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Von drüber herüber, von Thüringens Höh’n,
Verkündet die summende Dorfuhr zehn;
Von drüben hinüber, von drüben herab
Der leuchtende Mond in den Wald sich begab.
Mein Kämmerchen stand in dem Vollmondschein
Wohl wob es in dichtende Träume mich ein,
Und als ich so dichtet’ und also da saß,
Ich die Welt und was unter dem Mond ist, vergaß.
Vom See her vernahm ich der Hirsche Geschrei;
Es ruft durch den Wald: "Ich bin frei, ich bin frei!"
Wohl mir, daß ich singen und rufen auch kann:
Ich bin frei und ein Deutscher, ein muthiger Mann!
Hell wandelt des Sturmes Gebraus im Wald
Und spricht zu den Sternen: "Ich komm’ alsbald!"
Im Rücken die Nacht, Anlitzes die Bahn!-
So wandelt ein freier, ein muthiger Mann.
Es glänzen die Sternlein ewiglich frei,
Und jeglicher Abend erschaffet sie neu;
Kein Nebel hat ihnen ein Leid angethan.
So glänzt auch ein freier, ein muthiger Mann.
Wohl ihm, der frei sich im Herzen erhält,
Und ging auch in Ketten rings um ihn die Welt!
Wer Vieles erdulden, versagen sich kann,
Ist frei und ein Deutscher, ein muthiger Mann.
Er kündet die Wahrheit in männlichem Ton,
Wie Luther dem Volk und den Fürsten am Thron;
Und hat es beschieden für Wahrheit im Gott,
Besteiget er freudigen Muths das Schaffot.
Wohl schlagen die Flammen zusammen um Huß;
Doch leuchtend vergeh’n an der Engeleinn Kuß
Die Qualen der Erde, vergeh’n so geschwind,
Und ewig die Himmel eröffnet ihm sind.
Todt ist nur, wem todt ist für Freiheit das Herz:
Auf stand ich, nahm muthvoll den Griffel aus Erz,
Und schrieb: Ihr Bewohner von Ettersburgs Höh’n
Lebt wohl, habt ihr gern uns hier bei euch geseh’n?
Und sieh’, zu den Versen die Leuchte gab mir
Der Mond, und die Mauer den Bogen Papier.
So ist es gescheh’n, so ist es vollbracht,
So hab’ eilf Vers’ ich im Mondschein gemacht.
So ist es vollbracht und so ist es gescheh’n;
Könnt, Thüringens Hühner, mein Schlaflied krähn!
‘s war Tausend achthundert im sechsten Jahr,
Als ich frei in den Bergen und glücklich hier war! |