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Schleswig-Holstein.


Protestlied.

(1846.)

Es hat der Fürst vom Inselreich
Uns einen Brief gesendet;
Der hat uns jach auf einen Streich
Die Herzen umgewendet.
Wir rufen: Nein! und aber: Nein!
Zu solchem Einverleiben,
Wir wollen keine Dänen sein,
Wir wollen Deutsche bleiben.

Wir alle sind hier, alt und jung,
Aus deutschem Thon geknetet,
Wir haben deutsch gescherzt beim Trunk,
Und deutsch zu Gott gebetet.
Man soll uns schenken deutschen Wein
Und deutsche Satzung schreiben,
Wir wollen keine Dänen sein,
Wir wollen Deutsche bleiben.

Dem Herzog haben sie gesagt,
Er soll die Zügel schärfen,
Wir würden stumm uns und verzagt
Der Willkür unterwerfen.
Drum singt's in seine Burg hinein,
Daß zittern alle Scheiben:
Wir wollen keine Dänen sein,
Wir wollen Deutsche bleiben.

Nicht sühnt uns fremder Herrschaft Putz
Die eingebornen Schmerzen;
Es grollt der alte Sachsentrutz
Noch heut in unsern Herzen;
Der Albion nahm im blut'gen Reihn,
Kann auch ein Joch zerreiben;
Wir wollen keine Dänen sein,
Wir wollen Deutsche bleiben.

Hie deutsches Land trotz Spruch und Brief!
Ihr sollt's uns nicht verleiden.
Wir tragen Muth im Herzen tief,
Und Schwerter in den Scheiden.
Von unsern Lippen soll allein
Der Tod dieß Wort vertreiben:
Wir wollen keine Dänen sein,
Wir wollen Deutsche bleiben.


Kriegslied.

(1846.)

Und wenn uns nichts mehr übrig blieb,
So blieb uns doch ein Schwert,
Das zorngemuth mit scharfem Hieb
Dem Trutz des Fremdlings wehrt;
So blieb die Schlacht als letzt Gericht
Auf Leben und auf Tod;
Und wenn die Noth nicht Eisen bricht,
Das Eisen bricht die Noth.

Wohlauf, du kleine Schaar, wohlauf,
Vertrau' auf Gott den Herrn!
Es geht ein Stern am Himmel auf,
Das ist der Freiheit Stern.
Als wie ein Frühlingssturm erbraust
Der Völker Aufgebot;
Da fährt an's Eisen jede Faust,
Das Eisen bricht die Noth.

Und ob der fremden Söldner Schaar
Wie Dünensand sich mehrt:
Getrost, je größer die Gefahr,
Je höher Herz und Schwert!
Und ob aus seiner Höllenburg
Der Teufel selber droht:
Ein kühner Muth geht mittendurch,
Das Eisen bricht die Noth.

Schon hallt des Feinds Trompetenruf,
Kanonen brummen drein.
Wohlauf, wohlauf mit raschem Huf
In seine Lanzenreihn!
Es klingt der Stahl, es steigt der Brand,
Die Bronnen springen roth –
So grüß dich Gott mein deutsches Land!
Das Eisen bricht die Noth.


Sonette.

(1846.)

I.

Deutschland, die Wittib, saß im Trauerkleide
Und ihre Stimme war von Stöhnen heiser,
Da man sie schied von ihrem Herrn und Kaiser,
Dem sie verschworen war mit theurem Eide.

Doch ist ein Tröster kommen ihrem Leide:
Der Geist der Eintracht, welcher nun mit leiser
Gewalt um ihre Stirn die Eichenreiser
Zusammenhält, daß keins vom Kranze scheide.

Kaisererbe, Geist voll Kraft und Milde,
Die Stunde schlug, der Welt an allen Enden
Zu künden, daß du seist kein Wahngebilde.

Der Däne wagt's, ein deutsch Geschlecht zu schänden;
O deck' es zu mit deinem breiten Schilde,
Und mit dem Schwert umgürte deine Lenden!


II.

Deutschland, bist du so tief vom Schlaf gebunden,
Daß diese fremden Zwerge sich getrauen,
Mit frechem Beil in deinen Leib zu hauen,
Als könntest du nicht spüren Streich und Wunden?

Ist deine Ehre so dahingeschwunden
Im Mund der Völker daß sie keck drauf zu bauen,
Mit theilnahmloser Ruhe würden schauen
Die Schmach des kranken Gliedes die gesunden?

Erwach' und steig' empor in Zornes Lohen!
Laß aus der Brust, die nicht umsonst sich brüstet,
Die Riesendonner deiner Stimme drohen!

Da werden die nach deinem Raub gelüstet
Entsetzt zerstäuben, wie die Troer flohen
Beim Ruf Achills, noch eh' er sich gerüstet.


III.

Es ist ein Ruf ins Niederland gekommen
Vom Gau her, wo der Eider Fluten münden,
Der jede deutsche Seele muß entzünden,
Und war sie nie bis heut in Zorn erglommen.

Vom Niederlande hat's der Harz vernommen,
Da schrie er auf aus seinen hundert Schlünden,
Dem Fichtelberg die Botschaft zu verkünden;
Der rief den Alpen sie, vor Grimm beklommen.

Die Alpen sandten sie nach Ost und Norden
Mit Rhein und Donau, die im Wogenbrande
Wie Zornesadern schwollen aus den Borden.

Nun wissen's schon die Kinder weit im Lande,
Und alle Stimmen sind Ein Schrei geworden,
Ein Schrei nach Sühne für so große Schande.


IV.

Das Elsaß, roth im Schmuck der Purpurtraube,
Den Blutrubin in unsres Reichs Geschmeide,
Ausbrach der Frank' ihn mit des Schwertes Schneide,
Daß er in seines Königs Kron' ihn schraube.

Doch da er's that, lag unser Volk im Staube
Blutrünstig, mit zerrissnem Eingeweide,
Und so ersäuft in tausendfachem Leide,
Daß keiner fragen mochte nach dem Raube.

Und dennoch grollen wir mit unsern Vätern,
Daß sie, wiewohl bis auf den Tod zerspalten,
Verloren was verloren blieb uns Spätern.

Wie sollten wir nun, die wir stark uns halten,
An unsern Enkeln werden zu Verräthern,
Das thuend, drum wir unsre Ahnen schalten!


V.

Der alte Münster spricht im Glockenklange:
Mich hieß die deutsche Kunst in bessern Tagen
Mit meinen Gipfeln in die Sterne ragen,
Doch steh' ich längst betrübt in welschem Zwange.

Jetzt, wo ich schaue nach der Zeiten Gange,
Gewahr' ich, daß auf's neu mit frechem Wagen
Ein Fremdling sich vermißt, ein Glied zu schlagen
Vom deutschen Leib, und lauschen muß ich bange.

Gelingt's ihm: weh, so will im Staub ich trauern,
Die Gluten meiner Rose sollen bleichen,
Mit Seufzern will ich sprengen Thurm und Mauern.

Doch glückt's ihm nicht, so soll's mir sein ein Zeichen:
Auch meine Knechtschaft wird nicht ewig dauern,
Einst werd' ich ausgelöst mit Schwertesstreichen.


VI.

Nun sei versiegelt jeder kleine Hader,
Verstummt jedwede Klage, die wir sangen,
Da unser aller Feind sich unterfangen,
Aus unsrer Burg zu brechen eine Quader.

Wem deutsches Blut noch füllt die Herzensader,
Nach anderm Recht nicht soll er jetzt verlangen,
Als schwertgerüstet, Zornglut auf den Wangen,
Zu stehn mit seinen Brüdern im Geschwader.

Einmüthig gilt's das Banner hoch zu tragen,
Bis auf den Raub der Fremdling hat verzichtet,
Wo nicht, bis daß im Blut er liegt erschlagen.

Wenn dann am Meer das Siegsmal aufgerichtet,
Dann laßt uns gehn, im Eichenforst zu tagen,
Und unser eigner Handel sei geschlichtet.


VII.

Vom Holger Dänen klingt mir's in den Sinnen,
Und von Morgand, der Königin der Feyen,
Die stete Jugend ihm ließ angedeihen,
Ihn in des Meers Krystallpalast zu minnen.

Er aber floh mit schnellem Schiff von hinnen,
Am Land ein rosig Königskind zu freien;
Da brach der Zauber, und er stand im Reihen,
Sein Goldhaar greis, sein Purpur Bettlerlinnen.

Die alte Sage will dein Bild dir zeigen,
Dänemark, doch glaubst du keiner Sage,
Da du die deutsche Maid begehrst zu eigen.

Wohlauf denn Holger, auf zum Brautgelage,
Zum Hochzeitstanz, wo Schwerter sind die Geigen,
Daß deine ganze Blöße kommt zu Tage!


VIII.

Muttersprache, reichste aller Zungen,
Wie Lenzwind schmeichelnd, stark wie Wetterdröhnen,
In deren dreimal benedeiten Tönen
Zuerst erfrischt das Wort des Herrn erklungen,

Mit ehrnen Banden hältst du uns umschlungen,
Uns alle, die du zählst zu deinen Söhnen,
Daß keiner sich dem Machtspruch mag gewöhnen,
Der ihm mit anderm Laut in's Ohr gedrungen.

Nun aber wollen dir die Weltgestalter
Entziehn ein ganz Geschlecht nach ihren Launen,
Und dänisch wälschen soll's im neuen Alter.

Wohl mag dich, Mutter, fassen drob ein Staunen,
Doch zage nicht! Nein, greif' auf deinem Psalter
Ein wehrhaft Lied, schmetternd wie Kriegsposaunen!


IX.

Mich will's bedünken fast gleich einem Schwanke,
Daß dieses Inselreich, das kleine schwache,
Aufbäumend wie ein zorn'ger Meeresdrache,
Sich wider uns erhebt zu grimmem Zanke.

Denn Eines Streichs nur braucht's, so liegt zum Danke
Für solchen Trotz es da in blut'ger Lache,
Es sei denn, daß vor unsrer starken Rache
Der Slav' es wolle schirmen oder Franke.

Doch wär' es so, und spie' aus seinen Kreisen
Der Eispol Schaaren her wie Sand am Meere,
Und brüllte Frankreich, seinen Ruhm zu speisen:

Auf dann, mein Volk, die Herzen hoch, die Speere!
Dann gält' es erst, im Kampf uns zu erweisen,
Im ein'gen Riesenkampf um Deutschlands Ehre.


X.

O hätt' ich Drachenzähne statt der Lieder,
Daß, sät' ich sie auf diese dürre Küste,
Draus ein Geschlecht von Kriegern wachsen müßte,
Im Waffentanz zu rühren Eisenglieder.

Sie alle sollten Deutschlands Heerschild wieder
Erhöhn, unnahbar jedem Raubgelüste,
Und nimmer fragen nach des Kampfes Rüste,
Bis Hauch des Siegs umspielt ihr Helmgefieder.

Nun hab' ich Worte nur, allein wie Saaten
Will ich sie streun in deutsche Seelen wacker,
Ob hier und dort mag eine Frucht gerathen.

Doch soll draus aufgehn nicht ein Zorngeflacker,
Nein, ruhig ernst ein Muth zu großen Thaten.
Du aber, Herr, bereite selbst den Acker!


XI.

Es sprach der Herr zu uns in Krieges Lohen:
Seid einig, und wir waren's eine Stunde,
Doch lachten wir des Worts aus seinem Munde,
Da am Gewölk der Glutschein kaum entflohen.

Nun läßt er wieder seine Stimme drohen,
Und mahnt uns festzustehn im guten Bunde.
O hört den Ruf ihr Niedern in der Runde,
Und beugt euch ihm auf eurem Thron ihr hohen!

Denn also spricht Er: Habet ihr danieden
Vergessen schon der Trübsal eurer Herzen,
Die auf euch kam, da ihr euch jüngst geschieden?

Seid Eins, sonst muß ich euch gleich spröden Erzen
Zerbrechen, oder neu zusammenschmieden
Im Feuer meines Zorns und eurer Schmerzen.


XII.

Es sitzt die Zeit am großen Webestuhle,
Im Teppich der Geschicht' ein Bild zu weben;
Schon seh' ich hin und her die Fäden streben,
Der Rieseneinschlag rauscht, es dröhnt die Spule.

Noch kannst du wählen, Deutschland, ob zur Buhle
Sie dich dein sternbekrönten Ruhm soll geben,
Ob im Geweb' ein Schmachbild du willst leben,
Ein Hohn den Völkern bis an's fernste Thule.

Sprich aus – doch gilt kein Zaudern jetzt, noch Zagen –
Willst hülflos du von deinem Angesichte
Die Kinder stoßen, die dein Schooß getragen?

Sprich, oder willst in grollendem Gerichte
Die sie bedrängen du zu Boden schlagen? –
Thu deinen Spruch! Es harrt die Weltgeschichte.


Klage.

(1850.)

Das treibt das Blut mir heiß ins Angesicht,
Daß, wo ich schweifen mag im fremden Lande,
Ich hören muß des deutschen Namens Schande,
Und darf nicht sagen, daß man Lüge spricht,
Ob mir vor Scham und Gram darob das Herz zerbricht.

Denn ach, der Mund, einst aller Treue Hort,
Der deutsche Mund, deß Spruch gleich theuren Eiden,
Von Zucht und Wahrheit lernt er sich zu scheiden;
Zerbrechlich worden ist wie Glas sein Wort,
Und seine Schwüre thaun wie Schnee um Ostern fort.

Und du, o deutsches Schwert, das scharf gefegt
Durch hundert Schlachten kühn sich Bahn gebrochen,
Was zagst du, in der Scheide nun verkrochen,
Als wärst du Schilf, das keine Wunden schlägt,
Sobald nur Moskau's Zar die Stirn in Runzeln legt!

Ach, da's um Treu und Muth bei uns geschehn,
Da neigt ihr Haupt und starb die deutsche Ehre
Fragt nach bei Schleswig zwischen Meer und Meere!
Da liegt sie eingescharrt; die Winde gehn
Mit Pfeifen drüberhin. Wann wird sie auferstehn!


Conferenz von London.

(1852.)

Land am blauen Sunde
Mit deutschem Blut getauft,
So bist du denn zur Stunde
Verrathen und verkauft!

Die Herrn am grünen Tische
Verdammen dich zum Joch;
Zwar schienen faul die Fische,
Allein man briet sie doch.

Wo Franzmann, Brit' und Russe
Nach ihrem Sinn getagt,
Da ziemt's, daß man zum Schlusse
Gehorsamst Amen sagt.

Was gilt denn auch der Bettel
Von Deutschland's Ehr' und Ruhm,
Glückt nur der Küchenzettel
Für's dän'sche Königthum?

Was sind zwei Herzogshüte,
Die man vom Reiche bricht,
Wenn Seiner Lordschaft Güte
Ein Lächeln uns verspricht?

Und doch, ihr Köch' und Meister,
Mir bangt, daß blitzbewehrt
Ein Schwarm einst zorn'ger Geister
Aus eurem Kessel fährt.

Dann wird's wie Sturmesbrausen
Durch Deutschlands Stämme gehn,
Dann werdet ihr mit Grausen
Die Welt in Flammen sehn,

Bis jenes Blatt der Schande,
Das feig ihr unterschriebt,
Verzehrt vom Riesenbrande
In alle Winde stiebt.


Beim Ausbruche des Krieges.

(Februar 1864.)

Wir waren also lang im Traum gelegen,
Daß uns der Kraft Gedächtniß schier entschwunden,
Ein schwüler Zauber hielt den Sinn gebunden,
Da blitzt es auf – o jeder Blitz ein Segen!

Ich grüße dich du heil'ger Feuerregen,
Du Sturm des Zorns nach so viel bangen Stunden!
In deinen Flammen werden wir gesunden,
Und jauchzend schlägt dir diese Brust entgegen.

Vorbei ist's endlich mit dem Dräu'n und Rügen,
Es spricht die That, wo Worte nichts verfingen;
Das Schwert durchhaut das Schmachgeweb der Lügen.

Vorwärts ihr Adler mit den starken Schwingen!
Schon athmet Deutschland auf bei euren Flügen,
Und stimmt die Harfen, euren Sieg zu singen.


Das Lied von Düppel.

(April 1864.)

   Was klingt aus den Städten wie helles Festgeläut?
Die Pauken und Drommeten was jubeln sie heut?
Was brausen und jagen die Wasser der Schlei?
Der Feind ist geschlagen und Schleswig ist frei.

   Bei Düppel dort am Meere, vor Alsen am Sund
Da rangen die Heere auf blutgetränktem Grund;
Da galt's auf die Schanzen im Siegessturmgewog
Den Adler zu pflanzen anstatt des Danebrog.

   Von Kugeln umsungen, vom heißen Tod umkracht,
Die märkischen Jungen, wie stritten sie mit Macht!
Wie lernten sie das Steigen auf schlüpfriger Bahn!
Es ging wie im Reigen; der Beeren war voran.

   Wohl mancher der Braven sank mit ihm in den Sand;
Du fielst, o tapfrer Raven, das Schwert in der Hand,
Und du am Pulverfasse, getreuer Winkelried!
Der Klinke'schen Gasse gedenkt noch manch ein Lied.

   Doch als auf den Wällen nun flog das Siegspanier,
Da bliesen die Gesellen: Herr Gott dich loben wir!
Das hat sich erschwungen wie Abels Opferbrand,
Das ist hinausgeklungen bis tief in's deutsche Land.

   Im sonnigen Meere nun spiegelt sich auf's neu
Die preußische Ehre, die alte deutsche Treu;
Und war sie geschändet, wie stralt sie doppelt rein!
Und habt ihr sie verpfändet, ihr löstet sie ein.

   Ihr Meister der Staaten und geht ihr nun und tagt,
So woll' euch Gott berathen, auf daß ihr nicht zagt!
Sprecht: Nichts von Vertragen! Nun bleibt es dabei,
Der Feind ist geschlagen und Schleswig ist frei.



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