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Von 1866 bis 1871.


Am Jahresschlusse.

(1866.)

Hast du endlich allverständlich,
Schicksal, deinen Spruch gethan,
Und wie Frühlingsbrausen endlich
Weht's das deutsche Leben an?
Ja, der Bannfluch ist gebrochen,
Der beklemmend auf uns lag,
Und befreit, mit Herzenspochen,
Grüßen wir den jungen Tag.

Wo an Böhmens wald'gen Borden
Siebenmal die Schlacht getobt,
Hat der schwarze Aar vom Norden
Seiner Schwingen Kraft erprobt;
In den Staub von ihr getrümmert
Sank die Fessel, die so lang
Jeden Hoffnungstraum verkümmert,
Der aus deutscher Seele sprang.

Doch, wie stolz im Feld der Waffen
Euer Wurf, ihr Sieger, fiel:
Halb erst steht das Werk geschaffen,
Unsrer Sehnsucht hohes Ziel.
Andern Grund noch gilt's zu legen,
Als des Schwertes freudlos Recht;
Nur in freier Liebe Segen
Knüpft Geschlecht sich an Geschlecht.

Wallt denn, eurer Lorbeerzweige
Würdig, unsrem Volk voran!
Jeder eitle Hader schweige,
Jeder Hohn sei abgethan.
Zeigt, wie schön dem Heldenmuthe
Weisheit sich und Güte paart,
Und am stammverwandten Blute
Ehrt des Geistes Eigenart.

Aber ihr, die dieser Zeiten
Sturm gebeugt, erhebt das Herz!
Künftig Heil will sich bereiten
Und die Wandlung nur ist Schmerz.
Brach auch Theures euch zusammen,
Lernt aufs Ganze gläubig sehn!
Lockernd muß der Holzstoß flammen,
Soll der Phönix auferstehn.

Drum getrost! Und schwört in treuer
Kraft zum großen Vaterland,
Und des heil'gen Opfers Feuer
Schürt es selbst mit frommer Hand!
Werft der Eifersucht Gedanken,
Werft den alten Groll hinein!
Brausend auch die letzten Schranken
Spült hinunter dann der Main.

O wann kommst du, Tag der Freude,
Den mein ahnend Herz mir zeigt,
Da des jungen Reichs Gebäude
Himmelan vollendet steigt,
Da ein Geist der Eintracht drinnen
Wie am Pfingstfest niederzückt
Und des Kaisers Hand die Zinnen
Mit dem Kranz der Freiheit schmückt!


Den Bauleuten.

(Bei Eröffnung des ersten norddeutschen Parlaments.)

Nun aus Ost und West der Sturm
Droht heranzubrausen,
Laßt uns gründen einen Thurm,
Daß wir drinnen hausen!

Baut die Mauern stark und fügt
Fest die Balkenstützen,
Wenn's zur Zeit auch nur genügt,
Uns im Braus zu schützen.

Sind wir unter sicherm Dach
Glücklich erst geborgen,
Läßt für wohnliches Gemach
Sich schon weiter sorgen.

Aber jetzt versäumt die Frist
Nicht mit Glanzentwürfen
Und vor dem, was lieblich ist,
Schafft was wir bedürfen!

Schon aus naher Wolken Schooß
Grollt der Zorn der Winde;
Eilt, daß er nicht obdachlos
Abermals uns finde!

Wann verbraust der Hagelschlag
An den nackten Wänden,
Mögt ihr froh am heitern Tag
Was sie schmückt vollenden.

Freudenschall und Farbenflor
Rufe dann zum Feste,
Und es öffne sich das Thor
Weit für theure Gäste.


Frühlingslied.

(1867.)

Nun vergiß der Klagelieder
Und erhebe dein Gemüth!
Endlich steigt der Lenz hernieder,
Der für dich, mein Volk, erblüht.

An der tausendjähr'gen Eiche
Drängt sich junger Knospen Schwall,
Ein prophetisch Lied vom Reiche
Schmettert drein die Nachtigall.

Sieh, und dichter stets, getroster
Bricht hervor das lichte Grün;
Nur gen Süd ein starr bemooster
Ast noch zaudert mitzublühn.

Kommt herab denn, Himmelskräfte,
Maienthau und Sonnenschein!
Treibt den Strom der Lebenssäfte
Bis ins letzte Reis hinein!

Steht verjüngt vom Frühlingsbrausen
Erst der ganze Baum in Blust,
Wird der Freiheit Aar drin hausen,
Deutsches Volk, zu deiner Lust.

Eines hast du schon errungen,
Daß die Welt, die dich erkennt,
Ehrfurchtsvoll in allen Zungen
Deinen Namen wieder nennt.


Was wir wollen.

(April 1867.)

Was soll dies Spiel der List,
Dies Klirren mit dem Schwerte,
Als ob nach Raub und Zwist
Das deutsche Volk begehrte?
Ein treuer Wunsch allein
Steht uns ins Herz gegraben:
Wir wollen einig sein
Und wollen Frieden haben.

Mag jeder, wie's ihm klug
Bedünkt, sein Haus verwalten!
Wir sind uns selbst genug
Und lassen gern ihn schalten.
Uns ist's nicht Gall' im Wein,
Wenn Andre froh sich laben;
Wir wollen einig sein.
Und wollen Frieden haben.

Nur, wie wir ohne Groll
Das Recht des Nachbars ehren,
So fordern wir, man soll
Auch unsres uns gewähren.
Kein Vormund red' uns drein
Wie willenlosen Knaben;
Wir wollen einig sein.
Und wollen Frieden haben.

Wir wollen endlich fest
Ausbaun die deutschen Hallen,
Nicht wie sie Ost und West,
Nein, wie sie uns gefallen.
Reicht uns die Hand am Main,
Ihr Bayern und ihr Schwaben!
Wir wollen einig sein.
Und wollen Frieden haben.

Wir hassen's insgesammt
Um eitlen Ruhm zu fechten,
Doch hoch zur Nothwehr flammt
Das Schwert in unsrer Rechten.
Dem Störenfried allein
Sei's in die Brust gegraben!
Wir wollen einig sein
Und wollen Frieden haben.


Vorwärts!

(Sommer 1867.)

Durch Deutschlands Gauen hallt das Wetter aus,
Die Luft wird hell, entschieden ist der Strauß;
Zertrümmert liegt, das keiner Schmach gewehrt,
Das Haus am Main, ohnmächt'ger Zwietracht Herd,
Und über'm Schutt, auf bessern Fels gegründet,
Steigt auf der Bau, der schon das Reich verkündet.

Einfügt sich Stein um Stein. Und fällt zersprengt
Manch alter Schmuck, dran unser Herz noch hängt,
Wir bringen ihn getrost, wie traut er war,
Dem großen Vaterland zum Opfer dar,
Und trinken reichres Leben frohgemuthet
Im Strom der Kraft, die aus dem Ganzen flutet.

Du aber kriegerisch Geschlecht, bestellt,
Ein Hort zu sein der jungen deutschen Welt,
Mit deinen Zielen wachse! Was das Schwert
Begann, vollend' es deiner Siege werth!
Das Haupt umkränzt mit frischem Eichenlaube
Laß was verwelkt ist hinter dir im Staube!

Durchbrich in jugendlicher Heldenkraft
Der längst zu eng gewordnen Formel Haft!
Wirf ab den Starrsinn, der was fröhlich blüht,
Gewaltsam nach der Schnur zu ziehn sich müht!
Des jungen Weins lebend'ge Ströme lassen
Sich nimmer in die alten Schläuche fassen.

Du kämpftest nicht nach seellos dumpfem Brauch,
In deinen Fahnen wob des Geistes Hauch;
Das schuf den Sieg dir, daß im Schlachtgewog
Sein Brausen über deinen Fahnen zog;
Mit ihm im Bunde vorwärts! Laß ihn walten
Und die da todt sind sich an Todtes halten!

Du führst den Adler, zieh uns denn voran
Mit Adlersflug auf morgenrother Bahn!
Flieg in der Freiheit Sonne kühn hinein,
Und du wirst deutsch und dein wird Deutschland sein,
Vom Schnee der Gletscher bis zum Bernsteinmeere
Glorreich verjüngt in Eintracht, Macht und Ehre.


Hanseatisches Festlied.

(Am Tage des Aufziehens der Bundesflagge.)

Es ist erwacht mit hellem Schall
Ein wunderkräftig Wort,
Das schwingt wie Osterglockenhall
Von Gau zu Gau sich fort;
Das jauchzt, wo man zur Harfe greift
Beim frohen Schaum des Weins,
Das braust, wo man den Flammberg schleift:
»Du deutsches Land bist eins!«

Vernimm's du alte Hansastadt
Und stimme freudig ein!
An Deutschlands Eiche sei ein Blatt,
In seiner Burg ein Stein!
Schon weht der deutschen Flagge Zier
Von deiner Schiffe Bug,
Und heilverkündend rauscht in ihr
Der Zukunft Athemzug.

Das Reich, das unsre Sehnsucht war,
Das Reich pocht an mit Macht;
Bald hält ein junger Kaiseraar
Ob deinem Schilde Wacht;
Ein neues Leben bricht herein
Stark, einig, groß und frei –
Das ganze Deutschland soll es sein,
Und du sei mit dabei!


Deutsches Leben.

(1867.)

Was steht ihr düster und betroffen,
Die ihr ein deutsch Panier doch tragt,
Nun endlich, endlich unsrem Hoffen
Ein Morgen der Erfüllung tagt?
O bannt von eurer Stirn die Wolke!
Verscheucht den wüsten Traum der Nacht,
Als wär' es aus mit unsrem Volke,
Weil's anders kam, als ihr gedacht.

Denn als der Sturm der sieben Wochen
Die Welt erschüttert nah und fern,
Wohl hat er morsche Zier gebrochen,
Doch nimmer unsres Wesens Kern.
Aus tausend Quellen um die Wette
Braust unversiegt von Ort zu Ort,
Braust stolzer nur im neuen Bette
Der Strom des deutschen Lebens fort.

Noch wettert durch der Schlacht Gedröhne
Das Schwert, ein Blitz in deutscher Hand,
Noch wissen lächelnd unsre Söhne
Zu sterben für das Vaterland.
Und die in schwindelnden Gedanken
Die Herrn der Welt sich schon geglaubt,
Mit bangem Neide sehn die Franken
Den Kranz des Siegs auf unsrem Haupt.

Noch waltet am ererbten Heerde
Der deutsche Bauer schlicht und stark,
Beharrlich, wie die Kraft der Erde,
Die treu ihn nährt mit ihrem Mark.
Noch wächst auf hohem Schloß, dem Ruhme
Nacheifernd, den der Ahn gewann,
Manch kühner Sproß zum Ritterthume
Des Geistes und des Schwerts heran.

Noch blüht gesegnet in der Runde
Der Städte Wandel, Kunst und Fleiß;
Noch wurzelt dort im festen Grunde
Des Bürgersinns der Freiheit Reis.
Im Wettkampf jeder Kraft erschaffen
Gedeiht das Neue Tag für Tag,
Doch bürgt die ernste Pflicht der Waffen,
Daß alte Zucht nicht rosten mag.

Noch läßt zu nimmermüdem Streben
Die Forschung ihre Fackel wehn,
Der Vorzeit reichen Schatz zu heben,
Der Schöpfung Räthsel zu verstehn;
Und wenn bekränzt und vielbewundert
Die goldne Zeit der Dichtung schied,
Noch rauscht dem eisernen Jahrhundert
Begeistrung manch geflügelt Lied.

Noch steht in unsres Lebens Mitte
Wie eine feste Burg das Haus,
Und strömt den Segen edler Sitte
Vom Heerd auf die Geschlechter aus;
Noch birgt sich in der Jungfrau Sinne
Der Unschuld und der Ehren Hort,
Noch scheucht der Cherub reiner Minne
Vom Jüngling den Versucher fort.

Noch wacht mit brünstigen Gebeten
Die Mutter über ihrem Kind,
Noch treibt's den Mann, vor Gott zu treten,
Wenn er ein ernstes Werk beginnt;
Und bricht durch starrer Satzung Schranke
Der ungedämpfte Geist sich Bahn,
Nur treuer wipfelt sein Gedanke
In freier Andacht himmelan.

Drum laßt vom Zagen, laßt vom Grollen!
Im Sturme wuchs uns nur die Kraft
Und mächtig in Gezweig und Schollen
Den Lenz verkündend treibt der Saft.
Erstorbnem weint ihr nach vergebens,
So kommt und thut den Brüdern gleich,
Und auf dem Grund des alten Lebens
Helft uns erbau'n das neue Reich!


Aus den Salzburger Tagen.

(Spätsommer 1867.)

Deutsches Volk, was säumst du länger?
Schau, wie deinem alten Dränger
Schon vor deiner Eintracht graust,
Wie er mit beklemmten Sinnen
Diese Zinnen
Steigen sieht, die du erbaust.

Und du wolltest von dem Werke
Deines Wachsthums, deiner Stärke
Lassen, nun es halb gereift,
Weil mit eingezogner Klaue
Dir der Schlaue
Seinen alten Lockruf pfeift?

Freilich möcht' er dich zerspalten;
Kennt er doch den Spruch der Alten:
»Leicht gebietet wer entzweit.«
Freilich drum in die Gemüther
Deiner Hüter
Sä't er Argwohn, Haß und Neid.

Aber laß dich nicht verwirren!
Achte seinen Rath dem Girren
Jener ersten Schlange gleich!
Baue weiter unverdrossen!
Ihm zum Possen
Bau es aus das deutsche Reich!

Stämme wälz' und Quaderstücke
An den Main und wirf die Brücke
Ueber den entsühnten Strom,
Und, den dort die Fluten waschen,
Aus den Aschen
Richt' empor den Kaiserdom!

Und zur Antwort auf die leise
Buhlende Sirenenweise,
Die so lind sich wiegt im West,
Laß verkünden seine Glocken
Mit Frohlocken
Deines Schirmvogts Krönungsfest!


Ein Ruf über den Main.

(October 1867.)

Nun steht das Haus gegründet
Und prangt im Frührothschein,
Nun ist das Wort verkündet:
Kommt her und tretet ein!
Kein Fremdling soll euch hindern,
Kein Machtspruch fern und nah,
Nach allen ihren Kindern
Verlangt Germania.

Ihr sollt nicht länger tragen
Der Waisen schwarz Gewand,
Ihr sollt nicht fürder fragen:
Wo ist das Vaterland?
Den Hort euch zu gewinnen,
Der jüngst ein Traum noch war,
Reicht nur in treuen Sinnen
Die Hand den Brüdern dar!

Ihr raschen Allemannen
Glückauf! Mit Jubelton
Aus eures Schwarzwalds Tannen
Antwortend grüßt ihr schon.
Ihr habt die heil'ge Lohe
Der Freiheit stets genährt,
Nun schürt getreu die hohe
Auf größerm Opferheerd!

Was säumt ihr ernsten Schwaben,
Vorkämpfer einst im Reich?
Wohl ist an Geist und Gaben
Kein Stamm dem euren gleich;
O laßt den Schatz nicht rosten,
Ihr sollt auch über'm Main
Wo Lichtgedanken sproßten,
Die Bannerträger sein.

Ihr löwenherz'gen Bayern,
Ihr Franken klug und kühn,
Wie lange wollt ihr feiern,
Wo Deutschlands Ehren blühn?
Den Arm, erprobt im Schlagen,
Den Blick voll Weltverstand
Wollt ihr sie träg versagen
Dem großen Vaterland?

Empor! Ihr hofft vergebens,
Ein Volk im Volk zu sein,
Schon reißt der Strom des Lebens
Die dumpfen Schranken ein.
Vertraut euch seinen Wogen
Und sucht ein besser Heil!
Allmächtig angezogen
Zum Ganzen strebt der Theil.

Wohl habt ihr's oft vernommen,
Vom Eberhard das Lied,
Wie er, dem Reich zum Frommen,
Sein stolzes Herz beschied
Und großen Sinns die Krone,
Darnach er selbst begehrt,
Des Nordens starkem Sohne
Darbot am Vogelheerd.

O laßt sein Bild euch mahnen
Und zieht aus Süd und West,
Zieht hin mit euren Fahnen
Zum schönsten Sühnungsfest
Und bringt, die uns verloren
Doch nie vergessen war,
Dem Haupt, das Gott erkoren,
Die Kaiserkrone dar!


Harr' aus!

(December 1867.)

Es stürmt im rauhen Kleid von Eisen
Beschwingten Schritts dahin die Zeit,
Kaum, daß sie dir und deinen Weisen
     Ein Ohr noch leiht.

Umbraust von ihrer Gleise Dröhnen,
Von ihres Marktes ew'ger Hast,
Wie fände sie zum Dienst des Schönen
     Die heitre Rast!

Wie ging' in selbstvergess'ner Freude
Das Herz ihr auf beim Flötenlaut,
Die schallend zu des Staats Gebäude
     Die Quadern haut!

Dem Stoff erst ringt sie ab, dem festen,
Das Werk, dran unsre Sehnsucht hängt;
So murre nicht, daß auch die Besten
     Der Stoff befängt,

Und daß ihr Blick, vom Schaugepränge
Zerstreut, das alle Sinne reizt,
Vorüberschweift, wo keusche Strenge
     Mit Farben geizt.

Willst du den müden Werkmann schelten,
Den rasch unächter Prunk besticht?
Nur laß sein Maß für dich nicht gelten
     Und dein Gedicht.

Dem Gott gehorchend, der die Leyer
Dir weihte, harr' in Treuen aus!
Es folgen Wochen goldner Feier
     Der Zeit des Baus.

Daß dann ein später Kranz dir werde,
Vergiß des Tages flücht'ge Gunst,
Und opfre standhaft fort am Heerde
     Der reinen Kunst.


Deutsche Wanderschaft.

(Frühling 1868.)

Der Wald steht in Blüte, die wilden Schwäne zieh'n,
Mir klingt's im Gemüthe wie Wandermelodie'n;
Zum Stab muß ich greifen, lebwohl altes Haus!
Und singend wieder schweifen ins deutsche Land hinaus.

Ihr blauenden Gipfel, ihr Thäler Gott grüß!
Ihr dunkeln Eichenwipfel wie rauscht ihr so süß!
Ihr wollt mir's erzählen, daß endlich hoffnungsvoll
Durch alle deutschen Seelen ein Lenzodem quoll.

Durch Steingeklüft und Forsten zu klimmen, o Lust!
Auf schwindelnden Horsten zu lüften die Brust.
Tief unten verklingen die Glocken weit umher,
Ein Adler hebt die Schwingen vom Felsen zum Meer.

Ins Brausen der Quellen wie pocht der Hämmer Schlag!
Da fördern die Gesellen das Eisen zu Tag,
Da wächst in rother Erde das Schwert für den Feind,
Der uns am deutschen Heerde noch dreinzureden meint.

Nun kommst auch du geschwommen im frührothen Schein,
Willkommen, willkommen du dunkelgrüner Rhein!
Du tränkst mit goldner Freude dein blühend Geländ,
Und weißt von keiner Scheide, die seine Stämme trennt.

Wie lang wird es währen, Altvater, so preßt
Man wieder deine Beeren zum Kaiserkrönungsfest,
Da kommt auf deinen Wogen im Purpurgewand
Der Hort des Reichs gezogen, das Banner in der Hand.

Dann ruhen die Waffen, dann ist es vollbracht,
Dran tausend Jahr geschaffen, das Werk deutscher Macht,
In Norden und Süden der letzte Zwist gesühnt
Und Freiheit und Frieden, so weit die Eiche grünt.


An König Wilhelm.

(Lübeck, den 13. September 1868.)

Mit festlich tiefem Frühgeläute
Begrüßt Dich bei des Morgens Strahl
Begrüßt, o Herr, in Ehrfurcht heute
Dich unsre Stadt zum erstenmal;
Dem hohen Schirmvogt ihr Willkommen
Neidlosen Jubels bringt sie dar,
Die selbst in Zeiten längst verglommen
Des alten Nordbunds Fürstin war.

Das Banner, das in jenen Tagen
Den Schwestern all am Ostseestrand
Sie kühngemuth vorangetragen,
Hoch flattert's nun in deiner Hand,
In deiner Hand, die auserkoren
Vom Herrn der Herrn, dem sie vertraut,
Das Heiligthum, das wir verloren,
Das deutsche Reich uns wieder baut.

Schon ragt bis zu des Maines Borden
Das Werk, darob dein Adler wacht,
Versammelnd alle Stämm' im Norden
Die Riesenveste deutscher Macht;
Und wie auch wir das Banner pflanzen,
Das dreifach prangt in Farbenglut,
Durchströmt uns im Gefühl des Ganzen
Verjüngte Kraft, erneuter Muth.

Im engen Bett schlich unser Leben
Vereinzelt wie der Bach im Sand;
Da hast du uns was noth gegeben,
Den Glauben an ein Vaterland.
Das schöne Recht, uns selbst zu achten,
Das uns des Auslands Hohn verschlang,
Hast du im Donner deiner Schlachten
Uns heimgekauft, o habe Dank!

Nun weht von Thürmen, flaggt von Masten
Das deutsche Zeichen allgeehrt;
Von ihm geschirmt nun bringt die Lasten
Der Schiffer froh zum Heimatsheerd.
Nun mag am harmlos rüst'gen Werke
Der Kunstfleiß schaffen unverzagt,
Denn Friedensbürgschaft ist die Stärke,
Daran kein Feind zu rühren wagt.

Drum Heil mit dir und deinem Throne!
Und flicht als grünes Eichenblatt
In deine Gold- und Lorbeerkrone
Den Segensgruß der alten Stadt.
Und sei's als letzter Wunsch gesprochen,
Daß noch dereinst dein Aug' es sieht,
Wie über's Reich ununterbrochen
Vom Fels zum Meer dein Adler zieht.


Am Hünengrabe bei Waldhusen.

(Sommer 1869.)

So wölbst du wieder über mir
Dein Schattenzelt von Ast zu Ast?
Willkommen trautes Waldrevier,
Du Stätte meiner Jugendrast!
Dahingerauscht sind zwanzig Jahr,
Seit ich bei dir zu Gaste war.

Die Sonne scheint herab auf euch
Ihr Buchen, wie sie weiland schien,
Es singt im blüh'nden Dorngesträuch
Der Fink die alten Melodien;
Das Bächlein rauscht am alten Ort
Und wie im Traume wandl' ich fort.

Doch plötzlich hier zum Meer hinab
Vertauscht erscheint mir rings die Welt;
Im Walde lag das Hünengrab,
Nun liegt es auf dem freien Feld,
Und wo der Jüngling einst dem Horn
Des Jägers lauschte, wogt das Korn.

Gesegnet sei dem Bauersmann
Des treubestellten Ackers Frucht!
Doch tiefe Wehmuth fällt mich an,
Gedenk' ich an der Dinge Flucht.
Ach, wie das Grün des Waldes schwand
Die Blüte, drin mein Leben stand.

Wo sind die Tage klar und reich,
Da ich im laub'gen Junimond
Der sommerfrohen Schwalbe gleich
Im alten Forsthaus dort gewohnt,
Da jedes Frühroth, jede Nacht
Beglückend mir ein Lied gebracht?

Wo sind die Freunde, die mir dort
Den Becher gastlich eingeschenkt,
Der starke Bruder, dessen Wort
Begeisternd uns wie Wein getränkt?
Ach, hingesunken Haupt an Haupt,
Den Wipfeln gleich, die hier gelaubt.

Genug des Harms! Empor mein Herz
Und halt' im Wechsel muthig Stand!
Zu tragen lerne großen Schmerz
Wer große Freuden einst gekannt,
Und wer im Eignen Schiffbruch litt,
Der leb' im Ganzen doppelt mit.

Der Rasen deckt mein bestes Glück
Und schleichend Siechthum blies mich an;
Doch preis' ich dankbar mein Geschick,
Das mir bis heut den Faden spann:
Ich sah's noch, wie mein Vaterland
Zu jungen Ehren auferstand.

Und ob der Rost der Jahre mir
Gemach den Ton der Harfe dämpft,
Noch flattert meines Lieds Panier
Wo man für Reich und Kaiser kämpft
Und mahnt, wo zwischen Gau und Gau
Der Main sich wälzt, zum Brückenbau.

Getrost denn, einsam Herz! Es zieht
Hell vor dir her wie Frührothschein:
Du darfst vielleicht dein letztes Lied
Dem Tag noch aller Deutschen weihn,
Dem Tag des Heils, von dem du kühn
Hier einst geträumt im Waldesgrün.


Benedikt XIII.

(1869.)

Auf der Burg zu Peniskola, die vom Fels zur Oede blickt,
Am Altar im Kreis der Mönche steht der greise Benedikt.

Einst zum Pontifex erkoren, nun entsetzt durch Kaiserwort,
Barg er, unversöhnlich grollend, wie ein wunder Aar sich dort.

»Herr, das Amt der ew'gen Schlüssel, das du deinem Knechte gabst,
Wer vermag's mir anzutasten! Laß sie dräun! Ich bin der Papst.

Ueber Fürstenmacht und Völker hast du mir Gewalt verliehn;
Wagt zu trotzen mir der Erdkreis, dein Gericht herab auf ihn!«

Und empor das Auge wendend, das des Himmels Blitze sucht,
Spricht er feierlich den Bannfluch, der die ganze Welt verflucht.

Unter Grabgeläut die Kerzen löscht er aus am Hochaltar:
»Also seid im Buch des Lebens ausgethan für immerdar!«

Dumpf erschallt der Chor der Mönche: Tag des Zornes brich heran! –
Doch die Sonne wallt wie gestern ruhig lächelnd ihre Bahn.


Drei Vögel.

(September 1869.)

Ich stand auf hohem Berge
Und schaut' hinab ins Thal,
Drei Vögel sah ich fliegen
Im rothen Abendstrahl.

Was bringst du, schwarzer Rabe?
Du kommst aus Wälschland her –
Ich sah einen greisen Fischer,
Der warf sein Netz ins Meer.

Er warf's mit stolzen Sinnen,
Des reichen Fangs gewiß,
Da ging im Grund ein Brausen,
Das riesige Netz zerriß.

Was bringst du, grauer Habicht?
Du fliegst vom Seinestrand –
Ich sah einen kranken Leuen,
Der sich in Aengsten wand:

»Weh mir, es wankt der Boden
Und ich bin alt und siech!
Was wähl' ich, mich zu retten,
Freiheit oder Krieg?«

Was bringst du, weiße Taube?
Du schwangst dich auf am Main –
Ein schwarzes Wetter sah ich
Vergehn in Sonnenschein.

Ein Regenbogen wölbte
Sich glorreich über'm Strom,
Und wachsend aus den Trümmern
Stieg auf der Kaiserdom.


Kriegslied.

(Juli 1870.)

Empor mein Volk! Das Schwert zur Hand!
Und brich hervor in Haufen!
Vom heil'gen Zorn ums Vaterland
Mit Feuer laß dich taufen!
Der Erbfeind beut dir Schmach und Spott,
Das Maß ist voll, zur Schlacht mit Gott!
        Vorwärts!

Dein Haus in Frieden auszubaun
Stand all dein Sinn und Wollen,
Da bricht den Hader er vom Zaun
Von Gift und Neid geschwollen.
Komm' über ihn und seine Brut
Das frevelhaft vergoss'ne Blut!
        Vorwärts!

Wir träumen nicht von raschem Sieg,
Von leichten Ruhmeszügen,
Ein Weltgericht ist dieser Krieg
Und stark der Geist der Lügen.
Doch der einst unsrer Väter Burg,
Getrost, er führt auch uns hindurch!
        Vorwärts!

Schon läßt er klar bei Tag und Nacht
Uns seine Zeichen schauen,
Die Flammen hat er angefacht
In allen deutschen Gauen.
Von Stamm zu Stamme lodert's fort:
Kein Mainstrom mehr, kein Süd und Nord!
        Vorwärts!

Voran denn, kühner Preußenaar,
Voran durch Schlacht und Grausen!
Wie Sturmwind schwellt dein Flügelpaar
Vom Himmel her ein Brausen,
Das ist des alten Blüchers Geist,
Der dir die rechte Straße weist.
        Vorwärts!

Flieg, Adler, flieg! Wir stürmen nach,
Ein einig Volk in Waffen,
Wir stürmen nach, ob tausendfach
Des Todes Pforten klaffen.
Und fallen wir: flieg, Adler, flieg!
Aus unsrem Blute wächst der Sieg.
        Vorwärts!


Ein Psalm wider Babel.

(Juli 1870.)

Nun ist geschürzt vom Bösen
Der Knoten also fein,
Kein Rath mehr kann ihn lösen,
Er muß zerhauen sein.

Ihr habt verworfen den Frieden,
Den treuer Sinn euch bot,
So soll euch sein beschieden
Streit und Jammer und Noth.

Den ihr, bekränzt die Schläfen,
Gebraut, den Greueltrank,
Bis auf die letzten Hefen
Sollt ihr ihn leeren zum Dank.

Lobsingt nur eurem Götzen
In frechem Gaukelspiel!
Der Herr wird kommen und setzen
Dem wüsten Rausch ein Ziel;

Sein Odem Sturm des Krieges,
Der die Heerschaaren fegt,
Sein Schwert ein Schwert des Sieges,
Das allen Frevel schlägt.

Finster wird sein die Erde
Und der Himmel voll Glut,
Bis an die Zäume der Pferde
Steigen wird das Blut.

Die Ströme werden weichen
Aus ihren Ufern zur Frist,
Weil mit Schutt und Leichen
Ihr Bett verdämmet ist.

Es wird zertreten der Rächer
Die Stätten, da ihr sitzt,
Daß durch die krachenden Dächer
Hochauf die Lohe spritzt.

Und Heulen wird sein auf den Gassen
Und Hunger Haus bei Haus,
Indeß die Wölfe prassen
Und die Geyer am Schmaus.

Das aber mag nicht enden,
Bis ihr dem Lügengeist
Abschwört und von den Lenden
Das Kleid der Hoffahrt reißt;

Bis ihr in Reu vernichtet
Aus eurem Herzeleid
Zum Herrn, der euch gerichtet,
Um Gnad' und Sühnung schreit.

Erst wenn aufs Knie gebogen
Ihr euch bekannt zur Schuld,
Wird Er der Zornflut Wogen
Zerrinnen lassen in Huld.

Sanftleuchtend auf der Wolke
Mag dann der Bogen stehn,
Und am zerschlagnen Volke
Barmherzigkeit geschehn.

Dann mag verwandelt werden
Das Schwert zum Palmenzweig,
Und Friede wird sein auf Erden
Und kommen wird das Reich.


Deutsche Siege.

(August 1870.)

Habt ihr in hohen Lüften
Den Donnerton gehört
Von Forbach aus den Klüften,
Von Weißenburg und Wörth?
Wie Gottes Engel jagen
Die Boten her vom Krieg:
Drei Schlachten sind geschlagen
Und jede Schlacht war Sieg.

Preis euch ihr tapfern Bayern
Stahlhart und wetterbraun,
Die ihr den Wüstengeyern
Zuerst gestutzt die Klau'n!
Mit Preußens Aar zusammen
Wie trutztet ihr dem Tod,
Hoch über euch in Flammen
Des Reiches Morgenroth!

Und ihr vom Gau der Katten,
Und ihr vom Neckarstrand
Und die aus Waldesschatten
Thüringens Höh'n gesandt,
Ihr bracht, zum Keil gegliedert,
Der Prachtgeschwader Stoß;
Traun, was sich so verbrüdert,
Das läßt sich nimmer los.

Und die ihr todverwegen
Von Leichen rings umthürmt
Im dichten Eisenregen
Den rothen Fels erstürmt,
Wo blieb vor euch das Pochen
Auf Frankreichs Waffenruhm?
Sein Zauber ist gebrochen,
Nachbricht das Kaiserthum.

So sitzt denn auf, ihr Reiter,
Den Rossen gebt den Sporn,
Und tragt die Losung weiter:
Hie Gott und deutscher Zorn!
Schon ließ der Wolf im Garne
Ein blutig Stück vom Vließ,
Die Maas hindurch, die Marne,
Auf, hetzt ihn bis Paris!

Und ob die wunden Glieder
Mit der Verzweiflung Kraft
Er dort noch einmal wieder
Empor zum Sprunge rafft:
Dich schreckt nicht mehr sein Rasen
O greiser Heldenfürst!
Laß die Posaunen blasen
Und Babels Veste birst.

Der feigen Welt zum Neide
Dann sei dein Werk vollführt,
Und du, nur du entscheide
Den Preis, der uns gebührt!
Es stritt mit uns im Gliede
Kein Freund, als Gott allein,
So soll denn auch der Friede
Ein deutscher Friede sein.


An der Mosel.

(August 1870.)

Wo der Mosel dunkle Wellen
Um ihr felsig Ufer schwellen,
Schweigt zum drittenmal die Schlacht
Und die feuchten Winde tragen
Lobgesang und Todtenklagen
Fernverhallend durch die Nacht.

Unsre Siegesbanner wogen,
Doch die Bahn, die sie durchflogen,
Ist von theurem Blute roth;
Wo der Eisenregen sprühte,
Sank in Garben, ach, die Blüte
Unsrer Jugend in den Tod.

O wie viel verwaiste Herzen
Nennen euch hinfort mit Schmerzen
Mars la Tour und Gravelotte!
Bleiche Frau'n, zum Tod bekümmert,
Bräute, deren Glück zertrümmert,
Greise Mütter, tröst' euch Gott!

Aber euch, ihr treuen Todten,
Sei der Brüder Schwur entboten,
Zorn'ge Thränen rinnen drein:
Nimmer soll, das ihr vergossen,
Euer Blut umsonst geflossen,
Nimmer soll's vergessen sein!

Eures heil'gen Willens Erben
Schwören wir auf Sieg und Sterben
Treu zu stehn in Wacht und Schlacht;
Keiner soll der Rast gedenken,
Noch das Schwert zur Scheide senken,
Bis das große Werk vollbracht;

Bis des Erbfeinds Trutz vernichtet,
Bis das Bollwerk aufgerichtet,
Das die Zukunft schirmt der Welt,
Und mit rauschendem Gefieder
Ueber euren Gräbern wieder
Deutschlands Aar die Gränzwacht hält.


Am dritten September.

(1870.)

Nun laßt die Glocken
Von Thurm zu Thurm
Durchs Land frohlocken
Im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes
Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes
An uns gethan.
     Ehre sei Gott in der Höhe!

Es zog von Westen
Der Unhold aus,
Sein Reich zu festen
In Blut und Graus;
Mit allen Mächten
Der Höll' im Bund
Die Welt zu knechten
Das schwur sein Mund.
     Furchtbar dräute der Erbfeind.

Vom Rhein gefahren
Kam fromm und stark
Mit Deutschlands Schaaren
Der Held der Mark.
Die Banner flogen
Und über ihm
In Wolken zogen
Die Cherubim.
     Ehre sei Gott in der Höhe!

Drei Tage brüllte
Die Völkerschlacht,
Ihr Blutrauch hüllte
Die Sonn' in Nacht.
Drei Tage rauschte
Der Würfel Fall
Und bangend lauschte
Der Erdenball.
     Furchtbar dräute der Erbfeind.

Da hub die Wage
Des Weltgerichts
Am dritten Tage
Der Herr des Lichts
Und warf den Drachen
Vom güldnen Stuhl
Mit Donnerkrachen
Hinab zum Pfuhl.
     Ehre sei Gott in der Höhe!

Nun bebt vor Gottes
Und Deutschlands Schwert
Die Stadt des Spottes,
Der Blutschuld Heerd.
Ihr Blendwerk lodert
Wie bald! zu Staub
Und heimgefodert
Wird all ihr Raub.
     Nimmermehr dräut uns der Erbfeind.

Drum laßt die Glocken
Von Thurm zu Thurm
Durchs Land frohlocken
Im Jubelsturm!
Des Flammenstoßes
Geleucht facht an!
Der Herr hat Großes
An uns gethan.
     Ehre sei Gott in der Höhe!


Trinkspruch

am 26. October 1870.

Stoßt an im Saft der besten Reben!
Stoßt an: Land Mecklenburg soll leben,
Land Mecklenburg mit Schwert und Pflug!
Die Perle gab es uns der Frauen
Und jenes Paar mit greisen Brauen,
Das unsres Ruhmes Schlachten schlug.

Schon wallt sie längst im Paradiese,
Die hohe Königin Luise,
Die Deutschlands starken Hort gebar,
Doch flammend steht's in tausend Herzen,
Wie sie zur Zeit der Schmach und Schmerzen
Der Engel ihres Volkes war.

Und wollt ihr nach den Helden fragen:
Vom Marschall Vorwärts laßt euch sagen,
Dem blanksten Schwert des Vaterlands;
Die Welt durchhalten seine Siege,
Doch nie zu Rostock seiner Wiege
Vergaß der Greis im Lorbeerkranz.

Den Andern kennt ihr auch, den Alten,
Der hoch und ernst, die Stirn in Falten,
Ein Hüter wacht an Preußens Thron.
Das ist des Kriegsgotts Wagenlenker,
Das ist der kühne Schlachtendenker,
Der Schweiger Moltke, Parchims Sohn.

Drum stoßt im Saft der besten Reben,
Stoßt an: Land Mecklenburg soll leben,
Land Mecklenburg mit Schwert und Pflug!
Die Perle gab es uns der Frauen,
Und jenes Paar mit greisen Brauen,
Das unsres Ruhmes Schlachten schlug.


Der Ulan.

(October 1870.)

Früh Morgens um vier, eh die Hähne noch kräh'n,
Da sattelt sein Roß der Ulan
Und reitet, den Feind und das Land zu erspäh'n,
Den Waffengenossen voran.

Hinjagt er durchs Blachfeld und pirscht durch den Forst,
Hoch flattert sein Fähnlein im Wind,
Und er lugt von der Höh, wie der Falke vom Horst
Und wählt sich die Straße geschwind.

In das sonnige Städtchen da sprengt er hinein,
Am Rathhaus hält er in Ruh,
»Herr Maire, nun schenkt mir vom schäumenden Wein,
Und ein Frühstück gebt mir dazu!

Und schafft mir die prächtigen Rinder daher,
Die am Thor auf den Weiden ich sah,
Und Hafer für zwanzig Schwadronen, Herr Maire,
Denn die Preußen, die Preußen sind da.«

Hei lustige Streife! Hei köstlicher Scherz,
Wenn der Maire seine Bücklinge macht!
Doch freudiger wächst dem Ulanen das Herz,
Wenn die Schlacht durch die Ebene kracht;

Wenn, die Zügel verhängt und die Lanz' in der Faust,
Das Geschwader mit stiebendem Huf
Auf den eisernen Rechen des Fußvolks braust
Unter schallendem Hurrahruf.

Wohl spei'n die Haubitzen Verderben und Tod,
Wohl deckt sich mit Leichen die Bahn,
Und die Luft wird wie Blei und die Erde wird roth,
Doch vorwärts stürmt der Ulan.

Und rinnt auch das Blut von den Schläfen ihm warm:
Durch Geknatter und Kugelgesaus
Kühn setzt er hinein in den dichtesten Schwarm.
Und holt sich den Adler heraus.

Und Viktoria schallt's durch's Getümmel herauf,
Schon wanken die feindlichen Reih'n,
Und das Wanken wird Flucht und die Flucht wird Lauf,
Der Ulan, der Ulan hinterdrein.

Hinterdrein durch den Fluß, wo die Brücke verbrannt,
Durch das Dorf, das der Bauer verließ,
Mit Gott für König und Vaterland
Hinterdrein, hinterdrein bis Paris.

Dort giebt's einen Tanz noch im eisernen Feld,
Bis der Franzmann den Athem verliert
Und Wilhelm der Sieger, der eisgraue Held,
Im Louvre den Frieden diktirt.

Doch wenn dann die blutige Arbeit gethan,
Und die Stunde der Heimkehr erschien,
Wie reitet so stattlich im Glied der Ulan
Am Einzugstag in Berlin!

Da steht an den Linden die rosigste Dirn
Und sie jubelt vor Stolz und vor Lust:
O wie lieb ich dich erst um die Narb' auf der Stirn
Und das eiserne Kreuz auf der Brust!


An Deutschland.

(Januar 1871.)

Nun wirf hinweg den Wittwenschleier,
Nun gürte dich zur Hochzeitsfeier,
O Deutschland, hohe Siegerin!
Die du mit Klagen und Entsagen
Durch vier und sechzig Jahr getragen,
Die Zeit der Trauer ist dahin;

Die Zeit der Zwietracht und Beschwerde,
Da du am durchgeborst'nen Heerde
Im Staube saßest tiefgebückt,
Und kaum dein Lied mit leisem Weinen
Mehr fragte nach den Edelsteinen,
Die einst dein Diadem geschmückt.

Wohl glaubten sie dein Schwert zerbrochen,
Wohl zuckten sie, wenn du gesprochen,
Die Achsel kühl im Völkerrath,
Doch unter Thränen wuchs im Stillen
Die Sehnsucht dir zum heil'gen Willen,
Der Wille dir zur Kraft der That.

Und endlich satt, die Schmach zu tragen,
Zerrissest du in sieben Tagen
Das Netz, das tödtlich dich umschnürt,
Und heischtest, mit beerztem Schritte
Hintretend in Europas Mitte,
Den Platz zurück, der dir gebührt.

Und als der Erbfeind dann, der Franze,
Nach deiner Ehren jungem Kranze
Die Hand erhub von Neid verzehrt,
Zur Riesin plötzlich umgeschaffen,
Wie stürmtest du ins Feld der Waffen,
Behelmte, mit dem Flammenschwert!

O große, gottgesandte Stunde,
Da deines Haders alte Wunde
Die heil'ge Noth auf ewig schloß,
Und wunderkräftig dir im Innern
Aus alter Zeit ein stolz Erinnern,
Ein Bild zukünft'ger Größe sproß!

Wie Erz durchströmte deine Glieder
Das Mark der Nibelungen wieder,
Der Geist des Herrn war über dir,
Und unterm Schall der Kriegsposaunen
Aufpflanztest du, der Welt zum Staunen,
In Frankreichs Herz dein Siegspanier.

Da war dir bald, mit Blut beronnen,
Des Rheins Juwel zurückgewonnen,
Dein Kleinod einst an Kunst und Pracht,
Und dessen leuchtend Grün so helle
In Silber faßt die Moselwelle,
Der lotharingische Smaragd.

O laß sie nicht verglüh'n im Dunkeln!
Verjüngten Glanzes laß sie funkeln
Ins Frühroth deiner Osterzeit!
Denn horch, schon brausen Jubellieder
Und über deinem Haupte wieder
Geht auf des Reiches Herrlichkeit.

Durch Orgelton und Schall der Glocken
Vernimmst du deines Volks Frohlocken?
Den Heilruf deiner Fürstenschaar?
Sie bringen dir der Eintracht Zeichen,
Die heil'ge Krone sonder Gleichen,
Der Herrschaft güldnen Apfel dar.

Auf Recht und Freiheit, Kraft und Treue
Erhöh'n sie dir den Stuhl aufs neue,
Drum Barbarossas Adler kreist,
Daß du, vom Fels zum Meere waltend,
Des Geistes Banner hoch entfaltend,
Die Hüterin des Friedens seist.

Drum wirf hinweg den Wittwenschleier!
Drum schmücke dich zur Hochzeitsfeier
O Deutschland, mit dem grünsten Kranz!
Flicht Myrten in die Lorbeerreiser!
Dein Bräut'gam naht, dein Held und Kaiser
Und führt dich heim im Siegesglanz.


Zur Friedensfeier.

(18. Juni 1871.)

Flammt auf von allen Spitzen,
Ihr Feuer deutscher Lust
Und weckt mit euren Blitzen
Ein Danklied jeder Brust!
Das grause Spiel der Waffen
Mit Gott ist's abgethan,
Und, die das Schwert geschaffen,
Die Palmenzeit bricht an.
     Preis dem Herrn, dem starken Retter,
     Der nach wunderbarem Rath
     Aus dem Staub uns hob im Wetter
     Und uns heut im Säuseln naht!

Nun ward in Eins geschmiedet
Was eitel Stückwerk war,
Nun liegt das Reich umfriedet
Vor Arglist und Gefahr.
Vom Alpenglüh'n zum Meere,
Vom Haff zur Mosel weht
Das Banner deutscher Ehre
In junger Majestät.
     Preis dem Herrn, dem starken Retter,
     Der nach wunderbarem Rath
     Aus dem Staub uns hob im Wetter
     Und uns heut im Säuseln naht!

Wie braust von Stamm zu Stamme
Ein Leben reich und stolz,
Seit der Begeistrung Flamme
Was starr sich mied verschmolz,
Seit am vereinten Werke
Des Südens Flügelkraft,
Des Nordens klare Stärke
Wetteifernd ringt und schafft!
     Preis dem Herrn, dem starken Retter,
     Der nach wunderbarem Rath
     Aus dem Staub uns hob im Wetter
     Und uns heut im Säuseln naht!

Der in der Feuerwolke
Voran uns zog im Krieg,
Nun send' er unsrem Volke
Die Kraft zum letzten Sieg,
Die Kraft, auch aus den Herzen
Der Lüge finstre Saat,
Das Wälschthum auszumerzen
In Glauben, Wort und That.
     Preis dem Herrn, dem starken Retter,
     Der nach wunderbarem Rath
     Aus dem Staub uns hob im Wetter
     Und uns heut im Säuseln naht!

Zieh ein zu allen Thoren
Du starker deutscher Geist,
Der aus dem Licht geboren
Den Pfad ins Licht uns weist,
Und gründ' in unsrer Mitte
Wehrhaft und fromm zugleich
In Freiheit, Zucht und Sitte
Dein tausendjährig Reich!
     Preis dem Herrn, dem starken Retter,
     Der nach wunderbarem Rath
     Aus dem Staub uns hob im Wetter
     Und uns heut im Säuseln naht!



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