Was Mod’ ist und was Mode war,
In der vergangnen Periode:
Das sing’ ich Euch zum Neuenjahr;
Denn Singen – das ist jetzt in Weimar Mode.
Schon steigt an diesem ersten Januar
Ich sag’ es bloß als Episode –
Auf fünf und neunzig unsrer Dichter Schaar –
Doch kommen wir zurück auf unsre Mode!
Die langen Taillen sind jetzt rar;
Die Spenser giengen ab mit Tode,
Das Stutzerchen trägt Brillen – ohne Staar:
Auch wird Toupee und Puder wieder Mode.
Doch die Perücke wich dem eignen Haar:
Vorbei ist ihre glänzende Periode:
Ach kämen doch, so wie das falsche Haar,
Auch bald – die falschen Herzen aus der Mode!
Und denn die Busen – à la Potiphar!
Ich sing’ es frei in meiner kleinen Ode –
Zahlt ihr dafür mir hohes Honorar –
Denn hohe Honorare sind jetzt Mode. –
Allein – ein Dichter ist ja kein Barbar,
Und nie der ächten Schönheit Antipode:
Ein Blick der Schönsten sey mein Honorar:
So sing’ ich euch mein Lied jetzt von der Mode.
Und wer die Schönste jetzt in Weimar war –
Mein Herz – verehrt sie schweigend bis zum Tode: -
Doch weil so laut sie nennt der Dichter Schaar:
So ist bei mir das Schweigen jetzt die Mode.
Verzeiht, Ihr strengen Herren im Talar:
Ein Blick ist nicht zu viel für eine Ode:
Ey, wurde nicht, seit Luther kam, sogar
Der Kuß selbst bei den Priestern wieder Mode?
Das Nönnchen trat verschämt zu dem Altar,
Und that, was mit sich bringt so die Methode,
Seit dem erschaffnen, ersten Elternpaar;
Denn Schleier sind jetzt – aber keine Nonnen Mode.
Daß Doctor Luther starb – ist schon manch Jahr-
Jetzt in Paris ist seine Periode:
Gebt Acht, bald wird – von Wien bis Tranquebar
Nun auch ein Kopfputz à la Luther Mode.
Auch der Credit ist todt und auf der Bahr,
Längst beigesetzt, mit einer Trauerode:
O Tugend und Credit – wie manches Jahr
Schon waret ihr in Deutschland nicht mehr Mode!
Doch seht – hier bring’ ich euch ein junges Paar,
voll Unschuldreiz, und treu sich bis zum Tode:
Ahmt sein Beispiel nach bis zum Neuenjahr:
So wird aus Treu und Unschuld wieder Mode.
Weimar, den 1. Januar 1805
Falk. |