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Richard Monckton Milnes

Venetianisches Ständchen

Wenn fern übers Wasser das Ständchen erklingt.
Und Seufzer und Grüße dem Mädchenvolk bringt:
Durchs Fenster horcht jede dem lockenden Spiel,
Birgt träumend und lächelnd ihr Köpfchen im Pfühl.
Halb in Wort, halb in Ton hört die Nacht sie's durchwehn:
»Ja, ich komme – Stalì – doch du weißt nicht, für wen!
                     Stalì – nicht für wen!«

Jetzt näher und näher, – sie zittert, sie lauscht.
Wie plätschernd das Ruder die Welle durchrauscht.
Ob hart an den Stufen die Gondel jetzt schwimmt?
Noch keiner, der schweigt, und die Zither dann stimmt?
Ach – schwächer und schwächer; ihr Licht auch erblich;
»Ich bin nah dir – Premì – doch ich weil' nicht um dich!
                     Premì – nicht um dich!«

Dann zurück auf dein Lager, vergessenes Kind!
Laß rinnen ein Tränchen, doch trockn' es geschwind!
Wer liebt und wer jung ist, kein Härmen bleibt sein;
Heut galt's einer andern – doch morgen ist dein!
Gewiß, horchst du wieder, dann jubelt es hier:
»Ja, ich komme – Sciàr – und für dich und zu dir!
                     Sciàr – und zu dir!«


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