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In der kleinen Stube des Buchführers saßen der Magister und Anna als geladene Gäste. Hannus, der einsam in seinem Hause wohnte, machte selbst die Bedienung, putzte das Licht, füllte die Gläser, lobte Anna, daß sie ihm beistand, das Tischtuch aufzulegen und die Teller zu setzen, und erwies seinem Besuche jede gebührende Ehre. Denn der Gelehrte war ihm eine wichtige Person geworden, weil er nicht nur kaufte, sondern auch anderen mit Wärme empfahl. Unterdes sah der Magister unruhig nach einem großen eisenbeschlagenen Kasten in der Stubenecke. »Dort liegt die Arbeit der Weisen und der Esel friedlich zusammen.«
»Wenn mir Jungfer Anna den Tisch rücken hilft,« sagte Hannus lächelnd, »so will ich Euch als einem vertrauten Manne und guten Freunde meinen Schatz offenbaren.« Er hob den Deckel. »Es ist alles neue Sendung.«
Der Magister griff nach den obersten Blättern. »Wieder neue Zeitungen«, rief er bewundernd. »Es erscheinen jetzt jedes Jahr solche Bogen, und man erfährt, was an den Enden der Welt vorfällt, beim Türken und Spanier.« Die nächsten Hefte schob er unzufrieden beiseite. »Die leidigen Prophezeiungen.«
»Auch diese helfen einem redlichen Händler,« tröstete Hannus, »sie sind den Leuten um so lieber, je mehr Unheil sie verkünden. Wie ich hier sitze, habe ich zweimal den Untergang der Welt erlebt. Aber den harten Köpfen der Leute ist die Furcht heilsam, sie denken an ihre letzte Rechnung und werden barmherziger.«
»Sie essen auch ihre Würste vor Weihnachten auf und müssen, wenn die Welt nicht untergeht, im neuen Jahre fasten«, versetzte der Magister, aufsehend. »Was gibt es hier Gutes?« fuhr er fort und las den einen Titel: »In diesem Büchlein wird bewiesen, daß der Apostel Petrus niemals in Rom gewesen ist.« Er lachte vergnügt: »Ob der Rat dies für gefährlich hält?«
»Dem Rat fehlt es nicht ganz an Einsicht,« beruhigte Hannus, »Lischke war mehr als einmal hier, er kam immer des Abends, klopfte an den Fensterladen und wartete draußen, bis ich ihm einen Trunk zurechtgestellt hatte. So machte sich's, daß ich vor der Obrigkeit bestand.«
Auf der Straße dröhnten schwere Tritte, es pochte am Fenster, und eine Stimme befahl: »Hannus, öffnet, ich komme auf Befehl des Rats.« Der Buchführer sprang erschrocken auf und fuhr mit beiden Händen in den Kasten, hob einige kleine Ballen heraus, lief in die Kammer und versteckte sie unter die Kissen des Bettes, indem er rief: »Ich komme, Lischke.« Zögernd öffnete er die Haustür, aber er fuhr entsetzt zurück, als er bei der Laterne des Ratsboten blinkende Hellebarden und die grimmigen Gesichter fremder Trabanten erkannte. Klirrend trat der Pole Pietrowski ein, hinter ihm zwei Mönche, und einer davon war Pater Gregorius. Dieser begann feindselig: »Der hochwürdige Legat des heiligen Vaters gebietet Euch, Euren ganzen Kram aufzulegen, damit wir untersuchen, ob Ihr die Verbote der heiligen Kirche und das Edikt des Königs beachtet habt.« Der Pole aber befahl, an seinen Säbel fassend: »Wer nicht in dieses Haus gehört, der weiche von hinnen«, und er blickte heut fremd auf Jungfer Anna und ihren Vater.
»Macht fort,« raunte Lischke ängstlich dem Magister zu, »denn es wird diesmal ein großes Unglück.« Da trat der Magister traurig zu dem Buchführer, welcher gebeugt mitten unter den Feinden stand, drückte ihm teilnehmend die Hand, wechselte noch einen feindseligen Blick mit dem Frauenbruder und verließ, die Hand seiner Tochter fassend, das Haus des Heimgesuchten.
Am nächsten Morgen sprach Frau Lischke die Treppe hinauf zu Anna: »Ich weiß alles, nur daß ich nicht reden darf, weil es Geheimnis des Rates ist. Hannus ist sonst ein redlicher Nachbar, aber seine Verwegenheit hat ihn ins Unglück gestürzt. Ob es ihm an den Leib gehen wird, wußte Lischke noch nicht, aber sein ganzer Kram ist verloren. Warum hat er die verbotene Ware in seiner eigenen Stube verhalten, wie eine Braut ihre Ausstattung? Und er hat doch einen Gänsestall; unter den Gänsen hätte kein Pole nach Büchern gesucht.«
»Wißt Ihr, wohin sie die Bücher geschafft haben?« fragte Anna.
Frau Lischke kam die Treppe herauf: »Verratet's nicht, denn das Größte steht noch bevor; die Kiste ist zu den Predigermönchen geführt, obgleich der Handel vor den Rat gehört hätte. Die Bischöfe selbst nehmen sich der Sache sehr an; wenn Ihr heut abend hellen Schein vom Kirchhofe seht, wo der Hannus sonst seinen Stand hatte, so macht ein Kreuz und denkt, daß die Mönche Ketzerei brennen.«
Anna trat erschrocken zurück und rang die Hände, die Hausfrau fuhr fort: »So war auch mir, als ich's erfuhr, und ich sagte zu Lischke, wenn die geistlichen Väter brennen und nicht der Rat, so geht dich die Sache völlig nichts an, und du bleibst zu Hause. Er aber behauptete: Ich muß hin. Ihr mögt denken, daß ich deshalb in Ängsten schwebe, denn auch er kann sich an solchem Holzstoß das Wams versengen.«
Anna ging traurig in die Küche zurück, sie empfand tief die Kränkung, welche der neuen Lehre bereitet wurde, und dazwischen kam ihr heiße Angst, daß dem Vater eine Gefahr drohe; sie dachte auch, daß es ihm leidvoll sein werde, wenn einer von den Schülern, vielleicht ein kleiner, vielleicht ein großer, sich vermessen an das nächtliche Werk der Dunkelmänner wage. Die Hände flogen ihr zwischen den Töpfen, und das Essen war längst fertig, als das Mittagsgeläut die Schulstube leerte. Der Magister saß heut trübe über seinem Teller, während Anna begann: »Sagt mir, Herr Vater, haben die alten Römer auch Bücher verbrannt, die ihnen nicht gefielen?«
»Selten«, versetzte der Magister. »Die weise Sibylle verbrannte Bücher, aber das waren ihre eigenen, und es hatte niemand dareinzureden. Doch warum fragst du so? Es ist ein trauriger Streit, den heutzutage der Holzstoß gegen das Feuer des Geistes führt, und lange haben die Päpstlichen an guten Büchern greulichen Mord geübt, bis die Wittenberger ihnen die richtige Antwort gaben, indem sie die Bannbulle verbrannten. Mit den Büchern eröffnen die Mönche den Brand, aber mir ahnt, bald werden die Leiber redlicher Bekenner auf den Scheiterhaufen brennen.«
»Wenn die Mönche am Abend den Kram des Hannus anzünden, so könnten sich Eure Schüler unnütz machen, und Euch wäre leid, wenn deshalb einer vor den Pfaffen in Not käme.«
Der Magister legte seinen Löffel weg und sah starr auf die Tochter, bis ihm diese die ganze Neuigkeit erzählte. »Ich fürchte, Herr Vater,« schloß sie bekümmert, »obgleich Ihr die Knaben in strenger Zucht haltet, so sind doch einige darunter vorwitzig, am meisten die großen.«
Diese bescheidene Warnung hatte zur Folge, daß der Magister am Ende der Nachmittagslektion seinen Schützen einschärfte, sich von allen Aufläufen fernzuhalten, und er drohte, jeden von der Schule auszuschließen, der heut auf der Straße umherschweifen werde. Er hätte ebensogut den Sperlingen auf dem Fliederstrauch verbieten können, um die Marktwagen zu hüpfen. Als darauf die großen Schüler kamen, wurde er deutlicher und stellte die Frage zur Disputation, wie sich ein Humanist verhalten solle, wenn Obskuranten an den Schriften eines verehrten Mannes durch Brand und Feuer frevelten. Aber er erhielt von keinem die Antwort, welche er begehrte. Matz Hutfeld empfahl Klage beim Rat, Lips riet zu einem Gegenfeuer mit den Werken der Dunkelmänner, und Georg wollte gar durch Hebebäume und starke Fäuste die Brenner verscheuchen. Der Magister hatte schweren Stand, als er bewies, daß einem Deutschen, der durch die lateinische Schule aus der heimischen Roheit herausgehoben sei, nichts so sehr gezieme als ruhige Verachtung der Auguren; und er selbst konnte nicht vermeiden, daß seine Augen zornig funkelten und seine Hand schwer auf den Tisch schlug, während er die Schüler beschwor, sich zu Hause zu halten, wenn ja in ihrer Nähe ein solches Feuer aufbrennen sollte.
So war wirklich das Mögliche geschehen, um die Schule vor dem Lärm der Straße zu bewahren. Dennoch wollte das Schicksal, daß gerade diese Vorsorge Lehrer und Schüler dem lodernden Feuer nahebringen sollte. Von den Schützen dachte keiner an das Pensum für morgen, sie schwärmten wie die Hummeln um das Kloster der Predigermönche und an den Pforten zwischen Altstadt und Neustadt, und sogar Georg, der mit seinem Gesellen Lips eine Unterhaltung beim Bassettel verabredet hatte, schlug vor, heut auf die Musik zu verzichten.
»Wir wissen, daß es nicht gut ist, den geistlichen Herren in den Weg zu laufen«, mahnte Lips, ihn bedeutsam anblickend.
Georg nickte: »Auch ich will unsern Magister nicht kränken und nur aus der Ferne zusehen.«
Es war ein milder Frühlingstag gewesen, das Abendlicht vergoldete die Türme von St. Johannes, unter dem hellen Himmel lag der Kirchhof in rötlicher Dämmerung, aus welcher einzelne Kreuze und Steintafeln hervorragten. Die Bürger trieben in froher Bewegung umher. Denn die Mehrzahl der polnischen Herren, welche so lange unter ihnen gelegen hatten, war am Morgen mit dem Könige abgeritten, und sie freuten sich, wieder Herren in ihren Häusern zu sein. Zuerst hatten sie den guten Verdienst gelobt, welchen sie von den Fremden zogen, dann war die Last und Unordnung größer geworden als die Freude, und zuletzt erschien das Einlager den meisten ganz unerträglich. Heut verglichen sie Gewinn und Nachteil, säuberten ihre Häuser und eilten zum Tisch ihrer Schenke. Das junge Volk aber trieb auf dem Markte und den Gassen dahin wie an einem Festtage, viele im Sonntagsschmuck. Über den Kirchhof erklang frohes Geschrei der spielenden Kinder, um die Mauer saßen die Erwachsenen, hier sang ein munterer Bürgersohn zur Laute, und die Frauen seiner Bekanntschaft sangen den Kehrreim mit, in der andern Ecke schnarrte ein Dudelsack, und leichtes Volk sprang zwischen den Gräbern zusammen und ordnete sich zum Reigen. Es wußten nicht viele Leute von dem, was bevorstand, aber durch die einzelnen Haufen ging ein Summen, die Zahl der Anwesenden war viel größer als sonst wohl, und die Schützen der lateinischen Schule steckten ihre Köpfe hinter den Kirchenpfeilern hervor, bald auf das Abenteuer des Abends lauernd, bald ängstlich nach dem Herrn Magister spähend.
Auch für die Herren des Rats war es ein festlicher Tag, gegen Gewohnheit saßen sie noch spät versammelt. Die Bürgermeister hatten den König bis an die Grenze begleitet und freuten sich jetzt, seine letzten huldreichen Worte vor dem Rat zu wiederholen und, was allen wichtiger war, die Urkunden, welche der König beim Abschied der Stadt verliehen, feierlich in die eiserne Truhe einzuschließen. Denn da der König oft auf Kosten der Stadt gelebt hatte und ein sehr teurer Gast gewesen war, so hatte er als Gegengabe der Stadt auch Großes gewähren müssen, indem er Neues schenkte und alte Vorrechte bestätigte, und beide Teile hatten darauf geachtet, daß die Gaben der Stadt und die Bezahlung nicht ungleich waren; der König nahm's nicht von seinem Eigenen, und die Mitglieder des Rats erhielten durch seine Begabung größeren Vorteil als andere Bürger. Als nun der Burggraf die Anwesenden auf die Stühle lud, um die Sitzung aufzuheben, da fing einer der jüngsten Ratmänner von dem Buchführer Hannus an und von Wegnahme der Bücher, und Lischke, der bei der Türe stand, merkte als vorsichtiger Beobachter großer Herren, daß diese Erwähnung den anderen ungehörig erschien. Denn zögernd sprach Herr Friedewald: »Der hochwürdige Legat hat gestern den Ratsboten gefordert, um in geistlichen Dingen bei einem Bürger zu untersuchen. Was er etwa gefunden, ist nicht vor uns gebracht worden; vielleicht ist es dem Rate genehm, daß er nicht genötigt wird, zu prüfen, ob ein Bürger gegen des Königs Mandat gefrevelt habe. Wir vermögen den Hannus nicht zu bestrafen, wenn die verbotene Ware nicht vor unsere Augen kommt, weil sie anderswo liegt, oder weil sie gar verbrannt wird.«
Aber der heftige Ratmann gab sich nicht, sondern fuhr fort: »Soll der Rat von Thorn dulden, daß Habe und Gut eines Bürgers ohne Urteil und Recht von den Pfaffen geraubt wird?«
Darauf antwortete wieder Herr Friedewald bedächtig: »Ob der Rat das dulden muß oder nicht, darüber, Herr Kumpan, werden wir erst befinden, wenn Meister Hannus vor uns eine Klage gegen die ehrwürdigen Väter oder gegen wen sonst erhebt. Zur Zeit wissen wir nichts.« Nach diesen Worten mahnten die Herren den Unruhigen durch Blicke, daß er schweige, aber dieser brach zum drittenmal los: »Und heut abend soll ein Feuer brennen, welches in der Stadt unerhört ist; es kann ein Unglück geben, denn in den Köpfen arbeitet Widersetzlichkeit.«
Darauf gab der Burggraf gar keine Antwort mehr, und Hutfeld fragte: »Widersetzlichkeit? Nicht gegen uns. Ihr selbst habt die Feuerwache, Herr Kumpan, vielleicht seht Ihr heut nach den Tonnen«, worauf die Sitzung eiligst aufgehoben wurde. Daraus entnahm Lischke, daß der Rat sich nicht einmischen wollte, und als Bürgermeister Hutfeld bei ihm vorüberschritt, wagte er die leise Frage: »Wenn ich heut abend nach St. Johannes gehe, soll ich von den Söldnern der Stadt mitnehmen?« Aber er vernahm die strenge Gegenfrage: »Hat jemand Bewaffnete gefordert oder erbeten?« Deshalb beschloß er, seinen eigenen Mut ebenfalls zu bändigen.
Vor dem Kloster der Predigermönche harrte erwartungsvoll die Menge. Die Klosterpforte war heut weit geöffnet und hell erleuchtet, Mönche liefen geschäftig aus und ein, und es war ein Verkehr in dem frommen Hause wie in einer Herberge. Aus der Altstadt kam in feierlichem Zuge Bischof Zacharias, Legat des heiligen Vaters, er saß prächtig auf einem grauen Maultier, das mit seidener Decke und mit vielen bunten Quasten geschmückt war, er selbst ein hagerer Mann mit einer dünnen Nase und schielenden Augen, der hochmütig und quer über die gefurchten Gesichter der Bürger wegsah; vor ihm schritten vier Trabanten in roten Wämsern, welche das säumige Volk durch die Schäfte ihrer Hellebarden unsanft aus dem Wege trieben, zur Seite liefen zwei Knaben in buntem Festkleide, und hinter ihm zog eine lange Reihe von dienenden Geistlichen und Beamten. Die Leute lachten, wenn einmal das Maultier stärker ausschritt und die frommen Väter mit gesenktem Haupt und gefalteten Händen hinterhertrotteten. Aber das Gelächter verstummte, sooft der Pole Pietrowski mit seinen bewaffneten Begleitern den Zug entlangsprengte, denn die Polen ritten schonungslos gegen den Haufen als verwegene Gesellen, welche die adlige Feder auf ihren Pelzmützen nicht zum Scherz trugen. An der Klosterpforte wurde der Legat von dem Prior und den knienden Brüdern empfangen, er bewegte nachlässig die Hand zuerst über sie und streute dann den Segen über die Haufen der Zuschauer, von denen viele die Häupter nicht entblößten. Gleich nach ihm kam in ähnlichem Aufzuge, nur ohne Trabanten, der Bischof von Kaminiez, den die Thorner Stampe nannten, weil er kurz und dick war wie ein solches Trinkglas, die kleinen Augen in seinem roten Angesicht waren durch die schweren Lider fast ganz zugesperrt, denn das Fackellicht tat ihnen seit dem letzten starken Trunke weh. Schwerfällig plumpte er von seinem Gaule und wankte in das Kloster. Hinter den großen Herren drängte das Volk bis an die Pforte, staunte über die roten Trabanten und verlachte die gekrausten Lappen an ihren Gewändern. Als aber der gefürchtete Vater Gregorius am Eingange sichtbar wurde, schwieg alles erwartungsvoll; ein Mönch eilte geschäftig um die Ecke und brachte einen greulichen Zug heran, den Henker Hans Buck mit seinem Knechte, und der Knecht führte eine elende Mähre herbei mit einer Schleife, auf welcher eine Kuhhaut lag. Da Hans Buck vor die Augen des Paters trat, rückte er unbehilflich an seiner Mütze und vernahm die Anrede: »Du bist geladen zur Hilfe bei frommem Beginnen, und dein Dienst soll dir in diesem und jenem Leben helfen. Bist du bereit, den Holzstoß zu schichten und Werke des Teufels darauf zu brennen?«
»Es wäre nicht der erste Holzstoß, an den ich die Fackel halte«, versetzte Hans Buck mit Selbstgefühl. Er stand vierschrötig da und sah aus seinen scharfen grauen Augen dem Pater unerschrocken ins Gesicht. »Von welcher Art ist der Teufelskram, den Ihr abtun wollt?«
»Es sind ketzerische Bücher, von der heiligen Kirche für todwürdig erklärt, du sollst ihnen zu feurigem Ende verhelfen.«
»Papier brennt leicht, nur daß die Asche weit fliegt«, versetzte Hans vorsichtig. »Ich denke, daß dies freiwilliger Dienst ist, der nicht für meine Schuldigkeit gilt.«
»Nicht umsonst fordern die Heiligen deine Hilfe; entblöße dein Haupt, Mann, und empfange hier für dich und deinen Knecht, was dich von dem Höllenfeuer lösen mag.«
Hans lüftete wieder die Mütze und nahm zwei Ablaßzettel, die ihm der Pater wie einem Aussätzigen mit spitzen Fingern darbot. Hans hielt das Papier gegen das Licht der Fackeln. »Es sieht aus wie mein Name; kommt's dem Feuer zu nahe, so verfliegt auch dies zu schwarzer Asche«, sagte er schlau. »Doch man kann nicht wissen, wozu es gut ist«, und er steckte das Papier in sein Wams. »Zeigt mir meine Ladung.«
Der Pater winkte, die Mönche rollten einen großen Ballen herzu, der mit roten und schwarzen Stricken verschnürt war. Es war im Volk lautlose Stille, als die Mönche den Ballen auf die Kuhhaut wälzten. Aber gleich darauf erhob sich ein tiefes Summen, Gelächter und lautes Geschrei. Denn ein junger Mönch trug einen Stock mit eisernem Stachel herzu, an welchem eine lebensgroße Puppe mit Teufelshörnern befestigt war; auf die Brust der Mißgestalt war der Name eines Mannes geschrieben, und in dem ausgestreckten Arme hielt sie einen Holzschnitt, welcher das Gesicht desselben Mannes darstellte. Es war das Bild, welches jeder Thorner während der letzten Monate an dem Brettergestell des Buchführers Hannus gesehen hatte, und das in manchen Häusern heimlich bewahrt und guten Freunden gezeigt wurde. Der Mönch stieß die Stange in den Ballen, so daß die teuflische Gestalt von jedermann gesehen wurde. Als die Nahestehenden allmählich beim roten Fackellicht den Namen und das Bild erkannten, wichen sie zurück und dem Gelächter folgte ein dumpfes Gemurr, aber auch dies verstummte, als Pater Gregorius einen Schritt auf die Menge zutrat und mit gehobenen Augenbrauen hineinblickte. »Vorwärts nach dem Kirchhof«, gebot er dem Henker.
Doch Hans Buck stemmte die gespreizten Beine auf den Grund und sah sich den Teufel an. »Der Dienst ist freiwillig,« antwortete er endlich; »von dem schwarzen Butzemann war vorhin nicht die Rede.«
»Willst du mit den Heiligen um deinen Lohn feilschen?« fragte der Pater zornig.
»Ich bin Scharfrichter von beiden Städten, welche Thorn heißen, und ich bin Diener des Rates; ein Menschenbild, ob es lebendig oder von Papier ist, brenne ich nur, wenn der Rat befiehlt, sonst niemandem zu Liebe oder Haß. Klas,« gebot er seinem Knecht, »spanne die Mähre ab und führe sie nach Hause. Die Kuhhaut lasse ich Euch wegen der Zettel, denn eine Gabe ist der andern wert.« Er sah noch einmal nach dem Bilde, dann wandte er sich entschlossen und trat in den Haufen zurück, während der Knecht den müden Gaul von dannen trieb. Niemals war Hans Buck in ähnlicher Weise durch die versammelten Bürger von Thorn gewandelt; er war gewöhnt, daß ihm alle auswichen und seinen Blick vermieden, heut sah er viele freundliche Augen auf sich gerichtet und vernahm, wie er weiterschritt, von beiden Seiten grüßende Zuruf: »Wackerer Hans, treuer Mann, Gottes Segen über dich!« Da wurde ihm wohler als je in seinem Leben, und er schritt stolz bis an die Kirchhofsmauer. Auch dorthin folgten ihm Leute und Barthel Schneider lief sogar in das Schenkhaus gegenüber und brachte ein großes Glas Danziger getragen, das er neben dem Mann auf die Mauer stellte. »Nehmt, Hans, und möge es Euch gedeihen.« Hans hob das Glas und rief: »Dies bringe ich allen freien Kindern von Thorn«, trank und schob das geleerte Glas unter den Arm, wie sein Recht war bei jedem gespendeten Trunk, da nach ihm niemand das Gefäß gebrauchen konnte.
»Die freien Kinder von Thorn danken dir, Hans, daß du ihnen einmal gutes Glück zutrinkst, ohne daß du deine Waffe an ihren Hälsen gefärbt hast«, sprach neben ihm eine lustige Stimme.
»Mancher, der heut den Kopf hoch trägt, denkt nicht daran, daß er morgen unter meiner Waffe liegen kann«, versetzte Hans ernsthaft.
»Darum sorgen wir nicht mehr,« lachte Georg, »denn wir hoffen, Hans, du wirst morgen den Kindern von Thorn dieselbe Schonung erweisen, wie heut der Puppe.«
Hans Buck grinste und wandte sich zu Lischke, mit dem er so vertraut war, wie der Unterschied ihrer Ehre gestattete: »Ich würde mir lieber einen Finger abhacken, als den Pfaffen zuliebe jenes Mannsbild brennen.«
»Kümmert auch dich der Streit der Pfaffen?« fragte Lischke verwundert.
»Um das Gezänk dieser Mönche kümmere ich mich nicht und ich mache mir auch wenig aus ihrem Glauben. Wenn ich einmal im Jahre zur Beichte gelassen werde, schieben sie einen kleinen Altar in die Armesünderecke und fassen die Kutte mit beiden Händen, damit ich sie nicht berühre. Jener Mann aber, von dem sie das Konterfei verbrennen wollen, hat ihnen die Wahrheit gesagt, darum hassen sie ihn.«
»Was weißt du von seiner Lehre?«
»Einer von seinen Jüngern, die man Prädikanten nennt, hat sich nicht gegraut, an meinem Tisch niederzusitzen, dieser verkündete mir und meinem Knechte so viel als wir brauchen. Wißt, Lischke, er hat zwei Lehren, gleich den zwei Beinen eines Menschen, sich darauf zu stützen. Das erste Bein ist: Alle Menschen sind arme Sünder und vor andern die vornehmen und reichen Hansen, die mit ihren guten Werken prangen; das andere Bein aber, welches dem ersten Widerpart hält, ist dieses: Kein Sünder ist so verworfen, daß er nicht durch seine Reue die Gnade unseres Vaters im Himmel erwerben kann. Daß dieses alles die Wahrheit ist, weiß der Henker am besten. Denn manchmal, wenn ich einen gerichtet habe, hätte ich mit besserem Recht den Stolzen abgefertigt, der den armen Sünder richten ließ; und wieder, mancher armen Seele habe ich zugesehen, die so friedlich den letzten Weg ging wie ein Kind, das zu seiner Mutter ins Bette kriecht.« Er nickte und verschwand in einer Seitengasse.
Aber der Widerstand des Hans Buck hemmte nur kurze Zeit die düstere Feierlichkeit, welche die geistlichen Herren zur Warnung der Bürger beschlossen hatten. Aus einem nahen Stall wurde ein anderes Roß herzugeführt und der Zug setzte sich in Bewegung. Einen Bußpsalm singend schritten die Mönche mit Kreuz und Fahne voran, die großen geistlichen Herren folgten; hinter ihnen kam die Schleife und ein Karren mit Brennholz, gedeckt von den Trabanten und Laienbrüdern des Klosters, längs dem Zuge sprengten gleich Marschällen der Pole und seine Begleiter. So bewegte sich die unheimliche Prozession vom Kloster der Predigermönche durch das Kerkertor nach der Altstadt und nach dem Kirchhofe von St. Johannes. Die traurigen wilden Klänge des lateinischen Gesanges beengten den Bürgern das Herz; das Licht der Pechfackeln beleuchtete mit grellem Rot die Gestalten der reitenden Bischöfe, welche über dem dunklen Haufen dahinfuhren wie der Erde enthoben; die kahlen Scheitel der singenden Mönche glänzten bald in rotem Schimmer, bald wurden sie von einer rußigen Wolke verhüllt. Am Eingange des Friedhofs empfing den Legaten demütig der Pfarrer von St. Johannes, der im Grunde den Mönchen zuwider war, sich aber heut vor der höheren Macht beugte. Der Zug stellte sich auf, ein neuer Psalm Davids, worin der Sänger seinen Feinden viel Böses wünscht, wurde angestimmt, junge Mönche luden die Holzbündel ab, schichteten den Stoß und wälzten den Ballen hinauf.
Der Magister konnte heut über seinen Büchern nicht ausdauern, er ging mit großen Schritten in der leeren Schulstube auf und ab, ergriff seinen Stock und tat gefährliche Stöße nach der dunklen Ecke, welche unter den Schützen gefürchtet war, weil dort die argen Frevler abbüßten. Als es finster wurde und das Gesumm von dem nahen Kirchhofe in sein Ohr drang, ergriff er den Hut. »Ich fürchte, meine Schüler vermögen heut nicht zu gehorchen, ich will selbst hin, sie wegzutreiben.«
Anna faßte flehend seinen Arm. »Bleibt nur heute, Herr Vater, mich quält den ganzen Tag die Ahnung, daß ein Unglück bevorsteht; warum wollt Ihr ansehen, was Ihr nicht hindern könnt?«
Aber der Magister wies sie kurz zurück und schritt eilig die Treppe hinab. Als Anna allein war, wurde ihre Angst unerträglich, sie sah die Hausgiebel vom Feuerschein gerötet und hörte aus der Ferne Bußgesänge. Da schlug sie ihren Mantel um und eilte zur Hauswirtin hinab. Sie fand diese in derselben Tracht zum Ausgange gerüstet. »Eilt, Jungfer Anna, wir dürfen die Männer heut nicht aus den Augen lassen.«
Auf dem Kirchhofe wanden sie sich durch dichtgedrängte Haufen, ängstlich nach denen suchend, die ihnen am Herzen lagen. Sie kamen, als gerade ein Mönch die Fackel zutrug und in den Holzstoß steckte. Als die Flamme aus der schwarzen Rauchwolke züngelte, wurde es so still im Volke, daß man den Schrei eines Kauzes auf dem Turmdach hörte.
Pater Gregorius trat an den Stoß, las laut die Titel der Bücher, welche in dem Ballen gebrannt werden sollten, und warf die letzten, welche er noch in der Hand hielt, eines nach dem andern in die Flammen. Er nannte wohlbekannte Schriften, welche vielen in Thorn für tröstend und heilbringend galten; darunter auch den Titel des fliegenden Blattes, welches der Magister zur Weihnacht hatte drucken lassen, und obgleich er den Namen des Autors nicht kündete, weil dieser in dem Blatt nicht zu finden war, so wußten die Thorner doch, wer es geschrieben hatte. Es erhob sich ein Gemurr und einzelne Steine flogen von hinten her gegen den Holzstoß. Zuletzt rief der Mönch: »Wie diese in das irdische Feuer geworfen werden, ebenso mögen die Übeltäter, welche Ketzerei in der Welt verbreitet haben, dem Höllenfeuer verfallen.«
Der Magister stand, von den Flammen beleuchtet, zornrot in der ersten Reihe, seine Hände ballten sich, aber er vermochte nichts herauszubringen als ein lautes Pfui. Sein Schrei verhallte in neuem Gesang, den junge Klosterbrüder anstimmten, sie trugen die Teufelspuppe auf der Stange rings um den Scheiterhaufen unter dem Spottliede: »Ach du armer Judas, was hast du getan.« Das Lied wurde durch Gejohl und Schreien des Volkes begleitet. Die Mönche aber befestigten die Stange an dem brennenden Holzstoß, und jetzt trat der Legat selbst hervor und sprach in feierlichem Latein einen Fluch über den Mann, dessen Name auf dem teuflischen Bilde geschrieben stand. Da flog ein großer Mauerstein gegen die Puppe, daß sie aus dem Feuer fiel, aber der hochwürdige Bischof von Kaminiez bückte sich trotz seiner Schwere nach der Gestalt und warf sie von neuem in die Flamme. In diesem Augenblick rief eine helle Stimme – ach, es war die des Magisters –: »Ich protestiere gegen die Kränkung, welche hier einem würdigen Lehrer des deutschen Volkes zugefügt wird.«
Dieser Ruf war wie der Windstoß, welcher ein Hagelwetter entladet, von allen Seiten flogen Erdballen und Steine gegen den Scheiterhaufen und gegen die geistlichen Herren. Der Rat selbst hatte dafür gesorgt, daß es an Wurfgeschossen nicht fehlte, denn er ließ noch immer über der lateinischen Schule bauen, und dicht am Kirchhofe war die Baustätte. Eilig entwichen die Geistlichen in das Dunkel, doch Pan Pietrowski fuhr mit seinem Gefolge auf den Magister los und gebot: »Dieser ist der Schreier, faßt ihn.« Der Magister stand ihm gegenüber, bereit zu kämpfen und zu sterben, der Hut war ihm vom Haupte gefallen, einen Arm hielt Anna, den andern die Ratsbotin, um den Widerstrebenden zurückzuziehen. Aber gerade, als der Pole die Hand gegen ihn ausstreckte, trat Georg zwischen beide und warf den Pietrowski zurück, daß er taumelte. Der Pole stieß ein Schmähwort aus und sprang mit gehobenem Säbel wieder vor. Da traf ihn eine Rüststange am Haupt, daß er lautlos zu Boden sank, und die Stange schwingend, rief Georg: »Heran, ihr Schüler von Thorn, verlaßt euren Herrn Vater nicht in der Gefahr.« Auf diese Worte erhob sich ein so fröhliches Jauchzen und Geschrei, wie es zu diesem Abend gar nicht paßte, die Schützen, kleine und größere, tauchten aus allen Ecken hervor und sprangen über die Mauer. Viele sammelten sich um den Magister, andere holten ihre Waffen von dem Holzwerk des Gerüstes. Ihrem Beispiel folgte die Menge, auch bedächtige Bürger wurden fortgerissen und griffen nach Steinen und Stangen. Die frommen Väter mit ihrer Begleitung entwichen laufend dem Kirchhofe, der betäubte Magister aber sah sich der Gefahr enthoben und von seiner ganzen Schule umschwärmt. Lustig sprangen die Leute gegen das Feuer, stießen mit dem Rüstholz hinein, zerrissen den Scheiterhaufen und warfen die Brände auseinander.
Marcus saß an seinem Schreibtisch in finsteren Gedanken: »Ich höre die Bußgesänge der Mönche und sehe das rote Fackellicht heut, wie in jener Nacht, wo mein Vater endete. Damals ritt der Ahn des Pietrowski als Treiber des traurigen Zuges, gerade wie heut sein Enkel, und der Fremde fluchte und schmähte meinen Vater, als sie mich auf das Gerüst hoben. Die Kränkung blieb ungerochen; als Knabe vernahm ich sie, warum brennt sie heut auf der Seele des Alten?« – Da wurde die Tür hastig geöffnet, er wandte sich befremdet um, erkannte im trüben Schein der Kerze das verstörte Gesicht seines Sohnes und vernahm die Worte: »Verzeiht mir, Herr Vater, ich komme in einem bösen Handel. Die Bischöfe und Mönche haben zu St. Johann Büchlein der Wittenberger verbrannt, dabei wollten die Polnischen gewalttätige Hand an den Herrn Magister legen, ich aber habe den Pietrowski mit einem Rüstbaum niedergeschlagen, er liegt mit blutendem Kopfe, und die Polen brüllen Gewalt in den Straßen.«
Der Vater faßte mit der Hand das Pult, als er sich langsam erhob, er stand mit gesenktem Haupt und murmelte: »Unheilig war der Wunsch und die Hölle hat ihn erfüllt.« Er trat auf seinen Sohn zu und fragte bleich wie dieser: »Ist der Pole tot?«
»Ich weiß es nicht, Herr Vater.«
»Die wilde Tat geht noch einem andern an Hand und Hals. Warum warst du so hastig, zu begehren, daß dein Vater dich überleben soll? Gegen die Ketzerrichter hast du dich aufgelehnt, Unseliger! Die Heiligen des Himmels hast du erzürnt, und Gnade hast du nicht im Himmel und auf Erden zu hoffen!«
»Der Pole schmähte, Herr Vater, dem Schimpfwort folgte der Schlag.«
»Ich weiß«, sagte Marcus leise. »Vermagst du noch durch das alte Tor aus der Stadt zu entrinnen?«
»Ich hoffe, Herr Vater; der Pförtner ist uns zugetan.«
»So entweiche in die wilde Nacht, flieh nach unserm festen Hause und laß Wache halten, morgen früh sende ich dir durch Bernd Nachricht. Du gehst als Schiffer nach Danzig, von da nach Lübeck, dort weilst du, bis dein Schicksal hier entschieden ist. Als Flüchtling mußt du von dem Hause deiner Väter scheiden; wann wirst du es wiedersehen? Hinweg, jeder Augenblick vermehrt die Gefahr.«
»Laßt mich nicht ohne Segen von Euch, Vater«, rief Georg und warf sich vor ihm auf die Knie. Marcus legte ihm die zitternde Hand auf das Haupt und murmelte Unverständliches, und als Georg aufsprang und ihn umfaßte, hielt er den Sohn einen Augenblick an seinem Herzen, gleich darauf stieß er ihn heftig zurück: »Hinweg!« Georg sprang aus der Tür und aus dem Vaterhause. Marcus aber schlug die Hände zusammen und warf sich vor dem Marienbilde auf den Boden.
Georg eilte, in einen polnischen Mantel gehüllt, durch die Hintergassen dem Tore zu, scheu blickte er zur Seite nach den Verfolgern. Doch die Angst, ein neues Gefühl in seinem jungen Herzen, vermochte ihn nicht lange zu demütigen, er richtete sein Haupt auf, fühlte nach dem Messer an seiner Seite und dachte: »Leichten Kaufes sollen sie mich nicht fangen.«
»Euch wäre auch besser, Junker, wenn Ihr jetzt in einer Nebelkappe lieft«, raunte neben ihm eine warnende Stimme. Es war Barthel Schneider. »Wo wollt Ihr hin?«
»Habt Ihr gehört, was aus dem Herrn Magister geworden ist?« fragte Georg schnell.
»Ich sah ihn mit der Tochter zu seiner Schule wanken. Lischke sagt, es wäre sein Letztes, die Pfaffen würden ihn wegen Ketzerei richten.«
Georg drehte sich kurz auf das Haus des Magisters zu, aber Barthel faßte ihn am Arme. »Seid Ihr unsinnig? Sorgt um Euren eigenen Kragen. Kommt Junker, hier ist dunkler Schatten, drückt die Mütze besser auf den Kopf, daß man Euer krauses Haar nicht erkennt.« Sie kamen an das Tor, Barthel klopfte an den Fensterladen des Wächters. »Gevatter, bemüht Euch um meinetwillen, mein Gesell hat eilige Botschaft aufs Land zu tragen.«
Aber aus dem halbgeöffneten Laden kam die leise Warnung zurück: »Laßt Euch Gutes raten und sucht für Euren Gesellen eine andere Öffnung.« In demselben Augenblick sprang die Türe auf, ein Haufe Bewaffneter brach aus dem Hause. Barthel umklammerte ängstlich den Arm Georgs und wehrte ihm, das Messer zu ziehen. Der Jüngling wurde bewältigt und vor den Säbeln der fluchenden Polen nur dadurch bewahrt, daß sich der Pförtner und Barthel fest an ihn hingen. Als Gefangener wurde er dem Rathause zugeführt.