sagte Rowson, »gleich dort unten ist die Stelle, an der ich euch verlasse. Cotton, Ihr kennt ja den Platz, wo Ihr aussteigen müßt!«
»Hat keine Not – den verfehl' ich nicht. Aber halt! Was ist das? Ein Feuer am Ufer? Dort lagert jemand.«
»Nur ruhig«, flüsterte Rowson, wer es auch sei, das Rohr läßt ihn hier nicht dicht ans Ufer, und der Schatten der Bäume wird uns vor jedem neugierigen Blick verbergen.«
Am Ufer schlug jetzt kläffend ein Hund an, und sie konnten sogar eine Stimme hören, die ihn beruhigte. Das Rohrdickicht war aber, wie Rowson richtig bemerkt hatte, so dicht und verworren, daß es unmöglich gewesen wäre, an dieser Stelle den Fluß zu übersehen, und lautlos schwammen die Männer in der hier ziemlich tiefen Strömung vorüber.
»Verdammt! Wie die Pferde schwanken«, flüsterte Cotton nach einer Weile.
»Es ist Zeit, daß sie festen Boden unter die Beine bekommen«, erwiderte Rowson. »Hier ist übrigens der Ort, wo ich landen muß. Haltet ein klein wenig näher ans Ufer, daß ich abspringen kann – und nun macht eure Sache klug. Haltet euch jetzt fest!«
Mit diesen Worten schwang er sich aus dem schaukelnden Boot auf einen vorspringenden Stein, winkte noch einmal mit der Hand hinüber und verschwand im Dunkel.
Es gehörte ein so geübter Kanufahrer wie Cotton dazu, um das schwankende Fahrzeug bei dem Herausspringen eines Menschen vor dem Umschlagen zu bewahren. Doch es war diesmal für ihn mit nur geringen Schwierigkeiten verbunden; der Kahn schaukelte kaum einige Sekunden und glitt dann ruhig weiter, ohne einen Tropfen Wasser eingenommen zu haben.
Weston sprach keine Silbe mehr; seit dem letzten Schrei der Indianerin, der ihm noch in den Ohren tönte, hatte sich eine unbezwingbare Angst seiner bemächtigt. Er fuhr bei dem geringsten Geräusch empor, und das Herz klopfte ihm in fieberhaften Schlägen.
Ohne weiter ein Wort miteinander zu wechseln, erreichten sie bald darauf die von Rowson bezeichnete Stelle, wo breite, glatte Felsplatten bis in die Mitte des Flusses hineinliefen und sich bis oben hinauf zu dem mit dichtem niederem Gebüsch bewachsenen Ufer erstreckten. Dort hielten die beiden Männer und führten die schnaubenden und ungeduldig stampfenden Pferde auf das Trockene.
»Ja, trampelt nur«, meinte Cotton, »es soll euch bald warm genug werden. Haltet sie einen Augenblick, Weston, ich muß das eine Kanu erst versenken, damit es niemand findet und Verdacht schöpft; das andere mag schwimmen; wenn sie es sehen, werden sie glauben, es habe sich losgerissen.«
Damit warf er schnell seine Kleider ab, um beim Schwimmen nicht behindert zu werden, füllte das Kanu mit Steinen, ruderte es an eine tiefe Stelle und ließ es sinken.
»So«, sagte er, als er neben Weston wieder an Land sprang und seine Kleider überwarf, »so, das wird so bald niemand finden. – Jetzt aber fort, mir brennt der Boden hier unter den Füßen.«
»Und kennt Ihr den Weg auch genau?« fragte Weston besorgt, »in der Nacht gehört ein erfahrener Mann dazu, eine genaue Richtung im Walde beibehalten zu können.«
»Seid unbesorgt«, erwiderte Cotton, »wir müssen uns überdies etwas auf dem Bergrücken halten, denn da ist das wenigste Gestrüpp und ein Verirren auch nicht mehr möglich. Wenn wir überhaupt nur erst aus dem Schilfdickicht heraus sind, und das ist hier kaum fünfhundert Schritt breit, dann hat's keine Not mehr. Also frisch in den Sattel, Weston – apropos, was habt Ihr denn für Sättel mit von zu Hause gebracht?«
»Für Euch einen alten spanischen, für mich gar keinen, ich nehme das Büffelfell hier. Wie weit ist's denn?«
»Nun, morgen oder übermorgen kommen wir nicht hin; doch was tut's. Wer solche Geschäfte übernimmt, darf nicht so sehr auf Bequemlichkeit sehen. Rowsons Plan ist übrigens kapital, und ich denke, wir werden den Mississippisumpf wohl ungestört erreichen. Ich bin nur neugierig, ob sie Johnson nichts am Zeuge flicken.«
»Wenn ich bloß wüßte, ob Rowson der Indianerin kein Leid zugefügt hat!« sagte Weston seufzend.
»Oh, die Pest auf Eure Indianerin, was kümmert uns die! Höll' und Teufel, da fängt's wieder an zu regnen. Doch halt, ich will nicht fluchen, das kann uns nur lieb sein, besonders Johnson, denn dem können sie nachher nicht nachspüren, von woher er mit den Pferden gekommen ist. Aber jetzt fort – hier hindurch, Weston; das ist die Mündung eines der kleinen Bäche, und wenigstens schilffrei.«
Weston hatte indessen das Büffelfell auf dem Rücken eines der Pferde befestigt, schwang sich hinauf und folgte, zwei andere führend, dem Gefährten, der unterdes schon das Dickicht betreten hatte und im Dunkel verschwunden war. Wenige Augenblicke noch konnten man das Brechen und Krachen des trockenen Schilfrohrs hören, als sich die Pferde hindurchdrängten. Dann verhallte auch dies, und Totenstille ruhte wieder auf der Wildnis.
Der Leser muß aber jetzt noch einmal mit mir zu der Furt zurückkehren, an der wir uns beim Anfang des vorigen Kapitels befanden.
Gar nicht so sehr lange waren hier die vier Verbündeten unter dem dunklen Schatten der Bäume verschwunden, als die Straße entlang, mit Kienfackeln in den Händen, die Reiter vom Springcreek mit den in Pettyville hinzugekommenen Farmern heransprengten.
»Hier sind sie hinunter«, rief Husfield jetzt, sich im Steigbügel niederbeugend und die Fackel so nahe wie möglich an die Erde haltend, »das sind meine Pferde, verdammt will ich sein, wenn die Unverschämtheit nicht ins Grenzenlose geht; galoppieren mitten auf der breiten Countystraße durchs Land, als ob sie auf ihren eigenen Kleppern ritten. Aber wartet, Halunken, wartet, der Strafe entgeht ihr diesmal nicht.«
»Bezweifle sehr, daß sie warten werden«, entgegnete Cook lachend, »die Spuren sehen auch gar nicht danach aus. Husfield, wir werden scharf reiten müssen, wenn wir sie morgen einholen wollen.«
»Und ob wir scharf reiten! Wenn ich auch diese Pferde zugrunde richte – lieber alle verloren, aber hängen muß ich die Kanaillen sehen, sonst kann ich nicht mehr ruhig schlafen.«
»Mir war's, als ob ich einen Schrei hörte, wie wir dort oben um die umgefallene Eiche herumritten«, sagte Curtis, »war's Euch nicht auch so?«
»Ja«, erwiderte Husfield, »ich hörte etwas, das wird aber wohl ein Panther gewesen sein, es gibt deren noch einige hier im Schilfbruch.«
»O genug«, rief Cook, »besonders hier in der Gegend. Vor acht Tagen habe ich erst einen geschossen und Fährten sind im Überfluß da.«
»Wie ist denn die Furt?« fragte Husfield jetzt, sich im Sattel zurückbiegend; »irgendeine tiefe Stelle hier, die gefährlich werden könnte?«
»Ja, auf der anderen Seite«, erwiderte Curtis, »laßt mich nur voranreiten, ich kenne die Stelle.«
Damit ließ er sein Pferd langsam die steile Uferbank hinuntergehen und ritt, von den übrigen einzeln gefolgt, zum anderen Ufer hinüber.
»Seht Ihr die Fährten da?« fragte Husfield, der den Zug beschloß.
»Jawohl – versteht sich«, rief Curtis zurück, »sie könnten auch nirgends anders hinauf – gerade fort auf der Straße, so wahr ich Curtis heiße. Sie verlassen sich auf die schnellen Hufe ihrer Tiere.«
»Wär's aber nicht besser, wir würfen die Fackeln jetzt weg?« fragte Cook. »Sollten wir ihnen wirklich nahe kommen, so würden uns die leuchtenden Brände verraten.«
»Das ist wahr!« bestätigte Curtis, »die Fackeln löschen wir aus; sind sie auf der Straße geblieben, was ich jetzt keinen Augenblick mehr bezweifle, so holen wir sie auch ein, und da können uns die leuchtenden Kienbrände nur schaden, also fort mit ihnen!« Und ohne weiter eine Zustimmung der übrigen abzuwarten, schleuderte er seine Fackel hinüber in das feuchte Laub, wo sie augenblicklich erlosch. Seinem Beispiel folgte Cook, nur Husfield suchte noch den Boden ab, um die bekannten Hufspuren wieder aufzufinden.
»Sie sind hier hinauf«, rief ihm Curtis zu, »hier auf der Straße selbst sind ja die Fährten.«
»Ihr habt alles vertreten«, sagte Husfield; »nun, meinetwegen auch im Dunkeln. Den Weg werden wir ja nicht verfehlen können.«
»Ist nicht möglich«, erwiderte Cook, »wenigstens nicht in dieser Nacht.«
»Gut – vorwärts denn«, rief Husfield, indem er nun seine Kienfackel ebenfalls von sich warf, »vorwärts, und wer von euch die erste Hand an die Schufte legt, hat ein Faß Whisky bei mir gut...
Die Männer jubelten laut auf über den Preis, und hin auf der Straße, den »heißen Quellen« zu, flogen sie in gestrecktem Galopp, Johnsons Fährten folgend.