George Eliot
Adam Bede - Erster Band
George Eliot

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Fünfzehnter Abschnitt

Die beiden Schlafkammern

Hetty und Dina schliefen beide im zweiten Stock, ihre Kammern stießen an einander, – dürftig möblierte Kammern ohne Vorhänge gegen das Licht, welches nun durch den aufgehenden Mond wieder heller zu werden anfing, wenigstens hell genug, daß Hetty sich bequem dabei entkleiden konnte. Sie konnte die Pflöcke in dem alten angestrichenen Leinenschrank, an welche sie Hut und Kleid hing, ganz gut sehen, sie sah den Kopf jeder Nadel auf ihrem roten Nadelkissen. Sie konnte ihr eignes Bild in dem altmodischen Spiegel so deutlich als nötig sehen; denn sie brauchte sich ja nur das Haar zu kämmen und die Nachtmütze aufzusetzen. Ein kurioser alter Spiegel! Fast jedesmal beim Ankleiden ärgerte sich Hetty darüber. Er hatte seine Zeit gehabt, wo er für hübsch galt, und war vermutlich vor einem Menschenalter bei irgend einer vornehmen Auktion in den Poyserschen Familienbesitz gekommen. Auch jetzt ließ sich noch manches für ihn sagen; es war noch ein gut Stück blanker Vergoldung daran und ein fester Untersatz von Mahagoni mit verschiedenen Auszügen, die immer mit einem Ruck aufgingen, daß einem die Sachen, die drin lagen, aus der hintersten Ecke entgegenflogen, so daß man nicht danach zu suchen brauchte, und vor allem: auf beiden Seiten hatte er messingene Leuchter, die ihm für alle Zeit ein vornehmes Ansehen gaben. Aber Hetty konnte den Spiegel nicht leiden, weil er eine Menge dunkler Stellen hatte, die durch kein Reiben wegzubringen waren, und weil er sich nicht vor und zurück stellen ließ, sondern ganz gerade feststand, so daß sie nur einen einzigen guten Blick auf Kopf und Nacken hatte und um den zu haben, mußte sie sich auf einen niedrigen Stuhl vor ihrem Toilettentisch setzen. Der Toilettentisch aber war gar kein Tisch, sondern eine kleine alte Kommode, das ungeschickteste Ding von der Welt, um davor zu sitzen; denn an den großen, metallenen Griffen zerstieß sich die kleine Hetty die Knie, und so hatte sie es recht unbequem, an ihren Spiegel zu kommen. Indes, andächtige Gläubige lassen sich bei der Verrichtung ihrer religiösen Gebräuche nicht von Unbequemlichkeiten abhalten, und Hetty war heute abend auf ihre besondere Art von Gottesdienst mehr als gewöhnlich versessen.

Nachdem sie ihr Kleid und ihr weißes Halstuch abgelegt hatte, zog sie aus der großen Tasche an ihrem Unterrock einen Schlüssel, schloß einen Auszug der Kommode auf, nahm zwei kurze Endchen Wachslichter heraus – sie hatte sie heimlich in Treddleston gekauft –, steckte sie in die beiden Leuchter am Spiegel und zündete sie an; und ganz zuletzt holte sie einen kleinen rot eingerahmten Handspiegel hervor ohne alle Flecke. In diesen kleinen Spiegel blickte sie zuerst, nachdem sie sich gesetzt hatte. Sie sah hinein, lächelte und neigte den Kopf einen Augenblick auf die Seite; dann legte sie ihn hin und nahm aus einem andern Auszuge Bürste und Kamm. Sie wollte sich das Haar ganz los machen; sie wollte so aussehen wie die Dame auf dem Bilde in Fräulein Lydia Donnithornes Ankleidezimmer. Es war bald geschehen, und die dunkeln Locken fielen ihr auf den Nacken. Ihr Haar war nicht schwer, dick und nur eben gekräuselt, sondern weich und seiden lief es in hundert zarten Ringeln. Aber um auszusehen wie das Bild, schob sie es ganz zurück; so machte es einen dunkeln Vorhang, aus dem ihr runder weißer Hals desto besser hervortrat. Dann legte sie Bürste und Kamm beiseite, schlug die Arme unter, ganz wie die Dame auf dem Bilde, und sah sich an. Selbst der alte, fleckige Spiegel mußte ihr wohl oder übel ein liebliches Bild zurückgeben, welches selbst dadurch nichts verlor, daß Hettys Schnürbrust statt von weißer Seide – so tragen sich doch Romanheldinnen gewöhnlich?! – nur von dunkelgrünem Stoff war.

O ja, hübsch war sie, sehr hübsch: Arthur Donnithorne fand das. Hübscher als sonst jemand in und bei Hayslope, – hübscher als alle Damen, die jemals im Schlosse zum Besuch kamen – es wollte ihr beinahe scheinen, vornehme Damen seien immer etwas alt und häßlich – und hübscher auch als die Müllerstochter, welche in der ganzen Gegend die Schöne von Treddleston hieß. Und heute abend sah sich Hetty mit einer ganz andern Empfindung an, als sie je zuvor gehabt; ein unsichtbarer Zuschauer war bei ihr, dessen Auge auf ihr ruhte, wie der Morgen auf den Blumen. Seine sanfte Stimme sagte immer und immer wieder die hübschen Sachen, die sie im Wäldchen gehört hatte, sein Arm hielt sie umfaßt, und der zarte Rosenduft von seinem Haar umspielte sie noch immer. Selbst die eitelste Frau ist sich ihrer Schönheit nie ganz bewußt, als bis sie von dem Manne geliebt wird, der auch sie zur Leidenschaft entflammt.

Aber nun schien Hetty einzufallen, ihr fehle noch etwas; sie stand auf und nahm aus dem Leinenschrank ein altes schwarzes Spitzentuch und aus dem geweihten Auszuge, der ihre Lichter enthielt, ein Paar große Ohrringe. Das Tuch war alt, sehr alt, hatte schon manchen Riß, aber es faßte ihr die Schultern hübsch ein und stach ab gegen ihren weißen Oberarm. Die kleinen Ohrringe, die sie gewöhnlich trug, – wie hatte die Tante gescholten, als sie sich diese einsetzen ließ! – nahm sie heraus und machte die großen ein; sie waren nur von farbigem Glas und vergoldet; wer das aber nicht wußte, fand sie gerade so hübsch wie die von vornehmen Damen. Und so setzte sie sich wieder hin, mit den großen Ohrringen geputzt und das schwarze Spitzentuch um die Schultern gelegt. Sie sah auf ihre Arme: bis etwas unter den Ellbogen waren sie ganz hübsch, weiß und voll und Grübchen drin wie in den Wangen, aber unten, nahe am Handgelenk, da waren sie zu ihrem großen Ärger grob geworden vom Buttermachen und anderer Arbeit, welche vornehme Damen nie thaten.

Kapitän Donnithorne, dachte sie, lasse sie gewiß nicht mehr arbeiten, sähe sie gewiß am liebsten in schönen Kleidern und dünnen Schuhen und weißen Strümpfen, vielleicht mit seidenen Zwickeln drin; er hatte sie ja so lieb; nie hatte sie ein anderer so in den Arm genommen und geküßt. Sicher heiratete er sie und machte sie zu einer Dame – sie wagte den Gedanken kaum zu denken, aber anders konnte es ja nicht sein! Ganz heimlich würde er sie heiraten, wie des Doktors Gehilfe des Doktors Nichte geheiratet hatte, und das war eine ganze Zeit verborgen geblieben, und als man dahinter kam, da half kein Ärgern mehr. Der Doktor hatte ihrer Tante die ganze Geschichte erzählt, wo sie dabei war. Sie wußte nicht recht, wie die Sache kommen werde, aber das war ganz klar, der alte Herr durfte nie was davon erfahren; denn wenn ihm Hetty nur im Park begegnete, war sie schon vor Angst und Schrecken einer Ohnmacht nahe. Daß er jemals jung gewesen sei wie andre Leute, konnte sie sich gar nicht vorstellen; so lange sie denken konnte, war er der alte Herr gewesen, vor dem sich jeder fürchtete. O, es war gar nicht zu sagen, wie die Sache kommen würde! Aber der Kapitän, der würd' es schon wissen; der war ein großer Herr, konnte in allem seinen Willen haben und alles kaufen, was er nur wollte. Und alles mußte anders werden als es jetzt war! Sie sah sich schon als große Dame, fuhr in einer Kutsche und machte Toilette zum Diner, Federn ins Haar und ein Brokatkleid, dessen Rock auf dem Boden nachschleppte, wie bei Fräulein Lydia und Lady Dacey, die sie eines Abends ins Eßzimmer hatte gehen sehen, als sie durch das kleine runde Fenster im Korridor guckte; nur nicht so alt und häßlich würde sie sein wie Fräulein Lydia, und nicht so dick wie Lady Dacey, sondern im Gegenteil sehr hübsch, und ihr Haar wollte sie heute so, morgen so tragen, und bisweilen ein blaßrotes, bisweilen ein weißes Kleid anziehen – sie wußte selbst nicht, welches sie am liebsten leiden mochte; und Meister Burge und Marie Burge und alle Welt sähen sie dann in der Kutsche fahren, oder vielmehr, sie hörten davon; denn daß diese Dinge in Hayslope unter den Augen ihrer Tante vorgingen, konnte sie sich unmöglich denken. Bei dem Gedanken an all diesen Glanz erhob sich Hetty vom Stuhl; dabei faßte ihr Spitzentuch das Häkchen an dem kleinen Spiegel, und dieser fiel laut zur Erde. Aber sie war zu eifrig mit ihrem Glücksbilde beschäftigt, um sich danach zu bücken, und nach kurzem Schreck fing sie an, sich wie eine Taube in die Brust zu werfen und in der Kammer auf und ab zu schreiten, in der farbigen Schnürbrust und dem bunten Rock, das große schwarze Spitzentuch um die Schultern und die großen Glasohrringe in den Ohren.

Wie hübsch das kleine Kätzchen aussieht in dem seltsamen Aufzuge! Nichts leichter als sich in sie zu verlieben: an ihrem Gesicht und ihrer Gestalt ist alles so hübsch rund, wie bei kleinen Kindern; die zarten, dunkeln Ringeln ihres Haars fallen so reizend um Ohren und Hals; ihre großen, dunkeln Augen mit den langen Wimpern machen einen so wunderbaren Eindruck, als sitze da ein lustiger Kobold gefangen und schaue draus hervor.

O, welch' köstlichen Preis gewinnt ein Mann an einer süßen Braut wie Hetty! Wie die Männer ihn beneiden, die zur Hochzeit kommen und sie im weißen Spitzenschleier und Myrtenkranz an seinem Arm hängen sehen. Das liebe, junge, rundliche, sanfte, geschmeidige Ding! Grade so sanft muß ihr Herz sein, grade so frei von allen scharfen Ecken ihr Gemüt, grade so fügsam ihr Charakter; wenn da nicht alles gut geht, dann ist es des Mannes Schuld; er kann ja aus ihr machen was er will. Und der Bräutigam selbst denkt auch so; das kleine Herzblatt hat ihn so lieb, ihre kleinen Koketterien sind so bezaubernd, ihre Blicke und Bewegungen sind grade das, was ihm die Häuslichkeit zum Paradiese machen wird. In einer solchen Lage ist jeder Mann überzeugt, er verstehe sich vorzüglich auf Physiognomien. Die Natur hat ihre eigene Sprache, das weiß er, und die Natur ist immer wahr, und er glaubt diese Sprache zu kennen. Den Charakter seiner Braut hat ihm die Natur gezeichnet in diesen wunderschönen Linien an Wange, Mund und Kinn, diesen Augenlidern, die so zart sind wie Blütenblätter, diesen langen Wimpern, die sich kräuseln wie Staubfäden, und der dunkeln, feuchten Tiefe dieser wunderbaren Augen. Wie wird sie ihre Kinder vergöttern! sie ist selbst fast noch Kind, und die kleinen roten Dinger werden um sie herumhängen wie Knöspchen um die Blüte, und der Mann wird das sehen und freundlich lächeln und, wenn er sich satt gesehen, sich zurückziehen in das Heiligtum seiner Weisheit, zu welchem sein liebes Weibchen wohl ehrerbietig hinblickt, aber nie hineinguckt. Es ist eine Ehe wie im goldnen Zeitalter, wo die Männer alle weise und erhaben waren und die Frauen alle lieblich und liebevoll.

Ziemlich genau so dachte unser Freund Adam Bede von Hetty, nur sagte er's »mit ein bißchen andern Worten.« Wenn sie ihn kalt und hochmütig behandelte, so sagte er sich, sie liebe ihn nur nicht genug, und war dabei überzeugt, wem sie ihre Liebe gäbe – der besitze das größte Kleinod auf der Welt. Ehe der Leser wegen dieses Mangels an Scharfsinn von Adam verächtlich denkt, möge er sich selbst fragen, ob er je geneigt war, von einer hübschen Frau übel zu denken, und ob er je ohne unwidersprechlichen Beweis von der einen allerhübschesten Frau, die ihn behext hat, übel zu denken imstande war. Nein! Wer zarte Pfirsiche liebt, vergißt leicht den Stein und beißt bisweilen darauf, daß ihm die Zähne weh thun.

Auch Arthur Donnithorne hatte ungefähr dieselbe Vorstellung von Hetty, so weit er nämlich über ihr Wesen überhaupt nachgedacht hatte. Er war überzeugt, sie sei ein liebes, zärtliches gutes kleines Ding. Wer die schüchterne, zitternde Leidenschaft eines jungen Mädchens wachruft, hält das Mädchen immer für zärtlich, und wenn er einmal einen Blick in die Zukunft wirft, so erscheint er sich in seiner Vorstellung selbst als rechtschaffen zärtlich gegen sie, weil das arme Ding so liebevoll an ihm hängt. Gott hat diese guten Geschöpfe mal so gemacht und in Krankheitsfällen ist's eine sehr bequeme Einrichtung.

Am Ende glaube ich doch, auch die verständigsten unter uns müssen bisweilen so angeführt werden und von den Menschen das eine Mal besser, das andre Mal schlechter denken, als sie verdienen. Die Natur hat ihre Sprache und kann nicht lügen, – gewiß, aber noch kennen wir nicht alle ihre sprachlichen Feinheiten und beim schnellen Überfliegen lesen wir vielleicht das grade Gegenteil von dem heraus, was sie eigentlich will. Lange, dunkle Wimpern z. B. – kann es wohl was schöneres geben? Ich für mein Teil muß mir hinter einem dunkeln, grauen Auge mit langen, dunkeln Wimpern unwillkürlich etwas Tiefsinn denken, und doch hat mich Erfahrung gelehrt, daß sie sich auch mit Falschheit, Untreue und Dummheit vertragen. Habe ich mich dann aber aus bloßem Widerwillen an Fischaugen gehalten, so hat sich eine überraschende Ähnlichkeit im Ergebnis herausgestellt. So steigt einem endlich der Verdacht auf, daß es zwischen Augenwimpern und Sittlichkeit keine unmittelbare Beziehung giebt, oder anders ausgedrückt, daß die Wimpern unserer Schönen eigentlich die Sinnesart ihrer Großmutter ausdrücken, die uns im ganzen doch nicht so viel angeht.

Hettys Wimpern konnten nicht schöner sein, und jetzt, wo sie stolzierend wie eine Taube in ihrer Kammer auf- und abgeht und auf ihre Schultern mit der schwarzen Spitzeneinfassung herabblickt, macht sich der dunkle »Fransenvorhang« (wie Shakespeare es nennt) auf ihrer blaßroten Wange vollendet schön. Es sind nur matte, unbestimmte Bilder der Zukunft, die ihr bißchen Einbildungskraft fertig bringt, aber auf jedem Bilde ist sie die schöngeputzte Hauptfigur; Arthur ist immer in ihrer Nähe, nimmt sie in den Arm, küßt sie auch wohl, und alle Welt bewundert und beneidet sie, namentlich Marie Burge, deren neues Kattunkleid sich neben Hettys glänzender Toilette recht dürftig ausnimmt. Mischt sich in diesen Zukunftstraum irgend eine liebe oder wehmütige Erinnerung? Ein Gedanke der Liebe an ihre zweiten Eltern, an die Kinder, die sie mitgepflegt hat, an irgend einen Genossen ihrer Jugend, oder auch nur an ein Lieblingstier oder ein totes Andenken aus ihrer eigenen Kindheit?! Nein, nichts der Art. Es giebt Pflanzen, die haben so gut wie gar keine Wurzeln; man reiße sie aus von dem Stein oder der Mauer, wo sie gewachsen sind, und lege sie auf seinen Blumentopf im Zimmer, sie blühen grade so gut weiter. Für die alte Pächterwohnung hatte, glaube ich, Hetty gar kein Gefühl, und die Jakobsleiter und die lange Reihe von Stockrosen im Garten hatte sie nicht lieber als andere Blumen, vielleicht nicht mal ganz so lieb. Wie gänzlich ihr der Sinn abging, ihrem Onkel, der ihr ein zweiter Vater gewesen war, kleine Aufmerksamkeiten zu erweisen, das war gradezu unbegreiflich; sie hatte fast nie daran gedacht, ihm zu rechter Zeit seine Pfeife zu geben, ohne es sich erst sagen zu lassen, – ausgenommen freilich, wenn jemand zum Besuch da war, dem sie sich mehr in der Nähe zeigen wollte. Wie man ältere Leute sehr lieb haben könne, vermochte sie gar nicht zu fassen, und gar diese langweiligen Kinder Martinchen und Thoms und Totty, die waren so recht die Qual ihres Lebens gewesen, ganz wie summende Insekten, die einen am heißen Tage quälen, wenn man so gern ruhig säße. Der älteste, Martinchen, war noch ein Säugling, als sie zuerst auf den Pachthof kam – die früheren Kinder waren bald wieder gestorben –, und so hatte sie Hetty alle drei eins nach dem andern aufwachsen sehen, hatte sie auf die Wiese nehmen müssen, als sie kaum gehen konnten, oder an nassen Tagen in den halb leeren Gemächern des großen, leeren Hauses mit ihnen spielen müssen. Die Knaben waren nun zwar der weiblichen Pflege entwachsen, aber Totty quälte sie noch den langen lieben Tag und schlimmer als die andern je gethan, weil man von ihr mehr Aufhebens machte, und das Nähen und Ausbessern für sie nahm gar kein Ende. Mit wahrer Freude würde Hetty gehört haben, sie werde nie wieder ein Kind zu sehen bekommen; Kinder waren ja schlimmer als die häßlichen kleinen Lämmer, welche der Schäfer zu bessrer Pflege immer hereinbrachte, wenn die Schafe lammten; die Lämmer wurde man doch früher oder später wieder los. Was die kleinen Hühner oder Puten anging, so wäre ihr das bloße Wort »brüten« verhaßt gewesen, wenn ihre Tante sie nicht für die Pflege des jungen Geflügels dadurch interessiert hätte, daß sie ihr den Ertrag von je einem Jungen aus jeder Brut zusicherte. Die Küchlein mit ihren zarten Flaumfedern, die unter ihrer Mutter Flügel hervorguckten, machten Hetty nicht die geringste Freude; für diese Art von Schönheit hatte sie keinen Sinn, desto mehr aber für die hübschen neuen Sachen, welche sie sich mit dem gelösten Gelde auf dem Jahrmarkte in Treddleston kaufte. Und doch sah sie so reizend aus, wenn sie sich niederbückte und das durchgeweichte Brot in den Hühnerkorb legte, daß man sehr scharfsinnig hätte sein müssen, um eine solche Gefühllosigkeit bei ihr zu vermuten. Das Hausmädchen Molly mit ihrer Stupsnase und dem stark vorstehenden Kinn war wirklich ein weichherziges Mädchen, und wie Frau Poyser sagte, ein wahres Juwel für den Hühnerhof, aber auch auf ihrem dummen Gesichte war nichts von dieser mütterlichen Freude zu sehen, so wenig wie man durch einen braunen irdenen Krug das Licht einer Lampe sieht, die darin brennt.

Es ist gewöhnlich ein Weiberauge, welches zuerst die innern Mängel entdeckt, die sich unter der trügerischen Hülle der Schönheit verstecken; es kann daher auch nicht überraschen, daß Frau Poyser mit ihrem scharfen Blick und der reichlichen Gelegenheit zum Beobachten sich ein ziemlich richtiges Urteil gebildet hatte, was von Hetty an Gefühl zu erwarten sei, und in Augenblicken der Entrüstung hatte sie sich bisweilen mit großer Offenheit gegen ihren Mann darüber ausgesprochen.

»Sie ist grade wie ein Pfau, der auf der Mauer herumstolziert und sein Rad in der Sonne ausbreitet, wenn auch alle Leute im Dorfe im Sterben lägen; nicht das geringste nimmt sie sich zu Herzen; es hat sie nicht einmal gerührt, als wir glaubten, Totty wär' in den Teich gefallen. Der süße Engel! Sie saß mit ihren kleinen Schuhen im Schlamme fest, da hinten beim Pferdeteiche, und schrie sich beinahe das Herz ab. Aber Hetty, das konnte ich sehen, kümmerte sich gar nichts drum und sie hat doch das Kind mit groß gezogen von seiner Geburt an. Ich glaube, ihr Herz ist so hart wie ein Kiesel.«

»Nein, nein!« erwiderte ihr Mann, »du mußt Hetty nicht zu hart beurteilen. Die jungen Mädchen sind wie unreifes Korn; mit der Zeit geben sie gutes Mehl, aber noch sind sie weich und wässrig. Du sollst sehen, wenn Hetty erst einen guten Mann und selbst Kinder hat, dann geht alles gut.«

»Ich will gar nicht hart sein gegen das Mädchen. Sie ist recht anstellig und kann tüchtig helfen, wenn sie will, und beim Buttern würd' ich sie recht entbehren, denn darauf versteht sie sich. Und wie das auch sein mag, ich werde immer meine Pflicht thun gegen eine Nichte von dir und habe sie schon gethan; alles was zum Haushalt gehört, hab' ich ihr gezeigt, und ihre Pflicht hab' ich ihr oft genug vorgehalten, wenn ich auch, Gott weiß, keinen Atem übrig habe und oft genug das schreckliche Seitenstechen kriege. Mit den drei Mädchen im Hause müßte ich noch einmal so viel Kräfte haben, um die bei der Arbeit zu halten. Das ist grade, als wenn man drei Braten, jeden an seinem besonderen Feuer hat; wenn man den einen begießt, brennt der andere an.«

Hetty hatte vor ihrer Tante Respekt genug, um ihre Eitelkeit, so weit es sich ohne zu große Opfer thun ließ, vor ihren Blicken ängstlich zu verbergen. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihr Geld für Putz auszugeben, den Frau Poyser nicht leiden mochte, aber sie wäre vor Scham, Ärger und Angst gestorben, wenn die Tante in dem Augenblick in ihre Kammer getreten wäre und die Stümpfchen Licht hätte brennen und sie selbst mit Spitzentuch und Ohrringen hätte herumstolzieren sehen. Um sich vor einer solchen Überraschung zu schützen, verriegelte sie stets die Thür, und auch heute hatte sie es nicht unterlassen. Das war wohlgethan; denn ein leises Klopfen ließ sich hören, und in wahrer Herzensangst stürzte Hetty nach den Lichtern, blies sie aus und warf sie in den Auszug. Sie wagte nicht zu warten, bis sie ihre Ohrringe herausgenommen hatte; eilig warf sie das Tuch ab und ließ es auf die Erde fallen, ehe das Klopfen sich wiederholte. Woher das Klopfen kam, werden wir gleich hören, wenn wir Hetty auf kurze Zeit verlassen und zu Dina in dem Augenblick zurückkehren, wo sie Totty wieder ihrer Mutter übergab und in ihre Schlafkammer neben der Hettys ging.

Dina hatte ihre Freude an dem Fenster ihrer Schlafkammer. Im zweiten Stock des hohen Hauses gelegen gestattete es einen weiten Blick über die Felder. Ungefähr zwei Fuß darunter war in der dicken Wand ein breiter Tritt, wo sie einen Stuhl hinsetzen konnte. Und das erste, was sie in ihrer Schlafkammer that, war, daß sie sich auf diesen Stuhl setzte und auf die friedlichen Felder hinblickte, über die der Mond, grade hinter der Reihe Ulmen, groß heraufstieg. Am meisten liebte sie das Weideland, wo die Milchkühe sich gelagert hatten, und danach die Wiese, wo das Gras halb gemäht war und in silberglänzenden Halbkreisen lag. Das Herz war ihr so voll; nur noch einen Abend, und sie sah für lange Zeit zum letztenmal auf diese Felder hinaus. Aber bloß diese Landschaft zu verlassen, das focht sie wenig an, denn für sie hatte das öde Snowfield eben so viele Reize: an alle die lieben Menschen dachte sie, die ihr in diesen friedlichen Gefilden nahe getreten waren und die nun in ihrer liebenden Erinnerung für immer einen Platz hatten. Sie dachte an die Kämpfe und Not, die vielleicht ihrer warteten auf ihrer künftigen Lebensreise, wenn sie fern von ihnen sein würde und nicht erführe, was ihnen zustieße, und mit so starkem Druck beängstigte sie dieser Gedanke bald, daß sie an der schweigenden Stille der mondbeglänzten Felder sich nicht länger erfreuen konnte. Sie schloß die Augen, um desto schärfer die Nähe einer tieferen und innigeren Liebe und Güte zu empfinden, als Erde und Himmel vor ihr atmeten. So pflegte Dina oft im stillen zu beten, und wenn sie die Augen schloß und sich umfangen fühlte von der Nähe Gottes, dann schwanden allmählich ihre Befürchtungen und ihr sehnendes Sorgen um andere hinweg, wie Stücke Eis im warmen Meer. So hatte sie völlig still, die Hände auf den Schoß zusammengelegt, das blasse Mondlicht auf ihrem ruhigen Antlitz, wenigstens zehn Minuten gesessen, als sie durch ein lautes Geräusch, offenbar von einem herabfallenden Gegenstande in Hettys Kammer, aufgeschreckt wurde. Aber wie jedes Geräusch, das wir in der Zerstreuung hören, war es ganz unbestimmt, nur laut und überraschend, und Dina wußte nicht recht, ob sie es auch richtig gedeutet habe. Sie stand auf und horchte, aber schon war alles wieder still, und sie überlegte sich, Hetty habe wohl nur etwas auf die Erde geworfen, indem sie ins Bett stieg. Langsam begann sie sich zu entkleiden, aber nun knüpften sich ihre Gedanken an jenes Geräusch und richteten sich ganz auf Hetty – auf das liebe junge Ding, vor dem das Leben mit all seinen Prüfungen lag, auf welches die heiligen, täglichen Pflichten des Weibes und der Mutter warteten, und das in seinem Innern auf das alles so wenig vorbereitet war, dessen Sinn lediglich auf kleine, thörichte, selbstsüchtige Freuden ging, das ihr vorkam, wie ein Kind, welches am Beginn einer langen, mühseligen Reise, auf der es Hunger und Kälte und obdachlose Finsternis zu tragen haben wird, mit seinen Puppen spielt. Dina war aus zwiefachem Grunde um Hetty bekümmert: sie teilte Seths ängstliche Sorge um seines Bruders Schicksal, und hatte sich nicht überzeugen können, daß Hetty nur Adam noch nicht genug liebe, um ihn zu heiraten; der Mangel jeder warmen, hingebenden Liebe in Hettys Wesen war ihr zu deutlich, als daß sie in ihrer Kälte gegen Adam einen Beweis hätte sehen können, sie wolle ihn nur nicht grade zum Manne haben. Und diese Lücke in Hettys Natur erregte nicht Dinas Abneigung, sondern rührte sie nur zu tieferem Mitleid; das liebliche Gesicht und die hübsche Gestalt ergriffen sie, wie Schönheit immer eine reine und zarte Seele ergreift, die von selbstischer Eifersucht frei ist; sie sah in dieser Schönheit eine köstliche Himmelsgabe, gegen welche die Not, Sünde und Sorge, die sich daran knüpften, nur um so schmerzlich erschütternder abstachen, – grade wie der Wurm in einer Lilienknospe trauriger anzusehen ist als in einer gemeinen Feldblume.

Bis sich Dina ganz entkleidet und ihren Nachtrock angezogen hatte, war diese Empfindung für Hetty peinlich stark geworden; ihre Einbildungskraft zeigte ihr ein dorniges Dickicht von Sünde und Leid, und das arme Ding darin, wie es blutend und zerrissen sich loszumachen strebte, mit Thränen in den Augen nach Hilfe blickte und keine Hilfe fand. In dieser Weise pflegten Dinas Einbildung und Mitgefühl herüber und hinüber zu wogen und eins das andere zu verstärken. Sie fühlte ein tiefes Verlangen, jetzt gleich hinzugehen und in Hettys Ohr alle die Worte liebevoller Mahnung und Warnung auszuströmen, die auf ihre Seele einstürzten. Aber vielleicht schlief Hetty schon. Dina legte das Ohr an die Zwischenwand und hörte immer noch einiges leise Geräusch, woraus sie schloß, Hetty sei nicht im Bett. Doch zögerte sie noch; sie war noch nicht ganz sicher, daß es so Gottes Wille sei; die Stimme, die sie zu Hetty gehen hieß, schien nicht stärker als die andere Stimme, welche sagte, Hetty sei müde, und wenn sie jetzt zu ungelegener Zeit zu ihr ginge, so könne sich ihr Herz nur noch mehr verhärten und ganz verschließen. Sie mußte ein deutlicheres Gebot haben als diese inneren Stimmen. Noch war es hell genug, um in der Bibel zu lesen; sie kannte jede Seite darin aufs genaueste und konnte, ohne Überschrift oder Seitenzahl zu sehen, angeben, welches Buch sie aufgeschlagen, bisweilen welches Kapitel sie vor sich habe. Es war eine kleine, dicke Bibel, die Ränder vom vielen Gebrauch ganz abgegriffen. Dina legte sie auf die Fensterbank, wo es am hellsten war, und schlug sie mit dem Zeigefinger auf. Die ersten Worte, die ihr ins Auge fielen, standen oben links auf der Seite: »Es ward aber viel Weinens unter ihnen allen und fielen Paulus um den Hals und küßten ihn.« Das war Dina genug; sie hatte das Kapitel aufgeschlagen von dem merkwürdigen Abschied von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus, wo es Paulus drängt, sein Herz zu einer letzten Ermahnung und Warnung zu öffnen. Nun zögerte sie nicht länger, sondern öffnete leise ihre Thür, ging an Hettys Kammer und klopfte. Wie wir schon wissen, mußte sie zweimal klopfen, weil Hetty erst ihre Lichter auslöschen und das schwarze Spitzentuch abwerfen mußte; aber auf das zweite Klopfen öffnete sich sogleich die Thür. Dina sagte: »Darf ich hereinkommen, Hetty?« und ohne zu antworten, denn sie war verwirrt und verdrießlich, machte Hetty die Thür noch weiter auf und ließ sie herein.

Welch ein wunderbarer Gegensatz, diese beiden Gestalten! Dämmerlicht und Mondschein ließen sie deutlich genug erkennen. Hettys Wangen brannten und ihre Augen leuchteten von ihrer aufgeregten Träumerei, der schöne Hals und die Arme waren nackt, das Haar hing ihr in lockiger Verwirrung über den Nacken herunter, in ihren Ohren glänzte der flitterhafte Putz. Dina dagegen, in ihrem langen, weißen Nachtgewande ganz verhüllt, das blasse Antlitz voll unterdrückter Erregung, sah fast aus wie eine schöne Leiche, in welche die Seele, mit erhabeneren Geheimnissen und einer erhabeneren Liebe erfüllt, zurückgekehrt ist. Sie waren fast von gleicher Gestalt, doch erschien Dina als die größere, als sie Hettys Brust umschlang und sie auf die Stirn küßte.

»Ich wußte, daß du noch nicht zu Bett warst, liebe Hetty,« sprach sie mit ihrer süßen, klaren Stimme, über die Hetty sich ärgerte, da sie in ihre eigene verdrießliche Laune hineinklang wie Musik in Kettengeklirr, – »ich wußte, daß du noch nicht zu Bett warst; ich hörte dich noch gehen, und mich verlangte recht, heute nacht noch einmal mit dir zu sprechen; es ist die vorletzte Nacht, daß ich hier bin, und morgen kann manches dazwischenkommen, daß wir allein sind. Darf ich mich zu dir setzen, während du dir das Haar machst?«

»O gewiß,« sagte Hetty, wandte sich rasch um und reichte ihr den zweiten Stuhl in der Kammer, ganz froh, daß Dina ihre Ohrringe gar nicht zu bemerken schien.

Dina setzte sich, und Hetty bürstete und flocht sich das Haar mit jener Miene übertriebener Gleichgiltigkeit, die von einem bösen Gewissen zu zeugen pflegt; aber der Ausdruck in Dinas Augen beruhigte sie allmählich. Sie schienen das Einzelne gar nicht zu bemerken.

»Liebe Hetty,« sprach sie, »der Geist hat mir heute abend eingegeben, es könne in Zukunft Trübsal über dich kommen; Trübsal ist uns allen hienieden bestimmt, und es kommt eine Zeit, wo wir mehr Trost und Hilfe bedürfen, als die Dinge dieser Welt uns geben können. Ich komme, dir zu sagen, daß, wenn du je in Trübsal gerätst und einen Freund nötig hast, der dich immer lieb haben wird, daß du dann an Dina Morris in Snowfield eine Freundin hast, und wenn du zu ihr gehst oder nach ihr schickst, so wird sie nie diese Nacht vergessen und die Worte, welche sie jetzt zu dir spricht. Willst du das behalten, Hetty?«

»Ja,« erwiderte Hetty etwas erschrocken. »Aber warum glaubst du, daß Trübsal über mich kommt? Weißt du irgend was?«

Hetty hatte sich hingesetzt, indem sie sich die Haube festband, und nun beugte sich Dina zu ihr nieder, faßte ihre Hände und antwortete:

»Weil Trübsal in diesem Leben uns allen bevorsteht. Wir hängen unser Herz an Dinge, die wir nach Gottes Willen nicht haben sollen, und dann haben wir Kummer; die wir lieb haben, werden von uns genommen, und wir haben an nichts mehr Freude, weil sie nicht bei uns sind; Krankheit kommt über uns, und wir erliegen unter der Last unsres schwachen Leibes; wir gehen fehl und thun Unrecht und kommen so in Unfrieden mit unsern Mitmenschen. Es kommt niemand auf diese Welt, nicht Mann noch Weib, dem nicht eine oder die andere dieser Prüfungen bereitet würde. Und darum glaube ich, auch du mußt solche bestehen, und ich bitte dich ernstlich, du mögest nach Kraft suchen bei deinem himmlischen Vater in den Tagen deiner Jugend, auf daß du eine Stütze habest, die dich nicht verläßt am bösen Tage.«

Dina hielt inne und ließ Hettys Hände los. Hetty saß ganz still, ihr Herz gab keine Antwort auf Dinas freundliche Neigung, aber bei den Worten, die ihre Freundin mit feierlicher Bestimmtheit aussprach, durchschauerte sie kalte Furcht. Ihre Röte war beinahe der Blässe gewichen; sie hatte die Feigheit einer weichlichen, vergnügungssüchtigen Natur, die vor jeder Möglichkeit des Schmerzes zurückbebt. Dina bemerkte diese Wirkung, und ihre zärtlich besorgte Mahnung wurde um so dringender, bis Hetty, ganz erfüllt von einer unbestimmten Furcht, irgend ein Unglück würde irgend einmal über sie kommen, zu weinen anfing.

Wir pflegen zu sagen, die niedrigere Natur könne nie die höhere begreifen, die höhere dagegen überschaue jene vollkommen. Aber nach meiner Ansicht muß die höhere Natur dieses Verständnis erst lernen, wie wir in der Kindheit sehen lernen unter manchen harten Erfahrungen, oft unter Wunden und Rissen, wenn wir die Dinge am verkehrten Ende anfassen und die Entfernungen nicht richtig schätzen. Noch nie hatte Dina Hetty so ergriffen gesehen, und in ihrem liebevollen Vertrauen hoffte sie auch diesmal, es sei die Wirkung eines göttlichen Anstoßes. Sie küßte das schluchzende Mädchen und weinte mit ihr vor dankbarer Freude. Aber Hetty war lediglich in der reizbaren Stimmung, wo sich gar nicht berechnen läßt, welche Wendung die Empfindungen von einem Augenblick zum andern nehmen, und zum erstenmal im Leben wurde sie über Dinas Liebkosungen verdrießlich. Sie stieß sie ungeduldig von sich und sagte unter kindischem Schluchzen:

»Sag' mir so was nicht, Dina. Warum kommst du her und ängstigst mich? Ich hab' dir nie etwas gethan. Warum läßt du mich nicht in Ruhe?«

Der armen Dina fuhr es wie ein Stich durchs Herz. Sie war zu verständig, um weiter in sie zu dringen, und sagte nur milde: »du bist müde, liebes Kind; ich will dich nicht länger aufhalten. Mach nur rasch, daß du zu Bett kommst. Gute Nacht.«

Sie ging fast so leise und schnell hinaus als wäre sie ein Geist gewesen; aber so bald sie wieder in ihrer eigenen Kammer war, warf sie sich auf die Knie und strömte in tiefem Schweigen all das heiße Erbarmen aus, dessen ihr Herz voll war.

Und Hetty – sie war bald wieder im Wäldchen; ihre wachen Träume versanken nun in ein wirkliches Traumleben, welches kaum zusammenhangsloser und verwirrter war als jene.


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