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Lotte Bach hatte einen kurzen, aber ganz tüchtigen Influenza-Anfall hinter sich. Jetzt war sie wieder gesund und wurde sofort wieder übermütig und Oppositionspartei. Jeder Gedanke an eine Reise erfüllte sie mit Wut, und auf alle Anspielungen antwortete sie mit Hohngelächter. – Wie war sie daher eines Abends erstaunt, als sie von ihrer Freundin nach Hause kam. Ein fertig gepackter Koffer stand da, darauf lag ihre Couriertasche, aus der ein Rundreiseheft lugte. Am Tisch saß ihre Mutter und neben ihr Herr Doktor Feller. Beide mit äußerst ernsten und entschlossenen Gesichtern. Sofort wußte sie, um was es sich handelte. Und sofort begann der Kampf. Lotte Bach unterlag zum allerersten Male gründlich. Ihr Toben und Hohnlachen half ihr nichts. Am nächsten Morgen wurde sie zur Bahn eskortiert. – Wütend und sehr verbockt, ließ sie sich küssen, ohne diese Zärtlichkeit zu erwidern. Sie winkte auch nicht aus dem Coupéfenster. Sondern – – Lotte saß in ihrer Ecke, bockte und heulte, als der Zug davonbrauste. –
Auf der ersten längeren Station schrieb sie drei Ansichtspostkarten: Eine an ihre Mutter: »Wer Dich noch einmal dicke Wonne nennt – lügt! Du bist ein Tier- und Menschenquäler!« – Die zweite an Doktor Feller: »Das ist Deine Liebe? P! Ich pfeife – – – – – Na, warte man ab, mein Bürschlein! Rache ist süß!« – – Und die dritte an Herrn Ernst Georgy: »Dicker, man verbannt und verläßt mich schnöde! Trösten Sie Ihre süchtige, verstoßene, vielgeliebte
Berliner Range.«