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rieg und Frieden sind im Leben, was Sauerstoff und Stickstoff im Leibe. Friede ernährt, Unfriede verzehrt; Stickstoff baut auf, Sauerstoff baut auch ab. Als unermüdlicher Umformer erhält er Leib und Leben in steter leistungsfähiger Frische, indem er ausscheidet, was mit dem Stillstand und mit dem ersticken im äige nte n Saft Fäulnis brächte. Und so ist Krieg der Leben erhaltende Feind des faulen Friedens im Einzel- und im Gesellschaftsleben.
Des «faulen» im einzigartig trefflichen Doppelsinn des deutschen fụụl = fụụ: 1 1. gärend, verfụụlet, mit Gebrechen behaftet, 2. unbrauchbar, nichtsnutzig, erfụụlet, schläfrig wie der Fụ̆́länz, welcher fụ̆länzet und den Fụ̆länz ( S. 205) als bequeme Einrichtung irgendwelcher Art für sich arbeiten läßt; der auch auf dem Fụụlbett die Fụlä́nze n oder Fụlänzia (Influenza) als vermeintlich bloß eingebildete Krankheit übersteht, überhaupt der Fụ̈ụ̈li der Fụụ lk hi̦t 2 ( vûlkeit, vûlheit) frönt.
Das strikte Gegenteil derselben ist der Krieg, der Chrieg, das chriege n im vollen Sinne des Worts. 3 Das Kriegen ist ein Streben nach einem Ziel und das Erreichen desselben. So haben nach reifer 468 gegenseitiger Prüfung, ob sie auch ohne den Fetthöcker des Reichtums mit schaffen u hụụse n einen Haushaltungswagen durch gute und böse Tage als braavi Diechselroß vorwärts zu bringen vermögen, endlich ihrer zwei «sich gekriegt». Allein, wenn öppis rächts mit ’nen isch, werden sie in der Folge noch tausendmal «sich kriegen»: 4 z’seeme n oder mit enan͜dere n chriege n. Allemal nämlich, wenn es eine Meinungsverschiedenheit anszutragen gilt in Sachen gemeinsamer Wohlfahrt, und erfahrner Weitblick mit kurzsichtigem dünke n um die Oberhand ringt. Das sind luftreinigende Gewitter am Ehehimmel. Da blitzen die Augensterne, es donnern die Munde; dann aber betaut der Regen aus den Tränendrüsen des jeweilen schwächern Teils die trocken gewordenen Fluren holden Friedens, süßer Eintracht. Und eines Friedens zwar, der durch Fülle der Kraftentfaltung, durch Ausdauer im Handeln und durch Größe im Entsagen manch einen Krieg zum faulen Kriege stempelt.
Denn gewaltig unterscheidet sich der Krieg vom fruchtlos erbitterten Zangg, vom zangge n, das mit seinen «Zinken» und «Zacken» 5 nur unheilbar verwundet. Aber auch vom kindisch gehässigen zi̦ggle n und tschi̦ggle n, das wieder etwas anderes ist, als das kindlich spielende Tschi̦nggi und Tschi̦ggi (d’s Tschíggigee n). Ebenso vom weibischen chi̦i̦fele n und chläffele n bei Kleinigkeiten ( Bagadä́lle n), angesichts derer in der Tat der G’schịịder na̦a̦ chgi bt und durch beredtes schwịịge n auch den redseligen Widerpart g’schwäigget.
Erfolgreich und folgenreich ist hinwieder der Streit im kleinen und im großen Stil. So z. B. endete 1339 den Laupenkrieg der Strị̆t bei Laupen, der conflictus Laupensis. Altdeutsche Synonyme für «Streit» waren hiltea, wig, hadu. Sie klingen kriegerisch nach in Hildebrand und seinem Sohn Hadubrand, äußerst friedsam dagegen im «Kampfstreit» der Hadu-wig: der Hedwig, des Heedi und Heedeli. Wie Entstellungen von hadu aber nehmen sich aus: der Hader, der Haß 6 (är het ganz e n G’haas u̦f ĭhn), hässig (gehässig, zornmütig und bissig), die Hatz ( da̦ häi n mer e n Hatz g’haa n z’seeme n!), hetzen, hi̦tzge n (äi’m der Hun͜d aa nhi̦tzge n). Fatalistisch klingt, aber wahr ist der Satz: Was mḁ n hasset, mues mḁ n haa n.
Auf voller Höhe der alten Bedeutung hat sich das Lehnwort «Kampf» erhalten. Abgeblaßt zeigen es nur die Geschlechtsnamen Kämpfer und Kämpf, Chämpf, dies aus der Sproßform chempfio. Die Gampeler Kämpf kommen aus Sigriswil. Von dort berief ihren Vorfahr der letzte Herr von Steiger in Tschugg zur Bearbeitung seiner ausgedehnten 469 Rebgüter nach eben neu eingeführter rationeller Methode. «Auf weitem und breitem Feld» ( campus, champ) bis zur folgenschweren Entscheidung hin und her wogend, bereicherte «Kampf» seit den erhabenen Bildern des Paulus 7 in edelster Weise den religiösen Sprachschatz. Selbst im Champf gee n und Champf haa n des gewerblichen Alltagslebens sehen wir die Sprache sozusagen sich in Acht neh n, um dagegen in Ausdrücken des vorläufigen oder gänzlichen Verzichts: mit dem und dem fahren gelassenen Vorteil isch’s de nn no ch nid g’fochte n! sich umso eher gehen zu lassen. Mit etwas fächte n heißt nämlich in sehr breiter Anwendung: sich damit zu schaffen machen. 8 Ist hierzu die gelegene Zeit gekommen, so wird das aufgesparte Geschäft vo n Fụụst aa ng’griffe n wie im Faustkampf, an welches «fechten» erinnert. 9
«Gefecht» aber gehört bloß der militärischen Sprache an und bezeichnet gleich dem kleinen «Treffen» und der mächtigen «Schlacht» einen kurzzeitigen Abschnitt des weltgeschichtlich bedeutungsreichen «Krieges», welchen Ausdruck dagegen die Volkssprache gelegentlich humoristisch auf ganz unbedeutende kurze Vorfälle anwendet. 10 So z. B. auf den Öpfelchrieg (s. u.) und den von Reubi Ruedi mit Behagen erzählten Brootischrieg.
1
Das l ist an den Stamm
fū (aus
pū, d. i. stinkend) angewachsen. (
Kluge 128.)
2
Vgl.
schwz. Id. 1, 786-793.
3
Kluge 266.
4
Schweiz. Id. 3, 797.
5
Kluge 502.
6
Ebd. 196.
7
Eph. 6, 11-17 u. a.
8
Vgl.
schwz. Id. 1, 663-667.
9
«Fechten» verwandt mit
pugnare (
Kluge 129), zu
pugna (Kampf Mann gegen Mann) und zu
pugnus (le poing)
10
Vgl. die reiche Zusammenstellung im
schwz. Id. 3, 793-797.
Wer sich von schwerer Krankheit erholt hat ( si ch b’chịịmt het), ist ắwert. Das vorn auf S. 11 erörterte intervokalische l stellt dieses ắwẹrt zu «ắlert» und «alä́rt» mit der 1 Bedeutung lebhaft, munter, 470 wacker, wach. Zugrunde liegt dieser Entlehnung aus französischem alerte das italienische all’ erta. Dies aber geht zurück auf die erecta: die erhöhte Stelle, Anhöhe, auf welcher Wache gehalten wird. Wer solcher Wacht oder Wach obliegt, uf d’Wach mues, ist selber eine Wach. Er steht (als) Schiltwach; er ist Stallwach, Wa̦a̦gewach.
Noch um 1850 war auf dem Jolimont über Erlach ein Wachthụụs in Dach und Gemach (Zimmer und Küche) vorhanden. Ihm gegenüber, auf dem Wachthu̦bel in der westwärts sich abdachenden Stälze n ( S. 239) des Schaltenrains, unfern des Galgenhubels und der Ruine Hasenburg, unterhielt Ins in Kriegszeiten eine beständige Wacht. Von dem ofenhausähnlich gebauten Wachthụụs waren 2 noch vor zwanzig Jahren die Grundmauern zu sehen. Der letzte Ausbau stammt aus dem Jahr 1810. Das beweist der Kostens Devis des Siegmund Probst, Zimmer Man zu Ins (vom 24. Juni) für zu Machende Zimmer Arbeid an dem Wachthauß zu Inns. Das erforderte folgende Materialien: An Eichigen holtz für schwellen und Pfösten ist Nöteig 60 schuh a 3 btz. (??) 20 Rp.; an danneigen holtz ist Nöteig für die Mursollen 18 schuh a 2 btz (?) 20 Rp. Für 5 stuck Trän 3 jedes zu 15 schuh; an Rafen holtz brucht in allen 84 schuh. Für die Trämlej ( Treemli) vnder den fußboden 5 stuck, lang 11 schuh. An Laden sind Nödeig in allem an schuh 626 a 6 Rp. Latnegel 200 a 10 btz. zusammen 170 £. 9 Btz.
Ins kam damit dem Befehl des bernischen Kriegsrates zuvor, der im Notjahr 1814 die «Wachtfụ̈ụ̈r» wieder aufzubauen befahl, 4 die 16 Jahre früher (s. u.) so treffliche Dienste geleistet hätten.
Seine Kosten wurden gleicherweise «dem Volck nach» auf die Gemeinden verteilt wie 1729 die Wachten 5 an der Zi̦hlbrügg und die im Jahr 1520 erwachsenen Crĭgs Cösten. 6 Es zahlten 1729 für die Zihlbrückwachten: Innß für 31 Tag 16 Kr. 23 Btz. 2 Krz.; Mü. (49 Tag) 6. 21. 2; Tr. (33) 4. 16. 2; Fh. (30) 4. 5. 0; Br. und Gäs. (56) 7. 22. 0; Ga., Tsch., Mullen und Entscherz zusammen (71) 10. 19. 2. Der Gesamtbetrag für die zu 3½ - Batzen angesetzten Tagesgebühren belief sich auf 513 Kronen und 7 Batzen. 7 Das für solche Wachten dienende Wachthụ̈ụ̈sli an der Zihl 8 wurde 1781 als größeres Wacht- oder Wächterhụụs erneuert und auf Pfähle g’stellt, 9 damit die Erlacher sich nicht mehr (wie 1702) weigern, Bättelwacht zu halten 10 und überhaupt zur Chlosterwacht die nötigen zwei Mann bei Tage 471 und vier bei Nacht zu stellen und zu speisen. 11 Es handelte sich dabei auch wirklich um mehr als bloß polizeiliche Maßnahmen. 1796 wurde ein gefährlicher Schleichhandel mit Bulver (Schießpulver) aufgedeckt und mit Beschlagnahme von zwei vollen Fässern unterdrückt. 12 Das setzte, wie noch zur Stunde, einen überaus beschwerlichen und der Gesundheit zusetzenden Dienst voraus. Wie mancher Wächter wurde dabei an Leib und Gliedern starr und steif ( g’staabetig) oder verlor gar, wie 1785 der Inspektor bei der Zihlbrügg, Johannes Simmen, Patrouilleur des Amts Erlach, durch G’frööri die äinti Han͜d! Der Mann ward endlich 1797 auf landvögtliche Empfehlung seiner Bitte mit jährlichen 30 Kronen «angesehen». 13
Min͜der z’seege n hatten unter Umständen Ereignisse, die durch mangelhafte Kundschaft zu Landesgefahren aufgebauscht wurden.
So meldete unterm 8. August 1620 der Erlacher Landvogt Ludwig Brüggler an den Kriegsrat in Bern, «was Rumor und Lärmens zu Nüwenburg gsin und zu Inen in Erlach ouch kommen.»
Er schreibt: «Nechtig [ nächti] abendts zwüschen tag und nacht, Ist ein Mannspersohn von Gurneltz ( Gụrnou, Cornaux), der Graffschaft Nüwenburg, wie auch ein Junger knab dadannen, deß Zunamens Clotu, Rythendt zu Erlach ankhommen [und hat] cleglichenn yngeführt, das man sich ylendts mit wehr vnd waffen bereit mache, jnen hilfflichen bystandt zethunn, dann der Fynnt sy zeüberfallen Im Landt. Vf Sölches hochernstiges ersuchen hab zurstunt solche verordnung gethan, das die der Stat vnd Herrschaft Erlach sich Inn die wehr begäben, gute wachten an gebürenden orthen gestelt vnd angentz den Voriern [Furier] zu Erlach vff Nüwenburg grundtlichen bricht vermelten ynfals zu erholen abgefertiget. Der dann widerbracht [«referiert», B’richt z’ruggbraacht], Wie er vonn Hr. Daniel Roßelet, synem Vettern verstendiget, das glyches gschrey, wäsen vnd läben sich In Nüwenburg grad auch diser stundenn erregt vnd Jeder Menigklich In wehr gestanden, vermeinende, [es sei] findtlicher überfahl zugegen. Diser Vfruhr [diese Erregung] aber khomme (wie geschloßenn werde) dahar. Verschines Sampstags abendts syendt fünf frömbde [ frönd] Mannspersohnen (welche für Spanische geacht) fürgereyßet. [ Fü̦ü̦r = vorbei nur noch zeitlich.] Als man die der gebür nach, was Ir thun vnd Laßen, Ir vorhabenn, handel vnd wandel, befragt, syen dießelben abgewiesen mit verkherung der wambßlen ( S. 430), wiewol die mit guten bekleydungen verfaßt gewäsen, sich Inn den Waldt begeben vnd darinnen verschlagenn, getruwendte, [daß] man sy destominder erkhennen werde. Da dann angentz dise Anleytung beschechen, das man allersyts, sonderlich vf den Gräntzen vf Söliche Persohnen achtung gäben sölle, das die ergriffen, ynzogen vnd not wendig [Zwang anwendend, «hochnothpeinlich»] befragt [ausgeforscht, vgl. «Inquisition»] werdindt, da syen nun zwo [ zwoo̥] persohnen behendiget [worden], dar für man halte, die Syen gradt vß der zal der Fünffen, so sich Inn den Waldt verfügt, vnd Inn des Fryherrn von Courgies (Gorgier) gefenckhnus zu Courgies gethan werdenn. Vnd [da wurden] by Inen 4eggecht [ vierg’egget] steinen, da Inn mitten stachel [Stahl] yngethan, funden. Als die wybspersohnen sölches gesächen vnd gespürt, haben die vermeint, Es werde sich ein gewaltiges Volckh Inn dem waldt 472 verschlagen haben, sy zu überylen [vgl. überraschen und « surprendre»] und gwaltthätiges zeübenn. Vnd hiemit durch Ir weinen vnd weeklagen disern zustandt vnd vfruhr erweckt. Welches dann auch denen zu St. Blaißi [ Samm Plääsi] vnd andern dahärumb ligenden Dörfferen ylendls wüßenhaft gemacht, also daß etliche Wybspersohnen vonn St. Blaißi mit Iren Kinden zu Galtz [ Gals] zu vermeinter entschüttung angelangt. Hieneben habe Hr. Roßelet Imme auch Inngeheimbs vermeldet, wie das er sich zu Hrn. Gubernatorn Wallier gelaßen, fragende, ob er Nützit wüsse, oder khein zythung [ Zịtig im Ursinn von Nachricht] habe deß Leidigen zustandts, so über Nüwenburg [und] zuglych Iferten practiciert vnd erdacht, So gächlingen [ gääch, gääi] überfallen werden sölle. Habe er Imme widers Antwortlich anzeigt, Was Nüwenburg berüre, hoffe er nit, das etwas derglichen fürgnommen [ fü̦ü̦rg’noo̥ n] werde, aber vom übrigen könne Noch wüße er nützit zeschließen, was der enden begangen werden möchte. Vnd es hiemit allersyts bewänden laßen. Daruf Hr. Roßelet Imme Voriern disern bygefügten brief an E. G. yngeantwortet. Als nun der gemelte Vorier wider ankünfftig worden vnd disern bescheydt bracht, hab Ich die Jenigen, so In Wehr gestanden (vßgeschloßen [ exclusive] die so by den Päßen vnd gräntzen sorgen vnd wachen söllen [ solle n]), geurlaubet [mit dem U̦u̦rle̥b, d. h. der «Erlaubniß» heimzukehren beglückt] 14 vnd heim gemant.»
Drei Tage später 15 meldete der Vogt, der Besitzer des Vanels ( Faane̥l) habe ihm zwei harmlose, heimreisende Italiener zugesandt, welche Alein zwen goßne stein, ein Ladung von einer Bandelierung darin dz Zündtbulfer vnd nit anders bei sich getragen. Trotz neuenburgischer Forderung, daß sie eingesteckt werden, habe er sie laufen lassen. Göb’s ḁ lsó rächt sịịg?
Galt es damals in der «veramptyung Erlach» faltsche n Leerme n zu dämpfen, so hatte man sich hierin der Folge über die Hie̥ nleeßigi des Nachfolgers der St. Johannser Mönche zu beklagen. Am 27. September 1641 schrieb der Erlacher Vogt Wilhelm Bersedt:
Belangend die Vßtrybung deß frömbden, Sonderlich deß starcken Burgundisches bättell gsindts, habe ich mein Mögliches gethan. Dagegen hat der Hr. Vogt zu St. Johannß Insull (vnangsechen er von Ö. G. vor zweyen Jaren beuelchnet) khein Wacht hüßli by der Zill Bruggen biß dato nit gebuwen. Zwar hatt er das Holtzwerck darzu an einem vngelegenen Orth vfrichten, dasselbige aber nit decken noch Inrigen Laßen, das ein Wechter deßen gnoß werden [ ’s cha nn brụụche n], schatten vnd schermen darin haben mag. Alß Ist ein Landtschafft gantz vnwillig, die wacht alda zuversechen. Da aber ohne dieselbige das weltsche bättelgsindt (obglych woll daßelbige einmall über die Bruggen gfürdt wirdt) nit vßert dem Landt behalten werden mag, Sonders gestrackts widerumb hinüber Lauffent, so bittet die Landschaft um Befehl, das Wachthäuschen an ein bequemer Ordt vndt Necher zur Bruggen zu setzen vndt daßelbige (so woll wie der Vogt von St. Johannsen das by der Closter Bruggen gebuwen) vszubuwen. 16
Am 13. März 1642 wiederholte Berseth die Reklamation. 17 Allein auch ein Schriftenwechsel vom 20. Januar 1663 18 het nụ̈ụ̈t abträit. 473 Ja, noch am 12. November 1699, wo neben der Bettlernot «Je mehr vnd mer einreißende», gefährliche Krankheiten strengste Grenzwache erforderten, fehlte den Wächtern auf St. Johannser Boden jeglicher Schirm gegen Unwetter. Noch vor etlichen Jahren, berichtet der Erlacher Vogt Johann Jakob Otth, fanden die erlachischen Wächter nachbarliche Gastlichkeit bei den neuenburgischen Zollwächtern im gedeckten Häuschen eenet der Zihlbrügg — bis es Händel gab und sie «abgebrüggelt» wurden. 19
Da regte sich der schlafende Löwe von St. Johannsen und reckte sich zu einer weltbewegenden Tat. Es Wächterhụ̈ụ̈sli a n der Zihlbrügg sollte erstehen. Und das «ehist»! Dennoch wollte auch hier gut Ding Weile haben.
«Nachdem wir — die beiden Amptsleut Otth und Burkardt Nägeli — Über das einte vnd andere Reflectiert, haben wir Befunden, daß selbiges an keinem Orth füglicher könnte gesetzt werden, Als Auf den Ersten Steinernen Pfeiler gegen Gampelen. Ehe vndt bevor wir aber hannd an daß werck legen laßen wollen, haben wir nit vorschießen [ fü̦ü̦rschützig dri n fahre n] wollen, sondern gutbefunden, soliches zuvor E. G. zu vberschreiben vnd dero hochen Befelch verners erwahrten sollen, wormit E. G. Göttlicher Protection wohl vberlaßende E. G. vndertänigste vnd gehorsamste Diener und Amptslüt» usw.
Diese Zuschrift vom 8. November 1699 mußte nun auch in Bern fünf Tage auf die Antwort des Kriegsrats warten. 20
Der Eingang zur Zihlbrügg war noch zur Jugendzeit des Erlacher Rechtsagenten Simme n, der dort als Torhüter aa ng’fange n het, durch ein nachts geschlossenes Passante ndüürli gesichert. 21
Von der Nordostseite des Erlacher Amtes, also aus der Gegend der St. Johannse nbrügg, kamen ebenfalls alarmierende Berichte. So durch Michael Wagner am 11. März 1702:
Seit ohngefähr dreyen Wochen und wenigest drey in Vier hundert Mann in Gruppen zu 10, 20, 30 biß 40 zu Nüwenstatt auf Schiffen vnd vberland, auß Bourgund 474 kommend, passiert, vnd dem Vorgeben nach Nacher Sollenthurn sich zubegeben, vmb dorten mit erkaufften Pferdten in Italien zugehen. Disere Leüht Tragend Meistentheils Überröck [eben Burgunderhemm dli. S. 430], die Vnder Kleider aber von vnderschidlichen Farben, Mehrentheils darvon mit Geißlen [ Gäisle n] vnd etliche mit Rytküßenen versehen. Dem ansehen nach Leüht, die in der Militz gedienet... Stattschreiber Käller von der Neüwenstatt hat Mihr bedeütet, daß vor vier Tagen Ein frantzösischer Officierer von Sollenthurn durch Neüwenstatt Nacher Bourgund gereitet, andeütend, daß Er von dem Herren Ambassadoren Brieffen an den Goubernatoren von Ponterlier [ Pụ̆́nte̥rlụ̈ụ̈] vnd an die Herren von Neüwenburg vmb den Pass Zuerhalten habe, daß auf heüt oder Morgend Hundert vnd Viertzig Pferdt, ouch so viel Mann bei Ihnen zur Neüwenstatt durch passieren sollen. Hier wird aber eine Wacht die Thor beschließen [ b’schließe n] und selbige Leühte neben der Statt Vor by Marchieren, machen. 22
Von Streifwache im Heerdienste hier nur ein örtliches Beispiel. Am 3. Februar 1798 schrieb Landvogt Morlot von Erlach an den Gemeindsstatthalter Probst in Ins: Heüth wird eine halbe Compagnie in Ins einquartiert werden. Übernimmt ihre Polizeiwacht selber. Hingegen müssen 4 man vom Dorf nachts zwei Patrouillen (Einzahl: Batrụ́ll) 23 machen, eine vor und eine nach mider nacht. Da wir nicht wissen können, von welchen seiten wir angegriffen werden, so muß die manschaft bey Allarm sich im dorf versamlen, eine gnügsame wacht laßen und dann under dem freüdigen geschrey Teütsch Berner komen! wo schütze fallen oder Allarm ist hinzueilen, wo sie ihren Ambtman finden werden. 24
Wach und Wacht (fz. guet) gehören zu altem wachên und wachtan. Ähnlich sagte man wartên (spähen) neben warnôn (Vorsicht üben, dann: Vorsicht anraten) und altsächsischem warôn (vgl. wahrnehmen und gewahren). Zu warôn stellt sich als altes Dingwort die wara (Obacht), 25 fortgeerbt in der Galserstätte uf de n Gwaare n, mundartlich verschliffen: uf de n Garre n zu Büchslen ( Buchillon). Der Oberrieder Name Gaartis erinnert an den Gardiacher zu Oberried bei Murten und weiterhin an die Garde: la garde und garder aus wartên. Gutdeutsch entspringt letzterem Wort die Waart. So heißt u. a. der höchste Punkt des Jolimont, umgeben vom Waartwald und den Waartreebe n. Über Gampelen erhebt sich die Burgerwart, über Biel: Fridliswart, 1365: Friederichswart. 26 — Als «gaffen» entgleist, ergab altes chapfên die Chapf. welche z. B. über Neuenegg und samt der Chapfflueh auch über Twann sich erhebt. Dort lebte 1578 Bendicht am Kapf.
475 Für die Mehrzahl der kleinen Erhöhungen des Kapf gilt die Form Chäpf. 27
Besonders diese Höhenorte über Twann und Ins, wie auch die (bereits in «Guggisberg» 28 besprochenen) « Chụtze n» (s. u.) waren und sind geeignet als militärische Beobachtungsposten. Hätte man 1833 solche auch zu Saignelégier zu Rate gezogen, so wären nicht 380 bewaffnete Flüchtlinge aus Polen ( Polágge n) über die Grenze gebrochen, um die Schweiz in giechtigi Händel zu verwickeln.
1
Schwz. Id. 1, 702 f.
2
So erzählt Eisenhändler
Feißli in Ins als genauer Ortskenner und freundlicher Führer (
S. 401).
3
Statt
Trämm; vgl.
Lf. 185.
4
LBI 117.
5
RM. 5. Aug. 1702 (584).
6
LBI. 1.
7
Ebd. 27.
8
SJB. A 523. 527 (1683. 1698);
RM. 29. Nov. 1698 (188).
9
SJB. D 251.
10
SJB. A 530.
11
SJB. C 24 (1620).
12
SJB. D 195-204.
13
SJB. D 231.
14
Lieni Hans.
15
EB. A 661 f.
16
EB. A 665; cf
RM. 30. Sept. 1641.
17
EB. A 669; cf
RM. 15. März.
18
EB. A 687; cf
RM. 23. Jan.
19
EB. A 689; cf
RM. 14. Nov.
20
EB. A 693;
RM. 13. Nov. (Die obrigkeitlichen Entscheide wurden sonst öfters ohne einen Tag Zeitverlust erteilt.)
21
Kal. Ank.
22
EB. A 697 f.; cf
RM. 13. März.
23
Niederdeutsch
patt: (wie beim pat-schen) achtsam watschelnd schreiten gab it.
pattuglia und span.
patrulla, frz.
patrouille. Davon:
patruliere.
Seiler 4, 80.
24
Probst I.
25
Graff 1, 907.
26
Font. 8, 649.
27
Vgl.
Gb. 28;
Gw. 9.
28
Gb. 28.
Bettler, Landstreicher, Schmuggler, anscheinende und wirkliche Landesfeinde 1 sahen wir auf den vorgenannten Posten beobachtet. Nur die letzte Kategorie aber gibt natürlich Anlaß zum Allarm, Lärm, Leerme n. 2 Es gibt nun freilich einen Fụ̈ụ̈rleerme n, einen Nachtleerme n; eine von üblem Gerücht verfolgte Person ist so und so im Leerme n, und g’leermidiert wird uf all Wịịs u nd Weeg. Aber nur den Kriegslärm anerkannte das alte Bern in seinen wiederholten Lärmordnungen, mittelst deren es über seine Landschaft hin Hochwachten anordnete. «Wortzeichen» orientierten die Wachmannschaften je nach Tageszeit und Wetter. Am Daag mußte wenigstens eine Stunde lang ein Feuer brennen, wo rächt starch g’rạuchnet het. Zu diesem Zwecke behing man ursprünglich einen isoliert stehenden Baum mit Stauden, Stroh und andern brennbaren Stoffen, dank welchen er wie ein im Zorn sich sträubender Kauz und ein ihm ähnliches verchụtzets Weibsbild mit wirren Haaren aussah. 3 Chụtz oder vielmehr, mit Singularisierung der Mehrzahl, der Chụtze n 4 heißt von daher sowohl das Wachtfeuer wie sein Ort, obwohl der Baum längst durch ein eigenes Holzgerüst ersetzt worden ist. 5 War das Rauchfeuer halb verbrannt, so mußten in Zeitabständen von fünf Minuten vier Mordschläpf aus Mörsern das Feuer recht eindeutig machen. In steerne nhäiterer Nacht brannte eine Holzsäule z’glanzem, und Stịịgrageete n ersetzten die Mordskläpfe. Diese letztern begleiteten hinwieder 476 die Wachtfeuer in trüber, feisterer Nacht. 6 Zur Bedienung dieser Wachtfeuer mußten die Gemeinden je sechs, später vier Männer unter einem Vorgesetzten stellen, ihnen ein Wachthụ̈ụ̈sli ( S. 470) und das Wachtfeuermaterial anweisen. Nur das Holz zum Kochen und Heizen durfte die Mannschaft dem Staatswald entnehmen.
Durch hölzerne Dünkel mußte diese fleißig nach den korrespondierenden Wachtfeuern ụụsluege n. Denn die letztern waren derart angeordnet, daß sie unter sich ein Hauptsystem und ein zur Ergänzung dienendes Nebensystem 7 ausmachten. Dadurch wurde in Zeit weniger Stunden eine Nachricht aus der ganzen Landschaft nach Bern geleitet und ein Aufgebot von Bern aus verbreitet. Brannten die Chutze n uf dem Sant Jodel zu Ins und auf dem Gäümḁne nberg (Mistelacherhu̦bel), so wußten die Sternenberger, daß sie sich in Gümmenen zu sammeln hatten. Vom Gäümḁne nberg ( S. 18) sah man hinüber nach dem Frieswịlhubel, nach Coussiberlé bei Murten, auf die Hochwachten von Neuenegg, Bantiger, Guggershorn, den Chutzen zu Maus, auf den Gurten und Balmberg. Das Gurtenfeuer rief nach Köniz, das Bantigerfeuer nach Hindelbank usw. Auch die Hueb zu Nidau hatte ihre Bedeutung.
Vom Dienst des Nebensystems bietet das Jahr 1617 ein gutes Beispiel. Den gegen ihren Landesherrn, den Herzog von Longueville, sich auflehnenden Neuenburgern sandte Bern zweitausend Seeländer, Zollikofer und Waadtländer zu Hilfe. Zu deren schleuniger Aufbietung bot sich die Wortzeichenlinie Wiflisburg, Payeere n, Milden, Lausanne, Iferten, Gụderfịị ( Cudrefin), Eiß — aber diesmal nicht der gegen den Jolimont gerichtete St. Jodel, sondern das so stolz auf See und Stadt von Neuenburg hinschauende Pfar rhụụs z’Eiß. 8
Sobald die Mannschaft durch den Dünkel das korrespondierende Feuer brennen sah, hatte sie ihr eigenes aa nz’zünte n und dann sofort den Trüllmäister oder den Gemeindevorsteher, wie dieser den Landvogt zu benachrichtigen. De nn het mḁ n Stu̦u̦rm g’lütet u nd ’trummet; d’Fụ̈ụ̈r- und d’Postläüffer sị n g’lü̦ffe n.
Das war der Landsturm. Für das langsame Aufgebot zu geplanten Kriegszügen machte dagegen der Auszugsrodel die Regel. Oder der Musterrodel, von dem z. B. am 22. März 1742 die Rede ist. Damals hatte das Seeland eine «Ausschütz-Kompagnie» von 104 Mann zu stellen. Hierzu lieferte Erlḁch 8, Eiß 22, Gampele n 6, Vị̆nelz 6, Feisterhenne n 2 Mann. Zu den 22 Insern gehörten 3 Brütteler 477 und 1 Gääserzer. In die «Auszüger-Kompagnie» schickten dagegen die beiden letztern Orte 12 und 2 Mann, in den «dritten Mann» 7 und 3. 9 Diesen drei Auszügen war 1624 noch ein vierter angereiht; er ist jedoch bald wieder aufgehoben worden. 10
Die Rödel ihrerseits gründeten sich auf die Feuerstättenzählung von 1558, welche die Zahl 35,527 ergab. Davon entfielen auf das Amt Erlach 352, auf Nidau 544, auf Büren 310, auf Aarberg außer Affoltern und Radelfingen 205. Das führte zu einer Gesamtaushebung von 360, 750, 317, 212 Mann. 11 Ligerz, Twann, Tü̦scherz und Hälffermee (Alferme) hatten 1771 an die Grafschaft Nidau 28 Mann nebst 2 Dragụụner zu stellen. Statt der letztern wurden dem pferdearmen Seestrich 1719 9 Kronen, 1771 aber vier weitere Mann abgefordert. 12
Die Aushebungskreise hießen Viertel. So gehörten 1607 zum Vinelz-Viertel Tschu̦gg. Gamplen und Gallz (Gals), zum Müntschemier-Viertel u. a. Feisterhenne n.
Trotz seinem mitunter starken Mannschaftsbedarf schonte Bern die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte möglichst. Es gestattete überhaupt den käuflichen Ersatz von Stellungspflichtigen durch Freiwillige. Als solche machten sich seit dem Laupen- und dem Guglerkrieg (s. u.) die Freiharste 478 bemerkbar, bis sie wegen Zügellosigkeit sich unmöglich machten. 13 (Bei Niklaus Manuel ist der Fryertsbueb ein herrenloser Landstreicher.) Sie erwahrten bis ins Jahr 1845 hinein den Volksspruch: Es Freiggoor ps isch es Lumpe nggoor. 14
Die heimische Wehrpflicht aber erhielt dadurch Vorschub, daß den Männern d’s hụ̈ra̦a̦te n ohne Besitz von Fụ̈ụ̈si l, Baijo̥neet, Batrontäsche n und Sabel verboten war. 15 Sie erlangte auch große Ausdehnung durch die Dienstzeit vom 18. bis zum 60. Jahr. 16 Ihre Vorbereitung bestand in der Huldigung der Konfirmanden am erste n Sunntig na̦ ch Oo̥stere n. 17 In der Kirche zu Erlach mußten hierzu auch die Gemeindspräsidenten sich einfinden. In diesem Sinne ergänzte am 4. März 1818 der Erlacher Oberamtmann den bernischen Erlaß vom 10. Dezember 1816. 18
1
Im
EB. A 665. 669. 689 u. ö. in der gemeinsamen Kategorie «Krieg» behandelt. Auch heute sind ja Militär und Polizei gleichartig organisiert.
2
Auf der Hochwacht:
all’ erta (
S. 470) rief man:
all’ arme (zu den Waffen)! Dieses frz.
alarme lautet burgundisch
al erme, holl.
allerma, in der Landsknechtensprache: Alerma, Lerma. (
Seiler, 4. 14.)
3
Schwz. Id. 3, 602.
4
Vgl. den «Gunggeler».
schwz. Id. 2, 369, wo sachlich zutreffend an die Kunkel gedacht ist.
5
Noch ist
coutzet, coutschet, cutzet (auch
guilleret) svw. Gipfel eines Baumes, dann Felskopf und Hausfirst.
6
EvR. 3, 362; Lüthi, die bernischen Chuzen, und dess. Pionier 1901, 20 ff.; 1906. 36.
7
Vgl.
Rhv. 1903, 236-240.
8
EvR. 2. 152 f.
9
Gäserz.
10
EvR. 2, 21.
11
EvR. 2, 7, 299. 301.
12
Schlafb. Tw. 128
a. 129.
13
EvR. 1, 31 f;
schwz. Id. 2, 1639.
14
Lieni Hans.
15
EvR. 3, 233.
16
EvR. 2, 21.
17
Schwzrfrd. 1817, 131 ff.
18
Probst III.
(Man beachte die allmählich und schliesslich ganz zurücktretenden Lesezeichen)
Wer von Ins aus seinen Blick in die Runde schweifen läßt, findet auf drei Seiten die Umwelt in einer Ausdehnung vor sich, wie wir sie in unserem Lande sonst nur auf hohen Gipfeln treffen. Einzig im Nordwesten hemmt in verhältnismäßig kurzer Entfernung die südlichste Jurakette den Ausblick. Anscheinend geschlossen, stellt sie dem linken Ufer der Seen von Biel und Neuenburg entlang einen Wall dar, der allein westlich von Neuenburg eine größere Lücke aufweist.
Zwischen dem ernsten und gleichmäßig geformten und bewaldeten Chaumont im Osten und dem steilen, felsigen Boudryberg im Westen ist die Südkette des Jura unterbrochen. Ein Teil der so entstandenen Lücke wird allerdings gefüllt durch eine der hintern Juraketten, die das Val-de-Ruz im Norden abschließt und deren höchste Erhebung die Tête de Rang heißt. Zwischen der Kette der Tête de Rang dagegen und dem Boudryberg besteht ein tiefer, runder Ausschnitt, das Boudryloch. Es bildet in der ganzen langen Jurakette den einzigen Punkt, welcher einen unbegrenzten Blick in die Gebiete im und hinter dem Jura eröffnet; und wenn auch keine Landschaft mit Dörfern und Tälern sichtbar wird, so hat doch die Ausschau in den unbegrenzten Raum zu jeder Jahreszeit den Reiz des Unbekannten und Geheimnisvollen. Besonders schön wird das Schauspiel 479 dann, wenn im Frühling und im Herbst die Sonne nicht hinter dem Grat des Chaumont, der Tête de Rang oder des Boudryberges verschwindet, sondern im Boudryloch untergeht. Die Ränder des Einschnittes fassen dann den sinkenden Ball wie eine natürliche Umrahmung ein und lassen die letzten Lichtstrahlen in einer eigentümlichen, ganz ungewohnten Weise und länger als sonst auf das Land fallen. Nur ein kleiner Streifen, dessen Mittelpunkt ungefähr Ins ist, genießt diese prächtige Erscheinung; für die rechts und links angrenzenden Gebiete verschieben sich die Juraketten derart, daß das große runde Loch zum Spalt wird oder ganz verschwindet.
Das Bụdrịloch heißt in älterer Sprache das Burgunderloch oder die Burgunderpforte und ist für die ganze Gegend das eigentliche Eingangstor von Frankreich, insbesondere von der Freigrafschaft und von Burgund her. Dort tritt die Areuse in wilder, langer Schlucht aus dem Traverstal heraus. In diesem Gebiet stoßen die Verkehrswege von Norden und Westen her zusammen. Die Stadt Neueburg ist der Verbindungspunkt. Es kommen vom Val-de-Ruz ( Wŏ́drụ̈ụ̈ oder Boderuer) her die Straßen aus dem Sant Immertal und von La Chaux-de-Fonds über Les Loges; weiter westlich aus der Gegend von Locle (dem Lụ̆ggli) her die Bergstraße über La Tourne; noch weiter westlich die große Straße aus dem Traverstal ( Traafe̥rs) von Verrières her und schließlich zwischen See und Berg die Straßen und Wege aus der Richtung von Iferten. Mit andern Worten: was aus einem großen Teil des angrenzenden Frankreich auf unsere Hochebene kommen will, mues hie dü̦ü̦rḁ.
Daraus geht ohne weiteres die große Bedeutung der Gegend hervor für Fri̦i̦de n u Chrieg.
Von dem Vereinigungspunkt Neuenburg aus geht der natürliche Weg nach Osten und Nordosten in zwei Richtungen. Einmal dem Fuße des Berges entlang und zwischen Jura und Bielersee nach Biel; sodann durch die Lücke zwischen Neuenburger- und Bielersee gege Bern zue. Vom militärischen Standpunkt aus ist diese zweite Richtung die bei weitem wichtigere. Eine Armee, die nach Biel marschiert, ist stundenlang zwischen Wasser und Fels ịị ng’chlömmt und het e̥käi n Platz zur Entwicklung und Verwendung ihrer Kräfte. Geht sie dagegen nach Ins vor, so kann sie sich nach der Überschreitung des Zi̦hlkanal frei entfalten und auf mehreren Straßen gleichzeitig vormarschieren.
Hier ist infolgedessen auch der Punkt, wo wir einem Angriff von Westen her mit aller Kraft entgegentreten müssen. Denn hier ist der zu verteidigende Raum schmal, und es können auch die kleinen Kräfte, über 480 die wir im Verhältnis zu unsern Nachbarstaaten verfügen, doch ämmel öppis ụụsrichte n.
Glücklicherweise bietet das Gelände dem Verteidiger eine Reihe natürlicher Hilfsmittel. Da ist zunächst der Zi̦hlkanal, der allerdings kein absolutes Hindernis für den Feind bildet, dessen Überschreitung aber doch Zị̆t bruucht. Hinter dem Kanal erhebt sich der Jolimont ( Tschụlimung) wie ein natürlicher Verteidigungswall. Sowohl von seiner Höhe aus, als von den verschiedenen Terrassen, in denen er sich insbesondere gege d’Z̦ihlbrügg zue hinabsenkt, kann das ganze Anmarschgelände un͜der Fụ̈ụ̈r g’noo̥ n choo̥ n. Wer hier aus dem Zihlkanal d’Naase fü̦ü̦rḁstreckt, kann auf einen warmen Empfang rechnen. Hinter dem Tschulimung erhebt sich eine zweite natürliche Verteidigungslinie: die Höhen, auf deren westlichem Ausläufer das Dorf Eiß sich vielgestaltig hinbreitet. Um diesen neuen Abschnitt zu nehmen, muß der Angreifer die Talmulde überschreiten, die sich vom Ri̦mmerz- oder Immerzbrüggli östlich Gampelen bis nach Erlach erstreckt; und wenn er versucht, die Stellung durch das Grŏß Moos zu umgehen, so hat er in seiner rechten Flanke den Mistelacherhubel, von welchem aus seine Truppen wirksam beschossen werden können. Ist aber Eiß gefallen, so erheben sich jenseits des Mooses die Randhügel von Murte n bis Aarberg, und hinter ihnen kommen erst noch die Flußläufe der Saane und der Aare, in der Militärsprache die Saane-Aare-Linie genannt.
Dieser wurde von jeher eine außerordentliche Bedeutung beigemessen. Ist sie doch die letzte große Talwehr der alten und neuen großen Heerstraße Bern-Neueburg.
Hier ist das eidgenössische Heer dü̦ü̦rḁ g’marschiert, als es dem Burgunder Herzog den berühmten Empfang bereitete.
Es ist begreiflich, daß ein strategisch so wichtiges Gelände auch für die Manöver der Friedenszeit häufig gewählt wird. Der Tschulimung ist in den letzten Jahrzehnten mäṇgs Ma̦l angegriffen und verteidigt worden, und ebenso häufig hat die «Schlacht bei Ins» in kleinerem oder größerem Maßstab stattgefunden. Mit den flüchtigen Besuchen unserer Feldtruppen, deren Spuren sich so rasch verlieren, war es aber nicht getan. Genietruppen sind in der Gegend erschienen, welche bleibende Arbeiten, sogenannte Feldbefestigungen errichteten. Es sind dies Schütze n-greebe n an verschiedenen Punkten des rechten Zihlufers bi der Chloostermühli, z’Gals, am Rand vom Ni̦i̦derholz, bi’m Vaanel und bi’m Roothụụs, ferner Batteriestellungen oberhalb Gals und Gampele, bi’m Vogelsang und bi’m Martischleif. Ähnliche Arbeiten wurden auf dem Mistelacherhubel erstellt.
481 Es würde zu weit führen, alle die Manöver der letzten Jahrzehnte darzustellen. Wir wollen von den frühern bloß dasjenige des Jahres 1903 erwähnen, bei welchem der Tschulimung von Sam Pleesi her angegriffen wurde. Der Berg isch starch befestiget g’sii, d’s Schenịị het mänge Tag dra g’weerchet. Groo̥ßi Kanunne, Zwölf-Santimeter, si uf d’Höhi ụụchḁ g’ schläikt worte, un d Schịịnwäärffer het mḁn ó dört oben uufgstellt. D’Infanterie isch i de Schützegreebe g’leege u het ’passet. Der Fi̦nd isch i d’r Nacht vo Wabere ( Wavre) und Gu̦rnau ( Cornaux) hee̥r aag’rückt; weege’m Schiinwäärffer het er si starch müeßen in Acht neh. Mier si vo Gurnau bis a d’Zi̦hl (über 1 km) uf dem Bụụch g’rü̦tscht, het e Soldat erzellt. Im Morgeneebel si du über d’Zihl uberḁ mit allem mügliche Züüg Brüggen u Stääg g’macht worte, wo d’Puntenier (Pontonniers) häi g’rüstet g’ha, u da̦ drüber überḁ si du die Batḁlion vorgrückt. Bi menen Oberländer Batḁlion isch der Major vorụụs’gange, mit ’zogenem Sabel natürlig. Wo n er uf däm Laufsteeg z’mitts isch gsi, het dä aafa̦a̦ walpele, un d dem Major isch es schwindlig worte. Er het si ch uf äis Chnäü ni̦i̦derg’la̦a̦ un isch mit sim Sabel i der Hand es paar Augeblick ḁ lsó bli̦i̦be. Uf d’r an͜dere Site si zu si’m Unglück grad die Herre vo der Manöverläitig gsii u bi ihne di frömden Ofizier. Die häi ’glaubt, es sig bi üs no wi z’Murte n, der Major machi d’s Gebät vor der Schlacht, u hätti glii o der Tschaggo abgnoo̥. Du̦ het aber du̦ der Hindermaa der 482 Major am Arm gnoo un a d’s an͜der Ufer gfüehrt, wo mḁn un͜derdäm g’merkt het, daß es däm Ma nid um’s bätten isch g’sii; u mitts im Chriegsleermee häi alli müeße lache, daß si fasch ab de Roß gheit sii. Der Major het uf dem feste Bode si Muet gläitig ummḁ g’fun͜de. Är het g’säit, i sim Chriegsäid stan͜di nüt vo Wasser, nu̦mmḁ vo Land. Un är isch mit Todesverachtig geege’ n Fi̦nd zue u het richtig, so vi̦i̦l an ihm, d’Schlacht g’wunne!
Die letzten Manöver haben im Herbstmonat 1913 stattgefunden und die ganze Gegend mehrere Tage lang in kriegerischer Bewegung gehalten. Dabei war viel Neues und Ungewohntes zu sehen. In erster Linie die Truppe, die 2. Division, selber, die im Jahr 1912 neu organisiert worden ist. Sie hat zu den bisherigen Leuten aus Freiburg, Neuenburg und Berner Jura solche us dem alte Kanton Bern, aus Solothurn und aus einigen andern Kantonen erhalten; französisch und deutsch sind ungefähr gleich stark vertreten. Jedermann war gespannt zu sehen, wie sich die verschiedenen Bestandteile zu einer Einheit zusammenfügen werden.
Dann kam die Artillerie mit ihren neuen Instrumenten, welche erlauben, aus Deckungen und hinter den Schilden hervor zu schießen, ohni daß d’Kanonier d’s Ziel g’seh.
Dann die Maschinengewehre der Infanterie. Diese werden auf Fuhrwerken nachgeführt; im Notfall aber nimmt die Mannschaft sie auf den Rücken und chleeberet damit über Hänge und Gräben dahin, wo die beste Wirkung und die günstigste Deckung sich vereinigen.
Zum erstenmal traten auch unsere Flieger ernsthaft in Tätigkeit. Lufttruppen haben wir allerdings schon seit Jahren; sie arbeiten mit dem Fessel- und dem Freiballon. Ihr Führer und Vorbild war der leider verstorbene Oberst Schäck. Aber eigentliche Flieger mit Flu̦u̦gmaschine, Aeroplan ( Europlaan, Mehrzahl: Europlään, [ö́ü-] in der Kindersprache: d’Flụ̈ụ̈ge) oder Luftschiff besitzt unsere Armee bis jetzt noch nicht. Ein Versuch im Jahr 1911 mit Freiwilligen mißglückte: d’r Apparat isch scho am ersten oder zwäüte Daag aachḁg’heit.
Diesmal sollte die Sache ernster betrieben werden. Zwei Flieger standen zur Verfügung, deren Können von vornherein außer Zweifel stand. In aller Munde lebt der Basellandschäftler Oskar Bider von Langenbruck, der schon über die Pyrenäen und die Alpen geflogen ist und zu den besten aller Flieger gehört; den Bernern hat er seine Kunst schon in zahlreichen Flügen bewiesen. Niemand ist bei Klein und Groß populärer als er; der Bi̦i̦der! der Bi̦i̦der! lautet der Ruf, der die Blicke aller unfehlbar in die Höhe weist. Der Solothurner Borrer, en 483 ụụsg’schuelete r und ein vielfach erprobter Luftfahrer, stellte die im Ausland erworbene Kunst ebenfalls seinen engern Landsleuten und dann dem ganzen Land zur Verfügung. Jedem der beiden Führer wurde ein Beobachtungsoffizier beigegeben; mit Borrer flog Leutnant Reynold, mit Bider Hauptmann Real, der sich auch bereits sein Flugpatent in Deutschland erworben hatte.
Natürlich knüpfte sich an die beiden Fliegergruppen nicht nur das Interesse der militärischen Führer, sondern gleich sehr die gespannte Erwartung jedes Soldaten und fast noch mehr die Neugier des Publikums. Ihren Flügen folgten erregte Jubelrufe aus hundert Kehlen; und wenn sie landeten, um Meldungen abzugeben, so strömten vo wit u feern die Leute herzu. Vom Buebli bis zum Großvater u vo de chlịịne Mäitli bis zu den alte Wiiber isch alles g’sprunge, grad wi si g’loffe u g’stan͜de sii, i Holzböde u Pandoffle, mit ung’wäschnigem Mụụl u ung’machte Ha̦a̦r, vom Ässe dänn u vo der Wesch u vom Rüebli rüste. Mi het g’mäint meh weder äinisch, d’Maschine gang nu̦mmḁ grad hin͜der dem nööchste Hụụs z’Bode; u we nn mḁn isch ga̦ luege, het mḁ no n e länge Bitz müeße ga̦a̦ bis mḁ zụụchḁ-n aa isch gsi̦i̦ un öppis g’seh het. So häi äinisch d’Galser fasch bis ga̦ Gampele müeße springe, wo der Borrer i der Bu̦rene g’landet het u d’Gampeler halb uf Eiß, für der Bider i de Ri̦mmerzmatte z’gseh. Aber we nn d’Lüt äinisch un͜derwägs si gsii, so si si gäng strenger druflos, wi witer daß si häi müesse ga̦. U mi het Lüt gseh springe, wo d’s gumpe und d’s springe scho sit mäṇgem Jahr häi verlehrt g’haa. Di eltiste Wiiber häi d’Bäi g’lü̦pft u g’schlängget, wi wenn si ummḁ tụụsig Wuchen alt weeri u der Gịịger ghöörti ụụfmache.
Die 2. Division wird kommandiert von Oberstdivisionär de Loys, einem Waadtländer. Er ist von Haus aus Kavallerist, ein ausgezeichneter Reiter, bekannt durch seine Strenge und Rücksichtslosigkeit gegen andere wie gegen sich selbst. Er übte sein Kommando in diesen Manövern zum erstenmal aus.
Kommandanten der drei Infanteriebrigaden sind Oberst Moritz von Wattenwyl von Bern, Oberst Hans Römer von Biel und Oberst Hans Schlapbach in Bern. Die beiden erstern entstammen den alten Geschlechtern von Bern und Biel, der dritte kommt von Oberlangenegg. Wenn zu einem richtigen Berner ein gewisses Phlegma und ein gutes Stück Bedächtigkeit gehören, so finden sich diese Eigenschaften eher bei Oberst Schlapbach als bei seinen Kollegen, deren Zunge weit mehr gelöst und deren Art viel beweglicher und lebhafter ist. Den harten Bernerschädel besitzen alle drei.
484 Der Befehlshaber der Artillerie (im ganzen zwei Regimenter mit zusammen zwölf Batterien, von denen aber bloß neun an den Manövern teilnahmen) ist ein Neuenburger: Oberst Paul Lardy, einer unserer geschätztesten Artillerieoffiziere.
Die Infanteriebrigade 4, von Wattenwyl, setzt sich zur Hälfte aus Freiburgern und Neuenburgern zusammen. Die einen, etwas schwerfällig, aber ausdauernd und von Hause aus gegenüber jeder Autorität fügsam, bilden das Regiment 7; die andern, aufgeweckt und lebhaft, schweren Strapazen aber abgeneigt, jederzeit kritisch aufgelegt und dabei von der eigenen Vortrefflichkeit überzeugt, machen das Regiment 8 aus.
Die Brigade 5, Römer, enthält in ihrem Regiment 9 den Hauptteil der Berner Jurassier, von denen diejenigen aus dem protestantischen Teil mit ihrer bessern Bildung und ihren mehr stedtlige n Gewohnheiten einen meerklige n Gegensatz zu den rauhern, aber widerstandsfähigern Kameraden der hin͜deren Ämter bilden. Das Regiment 10 ist zur Hauptsach dụ̈tsch; es umfaßt neben dem Schützenbataillou 2, aus Neuenburgern und Berner Jurassiern zusammengesetzt, die deutsch-sprechenden Freiburger des Bataillons 17 und die gleichsprechenden Jurassier des Bataillons 23, vorab die Lạuffedaaler, beide Bataillone ausgesprochen deutschschweizerischen Charakter aufweisend, etwas langsam, aber zuverlässig und eher mit dem Kolben als mit der Zunge bei der Hand.
Die Brigade 6, Schlapbach, vereinigt in ihrem Regiment 11 die wehrfähige Mannschaft des Standes Solothurn, lebhafter und mụụliger als die Berner, aber gut diszipliniert und mit viel Eifer und Verständnis. Das andere Regiment: das Schützenregiment 12, betrachtet sich als die Blüte der schweizerischen Infanterie. Es ist einzig in seiner Art: während die übrigen fünf Schützenbataillone vereinzelt den verschiedenen Regimentern zugeteilt sind, bilden die Schützen 3, 4 und 5 ein eigenes Regiment und sind so der Hort der altberühmten Scharfschützentüchtigkeit. Im übrigen sind sie eine zusammengewürfelte Gesellschaft. Das Schützenbataillon 3 stammt aus dem alten Kanton und war früher seiner Ansicht nach das Elitebataillon der 3. Division. Die Schützen 4 machen nur drei Kumpaniien aus, die aus Bern, Freiburg und Nidwalden kommen; und die Schützen 5 bestehen zur Hälfte aus (Basel-) Landschäftler und aus je einer Kompagnie Solothurner und Äärgäuer. Der dunkelgrüne Rock und die geel be n Chnöpf halten sie aber so fest zusammen, daß diese Unterschiede kaum bemerkbar sind.
Zur Infanterie gehören ferner die Radfahrer, die eine Kompagnie bilden, aber meistens auf die verschiedenen Truppenkörper verteilt werden. Als eigentliche geschlossene Kampftruppe treten sie nur selten auf.
485 Weiter kommen dazu die Infanteriemitrailleure, die Maxim, im ganzen drei Kompagnien.
An Kavallerie besitzt die Division eine Guidenabteilung, deren eine Schwadron im wesentlichen aus Neuenburgern besteht, während die andere ihre Leute im deutschen Teil des Kantons Bern rekrutiert.
Die Artilleristen des einen Regiments, Nr. 3, kommen zur Hälfte aus dem Kanton Neuenburg, zur andern Hälfte aus dem bernischen Jura; das audere Regiment, Nr. 4, zählt drei Solothurner und die Berner Batterien. Das eine Regiment soll schneidiger fahre n, das andere soll dafür im chrafte n und schieße n besser sein. Wie recht und billig, lebt in beiden der bekannte Artilleristenstolz und -geist.
Mit ins Feld zogen vom Genie das Sappeurbataillon 2 und ferner die Telegraphenpionierkompagnie 2, deren Leute aus dem ganzen Divisionskreis herstammen.
Den Gesundheitsdienst besorgte die Sanitätsabteilung 2. Die Sorge für die Verpflegung lag der Verpflegungsabteilung 2 ob. Sanitäts- und Verpflegungstruppen haben nebeneinander welsche und deutsche Kompagnien.
An den Manövern nahm nicht teil der Divisionspark, dem der Nachschub von Munition anvertraut ist. Er besteht aus einer unendlichen 486 Wagenreihe mit 900 Pferden und 220 Fuhrwerken. Da er im Kriegsfall nicht in der vordersten Linie zu stehen braucht und deswegen nicht den gleichen Anforderungen genügen muß wie die kämpfenden Truppen, werden seine Soldaten der Landwehr entnommen. Er rückt infolgedessen nur ausnahmsweise zu den Manövern ein.
Auch die Einheiten des Auszuges waren nicht vollständig, indem nur die sieben jüngern Jahrgänge dienstpflichtig sind, während die fünf übrigen bloß wenn’s Eerst gilt zur Truppe kommen. So waren denn von den 22,300 Mann, welche die Division eigentlich zählen soll, bloß 13,600 Mann unter den Waffen. Dazu kamen 2400 Pferde. Das war immerhin eine Zahl, die schon eine ganz gehörige Kampfkraft darstellt.
Das Ganze bildet eine Welt für sich, die so viel als möglich sich selber erhalten soll und zue ’re sälber luege. In unabsehbaren Wagenkolonnen wird der mannigfaltige Bedarf mitgeführt.
Da̦ isch vo Gampele bis zur Zi̦hlbrügg äis Fuhrweerch hin͜der dem an͜dere g’stan͜de; es isch fasch t nid z’glạube, was da̦ alles mitg’schläikt wird! Wööge mit Munizion u mit Schanzzụ̈ụ̈g. Wööge für di Verwundete. Wööge mit Deechine u Gepäck, mit Chiste für d’Dökter, die vernünftige u die uvernünftige (die uvernünftige sigi mäṇgisch die vernünftigere), mit Chiste voll Weerchzụ̈ụ̈g für d’Schniider, d’Schuester, d’Sattler u d’Büchsemacher. De nn wider Schmitte u Chuchine, wo vo de Roß zoge weerte, Brügiwööge mit Fläisch u Brot u allem, was mḁ zum choche u zum ässe brụụcht, mit Haber für d’Roß, mit Reservestuck.
We mḁ nööcher zụụchḁ gäit u luegt, wi so n es Ordonnanzfuehrweerch ịịg’richtet isch, so g’seht mḁ, daß da̦ gar nüüt fehlt u all’s bis u̦f’s Tü̦pfli ụsḁ ụụsdänkt isch. Zur Chuchi g’höre nid nu̦mmḁ die zwe groo̥ße Cheßle, wo mḁ drin chochet; es isch dört vo der Gaffeemühli bis zum große Fläischmesser un dem Staachel (Stahl zum Wetzen) alls da̦, wo nötig isch, meh weder i mängem Buurehụụs inne. Der Maa cha ja̦ zur Not sälber choche; är träit si’s G’schirn uf em Rügge; aber wen n er am Aa̦be toodmüed aachunnt, wi froh isch er, we nn de nn d’Chuchi glịị äinisch na̦a̦cha chunnt un äär nid lang mues Chochlöcher grabe u Fụ̈ụ̈r mache! Bis de nn da̦ d’r Spatz lin͜d isch, schla̦a̦ft er scho lang. Am Morge soll er de nn früei ụmmḁn ụụf u dḁrvo; aber was wott mḁ mit Lüt mache, wo nid i der Oornig g’fueteret werte! Z’ersch müeße si ässe, u na̦chhee̥r sin es de erst Helde.
Wär’s nid wäiß, dee g’seht bi’m Milidäär nụ̈ụ̈t weder d’Lüt mit de Gwehr u de Roß u de n Kanunne. Hinder dene n isch aber no n es 487 ganzes großes Volch: eebe grad die Wöögen all, wo mer von’ne g’redt häi. Der Träng, dee r g’höört o dḁrzue; un es isch e großi Chunst, ’nḁ so z’kommandiere, daß er gäng am rächte Ort isch: nit z’wit z’rugg, daß mḁ nḁ glịị het, we mḁ nḁ brụụcht u nit z’na̦a̦ch, für daß er äim im G’fächt nid im Weeg isch oder sogar dem Find i d’Hän͜d fallt, we mḁn e chläi hin͜dertsi ch mueß.
U de mueß Ornig sịị! Da̦ cha nid jede mit si’m Gụtschli fahre wi n er wott. Er mueß gäng schön i der Räie blịịbe u der g’setzlich Abstand haa, süsch git’s es G’hü̦ü̦rsch u weerte d’Stra̦a̦ße verstopft u cha niemer meh dü̦ra. Es isch scho mäṇge chliine Mißerfolg zu n ere große Niderlag worte, wil der Träng nid am rächten Ort oder nid i der rächte Verfassig isch gsi.
Es isch gar nid liecht, dḁrfür z’sorge, daß alles spilt. Bis am Morge nummḁ di Fuehrweerch vo allne Siiten aagrückt sịị u der Räie na̦a̦ iig’stellt! De mueß mḁ marschiere, de wider halb Tag lang halte; es chöme käiner Befähle, wo mḁ hi soll; oder es chunnt z’ersch äi n Befähl u na̦chheer wider e an͜dere. D’Lüt werte maßliidig u wäi nü̦mmḁ rächt (haben keinen guten Willen mehr), d’Oornig fa̦a̦t aafa̦a̦ waggele. Es brụụcht gueti Offizier u gueti Mannschaft, für daß d’Sach bi n enan͜dere blibt! D’Arbäit isch mängisch größer u schweerer als z’voordderist voor ne n!
Die Herbstmanöver von 1913 haben am 7. September, einem Sonntag, abends 5 Uhr begonnen und waren auf folgender Grundlage aufgebaut:
Der Feind (die rote Partei) rückt von Frankreich her über Neuenburg vor; die vordersten Truppen sind bereits über den Zihlkanal hinüber und bis Gampelen und Erlach vorgedrungen.
Unsere Truppen (die blaue Partei) die bei Aarberg stehen, sollen den Feind über die Zihl zurückwerfen.
Zur ersten Partei, die durch ein weißes Band am Käppi kenntlich gemacht war, gehörten die Infanteriebrigaden 4 und 5 und vier Batterien nebst Radfahrern, Guiden, Genie, Sanität und Verpflegungstruppen. Ihr Kommandant war der Oberst Römer.
Zur blauen Partei gehörte die Infanteriebrigade 6 und drei Batterien, ferner die Infanteriemitrailleurabteilung und die üblichen Zutaten an Radfahrern, Guiden usw. Ihr Führer war Oberst Schlapbach.
Jeder Partei war eine Fliegergruppe zugeteilt: der roten die Gruppe Borrer/Reynold, der blauen die Gruppe Bider/Real.
Da auf diese Weise die blaue Partei um d’s halbe (um die Hälfte) schwächer war als die rote, wurden ihr das Freiburger Bataillon 17 488 der Brigade 5 und zwei weitere Batterien beigegeben. Dieses Detaschement wurde unter den Befehl von Artillerieoberstleutnant Iselin gestellt und wartete vom Sonntag abend an in der Nähe von Murten auf Befehle.
Oberst Schlapbach hatte seine sämtlichen Truppen na̦a̦ch bi n enan͜dere n und konnte in verhältnismäßig kurzer Zeit seine Kräfte bei Ins versammeln und gegen die Zihl vorgehen. Die Truppen der roten Partei dagegen bildeten eine lange Marschkolonne, deren Spitze bei Gampelen und deren Schluß bei Locle, also viele Stunden weiter zurückstand. Namentlich die Brigade 4, von Wattenwyl, konnte nicht vor nachmittags 4 Uhr an der Zihl ankommen. Wie man sieht, ein durchaus kriegsgemäßes Bild: der Angreifer im Anmarsch in einer tiefen Kolonne, der Verteidiger mit schwächern Kräften bereits versammelt und zur Abwehr gerüstet.
Oberst Römer beschloß unter diesen Umständen, auf der Linie Gampele-Tschugg-Erlach so lange zu warten, bis die 4. Brigade herangekommen sei, und dann mit seiner gesamten Macht den Gegner anzugreifen.
Oberst Schlapbach dagegen, der durch seine Fliegergruppe davon Kenntnis hatte, daß der Feind nur zum Teil kampfbereit sei, faßte den Entschluß, über die Truppen bei Gampelen und Erlach herzufallen und sie über die Zihl zurückzutreiben, bevor die hintern Staffeln der gegnerischen Armee herankommen könnten. Der Feind stand ihm, wie die Pắdru̦lle (Patrouillen) meldeten, folgendermaßen gegenüber: Der 489 rechte Flügel war bei Gampelen am östlichen Dorfrand, uf dem Lein und erstreckte sich über die erste Terrasse des Tschụlimung, über d’Gü̦ü̦rle un über de n Schalleberg gegen Tschugg zu, zur Loreene; von dort ging die Besetzung weiter — mit Tschugg als Zentrum — bis gegen Mullen zu und hörte auf bei Erlach, das den Stützpunkt des linken Flügels bildete. Die Artillerie stand mit drei Batterien bei Äntscherz und mit der vierten obenher Erlach.
Wer von Entscherz aus die Stellung überblickt, sieht sofort, daß ihr linker Flügel und das Zentrum bedeutend stärker sind als der rechte Flügel. Der Angreifer muß links von Vinelz her über das deckungslose Gelände, über den Brüel, vorrücken und steht die ganze Zeit unter dem feindlichen Kugelregen; von Entscherz aus kann eine geschickt aufgestellte Batterie ihn seitlich unter sehr wirksames Feuer nehmen. In der Mitte bietet allerdings der Fa̦a̦ferewald Deckung. Allein er ist nicht sehr leicht zu durchschreiten, reicht auch nicht bis an das Dorf Tschugg heran. Der letzte Anlauf führt ebenfalls über fast deckungsloses Gelände, während der Verteidiger, in günstiger Lage verborgen, sich sein Ziel ungestört cha nn ụụsleese. Auf dem rechten Flügel dagegen führt der Fa̦a̦ferewald bis in die Stellung hinein und darüber hinaus; und vom Moos aus: voll der I̦i̦slere und dem Rundi und Jernet her kann der Angreifer bei geschickter Ausnützung des Geländes sehr wohl einen umfassenden Angriff gegen das Dorf Gampelen ansetzen. Merkwürdigerweise war gerade dieser rechte 490 Flügel nur von einem Bataillon besetzt, das von der Artillerie bei Entscherz nicht unterstützt werden konnte und ganz auf sich selber angewiesen war.
Die blaue Partei griff die ganze Front an, in der Mitte jedoch nu̦mmḁ zum Schịịn. Desto stärker gestaltete sich der Angriff auf den beiden Flügeln, insbesondere auf dem rechten bei Gampelen. Die Bataillone wurden von Vinelz bis zum Bahnhof Ins bereitgestellt und in der Deckung, in den Dörfern und Waldrändern auseinandergezogen, so daß sie beim Vorgehen nicht in geschlossenen Massen, sondern in lichten, langen Linien auftraten und, da sie auf der ganzen Länge ungefähr gleichzeitig erschienen, von der Artillerie nur wenig belästigt werden konnten.
Die Artillerie der blauen Partei hatte eine Batterie bei Vinelz, zwei gut verdeckt am Galgehubel bei Ins und zwei in der Nähe der Hofmatt auf dem Insfeld.
Die natürlichen Ziele des Angreifers waren die Brücken bei Hụ̈ụ̈sere ( Thielle): Straßen- und Eisenbahnbrücke, und diejenige bei Sankt Johannsen — die Lebensadern der roten Partei.
Öppḁ so um de nụ̈ụ̈nen ummḁ het’s G’fächt aag’fange. Z’ersch t häi d’Kanunne afa̦a̦ chlöpfe, glịị ch na̦chhee̥r häi d’Infanteriste Füür g’gee u het me d’Maxim g’höre tscheedere; un in ere Halbstun͜d isch es vo Gampele bis Erlḁch äi Leerme un äi Chrieg gsi.
Am hitzigsten isch es z’ersch t bi Gampele loos g’gange. Dört häi d’Schütze dür de n Fa̦a̦ferewald dürḁ n aag’griffe u di dütsche Friburger u d’Maxim vom Moos hee̥r. Das einzige Bataillon 22 isch der Übermacht nid Mäister worte. Wo du d’Schütze sogar obehee̥r dem Dorf uf dem Schalleberg erschine sii un ihm fasch t i Rügge choo siị,̣ het es müeße hin͜dertsi drụụs gege d’Zihlbrügg zue. E Batterie, wo vo Äntscherz heer het wölle z’Hülf cho, weer fasch t g’fange gnoo worte u het müeße Bäch gee. Äm zwölfi häi di Blaaue d’s Dorf Gampele g’noo g’haa u dem Find si n rächte Flügel vom Zäntrum abg’sprängt.
Vo dört uus het der Oberst Schlapbach siner Manne, wo uf der Site g’stan͜de sii, ’täilt. Di äinte het er la̦ rächts schwänke, gege Äntscherz u Tschugg zue, um dem Find si’s Zäntrum vo der Flangge z’neh; u di an͜dere het er was gisch t was hesch t gradụụs gege d’Zihlbrügg gschickt, für dört dem Find der Rückzug z’verlegge. Am Na̦mittag äm drụ̈ụ̈ häi si d’Brügge ghaa; u wo du vo Äntscherz heer u vo Tschugg die roote Truppe si z’rügg zoge häi un am glịịchen Ort häi dụ̈rḁ welle, wo si am Morge choo sịị, isch d’s Loch zue gsii. D’Artillerii het du̦ 491 der wịt Umweeg über Sant Johannse müeße mache, u d’Infanterie het überhaupt nü̦mmḁ düre chönne.
Uf der Erlachsite isch es de blaue Truppen o ch müglich gsịị, zwüsche’m Beerg un dem See düre z’choo u d’Sant Johannsebrügg z’b’setze. Die rooti Partei isch in ere schlimme Verfassig gsii, un ihrer Generäl häi afḁ läng g’luegt, göb die an͜deri Brigade, wo vo Neueburg her het solle cho, nid glii da̦ sịịg. 2
Gli no de drüüne het me si gseh cho. Uf em blutte Fäl d zwüsche Maräng ( Marin) u Wabere isch äi längi, dünni Reiee no der andere derheer cho u isch so gleitig, daß si het chönne, gege Späṇgiz u d’s Mumeral u gege Wabere zue für dört i de Hüüser u de Bäum si z’decke u si parat z’mache zum Agriff uf di zwo Brügge: d’Stra̦a̦ßebrügg z’Hüüsere u d’Isebahnbrügg bim Roothuus. Z’Hüüsere het d’s Batalion 17 der Weeg versperrt: es het d’Brügg mit Wööge u Äichte u Chöttine verbarikadiert gha u siner Lüt häi am hienochige Port, i der Wirtschaft Dreyer, im alte Schloß u witer z’rugg am Rand vom Niderholz si zwäg g’macht, für däm Find ganz vaterländisch d’Mäinig z’seege, wenn er sött nöcher cho.
Bi der Isebahnbrügg isch d’s Loch nid ḁso guet verstoppet (verschoppet) gsi: der Oberstlütenant Iselin het glaubt, d’Brügg sig zerstört u het se des wäge nume vo nes paar Infanteriste u zwo Mitrailleuse lo biwache.
Dr Oberst vo Wattewil het dänkt: jez druf mit der Läderfiele! Gäge jedi Brügg het är es Regimänt lo agriffe. Dr Stroß no isch d’Sach harzig gnue gange, aber über d’Isebahnbrügg isch er grad einisch übere gsi. Är het dört du alles, was het derdür möge, lo übere go, sogar d’Artillerii, u het si zwäg g’macht für vom Strandbode us sim Gägner i di linggi Site z’falle.
Dä Gägner het si nid lang chönne wehre; die meiste vo sine Truppe si ersch jetz über e Tschulimung abe cho. Wo si z’Tschugg u z’Äntscherz hei gwunne gha, si si enan͜dereno gäge Gals u d’Zihlbrügg zue; aber si hei du gseh, daß es nid so liecht isch, wi me vo witem glaubt, über e Bärg u düre Wald düre z’cho.
Dr Oberst Schlapbach het du der Befähl gä, z’rügg z’go bis uf Vinelz u Eiß un isch dört gsi, göb ihm dr Gägner z’noch zuche het chönne cho. Dä het für dä Tag vom chriege o gnue gha u isch froh gsi, si still z’ha. Är het si nid wiiter füre glo weder bis uf Gampele, Tschugg un Eerlech, dört wo n er am Tag vorhär o scho gsi isch. Er het siner Truppe so guet es gange isch under Dach brocht, het Vorposte 492 ufgstellt u si z’wäg gmacht, für de am Morge früeh wiiter gäge Bern zue z’marschiere.
Er het aber scho gwüßt, daß das nid eso liecht gang u het chönne dänke, daß dr Oberst Schlapbach nid vo sälber dervo spring un us der schöne Stellig z’Eiß use gang. U richtig isch dört g’schanzet worde u all’s z’wäggmacht, für daß si der Find so rächt dr Schädel aschlöi, wenn er chömti.
Wo n es du em Morge i aller Herrgottsfrüechi het sölle los go, hei di Lüüt kuriosi Gsichter g’macht; eso ne rächte dicke Moosnäbel isch do gsi, daß me nid zwänzg Schritt wit gseh het. D’Flüüger häi d’Pfiffe gli izoge; u d’Artilleriste, wo di ganz Nacht vo neue Heldetate troumet hei, st trurig bi ihrne G’schütze gstande u hei gfluechet: was nützt es, daß me uf ene Stund wit cha schieße, we me nüd gset!
Dr Oberst Römer het natürlig anders dänkt; ihm isch dr Näbel lang rächt gsi. Er isch druf los. Wil keine der ander gseh het, bis er uf ihm obe gsi isch, het der Agrifer ganz nooch chönne zueche cho, bis er Füür us de Schützegräbe het übercho; u a mängem Ort het er dr Gägner nume so überrönnt. Vo allne Siite isch d’s Dorf Eiß u der Galgehubel gstürmt worde, u gäge de zächne het dr Oberst Schlapbach z’rügg müeße. Er het si vorhär g’hörig gwehrt gha u het si der Find nie so noch lo uf e Liib rücke, daß är si nümme het chönne rühre. Bsun͜derbar am lingge Flügel, wo n es Regimänt het wöllen ihm i Rügge cho, het das e ghörigi Ohrfiige erwütscht; der Oberstlütenant Iselin isch ihm vo Süschi (Sugiez) här sälber i Rügge gfalle!
Wo du dr Oberst Römer het Eiß eroberet gha, het er o nid grad witers chönne. Im Näbel isch ihm alles dürenandere cho un er het z’ersch siner Truppe wider müeße i d’Fasson bringe, göb er wiiter chönne het.
Vor er so wit isch gsi, het’s Gfächtsabbruch bloose. Dr Oberstdivisionär de Loys het bim Chilchhof z’Müntschemier d’Ofizier lo zäme cho u het ne gseit, was er bis jetze zum ganze Manöver z’säge heig. Es het dört jede si Sach übercho, guets u böses; Lorbeerchränz si keiner usteilt worde, öppe hie u do en Ehremäldig. Es isch o rächt eso; üser Manöver si kei Räuberschießet. D’Hauptsach isch, daß me öppis derbi lehrt; u für das z’chönne, mueß öpper do si, wo eim d’Fehler säit.
Nachher wurde die Übung fortgesetzt. Sie dauerte noch zwei Tage. Am ersten derselben fand ein Angriff statt auf die Hügelreihe von Fräschelz bis zum Löwenberg bei Murten; am letzten das Schlußgefecht bei Ferenbalm, wo die Brigade Schlapbach mit aller Zähigkeit den Zugang zu den Brücken von Gümmenen verteidigte. An einem Donnerstag, dem 493 10. September, wurde der Krieg endgültig abgebrochen. Oberstdivisionär de Loys faßte in einer lehrreichen Besprechung alles zusammen, was er an Bemerkungen zu machen hatte. Er nahm dabei nach seiner Art kein Blatt vor den Mund; aber auch diejenigen, die sich betroffen fühlten, mußten anerkennen, daß sie von einem sachverständigen, wenn auch strengen Richter beurteilt wurden. Sofort nach der Besprechung löste sich die Division auf, und die Truppen zogen mit der Bahn und zu Fuß ihren Entlassungsplätzen zu: die Freiburger nach Freiburg, die Berner nach Dachsfelden, Bern und Wangen, die Solothurner nach Solothurn. Die Neuenburger, deren Ziel Colombier war, mußten den ganzen Weg, den sie seit dem Montag gemacht hatten, wieder zu Fuß zurücklegen, allerdings im Friedensmarsch auf der guten Straße und nicht im Gefechtslärm über Stock und Stein. Ihre Truppen füllten vom Donnerstag auf den Freitag noch einmal die bernischen Dörfer. Nachher erst nahmen sie endgültig den Abschied. Am Freitag und am Samstag morgen wurde die gesamte Ausrüstung wieder in den Stand gesetzt, die Pferde den Eigentümern zurückgegeben, die Wagen ins Zeughaus gestellt, die Fahnen abgegeben, und dann löste sich der einheitliche Körper der Division in seine tausend und aber tausend Bestandteile auf. Vom Fuß des Moleson bis nach Pruntrut, von oben am Neuenburgersee bis an den Hauenstein und den Pilatus ertönten am Abend die Jauchzer der heimkehrenden Wehrmänner. Wenn man hören könnte, was da jeder von Strapazen und Heldentaten, von Freuden und Leiden zu erzählen weiß, so würde man wohl meinen mögen, der Feldzug des ersten Napoleon nach Rußland sei weit übertroffen worden.
O i dene Dörfer im Moos häi d’Lüüt no lang z’rede gha vo däm Chrieg. Was hei si nid alles derbi gseh un erläbt! D’Manne hei brichtet 494 vo de höhe Ofizier, wo si derbi gsi; vom Oberst Audéoud, wo so ne tüchtige Soldat soll si; vom Oberst Iselin vo Basel: i sim Armeekorps isch di dritti Division; vom Oberst Wille: die alte Dragoner hei im Zivil no fasch Achtigstellig agno, wo si ne gseh hei; vom Oberst Sprächer, wo Generalstabschef isch, u no vo vielne andere mit Näme, wo me all Bott i der Zitig lis’t. De hei di frömde Ofizier vil z’rede gä; was säge ächt die vo üsne Soldate! Die einte hei di Dütsche gseh u der Franzos, di an͜dere der Östriicher oder der Italjäner; u de sig no n e Schwed do gsi un e Ruß; das isch aber nid wohr, es isch en Ängländer gsi un e Spanier. Aber das isch wohr, daß e ganzi Chupele Ofizier us Kanada de Manöver no gange si; nume hei si kei Mundur gha.
U d’Manöver sälber, was isch do drüber i de Wirtschafte g’redt u strategiert worde! E jede isch zum min͜dste en Oberst gsi u het hoorscharf gwüßt, was der Schlapbach nid hät solle mache u wo der Römer gfählt het: «Jo, jo, hätt er dört i üsem Stiereteil bi däm Högerli e Kumpagni ufgstellt un i der Gumme es Gschütz oder zwöi, de wärs’s nid eso use cho!» seit der eint; u der an͜der hilft ihm noche: «i ha vo Afang a dänkt, dört hin͜der Sunke rt un i der Trü̦pfe sig z’weeni Mannschaft gsi!» U bis si fertig si, isch der halb Liter läär u mueß e früsche zuche.
U de d’s Wiibervolch, was het das alls erläbt! «E du min Trost, wo si di Soldate an allne Orte düre! Grad z’mitts dür üse Bohneblätz un em Sigerist-Joggi dür e Chabis un em Elsi-Liisi dür e Spinet!» «Jo, u bi üs si si grad dür e Husgang u zwö häi bim Säustall gschosse u g’lärmidiert. D’Säu si ganz verspelkt (erschụ̈ụ̈cht) gsi u häi dr ganz an͜der Tag nid wölle frässe!» «U mier häi zwö Nächt d’s ganz Huus voll gha, im Tenn u im Trüel u i dr Remise; si häi alle mügliche Züg welle, Milch u Späck u Eier u Chees u Wi; emene Tschup Un͜deroffizier häi mer Gaffee g’macht u Rösti, zwo groß Pfanne voll. Seligi häig men im Kanton Neueburg niene, het äine gsäit; u so ne hübschi u granschierti Chöchi wi mi, häig er scho lang nümme gseh; es sig schad, häig er scho ne Frau! Das han i aber du Mịị’m gläitig un͜der d’Nase gribe. Aber dä het du gsäit, dä lüg mi nume a; das mit der Röösti chönn öppe no si, aber das mit der Hübschi glaub är nid.» «U bi üs häi sächs Ofizier i dr Stube am Bode gschlooffe; i ha no em änglefi üser Mäitli gweckt u ne d’Matraze un͜der em Füdle füre gschrisse. Das sig brav, het mer äine gsäit, er het nid rächt dütsch chönne, schön warm, schön warm! Wo isch der Meitschi, wott i n ihm Müntschi gä! Si häi gäng öppis mit em Wiibervolch, di Wältsche. Aber süsch häi si si ganz guet ufgfüehrt; üser häi di ganz Zit gfrogt, was es chostet u häi alls wölle zahle!»
495 Un ersch d’Chin͜d! Die si z’vollem us em Hüüsli gsi, mi het si mängisch dr ganz Tag niene gseh; u we si häi cho si, häi si usgseh wie d’Säu u häi fasch nid chönne schlooffe vor Iifer u vor Angst, sie erwachi am Morge nid. Für si̦i̦ sị d’Houptsach d’Flüüger gsi; un es het längi Gsichter u vil Augewasser gä, wo n es ghäiße het, dr Bider sig mit sim Apparat abegheit. Glücklicherwis het es ihm nüd to.
Wo dr Lärme scho lengste isch vorbi gsi u d’Soldate scho lang all dehäim, isch d’Sach no gäng nid fertig gsi. D’Landschätzer hätte solle cho, für der Schade abz’schetze, wo Ma u Roß u Fuhrwärch g’macht häi. Es isch lang gange, bis si cho si. Underdesse si d’Schützegreebe offe blibe, daß me g’mäint het, es chönn jedi Stun͜d Chrieg gä; u mänge, wo wäge’m vertrappete Gras het reklamiert u wäge de Chargleus im Härdöpfelacher, het ufbegärt: Wenn die chäibe Schläikine nume gli täte cho, susch gsei me de vom Schade nüd meh!
No di no isch alls wider i alte Trapp cho. Öppe no Reklamazione het’s g’gää bim G’mäinschriber, es sigi äim Lade furt cho, oder mi häig e Chötti nid ume ’berchoo oder es Bieli. U de het der G’mäinschriber e chläi brummlet u het uf Bärn g’schribe.
O das isch z’letscht z’rüggblibe. Nume we der Ma i der Zitig gläse het, es chönnt Chrieg gä, het d’Frau gsäit: We das Militär scho im Friide so ne große Kommers git, wi wird’s ersch im Chrieg si! Bhüet is der Herr dervor! Grad bi üs düre chäm s! U der Ma tröstet si: Häb nume nid Angst! Üser Soldate wärde scho luege, daß der Find vorhär gstellt wird. Aber besser isch es scho, wenn’s nüd git. Es gäit iez so guet z’Neueburg uf em Märit, u d’Säu gälte ordli, u d’Milch wott o wider azieh. Es wär schad, we das alls nüd sött si.
1
An der Hand einiger Offiziere.
2
Von hier an fast ganz des Autors Schreibunghu
Berner Wappen ist als
1
schnell
2
Mit dryen geformeten Strichen:
Der ein ist
rot. der mittel
gel;
Darin stat unverblichen
Ein Bär gar schwarz gemolet wol...
So steht in dem nämlichen Guglerlied zu lesen, in welchem vom Bernerbär erzählt wird:
496 Mit mordaxen und hellenbarden
lag er uf den warten.
Sin vigent
3
er vand ze
ins,
den gab er des todes zins.
Die gefangen gügellere seiten ze Bern die mere,
dass in in drißig jaren wart nie kein reiß so swäre.
4
Mit diesem Liede schließt der Chronist Justinger seine lebensvolle Darstellung des bekannten Guglerchrieg von 1375 unter dem Titel «daz die engelschen zu ins erslagen wurden».
Sie lautet: «Als nu die engelschen zerstört hatten die cluse, altrüwe, waldenburg, willisow, und daz lant dazwüschent gewüst hatten, da waz ein großer huf volkes der engelschen gezogen daz lant uf bi dem leber 5 und lagent ze gotstat, ze ins und da umb; da samnoten sich die dorflüte uf dem lande von nidow, arberg, louppen und da umb, frischknechte. Daz vernam man ze bern, vnd luffen ouch etlich gut gesellen von bern uf dem wiennachttag vnd kerten gen ins vnd machten sich die guten gesellen alle zesament vnd griffen die vigende an in der nacht mit einem großen geschrey, nemlich: hie bern! von dem geschrey die vigende sere ersracken; vnd luffen vnd stachen in sy wie si mochten, vnd erstachen der vigenden ob drinhunderten. Do die niderlegung beschach, do ilte der harst von berne wider heim vnd brachten mit inen gefangen, hengst vnd harnesch.»
Die folgenden Zeilen mögen 6 als Kommentar zu diesem Justingerschen Berichte dienen.
497 Der 1386 bei Sempach gefallene Erzherzog Leopold III. von Österreich hatte einen Neffen aus der Herrschaft Coucy in der Picardie, der die Besitzungen des Hauses Habsburg-Österreich in der Schweiz an sich zu reißen unternahm. Als Rechtsgrund hierzu sollte diesem Enguerrand VII. (Ingelram), 7 dem Sprößling einer altfranzösischen Adelsfamilie, ein Heiratsvertrag dienen, welchen 1310 seine Großmutter Katharina von Savoyen mit Leopold dem Glorreichen geschlossen hatte, und in welchem mehrere habsburgische Besitzungen als Pfand für die Morgengabe von 8000 Mark Silber eingesetzt waren. Da aber der Herzog gäng nie fü̦rḁ het welle n mit dem Münz, 8 schritt Ingelram endlich (1375) dazu, statt des Geldes d’s Pfan͜d ịị nz’sacke n. Da er jedoch über keine regelrechte Truppe verfügte, standen ihm bloß verzü̦ttereti und verzattereti Söldlinge aus aller Herren Länder zu Diensten: anderwärts ausgediente und beschäftigungslose Leute besonders aus England und Westfrankreich, an deren Masse nichts einheitlich war als die Gu̦u̦gel ihrer spitzen Hauben und Helme. Diese Gugler oder Gü̦ü̦geler, von Justinger als «die britten» oder «die engelschen» 9 bezeichnet, kosteten ihren Herrn aber auch keinen Unterhalt. Sie lebten 498 nach dem berühmten Satze, daß der Krieg sich selbst ernähren müsse, von Beutezügen u̦f äige nti Fụụst. Sie blieben daher auch nicht, wie ein g’regelierts Heer, mit Ingelrams Stammquartier zu St. Urban in enger Fühlung, sondern zerstreuten sich in zügellosen Rotten hie ummḁ und dört ummḁ, wie das gute Glück sie führte. Besonders den Klöstern waren, wie begreiflich, ihre Wị̆site n zugedacht. Die Klöster Fraubrunnen, Hettiswil und Andreasbrunnen ( Fontaine St. Andrée) wurden nach Note n ausgeplündert, das letztgenannte neuenburgische Stift sogar verbrönnt. Gottstatt aber gab das Quartier für den Hordenführer Frant ab.
Ihr Treiben auch im Bernerland durften diese Horden defter (oder deß de n) ung’schinierter fortsetzen, je ungehinderter sie durch die Einfallstore des Aargaus sich schon über das Sollodu̦u̦rner- und Luzärner- oder Länderbiet gewälzt hatten. Durch die Herren von Farnsburg und von Falkenstein verräterisch dü̦ü̦rḁg’la̦a̦ n, ja, wi mḁ n säit, durch den traditionellen Bernerfeind auf dem Basler Bischofssitz, Jean de Vienne, unter der Hand hee̥rḁg’löökt, fanden sie auf ihrem Zug dem Südostgelände des «Leber» (Jura) entlang keinen Widerstand. Denn die Landbevölkerung fürchtete sich vor dem Raubgesindel wi d’Scha̦a̦f vor de n Wölf, wi d’Vöögeli vor dem Stächvogel. Denn nid vergeebe ns ging ihm z’dü̦ü̦r ch e nwägg der Ruf der Kriegsgewandtheit und der Schlagfertigkeit, besonders aber der unmenschlichen Grausamkeit voraus. Wurden doch die Bauern von Merlenheim im Elsaß, die sich zur Wehre setzen wollten, sämtlich niedergemacht!
Erst Bern het ihm du̦ der Mäister ’zäigt. Das wußte aus Erfahrung, wie mache n u nd wie’s aa ngattige n. Von verschiedenen Gegenden, so auch von Eiß aus alarmiert, sandte es in aller Stille reitende und laufende Boten aus für ga̦ n z’spioniere n. So einen Mutscher, den es mit zwei Schillingen ablöhnte. Der mußte gen Ins und gen Gotstat vmb kundschaft laufen 10 — wohl, um festzustellen, ob die Abteilungen in Ins und die Schar in Gottstatt etwa durch Rotten in strategischer Verbindung stan͜di oder aber jede für sich abgeschlossen sei. Zu größerer Sicherheit ward noch ein zweiter Bote den nämlichen Weg geschickt.
Auch mit Freiburg wechselte Bern eifrige Depeschen, we nn mḁn däm ḁ lsó tarf seege n. Die Gefahr, die den Inselgau ( S. 30) unmittelbar bedrohte, pochte auch, wenn nicht an die Tore der alten Saanestadt, doch an ihre Grenzmauern gegen das Moos. Noch standen die zwar nicht an der Brue̥ije n bei Schụ̈̆si (Sụ̈̆schi, Sugy, Sugierz) 499 am Murtensee, sondern um eine gute Stunde weiter südwärts. Aber den plündernden Horden isch es uf e̥ne n Stun͜d nid abchoo̥ n. Freiburg zitterte darum und wagte seinem österreichischen Oberherrn, dem es doch zehn bewaffnete Glene (Lanzenträger) und etliches sonstiger Kriegsvolk für alle Fälle bereitzuhalten verbunden war, keine Hilfe zu senden. Bloß einige Freiwillige eilten nach Ins, aber damit diese keine Nachfolger finden, verbot der Rat bei schwerer Strafe, vor d’Stadtmụụren ụụsḁ (sich zu begeben), oder gar den Torwächtern (wie jene Freiwillige zu tun sich unterstanden haben werden) die Schlüssel aus der Hand zu ringen.
So war Bern auf sich selber angewiesen; ja, seine größte Not hatte das Seeland selber zu tragen. Denn der Oberaargau hatte den Strauß mit den Guglern zu Fraubrunnen auszufechten, wie die Nachbarn der Emmentaler: die Entlebucher im Buttisholz.
Um so tapferer warfen nun die rasch gesammelten Mannschaften der Herrschaften Erlach, Aarberg, Laupen, verstärkt durch den «Freiharst» aus Bern, sich auf einen feindlichen Hauptkern bei Eiß. Genauer sagen wir: auf dem Boden des benachbarten Müntschemier, 11 bi̦ der Han͜d (d. h. dem Wegweiser) an der Abzweigung der heutigen Treitener- von der Neuenburg-Bern- (Ins-Kerzers-) Straße. Dort breitet sich als sanft ansteigende, aber aussichtsreiche kleine Hochfläche der Gu̦gler (volksmäßig auch: der Gü̦ü̦geler), oder breiten sich die Gü̦ü̦gelerachchere n als ein trefflich gewähltes Operationsfeld.
Durch gewaltigen Leerme n, wo nid het welle n höo̥re n, das Heranrücken mächtiger Legionen vortäuschend, warfen sich in der Nacht zwischen der Wiehna̦cht und dem 26. Dezember 1375 die zuvor mü̦ü̦slistill herangeschlichenen Seeländer auf die nichts ahnenden Gugler. Hai ụ̆́f si mit Grien! lautete der Schlachtruf, und urplötzlich sahen sich die im Hinterlager ruhenden oder zechenden Horden umzingelt. Das war ein chlopfe n, versohle n, ụụsschwaarte n, ụụswanze n, Wanz gee n, ụụsflachse n, ụụswi̦xe n!
Auch bei Brüttele n und Treite n 12 wurden versprengte, wahrscheinlich auf Raub ausgegangene Trü̦ppeli b’bodiget. Ein ähnliches Schicksal können sehr wohl abg’sprängti Heeressplitter unweit dem Lager bei Gottstatt, besonders zu Jäiß (Jens) erfahren haben, wohin statt nach Eiß (Ins) eine Anzahl erster Geschichtsforscher das Haupttreffen verlegen gewollt. Als Stütze ihrer Vermutung konnte ihnen sowohl die Überlieferung des dortigen Volksmund dienen, wie auch die zahlreichen Funde von Roßịịse n. Ein unzweifelhafter Realzeuge des Guglerkampfs: 500 eine Hellebarde genau von der bekannten Art der Guglerwaffen, fand sich indessen bloß bei Ins. 13
Auf dem dortigen Schụ̈ụ̈racher, wo noch zur Stunde e n Hụ̆ffe n Stäine n li̦gge n, seien die Erschlagenen der Umgegend vergrabt worte n. 14
Die úberbli̦i̦bene n Gugler zogen sich schleunigst gegen Alte̥ri (Altreu) zurück und verbrannten, nachdem sie noch das Kloster zu Leuzige n zerstört hatten, die Altricher-Aarbrügge, um sich die Flucht nordwärts zu sichern. 15
Ingelram aber endete am 18. Februar 1397 als Abenteurer in türkischer Gefangenschaft zu Bursa in Kleinasien.
Seine Scharen suchten indes immer noch das westeuropäische Festland heim. Sie hielten 1388 den Erzbischof von Lissabon und sein Geleit zu Nidau gefangen. Als die Berner diese Stadt eroberten, befreiten sie die wäis der Hun͜d wi lang schon im Schlosse Schmachtenden, verpflegten sie in Bern und statteten sie mit dreihundert Dukaten Zehrgeld zur Heimreise aus. Der dankbare geistliche Herr lohnte ihnen mit der Rückzahlung von tausend Dukaten. 16
1
gar. durchaus; vgl.
schwz. Id. 1, 170 unter «alls».
2
Tapfer, behend, schnell zur Hand (
Kluge 409); vgl.
tifig und für die Begriffsfolge: bald.
3
Feind(e), ahd.
fiant, zu
fiên (hassen), wie «Freund»,
vri-unt zu got.
frijôn (lieben).
4
Justinger ed. Studer 143 ff. Das ganze Guglerlied steht, wie bei Liliencron 1, 87, auch in der eidg. Liederchronik von Rochholz 24.
5
Leberberg (S. 36).
6
Besonders an der Hand des Vortrages von Michael Benzerath über «das Treffen bei Ins» in den Freiburger Geschichtsblättern 1809, 149-165.
7
Urdeutsch
Angil-hraban, der «Boten-Rabe»: eine Erinnerung an den Mythenkreis Oddhins.
8
Das Kleingeld heißt allseeländisch
das Münz.
9
Vgl. die Angeln als volklichen Grundstock der Engländer bei
Hoops 1, 86 ff.
10
Berner Stadtrechnungen ed. Welti I, 56-59.
11
So korrigiere man «München-wiler» in den Geschichtsblättern.
12
JahnKB. 22.
13
Nummer 134 des kantonalen Museums Freiburg, in welcher Stadt das Nikolausmünster die den Guglern abgenommene goldgestickte Fahne birgt.
14
Kal. Anker.
15
Kocher 48;
NSW. 1911, 346.
16
Justinger 172; Stadtchronik 427;
NSW. 1911, 284.
In die Zeit der Kämpfe zwischen den Bischöfen von Basel und den Grafen von Nidau ( S. 80) fällt ein Gefecht zu Schwadernau (1376), 1 in welchem der Bischof der Chü̦ü̦rzer ’zooge n het. Es war ein Zweikampf von beidseitig auserlesenen Rittern, von jeder Partei vierzig.
Welch anderes Relief aber gewinnt der hundert Jahre spätere Burgunderkrieg auch für unser Seeland!
Am Sieg und an der Beute von Grandson waren neben 75 Erguelern auch 75 Bieler beteiligt, 2 sowie eine unbekannte Zahl Erlacher und Wistenlacher, die zu Châtelard im Quartier lagen. Ruedi von Gäserz erwarb durch seinen Heldentod zu Grandson seinen Nachkommen die Befreiung von der Leibeigenschaft (s. «Twann»). In vangknüs gehalten wurde dagegen durch den Vogt von Erlach ein ungenannter Knecht der büt halb, bis am 16. August der Berner Rat befahl, den Gefangenen an die heiligen sweren zu lassen und in daruf uszelassen ( ụụsḁ z’la̦a̦ n). 3
501 Die Verfügung erinnert an das Ratsschreiben vom 27. Mai 1476 an Hr. Adryan: das er den Gevangnen von Ynns har schick, so wellen sich min Hrn. an Ihm fürder erkennen. 4
Die von Murten aber, heißt es in einer Ratsverfügung vom Sommer 1476, seien in einer Vorstellung an die Eidgenossen in der büt gnedenklichen zu bedenken in ansechen ir verderbens. 5 Wie recht und billig! Seit 1475, wo Freiburg und Bern die Stadt ihrem letzten savoyischen Schirmherrn, Graf Jakob von Romont weggenonnnen und als Bollwerk gegen Savoyen und Burgund vorgeschoben hatten, brachte Murten der neuen Doppelherrschaft gewaltige Opfer. Bei Héricourt, bei Pontarlier, bei Blamont und zu Grandson focht sein Fähnlein mit; und nun hielt es unter Adrian von Bubenberg heldenmütig die dreizehntägige Belagerung aus bis zum glorreichen Tag des 22. Juni. Welche Züge von Seelengröße und kleiner Kriegslist vereinigen sich hier zu einem Bilde!
Der herzogliche Feldpavillon auf dem Bode nmü̦nsi ( Grand Bois Domingue) 6 und das nach der Volkssage im Burgunderloch bei 502 Gurwolf aufgeschlagene Hauptquartier der Burgunder 7 veranschaulichen Karls des Kühnen mit Bigotterie gepaarten Stolz in allen seinen Farben vom Herrlichkeitsgefühl 8 des Je lay emprins («ich hab’s gewagt») auf den Burgunderteppichen 9 bis zum ordinären hohlen Hochmut. Letztern kennzeichnet der Volksmund in Sätzen wie diesen: Er stinkt vor Stü̦lzi. Wenn däm der Stu̦lz weh deet, dee r hätt di gröo̥ste n Schmeerze n. Wenn dee r der Stu̦lz chạuffe n müeßt, so hätt er ’nḁ ni̦i̦d.
Nichts weniger als stu̦lz, im Gegenteil dank seiner Gestalt der Vergessenheit überantwortet, sollte das Doggeli von Gurwolf jene an Schillers Roßbergerin erinnernde edle Maid, Marie Vuillemin, vorstellen, welche in der Verkleidung eines burgundischen Kriegers zur Besatzung von Murten vordrang, um ihr durch ihren Schatz den beabsichtigten Sturm zu verraten. 10
Neben die heroischen Todesopfer hinwieder, welche die Erstürmung vom grüene n Haag forderte, stellen sich die acht Gefallenen und zu Gampelen Beerdigten aus Gampelen und Gals, welche mit andern Seeländern, speziell den 120 Mann aus der Grafschaft Erlach, im Moos gegen Eiß hin sich dem Grafen von Romont entgegenstellten. Von Wiflisburg her war dieser am 3. Juni plündernd in die Grafschaft Erlach eingebrochen, wurde aber durch die Ein- und Umwohner von Eiß mit aller Gattig Waffen und provisorische n Fahne n zurückgetrieben. Mi het d’s erste n beste n g’noo̥ n, was mḁ n grad erwütscht het. Die Weiber bedeckten alle auf- und im Brüelzälgli zusammentreibbaren Pferde und Kühe mit Tüchern, so daß in die Ferne eine große Armee vorgetäuscht wurde. Dazu häi n si mit horne n e n Häide nleerme n verfüehrt. Zum Dank, heißt es (wie von den Appenzellerinnen am Stoß), haben die Inserinnen seither den Vortritt am Abendmahl. Die 8000 Savoyarden und Waadtländer wurden über die Brueije zurückgetrieben 11 und eine weite Strecke verfolgt. Dabei zeichnete sich Venner Bellenot von Landero̥ n besonders aus. Zum Dank schlug der Graf von Neuenburg ihn zum Ritter. Als am 22. Juni der Romonter die üble Wendung der Dinge sah, zog er sich schleunigst zurück und erzwang bloß dank seiner Übermacht den Übergang bei Sụ̈schi, welchen die Seeländer ihm zu verwehren suchten.
Einen Nachklang anderer Art findet das Burgunderg’schütz oder Mụurte ng’schütz in seiner Verbindung mit dem Echo des Lawinendonners in den Alpen. Anderwärts auch als Wätterschieße n 503 bezeichnet, heißt es um Oltigen das Schießen des Galmjägers. Galm ist der große Wald zwischen Murten und der Saane, vor welchem das eidgenössische Heer sich sammelte.
Über das «Burgunderbluet» handelten wir auf S. 106 f.
1
Justinger 149.
2
Blätter 3, 16.
3
RM. 20, 156.
4
Ochsenbein, Urkunden der Murtenschlacht S. 217.
5
RM. 20, 160.
6
Nach Ochsenbein.
7
Wattelet in Freib. Gesch.-Bl. 1894, 11-94 und danach Stock’s «Murten» in den Europ. Wanderbildern 103/104, 51.
8
Vgl. die Ruine Stolzeneck bei Ebersbach.
9
Im hist. Mus. Bern.
10
Stock 51.
11
Mül. 263;
Stauff. 70 f.
Hatte Murten im Burgunderkriege beiden neuen Herrinnen, Bern und Freiburg, in gleichem Maße gegen deren gemeinsamen Feind gedient, so stellte es sich allemal, wenn Freiburg sich wieder von savoyischen Netzen umneh n ließ, auf die Seite Berns. An diesem mächtigen und einer zielbewußten Politik huldigenden Ort, wo d’Han͜d am Arm g’ha n het, fand es Halt und Rügge n. Umgekehrt mußte Bern auf den Besitz Murtens den höchsten Wert legen. Führte doch seine alte Landstraße durch den Forst und an verburgrechteten Landgütern vorbei durch Mühleberg und Gü̦mmene n nach der Beherrscherin des Murtensees, von welchen hinweg auf dem Wasserwege der Broye und des Neuenburgersees ( S. 119) die Weinschätze des Waadtlandes, sowie Getreide und Eisen aus Burgund, sich bequem erreichen ließen. 1
Die Waadt aber, wie Genf, standen einstweilen unter Savoyens Herrschaft. Zu Genfs Befreiung wagten Seeländer und Neuenburger Freischaren unter Jakob Wildermut von Biel im Oktober 1535 einen Vorstoß. Sie errangen einen Sieg ( si häi n’s g’wunne n), ließen sich aber bei Gingins in eine Falle locken. 2 Doch haben sie sich siegreich herausgehauen und die Mahnung des Berner Rates, heimzukehren, befolgt.
Vorderhand schritt Bern (1536) zur Eroberung der Waadt, um ihr erst später die Befreiung Genfs folgen zu lassen. Murte n wurde der Sammelplatz für die Mannschaft der Bezirke Biel, Erlach und Nidau. Erlach, Neue ntstadt, Vallḁdịs ( Valangin) und Neuenburg stellten die Nachhut, welche Hans Frisching und Hans Zimmermann befehligten. 3 Die Bürgerschaft von Murten mußte den Platz beim Fäälbạum bewachen; dem Landvogt von Erlach war der Platz beim Faanel anvertraut. 4 Damit wurden feindliche Streifereien von Gụderfịị her oder der See ab verhindert.
Fünfzig Jahre vergingen, bis (im September 1586) drei Berner Fehnli nebst Freischaren nach Genf auszogen zum Schutze dieser Stadt gegen den Savoyer Herzog Karl Emanuel. Den hieran sich knüpfenden Savoyerkrieg setzte Bern bis 1589 fort, aber unglücklich. 5 Zu alledem 504 trat noch der Schutz, welchen Bern um 1587 dem protestantischen Teil des zugewandten Orts Mühlhausen gewähren mußte. Alle diese Kriegszüge förderten in den bernischen Landen die Verwilderung und Verrohung, von welcher S. 505 f. gesprochen ist.
1
Vgl.
Lüthis «Pionier» 1912, S. 62 f.
2
Taschb. 1905, 63-95 (Bähler);
Mül. 263.
3
EvR. 2, 249.
4
Wohl so, nicht umgekehrt, wie
EvR. 2, 218 sagt.
5
EvR. 2, 261-291.
Daß auch das Tun und Lassen einzelner 1 heimgekehrter Söldner dazu beitrug, leuchtet ein.
Das schweizerische Söldnerwesen ist fast so alt wie die Eidgenossenschaft selber. 2 Es hatte einen starken Grund im Geldmangel des vormals industriearmen Gebirgslandes. Und als den Tagen von Grandson und Murten die von Marignano und Pavia folgten, entließ die für immer auf Weltmachtstellung verzichtende Schweiz den Überschuß ihrer kriegerischen Kräfte naturgemäß i n d’s U̦ßland. Suchten auch die einzelnen Stände durch Verbote und Gütereinzüge die zur Selbsterhaltung nötige Mannschaft im Lande zu behalten: das junge Volk fand immer das Redingsche «Loch, wo hinaus», und het z’Chrieg ’dinget. 3 Ein Probst von Eiß diente unter Ludwig XVIII. 4
Unter den vielen Napo̥lidaaner oder Naplidaaner 5 oder schimpfsweise Napli, welche teilweis mit hohen Ehren und auskömmlicher Altersversorgung, teilweis auch arm und invalid aus neapolitanischen Kriegsdiensten heimkehrten, machte Dr. Gatschet, Sohn des Gátschet-Meier von Ins, als Beherrscher von sechs Sprachen sich einen Namen. Einer seiner Brüder stand zu Batavia in holländischen Diensten.
Ein Gaschen aus Ins, genannt Wịịße n-Schnịịder, machte in französischen Diensten den ägyptischen Feldzug mit und wurde gefangen. Dem Abschneiden von Ohren und Nase entging er knapp durch die Erklärung, er wolle als Muhamedaner mitmachen. Gegen muhamedanische Gefangene ausgetauscht, begab er sich in spanische Dienste. Nun von den Engländern gefangen, verbrachte er 32 weitere Jahre im Kriegsdienst. Da England und Frankreich keine Pänzione n zahlen, verlebte er als Nachtwächter daheim ein stilles Alter mit seiner jungen Frau. 6
505 Niklaus Kißling von Erlach focht unter Napoleon in Spanien, wurde verwundet, im Juli 1808 gefangen und mit vielen andern Schweizern auf den Pontons von Cadix unmenschlich behandelt. Er konnte entfliehen und auf ein englisches Schiff schwimmen. Mit einer Kugel im Bein lebte er noch lange daheim als fleißiger Arbeiter. Bernhard Neuhaus von Erlach erwarb sich in den napoleonischen Feldzügen den Majorsrang. Der Erlacher Joh. Simmen aber verblutete auf dem russischen Feldzug von 1812.
Aus Gample n trat 1709 ein Heinrich Käch (Chäch) zu Landeron in Kriegsdienst, weil er mit Wirtshausverbot bestraft war. Er hinterließ seiner armen Familie 165 Kronen, welche der Landvogt Gabriel Engel durch Fürsprache in Bern vor Konfiskation schützte. 7
Nicht selten waren es aber übersehene militärische Talente, welche Männer wie unsern Weber von Brüttele n ( S. 506 ff.) im Ausland zu tüchtigen Heerführern für die Heimat heranreifen ließen.
1790 erwarb sich zu Marseille im Schweizerregiment von Ernst, in welchem zwei Söhne des Erlacher Schultheißen Beat Jakob Hopf als Offiziere dienten, der 22jährige Erlacher Johannes Künzi («fünf Schu, fünf Zoll, drei Linjen hoch, von Angesicht Rond, graue Augen, braune Haar») nach 53 Monaten Grenadierdienstes einen ehrenhaften militärischen Abschied. Er brauchte wohl nicht wie jener einsiedlerische Alte vom Berg auf dem Chasseral mühsam Kräuter zu sammeln. 8
«Fürwahr ein elend und erbärmlich Leben!» Und doch unendlich ehrenhafter als das «tolle Leben», welches im 15. Jahrhundert das einst so gesunde Volkstum des «großen Bundes der oberdeutschen Lande» 9 506 bis ins Mark vergiftete. 10 Man denke nur beispielsweise an den Kolben- oder Saubannerzug an der Fasnḁcht 1477, der in Genf die an Bern versprochene Brandschatzung von 26,000 Rheingulden het welle n ga̦ n räiche n. Der Zug kam bis vor Freiburg, wo die von Genf zum Schutz angerufenen Eidgenossen häi n Oor dnig g’macht. 11
Der von Hodler in seiner ganzen steilen Größe gemalte Rückzug von Marignano war ein guter Markstein für die Zeiten eines solchen Schweizertums.
1
Nicht aller! Vgl. die guggisbergische Söldnergeschichte
Taschb. 1911.
2
Vgl. Dr. Richard Fellers Vortrag.
3
Vgl. Pfarrer Schedlers Vortrag über den Abenteurer Ulrich von Hohensax (1458-1538) als Haupturheber der unseligen Mailänderfeldzüge und typischen Vertreter der korrupten Söldnerpolitik gegen Zwingli.
4
Kal. Ank. Er verfertigte dem König sogar ein Paar Stiefel und verriet dabei der Welt das Geheimnis, daß das königliche Bein 19 «Zoll» Umfang zeige.
5
Vgl. «Der Napolitaner», Schauspiel von Otto von Greyerz.
6
Kal. Ank.
7
EB. A 709 (18. Jan. 1709); vgl.
RM. 19. Jan.
8
Schn. 3.
9
AhV. 7, 449.
10
Vgl. Dr. Richard Fellers akadem. Vortrag. Gleich ihm wies Pfarrer August Waldburger in Ragaz (im Heim-Kalender 1914, 124-128) auf die Parallelen hin zwischen dem Söldnerdienst und der «Fremdenindustrie mit ihren Gefahren für Volk und heimische Art».
11
AhV. 7, 448.
(In der Mundart von Brüttelen. 1 )
Vo n Brüttele n chunnt der General Weber; also us der alte n Grafschaft Erlach. Die het scho n zu alte n Zịte n gäng e n Mannschaft g’stellt, wo die milidäärische n Füehrer gärn g’ha n hei n. Warum? Si isch zääi g’si̦i̦ n, isch düechtig g’marschiert, het öppis mööge n haa n (aushalten) und het si ch im Chrieg tapfer düürḁghäue n. Das isch zu mene Teil vom Söldnerdienst haar choo n. Dä r het di Lüt zu dene n Soldate n g’hulffen erzieh n, wo der Doktor Bähler z’Biel i n sị’m Bricht über di Gränzb’setzig vo n 1870 von ne n seit:
507 Das Seeländer Bataillon war ein prächtiges Soldatenmaterial, ohne blague, äußerlich nicht anschaulich, aber ausdauernd, nüchtern und zäh gegen Frost und Hitze, Sonne und Regen, Hunger und Durst.
Drum isch d’Bevölkerung o ch gäng, so lang mḁ n weiß, milidärfründlich g’si̦i̦ n. Di neui, gäge nwärtigi Milidärorganisazion isch im Amt Erlach mit uberụụs starcher Mehrheit aa ngnoo n worde n.
Kei n Wunder, das s us ere n söttige n Mannschaft o ch tüechtigi Soldate nfüehrer sị n härvorg’gange n; i n der Ubergangszit grad drei us dem Amt Erlach mit enan͜dere n: der General Weber u sị n Brueder Abraham, u nd de nn der Johann Viktor Hopf († 1838), der Suhn vom Erlacher Schultheiß Beat Jakob Hopf. Z’Neuenégg het dää r als Lütenant kumidiert. Im glịịche n Ja̦hr 1738 isch er Milizinspäkter (Oberinstruktor) vom neue n Kanton Oberland worde n, 1803 Platzkomḁ ndant vo n Bärn, öppis spööter Oberinstruktor und z’letzt Oberst. 1815 het mḁ n ’nḁ i’ n Große n Raat g’wählt, un d 1824 isch er Oberamtmann (« Landvogt») vo n de n Freibäärgen im Jura worde n.
Aber d’s Seeland het zum Trutz vo n de n Schwierigkeite n, wo di fürnähmme n Stedter gäng g’macht hei n, dann e̥t wann o ch milidäärischi Füehrer 2 us dem Bu̦u̦re nstand uberchoo n: der Abraham Rösselet vo n Twann († 1850), der Generaladjudant Sigmund Kneubühler vo n Fraue nchappele n, 3 der Haup tmḁ n Fụ̈ri z’Eiß (1670). Z’Brüttele n het bereits 1707 der Suhn vo nmene n Wachtmeister Peter Wäber g’läbt u 1771 der Abraham Weber, «Lieutenant und Behrenwirt zu brüttelen». 4 V’li̦cht ist das un͜der dene n vi̦i̦lne n Wäber, wo n es z’Brüttele n gi bt, der Stammvater vo n dene u̦f der Fägge n ( S. 6. 16). Das ist es Bụụre nguet, wo e n chlei n vom Dorf absịts gäge n Treite n zue li̦ggt. Am 9. Merze n 1832 isch d’s Hụụs verbrönnt, 5 aber grad u̦ma neu ụụf’bbaue n worde n. I n dene n Ja̦hr 1828 u 1839 ist der Ammḁ n Hämmerli dru̦ff g’si̦i̦ n.
Die Wäber (Weber), wo mer spööter uf der Fäggen aa nträffe n, hei n bi zweuhundert Ja̦hr d’s Meier- oder Ammḁn-Amt gäng vom Vatter uf de n Suhn wịters g’eerbt. U nd dḁrzué sị n si im Milidäär g’awangsiert, wél che r hööher! Scho n im Bụụre nchrieg vo n 1653, wo uberhaupt d’Seeländer kei n Grund g’ha n hei n, gäge n d’Regierig z’sịị n, sịị n di Wäber bi dene n Her re n z’Bärn Hahn im Choorb g’si̦i̦ n. 6 1793 wär das G’schlächt bal d Burger vo n Bärn worde, u nd 1804 isch es würklich ei’m von’ne n g’ra̦a̦te n. E n Suhn vo n däm, der Abraham Weber (1723-1784), gstoorben als Meier vo der Grafschaft 508 Erlach, isch ganz jung i n d’s Bärner Regimänt de Bettens choo n u nd dḁrmit i n französischi Dienste n ’träte n, isch 1758 Fähnrich und 1765 Oberlụ̈tnant worde n, na chdäm er im sibe njährige n Chrieg (bi Warburg) het e n Wunde n dḁrvo n ’treit. D’s Jahr drụụf het er sị n Abscheid g’noo n.
So het däm Maa n der Chrieg das Läbe nsglück u nd di Satisfaktion ’bbra̦a̦cht, wo n er daheime n nid fun͜de n het. Denn da̦ het er i n sịne n junge n Mannesja̦hr Unglück g’haa n. Im Chorgerichtsmanual vom 2. Abereelle n 1766 fin͜de n mer 7 di Verfüegig vom Eheg’richt z’Bärn ịị ngschri̦be n:
«Abraham Weber von Brüttelen. Lieutenant in königlichen französischen Diensten, hat vor uns zur Genüge des Rechtens dargetan, daß sein Eheweib, Anna Maria Nicklaus, welches schon vor geraumer Zeit sein Hauswesen böswillig verlassen und mit Entfernung verschiedener Effeckten sich nach der Stadt Nüwenburg begeben und daselbst niedergelaßen, ungeachtet der derwegen von uns wider sie erteilten dreymahligen Citationen auf heüte, als den angesetzten peremptorischen Rechtstag, sich vor uns nicht gestellt. Demnach hat er uns ehrerbietig angesucht, daß wir ihm wegen dieser böswilligen Verlassung die gänzliche Scheidigung erteilen möchten. Auff dieses rechtliche Begehren nun haben wir hiemit Kraft tragender Gewalt das zwischen ihm und der A. M. Nicklaus gehaftete Band der Ehe von nun an völlig aufgehoben, demnach dem Kläger gestattet, sich nach Verfließung eines halben Jahres zur zweyten Ehe schreiten zu können; da hingegen solches der Nicklaus ohne unsere besondere Erlaubniß auch nach verstoßener ihr aufgelegter Wartzeit von 18 Monaten verbotten seyn soll. Wie wir denn sie die Nicklaus um aller dieser Sache halber ergangne Kosten gegen den Kläger auf Mäßigung hin verfällt, und ihm bewilligt haben, um sich für dieselben und andre rechtmäßige Ansprachen von ihrem Gut, wo er solches betreten mag, bezahlt machen zu können, sich vor dem competierlichen Richter gebührend anzumelden.»
Vo n sibe n Chin͜d dänne n het das Wịịbsbild si ch furtg’macht. D’s eltist isch der Aberham Vinzenz g’si̦i̦ n (geb. 1748). Darna̦a̦ ch isch der Hánsjoggi choo n (Hans Jakob, geb. 1749). D’s dritt isch d’Elsbeth gsi̦i̦ n (geb. 1751), und d’s viert der Johann: üse r General Wäber (1752-1799); mi n het ihm numma Meiers Ha̦us 8 g’seit. Darnaa ch chööme n du̦ no ch der Daani (Daniel), d’s Marei (Maria) und d’s Röösi (Rosina, geb. 1759). Dem Daani sị n Tochter isch öppḁ vor füfz’g Ja̦hr g’storbe n.
Der Abraham Vinzenz 9 isch 1783 Lütenant worde n u nd 1791 Ede-Meior ( aide major). 1793 het er Frankriich verla̦a̦ n. 1798 het er im Grauholz tapfer g’fochte n, un d i n der Helvetik hei n si ’nḁ zum Generalinspektor vo n de n bärnische n Truppe n g’macht. Mi het no ch n e n Bịfähl von ihm, 10 das s «der Bürger Johann Ullrich Äbi von Heimißwyl, 509 distrikt Burgdorf, während seiner Krankheit vom Tragen der Waffen und von dem Loos der Auszüger (Eliten) befreyt sei. Geben in Bern, den 14. Juni 1799.»
Aber wohl isch es ihm daheime n nit g’si̦i̦ n! Bụụre n het er nid chönne n u nd nid mööge n, wenn äär scho n An no̥ 1813 d’Fägge vo n si’m Brueder Daniel g’chauft het u nd si b’halte n bis 1817, wo si du̦ an e n Hämmerli choo n isch. Sị n rụụche n u nd stränge n milidäärische r Geist, wo für zügellosi Soldate n guet isch gsi̦i̦ n, het i n das fridlich Hụụswääsen i nhḁ r 11 nid ’paßt. Dä r Aberham isch de n G’schwisterti da̦heime n u nd dene n Dienste n vorchoo n wi n e n prụ̈ụ̈ßische n Bifählshaber u nd bal d wi n e n T’hịraan, wo si g’schoche n 12 hei n u nd g’förchtet u nd äntlige n baal d 13 g’hasset wi der Tụ̈ụ̈fel. Einisch het er mit e̥-me̥ne n Chnächt Chri̦tz uberchoo n. Dä r het ihm nöijis 14 nid rächt g’macht u nd du̦ no ch g’mụụlet; u nd der Wäber isch buechig u nd fụ̈ụ̈rig worde n u nd het ’nḁ bi’m Äcke n 15 gnoo n. Du̦ wirt der Chnächt ó ch fụribụ̆́nt taub, het der Meister blötzlig bi’m Chrosse n 16 p’hackt u nd ’nḁ hin͜dertsi ch uberschlaage n. Dḁrna̦a̦ ch het er g’fluechet wi n e n Rịịnbueb u nd het si ch dänne n g’macht. Der Wäber isch umḁ 17 n ụụf u nd het bịị n ĭhm sälber ’ddänkt: är het bi’m Sackerhaageli eige ntlich de nn no ch rächt g’haa n! Aber g’seit het er nụ̈ụ̈t. Dem Chnächt isch es doch e n chlei n angst worde n. U nd wo du̦ An no̥ Drizäächni der Wäber isch a n d’Gränze n g’rüeft worde n u nd der Chnächt ó ch het müeßen ịị nrücke n, het dää r ’ddänkt: wi geit’s mer ächt? Aber der Wäber het ’nḁ zu de n Roß ’ta̦a̦ n u nd g’seit: Lue g guet zue’nne n u nd wehr di ch fü̦ü̦r si! I ch ha n g’seh n, daß di ch chaa nnsch t wehre n!
Dem Chnächt het’s g’wohlet, daß mit dem Meister isch Fri̦de n gsi̦i̦ n, u nd dem Meister het’s guet ’ta̦a̦ n, daß u̦mḁ n isch Chrieg g’si̦i̦ n. Im Fääl d u nid i n der Fägge n isch är da̦heime n gsi̦i̦ n.
1
Hauptsächlich mit Hilfe von alt Gemeindschreiber
Weber, der gleich den Herren a. RR. Scheurer, sowie Oberleutnant Hegi, Vorsteher im Brüttelenbad, Major Blum, Lehrer in Müntschemier, und Versicherungsinspektor Geißler, all Sekundarlehrer in Ins, auch sonst sich dieses Kapitels angenommen hat. Schriftliche Hauptquellen: Bernhard Zeerleder (1788-1862), von Steinegg (Thurgau), dessen «Erinnerung an Weber» (1835) Pfarrer Dr.
Bähler in den
BB. III, 581-601 benutzt und sein Vater, der Bieler Arzt, mit kritischen Noten im
Taschb. 1867, 101-146 veröffentlicht hat. Dem Titelbild, nach Ankers Bleistiftzeichnung lithographiert, liegt das in Brüttelen erstellte und im Bieler Museum aufbewahrte Ölgemälde zugrunde. Unser hier beigedrucktes Bild ist eine von Dr. A.
Bähler-Geßler gestaltete und veranlaßte Photographie dieses Gemäldes. Das ebenfalls schöne Bild II Nr. 73 in der «Galerie berühmter Schweizer» (Baden i. A.) 1871 ist von Alfred Hartmann mit Text begleitet. Das Tagbl. d. Stadt Biel enthält 1866, Nr. 279-285 einen Vortrag von Dr. Eduard
Bähler. Auf diesen stützt sich der Vortrag von Joel Leuenberger, Lehrer zu Ins, an der Lehrerkonferenz Erlach zu Tschugg. Vgl. ferner Heinzmann, kleine Schweizerchronik II (1801), 636-642; Lutz, Nekrolog 553 f.; Hanhart, Erzählungen aus der Schweizergeschichte IV, K. 62. — Oberst Hintermann, das Gefecht von Neuenegg (Frauenfeld).
2
RM. 22. Aug.
3
Taschb. 1853. 1863. 1896, 236-247 von Dr. Bähler.
4
LBI. 47.
5
Brandsteuerbuch Brüttelen.
6
Inserisch:
der best Hahnen im Chratte
n.
7
S. 176 f.
8
In Ins auch:
Höus oder
Housi.
9
Vgl. seine Biographie von Dr. A. Bähler, mit Bildnis, im SdS. 1913, S. 119.
10
Im Besitz von alt Gmdschb. Weber.
11
Ins: ịịchḁ.
12
Ins:
g’schụ̈ụ̈cht
13
Beinahe.
14
Ins:
näüḁ n öppis (irgend etwas).
15
In Ins auch:
Näcke
n (Nacken).
16
An der Gurgel.
17
Ins:
ummḁ.
Der Dritt vo n Abrahams Sühn: der Ha̦us, het ó ch vo n chlịịnnem ụụf e n milidäärische n Geist in ihm g’haa n. U nd dä r het ’nḁ richtig i n d’Fröndi ’tri̦i̦be n so glịị ch wi mügli ch. Was het dä r drịzähe njährig Bü̦ü̦rstel o ch daheime n welle n mache n: d’Mueter si ch furtp’hackt, der Vatter meh i der Fröndi daheime n, u nd di junge n G’schwisterti un͜der dem Bifähl vo n chụụm rächt erwachsnen eltere n!
Z’Eiß un͜der dem Pfar rhụụs, in ei’m vo n dene n eltere Her regüeter, het der Erlacher Landvogt Samuel von Graffe nried e n schööni Rääbe n 510 g’haa n. Sị’m Brueder Franz Ludwig, dem Landvogt vo n Thorbärg, het es Landguet z’Worb g’höört. Für dört 1 gạ n z’schaffe n, het Meiers Hous ’dinget, so baal d das s er isch vom Her re n choo n. Är het ụụfrächt u reedlich im Sinn g’haa n, es bar Ja̦hr z’blịịbe n. Aber es het ĭhm’s nid chönne n! Der Chaarst het ihm si ch nid welle n i n d’Han͜d schicke n; der Sabel vom Vatter u nd vom Urähni het dri̦ müeße n.
Chụụm isch er achtzäächni g’si̦i̦ n, so isch er nach Hol land, i’ n Dienst vom bärnische n Regiment Mey. Da̦ ist er richtig i n di rächti Schuel choo n! Wi in allne n frönde n Schwizertruppe n, het ganz b’sun͜ders dört en uusgezeichnete r milidärische n Geist g’regiert. Alls, vom General e nwägg bis a bhḁ r zum letzte Dambụụr het drụf g’haa n, d’Sach brav z’mache n. Di Obere n u nd di G’meine n hei n’s guet z’sääme n chönne n. Die hei n eine m ḁ den Augen aa ng’seh n, was si z’tüe n heigi, un d im ganze n Dienst isch en Oor dnig g’si̦i̦ n, wo n es allne z’sääme n so wohl dḁrbịị isch gsi̦i̦ n, wi dem Fisch im Bach.
Da̦ isch üse r Wäber du äntlig dḁheime n gsi̦i̦ n! Är het als e̥ne r rüehrige r u nd tị̆fige r Fääger si ch fü̦ü̦r hḁ r g’stellt. Da̦ het’s ihm nid chönne n fähle n, das s er scho n na ch sächs Ja̦hr Dienst isch Regimäntsadjudant worde n, un d no ch im glịịche n Jahr (1776) als Adjudant i n d’s Regimänt von Dopff choo n isch. D’s Ja̦hr drụụf isch er dört Fähnrich worde n, nach witere n zweu Ja̦hr Lụ̈̆tenant und 1791 Oberlütenant. Das het öppis welle n sääge n bi däm drị̆ß’gjährige n Fri̦i̦de n u nd bi däm langsamen awangsiere n i n de n hol ländische n Regimänter!
Aber iez het’s du Seechrieg g’gää n gägen Ängland, wo für d’Schwizer nụ̈ụ̈t isch z’mache n g’si̦i̦ n. Drum het der Wäber un͜der dem von Dopff es hol ländisches Regimänt ubernoo n. Das isch us allne n mügliche n heimatlosen Elemänte n z’sääme n g’wü̦ü̦rflet g’si̦i̦ n, ganz verwilderet u nd verwahrlŏset. 2
Aber der Wäber het si baal d zur Oor dnig ’bbra̦a̦cht. Wen n är scho n nu̦mḁ n Lụ̈̆tenant isch g’si̦i̦ n un d Adjudant: ihm hei n si g’folget! Wa̦rum? Sie hei n Respäkt vor ihm uberchoo n. Är isch sträng g’si̦i̦ n u nd schărpf 3 mit’ne n, u nd het si la̦ n Spiesruete n lauffe n, wen n er’s het nöötig g’fun͜de n. Aber dḁrnääbe n het er si g’wunne n dür ch sị n Unparteiligkeit. U nd wen n er de nn so i n si’r ganze n schöne n Gstalt cheerze ngraad vor’ ne n gstan͜den isch, mit dene n länge n schöne n Chrụụselha̦a̦r, wo n er ganz apaartig 4 guet dḁrzue g’luegt het, de nn hei n si nid an͜ders chönne n, 511 weder ’nḁ gärn haa n. Är het als der schönst Maa n i n sị’m Regimänt g’gulte n, un d e n Franzoos het ihm un fin Matou 5 g’seit.
An no̥ Nụ̈ụ̈nz’gi isch er Haup tmḁ n worde n, u nd Dreie ndnụ̈ụ̈nzgi, wo der Chrieg zwüsche n Hol land u nd Frankrịịch ụụs’broche n isch, Brigade nmeior, 1794 Generalquartiermeisterlütenant. Aber An no̥ Feufe ndnụ̈ụ̈nzgi, wo der Pischgrụ̈ụ̈ ( Pichegru) Hol land eroberet het, u nd wo du der Wäber i n französische n Dienste n grad sịni schönsten Awangße̥mang hätt chönne n mache n, seit är zue n ĭhm sälber: Neei n, das schickt si ch nöijḁ 6 für ’ne n Schwịzer nụ̈ụ̈d!
Un d ḁ lsó wi n äär, hei n alt Bärner i n Hol land ’dänkt. D’Franzose n hei n alls Mügliche n g’macht, für si z’b’halte n, u nd hei n d’Mannschaft vo n den Ofizier ’trennt, für si mache n Ja̦ z’sääge n. Aber di Manne n hei n Neei n g’seit u nd sị n hei m. Der Wäber het vo n si’r chlịịnne n P’hänsion g’läbt, wo d’s Hụụs Oranie n dene n paar treuen Ofizier ’zahlt het.
1
Also (laut Pfarrer Dr. Bählers Nachforschungen:
BB. 3, 685) in Worb, nicht (nach Zeerleders Annahme) in Ins.
2
Ins:
-looset.
3
Ins:
schaarff.
4
Ins:
abaarti(g).
5
Vgl. es heerzigs Chrottli.
6
Ins:
näüḁ
n oder
näümḁ
n (
rather).
Der «Napolion Bŏ́nabaart», der «Bŏnabaart», 1 der Näppi, der Napólion, het Napoliöönli nöötig g’haa n. Eine ndzwänz’g Mil lione n het er aafḁ n dem verlotterete n Chirche nstaat z’Rom abgnoo n, un d e n schöne n Schü̦ü̦bel isch er i n d’Schwi̦z ga̦ n reiche n. Aber das chlịịne n Schwịzli het ihm no ch für öppis an͜ders müeße n guet sịị n: für n es Ịị nfallstoor z’eerst aa nfḁ n nach Ööstrịịch. 2 Erst, wo n er du g’seh n het, daß Süddụ̈tschland für das no ch besser isch, isch ihm du̦ bloß no ch am Gält un d am regiere n g’lääge n gsi̦i̦ n.
D’Bäärner u d’Friburger Her re n het er g’hasset wi Gift, u nd di an͜dere n Schwịzer het er bihandlet, wi wenn si gar nit da̦ wääri. Scho n An no̥ 1792 isch sị’ n Rịịnarmee im Bärner Jura ịị nbbroche n, u nd no ch 1797 het d’Bärner Regierig nụ̈ụ̈t dḁrggäge n g’haa n, daß d’Franzose n uber de n Tesse nbärg uf Neue ntstadt ii nrücki, für daas im Name n vom Fürstbischof z’Basel ịị nz’näh n. 3
Nụmḁ n der Chriegsra̦a̦t het ii ng’seh n, das s öppis sö lltt ga̦a̦ n. Är het der Generalmeior Karl Ludwig von Erlach im Christmonḁt 1797 g’schickt ga̦ n d’s Seeland z’bsetze n. Aber vo n acht Batḁlione n, wo uf dem Bapịịr g’stan͜de n sịị n, het är nụmḁ n zweu, un d dḁrzue no ch unvollständigi, zur Verfüegung g’haa n. Erlḁch het en Je̥gerkumpanịị g’stellt; Nidau mit Umgääge nt u nd Büre n mit Umgääge nt hei n es n ieders zwo Kumpḁnie n mit vierz’g Kanonier u nd zwe Vierpfünder 512 un d ei Sächspfünder un d ei Haubitze n g’schickt, Arbärg u Bärn es ganzes Batḁlion, u nd Bärn no ch vierz’g Kanonier u nd zwölf Dragụụner; dere n het d’s übrige Seeland ó ch n es baar g’schickt. 4 Aber dä r fräch französisch Botschafter Mengaud het nụmḁ n brụụche n der Finger uufz’haa n, so het Bärn di halbi Mannschaft z’ruggzoge n.
Aber doch het’s der von Erlach zum General g’macht un d ihm am 8. Jän ner 5 ụ̈ụ̈se n Wäber als Generaladjudant mit Meiorsrang bịịg’gää n. Das het sogar i n dér Chriegsnoot öppis welle n sääge n, wo n es un͜der de n Batrizier vo n dennzuma̦l Oberste n u nd Meiore n z’Dotze nd-wiis het g’gää n, wo frịịli ch d’s Chriegshandweerch nụmḁ n na̦ ch ịị ntrü̦lleter Schablone n g’chennt hei n. Drum het’s chönne n ga̦a̦ n wi denn, wo n e n Divisionär het ụụsg’gää n: Wen n e n Staffeeten im Schritt dü̦r ch d’s Dorf rịttet, so het das für d’Soldate n nụ̈ụ̈t z’bidüte n. Chunnt si im Trabb, so heißt es de nn scho n chlịị n uufpasse n. Aber we nn si de nn im Ggalopp chunnt, de nn isch es de nn hingägen äärst! Glịị ch drụụf, a n mene n Samstig, 6 chunnt e n Staffeeten im Ggalopp. Alls isch erchlụ̈pft u nd z’wägg’schosse n: d’Franzose n! d’Franzose n! Aber es isch nu̦mḁ n der scharpf Befähl g’si̦i̦ n, d’Soldate n sölli z’moornderisch, wi̦ls Sunndig sịịg, nid öppa i n der Bụ̈sselchappe n ( S. 434) dahärchoo n!
Der von Erlach u nd der Wäber al leini hei n der Äärst vo n der Laag ịị ng’seh n. Der Wäber het e n Plan g’macht, für uf der Stell der Fin͜d aa nz’grịffe n, wo n er iez no ch schwach u nd verzatteret im verschneite n Jura gstan͜den isch. Aber mi het nụ̈ụ̈t dḁrvo n welle n. Mi het bloß der Ruedolf vo n Graffe nried mit e̥n e̥re n Division a n d’Gränze n g’schickt. Dää r het doch e̥mel g’wüßt, das s er nid e n Chriegsmaa n isch u nd e n tüechtige n Stellverträter g’heusche n. Der von Erlach het ihm ụ̈ụ̈se n Wäber gschickt.
Iez isch daas guet gsịị n, am zweute n Meerze n la̦a̦t der von Erlach dür ch ei n Kolonne n dür ch d’s Miste̥lach ụụs Freiwilligi sueche n: e n zweuti het er gäge n Biel g’schickt un d e n dritti uf Ligerz u Twann, für Neue ntstadt u nd der Tessebärg i n d’Gwalt z’uberchoo n. Aber d’Vorbereitige n zu de n Vorstöös sị n verlöörtschet 7 worde n. Dḁrzue het’s g’schneit. Un d ḁ lsó het mḁ n d’Jurapäß de n Franzose n müeße n la̦a̦ n. Bloß im Ru̦u̦sel am Vingelzbärg het’s es G’fächt g’gää n. Da̦ hei n d’Franzose n blötzlig Zuezug uberchoo n u nd d’Bärner zwängt, si ch mit Verlurst dü̦rḁz’haue n. 8
Gemalt von W. Gorgé
513 Am 2. März — schrieb Irlet in Twann — kamen unsere Vorposten in ein handgemeng. Nachdem Sie versterkungen erhalten, kam es zu einem heftigen gefecht. Unsere leute, die an Mannschaft viel zu schwach waren, mußten sich zurückziehen. Zu unserm großen Glük fiel ein französischer Grenadier in unsere Hände und wurde in verwahrung genommen. Derselbe hatte ordre, auf den Deßenberg zu gehen, um seinen Truppen bekannt zu machen, daß sie angegriffen werden; deßhalb sollen Sie den Berg hinunter, und auf die Dorfschaften fallen und niemanden verschonen. Indeßen wurde der Waffenstillstand anbegert und wurde gleich beydseitig unterschrieben. Da der See günstig wahr, konnten die Berner Truppen den See Paßieren. Und gleich darnach zogen die französischen Truppen in unßeren Dörferen ein. Und dabei wurde gutte ordnung gehalten, das müßen wir den franken nachreden. Denn wir wurden gar nicht geblündert. ...
Aber... die nämliche Nachten forsierten mir die Soldaten ein großer Schafft auf und verbrachen mir ein Vorrat verschiedenen Wein, etwann 5 à 600 Flaschen. Darunter hatte ich von den Jahrgängen 1746, 52 und 55 etc. Auch Strohwein [ strauwịị n, in Strohflaschen] hatte ich ordentlich [ oordeli vi̦i̦l]; dieser dauert mich [ dụụret mi ch] am meisten. Nun habe ich daran eine grosse Freüde verloren; denn niemand konnte in unserer Gegend so alten Wein aufstellen wie ich.
Gleichen Morgen wurde ich noch von einer Freüde beraubt. Nemlich, die Eroberten dörfer mußten Ihre gewehr und Waffen hergeben. Bey mir fanden Sie an Stutzer, Munizions- und Jagtgeweren sowohl doppelte als einfache 12 an der Zahl. Auf mein anhalten haben Sie mir doch zwei Lange Enten- und eine Jagtflinten gelaßen. Die Soldaten hatten wir seit 24. Hornung, nämlich zwanzig Jäger, und seit 27. noch drei Compagnien. 9 — Übel hausten die Franzosen in der Twanner Kirche: sie erbrachen und plünderten die Kasse, welche das Reisgeld enthielt: den Barbetrag für die Ausstattung der von der Gemeinde zu stellenden Mannschaft ( S. 528).
An der neuen Straße bei Alfermee steht eine Tafel «Zum Andenken an den Kampf der Männer vom See im Ruhsel gegen die eindringenden Franzosen. 2. März 1798.»
E n Lüscherzer isch g’falle n, aber bal d ummḁ n ụụfgstan͜de n. Du̦ meint er: di Donners Hagle n schieße n verwäge n! 10 Der Daniel Lehne n vo n Twann, e n chlịịne r, chuurze r Stumpe n, het o ch d’s G’wehr ergriffe n. Mi het ihm abg’wehrt: Was wost doch du̦, Chnü̦ü̦rps! Aber dää r gi bt zur Antwort: E n Chliine n cha nn dänk wohl so guet schieße n wi n e Grooße r! Är geit u nd fin͜dt si n Helde ntood.
So isch es dem Schaue nburg es liechts g’sịị n, di ganzi Gränze n vom alte n Bischtum Basel z’besetze n u nd z’Bözinge n u nd bi Längnau sị n Hauptmacht z’sääme nz’zieh n.
Am 6. Horner 11 si n d’Franzose n vo n Rŭ̦́tschenett (Reuchenette) ahḁ choo n u nd hei n Biel b’setzt, wo denn e n zuegewandte r n Ort vo n der Eidgenosse nschaft isch g’si̦i̦ n. Das het der altbärnische n Gränze n na̦a̦ ch siner Vorposten ụụfg’stellt vo n Nidau e nwägg bis i n d’s Soloturnische n aha. Zwüsche n Biel u nd Nidau isch di ganzi Zịt gäng en ung’hụ̈ụ̈r große r Maa n, e n wahre n Goliat, als Schiltwach g’stande n. D’Franzose n 514 hei n dää n mit großem Respäkt aa ngluegt u nd gseit: Jää soo, si de nn d’Bärner all z’sääme n söttig mächtig Kärlisse n? Maatin, quels hommes, ces Suisses! Es isch ’ne n natürlich nid z’Sinn choo n, daß d’Ofizier (Geld) z’säme nschießi, für gäng der glịịch Maa n uf de n Poste n z’uberchoo n. Frịịli ch het du der Respäkt e n chlei n g’min͜deret, wo n e n Ofizier na̦ ch ’m Ubergang dä r Goliat g’fragt het, wi n es ihm z’Fraubrunne n g’gange n sịịg u nd du̦ dää r n es längs schlaaus G’sicht g’macht het u nd g’seit: O, dir sit no ch lang uf dem Fääl d u̦sse n gsi̦i̦ n, wo n i ch gäge n hei m zue bi̦i̦ n! Mị’r Lääbe n lang isch mer d’s springe n no ch nie so ring g’gange n.
Aber d’Bärner Regierig het dennó ch schier e n söttigi Figur g’macht. Wo d’Franzose si n vom Jura aha g’si̦i̦ n, het si mit dem u nverschante n Mengand nụ̈ụ̈t meh r welle n z’tüe n haa n. Aber a n sị n Platz chunnt du der General Brụ̈n (Brune), wo dü̦ü̦r chtri̦i̦ben isch g’si̦i̦ n wi der Tụ̈ụ̈fel u nd schlaau wi n en alte r n Aff. Dää r isch du cho n mit de n Bärnerher ren un͜derhandle n. Är het si ịịg’söiffet u nd ịị ng’lịịret, bis si zu me̥ne n Waffe nstillstan͜d bis uf den erste n Meerze n hei n der Wille n drị n g’gää n.
Dem tapfere n von Erlach hei n d’Füeß un͜der dem Bode n b’brönnt. Am 26. Horner het er d’s Roß un͜der ĭhn g’noo n un d isch mit 72 Ofizier vor de n Große n Ra̦a̦t, het dene n Glü̦nggine n e n fụ̈ụ̈rigi Reed g’haa n un d erklärt: ei ntwäders grị̆ffe n me̥r iez aa n, oder i ch gịben abb! Der Ra̦a̦t het g’seit: He nụ, so grịịf aa n! Aber chụụm het ’ne der von Erlach der Rü̦gge n g’chehrt, so hei n d’Fri̦i̦de nsfründe n der Beschluß dü̦rḁ’drückt: nid aa ngrị̆ffe n! Nid e nma̦l d’Wachtfụ̈ụ̈r uf de n Chụtze n ( S. 475 f.) het er am erste n Meerze n döörffe n la̦ n aa nzünte n. Mi chönnt’s da̦ oder dört ungärn haa n, het’s g’heiße. — Un͜der dem Brụ̈n isch das Ja̦ u nd Neei hin u nd här g’floge n wi d’Balle n i n me̥ne n Balle nspi̦i̦l. No ch i n der Nacht vom ersten uf der zweut Meerze n hei n d’Bärner mit dem Brụ̈n z’Baijeere (Peterlingen) un͜derhandlet, wo dä r scho n isch uf de n Bei n gsi̦i̦ n, für mit si’r Division dere n vom Schaue nburg gäge n Neue ntstadt, Tesse nbärg, Biel, Bözinge n u nd Reibe n zue d’Han͜d z’recke n.
Der Schaue nburg, dää r isch un͜derdessen i n drei Kolon ne n vorg’rückt. D’s Hauptggoor ps het der Wääg vo n Solotuurn uber Fraubrunnen u Graauholz gäge n Bärn g’noo n: dä n verhängnißvollst Zug für d’Schwịz. Dị zweuti Abteilig isch uber Nidau, Arbärg u Frienisbärg gäge n d’Hauptstadt zue u het doch emḁl bi Sant Niklaus un͜der dem Roverea ihrers Schnaaggi erwü̦tscht ( S. 517). Di dritt Abteilig isch ohni Kampf vo n Biel dänne n der Zihl un d der Aar nạch uber Bụ̈ụ̈re n gäge n Soloturn zue.
515 Dene n zwo feindliche n Divisione n vo n 41,324 Maa n hei n d’Schwizer vier «Divisione n» g’haa n e ntgäge nz’stelle n: vier verzattereti Trüppeli vo n z’säämen öppḁ 27,100 Maa n. 12
Di ersti Division, un͜der dem von Erlach, isch i n den Ormondtääler, i n Frịburg, z’Murten un d im Miste̥lach verstreut g’si̦i̦ n. Der von Erlach het dḁrmit die wichtigsti Posizion ịị ngnoo n. Was die Laag vo n Muurte n für ’n e n Bidụ̈tung heig, het der Napolion uf den erste n Blick ịị ng’seh n. Wo ’nḁ n im Wintermonḁt (November) 1797 Bäärnerheer re n als guete n Frü̦nd u nd große n Gönner mit allne n zuetäppische n Biwịịse n vo n der Anhänglichkeit hei n dü̦r ch di Gääge nd vom Bei nhụụs begleitet, het dä r chalt, stolz Aristokrate nhasser u nd dä r fịịn Strateg un͜der einist fü̦rḁ’bra̦a̦cht: Mi wird das Land da̦ umḁ mit zweutụụsig Maa n b’setze n! U nd richtig hei n das am 3. Meerze n die Franzose, wo dür ch Verrääter o ch hiehärḁ g’langt sịị n, g’macht, gäb si (am Daag drụụf) e n Schịịnaagriff uf Gümmene n g’macht hei n, für der Vormarsch gäge n Neuenegg z’decke n — Di zweuti Division isch un͜der dem Oberstquartiermeister vo n Grafe nried u nd dem Oberst von Groß g’stan͜de n. Si het 8900 Maa n zellt, zum Teil us der Ostschwiz. Mit ihrne n öppḁ 37 G’schütz hei n si di doppleti Linie b’setzt vo n Erlach uber Nidau, Gottstatt, Bụ̈re n, Soloturnergränze n, u nd rückwärts bi Aarbärg, Bätterchin͜de n, Fraubrunne n, Je̥gistorf u nd Bärn.
516 Di dritti Division, un͜der dem Oberst vo n Büre n, isch verteilt g’sii n der linggen Aar na̦ ch vo n Längnau bis ga̦ n Wange n, z’Langeten u nd z’Herzoge nbuchsi, z’Soloturn un d im Soloturner Jura.
Di vierti Division un͜der dem Landvogt vo n Länzburg, dem Oberst vo n Watte nwil, het solle n z’Aarau, z’Brugg un d a n der linggen Aar d’Jurapäß beobachte n.
Nu n, wi isch’s iez g’gange n? Dem Brụ̈n si n Brigadie r Pigeon het vom Wa adtland ụụs Frịburg uberrumplet. Der Oberst Stettler het d’Stadt g’rụụmt un d isch gäge n Nenenegg zue.
1
Napoleone Buonaparte, anderwärts bis zum «Bohne
nbart» entstellt.
2
AhV. 7. 460. 659; Dändliker 3, 312.
3
Hintermann 38.
4
Ebd.
5
Ins:
Jänner.
6
Ins:
Samstḁ
g.
7
Ins.
verzaagget.
8
Einläßlicher: Pfarrer Gerster im
Taschb. 1865, 74-79; vgl.
EvR. 3, 637.
9
Irlet. (Durch moderne Interpunktion verdeutlicht.)
10
Kal. Ank.
11
Nach Hintermann; nach Bähler am 9. Februar.
12
Hintermann 11.
Z’mitts i n den Un͜derhandlunge n u nd vor dem Ablauf vom Waffe nstillstan͜d het der Schaue nburg z’Längnau la̦ n aa nfa̦a̦ n bülvere n. Vo n dene n Dörfer am Jura het Längnau einzig zum alte n Bärnbiet g’höört, un d i n sị’r ịị ng’chlammerete n Laag isch ääs dene n Franzose n, wo sich am Bü̦tte nbärgegge n gäge n Pieterle n zue g’laageret hei n, am meisten ụụsg’setzt g’sịị n. U nd wi schlächt g’schützt! Mi het drum dem Waffe nstillstan͜d ’trauet u nd dene n halbbatzige n Rédụụte n (Rückzugssicherungen) im Haag. Drum sị n dört am Morge n vom zweute n Meerze n, no ch i n chịịdiger Nacht, di bärnische n Vorposten aa ngriffen u nd versprängt worde n. 66 Bärner si n g’falle n, u nd meh weder 200 g’fange n g’noo n worde n. O ch no ch zwo Fraue n hei n d’s Lääbe n g’la̦a̦ n. Die hei n si ch drum g’wehrt, wi äi ns Mueterli, 1 wo mit dem Heurụpfer 2 e n Franzoos het vo n der Bühni ahḁ g’stänkeret u nd wi äi ns Meitli, wo si ch sị’r Ehr wi ne n Maa n g’wehrt het. 3
Aber Haab u nd Guet hei n d’Längnauer dene n versoffnige n Fräshün͜d müeße n la̦a̦ n! D’Gens u nd d’Änten uf der Weid ( S. 159) hei n si g’fangen un d am Gurtriemme n i n ds Laager ’treit. De n Säuen im Stall hei n si mit dem Sabel der Grind abg’häüe n; im Hụụs umḁ hei n si rụ̈ụ̈bis u nd stụ̈ụ̈bis alls z’sääme ng’chratzet, u nd no ch d’Cheerze nstümpe n hei n si brụụcht für Schwümm z’brägle n. 4 Weder 5 ganz undankbar sị n si e ó ch nid g’si̦i̦ n; si hei n de n Längnauer chlịịni G’schänkli z’ru̦ggla̦a̦ n: Gu̦mpedigu̦mp u nd Dụụße nmang-marschier, vo dér langsamere n Sorte n beider Gattig. Dḁrbịị hei n si ’zeigt, daß si o ch im Lager nid fụụl sigi: si sị n der ganz Daag u nd di ganzi Nacht nie vor d’Arbeit ụụsḁ choo n, emel am eige nte n Lịịb nit. D’Längnauer hei n für di Gabe n dür ch n es Opferfụ̈ụ̈r quittiert, wo si drinn d’s Laagerstrou verbrönnt hei n. 6
517 Z’Bụ̈ụ̈ren ääne n het der vo n Graffe nried mit sị’m Stab das schieße n z’Längnau g’höört. Är la̦a̦t z’Pieterle n der Schaue nburg fra̦a̦ge n, was das sịịg’? He, das g’seht er öppḁ ( par Dieu, vous le voyez assez)! het dää g’antwortet. U nd richtig, ei n Teil Franzosen isch ga̦ n Solothurn ịị nnäh n, der an͜der isch u̦f Bụ̈ụ̈re n zue. Aber hie het’s der Artilleriihaup tma n Koch 7 la n fläädere n! Der ganz Tag het der Kampf g’währt, u nd d’Bärner hätti ’s g’wunne n, wen n nid am Aa̦be nd Rịter im g’streckte n Ggalopp hätti müeße n vo n Bärn cho n mälde n: uf der Stell mit der Seeland Division gäge n Bärn zue! Der Generaladjudant Wyß het grad no ch chönne n d’Brügg aa nzünte n, daß d’Franzose n mit vilem Verlurst furt müeßi u nd nit de Bärner na̦hḁ chönni. D’s Stedtli, wo si ch nid het wellen ubergää n, das hei n si richtig g’noo n, u nd dḁrmit als G’fangeni di nụ̈ụ̈n letzte n Manne n vo n dem verwundete n Emanuel Kocher vo n Büre n. 8 Di großi Mehrzahl isch dank der Füehrig vo n üsem Wäber guet vor Bärn aa nchoo n. Die Truppen i n däm na̦a̦che n Gottstatt hei n nụ̈ụ̈t zur Sach ta̦a̦ u nd sị n o ch uber de n Schü̦pbe̥rg gäge n Bärn zue.
Für daas z’rette n, wär no ch iez öppis z’mache n g’si̦i̦ n. D’Franzose n hei n alls ’ta̦a̦ n, für d’Lụ̈t u nd di bessere n Füehrer zum Widerstand ụụfz’reize n. Emḁl a nfḁ der Oberst Roverea z’Aarbärg hätt si gärn ’döfflet. Siner Lụ̈t hei n nid möge n. Aber öppis het doch müeße n ga̦a̦ n, für die Franzose n z’zähme n, wo ta̦a̦ n hei n wi di Wilde n. Si hei n g’hofeetet u nd g’lärmidiert u nd g’stohle n, das s nụ̈ụ̈t ḁ lsó. Us allnen Eggen u̦sḁ hei n si e Säu g’schleikt u nd Hüenner u nd Schni̦tz u nd dü̦ü̦rs Zụ̈ụ̈g: churz, was si erwü̦tscht hei n. Es arms Fraueli het si ch für n es Chindschleidli g’wehrt. Du̦ seit e n Franzoos, wo chlei Dụ̈tsch chönne n het: Nähmet’s, aber tüet’s dänne n, süst chunnt en an͜dere n u nd nimmt’s! Ihre r drei hei n uf en e̥s Wịịbervolch los welle n, wo het Mist zettet. Aber das het ei’m d’Gable n i’ n Ranze n g’steckt u nd di an͜dere n furtg’jagt. Du het’s Lärme n g’gää n, un d es isch am 3. Meerze n zum G’fächt choo n bi Sant Niklaus, wo d’Wịịber dem Landsturm tapfer g’hu̦lffe n hei n. D’Bärner si n hitzig drịg’fahre n, bis d’Regierig bifohle n het, abz’bräche n. I n bester Oor dnig sị n si z’rugg u nd hei n d’Kanunne n vo n Han͜d na̦hḁzooge n, wo d’Fuehrlụ̈t si ch dänne n g’macht hei n. Der Roverea het chönne n mache n, daß si hei n töörffe n frei i n d’s Neue nburgischen abzieh n un d ihrer sächs Kanu̦nne n im Schloß Thièle bi der Zihlbrügg versorge n. Di Näme n vo n de n G’fallne n stan͜de n sit 1824 uf ere n Spitzsụ̈ụ̈le n vo n Marmor. Scho n 518 vorhär: es bar Daag na ch däm feufte n Meerze n 1798, het der letzt fürstbischöflich Schaffner, der Niklaus Heilmann vo n Biel, wo uf dem späteren Ochse nbei n-Guet Bellevue bi Port g’wohnt het, als vaterländische n u nd muetige r Franzose nfi̦nd die Toote n vo n Sant Niklaus g’ehret. Är het g’macht, daß die dert in es g’meinsams Grab choo n sịị n u nd het ’nen uf eren ei nfache n Holzsụ̈ụ̈le mit Schutzdach en Inschrift g’widmet:
Hier liegen begraben 16 treue Schweitzer. Sie starben als Helden im Feld den rühmlichen Tod für Volk und Freiheit und Vaterland durch Trug und Schwert und Feuer der Alles zerstörenden Franken.
Bürger, du verworfener, mit Franken-Sinn befleckter Mitstifter unseres Jammers, Schandfleck der tapfersten, treuesten Nation, fliehe von dannen! entweihe nicht mit deinem treulosen Blicke das Grab dieser Edlen. Zittere! Engel Gottes bewachen es mit dem Schwert der Rache.
Du aber, treugesinnter Schweitzer, Gott- und Vaterland-Verehrer, stehe still beim Grabe deiner Brüder! Zolle den Theuren eine Thräne des Dankes, der Freundschaft und Hochachtung. 9
Wi d’Franzose n die Inschrift, wo der Ersteller gäng uf d’s frischen erneueret het, o ch gäng uma n abg’risse n hei n, so hei n im Jahr 1912 sogar Schwịzer das zweut Dänkmal, wo 1824 g’macht u nd 1885 erneuert un d un͜der de n Schutz vo n der Burgerg’mein Merzlige n g’stellt worden isch, uf enen infaami Wịịs beschädiget un d e ntehrt.
Währe nt däm si ch der Roverea het uf de n Frienisbärg z’ru̦ggzoge n, het der von Erlach i n si’m neue n Generalquartier im Wịlhóf (Hofwil) der Landsturm ụụfbote n. Es isch gäge n d’s Grauholz g’gange n. Die vom Bielersee hei n o ch müeße n ga̦a̦. Der Oberst Manuel, wo a’ n Platz vo n däm untäätige n von Groß choo n isch, het d’Bielerinsel la̦ n fahre n, für das s d’Seeländer si ch chönni ịị nschiffe n. 10
Was het’s abtreit? Si hei n ’s im Grauholz verlore n; 11 mit dem Schultheiß von Steiger, dem einzige n Maa n i n der Regierig, 12 isch die von ĭhm sälber g’heit, u nd d’s Milidäärkomitee het dem alte n Bärn der Räste n g’gää n.
1
Ins: das
Müeterli.
2
Gb. 213.
3
Lg. 162 ff.
4
Lg. 165.
5
Indes.
6
Vgl. Abrechts «Längnau i Chriegszite»:
Lg. 159-170. woraus hier eine knappe Auswahl vorliegt.
7
Schumacher 7 ff.
8
Großvater des Dr. Eduard Bähler in Biel, dessen Lebenserinnerungen sein Sohn, Pfarrer in Thierachern und Professor in Bern, mit eigenen Beiträgen herausgab. (Bern, Francke, 1912.)
9
Mit Zeilenabteilung im «Bund» veröffentlicht durch Dr. A. B(ähler).
10
EvR. 3, 639.
11
Vgl. Karl Müller, Die letzten Tage des alten Bern (1898).
12
Ergreifend geschildert in
Till. 5.
Z’näächst a nfa n het das befohle n, di ersti Division söll Murte n rụụmme n u nd sich uf Gü̦mmene n z’ruggzieh n. A n däm wichtige n, aber g’fährliche n Poste n z’Murte n (är isch e n wahri Mụ̈ụ̈se nfalle n g’si̦i̦ n) het der von Erlach z’erst sị ns Stammquartier g’haa n. Der 519 Brụ̈n het ihm fräch u nd p’hu̦kt bifohle n, är söll da̦ dänne n. Aber der von Erlach het g’antwortet: z’Mu̦u̦rte n cha nn kei n Schwịzer sị n Pflicht vergässe n! Erst sị’m Ablöser Ludwig vo n Watte nwyl het er dä n wichtig Platz abträte n.
Dene n 7000 Maa n z’Gü̦mmene n hei n d’Sänse n u nd d’Saane n d’Front u nd d’Flangge n deckt, u nd d’Verlängerig vo n der Linien uber Laupen uf Nenenégg het Bärn schön gäge’ n Brụ̈n g’schützt.
Aber wi geit’s du̦u̦? D’Franzose n hei n dür ch Absändling di Manne n ụụfgreiset. U nd wo die vernoo n hei n, daß Solothurn, di treusti Verbündeti vo n Bärn, o ch uber isch, isch ’ne n völlig alle r Muet vergange n.
Die, wo un͜der däm Höseler vo n Watte nwyl hätti solle n Murte n halte n, sị n o ch uf Gümmene n zue, für dä n wichtig Ort ó ch im Stich z’la̦a̦ n. Es isch ḁ lsó n e n Sauoor dnig g’si̦i̦ n, das s e n Teil Ofizier u nd Soldaten ei nfa ch hei m sịị n; di an͜dere n hei n sich im Dorf z’Neuenegg un d im Bị̆wagg ob dem Dorf mit Wịị u nd Brönnts g’füllt, wo ne n d’Lụ̈t z’Zụ̈bere nwịịs b’bra̦a̦cht hei n. Stettler u nd Ryhiner hei n ga̦ n Bärn welle n ga̦ fra̦a̦ge n, was da̦ z’mache n sịịg. Bi der Lin͜de het mḁ n si als Verräter erschosse n.
No ch vor dem Morge n vom feufte n Merze n, wo mḁn i n der Früechi het wellen aa ngriffe n, si vil hei m ga̦ ubernachte n, u nd mäṇgen Ofizier isch i n’s Dorf ga̦ n in es Bett schlụ̈̆ffe n. Im Bịwagg sị n lääri Fläschen u nd volli Soldate n um enan͜dere n g’lääge n. 1 D’Bịwaggfüür hei n de n Franzose n schön zeigt, was Gattigs.
Na̦ ch den einen am Morge n het’s aa nfa̦a̦ n chlepfe n. D’Schwịzer hei n ụụf, schla̦a̦fstụụrm, wi si sịịn; d’Ofizier chömen us ihrne n Better. Aber es bülveret scho n un͜der a n der Sänsebrügg. Di beide n Sịte nggolon ne n vo n de n Franzose n stürme n härḁ. D’Tambụụre n wü̦ü̦rble n, un d es rüeft mit hundert Stimme n: En avant! en avant! So fahrt’s de n Bärner i n d’Sịte n. Die wüsse n nid, wo si der Chopf hei n. Alls geit dür ch enan͜dere n, wi Chrụt u nd Rüebe n. Hie versuecht sich eine r z’wehre n u nd dert eine r; aber im Auge nblick isch er b’bódiget.
1
Hintermann 19.
Jez chöme n vo n Büren über Bärn, wo si hurti g e n chlei n hei n Ruej g’haa n, der Generalquartiermeister vo n Graffe nried, ụ̈ụ̈se’ Wäber u nd der Artilleriihoup tma n Koch uf de n Platz. Si g’seh n das Wääse n u nd hei n uf der Stell ịị ng’gri̦ffe n. Der Wäber het la̦ n Appäll schla̦a̦ n, für d’Mannschaft neu z’sammle n. Dür ch-e̥ nwägg, wo d’Gfahr am gröösten isch g’si̦i̦ n, het mḁ n der Wäber g’höört. Hie het er g’rüeft: Uf sị mit 520 Grien! Nụmḁ n Gụraasch! Lue g, dört hi n muest zi̦i̦le n! Wo alls der Chopf het verlore n g’haa n, het ’nḁ der Wäber gäng no ch dobe n b’halte n. Äär u nd der Koch hei n schon e n Viertelstun͜d vo n der uberrumplete n Stellung dänne n, gäge n Bärn zue, im obere n Straßacher bi 150 Maa n g’sammlet u nd mit Hülf von ere n Sächspfünderkanunne n der wịter Rückzug ’deckt. 1 Na̦a̦ ch t na̦a̦ ch hei si ch dem Hụ̈̆ffli an͜deri aa ng’schlosse n, wo der Z’sääme nhang mit ihrne n Lụ̈te n hei n verlore n g’haa n. Aber iez hoppe n zwo Dragụụnerkumpaneie n vo n Wange n härḁ. Die hei n wellen uf d’Franzose n los. Aber si sị n z’ruggg’schlaage n worde n un d uberrịtten ieze chrụ̈tzdummerwịịs das chụụm g’sammlet G’chü̦ppeli u nd spränge n ’s usenan͜dere n.
Aber du het en an͜dere Seeländer dä n Auge nblick d’Laag g’rettet. «Unser unbegreifliche Anführer», schribt der Zeerleder 2 ( S. 506), nämlich der Johann Ludwig Gasche n, isch der Edemeior u nd der wü̦ü̦rklig Befählshaber vo n der Scharfschütze nkumpanei Tscharner g’si̦i̦ n. Dää r het g’rüeft: U nd wen n Alli flieh n, so blịịbe n mier u nd wei n zeige n, das s mier no ch Schwịtzer sịị n! Scho n i n der Nacht, währe nt der Neuenegger Poste n si ch so eländ het la̦ n uberrumple n, hei n di Scharpfschütze n, wo im scharpfschieße n sị n g’wa̦a̦net g’si̦i̦ n, bi däm schwache n Moonschịịn mit ihrne n Stotzer uf di wị̆ße n Hose n vo n de n Franzose n zi̦let u nd si gäge n Nenenegg z’rugg g’jagt. Si sị n nämlich vo n Wange n här gäge’ n Forst zue choo n g’si̦i̦ n. I n däm Wange n hei si e n Poste n z’rugg g’la̦a̦ n u nd hei n sich ieze z’rugg ’zoge n, für das s mḁn ĭhm nid i’ n Rügge n fall. Aber umma füehrt iez der Gasche n d’Vorhuet vom aa ng’rückte n dritte n Batḁlion, jagt na̦ ch hertem Kampf der Fi̦nd us dem Wald obe nfü̦ü̦r Niderwange n u nd nimmt d’Hööhi vo n Nenenegg ịị n.
Zum Glück sị n dü̦r ch de n Morge n neui Bärner aa ng’langet. Der Wäber het dene n verschi̦dene Komḁ ndanten ihri Stellungen aa ng’wise n u nd di schwersti Ụụfgaab sälber ubernoo n: d’s Zäntrum z’leite n, wo uf der Stra̦a̦ß u nd neebe n der Stra̦a̦ß vorwärts g’rückt isch. Das isch iez richtig e n böösi G’schicht g’si̦i̦ n, no ch halbe n Wägs z’Nacht i n däm waldigen u nd ggụpierte n Tér rhäng d’s G’fächt z’leite n! Aber der Wäber het dü̦r ch e nwägg sị n Maa n g’stellt. Wo d’G’fahr isch am gröößte n g’si̦i̦ n, isch er härḁg’sprängt. Är het g’luegt, das s nid eine r hie ụụs u nd der an͜der dört ụụs fahri. Un d un͜der sị’m Komando isch alls g’si̦i̦ n wi eläkterisiert. E n Teil Kanonier hei n Fụ̈ụ̈r g’gää n, bis si uf ihrne n Kanunne n mit de n Baioneet sị n ni̦i̦derg’stoche n worde n.
Der Rückzug het sich eine nwääg nid la̦ n ụụfhalte n. Aber der Wäber het no ch denn mit aa nfụ̈ụ̈re n nid lu̦gg g’la̦a̦ n u nd nid abg’gää n. 521 Dü̦r ch-e nwägg het mḁ n ’nḁ g’seh n dene n, wo g’floh n sịị n, vorrịte n u nd rüeffe n: Halt! blịịbet bi n enan͜dere n! Chöömet!
Bi’m Wange nhubel hei n Wäber u nd Koch no ch einisch g’luegt Mannschaft z’sammle n; aber es isch ’nen unmüglich g’si̦i̦ n. Nu̦mḁ n bi’m erste n Stun͜dstäi n vo n Bärn het das Hụ̈̆ffli Tscharner un͜der dem Gasche n g’wartet. Das hätt ĭhm 3 g’schämt, z’flieh n.
Nu, d’Franzose n sị n doch emḁl uf ihrem Wääg ga̦ Bärn ụụfg’halte n worde n; un d iez chöme n du̦ di rächte n Manne n, für ’ne n d’s Gu̦rrli z’fiegge n!
E n g’freuti Mannschaft, wo gäge n Mittag aa ng’rückt isch! 1600 Maa n us dem Oberland un d Ämme ntaal, chriegslustigi Lüt, wo g’seit hei n: Mi het i ns iez lang g’nue g für de n Naar r g’haa n, iez drụf loos!
Das het ’trummet dü̦̆r ch dä n Forst dü̦ü̦r ch, wi we nn’s in ei’m furt tonnereti. Iez der Wü̦rbbel, un d iez der Bärnermarsch! D’Pfịffe n hei n tönt, daß ’s ei’m dü̦r ch Mărk u nd Bbei n g’fahren isch. U nd darzue het’s g’raßlet u b’blitzget u g’schmätteret u g’chätzeret vom Flinte nfụ̈ụ̈r, un d vo n däm dicke n Wald mit sinen aarve̥lige n 4 Tanne n het das z’ruggg’chlöpft wi vo n Kanunne nschütz.
Am Änd vom Wald si n d’Franzose n g’stan͜de n. Si hei n müeße n. Hätte n si welle n di erobereti Sänse nbrügg u nd d’s Dorf Neuenegg b’haupte n, so wäri d’Bärner vo n oben ahḁ uf si loos. Wäre n si gäge n Laupe n zu, so wäre n si uf Bärnerbode n choo n.
D’Bärner hei n aa ng’griffe n. Di Fụ̈ụ̈rstei ng’wehr hei n g’chlöpft, es isch alls ei ns tonnere n gsi̦i̦ n. U nd dụ̈r che nwägg het mḁ n bi de n Vorderiste n der Wäber g’seh n. Er isch iez bloß der Dritthöchst g’sii n; aber sịner Obere n hein ihm der Generalbifähl ganz ubergää n. U nd ’s isch g’si̦i̦ n, wi wen n er a n zähen Orte n mit enan͜dere n sịị n chönnt. Hie het er bifohle n, da̦ g’ra̦a̦te n, dört ’zeigt, wie mache n.
Un d iez isch das Batḁlion May, wo uf Wäbers Bifähl grad im Aa nfang, ohni si ch la̦ n z’merke n, sụ̈ụ̈ferli ch 5 (leise) dem Waldsaum na̦a̦ ch der Fi̦nd umgange n het, ĭhm blötzlig i n di linggi Sịte n g’falle n. Wi Mụnine n si n si uf ĭhn los. U nd die hei n Bäch ggää n, 6 was gi bsch t, was hesch t! Nụmḁ n no ch d’Roßschwänz, wi mḁ n zum Spott de n Dragụụner g’seit het, hei n si ch no ch chlei n g’wehrt, aber nid lang! U nd d’Bärner hin͜der ’ne n drịị n, u nd hei n ni̦derg’haue n, wäm 7 si i n Waffen erwütscht hei n. Vo n G’fangene n hei n si nụ̈ụ̈t welle n wüsse n. Die zwölf 522 verlorne n G’schütz hei n si umḁ n uberchoo n u nd dḁrzue sächs französischi Kanunne n. Vierhundert verwundeti Franzose n si n i n d’Lazaret vo n Frịịbe̥rg choo n. Verwundeti Bärner sị n bloß füfz’g g’si̦i̦ n, aber 135 Tooti! D’Nääme n von ’ne n, wi vo n allne n, wo An no̥ Achte ndnüünzgi im Chrieg umchoo n sịị n, stan͜de n uf der schwarze n Marmortafele n im Münster z’Bärn. 8
Am 26. Augste 1866 het der historisch Verein vo n Bern z’Neuenegg vor zwänz’gtụụsig Teilnähmer der Obelisk mit ịịsigem Chrụ̈tz ịị ngweiht. Ihrere n 34 Veterane n sịị n dḁrbịị gsi̦i̦ n. Us dem Seeland der 86jährig Gabriel Mürset vo n Twann; der 90jährig Rudolf Maurer und der 90jährig Joh. Franz Wasserfallen vo n Wịịler (-Oltige n); der 89jährig Johannes Sahli vo n Schüpfe n; der 87jährig Johannes Kaiser vo n Leuzige n. 9
1
Ebd. 24;
Schumacher 10 f.
2
Bei
Öchsli 567 f. irrig «Gatschet».
3
So spricht man besonders in Finsterhennen.
4
Von einem Mann, der damit beide «Arme voll» bekommt, zu umklafternde.
5
Ins:
hübscheli.
6
Ins:
d’s Bäch g’gee
n.
7
Wen (wen auch nur,
guiconque).
8
Berner Ratsbeschluß vom 10. Juni 1822. (
Probst III.)
9
Nach dem SdS., welches ein photographisches Tableau von 23 Veteranen brachte.
Un d iez, wo d’Bärner am schönste n si̦ n dranne n 1 g’si̦i̦ n, der g’fährlichst vo n allne n Fi̦nde n us dem Land z’jaage n, chunnt — der B’scheid: Höret ụụf! Bärn isch uber!
Der Dragụụner Wacker het’s müeße n cho n säge n. D’Bärner heigi uf ihn g’schosse n in ihrer fürchterlige n Wuet, seit mḁ n. U nd drei U nschuldig sị n würklich töödt worde n; un͜der ihne n der von Erlach, wo, weiß Gott, mit si’m armsälige n Räste n vo n Mannschaft si ch dem Schaue nburg nid het mögen erwehre n.
Mit großem Rächt het’s der Dokter Bähler vo n Biel dḁrzue bbra̦a̦cht, das s mḁ n An no̥ Zweie ndnụ̈ụ̈nzgi (1892) z’Wị̆strḁch (Wichtrach), wo n er isch ermordet worde n, e n Dänkstei n g’setzt het.
E n Held isch er g’si̦i̦ n, der General von Erlach, we nn vi llicht o ch nid e n Füehrer erster Klaß. E n Held o ch scho n im Lịịde n. Wen n äär i n sị’r ganze n Strammheit uf dem Roß g’sässen isch, het ihm niemmer aa ng’seh n, was er für Schmäärze n verbịßt. 2 Mi het nu̦mḁ n si imposanti G’stalt g’seh n u nd sich g’freut, mit däm liebe nswürdige n u nd geistvolle n Maa n umḁ n einist chönne n z’brichte n.
Aber Trụụr u nd Leid isch de nn us däm schöne n G’sicht z’lääse n g’si̦i̦ n, wen n er zu sịne n Fründe n g’seit het: Kennt ihr etwas Unglücklicheres, als die Stellung eines Generals, dem die Hände gebunden sind? Ich werde das Leben verlieren, aber, was schlimmer ist: dazu die Ehre. 3
Irlet i n Twann het zu glicher Zit g’schri̦i̦be n: Man muß sich jetzt schämen ein Schweizer zu sein, besonders aber ein Berner.
1
Ins:
draa
n.
2
Er litt an Hodenbruch. (
Effinger von Wildegg 127.)
3
Ebd. 128.
Es isch nu̦mḁ n es Glück gsịị n, das s no ch der Schaue nburg u nd nit der Brụ̈n mit sị’r verlumpete n, zuchtlose n Italiäner-Armee Bärn ịị ngnoo n u nd b’setzt het. Es isch no ch dä n Wääg strụụb g’nue g g’gange n. D’Vorhuet vo n Schaue nburgs Division isch zum obere n Toor ụụs denen ingrimmige n Siiger vo n Neuenegg e ntgäge n u nd het si ụụsplünderet. Dem Wäber hei n si sị n ganzi Ụụsrüstig gstohle n mit sannt de̥m Roß. Das het er richtig nid ḁ lsó la̦ n ga̦a̦ n. Wo n er i n bitterem Unmuet der Räste n vom sälbe n Jahr het uf der Fägge n zueb’bra̦a̦cht, isch er uf Bärn ga̦ n reklamiere n bi der provisorische n Regierig (4. bis 31. März 1798). Wo’s nụ̈ụ̈t het abtreit, het er e n Brief 1 g’schribe n.
Bürger Präsident! Bürger Repräsentanten! Unterschriebener ist laut Befehl vom Kriegsrath auf 1. Jenner dieses Jahres als Generaladjutant bey General von Erlach ernannt worden. Seine Gage hat er bis zum 15 Jenner bezogen. Hingegen hat er die vom 16. Jenner bis 5. Merz inclusive nebst Vergütung für einen Knecht und Fourage für sein Pferd zu fordern. Im Dienst fürs Vaterland hat der Unterschriebene am 5. Merz verloren: sein Pferd, seine Equipage und Geld, zusammen an Werth einhundert neun Dublonen. Der Unterschriebene, der seine Pflicht als ehrlicher Mann getan und sich auf das Zeugniß seiner Waffenbrüder überall, insonderheit auf das derjenigen, die dem hitzigen Gefecht zu Neuenegg beigewohnt haben, berufen darf, hoffet und bittet, daß Sie, Bürger Präsident und Bürger Repräsendanten, ihm nun den erlittenen Verlust nach Billigkeit entschädnen mochten.
Bern, den 19. Merz 1798. Joh. Weber, Major.
Göb der Wäber ụmḁ zu sị’r Sach choo n isch, wüsse n me̥r ni̦i̦d. Aber i n der allgemeine n Brandschatzete n und bi dene n Requisitione n, wo o ch Erlḁch 2 (Eiß ni̦i̦d) het müeße n g’spü̦re n, u nd wo d’Lụ̈t alle nthalbe n in es grụ̈ụ̈slichs Eländ bbra̦a̦cht hei n, 3 het no ch mänge n Unschuldige n für fröndi Schuld si ch müeße n e ntgälte n. Un d erst de nn d’Ịị nquartierige n! 4
Dḁrzue isch di Not vo n der Kontinäntalspeer ri choo n. Da̦ hei n si ch allerdings e n Teil Seeländer g’wüßt z’hälffe n. Wenn zum Bịịspi̦i̦l e n Längnauer mit e̥-mene n Pieterler (wo iez isch Franzoos g’si̦i̦ n) het wellen um en es Roß handle n, so het er’s aa ng’schi̦i̦’ret, wi wen n er we lltt ga̦ n acheriere n oder ga̦ n eg ge n. 5
Dḁrfü̦r hei n ja̦ Franzosen es G’schänk bbra̦a̦cht: «im ersten Jahr der schweizerischen Sklaverey» 6 «d’Freiheit». E n Freiheitsbaum isch 524 o z’Eiß gstan͜de n, wo Franzose n vom 6. Meerzen aa n der ganz Winter bli̦i̦be n sịị n. Er isch mitts im Dorf ụụfg’richtet worde n, wo Nagler Hildbolds Hụụs isch. Es het g’heiße n, d’Chin͜d wäärdi von iez aa n un͜der däm Baum ’tauft. Aber der Abraham Gatschet, dem Ma̦ler e n Grosvater, het sị ns Chin͜d zur Frịtḁ gbredig i n d’Chilche n ’bra̦a̦cht. Da̦ rịtet z’mitts i n der Tauffi e n französische r Dragụụner i n d’Chilche n iihḁ n bis a’ n Taufstei n aa n. Di beide n Gotte n hei n vor Chlụpf d’s Chin͜d fast la̦ n falle n. Jez fragt dä r Dragụụner pru̦nt: Wo brönnts, daß der g’stü̦ü̦rmt heit’? Mi het ihm’s erklärt, das s es zur Bredig g’lụ̈te n heig. He nu n, so taufit furt i n Gott’s Name n, seit er u nd rịtet u̦mḁ zur Chilchen ụụsḁ. Das Chin͜d — Rosette Gatschet — isch du engle̥fjährig a n de n Bla̦a̦tere n g’storbe n. 7
Es an͜ders Chin͜d, di spööteri Frau vom Schmi̦i̦dhans, isch würklich un͜der dem Freiheitsbaum tauft worde n.
Am drücke ndste n sị n natürlich di Zwangswärbunge n g’si̦i̦ n; scho n wäge’m Un͜derhalt vo n de n Truppe n, u nd de nn no ch wäge n däm, was d’Leitung g’chostet het. Di 18,000 Maa n. wo das «neu Helvezie n» dem Napolion gäng het müeße n parat haa n ( S. 528), hei n en oberste n Bifehlshaber g’manglet. D’s helvetisch Direktorium het di Stell dem Wäber am 11. Jäner 1799 aa ntreit, un d är het aa ng’noo n. Er het si ch dä n Wääg für sịner Landslụ̈t gägen Erbfịnd «mit dem Schwert des Mundes» chönne n wehre n, wi vorhär mit dem eige ntliche n Schwärt. Und dḁrzue het er der Räste n vo n sị’m Läbe n no ch sị’r beste n Begabung chönne n widme n: neui Ggoor ps z’errichte n un d ịị nz’üebe n.
Dem verhassete n französische n Wäse n e ntgäge n z’träte n, het er baal d einist G’läge nheit uberchoo n. Was het das sölle n heiße n, das s äär, der Scheff vo n der erste n Halbbrigade n ei ns Tags blötzlig zum äbe nbürtige n Kol leeg dä r ung’schickt Chooch vom Schaue nburg uberchoo n het! U nd das s en iedere’ Há llungg chönn es Ofizierli wärde n? Gägen e n söttigi miserabli Ụụffassig vom Ofiziersdienst het der Wäber, wo un͜der Kameraate n d’Liebi sälber het chönne n sịị n, mit dem heiligen Aär nst vo n ’mene n ganze n Maa n si ch g’wehrt. Das het’s richtig dene n Her re n nid chönne n; un d uf dä n ei nfach Rapport bi’m helvetische n Direktorium, der Wäber g’nießi ’s Zutraue n vo n der Regierig ni̦i̦d, het äi ns ĭhm mit Schmịịcheleie n der Abscheid g’gää n.
1
Im «Seeland» 1911, 49 veröffentlicht durch Major Blum, Lehrer in Müntschemier.
2
Kal. Ank.
3
Vgl. den Bericht des französischen Gesandten Pichon über das Kriegselend in der Schweiz (20. Nov. 1799) bei
Öchsli 635.
4
Karl Friedrich von Steiger zu
Tschugg mußte in seinem Haus an der Junkerngasse teilweise monatelang 172 Militärpersonen beherbergen. Nach H. Türler im
Taschb. 1907, 238-244.
5
Lg. 164.
6
Lavater im «Wort eines freyen Schweizers an die große Nation» (10. Mai 1798) bei
Öchsli 601.
7
Kal. Ank.
Aber iez isch der Chrieg zwüsche n Frankrịịch u nd Ööstrịịch ụụsbroche n: u nd für die 21,000 Schwizer, wo anstatt den 18,000 de n Franzose n 525 hei n müeße n hälffe n, het mḁ n doch der Wäber nit chönnen e ntmangle n. Är isch am 28. Meerze n 1799 Generaladjudant un͜der e̥mene n französische n Brigadegeneral worde n.
Sófort ist er mit sịne n Elitetruppen a n d’Gränze n g’rückt u nd het kantoniert, wo d’Thur i’ n Rịịn lauft. Da̦ het er in alter Treui si n Ụụfklärungsdienst g’üebt un d ist dḁrbịị dem Hochmuet u nd den Erprässunge n vo n de n französische n Generäl muetig i’ n Wääg g’stan͜de n.
Wo der Erzherzog Karl na̦ ch sị’m Si̦i̦g vo n Stockach gäng nụ̈ụ̈t wịter ta̦a̦ n het, für der Na̦polion i n der Ferni z’b’halte n, het du der Richterswyler Karl Hotze (wo dḁrfür vom helvetische n Bürgerrächt isch ụụsg’schlosse n worde n) als Fäldmarschall-Lütenaut d’Sach vo n den Ööstrịịcher a n d’Han͜d g’noo n. Är het sịner Patrụ́lle n ( patrouilles) vo n Sangg t Galle n bis gäge n Fraue nfäld ụụsg’schickt, u nd bis dört hei n sị ch o ch d’Vorposte n vom Erzherzog vo n Schaff hụse n här ụụs’breitet. Die Vereinigung het der Massena welle n spränge n. Der Wäber isch uf dem Vormarsch sị’r helvetische n Legion vorg’ritte n, für ga̦ n ụụsz’spioniere n.
Da het dä r schön, flott Rịter e̥mene n Tiroler Scharpfschütz i n d’Auge n g’stoche n. Dä r het hin͜der e̥mene n Baum fü̦rḁ uf ihn zi̦i̦let un d us dem zweuläuffige n Stotzer e n Schutz loosg’la̦a̦ n. Dä r het g’fählt. Aber di zweuti Chru̦gle n trifft der Wäber hin͜der d’s rächt Ohre n u nd blịbt im Chopf stecke n — grad im Sprachzäntrum. Der Wäber isch g’stürzt u nd het nümma n chönne n rede n. D’s ligge n het er nid mögen erlịịde n. Drum hei n ’nḁ zwee un͜der den Arme n g’noo n, un d är isch ụụfrächt i n d’Stadt g’lü̦ffe n, fast e n Halbstun͜d wịt. Da̦ hei n si ’nḁ doch du̦ uf e̥ nes Bett g’leit un d e n Dokter g’suecht — aber e̥keine n g’fun͜de n. So het dä r arm Maa n, ohni verbun͜de n z’wärde n, e n förchterlig schmärzhafte n Todeskampf müeße n dü̦rḁmache n, un d isch dḁrbịị bis z’letzt bịị n ĭhm sälber (bi̦ sị’m Si̦i̦n n) ’bli̦i̦be n.
Im Hụụs vom Statthalter, wo mḁn ihm b’bettet het, het er ei n lụte n Schrei na’m an͜deren ụụsgla̦a̦ n. Zu sịne n Schmärze n isch no ch der Lärme n vom G’fächt choo n. Drei Stun͜d lang het er müeße n lịịde n, bis er äntlig, äntlig un͜der heftigem zucke n innerlich verblüetet het.
Wo n er g’storbe n isch — am 25. Meie n 1799, Na̦ chmittag um drụ̈ụ̈ — hei n d’Ööstriicher Fraue nfäld g’noo n. Aber na̦ ch par Stun͜d het der Massena si vertri̦be n. Un d iez het mḁ n hurti g e n Toote nbaum z’wäg ’zimmeret u nd der Wäber no ch warm z’Fraue nfäld vergrabt. Der Bärner Patrizier Zeerleder von Steinegg (so het si ns Schloßguet im Thurgau g’heiße n) ( S. 506) het ĭhm e n Dänkstei n g’setzt. Aber d’s schönst Dänkmal het ĭhm doch iez du̦ d’s helvetisch Direktorium g’stiftet. 526 Am Tag vor Wäbers Tod (aber ohni das s äär öppis dra n ’dänkt hätt) het’s ’nḁ zum General vo n allne n helvetische n Truppe n g’macht — am Platz vom Solothurner Augustin Keller, wo di französische n Bifählshaber us Frankrịịch hei n la̦ n choo n g’haa n. Dä r Tropf het o ch na ch ĭhrem Si̦i̦n n g’läbt u nd het währe nt dem G’fächt vo n Fraue nfäld im «Chrụ̈tz» g’soffen u nd g’lumpet.
Da̦ het du̦ äntlig, wo ’s isch z’spa̦a̦t g’sii n, di chrụ̈tzlahmi schwịzerischi Regierig e n chlei d’s Mannli g’macht un d anerchennt, was d’s Vaterland a n däm Wäber Hous vo n Brüttele n für n e n Maa n g’ha n het un d iez erst no ch hätt chönne n haa n.
Das Schweizchen zitterte vor Napoleon wi n es Äspilạub. Konnte er doch mit éinem Federstrich dekretieren: es gi bt e̥ käi n Schwịz meh! Es bedurfte all der von dem Diktator verhängten Demütigungen, um den schweizerischen Regierungen doch allmälich so weit Fịdụ̆́z zu sich selber einzuflößen, daß sie 1815 dem Wiedergekommenen von Elba zu weigern wagten, z’ue n ihm z’sta̦a̦ n. Im Volk lebte dieser Widerstandsmut von vornherein. Über die «Freiheit» von 1798 belehrt, waren die schwierigen, ungehorsamen und mißtrauischen Milizen nun ebenso willig, gehorsam und zuversichtlich geworden, wie die helvetische Regierung verwirrt und entmutigt. 1 Blịịb mier-aa n en iedere r Schelm i n sị’m Land! rief ein Berner aus, der einem Napoleonischen Gefährt mit dem seinigen nid het us Weeg welle n.
Derselbe Freiheitsgeist trieb dazu, die Freiheitsbäume umz’hạue n. Allein der Distrikt Seeland blieb gemäß dem Erlaß des bernischen Regierungsstatthalters Planta (vom 15. Juni 1799) militärisch besetzt, bis die Freiheitsbäume ummḁ sị n uufg’stellt g’si̦i̦ n und die Aufwiegler uf Bern choo̥ n sịị n.
Das bißchen Mut war auch bald unterdrückt, als die vierteljährliche halbi Mil lion 2 Unterhaltungskosten der französischen Truppen in Form einer Chriegsstụ̈ụ̈r ihre ganze Last zu spüren gab. Immerhin protestierten am 13. November 1799 15 Eißer Taglöhner beim helvetischen Minister des Innern (Rengger) gegen eine angebliche Gemeindeversammlung, welche die Requisition von 70,000 Zentnern Heu glịịchlig auf Reich und Arm verteilen wollte. 3
527 Am 14. Januar 1803 isch es uuschoo̥ n, daß fast alle seeländischen Gemeinden kaum ihre Schulden verzinsen konnten und daher ihre Chriegsstụ̈ụ̈r noch schuldig waren: Eiß 484 L ( Livres) 9 Batze n, 8 Rappe n; Brüttelen u nd Gäserz 216. 9. 6; Gampele n 99. 5. 5; Gals 122. 5. 2; Tschugg 140. 3. 8; Mulle n 25. 5. 2; Vinelz 168. 4. 6; Lüscherz 173. 5. 6; Tüsche̥rz un d Hälffermee 76. 5. 8; Hagneck 10. 2. 0. Zahlt hei n: Erlḁch bis uf 29. 1. 4; Hermrige n 8. 8. 2; Challnḁch 171. 0. 8. Twann ist noch 20. 3. 0 schuldig b’blibe n; aber e n Teil hei n si ch g’weigeret wi d’Wi̦ggle n für z’zahle n. 4
Daß das nid us Gịt g’scheh n isch, häi n d’Seeländer bewi̦i̦se n dü̦r ch ihri Hụụskol läkte n für d’Innerschwịzer, wo dü̦r ch d’Franzose n so schụ̈tzlig sị n hee̥rgnoo̥ n worte n. Da̦ häi n si’s iez g’haa n für ihri Untreui gege n Bern! Das hätt chönne n seege n: Sälber taa n, sälber g’haa n. U nd mier sị n sälber schröcklig ụụsp’lünderet. Aber si häi n dem Regierungskumisseer Zschokke u nd dem Stadhalter Probst g’folget u nd häi n am 28. Horner 1800 Choorn, Hördöpfel, dü̦ü̦r rs Obs u dü̦ü̦r ri Boo̥hne n u Gält g’schickt: drei vierspännig Wa̦a̦gen i’ n «Kanton Linth» u nd äine n i’ n «Kanton Waldstätten». Der ganz Distrikt Seeland het z’seeme ngstụụ̈ret. Zum Bịịspi̦i̦l Twann het 190 L. 2 Btz. g’gee n, Ligerz 139. 9, Heermerige n 76. 4, Schụgg 38. 1, Möntschemier 25. 0, Brüttele n 76. 4. Darzue Brüttele n von allne n vier Arte n Naturalie n 65 u nd 80 u nd 6 (u nd 0) Määs; Möntschemier 105 u nd 90 u nd 6 u nd 3 Määs, Treite n 64 n nd 100 u nd 6 (u nd 0) Määs, Schu̦gg 14 Mees Obs u nd zeechni Boo̥hne n. 5
1
Effinger von Wildegg 193.
2
Till. H. 3, 365.
3
Probst 58.
4
Ebd. 136.
5
Ebd. 2. 59;
Till. H. 1, 156.
Diese dem äigete n Mụụl abbrochne n Opfer für leidende Miteidgenossen waren das einzige Band, das die Schweizer unter dem ihnen ụụf’zwängte n «schweizerischen Einheitsstaat» zusammenhielt. In dies Werk fremder Gewalt legte am 16. September 1802 (im «Stäcklichrieg») die Einnahme Berns durch den bewaffneten Aufstand die erste Bresche; und sein Geschick entschied sich im nämlichen Seeland, wo die Hauptkämpfe für und wider seine Aufdrängung ausgefochten worden. Da im Herbst 1802 bloß noch Freiburg und Waadt der helvetischen Regierung anhingen, ward Murten abermals Mittelpunkt des Kampfes. 1 General Andermatt ließ seine helvetischen Truppen im Städtchen plündern und brandschatzte es noch um 40,000 Franken, bevor sich jene nach Pfaaue n zurückzoge n. Aber am 20. September bekam das eidgenössische 528 Heer (der Verbündeten) Murten in seine Gewalt — iez isch Murten über g’si̦i̦ n! — und machte es zum Stützpunkt seines rechte n Flügels. Sein General Bachmann nahm das Landhaus Läüe nbeerg (Löwenberg) zum Hauptquartier und zog seine Truppen zu Salvenach zusammen, wo bereits das Berner Bataillon Gatschet stand. Unfern davon steht (an der Bahnlinie Murten-Freiburg) Gri̦ssḁch ( Cressier). Von der Kapelle dieses Dörfchens aus überschaute man die Stellung der Helvezier in ihrer ganzen Schwäche. Nachdem sie am 6. Oktober umzingelt worden, drängte man ihre Genossen von Sụ̈schi durch das Miste nlach, säuberte Pfauen und nahm das zur Rückzugsdeckung stark besetzte Pfaaue nholz. In der Ebene von Wiflisburg, dessen Städtchen die Helvetier bereits geräumt hatten, sammelten sich die Eidgenossen. Dann nahmen sie Bätterlinge n und trieben die Helvetier in eiliger Flucht nach Lausanne. Hier eröffnete General Rapp dem Waadtländer Rat, daß Napoleon ihm und damit der Schweiz die Vermittlungsakte (Mediation) vorlegen werde: diese vom 19. Februar 1803 bis zum 22. Dezember 1813 gültige neue Vogtschaft der Schweiz.
Natürlich wollte der Stifter solcher Gabe o ch sị n Loo̥hn: das Recht, durch «freiwillige Werbung» in der Schweiz 16,000 Mann auszuheben. Und zwar gab er 1803 diesem Rechtssatze die Auslegung, die Schweiz müsse diese Zahl gäng paraat haa n. Erst 1812 ermäßigte er die Forderung auf 12,000 Mann, welche aber die Schweiz durch alljährliche Lieferung von zweudụụsig Rege̥rụ̆́te n vollzählig erhalten mußte. Von Napoleon beständig bedrängt und bedroht, verteilte die Berner Regierung ihr Kontingent auf die Gemeinden. D ie häi n chönne n luege n, wi si d’Lüt z’seeme nbringi! Sie versuchten es auf alle mögliche Weise. So durch geriebene Werber, wie den Emmentaler «Bĭ̦gel Peterli». Ehrlicher verfuhren die Seeländer. So ist am 7. Februar 1808 die Landschaft Erlach mit Aufmunterungspreisen von 32 (alten) Franken zụụcha, damit Jünglinge sich unter das Schweizerregiment Mey lööiji angaschiere n. Treite n legte noch zehn Franken zu, um ihrer drei zu gewinnen; Sịselen erhöhte das Handgeld auf 48 und lockte damit einen; Müntschemier wagte ebenfalls 16 Franken und het e̥käine n dḁrzue ’bra̦a̦cht. Nur die Heimat des Generals Weber ( S. 379) vermochte mit 8 Franken Zulage 4 Brütteler zu gewinnen. 2
Das mußte eine schmerzliche Sitzung des Großen Rates vom 27. Oktober 1803 sein, der, bei Eiden geboten, zu dem von der Tagsatzung in Freiburg geschlossenen Bündnis mit Frankreich samt Kapitulation 529 einfach Ja und Amen sagen sollte. Handelte es sich doch um freiwillige Werbungen für die auszurichtenden Schweizerregimenter! 3 Wie nachmals 1815, war man zur Errichtung einer Amtswerbekasse gezwungen.
Die Werber hatten ja die bekannte Not, Lụ̈t z’überchoo̥ n. Sie suchten solche in Wirtshäuser zu locken und z’fülle n, um ihnen die Kapitulation in die Tasche und die Kokarde auf den Kopf zu praktizieren. De nn isch d’Mụụs i n der Falle n g’si̦i̦ n. Die jungen Leute mieden daher die Wirtshäuser wi Gift. Einer jedoch: der Schneider Sami Blank saß regelmäßig jetzt hier, jetzt dort mit seinem festen und feisten Leib hinter dem Wirtstisch und sprach dem gratis gespendeten Wein und Essen tapfer zu. Zum guten Schlusse zeigte er dann dem Werber seinen Stollfueß. Der betrogene Betrüger zog mit länger Naase n ab, indes der hinkende Fuchs auf neue Trauben ausging, die ihm nicht zu hoch hingen. 4
Es waren ihrer noch genug, die als rooti Schwịzer (in rotem Waffenkleid, welches wie bei den alten Spartanern das fließende Blut unmerklich machen sollte) Napoleons untergehendem Stern mit ihrem Opfer den letzten Schimmer liehen. 5 Erst die entsetzlichen Strapazen und Schicksale in Rueßland brachten das Wort vom Kanunne nfueter zu gebührender Erdauerung, während bis zur Lebenshöhe des Allgewaltigen das Suggestive seiner Persönlichkeit von seinen Soldaten und Söldnern selbst auf deren Mütter übersprang. Galt jenen das eigene Leben wenig, so diesen das der eigenen Söhne. Zwöo̥ Sühn han i ch dem Napolion g’gee n; der dritt chan n er ó ch haa n, wenn er ’nḁ will! rief die resoluti Frau des von Frankreich um Heim und Gut und Freiheit gebrachten Bürener Großrats Emanuel Kocher ( S. 138).
Wie gerne auch Kärrner zu tun haben, wenn Könige bau’n, zeigen lange Erinnerungen an noch so untergeordnete Dienste, die man dem Gewaltigen leisten gedurft. Bis heute reden Feisterhenner davon, daß 1799 ihre r drei dem Napolion hei n Roß g’chạuft u nd uf Meiland ’bra̦a̦cht.
Am 6. Dezember 1827 aber verordnete die Berner Regierung: Allen aus Rußland Heimgekehrten, die durch Orden, Medaillen, Degen u. dgl. sind ausgezeichnet worden, ist nachzuforschen. 6 Keine solchen Ruhmestitel brachten dagegen die vom 4.-11. September 1830 aus Frankreich heimkehrenden Schweizer mit, welche gegen Vergütung von 530 feuf Batze n uf de n Maa n in Eiß einquartiert wurden, und von denen die Dürftigen zwecks Unterstützung auf dem Oberamt z’vernamse n befohlen ward. 7
1
Till. H. 3, 244 ff.
2
Vgl.
EB. A 657 f.
3
Probst 151.
4
Nach
Kal. Ank.
5
Vgl. Die roten Schweizer von Oberst Hellmüller (Bern, Francke, 1912).
6
Probst III.
7
Ebd.
Kein Umschlagen von Begeisterung zu gegenteiligen Stimmungen war für eine fremde zweite Macht zu besorgen, die ihre Heere durch das Schweizerland wälzten. Ende 1813 waren es die Chäiserlige n: die Alliierten (Rußland, Preußen, Österreich, England), welche zwecks Abrechnung mit Napoleon 1 130,000 Mann stark durch die Nordschweiz zogen; nach dem Tag von Waterloo (18. Juni 1815) durchquerte ein neuer Zug die Schweiz von Schaffhausen bis Genf. Die 12,500 Schweizer, die das überraschte Land aufzubieten vermochte, und die unter Führern wie Oberst von Herrenschwand von Murten an die Grenze rückten, vermochten selbstverständlich die Flut nicht aufzuhalten. Das Landvolk bezahlte nun mit Hab und Gut auch die Befreiung Berns von der französischen Herrschaft und die durch Patrizier wie Oberst Gatschet 2 betriebene «Restauration» der alten politischen Lage.
Im ganzen, heißt es, übten die Chäiserlige n bessere Mannszucht als die Franzosen. Das hindert keineswegs die Erinnerung, daß ihre Kosaken und Pandụụre n 3 (als untergeordnete Werte verewigt in einer besondern Art Jaß) 4 und Hụlaaner 5 (verewigt durch das eisenfresserische hụlaanere n eines Mannweibes, eines Bohne nroß, S. 392) ta̦a̦ n häi n wi d’Säü. Sie raubten und plünderten nicht bloß aus Not; si sị nd z’bee̥de n Füeß uf dem G’stohlnigen ummḁ g’stampfet. No ch d’Hö̆flisneegel häi n si g’stohle n. Sie hinterließen zum Entgelt eine schlimme Epidemie. 6
Wie glücklich mochte daher eine Ortschaft aufatmen, wenn wieder einmal ein Befehl wie dieser vom 22. Mai 1814 sie von drückender Last befreite! «Münzer, Major, österreichischer Platzkommandant an Kommandant Probst zu Ins. Er soll dem Transportkommandanten Reiß von Orbach ( Orbe, vgl. S. 26) den Befehl zusenden, von dem unrechtmäßigen Rasttag in Ins gleich morgen gegen Biel zu marschieren.» 7 Wie drückend solche Belastungen erst recht von den ganz kleinen seeländischen Gemeinden empfunden werden mußten, zeigt der Feisterhenner Quartierrodel 8 für die Tage vom 3. Dezember 1813 bis 531 zum 9. Mai 1814. Da entfielen z. B. vom 23. bis zum 27. Christmonat auf 21 Familien ein Offizier, 37 Mann und 38 Pferde, und zwar so, daß z. B. der Obmḁ nn Jakob Groß den Offizier nebst zwei Mann und drụ̈ụ̈ Roß het müeße n haa n. Aber das isch no ch nụ̈ụ̈t gsi̦i̦ n gegen die Nacht vom 26./27. Dezember, wo 52 Hụshaltige n 28 Offiziere, 1440 Mann, 135 Pferde und 35 Ochsen zu beherbergen bekamen und z. B. der Ammḁ n Niklaus Baumann ( Bụụmḁ n) 47 Mann, die Brüder Abraham und Niklaus Probst, Zimmer je 50 Mann aufgesalzt erhielten. Die Nacht vor dem Sịlvester durfte mit 143 «Hausaren» unter drei Offizieren gefeiert werden, die Silvesternacht mit 35, die vom Beerze̥llistag 9 mit 41, die des 2./3. Januar 1814 mit 95 Mann. Am 8./9. Mai het’s du a nfángen abgnoo̥ n g’haa n bis u̦f vier Mann ohni Roß.
Nach Ins kamen zuerst bloß vier Chäiserligi, welche nach Jens dirigiert waren, aber Jäiß mit Eiß verwechselt hatten. 10 Bald jedoch trabten elf nicht Verirrte in der Morgenfrühe ( äm sibni) in Ma̦ler Ankers väterliches Haus und verlangten di äinte n Suppe n, di an͜dere n (schwarze n) Gaffee. Da sie natürlich ein wenig warten mußten, schrie einer ( u̦f eißerisch ummḁ g’gee n): Wenn der Gaffee nid glịị ch chunnt u nd der Zucker, so schmäißen i ch di ganzi G’schicht i n d’Stu̦u̦ben ụụsḁ! Du̦ säit dem Maler sị n Vatter, wo als Studänt vo n Beern isch dene n Bedrängte n cho n hälffe n: Wenn d’ nid ässe n wost, so laß’s sịị n! Du̦ isch de r Soldat mit dem Saabel u̦f ĭhn loo̥s. Di an͜dere n häi n abg’wehrt. Dä r jung Studänt isch fụ̈ụ̈rig worde n u nd het g’rüeft: Geebet mer en Achs, das s i ch dä n Himmelsdonner cha nn z’tood schla̦a̦ n! U̦f dä n Leerme n chööme n der alt Wäibel und der Ụnggle n Stadhalter da̦heer u nd häi n der Anker häimlich i n d’Chammeren ịị nb’schlosse n. De r Halbroot het ’nḁ n der ganz Moorge n mit ’zoogenem Saabel im Hụụs umma g’suecht, bis er äntlig äm änglefi furt isch. 11
Wie gerne wird man gegenüber diesen Plünderern, welche obendrein noch durch Verkauf von Brot, Haber und Heu an niederträchtige Seeländer häi n Gält g’macht, 12 schweizerische Ịị nquartierig empfangen haben! So 1815 am 2. Mai das Bataillon von Luternau in Erlach, Täuffele n, Si̦i̦sele n; am 3. das von Erlach in Eiß, Möntschemier, Treite n, Gampele n, Erlḁch, Vinelz; am 4. das Stabsquartier Effinger in Eiß und die Artilleriedivision Morell in Si̦i̦sele n; am 3. Juni das Walliser Bataillon Courten in Si̦i̦sele n und Challnḁch, und das Tessiner Bataillon Cusa in Si̦i̦sele n und 532 Walpertswil; am 7. Juli ein Teil Bataillon Benoit in Eiß; am 12. August das Bataillon Pestalozz 13 aus Graubünden in Si̦i̦sele n und Eiß.
Am letztern Ort mußte am 10. Januar 1814 eine Militärpoststation errichtet und dem Amtsweibel Probst als eigenem Feldpostmeister unterstellt werden. Sie hatte sechs Roß und 10 Ritwöögeli jeden Augenblick bereit zu halten und 20 Roß uf’s Pịgeet ( piquet) z’stelle n. 14 Am 30. Juli 1815 wurden überdies auch zu Ins Pferde von wenigstens drei Jahren gefordert, die von Station zu Station ablösbar seien. 150 Freiwillige sollten auf jeden Allarm bereit sein, auf zweispännigen Wagen den Proviant nachzuführen. 15 So kam es zu Zwangsfuhren nach Rotschfoor ( Rochefort), Baudre ( Boudry), Gu̦u̦rsäll ( Corcelles) und sonstwohin ins Neuenburgische. 16 Nur mit dem zahle n waren die Herren nicht so schützig. Es het g’haarzet, bis die Rechnung für den Alliierten-Durchzug (24. Dezember 1813 bis 7. August 1814) beglichen war.
Alls Kriegssteuern, welche der bernische Finanzrat z. B. am 4. September 1815 von den kantonsfremden Marktbesuchern und sonstigen Gewerbsleuten im bernischen Gebiet erhob, wurden die militärischen Leistungen einigermaßen vergütet. Freilich auch dies zum Teil sehr spät. So mußten die Eißer eine Rechnung von 1813 am 7. Mai 1827 erst noch revidieren und passieren. Es gab Fuhr- und Schmiergält für Pferd und Wagen, und Brüttelen erhielt 10 Kronen Taglöhn und Metzgerlohn. 17
Die Entschädigungen gelangten zur gerechten Verteilung an die Gemeindsbehörden. Hieran knüpfte sich eine mysteriöse Geschichte.
Der Wäibel von Eiß het d’G’mäinsmannen ụụfg’stiftet, d’Entscheedigungen ịị nz’sacke n. Dḁrfür häi n si müeßen umma nchoo̥ n, der Wäibel am häiterhelle n Daag. Na̦a̦ ch-di-na̦a̦ ch het’s g’guetet; aber na̦ ch drị̆ßg Ja̦hr isch der Spuk vo n neuem los’gange n. Wo der Rötschbach über de n Mühllibeerg lạuft, häi n d’Nachkome n vom alte n Wäibel g’wohnt. Bi denen isch e n junge r Chnächt g’si̦i̦ n; e n häitere r Bu̦u̦rsch, wo geern het g’sunge u nd Mụ̆́sig g’macht. Un͜der äinisch isch dee r ganz bläich worde n, u nd schụ̈ụ̈ch u nd trụụrig. Sị n Flöte n u nd sị n Haarpfe n het er a nmene n Stäi n verschla̦a̦ge n. Un d äntlig isch er vor de n Richter: er häig öppis z’bekenne n. «Was dee nn’?» «Mi̦i̦ ch pla̦a̦ge n zwöüer Gattig Gäister: Lụ̈t wi Fuehrlụ̈t, u nd de nn no ch e n Maa n. Die chlage n: Mier häi n d’G’mäin b’schi̦sse n u nd chönne n käi n Ruej fin͜de n.» Du̦ het mḁ n 533 na̦a̦cheg’forschet un d isch der Sach uf d’G’spụụr choo̥ n. Aber du̦ häi n si der Richter g’schmiert, das s er dem Chnächt het Unrächt g’gee n. Dee r het müeße n läiste n u nd het als arme r Reebmḁ n im Wältschland g’läbt.
Dennzumal het z’Eiß der Dokter Müller sị n B’rueff ụụsg’üebt. Dee r het richtig über di G’schicht nu̦mmḁ n g’lachet. Wo dee r düechtig Maa n in ere n böse n Neerve nfieberzịt Tag u nd Nacht, bi Schön u nd Wüest isch uf de n Bäi n gsi̦i̦ n, häi n ’nḁ sịner Lüt albḁ ’bätte n, är söll doch rächt Sorg haa n. De nn het är öppḁ g’lächlet u nd zur Antwort g’gee n: We nn mi ch nu̦mmḁ n der alt Wäübel nid nimmt! Aber iez äinist isch er häi n choo̥ n ganz chri̦i̦de nwị̆ß u nd het g’schlotteret wi n es aspigs Laub. «Her r Jese̥s, was isch’s̆?» häi n si g’rüeft, alli mit enan͜dere n. Oh, säit er, der alt Wäibel het mer bi Widmer’s Steege n welle n der Weeg verhaa n. Du̦ han i ch g’rüeft: la̦ ß mi ch dü̦ü̦rḁ! la̦ ß mi ch sịị n! Du het der Wäibel g’antwortet mit ere n Stimm wi us Graabestäüffi: La̦ ß du̦ mi ch ó ch sịị n! un d isch blötzlich ummḁ n niene n meh g’si̦i̦ n. Vo n dört a n het der Dokter nie meh g’spöttlet. 18 Äine r, wo mit de n Stiere n g’fahren isch, het müeße n warte n, bis der Wäibel u nd der Stadhalter i n de n Faarbbe n sị n dụ̈ụ̈rḁ gsi̦i̦. Er het si ch verfluecht un d allne n Dụ̈ụ̈fle n übergee n, das s es wa̦hr sịịg.
Probst dagegen wurde am 8. Mai 1815 neuerdings Chriegskumisseer für das Amt Erlach.
1
AhV. 7, 441.
2
Dändliker 3, 526.
3
Ungarische Fußsoldaten aus dem Dorf Pandur und dessen gebirgiger Umgegend.
4
Vgl.
schwz. Id. 4, 1341.
5
Das türkische
oghlăn (Bursche) wurde übertragen auf den polnischen
hulan, ulan, Ulan als Lanzenreiter. Dazu vgl.
Gb. 129.
6
Rubeli 52.
7
Probst III.
8
Von Gemeindspräsident Groß dem Gemeindschreiber Probst für das Ortsarchiv übergeben.
9
Berchtoldstag:
schwz. Id. 4, 1538 f.
10
Kal. Ank.; vgl.
S. 499.
11
Ebd.
12
Verbot solchen Kaufs durch Oberamtmann Daxelhoser am 2. Jan. 1814 (
Probst III).
13
Also die Einzahl dieses Namens.
14
LBI. 115. 124;
Probst III.
15
LBI. 118.
16
Probst III.
17
Gäserz (20. Feb. 1814).
18
Nach Lehrer Siegfried.
Die unverwüstliche, in mancher Hinsicht nur zu zääiji Nüchternheit der Schweizerart macht es erklärlich, daß die hochtönende Anpreisung der «Freiheit» aus der Unterdrücker Mund sehr rasch vor den Stimmen ernster Erwägung des teuren Kaufpreises verhallte. Vereinzelt blieben darum auch sogar Versuche, das welsche Feldgeschrei in deutschen Landgebieten aus Worten zur Tat werden zu lassen, aber es just gegen den Urheber zu kehren.
Ein gewisses Aufsehen erregten die Umtriebe eines geriebenen französischen Abenteurers, der am 6. April 1799 auch das Seeland heimsuchte. Durch seine Reden erhitzte junge Köpfe sammelten sich um Mitternacht zu Brüttele n, in einem Zihlgebüsch zwischen Nidau und Gottstatt, im Walde bei Hermerige n. Sie schwuren einen feierlichen Eid, ihrer Voreltern würdig alles zu wagen, um sich von Frankreich frei zu 534 machen. Um das nötige Gält z’mache n und Waffen i n d’Händ z’uberchoo̥ n, planten sie Überrumpelungen der Städte Biel und Nidau, sowie der Pierre-Pertuis-Post. Der leichtgläubigen Hitzköpfe fanden sich aber doch zu wenige, und «Mutz» isch verduftet. 1 Ernsterer Natur waren anderweitige Aufstände. 2 Ein unzeitiger Scherz aber, der mit Verhaftung bestraft wurde, war das Aufpflanzen der alten Bernerfahne auf dem Rathaus Aarberg. Wieder meh z’seege n het’s g’haa n, daß in Eiß und sechs bis sieben Gemeinden der Umgebung die französischen Freiheitsbäume umgehauen, die obrigkeitlichen Erlasse weggerissen und es Dotze nd entwichener kriegsgefangener Ööstrịịcher versteckt gehalten wurden. Es war den Leuten eingeredet worden, d’Franzose n mögi nid g’fahre n, d’Ööstrịịcher siigi vill stercher. Das kam bei der vierzehntägigen Untersuchung an den Tag.
Die durch die Kriegslage allenthalben geschaffene Not führte aber zu innern Wirren anderer Art. Schuldner drohten ihren Kapitalisten mit Gewaltakten: si häi n ’ne n ’dräüt, der Gwalt z’bruuche n. Und wirkliche Eigenmächtigkeiten erlaubten sich sogar Gemeindsbehörden, welchen im Mai 1800 befohlen war, d’Mäinige n vo n de n Lüt z’studiere n. 3 Eine Schar junger Erlacher bemächtigten sich alter Bernerfahnen im Schloß u sị n fu̦rt, de n Lụ̈̆t vor der Nase n. 4 Eine militärische Ausreißerei, wie Brütteler Soldaten aus dem Zwangskontingent im Wallis sie übten. Da ist 1798 einer desentiert, ihrer fünf rissen im April 1799 aus, und einer hetsi ch gar nid g’stellt.
So zeitigte die große Revolution doch kleine Vorschulen der Schilderhebung, die 32 Jahre später sich in dem Maß ausgewachsen zeigten, daß sie die abermals von der französischen Hauptstadt ausgesandten 535 Sturmeswogen in bedeutungsreichen Ereignissen wị̆ter g’gee n häi n. Was waren das für ganz verschiedene Seeländer: die von 1653 und vo n de n Sächszeechne n (der mit 16.. geschriebenen Jahre) 5 überhaupt, die mit Ergebenheitsversicherungen gegenüber der Berner Regierung sich nicht genug tun konnten (s. «Untertan und Bürger» in «Twann»), und die Seeländer der Drị̆ßgerja̦hr (1830 und 1831)!
Dasselbe Volk, das 1799 französische Freiheitsbäume niederriß, pflanzte am Neujahr 1831 eigene solche auf. So zu Ägerte n, Schwadernau, Schụ̈ụ̈re n. Am 2. und 3. Januar gesellten sich zu ihnen die zu Orpŭ́n͜d und Safnere n. Auch Gals sah einen erstehen. Ihn begrüßte der Wäber Davit (David Schwab, ein Weber) mit dem symptomatischen Spruch:
Sonst war ich Leinweber,
Jetzt bin ich Gesetzgeber!
Der Nidauer Oberamtmann von Mülinen erbat von der Regierung 200 Fußsoldaten und 6 Reiter. Das Landvolk aber forderte Entfernung der erstern i n Zịt vo n ’re n Stun͜d. Der Amtmann zögerte. Da warf sich ein Mühlheim von Scheuren zum «General» auf, ließ zu Gottstatt Stu̦u̦rm lụ̈te n und rückte mit 600 bewaffneten Bauern vor das Schloß. Der Nidauer Stadtrat het ihm g’hu̦lffe n. Da wurden die Soldaten heimgeschickt. Ihren fluchtartigen Rückzug begleitete eine Chatze nmusig. Sü̦st het mḁ n ’ne n nụ̈ụ̈t (Böses) ’ta̦a̦ n. Im Herbst aber het d’Regierig ab’danket, einer demokratischen Platz machend. 6
1
Till. H. 1, 264.
2
Ebd. 265 ff.
3
Probst 90; P. III.
4
P. III.
5
Die Zählung der Jahrhunderte, z. B. hier des siebzehnten, lernt man erst allmählich durch die Schule.
6
Bähl. 17 f.
Zehn Jahre später fegte der erste schweizerische Kulturkampf die aargauischen Männerklöster weg. 1
Die gut katholischen Freienämter erhoben sich gegen die anfängliche Aufhebung aller Klöster, und es kam zu einem Aufstand, der auch dem unerschrockenen Regierungsmann Augustin Keller 2 z’starch choo̥ n isch. Aargau bat dringend um Hilfe in Bern; und dasselbe zögerte nicht, die seeländischen Auszüger aller Waffen aufzubieten. Z’mitts i n der Nacht vom 12./13. Januar brachten Staffeete n die Aufgebote an die Oberämter, und Postläüffer häi n si verträit zu den Unterstatthaltern der einzelnen Gemeinden. Schon vor Tagesanbruch marschierte 536 die Mannschaft durch den tiefen Schnee, wo vor Chelti g’rụgget u nd g’gịgget het, nach Bern. Mit einer Promptheit, die damals viel bewundert wurde, zog die Mannschaft in den Aargau ein. Den Aufständischen wurden ihre Mörser abgenommen und vom Kloster Muri aus u̦f Läiterwööge n nach Aarau ins Zeughaus geführt. Dies geschah durch die siebente Batterie unter Hauptmann Moll von Biel, der sich später ( S. 542) bei Gislikon auszeichnete, und unter Deckung eines Detaschements Seeländer, namentlich Scharfschützen von Biel. Am 31. Januar wurde die Mannschaft entlassen. 3
Hatte Aargau so mit Berns Hilfe den Aufstand im eigenen Hause gedämpft, so befriedigte selbst die durch ausländische Einmischung erzwungene Belassung der Frauenklöster die katholischen Eidgenossen nicht.
Luzern berief die Jesuiten und nahm Dr. Steiger gefangen. Das Basel- und das Bernerland gerieten darüber in ungeheure Aufregung und beriefen gewaltige Volksversammlungen ein, wie zu Eiß im Dezember 1844. Hier wirkte Dr. Steigers Freund Dr. Müller ( S. 533) als Arzt. Der entflammte die zweitausend Bürger aus Bern, Solothurn. Freiburg, 537 Waadt, Neuenburg zu heller Begeisterung. Der damals 29jährige, feurige, volkstümlich beredte 4 Fürsprech Ulrich Ochsenbein (1811-1890), ein Verwandter des Erlacher Rechtsagenten Johann Brandolf Ochsenbein (1806), rief einem Zentralkomitee freisinniger Kantonalvereine. Freilich het’s nụ̈ụ̈t d’rụụs g’gee n. Unterdes schrieb Luzern beinahe 80 politische Flüchtlinge aus, setzte mehr als 100 Freisinnige gefangen und trieb Hunderte aus dem Land. Da arbeiteten Dr. Müller und Ochsenbein, trotzdem die Tagsatzung es verbot, an der Bildung eines Freischarenzuges. Angesehene Beamte wie der alt Stiere nhans z’Mett, d. i. Regierungsstatthalter Schneider von Nidau, Amtsgerichtschreiber Hubler ebendort, Posthalter Richard in Erlach 5 und Bauern wie der nachmals in Amerika gestorbene Hans Häubi zu Treiten stellten sich an die Spitze der Freischeerler. Nur auserlesene Mannschaft het döörffe n ga̦a̦ n und empfing zur Aufmunterung vo n G’mäins t’weege n en iedere r feuf Franke n. Den Feldherrenrufen: La ß g’seh n, Seelländer, vor! Seelländer, folget mier naa ch! folgten z. B. aus dem kleinen Ägerten acht Mann, worunter ein Wagner Jaggi (Heuer). Hämme n Hans (Hemmann) und zwei Vettern namens Kessi: Chéssi Hans und Chéssi Tavids Hámmi. 6
Aus dem Schloß Nidau wurden zwei Vierpfünderkanunne n entführt, und über Ettiswil und Huttwil gings unter Ochse nbäi n gegen Luzern.
Allein schon auf dem Heerzug begann das Unheil. Die Huttwiler Kolonnen mußten in Ettiswil drei Stunden lang auf die Kolonne Rothpletz warten. Damit war der Mißerfolg vor Luzern bereits besiegelt. Zum Überfluß wurde der Mannschaft dadurch der gute Wille gelähmt, daß die Offiziere die unverpflegte Mannschaft sich selber überließen. Wie tapfer diese von Art war, zeigte sie nach dem siegreichen Vorstoß bis Hellbühl, indem Mann für Mann über Balken und Geländer der bereits abgedeckten Dorrenbergbrücke kletterte, um den Emmenübergang zu gewinnen. Am 31. März 1845 um sieben Uhr abends kam die Spitze der Freischaren bei der Sentisvorstadt an, fand aber die vermeintlich zugetanen Dörfer leer und die Höhen ringsum mit Landsturm besetzt. Dazu hatte Major Billos Kolonne an der Emmenbrücke ein nachteiliges Gefecht bestanden, trotzdem Hauptmann Dietler von Aarberg mit einer Anzahl mutiger Männer sich in die Emme stürzte, um einen raschen Übergang zu erzwingen.
Nun hätte Luzern noch am gleichen Abend beschossen werden sollen. Allein die Mannschaft war müde und die Nacht gefährlich. Ochsenbein ließ darum bloß die Verbringung des Geschützes auf den Gütsch vorbereiten. Da traf es sich, daß die auf der Litauer Ebene zurückgelassene Reserve auf dem Vormarsch samt dem Gepäck in die nämliche Enge der Entlebuchstraße einbog, in welcher sich die Haubitzenbatterie befand, und damit ịị ng’chlömmt worden isch. So genügte ein Allarmschuß der Wachtposten bei der Emmenbrücke, um heillose Verwirrung anzurichten und trotz Ochsenbeins donnerndem Halt! eine tolle Flucht zu bewirken. Auf der Litauer Ebene konnten die Zerstreuten wieder 538 gesammelt und in ein großes Viereck, mit dem Geschütz in der Mitte, gestellt werden. Allein um Mitternacht waren bloß noch gegen dreihundert Mann auf dem Platz. Mit ihnen zog sich Ochsenbein über Malters und Willisau zurück; er suchte die Kolonne Billo, fand aber weder sie, noch den Rückweg zu seiner Schar. Während des Vormittags am 1. April erhob sich nun der allgemeine Widerstand der Luzerner, und der Rest der Freischaren zog sich mit der Kunde, es sịg alles nụ̈ụ̈t, ordnungslos auf Zofingen zurück. Die Kolonne Rothpletz erlitt in schauerlichem Nachtgefecht bei Malters eine völlige Niederlage. Von der gleichwohl erreichten Vorhöhe des Gütsch zurückgeschlagen und auf dem Rückweg hitzig verfolgt, verlor er durch Tod und Flucht Mann um Mann, bis er zu Sempach in Gefangenschaft geriet.
Sein Schicksal teilte Rothpletz mit 1785 Freischeerler, während 104 solche (namentlich aus Baselland) fielen, indes der Feind bloß acht Tote und 21 Verwundete zählte. Einige entgingen trotz schärfstem Durchsuchen aller denkbaren Verstecke der Gefangenschaft, indem sie tagelang in scharfsinnig gewahrten Schlupfwinkeln häi n Wü̦ü̦rzen u nd rạui Chrüter ’gässe n u nd Schnee̥wasser ’trunke n. 7 — Um 350,000 Franken, woran Bern den Fünftel leistete, wurden die Gefangenen losgekauft. Zuvor hatte Bern tausend Franken für bessere Verpflegung der Seinigen aufgewendet, damit sie nid länger müeßi us dem Trögli frässe n, wi d’Säu. Die Ụụsḁg’löo̥ste n wurden verschieden bestraft. ( S. 541.) Jünglinge unter zwanzig Jahren het mḁ n la̦ n lạuffe n; die ältern Seeländer mußten vier Wochen Stra̦a̦ff äxiziere n; elf schuldig erklärte Staatsbeamte wurden am 12. April i̦i̦ ng’stellt, der mit Mühe über die Grenze gelangte Ochsenbein aber aus dem eidgenössischen Stabe gestrichen. Das hinderte den damals auf ethischer Höhe stehenden Mann nicht, bei der Einweihung der Freischaare nglogge z’Schüpfe n zu tatkräftiger Treue gegen die Regierung zu ermahnen. 8 Auch war er es, der nach zwei Jahren im Sonderbundsfeldzug die Wahl Dufours zum General und dessen Ehrensold von 40,000 Franken vorschlug. 9
1
Vgl. «Bund» 1912, 15, Abend;
Till. E. 2, 200 ff.
2
Dem so ungleichen Namensvetter des
S. 526 genannten «Generals».
3
Aus den Erinnerungen eines Veteranen (des
S. 534 vorgeführten
Gottlieb Gyger-Scheurer), von alt Regierungsrat Scheurer im «Bund» vom 17. Januar 1912.
4
Lg. 172-175.
5
Vgl.
Kummer, Biogr. v. Schenk 28.
6
Veteran Kocher (
S. 539).
7
Till. E. 2, 245-259.
8
Ebd. 283.
9
Ebd.
Dem zur Herstellung des Landesfriedens geschaffenen ersten eidgenössischen Truppenkorps, zu dessen 17 Bataillonen Bern acht stellte, gehörte also Ochsenbein nicht an. Dagegen saß er 1846 in der Vorberatungskommission für die bernische Verfassig, deren Urheber seit der Revision von 1874 unter Ablehnung ihrer teilweis manchesterlichen Grundsätze als Sächse ndvierzger bezeichnet wurden.
Wie nötig es jedoch war, in das starre Gefüge spießbürgerlicher Polizeistaaterei durch große politische Grundsätze die erste Bresche zu 539 legen, zeigt der Öpfelkrawall oder Öpfelchrieg vom 17./18. Oktober des Hungerjahres 1846. Die schon damals den Neuenburger- und Bernermarkt beherrschenden Mistelacherfraueli ( S. 212) waren seine unfreiwilligen Urheberinnen. Z’zwänz’ge n bis drị̆ß’ge n fuhren sie die Nacht durch nach der spätern Bundesstadt, in weißen Nachtkappen auf der langen Gemüsewagenreihe schlafend, wobei jeweils d’s hin͜der Roß der Grin͜d am vorddere n Wöögeli aa n gha n het. Die entleerten Wagen beluden sie am Berner Markt mit vorkaufsweise eingehandeltem Obst. Da fürchteten aber die Städter eine Teuerung, ja eine Hungersnot, und die armen Wistenlacherinnen wurden mit Vorwürfen, Schimpfreden, Schlägen angefallen. Die herzulaufende Menge verdichtete sich zum Knäuel, gegen welchen die schwache Polizei machtlos war. Selbst die aus der Kaserne hergerufenen achtteegige n Regerụ̆́te n mußten zurückweichen. Die heilige Hermandad des Berner Staates aber, just am selben Tage zur jährlichen Landjegermusterig und zum schließlichen Tanz im «Sternen» versammelt, het vom ganze n Zụ̈ụ̈g nụ̈ụ̈d g’merkt. So konnte über Nacht eine Menge unlautern Gesindels sich mit dem Haufen mischen, die Bäckerläden plündern, den Auflauf steigern und die Masse gegen den Kornhausplatz hin in Bewegung setzen. 540 Der Rat bot in der Nacht Milideer auf, das im Lauf des folgenden Tages sich besammelte. Landieger und Dragụụner, Artillerie und Infanterie mit brennenden Lunten stellten sich bi’m Zitglogge n(turm) auf; andere Kavallerie postierte sich, bereit zum Einhauen auf waffenlose Männer, Frauen und Kinder, vor dem Choornhụụs. Vom Chefitu̦u̦rn bis aahḁ zum Ra̦a̦thụụs wurden alle Durchgänge scharf bewacht. Männer, die beruhigend und belehrend eingreifen wollten, wurden wenigstens einige Stunden hin͜derḁ g’heit, und über die Stadt ward ebensolange der Belagerungszustand verhängt. 1 Die Volksmenge aber blieb unabtreiblich. B’setzistäine n flogen gegen das Militär; dieses erwartete jede Minute den Befehl: gee bt Fü̦ü̦r! Da rief im kritischen Augenblick eine Stentorstimme (mi isch nie drụf choo n, wer’s sịịg): uf d’Schütze nmátt! Wie elektrisiert wälzte sich der Haufe einmütig stadtauf nach dem damals mächtigen freien Platz, der Dinge harrend, die da kommen sollen. Als keine kamen, gaffte einer den andern an: Was soll’s gee n? Was chäibs’s isch de nn loos? Schließlich hieß es: Abaa, das isch es G’stü̦ü̦rm! und einer nach dem andern trollte sich heimwärts. Politiker aber, die das Gras wachsen hören ( wo d’Flöh g’hööre n hueste n), witterten hinter dem Krawall eine Anzettelung gegen die kurz zuvor eingesetzte Sächse ndvierz’ger Regierung. Solche Kunde drang auch ins Seeland und ließ die dort noch unter der Asche glimmende Freischarenbewegung neu aufzüngeln. Der Sämmi Merz vo n Mulle n, ein eifriger Freischeerler, isch uf Eerlḁch g’sprunge n u nd het e̥-mene n Bekannte n grüeft: Jaako̥b, mier müeßen uf Bäärn! Si wei n d’Regierung stürze n! Antwort: Gang a nfange n, i ch chumme n de nn na̦a̦chḁ! Aber bei zweitausend Seeländer marschierten wirklich nach Bern, um dort allerdings den Krawall erledigt zu finden. Auf der Schützenmatte freigebig bewirtet und für ihre vaterländische Gesinnung gebührend belobt, zogen sie gut gelaunt wieder heim. 2
1
«Weltchronik», nach Durheim.
2
a. Regierungsrat Scheurer.
D’s Jahr d’rụụf waren es statt harmloser Marktweiber des reformierten Freiburger Seebezirks jesuitisch verhetzte Eidgenossen, welche Bern in Atem hielten. U nd nid um d’s Ässe n, sondern um einen erstmals in seiner Größe durchgefühlten politischen Grundsatz: Glaubens- und Gewissensfreiheit handelte es sich bei dem auf seine alte Bedeutung sich besinnenden Bern und seinen neuerdings von Zwinglis Geist durchhauchten Miteidgenossen.
541 Freiburg unterdrückte einen Aufstand des ihm 1802 angeschmiedeten protestantischen Murte n und rüstete heimlich zum Sunderbund zunächst mit Luzern, Uri und Schwyz, welche Orte gleich Tessin ihre Freischeerler als Hochverräter mit dem Tode bestraft hatten, dann noch mit Unterwalden, Zug und Wallis. Zum Glück hatte die Tagsatzung zum damaligen Vorort Bern, dessen Regierung mit bedeutenden Männern besetzt war. Als Seeländer gehörte zu ihnen der Presidänt: Alexander Funk von Nidau, früher Anwalt daselbst, dann Landammann, Mitglied und Präsident des Obergerichts, ein etwas wandelbarer, aber rechtlicher und patriotischer Mann. 1 Sein Stellvertreter ( Vịci̦) in Berner Regierung und Tagsatzung war der dank seinen Umgangsformen 2 schon wieder voll rehabilitierte Ulrich Ochsenbein. Neben dem um anderer Verdienste willen S. 125 bis 133 gewürdigten Dokter Schnịịder von Meyenried und seinem Namensvetter Johannes Schneider 3 saßen im Berner Rat auch Jakob Stämpfli ( S. 174) von Schüpfen ( Köbi, der zu Janzenhaus bei Wengi ausgewachsene Bauernsohn), Cyprian Revel von Neuenstadt, Xaver Stockmar vom Berner Jura, Dr. Samuel Lehmann (der «Huetmacher-Sä̆mẹl») von Langnau und Albrecht Jaggi von Saanen.
Die durch Ochsenbein eröffnete 4 Tagsatzung vom 5. Juli bis 9. September 1847 erklärte nach zweitägigem Wortstreit den Sonderbund als aufgelöst und stellte, als dieser die Unterwerfung förmlich verweigerte, am 24. Oktober 50,000 Mann, die aber bald auf 100,000 anwuchsen, unter den Oberbefehl Dufours. Die Genietruppen führte Oberstleutnant Gatschet, indes Ochsenbein die bernische Reservedivision befehligte.
In langer, doch kerniger Proklamation wandte sich am 4. «Wintermonat» 1847 der bernische Regierungspräsident und damit eidgenössische Tagsatzungspräsident Ochsenbein an die eidgenössischen Wehrmänner.
... Euer Marsch geht gegen den Sonderbund. ... Diese ruchlose Verbindung ist ein Gift, das die Schweiz aus ihrem Innern ausstoßen muß. ... Der Sonderbund hat seine Maske abgelegt und der schweizerischen Eidgenossenschaft den Fehdehandschuh hingeworfen. Soldaten! Ihr werdet ihn aufzuheben wissen. ... Aber während ihr den unerbittlichen Gesetzen des Krieges folgt, sollt ihr die Großmut mit den Notgeboten des Kampfes vereinigen. Nie sollt Ihr vergessen, daß die, die ihr bekämpft, ihrer Mehrzahl nach Verirrte, Eidgenossen, Brüder sind, die Ihr zur Pflicht zurückführen sollt. ... Das dankbare Vaterland wird Eure Dienste belohnen. Es wird Sorge tragen für die Witwen, Waisen und Eltern der Tapfern, welche ihr Blut für dasselbe vergießen werden.
542 Diesem Aufruf fügte Dufour am 22. November den seinigen bei. 5
Eidgenössische Wehrmänner! Ihr werdet in den Kanton Luzern einrücken. Wie ihr die Grenze überschreitet, so laßt euren Groll zurück und denkt nur an die Pflichten, welche das Vaterland euch auferlegt. Zieht dem Feinde kühn entgegen, schlagt euch tapfer und steht zu eurer Fahne bis zum letzten Blutstropfen. Sobald aber der Sieg für uns entschieden ist, so vergesset jedes Rachegefühl, betraget euch wie großmütige Krieger! Schonet die Überwundenen. Denn damit beweist ihr euren wahren Mut. Tut unter allen Umständen. was ich euch schon so oft empfohlen habe: Achtet die Kirchen und alle Gebäude, welche dem Gottesdienst geweiht sind. Nichts befleckt eure Fahne mehr als Gewalttätigkeit gegen die Religion. Nehmet alle Wehrlosen unter euren Schutz; gebt nicht zu, daß dieselben beleidigt oder gar mißhandelt werden. Zerstört nichts ohne Not; verschleudert nichts! Mit einem Wort: Betraget euch so, daß ihr euch Achtung erwerbet und euch stets des Namens, den ihr traget, würdig zeiget.
Dank der genialen Kriegführung Dufours, mit welcher Kommandanten wie der Brigadeführer Tschi̦ffe’li (Chiffeli) aus Neuenstadt und der Artilleriehauptmann Moll aus Biel in trefflicher Fühlung arbeiteten, 6 ward in an͜derthalb Monḁte n einer der gefährlichsten Bürgerkriege aller Zeiten gründlich gedämpft. — Jeder Regung der Rache für Malters ( S. 538) wehrte Ochsenbein kräftig ab. Aber einen Trauermarsch und eine Salve über dem Grab der Freischeerler ordnete er selber an.
Sonderbündler heißen bis zur Stunde alle im Jahr 1847 Geborenen. 7 Gleich lautet in ehrenhaftem Sinn der abgekürzte Name für die noch lebenden Veteranen des Sonderbundskrieges, des kurz so geheißenen Sonderbund. Solcher Veterane n zählt das Seeland noch mehrere. Eiß zwar hat keinen mehr. Der 1825 geborene Jakob Winkelmann in Si̦i̦sele n diente 1847 als Knecht im Neuenburgischen. Dagegen erzählt trotz seinem 1909 erlittenen Schlaganfall der dort 1827 geborene Jakob Schwab, Fäldmässers, wie er als Träng (Trainsoldat) und daneben als Dokter (Wundarzt) die Zufriedenheit Molls verdient. Hinwieder berichtete mit gerechtem Stolz einer der beiden kürzlich verstorbenen Galser Veteranen Schwab, wie er auch dann si ch nid g’förchtet häig, als ein Kanonenrad ihm einen (Schuh-) Absatz abdrückte. Er hatte mit besonderer Tapferkeit di Kanu̦nne g’hu̦lffen us dem Dräck stooße n. Zur Anerkennung wurde ihm eine schwere Ehrenstrafe für begangenen Ungehorsam geschenkt. Sein Führer Moll war aber selber ein Muster von Tapferkeit. Solche anerkennend, sagte später ein gegnerischer Kamerad zu ihm: Wo dier uufg’fahre n sit, wär der Tụ̈ụ̈fel nụ̈mme̥ hr sicher g’si̦i̦ n! Einen gefangenen Furier seiner Batterie forderte Moll wirklich mit Erfolg frei, indem er mit seiner Kanone drohte.
543 An den Lehnstuhl gefesselt war bis zu seinem Tod (1913) auch Marschang (s̆s̆) Höüse ns Ruedi oder der Marschang Rüedeli ( S. 210): Rudolf Schumacher in Treiten, geb. 1825. Dagegen schreitet noch rüstig am Stäck einher Matte nchilchmeiers Hous: der 1822 geborene Johannes Hämmerli in Brüttelen. 8 Drei Jahre jünger, aber dafür so chäch, daß er bisher jeweilen het müeße n gạ n chöo̥hle n ( S. 284) oder sonst eine dringende Arbeit verrichten, wenn wir uns seiner Erzählkunst freuen wollten, darf Bierli Ruedi, Rudolf Balimann in Möntschemier ( S. 536) noch auf manches Jährchen zählen. Immer noch fischet der 1822 geborne Jöggi Bänz, Bendicht Gutmann in Lüscherz; und an Zähigkeit nimmt es mit ihm der S. 537. 544 zu Wort gekommene Lịeni Hans in Ägerten auf.
Vor kurzem starb in Brüttelen der Bääre n-Jaggi, Jakob Weber, gewesener Wirt zum «Bären». «Dem Leben Urlaub gegeben» (1649) 9 hat fast gleichzeitig, am 8. Januar 1912, in Gampele n 94jährig alt Großrat Gottlieb Gyger-Scheurer, der in seiner lebhaften Art manche Episode zu erzählen wußte. Schon der Freienämter-Aufstand ( S. 536 f.) hatte ihn ins Feld gerufen; und als Forier der Batterie 544 Schärer in der Reservedivision Ochsenbeins machte er den Sonderbundsfeldzug mit. Geärgert hat ihn 10 bis an sein Lebensende das Verhalten der Scharfschützenkompagnie Moser, die während des Zuges durchs Entlebuch ( Äntlibuech) auf der rechten Flanke aufklären und dem Feind in die linke Flanke fallen sollte, statt dessen aber wär wäis wo stillgestanden ist. Das verursachte den anfänglichen Mißerfolg. Herzlich konnte er hinwieder lachen über die schreckensbleiche n Gesichter der fliehenden Infanteristen, wie auch über das Erlebnis des Feldweibels Burkhart von Ligerz. Dieser hatte sich bei Escholzmatt ( Äschlismátt) hinter ein Haus gestellt zum Schutz vor den sonderbündlerischen Kugeln, welche von Schüpfheim ( Schüpfẹ n) her sị n choo̥ n z flụ̈̆ge n. Wie aber in seiner nächsten Nähe e n Chru̦gle n dür ch ne n Hụsegge n gfahren isch, zu äi’m Pfäister ịị n u nd zum an͜deren ụụs, isch er äi nes Satzes uf d’Stra̦a̦ß ụụsa n g’sprunge n u nd het g’rüeft, Lue g, der Tụ̈ụ̈fel soll mi ch neh n 11 hätt i ch iez chönnen erschosse n weerte n!
Der Freischeerler und Sonderbundsveteran Kocher in Ägerten ( S. 539) 12 gehörte hinwieder zu denen, wo si ch nid hei n dḁrfü̦ü̦r g’haa n, z’flieh n, oder nid hei n welle n die sịị n, wo flieh n. U nb’sinnt, erzählt er, hei mer i̦ ns ụụsb’broche n (sind wir ausgebrochen), um d’Luzärner ịị nzschanze n und waren zu jeder Stunde marschbereit, auch we nn’s het General g’schlaage n (wenn der Generalmarsch getrommelt wurde); das het ke in großen A an nsta͜nd g’haa n («es stund nur an eine kleine Weil»). Der noch als Neunzigjähriger stramm aufrechte Seeländer ist denn auch gärn z’Chrieg und zog 1847 zweimal ins Feld. Bereits entlassen nämlich, ließ er sich für nachträglichen Wachtdienst als Stellvertreter eines Heiratskandidaten mit fünf Franken vom Tag entschädigen. So suchten nicht wenige Lị̆digi in erwerbsarmer Zeit Gält z’mache n und sagten auf die Frage Stellvertretungsbedürftiger, wottsch Gält? gerne zu. Es scheint ihnen denn auch im Länderpiet nicht übel gefallen zu haben. Waren doch d’Luzärnermeitschi nätt gegen die Einquartierten, und wurden diese begreiflich besonders bei stillen Konfessionsgenossen gut verpflegt. Anderseits hei n die entwaffneten Luzerner númḁ n g’lachet. Warum? Si hei n hei m chönne n, ohne im Geringsten behelligt zu werden. Welch ein Gegensatz gegen die Art, wie Luzern seine Freischääler bestrafte ( S. 541)!
geb. 1822; Chilmeiers Johannes
Solche Menschlichkeit gegen Überwundene konnte sich derselbe Dufour gestatten, der dagegen militärische Disziplin mit eiserner Strenge aufrecht 545 erhielt. Soll n E uch la̦ n erschieße n? konnte er einen Fourier anherrschen, der sich durch einen Fuhrmann mittelst Einschüchterung abhalten ließ, sofort zu beschaffende Pferde ihm uf der Stra̦a̦ß vo n der Tiechsle n wäg z’neh n. Und über den Bieler Hauptmann Huber, der het sollen e n Wald erleese n, aber befehlswidrig über dessen Saum hinaustrat, entlud sich ein Napoleonisches Donnerwetter. Ganz in Dufours Sinn dagegen verpönte der Hauptmann der ersten Kompagnie, Amtsschreiber Hụser in Aarberg, alles Plündern. Gänzlich ließ sich dies freilich nicht hindern, wo bei der noch unbeholfenen Verpflegungsart in heißhungrigen Soldaten die Frage sich regte: Woo̥ neh n u nd nid stehle n? 13 Da wurde doch hie und da insgeheim und insgemein es Säüli g’metzget; und vor Freiburg wurde b’bachchet, natürlich vor dem Broo̥t afḁ Chueche n ( S. 327). U nd de nn het ma n im Bett g’mü̦mpfelet. 14 Das höchste Gebot war auch hier d’s ängle̥fte n: Laß dich nicht erwischen.
Harmlose Soldatenspässe hinwieder konnte auch Dufour unbemerkt schmunzelnd belauschen. So die Antwort eines schlicht biedern Wehrmannes, der bei einer Inspektion seiner ungeschmierten Schuhe halber berüffelt wurde: Herr Haup tmḁ n, ha n z’weeni g Schmutz g’haa n, u nd da̦ het ämmel afạ mị n’s Chäpsli-G’wehr z’erst müeße n g’saḷbet sịị n!
1
Till. E. 2, 337 ff.
2
Ebd. 359 einläßlich.
3
S. Sterchis Biographie
BB. 5, 354-379.
4
Seine Rede:
Till. E. 2, 364-366.
5
Till. E. 3, 73 f.
6
Gislikon: Ebd. 3, 86-88.
7
Lg. 122. 174.
8
Vgl. sein Einlagebild mit
S. 457.
9
Hermann 288.
10
Erzählt a. RR. Scheurer, vgl.
S. 535.
11
Beispiel eines emphatischen Satzes an Stelle eines einfachen Adverbs.
12
Wir erzählen in seinem Dialekt.
13
Wieder inserisch.
14
Gleichsam «ge-mund-voll-t»
n:
Mümpfeli um Mümpfeli gegessen.
Nur anhangsweise seien die der allgemeinen Schweizergeschichte angehörenden Jahre 1857 und 1870 erwähnt. Im Prụ̈ụ̈ße nhandel isch es o ch nid ganz ku̦nkerdaat gsi̦i̦ n im Schwịzli inne n. 1 Schon die Knaben nahmen ihn ernst, soweit dies im erregungsreichen Knabenspiel möglich ist. Da mußte das Aschenbrödel der männlichen Schülerwelt das traurigste aller Lose erleben, als Prụ̈ụ̈ße nchü̦nig kriegte er soviel Püffe, als er nicht abzuwehren vermochte und wanderte an einem Hundschötteli i n d’Cheesi. 2 So rasch wäre das im Ernstfall nicht gegangen; denn das preußische Gewehr und Wehrwesen war dem schweizerischen über. «So schnell schießen nicht einmal die Preußen!» war daher eine gemeine Redensart, die allerdings, nachdem die drohende Gefahr vergessen war, durch die Tonverlegung, so gläitig schieße n d’Prü̦ü̦ße n dóch ni̦i̦d, den veränderten Sinn erhielt: so rasch geht das nicht!
546 In erfreulichen Gegensatz zu jener Spannung des Jahres 1857 stellte sich ein gutes Halbjahrhundert später (1912) der Besuch der wehrhaften und der im Frieden arbeitenden Schweiz durch den kriegstüchtigen Friedensfürsten auf dem deutschen Kaisertron. Zwei Jahre zuvor vergaß man ob dem nicht minder solennen Besuch des französischen Oberhaupts die auch vom Seeland schwer empfundene Internierung der Burbakianer 3 von 1871, aber auch das Bubenbergsche Wort: Der Welschen (d. i. Franzosen) Zunge ist untrüw, mir wend Tütsche bliben. 4 Ebenfalls welsche Zungen und Federn waren es aber, welche im Verein mit deutschen die erhabene Idee des Weltfriedens aus dem Nebelreich träumerischer Utopien herausrissen und auf den sichern Boden aufrichtiger Verständigung zunächst einmal in betreff der ökonomisch mörderischen Waffenstarre verpflanzten. Die Berner Verständigungskonferenz vom Mai 1913 war ein verheißungsvoller erster Schritt zur Begründung einer fernen Zukunft, in welcher stramme Arbeit als der ehrenvollste Krieg, und Hacke und Hammer und Zirkel und Feder als die siegreichsten Waffen gelten werden. 5
Einstweilen aber, so lange der Kriegsmoloch grad aus der Blüte der Werte schaffenden Männerwelt auf den Umwegen des schauerlichen Lazarets Cholera- und Pestkranker und der blutgetränkten Felder und Gräben seine Opfer auf die ausgestreckten Arme fordert, arbeitet im Sinn eines Schweizers Dunand und einer Engländerin Florence Nihtingale d’s roo̥t Chrụ̈tz. Sein bernischer Hauptvertreter ist mit Feder und Mund ein Sohn Gottfried Ischers, des unvergeßlichen Seeländer Pfarrers von Mett.
1
Lg. 166.
2
Lg. 167.
3
Kal. Anker; «Weltchronik» 1912 in einläßlicher Leitartikelserie.
4
Nach
AhV. 7, 664 wurde dem Sonderbund von Frankreich Rücken geboten und seinem General eine Pension bezahlt.
5
Als Organ des internationalen Friedensbureaus, geleitet durch Albert Gobat von Crémines (Berner Jura), dem Nachfolger von Elie Ducommun von Neuenburg und Genf, erscheint seit 1913 allmonatlich (bei Büchler & Co. in Bern) «Die Friedensbewegung», «
Le mouvement pacifiste», «
The Peace movement».