Johannes Daniel Falk
Gedichte
Johannes Daniel Falk

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Das Ungewitter im Walde

An Heloisen.

          Bin ich allein auf dem Planeten
Mit Heloisen Hand in Hand?
Ob Blitze rings den Himmel röthen,
An deinem Busen ist mein Stand.

An diesen Pol will ich mich heften,
Nun rolle Welt! – ich halte dich.
So triff mit allen Himmelskräften,
Komm, Tod! triff Blizt! vernichte mich.

Mein süßes Licht in Lebensnächten,
Mein holder Wunsch, der mich entzückt,
Der darf getrost mit Göttern rechten,
Der Engel an sein Herz gedrückt.

Siehst du der Lilie Schnee am Stengel,
Sie nickt, sie wankt so lieberoth,
Und von den Himmeln steigt ein Engel,
Und küßt in Feuer sie zu Tod.

So will auch ich im Zeitenflusse
Mein Liebstes auf der Welt umfahn,
So faßt mit Heloisens Kusse
Verzehrend Himmelsgluth mich an.

Ertödtend liebliches Vergnügen!
Was fürchtest du von dem Geschwätz
Der Schwalben, die am Wasser fliegen?
Verschwiegenheit ist ihr Gesetz.

Warum erbebt vor Schamerröthen
Dein süß verschüchtertes Gesicht?
Des Himmels Donner kann uns tödten:
Verrathen? nein, das will er nicht!

Komm, reich’ – ein Engel über Sternen
Mir, Heloise, deine Hand:
Der darf, was Himmel ist, nicht lernen,
Der ihn in deinen Armen fand.

 


 


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