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CXXVII

Morgendämmerung

Die frühwache tönt in den höfen der kasernen ·
Die morgenwinde blasen auf die laternen.

Das ist die zeit wo gefährliche träume wehn ·
Die braunen jünglinge auf ihren kissen sich drehn.
Die lampe macht in den tag einen roten flecken:
So bleibt ein blutiges auge zitternd stecken.
Die seele unter des störrischen körpers gewicht
Die nämlichen kämpfe des tags und der lampe ficht.
Wie in einem antlitz voll thränen die leise verwischen ·
In lüften entschwebender dinge schauer sich mischen.
Der mann hat am schreiben · die frau hat am lieben genug.

Schon sieht man auf einzelnen häusern des rauches flug.
Die freudenmädchen mit aschfahlen augendecken
Und offenem mund im stumpfen schlafe sich strecken ·
Die bettlerin abgemagert · mit starrendem blut ·
Bläst sich auf die finger und bläst in die glimmende glut.
Es ist die stunde wo unter frost und entbehren
Die schmerzen der wöchnerinnen sich vermehren.
Wie seufzer gedämpft von erbrochenen blutes schaum
Durchdringen die hahnenrufe den qualmigen raum.
Ein meer von nebeln badet mauern und dächer ·
Die sterbenden in den winkeln der krankengemächer
Stossen beschwerlich die lezten schluchzer heraus –
Die sünder von ihrer arbeit matt gehen nach haus.

Die morgenröte in rosa und grünem gewande
Kommt frierend langsam daher am Seine-strande
Und das düstre Paris das den schlaf aus den augen sich streift ·
Ein rüstiger alter mann · nach dem werkzeuge greift.


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