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Wer gleich dem Verfasser die freilebende Tierwelt unseres Vaterlandes vier Jahrzehnte lang fleißig und liebevoll beobachtet hat, der wird tief erschrocken sein darüber, wie furchtbar sie innerhalb dieser Zeitspanne, die doch vom naturgeschichtlichen Standpunkte aus nur als winzig bezeichnet werden kann, verarmt und verödet ist. Wir wissen alle, daß die sogenannte menschliche Kultur mit ihren mancherlei unangenehmen Begleiterscheinungen und Auswüchsen die Hauptschuld an dieser unaufhaltsam sich vollziehenden Veränderung trägt, und zur Abwendung des Schlimmsten ist ja als notwendiges Gegengewicht gegen den Siegeszug von Industrie und Technik die Naturschutzbewegung ins Leben getreten, die erfreulicherweise bereits weite Kreise unseres Volkes erfaßt hat. Es ist dringend zu wünschen und zu hoffen, daß es ihr gelingen möge, wenigstens kärgliche Reste einstiger Herrlichkeit in großen Naturschutzparken oder durch strenge und vernünftige Gesetzesvorschriften, die aber nicht nur auf dem Papier stehen dürfen, in letzter Stunde zu retten und den kommenden Geschlechtern zu erhalten. Nun wird von mancher Seite den Naturschützern entgegengehalten, daß zwar die rastlos fortschreitende Kultur manche Tiere, die sog. Kulturflüchter nämlich, ausgerottet oder in ihre entlegensten Schlupfwinkel verdrängt, daß sie aber dafür andere Arten, denen gerade die Beschaffenheit der neuzeitlichen Kultursteppe zusagt, zur Einwanderung veranlaßt oder ihre Vermehrung und Ausbreitung weitgehend begünstigt habe. Das ist auch gar nicht zu leugnen und wenigstens bis zu einem gewissen Grade richtig. Aber der Tausch, den der Naturfreund dabei gemacht hat, ist doch ein herzlich schlechter. Verschwunden sind die urwüchsigen und reckenhaften Gestalten des altgermanischen Waldgebiets, eingezogen sind kleine und unansehnliche Formen, die unserem Gemüt wenig zu sagen haben, zumal sie teilweise gar nicht alteingesessene Arten sind, sondern ursprüngliche Bewohner der Mittelmeerländer. Das ist ein gewaltiger Unterschied, der uns erst recht klar wird, wenn wir die betreffenden Tiere einmal näher betrachten. Ich möchte deshalb zunächst in diesem Kosmosbändchen einige wenige Vertreter dieser Tiere unseren Lesern eingehender vorführen, um ihnen zu zeigen, welch unersetzliche Naturschätze wir schon verloren haben oder zu verlieren im Begriff stehen. Ich möchte weiter dartun, in welcher Schnelligkeit und in welcher Weise die Ausrottung vor sich ging und welche Hoffnungen noch bestehen auf Erhaltung der Überbleibsel. Wenn dadurch die Teilnahme weiterer Kreise für solche schwer bedrohten »Naturdenkmäler« wachgehalten und das Interesse für die Schaffung großer Naturschutzparke (vgl. S. 78) zu ihrer Erhaltung gesteigert würde, so wäre der vornehmste Zweck dieses Büchleins erreicht.