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Inhaltsanzeige

Vorrede des Herausgebers.

Einleitung des Herausgebers.

Fichtes Vorrede.

Erste Vorlesung. Leben ist Liebe, und daher ist Leben und Seligkeit an und für sich eins und ebendasselbe. Unterscheidung des wahrhaftigen Lebens vom bloßen Scheinleben. – Leben und Sein ist auch wieder dasselbe. Das wahrhaftige Sein aber ist ewig mit sich selbst einig und unveränderlich, der Schein hingegen veränderlich. Das wahrhaftige Leben liebt jenes Eine oder Gott; das Scheinleben das Veränderliche oder die Welt. Der Schein selbst wird nur durch die Sehnsucht nach dem Ewigen getragen und im Dasein erhalten: diese Sehnsucht wird nun im bloßen Scheinleben nie befriedigt, und drum ist dasselbe unselig; dagegen die Liebe des wahrhaftigen Lebens immerfort befriedigt wird, und drum dieses Leben selig ist. Das Element des wahrhaftigen Lebens ist der Gedanke.

Zweite Vorlesung. Das hier Vorzutragende sei zuletzt Metaphysik und insbesondere Ontologie; und diese solle hier populär vorgetragen werden. Widerlegung des Einwurfs von der Unmöglichkeit und Unratsamkeit eines solchen Vortrages: durch die Notwendigkeit, daß es versucht werden müsse; durch die Erörterung des eigentlichen Wesens des populären Vortrages im Gegensatze mit dem szientifischen, und durch den faktischen Beweis, daß seit der Einführung des Christentums dieses Vorhaben immerfort wirklich gelungen sei. Zwar stehen in unserm Zeitalter einer solchen Verständigung große Hindernisse entgegen, indem teils die entschiedene Form gegen den Hang zur Willkür im Meinen und die Unentschlossenheit, welche sich Skeptizismus betitle, verstoße; teils der Inhalt fremd und ungeheuer paradox erscheine; und endlich Unbefangene durch das Einreden der Fanatiker der Verkehrtheit irre gemacht würden. Genetische Erklärung dieses Fanatismus. Die von demselben zu erwartende Anklage unsrer Lehre als Mystizismus, gedeutet. Was jedoch der eigentliche Zweck dieser und ähnlicher Anklagen sei.

Dritte Vorlesung. Lösung des Zweifels, wie, da ja das Leben ein organisches Ganzes sein müsse, im wirklichen Leben ein Teil des notwendigen Lebens ermangeln könne, so wie es, unsrer Behauptung zufolge, mit dem Scheinleben sich verhalte, durch die Bemerkung, daß das geistige Leben in der Wirklichkeit sich nur allmählich und gleichsam nach Stationen entwickle; anschaulich gemacht an dem auffallenden Beispiele, daß der große Haufen das Denken der äußern Gegenstände aus der sinnlichen Wahrnehmung derselben ableitet und nicht anders weiß, als daß alle unsre Erkenntnis sich aus Erfahrung gründe. Was, im Gegensatze mit diesem, auch nicht durch Wahrnehmung begründeten Denken äußerer Gegenstände, das eigentliche höhere Denken sei; und wie dieses vom bloßen Meinen, mit welchem es in Absicht seiner Region übereinkomme, der Form nach sich unterscheide.

Wirkliche Vollziehung dieses Denkens an den höchsten Elementen der Erkenntnis, wobei resultiert: das Sein sei weder geworden, noch sei in ihm etwas geworden, sondern es sei schlechthin eins und mit sich einerlei; von ihm sei zu unterscheiden das Dasein desselben, das notwendig sei Bewußtsein desselben; welches Bewußtsein, zugleich notwendig Selbstbewußtsein, seinem eigenen Dasein überhaupt, sowie den besondern realen Bestimmungen desselben nach, aus dem Sein sich selbst nicht genetisch ableiten, wohl aber im allgemeinen begreifen könne, daß diese seine reale Bestimmtheit im Wesen eins sei mit dem innern Wesen des Seins.

Vierte Vorlesung. Was unentbehrlich sei zu einem seligen Leben; was dagegen nur unter Bedingungen notwendig. So sei die Beantwortung der Frage: wie, da das Sein ebenso da sei, wie es in sich selbst sei – als Eines – in dieses sein Dasein, oder das Bewußtsein, die Mannigfaltigkeit eintreten könne, nur unter Bedingung notwendig. – Beantwortung dieser Frage. Das aus der lediglich im Dasein vorkommenden Unterscheidung folgende Als (oder die Charakteristik durch den Gegensatz) sei der absolute Gegensatz und das Prinzip aller andern Trennung. Es setze dieses Als ein stehendes Sein des Charakterisierten, wodurch das, was an sich inneres göttliches Leben sei, in eine ruhende Welt verwandelt werde. Diese Welt werde charakterisiert oder gestaltet durch das Faktum jenes Als, welches Faktum sei eine absolut freie Selbständigkeit – ins Unbedingte und Unendliche fort.

Fünfte Vorlesung. Prinzip einer neuen Spaltung im Wissen, nicht zunächst auf die Welt, sondern auf die Reflexion der Welt gehend, und drum nur gebend verschiedene Ansichten der Einen bleibenden Welt; welche letztere Spaltung jedoch mit der ersten innigst durchdrungen und verwachsen sei. Diese Spaltung, daher die aus ihr resultierende Verschiedenheit der Weltansicht, sei fünffach. Die erste und niedrigste die Ansicht der herrschenden Zeitphilosophie, da man der Sinnenwelt oder der Natur Realität beimißt. Die zweite, da das Reale in ein die vorhandene Welt ordnendes Gesetz an die Freiheit gesetzt wird: der Standpunkt der objektiven Legalität oder des kategorischen Imperativs. Die dritte, da dasselbe Reale in ein – innerhalb der vorhandenen Welt eine neue erschaffendes – Gesetz an die Freiheit gesetzt wird: der Standpunkt der eigentlichen Sittlichkeit. Die vierte, da die Realität allein in Gott und in sein Dasein gesetzt wird: der Standpunkt der Religiosität. Die fünfte, welche das Mannigfaltige in seinem Hervorgehen aus dem Einen Realen klar erblickt: der Standpunkt der Wissenschaft. Jedoch sei wahrhafte Religiosität nicht als bloße Ansicht möglich, sondern sie sei nur da, wo sie mit einem wirklichen göttlichen Leben vereinigt sei; und ohne diese Vereinigung sei die bloße Ansicht leer und Schwärmerei.

Sechste Vorlesung. Beweis der frühern beiläufigen Behauptung, daß diese Lehre zugleich die Lehre des echten Christentums sei, wie dieselbe beim Evangelisten Johannes sich vorfinde. Gründe, warum wir uns vorzüglich auf diesen Evangelisten berufen. Unser hermeneutisches Prinzip. – Es sei im Johannes zuvörderst zu unterscheiden, was an sich, und was nur für seinen temporären Standpunkt wahr sein solle. Das erste sei enthalten im Eingange des Evangelium bis V. 5. Würdigung dieses Einganges, nicht als unvorgreifliche Meinung des Evangelisten, sondern als unmittelbare Lehre Jesu. Erklärung desselben. Das temporär Gültige sei der nicht metaphysische, sondern bloß historische Satz, daß das göttliche Dasein rein und ohne alle individuelle Beschränkung in Jesus von Nazareth sich dargestellt habe. Erklärung des Unterschiedes dieser beiden Ansichten und Vereinigung derselben; gleichfalls und ausdrücklich auch nach der christlichen Lehre. Würdigung dieses historischen Dogma. Auffassung des Inhalts des ganzen Evangelium aus diesem Gesichtspunkte nach den Fragen: was lehrt Jesus von sich und seinem Verhältnisse zu Gott; und was von seinen Anhängern und deren Verhältnisse zu ihm?

Siebente Vorlesung. Eine noch tiefere Schilderung des bloßen Scheinlebens aus dem Prinzip desselben. – Zum Erweise der Seligkeit des religiösen Lebens gehört die erschöpfte Aufstellung aller möglichen Weisen, sich selbst und die Welt zu genießen. Es gibt, da die eben aufgestellten fünf Weisen der Ansicht der Welt ebenso viele Weisen des Genusses derselben sind, ihrer fünfe; von denen, nach Ausschließung des wissenschaftlichen Standpunktes, hier nur vier in Betrachtung kommen. Der Genuß überhaupt, als Befriedigung der Liebe, gründet sich auf Liebe; Liebe aber ist der Affekt des Seins. – Sinnlicher Genuß und die durch Phantasie vermittelten Affekte im ersten Standpunkte. Der Affekt der Realität im zweiten Standpunkte des Gesetzes ist ein Befehl, aus welchem an sich ein uninteressierter Urteilsspruch erfolgen würde, der jedoch, mit dem Interesse für das Selbst zusammentretend, in Nichtselbstverachtung sich verwandelt. Durch diese Denkart werde im Menschen alle Liebe ertötet, eben darum aber er auch über alle Bedürftigkeit hinweggesetzt. Stoizismus, als bloße Apathie, in Beziehung auf Glückseligkeit und Seligkeit.

Achte Vorlesung. Tiefere Erfassung der hier vorgetragenen Seinslehre. – Alles, was aus dem bloßen Dasein, als solchem, folge, durch die Benennung der Form zusammengefaßt, sei in der Wirklichkeit das Sein von der Form schlechthin unabtrennlich, und das Dasein der letzter» sei selbst in der innern Notwendigkeit des göttlichen Wesens gegründet. Erläuterung dieses Satzes an dem einen Teile der Form, der Unendlichkeit. Anwendung desselben auf den zweiten Teil derselben Form, die Fünffachheit. Diese gibt ein freies und selbständiges Ich, als den organischen Einheitspunkt der ganzen Form. – Belehrung über das Wesen der Freiheit. – Affekt des Ich für seine Selbständigkeit, der da notwendig verschwinde, sobald durch vollendete Freiheit die einzelnen Standpunkte bloß möglicher Freiheit vernichtet werden; und so geben denn die Anwesenheit oder Abwesenheit jener Liebe des Selbst zwei durchaus entgegengesetzte Hauptweisen, die Welt anzusehen und zu genießen. Aus der ersten stamme zuvörderst der Trieb nach sinnlichem Genusse, als die Liebe zu einem auf eine gewisse Weise durch die Objekte bestimmten Selbst; sodann, in der Denkart der Gesetzmäßigkeit, die Liebe zu bloß formaler Freiheit, nach aufgegebener Liebe objektiver Selbstbestimmung. Charakteristik der Liebe, aus der ein kategorischer Imperativ entspringt. Durch die Vernichtung jener Liebe des Selbst falle der Wille des Ich zusammen mit dem Leben Gottes; und es entstehe daraus zuvörderst der, oben als dritter aufgestellte Standpunkt der höheren Moralität. Verhältnis dieser Denkart zu den äußerlichen Umgebungen, besonders im Gegensatze mit der Superstition der sinnlichen Bedürftigkeit.

Neunte Vorlesung.Die neue Welt, welche die höhere Moralität innerhalb der Sinnenwelt erschaffe, sei das unmittelbare Leben Gottes selbst in der Zeit; – an sich nur unmittelbar zu erleben; im allgemeinen nur durch das Merkmal, daß jede Gestaltung desselben schlechthin um ihrer selbst willen, und nicht als Mittel zu irgendeinem Zwecke, gefalle, zu charakterisieren. Erläutert an den Beispielen der Schönheit, der Wissenschaft usw. und an den Erscheinungen des natürlichen Talents für diese. Dieses Handeln strebe denn doch einen Erfolg außer sich an; solange nun das Begehren des Erfolges mit der Freude am bloßen Tun noch vermischt sei, sei selbst die höhere Moralität noch ausgesetzt der Möglichkeit des Schmerzes. Ausscheidung dieser beiden durch den Standpunkt der Religiosität. Grund der Individualität. Jeder hat seinen eigentümlichen Anteil am göttlichen Leben. Erstes Grundgesetz der Moralität und des seligen Lebens, daß jeder diesen seinen Anteil ergreife. – Allgemeine äußere Charakteristik des moralisch-religiösen Willens, inwiefern derselbe aus seinem eigenen innern Leben herausgeht nach außen.

Zehnte Vorlesung. Erfassung des ganzen abgehandelten Gegenstandes aus seinem tiefsten Standpunkte. – Das in der Form der Selbständigkeit des Ich, als der Reflexionsform, schlechthin sich selbst von sich selbst ausstoßende Sein hänge, jenseit aller Reflexion, allein durch die Liebe mit der Form zusammen. Diese Liebe sei die Schöpferin des leeren Begriffs von Gott; die Quelle aller Gewißheit; das das Absolute unmittelbar und ohne alle Modifikation durch den Begriff im Leben Erfassende; das die Reflexion, in deren Form nur die Möglichkeit der Unendlichkeit liege, wirklich zur Unendlichkeit Ausdehnende; endlich die Quelle der Wissenschaft. In der lebendigen und realen Reflexion tritt diese Liebe unmittelbar heraus in der Erscheinung des moralischen Handelns.

Charakteristik der Menschenliebe des moralisch Religiösen. Bild seiner Seligkeit.

Elfte Vorlesung. Zur allgemeinen Nutzanwendung: von den Hinderungen einer innigen Mitteilung; dem Mangel völliger Hingebung, dem sogenannten Skeptizismus, den gewöhnlichen äußern Umgebungen in unserm Zeitalter. Tiefere Charakteristik dieser Umgebungen aus dem Prinzip der absoluten gegenseitigen Voraussetzung aller Menschen als armer Sünder (der modernen Humanität). Wie der rechtliche Mensch über diese Umgebungen sich hinwegsetze.

Beilage. S. 193. Nähere Erklärung der in der sechsten Vorlesung gemachten Unterscheidung zwischen historischer und metaphysischer Erfassung in Beziehung auf das Grunddogma des Christentums.

Anmerkungen des Herausgebers.


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