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Der Nerz

Ob man den Nerz, dieses merkwürdige Zwischenglied zwischen Fischotter und Marder, heute wohl überhaupt noch in einem Verzeichnis deutscher Säugetiere mit aufführen darf? Es gibt viele Tierkundige, die diese Frage verneinen. Unser Jagdgesetz ist anderer Ansicht, denn es nennt den Nerz immer noch in der Liste der jagdbaren Tiere. Ich selbst kann mir auch nicht gut denken, daß der Schwimmarder, wie man ihn treffend nennen könnte, bei uns schon gänzlich ausgestorben sein soll, denn trotz aller öden Gleichmacherei der Natur durch die sog. Kultur gibt es doch im ostpreußischen Memeldelta und an den Masurischen Seen, an den verschilften Teichen der schlesischen Bartschniederung, an den brandenburgischen Luchen und beim mecklenburgischen Großgrundbesitz noch verschwiegene Winkel genug, die allen Anforderungen dieses Seltlings durchaus entsprechen und wo immer noch das eine oder andere Pärchen unbeachtet oder unerkannt sein Dasein fristen mag. Allerdings war der Nerz von jeher ein nordöstliches Tier und als solches in Süddeutschland wohl überhaupt nie heimisch, wenigstens nicht in geschichtlicher Zeit, auch in Norddeutschland nie eigentlich häufig, sondern immer nur in einzelnen Gegenden, gewissermaßen in versprengten Stämmen vorhanden. Schon Wildungen klagt 1799, daß der Nerz so selten und manchem wackeren Weidmann überhaupt unbekannt sei. Vor allem muß betont werden, daß der Nerz wegen seiner ausgesprochenen Menschenscheu und seiner streng nächtlichen Lebensweise an seinen versteckten und schwer zugänglichen Aufenthaltsorten überaus schwer zu beobachten ist und von Unkundigen gewöhnlich mit dem Iltis oder mit einem jungen Fischotter verwechselt wird. Sein sumpfiges Wohngebiet ist oft so unzugänglich, daß es überhaupt nur im Winter bei Frost betreten werden kann.

Dann eine Frage: Wie viele Jäger oder Naturforscher gibt es denn in ganz Deutschland, die imstande sind, bei fahlem Mondschein das undeutliche Etwas auf der Wasserfläche richtig als das Köpfchen eines schwimmenden Nerzes anzusprechen? Nur höchst selten fügt es einmal der Zufall, daß ein Nerz von scharfen Teckeln oder Foxterriers aus dem Wurzelgeflecht am Steilhang eines Baches oder Teiches aufgestöbert wird, aber der Herr des Hundes hält dann, selbst wenn er den grünen Rock trägt, also eigentlich in der heimischen Tierwelt gründlich Bescheid wissen sollte, das herausgejagte flinke Tierchen in der Regel für einen Iltis und wundert sich höchstens darüber, daß dieser »Iltis« so gut schwimmen und auch ebenso gut tauchen kann.

Selbst die sorgfältigste Untersuchung der Fährte gibt keine volle Sicherheit, da die kurze, charakteristische Schwimmhaut zwischen den Zehen des Nerz bei gewöhnlicher Gangart selbst in weichem Boden sich nicht mit abdrückt. Und doch sind beide Tiere für den aufmerksamen Beobachter kaum zu verwechseln. Flüchtet das aufgescheuchte Geschöpf sofort ins Wasser und taucht es hier gar anhaltend, so handelt es sich sicher um den Nerz, denn der Iltis ist durchaus kein Freund der Nässe, sondern entfleucht stets aufs feste Land und sucht hier womöglich einen erhöhten Standpunkt zu gewinnen. Ich trete der Auffassung Schlotfelds bei, wenn er z. B. sagt: »Unsere hannoverschen Bültenmoore, der Schrecken und andrerseits wieder die Freude der Jäger, sind nur unter den größten Anstrengungen zu bejagen und oft lange Zeit hindurch ganz unzugänglich. hier herrscht absolute Ruhe, und mancher Nerz mag hier noch in aller Beschaulichkeit hausen, von dessen Vorhandensein kein Mensch eine Ahnung hat.« Auch Ziegler schrieb schon 1848, daß der Nerz sicherlich viel häufiger sei, als man allgemein glaube.

Die Gegend von Bremen war oder ist der westlichste Verbreitungspunkt des Nerz, und von hier aus erstreckt sich sein Gebiet durch die baltischen Länder nach dem nördlichen und mittleren Rußland, während er z. B. in der Krim fehlt, ebenso wie seine Lieblingsnahrung, die Krebse. Noch häufiger wird der Nerz in Sibirien, China und Japan, in welchen Ländern eigene geographische Rassen sich herausgebildet haben, wogegen der nordamerikanische Nerz, der sog. Mink, eine besondere Art vorzustellen scheint. Um die Jahrhundertwende herum kamen jährlich etwa 370 000 Minkfelle gegenüber 55 000 meist sibirischen Nerzfellen in den Handel. Da also der Mink noch viel häufiger ist, sind wir auch über seine Lebensweise ungleich besser unterrichtet als über die des echten Nerz, von der wir eigentlich verblüffend wenig wissen. Die Kenntnis seiner Fortpflanzungsgeschichte z. B. beschränkt sich fast nur auf Vermutungen, und es wäre dringend zu wünschen, diese beschämende Lücke auszufüllen, ehe es dazu durch völliges Aussterben des Tieres zu spät wird. Hoffentlich bewahrheitet sich aber auch beim Nerz das alte Sprichwort, daß die Totgesagten noch recht lange leben. Ihm vor allen sollte auch in den großen Naturschutzparken eine letzte Zufluchtstätte gewährt werden. Schon in Livland kommt er noch regelmäßig vor, wenn auch sehr selten; immerhin wird alljährlich hier und da einer geschossen, namentlich in den östlichen und nördlichen Landesteilen, wo nach Mitteilung des Barons von Loewis Händler immer noch eine Anzahl Felle von den unwissenden Bauern als Iltisfelle aufkaufen. Ende März 1905 ging ein dortiger Oberförster aus dem Walde heimwärts, als seine Teckel bei einem Bruch und einer Holzbrücke unruhig wurden und hitzig verbellten. Herausgestöbert wurde ein starker männlicher Nerz und glücklich erlegt. Trotzdem arbeiteten die Hunde weiter fort, und bald darauf kam schwimmend im Wasser ein zweiter Nerz zum Vorschein, der leider angeschossen verloren ging. In Siebenbürgen soll der Nerz heute auf einen winzigen Platz im sumpfigen Maroschtale beschränkt sein; Skelettfunde beweisen aber, daß er früher in diesem Lande viel weiter verbreitet war. Für Schlesien wird der Nerz noch von Gloger angeführt, der aber bereits darüber klagt, daß das Tier überall da rasch verschwinde, wo Entwässerungsarbeiten vorgenommen werden. Auch Brehm kannte schlesische Nerze aus eigener Anschauung, und nach Schlotfeld erhielten die Schweidnitzer Kürschner noch in den 80er Jahren öfters Nerzfelle durch die Bauern, die sie für besonders dunkle Iltisse hielten. In der Provinz Posen wurde 1892 ein Nerz erlegt. Am hoffnungsvollsten lauten wieder einmal die Nachrichten aus dem tierreichen Ostpreußen. Hier führt Rathke 1846 den Nerz noch als sicheres Standwild auf, ohne allerdings selbst einen gesehen zu haben. Zwar entpuppte sich ein später in der Oberförsterei Johannisburg erlegter angeblicher Nerz bei näherer Untersuchung durch von Hippel als Iltis, aber doch liegen auch aus neuerer Zeit sichere Beweise seines Vorkommens vor. So erlegte Förster Gerhardt in Skirwieth (Kreis Heidekrug) am 6. August 1902 ein Stück, dessen Schädel dem Ostpreußischen Fischereiverein übergeben wurde und durch diesen in das Königsberger Museum gelangte. Endlich wurde am 3. April 1908 im Kreise Ortelsburg ein Nerz geschossen und an das Berliner Museum eingeliefert. Es ist dies meines Wissens der vorläufig letzte sichere Nerz, der auf deutschem Boden erbeutet wurde. Wenn seitdem auch aus Ostpreußen nichts mehr über Nerze verlautete, so ist dies bei der Unbekanntheit des Tieres und der großen Schwierigkeit seiner Beobachtung noch lange kein Beweis für sein völliges Ausgestorbensein. Eben erfahre ich – beim Lesen der Korrektur –, daß Kürschnermeister Götz in Elbing Anfang April 1926 ein ganz frisch abgezogenes Nerzfell erhielt und ausstopfte. Das Tier war in der nächsten Umgebung von Elbing im Eisen gefangen worden und soll an den vorhergehenden Tagen mehrere Hühner geraubt haben. Vor zwei Jahren soll ein Landwirt in der gleichen Gegend ebenfalls einen Nerz in der Falle gefangen haben, und die Richtigkeit der Bestimmung wurde von wissenschaftlicher Seite bestätigt. Es gibt also noch deutsche Nerze!
Auch einige Zuschriften, die mir nach Erscheinen der ersten Auflage zugingen, bestätigen mir dies. So beobachtete Herr Franz Kutzi im August 1925 in einer hellen Nacht in einer seichten Bucht des »Steinhuder Meeres« auf kaum 5 m Entfernung längere Zeit hindurch ein Tier, das seiner ganzen Beschreibung nach kaum etwas anderes gewesen sein kann als ein Nerz. Noch sicherer klangen die Angaben des Herrn Lehrer Czopp in Jaschkowen, wonach der Nerz bestimmt noch bei Rudzanny (Masuren) vorkommt und dort bis in die neueste Zeit hinein öfters vom Forstpersonal gesehen wurde. Sehr interessant ist weiter ein Brief des Herrn Leopold Himmer, der als Soldat im März 1916 einen Nerz bei Jakobeny (Bukowina) erschlug, als das Tier gerade mit einem Fisch im Fang durch die Goldene Bistritza schwamm. Das roh abgezogene Fell wurde zum Gerben nach Brünn geschickt und dort einwandfrei als echter Nerz bestimmt.
In Pommern scheint es dagegen schon seit längerer Zeit tatsächlich keine Nerze mehr zu geben. Länger hat sich der Nerz im seenreichen Mecklenburg und im Lauenburgischen gehalten, wo er namentlich von Ludwigslust, Wismar und vom Müritzsee sowie aus der Umgebung von Lübeck öfters erwähnt wird. Diese Angaben reichen bis zum Jahre 1896, und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß das Tier in einsamen Brüchen auch heute noch dort vorkommt, wenn auch nur als große Seltenheit. Besondere Verdienste um die Beobachtung der dortigen Nerze hat sich Förster Claudius erworben, der darüber eingehend an Brehm berichtete. Danach umfaßte das Verbreitungsgebiet bei Lübeck zwar nur wenige Quadratmeilen, aber in diesem war das Tier keineswegs besonders selten und jedem Jäger unter dem Namen Ottermenk bekannt. Sonst heißt er im Volksmunde auch noch Krebsotter, Steinhund, Schwimmarder, Wasserwiesel, Wassermenk und Sumpfotter – alles recht bezeichnende Namen –, während ihn baltische Jäger unter dem Namen Norke kennen. Claudius, der 1868 selbst ein lebendes Nerzweibchen fing und an Brehm schickte, während 1878 ein Jungnerz von einem scharfen Hühnerhund erwürgt wurde, traf das Tier namentlich an der Wagenitz, dem zwei Meilen langen Abfluß des Ratzeburger Sees in die Trave bei Lübeck. Hornung hält allerdings alle diese Angaben für veraltet und ist der Ansicht, daß der Nerz bald darauf dort völlig ausgestorben sei, aber dem steht entgegen, daß auch Schlotfeld im Hochsommer 1906 den Nerz im Wietzebruch antraf, einem früher durch die weit ausgelegten Geweihe seiner Rothirsche jagdlich berühmten Revier. Eine Verwechslung mit Iltis oder Fischotter hält er für ausgeschlossen, obwohl er nicht schießen konnte, da der aufgestöberte kleine Räuber sich mutig in die Lefzen seines Hundes verbissen hatte. Bei Plön wurden 1864 zwei Nerze gefangen, und es hat den Anschein, als ob sie damals im östlichen Holstein noch ziemlich verbreitet waren. Im Blockland von Bremen wurde in den 80er Jahren ein Nerz geschossen und gelangte in das Städtische Museum. Dies ist also der bisher westlichste Verbreitungspunkt, da angebliche Beobachtungen aus der Gegend von Emden nicht durch ein Belegstück erhärtet werden konnten. Nach Bechstein kam der Nerz Ende des 18. Jahrhunderts noch vereinzelt an der Leine bei Göttingen vor, Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein Stück an der Werra erlegt, 1852 nach Blasius eines im Harz in der Grafschaft Stolberg und 1858 eines an den Riddagshausener Teichen, also unmittelbar vor den Toren Braunschweigs. Vielleicht ist dieses Stück identisch mit dem Nerz, den Forstrat Hattich als 1859 im Forstgarten bei Braunschweig erlegt meldet. Gewisse Stellen der Lüneburger Heide scheinen noch bis in die neueste Zeit hinein Nerze beherbergt zu haben. Wenigstens meldet Merk-Buchberg aus anscheinend zuverlässiger Quelle, daß bei Wilsede kurz vor Erwerbung der dortigen Ländereien durch den »Verein Naturschutzpark« noch zwei Nerze geschossen worden seien. Diese auch mir mündlich von dortigen Anwohnern gemachte Mitteilung erscheint mir um so glaubwürdiger, als ich selbst bei meinem ersten Besuche dieser Gegend das seltene Glück hatte, einen vom Hunde aufgestöberten Nerz ins Wasser plumpsen und wegtauchen zu sehen. Es wäre herrlich, wenn gerade hier unter dem tatkräftigen Schutze des Vereins der Nerz auch heute noch lebte, was nicht unmöglich ist, obschon Nachrichten aus neuester Zeit fehlen. Außerdem bin ich in meinem ganzen Leben nur noch einmal flüchtig mit dem Seltling zusammengetroffen: es war anfangs der 90er Jahre auf dem ornithologisch berühmten Möwenbruch bei Rossitten auf der Kurischen Nehrung.

siehe Bildunterschrift

Abb. 12. Nerz beim Beschleichen von Beute auf dem Lande

Bruchartige, verschilfte Teiche und Seen oder ganz langsam schleichende Flüsse und Kanäle mit von Baumwurzeln durchsetzten Ufern bilden den Lieblingsaufenthalt unseres Schwimmarders, der also kein Freund starker und reißender Strömungen ist. Je stiller, einsamer und unzugänglicher eine Gegend ist, desto angenehmer ist sie diesem menschenscheuen Sonderling. Hier ruht er tagsüber faul und verschlafen im Wurzelgeflecht der Uferbäume oder in einer Baumhöhlung oder auf einem geköpften Weidenstumpf oder auch nur im hohen Riedgras und zieht erst nach Sonnenuntergang still und verschwiegen auf Beute aus, und es ist dann natürlich ungeheuer schwer, im Dunkel der Nacht und im unzugänglichen Sumpfe das lautlos herumhuschende, schlanke Tierchen zu erkennen. Nach den sorgsamen Beobachtungen von Claudius schleicht es mehr als es läuft (Abb. 12), gleitet rasch und behende über alle Unebenheiten hinweg, hält sich aber stets auf dem Boden und strebt nicht nach der Höhe. Das sehr klug aussehende Köpfchen hält dabei nicht einen Augenblick still, die scharfen Seher durchmustern ohne Unterlaß die Umgebung, und die kleinen Lauscher spitzen sich so weit als möglich, damit ihnen nur ja kein Geräusch entgehe. Meist wird beim Laufen der Rücken mehr oder minder gekrümmt, und kein noch so verborgenes Winkelchen bleibt undurchschnüffelt. Das Klettervermögen ist nur mäßig, aber dafür zeigt sich der Nerz als ein tüchtiger Schwimmer und versteht es, sehr gewandt und anhaltend zu tauchen. Er besitzt alle Gewandtheit der Marder, aber nicht ihre Kletterfähigkeit und Rastlosigkeit. Beim Schwimmen rudert er nicht abwechselnd mit den Beinen, sondern schnellt sich stoßweise fort, und zwar mit überraschender Geschwindigkeit. Im Winter sah ihn Claudius bisweilen an den Aussteigstellen auf dem Eise sitzen, fast unkenntlich vor Schlamm. Im übrigen stellt das ganze Wesen des Nerz ein sonderbares Gemisch von Marder und Fischotter vor. Mit beiden hat er Schlauheit, Raubgier und Blutdurst gemeinsam. Unter den Sinnen dürften Geruch und Gesicht obenan stehen. Der häßliche Gestank, den die Marder- und Iltisarten ausströmen, fehlt dem Nerz völlig, denn er ist fast geruchlos.

Krebse bilden seine Lieblingsspeise. Außerdem jagt er noch Fische, Frösche, Molche und größere Wasserinsekten, raubt die Nester der Wasservögel aus und würgt auch wohl junge Enten und Gänse ab. Mäuse und Kleinvögel werden gleichfalls gern genommen. Bisweilen bricht er auch in die Geflügelställe ein, aber doch nur auf einsamen Fischergehöften oder Förstereien, nicht aber in geschlossenen Siedlungen. Die Fischer an der Wagenitz haben nach Claudius die Gewohnheit, ihren täglichen Fang nicht in Behältern, sondern in offenen Weidekörben an Inselchen in der Nähe ihrer Hütten aufzubewahren, und solchen Stellen stattet der Nerz gern unerwünschte Besuche ab, wobei er sich namentlich dadurch unbeliebt macht, daß er lieber die oft daumendicken Weidenruten durchbeißt, als daß er über den Rand des offenen Korbes klettert. Brehms gekäfigter Nerz verschmähte auffallenderweise hartnäckig die ihm vorgelegten Hühnereier, aber ich glaube trotzdem nicht, daß er in freier Natur den Gelegen der Wasservögel gegenüber gleichgültig bleibt. Die Krebse haben jedenfalls mit dem Aussterben des Nerz einen Hauptfeind verloren. Aber ob ihnen dadurch nicht auch der naturgemäße Bestandsregler genommen und den verheerenden Krebsseuchen Tür und Tor geöffnet wurde? Umgekehrt könnte man auch daran denken, daß die reißende Abnahme der bei uns ihrer unzugänglichen Wohnorte halber eigentlich doch nur wenig verfolgten Nerze mit dem Verschwinden ihrer Lieblingsnahrung zusammenhängt? Was bisher über die Fortpflanzungsgeschichte des Nerz veröffentlicht wurde, beruht größtenteils eigentlich nur auf Vermutungen, denn nur ganz ausnahmsweise hat man einmal Junge unter Baumwurzeln oder auf einer trockenen Kaupe im Sumpfe gefunden. Sie sollen im April oder Mai blind geboren werden, während die Rollzeit in den Februar oder März fällt. Die Jagd auf den Nerz, dessen schönes Pelzwerk mit Recht großer Beliebtheit sich erfreut, ist für Mitteleuropa reine Zufallssache. Nur höchst selten kommt oder kam einmal einer bei der Birkhahnbalz oder auf der Entenjagd zu Schuß. Leichter läßt sich der mißtrauische Seltling durch Fallen berücken, selbst durch solche einfachster Art. In der Gefangenschaft zeigt sich der Nerz nicht gerade von seiner liebenswürdigsten Seite, zumal er tagsüber entsetzlich verschlafen ist und selbst durch das Vorhalten der schönsten Leckerbissen sich nicht zum Aufstehen bewegen läßt. Ohne sich boshaft oder bissig zu zeigen, lehnt er doch jedes nähere Verhältnis zum Menschen hartnäckig ab und wird niemals wirklich zahm. – Das ist so ziemlich alles, was wir über die Naturgeschichte dieses in mehrfacher Beziehung hochinteressanten Tieres wissen, und es ist eigentlich geradezu beschämend wenig. Hier sind noch große Lücken auszufüllen!


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