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Das Südgebirg ragt zackig abgeschieden.
Dort irrt der Wolf nur auf der Wölfin Spur.
Der breite ebene Weg liegt tief im Frieden,
der Weg, auf dem mein Glück von dannen fuhr.
Wen-Kiang, die schöne Prinzessin von Thsi,
ward Königin von Lu.
Was denkst du noch träumerisch sinnend an sie,
Siang, du Vereinsamter, du?
Fünf Paar Sandalen wurden ihr bereitet.
Die Pflanze Ko gab ihre Fasern her.
Verräterisch hat sie der Weg geleitet.
Was klopfst du Herz, was Kopf, sinkst du so schwer?
Wen-Kiang, die schöne Prinzessin von Thsi,
ward Königin von Lu.
Was denkst du mit glühenden Sinnen an sie,
immerzu, immerzu?
Das Feld, darauf das Unkraut in die Halme
zu üppig schießt, zerreißt man mit dem Pflug.
Den jungen Mädchen singt man fromme Psalme
von Pflicht und Sitte und von Brauch und Fug.
Wen-Kiang, die schöne Prinzessin von Thsi,
ward Königin von Lu.
Was denkst du mit frevlen Begierden an sie?
Trug sie nicht Hochzeitsschuh?
Die Äxte schwingt man, um den Wald zu lichten,
die Hippe schneidet wilde Triebe aus.
Was will dein glühend schwärmerisches Dichten
und lüstern Lechzen in dem stillen Haus?
Wen-Kiang, die schöne Prinzessin von Thsi,
ist Königin von Lu.
Was wirbt deine Sehnsucht noch immer um sie?
Das Tor deines Glücks fiel zu.
Wie Donner rollen die goldenen Wagen,
die Wen-Kiang zurück in die Heimat tragen.
Der Weg nach Thsi ist leicht. Die Frau von Lu
fand in dem fremden Lande keine Ruh.
In roten Decken jagen ihre Rosse,
Ebenholzleiber eines Viergespanns.
Weit vom Gefolg verlor sich die Karosse.
Die Königin denkt eines stillen Manns.
Schon ist der Huën-Fluß erreicht, der schäumend
dahinbraust, sich in jähem Sturze bäumend.
Der Weg nach Thsi ist leicht. Die Frau von Lu
jagt ihn im Trab. Ihr Herz hat keine Ruh.
Es schmachtet nach dem lieben Herzgesellen.
Die Leidenschaft peitscht ihre Pulse wild.
Ihr Blut braust jäher als der Sturzflut Wellen.
Sie ist von Siangs geliebtem Bild erfüllt.
Der Fluß wird schmal. Sein seichteres Geriesel
schießt silbern auf dem Goldgrund klarer Kiesel.
Der Weg nach Thsi ist leicht. Die Frau von Lu
warf in den Fluß den aufgezwungnen Schuh.
Was schiert ihr Ruf sie, was des Königs Bann,
was alles Gold der Erde, da die volle
Schale des Glücks auf ihren Scheitel rann!
Sie jagt nach Thsi, mag kommen, was da wolle.