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Als Agnes am folgenden Morgen aufstand, war der erste Schnee gefallen. Die Erinnerungen ihrer Kindheit waren noch so lebendig in ihr, daß sie sich darüber freute. Dann fiel ihr aber ein, daß nun wohl eine Schlittenparthie stattfinden werde, und wer würde sie dann fahren wollen? und wen mußte sie abweisen? Sie wurde verstimmt, denn sie war noch zu jung, zu fröhlich und zu lebenslustig, um nicht in einer aufgegebenen Schlittenparthie ein kleines Mißgeschick zu sehen. Aber sie hatte so viele Vorbereitungen für die Abendgesellschaft zu treffen, daß sie ihren Gedanken nicht Muße lassen konnte. Kurz vor Tisch kam ihr Vater zu ihr herüber.
»Wer glaubst Du wohl, daß eben bei mir war?«
»Waldheim.«
»Getroffen! Du weißt, daß Prinz Ernst morgen eine große Jagdparthie giebt. Heute in aller Frühe hat er nun zu den Herren geschickt, die für morgen bereits zu ihm geladen sind, und sie bitten lassen, im Schlitten hinauszukommen; Jeder aber soll eine Dame fahren, zu welchem Zweck er die Liste der einzuladenden Damen den Cavalieren zugeschickt hat. Da Prinz Waldheim, als der vornehmste der fremden Gäste, die Liste zuerst erhielt, so hatte er ganz freie Wahl unter den Damen und hat seinen Namen neben den Deinigen geschrieben. Er ist nun bei mir gewesen, damit ich seine Wahl genehmige«.
»Und Du?«
»Ich habe ihm gesagt, Du hättest gestern den ganzen Tag und die Nacht heftige Zahnschmerzen gehabt. Ich konnte ihm nicht bestimmt absagen, weil Du noch heute bei unsern Gästen als Hausfrau figuriren mußt. Es war mir ordentlich peinlich, ihn offenbar von unserer heutigen Gesellschaft unterrichtet zu wissen und ihn nicht einladen zu dürfen; aber wir müssen fest sein.«
»Ich muß also heute Abend jeden Gast mit einer Jeremiade über meine Zahnschmerzen empfangen,« lachte Agnes, »und morgen früh dem Prinzen sagen lassen: ich habe eine geschwollene Wange.«
Am Nachmittage kam Agnes' Tante, Frau von Berlep, eine junge Wittwe und der einzige vertraute Umgang von Agnes.
»Waldheim ist eben in Verzweiflung bei mir gewesen,« sagte sie beim Eintritte, »weil Du morgen nicht mit ihm fahren willst. Er fürchtet, Dich ohne seinen Willen beleidigt zu haben, und ist außer sich darüber. Was fällt Dir denn auf einmal ein? Warum willst Du denn Deinen getreuen Anbeter so plötzlich heimschicken?
»Ich habe Zahnweh, liebe Emma.«
»Ah bah! Und hast nicht einmal ein Tuch umgebunden. Das mache eine Andere glauben!«
»Nun denn, ich will es Dir ehrlich sagen, man spricht so viel vom Prinzen und von mir, daß ich der Sache ein Ende machen will. Es fängt an, mir unangenehm zu werden.«
»So plötzlich? Du hast Dir doch noch vorgestern von ihm recht tüchtig den Hof machen lassen.«
»Was habe ich denn gethan? Bist Du doch den ganzen Abend an meiner Seite gewesen, ich trenne mich ja in Gesellschaft nie von Dir; Du weißt also am besten, ob ich ihn bei seinen fortwährenden Aufmerksamkeiten aufgemuntert habe.«
»Aufgemuntert? Nein. Aber,« fügte Frau von Berlep laut lachend hinzu, »Du findest Dich mit bewun dernswerther Ergebung in das überaus traurige und schreckliche Schicksal, vom schönsten und hervorragendsten jungen Manne, von einem jungen Prinzen, wie sie in Mährchen geschildert werden, ›rothwangig, blondlockig, blauäugig und gewachsen wie eine Tanne‹, angebetet zu werden.«
»Ja, ein Prinz wie in den Mährchen: ohne Thron und ohne Land.«
»Verzeihe, er hat einen Thron, wenn auch nur einen ganz kleinen, und ein Land, wenn auch nur ein noch kleineres. Ich sage mit unserer alten Bettlerin, unserm gemeinschaftlichen Schützling: Es ist nicht besser, als wenn der Mensch wenig hat, dann kann er's auch übersehen.«
»Du bist sehr boshaft, Emma,« sagte etwas gereizt Agnes. »Um Dich verdient es der Prinz wahrhaftig nicht, daß Du Dich so über ihn lustig machst. Welche Aufmerksamkeiten hat er immer für Dich!«
»Liebes, theures Kind – für diese Aufmerksamkeiten brauche ich ihm wahrhaftig nicht dankbar zu sein; das geschieht nur Deinetwegen. Wenn Du mit einem Andern tanzest, setzt er sich neben mich und unterhält mich von – Dir. Er hat Aufmerksamkeiten für mich, um sie für Dich haben zu können. Ich bin weiter nichts für ihn, als was man in Wien einen Elephanten und in München eine Schnepfe nennt.«
»Du kannst aber doch gewiß nicht sagen,« fragte Agnes noch gereizter, »daß Du das für mich bist?«
»Wenn ich es auch für Dich wäre, dann, liebstes Kind, wäre ich es ganz ohne Dein Wissen! Ich kenne Dein unschuldiges und zugleich hochmüthiges Herz, das es verschmäht, einen Mann contre vent et marée erobern zu wollen, und sich sicher seiner Koketterien bewußt ist. Aber da wir doch einmal so offen darüber reden – gefährlich finde ich die Sache jedenfalls.«
»Für wen?«
»Für Dich. Denn um seine selbst heraufbeschworenen Gefahren kümmere ich mich wahrhaftig nicht, mag er drin zappeln, er verdient es nicht besser, und gestorben ist noch kein Mann am gebrochenen Herzen. Aber Dir, Dir soll kein Leid widerfahren – Du bist zu gut dazu, um Dich in einen Prinzen zu verlieben.«
»Wenn der Prinz ein Genie wäre, warum nicht? Und wenn es der Kaiser von Oesterreich wäre, ich würde ihm huldigen mit allen Fasern meines Herzens – glaube mir, mein Herz besitzt auch Kraft, um so ein Gefühl zu verschließen!«
Emma brach in ein unauslöschliches Gelächter aus und Agnes wurde böse.
»Was unterhält Dich denn jetzt so sehr?«
»Daß Du von der Möglichkeit sprachst, Dich in den Kaiser von Oesterreich zu verlieben! O der gute Ferdinand« – konnte sie vor Lachen kaum herausbringen, wenn Du ihn je gesehen hättest!«
»Wer denkt denn an den Kaiser Ferdinand! Höre mich ernsthaft an, liebe Emma, nicht weil Waldheim ein Prinz ist, werde ich ihn nicht lieben, sondern weil er nicht ein Mann ist, wie ich meine, daß ein Mann sein müßte, dem man sein eigenstes Selbst aufopfert.«
Emma war plötzlich eine Andere geworden. Ihr sprechendes Gesicht, das eben nur Spott und Lustigkeit ausgedrückt, trug jetzt den Stempel besonnener Ueberlegung und warmer Theilnahme. Sie ergriff Agnes' Hand.
»Verzeihe, Kind, daß ich eben so ausgelassen war. Ich habe Dir wehe gethan, denn ich sehe, daß Du wirklich ernsthaft sprichst. Doch nun eine Antwort auf Deine Behauptung, daß Waldheim nicht dem Ideal gleichkomme, welches unsereins sich von einem Manne macht. Weißt Du, daß Du ihm sehr unrecht thun könntest?«
»Wie so?«
»Waldheim ist freilich drei Jahre älter als Du, aber im Vergleiche mit Dir doch ein Kind.«
Ich verstehe Dich nicht.«
»Ich will nur sagen, daß Waldheims Character, sein ganzes Wesen noch nicht entwickelt ist. Er hat viele Fehler: er ist selbstsüchtig, eitel, unbesonnen. Das sind Alles Fehler eines Kindes. Er hat hingegen nicht einen einzigen Fehler, der erst mit der Entwicklung kommt: er ist nicht falsch, nicht egoistisch, nicht nachtragend oder rachsüchtig.«
»Das ist eine sonderbare Berechnung!«
»Höre mich an, ich komme zu seinen guten Eigenschaften: er ist ehrlich, offen, jeden Tadel hinnehmend, heiter, unbefangen, entgegenkommend. Das sind auch lauter angeborne Dinge, nichts Entwickeltes. Daraus schließe ich also, des Prinzen ganzer Character ist noch gar nicht entwickelt und er kann noch sehr bedeutend werden, oder – oder er kann sich auch nie entwickeln. Es giebt genug begabte Menschen, die am Ende eines langen Lebens als Kinder in die Grube steigen.«
»Aber warum ist er noch ein Kind?«
»Ich will es Dir sagen. Es giebt nur zwei Dinge, die den Character des Menschen entwickeln, das Unglück und die Einsamkeit. Nun frage ihn selbst: seit seiner Geburt ist er immer umgeben gewesen und so glücklich und vergnügt, daß er sich selbst schämt, wie er mir letzthin naiv genug erzählte. Also gehst Du am sichersten, wenn Du ihn immer wie ein Kind behandelst.«
Agnes hatte ihrer jungen Tante aufmerksam wie immer zugehört. Es war ein eigenthümliches Verhältniß, welches zwischen diesen beiden Frauen bestand; sie waren die verschiedensten Naturen, die man sich denken kann, aber Beide hatten die Gabe, sich vollständig in das Wesen der Andern zu versenken. Es gab Augenblicke, wo Agnes beinahe Emma und Emma Agnes wurde, indem eine in der Andern Seele dachte und empfand. Etwas hatten Beide gemein; einen lebhaften, jeden Gegenstand feurig ergreifenden Geist und eine starke, aller sogenannten Formen spottende Ueberzeugung. Aber Agnes war tief und träumerisch, Emma entschlossen, scharf und klar, Agnes ängstlich und schüchtern, wenn sie das auch verbarg, Emma sicher und kühn. Agnes gefiel oft, ohne es zu wollen, ja wo sie es geradezu nicht wünschte; Emma nahm nur da, wo es in ihrer Absicht lag, ein, außerdem stieß sie schroff und unzugänglich den Nahenden von sich ab.
Agnes ahnte durch ihr Gefühl den Werth der verschiedenen Menschen, Emma schätzte sie mit ihrem Verstande und irrte deshalb öfter als ihre Nichte, obgleich sie klüger und überdem zehn Jahre älter war.
Am Abende war eine ziemlich zahlreiche Gesell schaft bei dem Freiherrn von Stein versammelt und Agnes machte, von ihrer Tante unterstützt, auf's Liebenswürdigste die Honneurs.
Ganz spät noch kam der Freund des Geheimenraths, Prinz Ernst, der einzige Bruder des regierenden Fürsten. Nachdem er den älteren Theil der Gesellschaft freundlich begrüßt, setzte er sich neben das Fräulein des Hauses und sagte ziemlich leise:
»Ich habe einen Auftrag an Sie, Fräulein Agnes. Ein Unglücklicher, welcher wußte, daß ich heute noch am späten Abend mich des Sonnenscheins Ihres Antlitzes erfreuen würde, hat mich beauftragt, eine flehentliche Bitte zu Ihren Füßen niederzulegen.«
»Hoheit!« stotterte Agnes mit brennenden Wangen.
»Sie haben ein schlechtes Gewissen, Fräulein Agnes, Sie wissen, wen ich meine! Mein armer Vetter hat seinen Kopf darauf gesetzt, Sie morgen bei meiner Jagdparthie zu fahren, hat darum von der ganzen sehr langen Liste unserer schönen Damen nur Sie gewählt, und soll nun zu Hause bleiben!«
»Zu Hause bleiben?«
»Natürlich, denn ich habe erklärt, ich nehme keinen Herrn ohne Dame an.«
»Hoheit werden nicht so grausam sein!«
»Ganz gewiß werde ich auf meinem Worte beharren, und grausam sind nur Sie! Liebes, bestes Fräulein, was haben Sie denn plötzlich gegen den armen Waldheim? Bisher geruhten Sie doch in Gnaden seine allerunterthänigsten Huldigungen anzunehmen.«
»Prinz!«
»Ich will Ihnen durchaus keinen Vorwurf machen; im Gegentheile, ich finde, daß Sie vollkommen recht thaten – Ihnen gebühren die Huldigungen aller Cavaliere! Aber ich kenne Sie doch seit Ihrer Kindheit und habe Sie nie launisch und eigensinnig gefunden; warum wollen Sie es gerade jetzt zum ersten Male sein, nur um mir und meinem armen Vetter die Freude zu verderben!
»Ihnen, Hoheit? Sagen Sie das nicht!«
»Gewiß sage ich das. Sie und Waldheim gehören zu meinen liebsten Gästen, wenn Sie beide wegbleiben, ist mir das ganze Fest verdorben.«
Agnes antwortete nichts mehr, aber sie faltete die Hände und blickte in großer Verlegenheit bittend zu dem Fürsten auf.
In diesem Augenblicke nahte sich ihr Vater, von einem Bedienten, welcher Erfrischungen trug, begleitet, die er seinem fürstlichen Gaste, der Etiquette gemäß, selbst anzubieten kam.
Der Prinz rief ihm entgegen: »Sie müssen mir versprechen, lieber Stein, daß morgen Ihre Tochter kommt.«
Agnes sah auch ihren Vater bittend an. Offenbar war in ihren Augen der Wunsch zu lesen, ihr Vater möge ihr rathen, des Prinzen Wunsch zu erfüllen. Aber ihr Vater benutzte den Augenblick, wo der Prinz beschäftigt war, sich etwas Eis zu nehmen, um seiner Tochter mit leiser, aber ernster Stimme zu sagen: »Spiele nicht mit dem Feuer!«
»Nun,« fragte der Fürst wiederum, »wie steht es, lieber Freund, haben Sie Ihrer spröden Tochter zugeredet?
»Sie leidet jeden Morgen an heftiger Migraine – verzeihen Hoheit – aber ich darf ihr nicht zureden.«
»So muß ich also mein ganzes Glück bei der kleinen Eigensinnigen selbst versuchen oder – werde ich vielleicht eine unerwartete Hülfe bei Frau von Berlep finden?« setzte er hinzu, indem er aufstand, um die Dame zu begrüßen, die bisher in einem Nebenzimmer mit einigen andern Damen eine Armen-Collecte gegen die anwesenden Herren conspirirt hatte.
Emma, als sie erfahren, wovon die Rede war, that wirklich, was der Prinz wünschte, und zwar so erfolgreich, daß Agnes dem Prinzen ihr Wort gab, – freilich unter heftigem Herzklopfen, aber sie gab es dennoch – daß sie morgen früh um zehn Uhr, wenn Waldheim mit dem Schlitten komme, bereit sein wolle. Was sie hauptsächlich, nächst der Rücksicht für den von ihr verehrten Prinzen Ernst und ihrem eignen heimlichen unbewußten Wunsche, nachzugeben bewog, war, daß ihre Tante ihr zuflüsterte: »Wenn Du wegbliebst, es würde Aufsehn erregen – Du kannst ihn nicht so plötzlich fallen lassen, das geht nicht! Die ganze Stadt würde davon reden!«
Als Alles im Hause zur Ruhe war und Agnes sich allein in ihrem Zimmer befand und an ihr dem Prinzen gegebenes Wort sich erinnerte, wurde sie von bitterer Reue erfaßt und sie beschloß, am folgenden Morgen in aller Frühe ihren Vater zu bitten, dem Prinzen Waldheim unter irgend einem Vorwande abzuschreiben. Durch diesen Gedanken beruhigt, schlief sie ein, um am folgenden Morgen desto unruhiger zu erwachen. Sie hatte die ganze Nacht die abscheulichsten Träume gehabt – einen gräßlicher als den andern.
Als sie in das Arbeitszimmer ihres Vaters trat und ihn bat, das Billet an den Prinzen zu schreiben, schüttelte er ernsthaft den Kopf.
»Das geht nicht, mein Kind. Man kann die Menschen nicht zum Besten haben. Erst absagen, dann zusagen, dann wieder absagen – das geht nicht. Du hast trotz meiner Mahnung, nicht mit dem Feuer zu spielen, Dich bereden lassen – nun finde Dich auch darein, Dein Versprechen zu halten. Sei aber so zurückhaltend wie möglich, so ernst wie möglich gegen Waldheim. Seitdem Du Dir bewußt bist, nur ein Spiel mit ihm getrieben zu haben, würde die Fortsetzung dessen, was bisher nur Leichtsinn war, eine Sünde sein.«
»Sprich nicht so hart, Vater,« sagte das verwöhnte Kind mit Thränen in den Augen. »Kann man das Leichtsinn nennen, wenn es einem jungen Mädchen einmal Freude macht, sich recht bewundern und huldigen zu lassen? Einmal ist dies Vergnügen doch wohl Jeder zu gönnen!«
»Agnes! Agnes! Doch wir wollen nicht weiter erörtern, es ist jetzt die höchste Zeit zu Deinem Anzug für die Schlittenparthie.«
Sie ging mit niedergeschlagenen Augen hinaus; sie zögerte länger als gewöhnlich beim Ankleiden, denn ihres Vaters ungewöhnlich ernste, und wie sie fand, strenge Worte nahmen ihre Gedanken in Anspruch.
Da hörte sie Schellen klingen am Ende der Straße, und rasch ihren Anzug beendigend, eilte sie aus dem Zimmer nach den Fenstern des Saals.
Wirklich, es war Waldheim, der mit Vorreitern und Nachreitern die Straße herab stob. Sie eilte an die Treppe, um nicht von ihm im Zimmer abgeholt zu werden, und traf an der Hausthüre mit ihm zusammen.
Sein schönes Gesicht strahlte von Vergnügen, als er sie erblickte, und in dem Augenblick, wo sie in seine freundlichen Augen sah, vergaß sie auch alle Anklagen gegen ihn und alle ernsten Vorstellungen ihres Vaters, die ihr eben doch noch so viel zu schaffen gemacht.
Er reichte ihr die Hand, um sie in den Schlitten zu heben; ein riesiger Blumenstrauß lag an der Stelle, die sie einnehmen sollte. »Für mich?« fragte sie erfreut, denn sie liebte Blumen wie ein Kind.
Er verbeugte sich in seiner ehrfurchtsvollen Weise, nahm dann den Platz hinter ihr ein und schwang die Peitsche über den Köpfen der Pferde.
Am Fenster stand ihr Vater. Der Prinz grüßte mit der Peitsche, Agnes mit dem Tuch hinauf und der alte Herr lächelte auf Beide auch ziemlich versöhnt herab.
Dies versöhnte Lächeln war zu entschuldigen, denn es war wirklich ein schöner Anblick. Der Schlitten hatte die Form einer Muschel mit goldnen Streifen auf weißen Grunde. Darinnen saß die blühende Agnes im Hermelin und weißem Federhut; auf einer Tiger decke ruhte vor ihr der große Blumenstrauß, hinter ihr saß leuchtenden Antlitzes der schöne Prinz im dunklen Pelz, und ein Paar reich mit Scharlach und goldnen Schellen behängte mecklenburger Grauschimmel zogen pfeilschnell das junge Paar durch den Schnee.
Doch sobald er den heitern Anblick aus den Augen verloren, hob ein Seufzer die Brust des Geheimenraths. Er fuhr mit der Hand über die Stirn, als wolle er dort eine trübe Ahnung wegwischen, und ging dann in sein Cabinet, um noch eine Arbeit zu vollenden, ehe er selbst den Wagen bestieg, um zu rechter Zeit sammt den andern »Anstandspersonen« im Lustschlosse einzutreffen, während die junge Welt auf Umwegen sich lustig voraus bewegte.