Fred Endrikat
Die lustige Arche
Fred Endrikat

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Wildsau und ihr Schutzengel

        Ein Jägersmann im Waldesgrund
wohl hinter einer Eiche stund.
Die Donnerbüchse in der Hand,
das Kinn am Schaft, den Hahn gespannt,
so steht er da und zielt und zielt.
Im Dickicht um die Ecke schielt
eine Wildsau, borstig, fett und groß.
Paß auf, gleich drückt der Jäger los.
Doch grad in diesem Augenblicke
kommt, wie vom Himmel, eine Mücke,
die tät den wilden Jäger stören
und summt ihm mahnend in die Öhren:
»Laß ab von deiner Knallerei,
schmeiß weg dein Pulver und dein Blei.
O, spiele nie mit Schießpatron',
wie leicht kann das ins Auge gohn.«
Durch das Gesumme und Gebrumme
verrutscht dem Jäger Korn und Kumme.
Aus Schabernack piekt dann die Mücke
den Jäger hinten ins Genicke. –
So kam es, als die Büchse pufft,
der Schuß kracht in die blaue Luft.
Den Jäger packt ein wilder Zorn,
er schmeißt die Flinte in das Korn,
das ging zwar nicht, denn fern und nah
war weit und breit kein Korn nicht da.
Der Jäger sprudelt Gift und Spucke,
er brüllt laut: Du verdammte Mucke!
Die Wildsau aber leise, leise
zog ihren Hut, beziehungsweise
Schwanz und grunzte: »Donnerkeil,
Auf Wiedersehen! Weidmannsheil!«
Das Mückelein von dannen floh
und lachte sich beinah entzwoo.
»Das Ding hat tadellos geklappt.
Wildsau! Da haste Schwein gehabt!« –

 


 


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