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IV. Tun und Treiben

 

Es ist wunderbar, wie sie in unterirdischen Bauten Vorhöfe, Wohnräume, Eßzimmer, gewundene Gänge und Vorratskammern anlegen, die sie für den Winter mit Körnern füllen.

Alkazuinius (chaldaeischer Schriftsteller um 200 A. Chr. N.).

 

Körperpflege

Was Reinlichkeit betrifft, so ist die Ameise auch dem reinlichsten Menschen des reinlichsten Volkes bei weitem über. Die Amerikanerin der gebildeten Klasse ist gewiß, in bezug auf ihren Körper, von peinlicher Sauberkeit; sie denkt sich aber garnichts dabei, den Straßenkot an ihren Stiefeln ins Haus zu schleppen – eine Schmutzerei, die wieder jedem Japaner, der es als selbstverständlich betrachtet, daß man die Schuhe an der Haustüre mit Sandalen vertauscht, einen Schüttelfrost geben könnte. Ich kenne Holländerinnen, deren Haus blitzt und blinkt und die einen Wutanfall bekommen, wenn oben auf einem Schrank ein wenig Staub liegen sollte – persönlich aber haben sie einen wahren Abscheu vor dem Wasser in Badewannen. Alle Reinlichkeit aber, sei sie japanisch verstanden, holländisch, amerikanisch oder wie immer, vereinigt in sich jede einzelne Ameise.

Zum Reinemachen ist ein geeignetes Handwerkszeug nötig – das trägt in höchster Vollkommenheit die Ameise stets bei sich; es ist die an den Vorderbeinen befindliche Kammbürste, mit der namentlich die Fühler, aber auch, was sonst damit zu erreichen ist, geputzt wird. Diese Kammbürsten werden ihrerseits wieder gereinigt, indem sie durch die Oberkiefer gezogen werden. Die komischsten Stellungen nimmt die Ameise ein, um sich nur ja recht sauber zu machen, jedes einzelne Fleckchen ihres Leibes muß blitzblank werden. Reichen die Kammbürsten nicht aus, so versucht die Ameise zunächst, den Schmutz abzuscheuern, rutscht auf dem Bauch oder wirft sich auf den Rücken. Dem Bürsten folgt das Lecken, ein richtiges Waschen nach Katzenart; der Speichel ist ein wenig ölhaltig, sodaß sich die Ameise regelrecht salbt.

Wie in allen Stücken, so helfen die Ameisen einander auch bei der Reinigung, die den größten Teil ihrer freien Zeit in Anspruch nimmt und ihnen ein großes Vergnügen zu bereiten scheint. Besonders liebevoll werden die Königin und die junge Brut geputzt und gewaschen, fast ohne jede Pause.

Ist so die körperliche Reinigung in der Ameisenheit zur äußersten Vollkommenheit gebracht, so ist der Drang, ihr Haus reinzuhalten, nicht weniger ausgebildet. Man betrachte ein schmutzstarrendes Raupennest und daneben ein Ameisennest: welch ein Unterschied! Jeder Abfall muß sofort entfernt werden; sie haben bestimmte Kehrichtplätze, manchmal in einem entfernteren Teil des Nestes, meist aber außerhalb. Ist irgendetwas ins Nest hineingeraten, das nicht gut hinausgeschafft werden kann, so wird es an Ort und Stelle eingegraben.

Begräbnisse

Mehr noch: die Ameisen begraben ihre Toten. Es ist köstlich, wie angesichts dieser Tatsache, die sie doch nicht gut wegleugnen können, die Vertreter der exakten Wissenschaft sich anstellen. Die Ameisen begraben zwar ihre Toten, erklären sie, aber sie tun das nicht – um ihre Toten zu begraben, sondern nur aus Reinlichkeitsgründen. Als ob die menschliche Gemeinschaft einen andern Grund dazu hätte! Die Leiche verpestet die Wohnung der Menschen wie die der Ameisen, darum muß sie fortgeschafft werden. Wäre das nicht der Fall, die Menschen würden wahrscheinlich die ihnen lieben Verstorbenen bei sich aufbewahren – vielleicht würden die Ameisen dasselbe tun. Viele Tiere fressen jeden toten Stammesgenossen sofort auf – warum tun das die Ameisen nicht, die doch alle andern Insekten und auch Ameisen eines fremden Volkes verzehren? Es ist garnicht zu leugnen, daß die Ameise auch über den Tod hinaus ihrer Volksgenossin ein gewisses Gefühl bewahrt. Manche Arten schleppen ihre Toten einfach aus dem Neste, andere aber graben sie regelrecht ein. Die Annahme, daß die Ameisen für ihre Toten keinen Funken von Gefühl hätten, ist freilich ebensowenig zu beweisen, wie die gegenteilige, daß sie ja ein trauerndes Mitempfinden haben: wahrscheinlicher aber scheint mir das letzte.

Krankenpflege

Denn warum sollen die Ameisen hier nicht ein mitempfindendes Gefühl haben, wenn sie doch ihren Kranken ein solches zeigen? Es ist freilich richtig, daß eine kranke Ameise auf einer Ameisenstraße von Dutzenden ihrer Schwestern aufs schmählichste im Stiche gelassen wird. Diese tun so, als ob sie die Kranke nicht sähen, weichen ihr weit aus. Ist das bei den Menschen anders? Wozu gilt dann die Geschichte von der »Barmherzigen Samariterin« noch heute als Schulbeispiel? Wieviele Menschen helfen einem armen Kerl aus Not und Krankheit? Einer von tausenden. Die andern machen's genau wie die meisten Ameisen, sie tun, als ob sie nichts davon sähen, laufen vorbei, den Kopf voll mit ihren eigenen Geschäften und Sorgen. Einer aber hilft gelegentlich – und so hilft, gelegentlich, eine barmherzige Ameisensamariterin – und diese eine ist meist erfahren im Krankenpflegen. Fälle, wo verletzte und erkrankte Emsen von ihren Schwestern gesund gepflegt werden, sind von mir oft beobachtet worden. Durch Monate hindurch mag sich solch rührende Pflege erstrecken.

Freilich: sehr schwer verletzte Tiere werden kaum gepflegt: solche, deren Tod sicher zu erwarten ist, werden sogar aus dem Nest herausgeschafft. Genau wie die Spartaner kränkliche oder verkrüppelte Kinder auf dem Taygetos aussetzten. Nun, es ist für mein Empfinden menschlicher, sicher dem Tode verfallene Kranke oder unheilbar Geisteskranke einem schnellen Tod zu übergeben, als die Qual ihres Lebens über möglichst lange Zeit zu verlängern, wie wir Menschen das tun; es zeigt dazu sehr viel mehr gesundes Empfinden für das Gesamtwohl des Volkes.

Zur Gesundheitspflege ist eines dringend erforderlich: frische Luft. Die Ameisen haben diese Weisheit durchaus erfaßt, besser als alle anderen Tiere, ja als viele Menschen. Luftschächte durchziehen überall ihre Nester, stets ist für Ventilation gesorgt.

Spiele

Ist die Reinlichkeit des Körpers die Grundbedingung für Gesundheit, so spielt die Ertüchtigung des Leibes kaum eine geringere Rolle. Die Ameisen, von Jugend auf an regelmäßige körperliche Arbeit gewöhnt, haben sicher ihren Körper voll in ihrer Gewalt, vermögen das Höchstmaß an Kraft aus ihm herauszuholen – das dazu, an der Größe gemessen, das der Menschen ums unendlichfache übertrifft. Neben der Arbeit aber treiben die Ameisen, genau wie wir, Sport und Spiele. Sie spielen sehr vergnügt, wie Kätzchen, mit einem Samenkorn, nehmen es einander ab, lassen es wegrollen, holen es wieder. Oder sie führen Ringkämpfe auf, packen sich, werfen sich, fassen sich mit den Oberkiefern, versuchen jede Art von Griffen – es ist ein regelrechtes Catch-as-catch-can. Dabei ist leicht zu beobachten, daß diese Kämpfe nicht ernsthaft sind: vorher und hinterher betrillern und streicheln sich die Gegner gegenseitig mit Fühlern und Vorderbeinen. Auch bringen sie einander keine Verletzungen bei, machen in keinem Falle von ihren Giftwaffen Gebrauch: das heißt doch nichts anders, als daß sie genau wie wir Regeln befolgen und ›verbotene Griffe‹ kennen. Sehr selten nur artet bei ihnen solch ein Freundschaftskampf aus – bei jeder Bauernkirchweih mag man sehen, wie auch bei Menschen aus harmlosem Scherz plötzlich blutiger Ernst wird. Diese Kraftspiele scheinen, meinen eigenen Beobachtungen nach, besonders von solchen Ameisen ausgeführt zu werden, die ›Hausdienst‹ haben, der wohl leichter und weniger anstrengend ist, als die Jagd und Arbeit außerhalb des Nestes; die hauptsächlich unter Tag arbeitenden Emsen würden dann also die Gelegenheit, Licht und Luft zu genießen, mit der andern verbinden, ihre überschüssigen Kräfte in Spiel und Sport auszutoben. Auch die außerhalb des Nestes zur Arbeit ausziehenden Emsen belustigen sich zuweilen mit kleinen Scherzen; so beobachtete ich bei texanischen Ernteameisen, daß eine Emse das Hinterende der vor ihr marschierenden mit den Oberkiefern griff und festhielt; manchmal ergriff eine dritte dann ebenso deren Hinterteil, sodaß sie in dieser Weise, drei Fräulein hoch und sich sanft ins Hinterteil zwickend, fortmarschierten.

Umzug

Nicht nur kranke und leichtverletzte Emsen werden von ihren Schwestern getragen, nicht nur die Eier, Larven und Puppen, sondern oft auch ganz erwachsene und völlig gesunde. Das kann man beobachten, wenn die Ameisen umziehen, was häufig genug vorkommt. Manche Arten haben besondere Winternester und Sommernester und ziehen also jedesmal um, manche beziehen eine andere Wohnung, weil die bisherige ihnen nicht mehr paßt, sei es, daß sie zu feucht oder zu trocken ist, zu weit von guten Futterplätzen, oder zu nahe bei einem feindlichen Volke gelegen ist. Dann gibt es immer eine Anzahl von Emsen, die nicht mitwollen. Zuerst wird diesen gütlich zugeredet, man streichelt sie und betrillert sie, schließlich aber werden sie einfach aufgenommen und fortgetragen; sie merken dann, daß kein Widerspruch mehr hilft, und lassen sich geduldig aufpacken. Nicht immer ist das freilich der Fall, manchmal hängen viele Bürgerinnen am alten Heim und wollen es nicht aufgeben, kehren dahin wieder zurück, ja tragen auch ihre Brut heim: mit unendlicher Geduld werden sie dann von den entschlossenen Auswanderern wieder zur neuen Heimat gebracht, bis schließlich alle sich mit dieser ausgesöhnt haben. Ein solcher Umzug mit Hindernissen mag einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Die Art, wie die Ameisen einander und ihre Brut tragen, ist ebenso mannigfach bei den einzelnen Arten, wie bei den Menschen: die Indianerin trägt ihr Kind auf dem Rücken hängend, die Europäerin in den Armen, die Malayin läßt es auf den Schultern reiten.

Kriege und Kämpfe

Sport ist Krieg im Frieden und erkräftigt den Körper zu dem ernsten Spiele, dem Kriege. Den Krieg aber hat kein anderes Geschöpf auf Erden zu solcher Vollkommenheit gebracht wie Mensch und Ameise. Krieg ist in der menschlichen Natur ebenso begründet, wie in der Ameisennatur – jede kleinste Emse weiß das. Sie tut darum alles, was in ihrer Macht steht, um bei Verteidigung wie bei Angriff für den Krieg gerüstet zu sein.

So verschieden die Nester bei den einzelnen Arten gebaut sein mögen, alle zeigen bald in der, bald in jener Richtung Schutzmaßregeln gegen Feinde: das Ameisennest ist immer Festung. Große Aufmerksamkeit wird stets den Eingängen zugewandt; sie werden sorgfältig bewacht, meist von eigens dazu ausgewählten Tieren. Die Zimmermannsameise Colobopsis hat gar eine besondere Art von Soldatin, die sich durch einen unförmig großen Kopf auszeichnet: sie dient als Torwächterin und Tor zu gleicher Zeit. Der Eingang des Holznestes dieser ausgezeichneten Schreinerin ist gerade so groß, daß die Soldatin ihn mit ihrem dicken Kopf verschließen kann, man kann den Kopf von dem umgebenden Holz kaum unterscheiden. Will nun eine Arbeiterin ins Nest hinein, so klopft sie an: betrillert den Tür-Kopf mit ihren Fühlern. Die lebende Tür erkennt die Freundin und läßt sie ein, um gleich darauf ihren Platz wieder einzunehmen.

Ist die Arbeitszeit vorbei, so werden bei vielen Arten sämtliche Eingänge zum Neste eng verschlossen.

Wird die Festung angegriffen, so sind es zuerst die Schildwachen, die eingreifen. Einige von ihnen nehmen sogleich die Verteidigung auf, während andere ins Nest eilen und Mitteilung von dem Überfall machen. Sie tun das, indem sie die Schwestern mit ihren Fühlern betrillern – dies Betrillern mag als die Ameisensprache gelten. Einzelne Arten haben noch besondere Verständigungsmittel: sie schlagen, manche mit dem Kopfe, andere mit dem Hinterleibe sehr heftig einigemal auf – der Ton pflanzt sich im Neste fort und gilt den im Innern befindlichen Schwestern als Alarmsignal. Andere wieder vermögen selbst Laute hervorzubringen; sie haben, am Hinterleibe, ein besonderes Organ, das durch Reibung von Plättchen schrille Töne hervorruft. Solche Ameisen geben also das Alarmsignal mit ihrer Stimme: sie rufen.

Verschieden, wie bei den Menschen, ist das Verhalten des angegriffenen Volkes, nicht nur bei den einzelnen Arten, sondern auch innerhalb eines Volkes bei den einzelnen Individuen. Schwache Völker blasen meist sofort Chamade, suchen ihr Heil in schleunigster Flucht – bei dieser Flucht aber zeigen sich die Emsen sehr viel ritterlicher als die Menschen. Jeder, der einmal eine Panik – in einem brennenden Theater, bei einem untergehenden Schiff – mitgemacht hat, weiß, wie jämmerlich, wie erbärmlich sich das stärkere Geschlecht, die Männer – mit Ausnahmen natürlich – zu benehmen pflegt. Bei den Ameisen aber gilt stets und für jede das Wort jedes anständigen Schiffskapitäns: »Kinder und Frauen zuerst!« Sie retten also die Mutter-Königin, retten die Brut, retten auch die schwachen Männchen, wenn solche im Neste sind. Freilich: das starke Geschlecht in der Ameisenheit sind – verkümmerte Weibchen, die dennoch die vollkräftigen Männchen der Menschheit in Schatten stellen.

Volkreiche Staaten, oft auch schwache, doch besonders kriegerische Stämme nehmen sofort den Kampf mit dem Gegner auf. Dabei ist das Benehmen der einzelnen Tiere ein völlig verschiedenes. Während einige Emsen ungeheuer mutig sind und diesen Mut zu einer wahren Berserkerwut steigern können, sind manche ihrer Schwestern, dicht neben ihnen, ausgesprochene Feiglinge. Diese fliehen, stellen sich auch wohl tot – eine ja bei manchen Käfern sehr beliebte und bequeme Verteidigungsregel. Andere wieder spielen den ›wilden Mann‹, benehmen sich wie Wahnsinnige, um dadurch dem Feinde einen Schreck einzujagen, was ihnen nicht selten gelingt. Man mag sagen, daß auch der Gott der Ameisen gewöhnlich den stärksten Bataillonen beisteht; zuweilen aber gelingt es auch einer kleinen entschlossenen Schar den vielfach überlegenen Gegner in die Flucht zu schlagen. Gefangene werden stets gemacht; ihr Los ist nicht rosig: sie werden unweigerlich in Stücke gerissen. Es sieht aus, als ob die gefangenen Emsen das wüßten: sie wehren sich nicht mehr, sondern lassen alles mit sich geschehen.

Die Waffen der Ameisen sind zunächst die Oberkiefer, dann der Giftstachel. Ameisen, die keinen Stachel haben, besitzen doch eine Giftdrüse, aus der sie in die dem Feinde mit dem Oberkiefer beigebrachte Wunde Gift spritzen. Der Kampf wird gewöhnlich von den kleineren Tieren eröffnet, die überhaupt mehr Tatkraft zu haben scheinen, als die großen eigentlichen ›Soldatinnen‹, die erst ein bißchen in Wut kommen müssen, bis sie richtig am Kampfe teilnehmen – dann allerdings liegt bei ihnen die Entscheidung.

Die Kämpfe – und auch die Kriege, die oft monatelang dauern – haben mannigfache Anlässe. Oft sind es Besitzstreitigkeiten um ein Stück Land, das zwei Staaten für sich beanspruchen, häufig auch die Gier eines Volkes, das andere auszurauben. Man raubt die Brut des Feindes, um sie zu verzehren oder auch zu Sklavinnen aufzuziehen, man raubt dessen Kornvorräte und seinen Viehstand, oder man nimmt von der eroberten feindlichen Stadt Besitz.

Nach dem Kriege der Frieden – auch den Friedensschluß kennen die Ameisen in wechselnder Form. Bald ist der Feind völlig vernichtet worden, was ihm gehört und was nur begehrenswert erscheint, wurde ihm abgenommen. In anderen Fällen hat kein Volk einen vollen Sieg erfochten – dennoch, gegenseitig erschöpft, einigt man sich. Ein Stück Landes zwischen den Völkern wird neutral erklärt und von keinem der streitenden Stämme betreten. Ja, es werden zwischen den früheren Feinden zuweilen Bündnisse geschlossen, die in seltenen Fällen – bei schwachen Völkern – zu einer Verschmelzung führen.

Zählebigkeit

Daß ein durch Sport und Spiel, durch nie rastende Arbeit und steten Kampf so ertüchtigtes Geschlecht über eine hervorragende Lebenshärte verfügt, ist nicht weiter verwunderlich. In der Tat übertrifft denn auch die Widerstandskraft und Zählebigkeit der Ameise die jeden anderen Geschöpfes. Wir haben gesehen, welche Strapazen die junge Königin durch lange Monate durchzumachen hat, um ihre Brut aufzuziehen; ein Tag, beobachtend an einem Ameisenneste zugebracht, genügt, um die verblüffende Arbeitsfähigkeit jeder einzelnen Emse neidisch begreifen zu lernen. Geradezu verblüfft aber ist man, wenn man von den Versuchen liest, die gemacht wurden, um die Zählebigkeit der Ameisen festzustellen. Es berührt wohltuend, daß es keinem der großen Ameisenforscher eingefallen ist, diese einfachen Versuche zu machen, die doch einmal gemacht werden mußten. Es war vielmehr eine Dame, eine amerikanische Forscherin, die diese Quälereien durchführte. Sie ließ Ameisen – Königin, Emsen und die junge Brut – einfrieren und hielt sie vierundzwanzig Stunden lang bei einer Temperatur von fünf Zentigrad unter Null. Wieder aufgetaut, überlebten alle; auch die junge Brut entwickelte sich später völlig normal. Sie ließ Ameisen verhungern: bis zu fünfviertel Jahren blieben junge Königinnen ohne jede Nahrung am Leben und vermochten dabei noch ihre Brut aufzuziehen. Unter Wasser hielt sie Ameisen bis zu acht Tagen: herausgenommen erholten sie sich wieder. Eine Ameise, der sie den Kopf abgeschnitten hatte, lebte noch einundzwanzig Tage, herumlaufen konnte sie noch bis zwei Tage vor ihrem Tode. Nicht geringer ist die erstaunliche Widerstandskraft der Ameisen gegen alle möglichen Gifte.

Winterschlaf

Wenn die Sittenprediger aller Zeiten immer wieder dem Menschen die Ameisen als leuchtendes Beispiel für Fleiß und Arbeitsamkeit vorhielten, so hatten sie damit doch nur halb recht. Denn es gibt, wie in der Menschheit, auch bei den Ameisen regelrechte Faulenzer. Wir werden ganze Völker kennen lernen, die es fertig gebracht haben, überhaupt nichts zu tun, sondern alle Arbeit andern Ameisen, ihren Sklavinnen, zu überlassen. Aber auch die fleißigsten Ameisen arbeiten – wenigstens in den nördlicheren Ländern – durch Monate hindurch garnichts. Zu holen ist im Winter nichts mehr in der freien Natur: Jagd, Viehzucht, Körnersammeln – alles hat aufgehört. So bleiben die Tiere still in ihrem Nest. Sie essen nur sehr wenig von ihren Vorräten, verrichten nur die allernotwendigsten Arbeiten. Sie schlafen nicht eigentlich; drängen sich nur eng aneinander und dösen so vor sich hin. Sie machen's also, wie rings Wald und Flur und manche Tiere – erst wenn die Frühlingsstürme durchs Land brausen, erwachen sie zu neuem Leben.

Versammlungen

Ich habe in vielen Landen der Erde Massenversammlungen mitgemacht, in Sälen, Hallen, Kirchen oder unter freiem Himmel. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß sie Geruch und Gehör beleidigen: Menschenmassen stinken und schreien. Manchmal wird man dazu noch gedrängt und gequetscht, sodaß auch das Gefühl leidet.

Eins aber habe ich bei Menschenversammlungen immer gewußt: es war mir stets klar, warum eigentlich diese Menschen zusammenströmten.

Nun habe ich mir oft große Mühe gegeben, mich in die Ameisenseele hineinzudenken, was einem Dichter immerhin leichter sein mag als einem Gelehrten. Ich glaube auch, daß mir das gelungen ist – nie doch habe ich begreifen können, wozu die Ameisenvölker Massenversammlungen abhalten.

Denn sie tun es; tun es draußen in der Natur, wie auch im künstlichen Neste. Sie kommen plötzlich alle zusammen heraus, setzen sich still und ruhig hin, viele Stunden lang. Sie sprechen nicht miteinander, betrillern sich nicht mit Fühlerschlägen. Sie bewegen ein wenig den Hinterleib, so wie etwa ein Hund mit dem Schwanze wedelt; auch die Fühler bewegen sie ganz langsam hin und her.

Es ist das sehr auffallend, wenn man bedenkt, daß kein Geschöpf auf Erden so an rastlose, nur durch Schlaf oder gelegentliche kleine Spiele unterbrochene Arbeitstätigkeit gewohnt ist, wie die Ameise.

Was treiben die Emsen nun – welchen Zweck haben diese Versammlungen des ganzen Volkes?

Beraten sie gemeinsam über irgendetwas dem Staatswohle Wichtiges?

Beten sie, wie Menschen in der Kirche, danken sie dem Schöpfer dafür, daß er sie zur Krone der Insektenschöpfung gemacht hat?

Singen sie ein stilles ›Te Deum Laudamus‹ zur Erinnerung an ihren letzten Sieg über ein feindliches Volk?

Oder halten sie nur einen Ruhetag ab, einen Tag der Sammlung, einen stillen, beschaulichen Festtag nach soviel Arbeitstagen?

Vielleicht nichts von dem allen, vielleicht überhaupt nichts, was Menschengeist heute zu begreifen imstande ist.

Doch mag es sein, daß wir auch dies Rätsel noch einmal lösen. Und ich glaube fast, daß wir dann wissen werden, daß diese Zusammenkünfte der stillen Ameisen einen sehr viel vernünftigeren Zweck haben, als alle Massenversammlungen der Menschen!

Ernährung

Jedes menschliche Volk hat seine eigenen Sitten, Gebräuche und Lebensgewohnheiten – nicht anders ist es bei den Ameisen. Überall Trennendes, überall Besonderes – dennoch aber in großen Zügen sehr viel Gemeinschaftliches. Ist das Besondere auch stets das mehr fesselnde, so ist es doch nicht verständlich, wenn wir nicht erst das Gemeinsame kennen.

Der Mensch und jedes andere lebende Wesen hat das Bestreben, sich und seine Art am Leben zu erhalten und fortzupflanzen – diesem Bestreben entspringen alle Lebensgewohnheiten.

Da ist nun die wichtigste Sorge jedes Tages die Ernährung.

Wir haben Tierarten, die reine Fleischfresser sind, andere, die sich nur von pflanzlicher Nahrung ernähren. Wir haben Arten, die Allesfresser sind und wieder solche, die sich an eine ganz bestimmte Nahrung gewöhnt haben. Bei den Menschen aber – und bei den Ameisen – finden wir das alles zu gleicher Zeit. Es gibt nördliche Stämme, die, wie die Eskimos, nur Fleischnahrung zu sich nehmen, indische, die sich nur von Reis nähren, arabische, die sich auf Datteln beschränken. Ich kenne einen mexikanischen Indianerstamm, der ausschließlich von den Gaben des Meeres lebt, von Fischen und Muscheln, während der Europäer im allgemeinen alles verzehrt, was nur einigermaßen schmeckt und bekömmlich ist. Genau dasselbe Bild zeigt die Ameisenheit. Wie die Menschheit war sie ursprünglich auf Fleischnahrung aus: Jägervölker. Auch heute noch haben wir solche Arten, die Stachelameisen und die Wanderameisen. Im allgemeinen aber sind die Ameisen heute, wie die Menschen, Allesfresser; manche Arten sind dann zur Pflanzenkost übergegangen und einige wenige haben sich gar auf eine ganz bestimmte Nahrung eingestellt. Alle aber vermögen, wenn dies nottut, von der einen auf die andere Nahrungsweise überzugehen.

Die fleischfressenden Ameisen nehmen tote wie lebende Nahrung. Tot, ist ihnen kein Tier zu groß, um nicht schließlich damit fertig zu werden.

Allgemein beliebt als Nahrung ist fremde Brut; aber auch die eigene wird nicht verschmäht. Ja, eine Art hat gar das Fressen erwachsener Schwestern zum Gesetz erhoben: die Völker der soldatenfressenden Sparameise schlachten jeden Winter regelmäßig eine Anzahl ihrer größten Soldatinnen.

Alles Süße mundet den meisten Ameisen trefflich, alles was übel riecht, rühren sie nicht an – genau wie die Menschen. Sie hassen also die Exkremente aller Fleischfresser, dagegen lieben sie Honig, süße Harze und alle möglichen süßen pflanzlichen Ausscheidungen; sie nehmen solch süße Ausscheidungen auch von andern Tieren, wie von Blattläusen, Zirpen und Raupen. Im Grunde ist diese Nahrung ja auch eine pflanzliche, die freilich durch einen fremden Tierkörper erst durchgegangen ist.

An rein pflanzlicher Nahrung werden Samen bevorzugt, auch Früchte. Ganz einseitig in ihrer Nahrung sind neben den Termitenjägerinnen einige Arten des tropischen Amerika, die Pilze züchten und sich ausschließlich davon ernähren. Auch die Honigameisen. Diese Arten, wie auch manche Jägervölker, sammeln in Vorratskammern große Mengen von Nahrungsmitteln an, die es ihnen ermöglichen, magere Zeiten zu überstehen. Eine solche Vorratskammer im kleinen trägt freilich stets jede Emse bei sich: ihren Kropfmagen. Wenn eine Ameise Nahrung zu sich nimmt, so nährt sie damit doch noch nicht sich selbst; das ist erst dann der Fall, wenn sie den Verschluß ihres Kropfmagens öffnet und von ihm ein wenig Nahrung in ihren eigentlichen, den Privatmagen übertreten läßt. Der Kropfmagen ist nichts anders, als ein Marktkorb, ein Lebensmittelsack, vergleichbar den Backentaschen der Affen. Mit dem Unterschied jedoch, daß der Affe in seinen Taschen die Speisen aufbewahrt, welche er nicht rasch genug kauen kann – die er aber gewiß sich selbst einverleibt, sowie er nur Zeit dazu hat. Der Kropfmagen der Ameise aber dient nur zum geringsten Teile der eigenen Ernährung: er gehört dem ganzen Volke. Es ist ein sozialer Magen, oder besser ein nationaler Magen, denn nur in seltenen Fällen – und dann zum Schaden des Volkes – werden aus ihm andere Geschöpfe, als Volksgenossen, gefüttert. Die Ameise nimmt sehr viel Nahrung zu sich, gebraucht davon aber für sich nur das allernotwendigste, so wenig, daß sie eigentlich immer hungrig ist. Ihr nationales Bewußtsein ist so stark, daß sie sich selbst stets hinter das Wohl des Volkes zurücksetzt.

Nur ein Teil des Volkes zieht aus auf Nahrungserwerb, während der andere, in strenger Arbeitsteilung, die Arbeiten im Haus verrichtet. Kehrt nun eine Emse zurück, so kommt zugleich eine andere zu ihr hin, betrillert sie mit den Fühlern, streichelt sie mit den Vorderbeinen, beleckt sie –

– Ich werde nie die Entrüstung einer älteren Dame über eine Stelle in einem meiner Bücher vergessen. Sie war eine Freundin meiner Mutter und eine richtige alte Jungfer. Sie war Malerin, zeichnete und aquarellierte recht hübsch; sie empfand sich ein bißchen als Künstlerin und tat, was sie nur konnte, sich aus dem Dunstkreise des alten Hamburger Patrizierhauses, dem sie entstammte, herauszuentwickeln. Sie reiste viel und konnte nicht genug zusammenlesen – in meiner Mutter Hause fand sie reiche Schätze, die in Hamburg in keiner guten Familie je geduldet worden wären. Mit Begeisterung verschlang sie Rabelais, Boccaccio, Grimmelshausen, Balzac's Contes Drolatiques. Als ich ihr Zola's Nana gab, um sie endlich einmal zu entrüsten, fand sie auch dies Buch höchst vergnüglich und meinte: das seien alles so ›klein nüdliche Leute‹. Mit äußerstem Widerwillen aber legte sie einmal eine meiner Geschichten aus der Hand, erklärte tief verletzt, daß sie so etwas nicht weiterlesen könne. Was war es? Ein junges Mädchen reicht ihrem Geliebten einen Schluck Wein aus ihrem Munde. Darüber stolperte ihr Hamburger Empfinden; sie empfand das so unsagbar unnatürlich, so widerlich pervers, daß sie nichts mehr von mir wissen wollte.

Nun, wenn des guten Fräulein Ebba Empfinden das natürlich menschliche war, so muß ich bekennen, daß mein Empfinden mehr ameisenhaft als menschlich, daß es geradezu myrmekomorph ist. Denn diese, so ›widerlich perverse‹ Art, einander Speise und Trank zu reichen, gilt bei den Ameisen als die ganz natürliche. Sie füttern einander in einem Kuß, legen Zunge an Zunge und begleiten diese freundliche Handlung mit zärtlichsten Fühler- und Flügelschlägen.

Die Fütternde, die mit gefülltem Kröpfe nachhause zurückkehrt, begnügt sich nicht mit einer Genossin, sie spielt weiter das Mädchen aus der Fremde, geht von einer zur andern und teilt mit jeder von ihrer Gabe. Aber auch die andern, die so zärtlich gespeist werden, behalten diese Gaben keineswegs allein für sich: sie laufen ihrerseits nun zu anderen hungernden Schwestern und spenden im Kusse von ihrem Überfluß. Natürlich geht neben dieser Ernährungsweise von Mund zu Mund die andere von Hand zu Hand nebenher. Manche größere Beutestücke, pflanzliche wie tierische, werden von den furagierenden Emsen nicht erst eingekropft, sondern wie sie sind, ins Nest geschafft und gleich den Schwestern gegeben. Außer diesen werden auch die Männchen und geflügelten Weibchen, wenn solche im Nest sind, die Jungen und besonders auch die Königin-Mutter reichlich gefüttert.

Hausbau

Wenn man Ameisennester mit solchen von Bienen vergleicht, so fällt einem sofort die Regelmäßigkeit der Immenstöcke gegenüber der scheinbar gleichgültigen und willkürlichen Unregelmäßigkeit der Emsenbauten auf. Man möchte urteilen, daß – während die Bienen längst die für sie und ihre Brut geeignetste Nestform gefunden haben – die Ameisen noch im Dunkeln tappen und nicht entfernt solch hohe Stufe zweckbewußten Bauens erreicht hätten.

Ein solcher Schluß wäre völlig falsch: in der Tat sind die Ameisen, wie in allen anderen Dingen, so auch beim Nestbau den Immen bei weitem überlegen. Das Erstaunliche ist nun nicht etwa, daß manche Arten so, die andern so bauen, daß einige unter, andere über der Erde, einige in hohlen Bäumen und Ästen, wieder andere oben auf den Bäumen ihre Festungsstadt anlegen. Das Verblüffendste ist vielmehr, daß ein und dieselbe Art es versteht, ihr Nest so zu bauen, wie es unter den örtlich gegebenen Umständen am zweckmäßigsten erscheint. Die große Unregelmäßigkeit im Nestbau der Ameisen ist also, gegenüber der starren Weise der Bienen, ein außerordentlicher Vorteil. In einem Waldgebiet beispielsweise, das gelegentlichen Überschwemmungen ausgesetzt ist, baut dieselbe Art hoch auf den Bäumen, die sonst am Fuß im Wurzelwerk sich einnistet; eine andere Art wird hoch auf den Bergen unter sonnbeschienenen Steinen ihr Nest bauen, auf der Wiese im Tale aber wärmende Erdhaufen über das Nest häufen, im Walde wieder in Baumstümpfen sich niederlassen: ganz genau wissen diese kleinen Tiere, was in jedem Falle das richtige ist.

Die Ameisenheit kennt jede Art der Siedlung – von der einfachsten Höhlenwohnung bis zum großen bewohnten Landstrich in manchen Städtesiedlungen. Auch das Wohnen zur Miete ist beliebt, sowohl im Heime anderer Ameisen, als in dem fremder Tiere – und zwar gibt es neben einer Miete nach gütlicher Übereinkunft auch eine Zwangseinquartierung. Vorgezogen wird im allgemeinen der Städtestaat: ein Volk wohnt in einer befestigten Stadt und betrachtet das ringsum gelegene Land als sein Eigentum. Die Entwicklung darüber hinaus ist jedoch längst beschritten: volkreiche Städte gründen Kolonialstädte, mit denen sie durch feste Straßen in Verbindung stehen. Den Gegensatz zu diesen Auswanderungen übervölkerter Städte bilden die Wanderungen der Nomadenameisen, die überhaupt keine feste Siedlung kennen, sondern von einem Jagdgrunde zum andern ziehen.

Manche Ameisen, wie die blutroten Sklavenjägerinnen, haben Winterstädte und Sommerstädte, wechseln also regelmäßig ihr Heim. Gefällt einem Volke die bisher bewohnte Stadt nicht mehr, so baut man an geeigneter Stelle eine bessere und zieht um, häufig unter starken Auseinandersetzungen mit den Volksgenossen, die doch lieber bleiben möchten. Das verlassene Nest wird dann häufig von einem andern Volke eingenommen, das es sofort nach seinem eigenen Geschmack und Bedürfnis umbaut – es mag wieder verlassen, wieder von einer dritten Art bezogen und von neuem umgebaut werden, sodaß es schließlich einen merkwürdigen Mischbaustil zeigt. So mag ein verlassenes Nest neu bezogen werden – aber auch ein bewohntes wird eingenommen, nachdem es im heißen Kampfe erobert und durch Töten oder Vertreiben der Bewohner geleert wurde.

Das typische Nest besteht aus einer Anzahl von Hohlräumen, die alle miteinander in Verbindung stehn. Es hat Ausgänge ins Freie, mehrere oder wenigstens einen – auch das nicht einmal immer, denn rein unterirdisch lebende Arten schließen sich völlig ab und öffnen das Stadttor nur zur großen Vermählungszeit. Bezeichnend ist die Unregelmäßigkeit dieser Hohlräume – die gewiß ebenso beabsichtigt ist, wie ihre Regelmäßigkeit im Immenstock. Wir Menschen ziehen beim Hausbau wie beim Städtebau die unregelmäßige Bauweise der Ameisen vor – die den Bienen wohl Wahnsinn scheinen mag, dennoch ihre Methode hat.

Wenn Menschen Häuser und Städte bauen, so tun sie zweierlei: sie graben aus und sie bauen auf, meist beides zusammen, manchmal auch nur das eine oder nur das andere. Wir graben ein Loch in die Erde, errichten darin die Grundmauern und auf diesen das Haus. Wir können auch auf den Oberbau verzichten, vorhandene Höhlen benutzen oder neue graben und uns darin häuslich niederlassen. Umgekehrt können wir auch auf das Graben verzichten und nur bauen; gleich auf Felsboden, hoch in der Krone starker Bäume, auf dem Wasser in Hausbooten, im Sumpfe auf Pfählen unsere Wohnungen errichten.

Genau so machen es die Ameisen: sie graben oder sie bauen – meist verbinden sie beides. Und sie haben in ihrer Bauweise dieselbe Unregelmäßigkeit, dasselbe Brechen mit der starren Gewohnheit anderer Geschöpfe, dieselbe Anpassungsfähigkeit an Boden und Klima, an ihre Lebensweise und jeweiligen Bedürfnisse, dieselbe Fähigkeit, von der Natur in besonderem Falle gegebene Vorteile auf das geschickteste auszunutzen.

Sie zeigen, mit andern Worten, eine Intelligenz, die die der Menschheit wohl nicht erreicht, ihr aber zum mindesten sehr ähnlich sieht.

Mannigfaltig wie die Lage, wie die Form der Nester, ist auch der Rohstoff, aus dem sie gebaut sind. Es wird Erde benutzt, Holz und Steine, Gras oder Dung, es wird Pappe, Papier, Seide eigens hergestellt – nie aber erfordert auch der scheinbar schwierigste und großartig angelegteste Bau auch nur entfernt solche Vergeudung an Arbeitskraft wie bei den Bienen oder Wespen. Stets kann, nötigenfalls, das Heim verlassen und an anderer Stelle in erstaunlich kurzer Zeit neu errichtet werden.

Nach alledem ist es nicht leicht, die Nestformen in ein einfaches System zu bringen; ein solches wird notwendigerweise stets Fehler oder Lücken enthalten müssen. Um einen raschen Überblick zu geben, will ich unterscheiden: Grundnester, mit oder ohne Kuppel. Holznester, eigen gefertigt oder mit Benutzung von Hohlräumen in Stämmen, Ästen, Dornen, Galläpfeln. Hängende Nester, aus Erde, Pappe, Papier, Seide. Doch darf nicht vergessen werden, daß öfter auch Mischungen von zwei Bauarten vorkommen, daß also eine Form in die andere und wieder in eine dritte übergehn mag; dazu gibt es Ausnahmenester und in allen möglichen Lagen.

Die Grundnester stellen Irrgärten dar, bestehn also aus einer Fülle von Höhlen, welche durch Gänge miteinander verbunden sind. Die Hohlräume von wechselnder Größe haben flachen Boden, dagegen mehr oder minder gewölbte Decke. Diese Kammern dienen teils als Kinderzimmer für die junge Brut, teils als Vorratsräume, teils als Abfallhallen; bei den pilzzüchtenden Ameisen auch als Treibhäuser, bei den Pflasterameisen als Steinplätze. Die beim Ausgraben an die Oberfläche gebrachte Erde wird von einigen Arten sorgfältig von der Öffnung weggeschafft – der Grund ist ersichtlich der, daß die Anwesenheit der Stadt nicht sogleich auffallen soll; solche Nester sind also rein unterirdisch. Die meisten Arten sind jedoch nicht so vorsichtig und furchtsam; sie häufen die ausgeworfene Erde über dem Neste auf, wobei die Öffnung freibleibt; auf diese Weise entstehn Krater, Haufen und Hügel, in welchen nun auch wieder Kammern und Gänge ausgegraben werden. An diesem neuen über dem Boden liegenden Teile der Stadt wird von innen wie von außen weitergearbeitet; es wird dabei nicht nur der aus der Erde hervorgeholte Baustoff verwandt, sondern auch solcher aus der Umgebung: Erde, Sand, Steinchen, Strohhalme, Kiefernadeln, Holzstückchen. Eine amerikanische Ernteameise pflastert gar die Kuppel ihres Hauses mit Steinchen, die sie, fast mosaikartig geordnet, zusammensetzt.

Dieser obere Teil, der bei einigen volkreichen Arten Mannshöhe erreichen kann – der größte in Deutschland beobachtete Haufen war 1.89 Meter hoch und hatte einen Umfang von sechsundzwanzig Metern – dient in seinen höher gelegenen Kammern vorzüglich zum Großziehen der jungen Brut, da die Wärme in ihm, wie in einem Komposthaufen, eine bedeutend höhere ist, als die seiner Umgebung. Meist ist solch eine Burg innerlich ziemlich fest; manchmal, wie bei der Lumpenameise, besteht sie auch nur aus einer ziemlich dünnen Erdkuppel, durch welche die Grashalme, ihr als tragende Säulen dienend, hindurchwachsen.

Wir Europäer blicken voller Bewunderung auf amerikanische Wolkenkratzer, zeigen voller Stolz auf die hohen Türme unserer Dome. Was sind sie, verglichen mit einem Ameisenhaus, das unter und über der Erde eine Höhe von über drei Metern erreichen mag! Der Kubikraum eines solchen Ameisenbaues kann millionenmal mehr seiner Bewohner fassen als der des größten Menschenbaues. Dabei hat man Siedlungen eines einzigen Emsenvolkes gefunden, die über siebzehnhundert mächtige Häuser auf ihrem Grunde hatten!

Es ist sehr unterhaltend, die Ameisen bei ihrem Bau zu beobachten. Ihre Oberkiefer dienen ihnen als Hände und Werkzeuge zugleich, mit ihnen graben sie, mauern sie, pflastern sie; daneben werden auch die Vorderbeine benutzt, um die Erde aufzukratzen, Sandkügelchen zu formen und festzutreten. Zum Mauern ist Mörtel nötig, Kitt oder Zement, um die einzelnen Teile zusammenzuhalten: darum bauen die Ameisen bei feuchtem Wetter. Doch holen einige Arten auch aus der Entfernung Wasser heran, wie die Ernteameisen. Neben dem Wasser verwenden sie als Bindungsmittel reichlich Speichel.

Statt der Kuppel benutzen viele Ameisen größere, ziemlich flache, nicht zu tief im Boden ruhende Steine, unter die sie ihr Nest bauen; sie ersparen hierdurch viel Arbeit und erreichen denselben Zweck, da der Stein die Sonnenhitze schnell aufnimmt und nach unten ausstrahlt, zugleich als sicheres Regendach und guter Schutz dient. Sind keine geeigneten Steine zu finden, so werden zuweilen auch Holzstücke oder Dungfladen als Nestdächer benutzt. Besonders junge, schwache Völker fast aller Arten bauen unter Steinen, um dann später ein anderes Heim zu erbauen; manche bleiben auch unter ihrem Stein, ja einige bauen ihre oberirdische Wohnung später gleich über dem Steindache auf, dieses hügelartig überwölbend.

Sind die Grundnester am beliebtesten in der Ameisenheit, so spielen die Holznester doch auch eine nicht unwichtige Rolle. Die besten Holznester machen die Zimmermannsameisen; sie nisten in totem, wie in lebendem Holze. Besonders beliebt sind die weicheren Holzteile der Rinde oder der Baumstümpfe – häufig wird dann der Bau nach unten in die Erde hinein fortgesetzt. Die ›Lebende-Tür-Ameise‹ schreckt freilich vor dem härtesten Holz nicht zurück, wählt selbst Eiche und Hickory zu ihrem Wohnsitze. Statt des Holzes höhlen andere Ameisen das Mark aus; wieder andere wählen verholzte Galläpfel, deren Höhlung sie dann ausbauen. Auch hohle Dornen, Nüsse, Tannenzapfen und andere hartgewordene Früchte, auch hohle Grasstengel werden von kleinen Völkern als Nester eingerichtet.

Während bei Grundnestern und Holznestern das Aushöhlen die hauptsächlichste Arbeit bildet – wobei freilich jeder schon vorhandene Hohlraum sofort zweckentsprechend benutzt wird – fällt bei den hängenden Nestern diese Tätigkeit des Grabens fort. Sie sind nur gebaut; der Baustoff besteht aus Erde, Pappe oder Seide.

Aus Erde bauen die brasilianischen Gärtnerameisen. Sie tragen Erdklümpchen, eines um das andere, die Stämme hinauf, dann in die Äste und Zweige, umkleben damit eine Gabel. Aus der Nestkugel wachsen nach allen Seiten Pflanzen hervor, so macht das Nest den Eindruck eines hängenden Gartens.

Wirken die Pappnester und Seidennester auch gewiß nicht so schön wie solche Gärten, so sind sie doch nicht weniger kunstreich gearbeitet. Es gibt einige europäische Papparbeiterinnen, die meisten Papiermacherinnen aber – wie alle Seidenspinnerinnen – sind Tropenbewohner. Die deutsche Papparbeiterin baut ihr Nest, wo sie nur einen Hohlraum findet, sie durchzieht diesen mit einem unregelmäßigen, schwammartigen Durcheinander von Pappwänden. Die Pappe stellt die Ameise aus fein gemahlenem Holzmehl her, als Verbindungsmittel benutzt sie ihren Speichel. Zudem tapeziert sie die Pappwände noch mit einem besonderen Pilze, sodaß die Wände einen weichen Überzug erhalten. Dieser Pilz, der bisher nur in solchen Nestern gefunden wurde, wird von den Ameisen selbst gezüchtet; seine Wurzeln verleihen den Pappwänden besondere Festigkeit. Vielleicht werden die Fäden des Pilzes auch von den Ameisen zur Nahrung gebraucht. Einige nordamerikanische Pappmacherinnen bauen ganz ähnliche Nester unter Steinen.

Doch sind diese Papparbeiterinnen jämmerliche Stümper im Vergleich zu den tropischen Arten. Während die nordischen Papiermacherinnen nur recht dicke, brüchige Pappe herstellen können, die sehr holzhaltig oder gar erdhaltig ist, verstehn es ihre tropischen Basen ein Papier zu verfertigen, das bis zu der Dünne des feinsten Seidenpapiers geht. Dazu erreichen ihre Papierstädte ganz erstaunliche Größen, sind bisweilen über zwei Meter lang und haben einen Meter im Durchmesser, sodaß ein erwachsener Mann bequem darin Raum finden würde. Manche dieser Nester haben recht groteske Formen; einige sehen aus wie riesige Bärte, andere wie mächtige Tropfsteine, die von den Bäumen herabhängen. Als Rohstoff benutzen die tropischen Papiermacherinnen Holzmehl – sie nehmen aber weniger Holz und dafür um so mehr Leim, d. h. Speichel: das ist das Geheimnis des feinen Papiers. Nur ganz ausnahmsweise wird auch Dung von Kühen und Pferden oder gar Erde benutzt; eine Art bedient sich der Samenhaare der Frucht des Seiden-Baumwollbaumes.

Die größte Künstlerin, was den Nestbau betrifft, ist die Seidenspinnerin, eine tropische Ameise, wie die Gärtnerinnen und die meisten Papiermacherinnen. Sie stellt ein Seidengespinst her, das noch zarter und noch dichter ist, als das feinste Seidenpapier.

Neben all diesen Nestformen finden wir nun eine ganze Reihe anderer, die nicht regelmäßig sind, sondern einer zufällig gefundenen Möglichkeit ihre Entstehung verdanken. In dieser Beziehung zeichnen sich besonders die Hausameisen aus, unter denen die Pharaoameise die bekannteste ist. Aus Ägypten stammend, hat sie sich über die ganze Erde verbreitet und lebt vielfach als recht ungebetener Gast in den Häusern der Menschen. Es gibt schlechterdings keine Ritze, keine Spalte, keinen hohlen Raum im Hause, in dem man nicht schon ihre Nester gefunden hat – dabei kann man gewiß sein, daß sie stets besonders geschickt den Platz aussucht, sodaß man oft sehr lange suchen muß, ehe man ihn findet. Man liest hie und da in den Zeitungen von merkwürdigen Stellen, die Ameisen sich als Wohnort wählten – so unglaublich diese Berichte auch klingen, man mag überzeugt sein, daß sie der Wahrheit entsprechen. Aufsehen erregte ein Fall, der sich vor zwei Jahrzehnten in Breslau ereignete: man fand in einem Grabgewölbe das Skelett, aber nichts mehr von den Kleidern und dem Sarge – diese hat ein starkes Emsenvolk als Baustoff zu seinem Neste benutzt. Ich selbst fand in einem Pampastädtchen Argentiniens einmal ein Ameisenvolk, das sich in der Kirche im Kopfe des Heiligen Joseph angesiedelt hatte. Es war dies eine Holzfigur, die übrigens mit modernen Kleidern angezogen war, mit Frack, Kragen und Binde. Der Kopf war wohl hohl; durch das linke Nasenloch liefen die Ameisen aus und ein: es sah aus, als ob der Heilige Joseph ein Tabakschnupfer wäre.

Außerhalb der eigentlichen Stadt errichten manche Ameisen, wie die Menschen das tun, noch besondere Anlagen.

Rund herum um das Grundnest findet man häufig den ganzen Boden freigelegt in einem Umkreise, der bis zu zehn Meter betragen kann. Ebenso freigelegt sind die Straßen, die gewiß jeder Mensch einmal betrachtet hat, um das rege Treiben auf ihnen zu beobachten. Sie sind sehr sorgfältig angelegt; Steine, Erdklümpchen sind beiseite geschafft, Grashalme und andere Pflanzen abgeschnitten; der Boden ist glattgemacht, zuweilen auch in der Mitte ein wenig ausgehöhlt. Ich sah in Mexiko solche Straßen, die bis zu zwanzig Zentimeter breit waren und eine Länge von über siebzig Meter erreichten; in Afrika wurden Heerstraßen, die über vierhundert Meter lang waren, beobachtet – großartige Leistungen, wenn man die Kleinheit der Tiere bedenkt und berücksichtigt, daß fortwährend an den Straßen ausgebessert werden muß. Die Straßen führen von der Stadt entweder ins Freie, zu Jagdgründen, Ernteplätzen, Viehweiden, oder aber sie verbinden die Mutterstadt mit kleineren Siedlungsstädten; von mancher großen Stadt gehn nicht nur eine, sondern strahlenförmig ein halbes Dutzend und mehr Straßen aus. Sind die Straßen sehr lang, so findet man manchmal am Wege Rasthäuser – kleine Nesthöhlen, in denen die Emsen sich ausruhen oder auch im Falle von Gefahr oder bei Regen und allzugroßer Sonnenhitze sich retten können.

Meist sind die Straßen offen wie unsere Landstraßen. Einige Arten ziehen gedeckte Straßen vor, sie überwölben sie entweder mit Erde oder mit Pflanzenteilen; solche überwölbten Straßen sind besonders beliebt als Verbindungen der Mutterstadt mit den Tochterstädten. Öfters findet man auch einen Teil offen gebaut, die Fortsetzung aber gedeckt; ja, eine offene Heerstraße kann an einer Stelle in die Erde führen, als unterirdischer Gang weiterlaufen und an anderer Stelle wieder zur Oberfläche zurückkehren. Man mag gewiß sein, daß in jedem einzelnen Falle die scheinbare Willkür einem ganz besonderen Zwecke entspricht.

Ähnliche Straßen führen auch tief unten vom Nest aus in die Erde hinein. In diesen Kanälen, die wieder sehr verzweigte Seitengänge haben, jagen die Emsen untertag auf lebende Beutetiere. Manchmal auch führen sie – wie viele oberirdische Straßen – zum Viehbestand: zu den Läusen, die die Ameisen auf Würzelchen weiden lassen.

Die Baumameisen haben ganz ähnliche Straßen, offene und gedeckte, die die einzelnen Schwesterstädte mit einander verbinden, auch wohl zu den Viehherden führen.

Für solche Viehherden aber bauen die Ameisen oft Ställe. Als Baustoff benutzt dazu jede der blattlausmelkenden Arten denselben Stoff, den sie zum Bau der eigenen Wohnung verwendet, also Erde, Dung, Papier, Seide. Diese Ställe haben den Zweck, das Vieh vor Wind und Wetter sowohl, wie vor Feinden zu schützen, dann aber auch zu verhindern, daß die Herden ausreißen. Daneben schützen solche Ställe – und die zu ihnen führenden gedeckten Gänge – die Ameisen selbst vor dem allzu scharfen Sonnenlicht, das gerade die viehzüchtenden Arten nicht sehr lieben.

 

Eigentümliche Nester entstehen, wenn in einer Stadt mehrere Arten zusammen hausen, sei es laut friedlicher Übereinkunft, sei es als erzwungene Einquartierung der einen Art, sei es endlich in dem Falle, daß eine Art eine andere als Sklavenvolk hält. Wir werden uns mit solchen Mischstädten noch eingehender beschäftigen – hier mag die Feststellung genügen, daß jede Art dann in ihrer eigenen Weise baut, sodaß ein gemischter Stil entsteht.

Man hat's nicht leicht mit Ameisen

Sophie, das Stubenmädel, bringt mir eine Karte. ›John Giovanni Jean Hans Hinterberger‹ steht darauf. Ich lasse also den Herrn Hoteldirektor bitten.

»I woaß scho,« ruft der Meraner, »i woaß scho, Hearr Doktor! Dös finden's g'spaßig! Aber wann ma an ünternationaler Hodöldirekter is! Schaun's, wann ma die Koart'n dena Gäst' zeigt, nacha woaß glei ei jeder, daß man alle Sprachen spricht und ünternationoal gebültet ist.«

Dann kam er zur Sache. Es seien Klagen über mich eingelaufen, wegen meiner Ameisennester, die ich im Arbeitszimmer herumstehn habe – ausgebrochen seien die Bestien. Und die englische Dame, die neben mir wohne, habe eine im Bett gefunden und habe geschrien; er habe ihr ein andres Zimmer geben müssen.

»Keine ist ausgebrochen«, sagte ich. »Nur, sehen Sie, die kleinen Schwarzen da am Fenster haben freien Ausgang; sie laufen hinaus und kommen wieder zurück.«

Er meinte: das sei es ja gerade! Ich müsse unbedingt die Ameisen abschaffen; das ginge nicht in einem ersten Hause.

»Geht nicht?« sagte ich. »Aber ihre Pferde dürfen die Gäste nach Herzenslust mitbringen, was? Und die Zichy-Komteß hat ein Paperl und der Schenkerbub ein Mausichen – und die Sängerin im dritten Stock hat gar ihre alte schwarze Katz mitgebracht! Von den Pipihündchen garnicht zu reden, die laufen ja zu Dutzenden rum!«

Der Herr Hoteldirektor meinte, daß das doch ganz etwas anders sei. Ich möge soviel Hunde und Katzen und Papageien und Pferde mitbringen, wie ich wolle, nur kein – Ungeziefer!

»Ungeziefer?« fauchte ich. »Meine Ameisen wagen Sie Ungeziefer zu nennen? Nun will ich Ihnen mal was sagen, Herr Direktor. Ich habe noch lange nicht genug Ameisen! Heute noch werde ich mir ein paar neue Nester bauen und morgen ein paar Völker einfangen und hineingeben. So gut wie all das vierbeinige und zweibeinige Ungeziefer, ist mein sechsbeiniges auch!«

Da wurde er ganz böse. Das wolle er doch mal sehen, meinte er. Die Ameisen auf der Insel gehörten mir nicht, und ich dürfe sie nicht wegfangen. Da könnte ich ja geradesogut die Hasen und Rehe fangen. Er verbiete mir, nur eine einzige –

Und meine letzte Rechnung habe ich auch noch nicht bezahlt!

Das war eine Trumpfkarte; ich sah wohl ein: ich mußte einlenken.

Ich bot ihm einen Stuhl an und gab ihm einen Schnaps. Dann zeigte ich ihm meine Ameisen, redete recht sanft mit ihm. Gab ihm noch einen Schnaps.

Schließlich meinte er, daß er's noch gehen lassen wolle für diesmal. Wenn nur keine Klagen mehr kämen! Und mit der Rechnung – das habe gar keine Eile.

Man kann sich halt immer verständigen mit Leuten, die ünternationoal gebildet sind.


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