George Eliot
Adam Bede - Erster Band
George Eliot

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Neunter Abschnitt

Hettys kleine Welt

Während sie die breiten Blätter zurechtlegte, von denen die blaßgelbe duftige Butter sich abhob wie Primeln von ihren Blattkelchen, dachte Hetty, fürchte ich, viel viel mehr an die Blicke, welche ihr Kapitän Donnithorne zugeworfen hatte, als an Adam und sein Unglück. Leuchtende Blicke der Bewunderung von einem hübschen jungen Herrn mit weißen Händen und einer goldenen Kette, der dann und wann sogar Uniform trug und ganz unermeßlich reich und vornehm war – das waren die warmen Strahlen, in deren Scheine ihr kleines Herz zitterte und seine thörichten Melodien immer wieder von vorn spielte. Auch die Memnonssäule tönte nicht von dem Stoß mächtiger Winde, sondern nur bei einigen wenigen, rasch enteilenden Strahlen der Morgensonne, und so müssen wir uns auch an die Entdeckung gewöhnen lernen, daß von den so künstlich gearbeiteten Instrumenten, die man Menschenseelen nennt, einige nur eine sehr beschränkte Reihe von Tönen umfassen und bei manchen Griffen gar nicht anschlagen, bei denen andere vor Entzücken beben oder in Verzweiflung zusammenschrecken.

Für Hetty war es ganz etwas gewöhnliches, daß die Leute sie gern sahen; sie durchschaute es recht gut, daß der junge Pachter Lucas aus Broxton eines Sonntags nachmittags nach Hayslope in die Kirche kam, bloß um sie zu sehen, und sich ihr viel entschiedener genähert haben würde, wenn Onkel Poyser, der von des alten Lucas' Pachtung keine besondere Meinung hatte, seiner Frau nicht verboten hätte, ihm mit der geringsten Höflichkeit entgegenzukommen; sie wußte ebenso, daß der herrschaftliche Gärtner Craig bis über die Ohren in sie verliebt sei und in der letzten Zeit mit köstlichen Erdbeeren und ganz übertriebenen Sendungen Erbsen ihr die unverkennbarsten Geständnisse gemacht hatte. Und noch besser wußte sie, daß Adam Bede, der große stattliche gescheite brave Adam Bede, der bei allen Leuten ringsum so viel galt und den ihr Onkel abends so gern zum Besuch hatte, weil, wie er sagte, Adam von dem Grunde der Dinge ein gut Stück mehr wisse als viele andere, die sich besser dünkten – sie wußte, sage ich, daß sie diesen Adam, der oft gegen andere Leute recht mürrisch war und den Mädchen nicht gerade viel nachlief, in jedem Augenblick durch ein bloßes Wort oder einen Blick erbleichen oder erröten machen konnte. Hetty hatte keinen großen Kreis von Bekanntschaften, so daß sie viele Vergleiche hätte anstellen können, aber sie konnte doch nicht verkennen, daß Adam ein Stück von einem Mann sei, daß er immer etwas zu sagen wußte, den Schuppen auf dem Hofe gegen drohenden Einsturz geschützt und die Buttermilch in kürzester Frist verbessert hatte, daß er mit einem Blick den Wert eines umgefallenen Wallnußbaumes richtig schätzte, den Grund erkannte, warum die Wände feucht wurden, und Mittel gegen die Ratten hatte, daß er eine schöne Hand schrieb, die jeder lesen konnte, und im Kopfrechnen etwas leistete – ein Grad von Bildung, der unter den reichsten Bauersöhnen der Gegend durchaus vereinzelt dastand. Wie war er so ganz verschieden von dem schläfrigen Lucas, der einmal den ganzen Weg von Broxton nach Hayslope neben ihr geschwiegen und nur die eine Bemerkung gemacht hatte, die grauen Gänse legten schon Eier! Und der Gärtner Craig – nun, er war wohl ein ganz verständiger Mensch, aber doch auch ein bißchen knickbeinig und leierte so kurios mit seiner Sprache; zudem war er, milde gerechnet, sehr nahe an die Vierzig.

Hetty war überzeugt, ihr Onkel wünsche, daß sie Adam Hoffnung machen sollte, und würde es gern sehen, wenn sie ihn heiratete. Denn damals war der Rangunterschied zwischen Pächtern und anständigen Handwerkern noch nicht so scharf gezogen, und am eigenen Herd so gut wie im Wirtshause tranken sie zusammen ihren Krug Bier, wobei die Pächter im stillen Bewußtsein ihres größeren Vermögens und bedeutenderen Ansehens in der Gemeinde über ihren handgreiflichen Mangel an Unterhaltungsgabe sich trösteten. Martin Poyser ging nicht gern ins Wirtshaus, sondern plauderte lieber gemütlich zu Haus bei seinem eigenen Dünnbier, und so angenehm er es fand, einem dummen Nachbar, der keinen Begriff von der bestmöglichen Bewirtschaftung seines Hofes hatte, die Sache gründlich auseinanderzusetzen, so war es ihm doch auch eine willkommene Abwechslung, von einem klugen Burschen wie Adam Bede etwas zu lernen. Darum war Adam in den letzten drei Jahren – seitdem er den Bau der neuen Scheune geleitet hatte – immer ein willkommener Gast auf dem Pachthofe gewesen, besonders an Winterabenden, wo in guter alter Weise die ganze Familie, der Herr und die Hausfrau, die Kinder und das Gesinde, in der herrlichen Küche in wohlabgemessenen Abständen um das helle Feuer zusammensaßen. Und die letzten zwei Jahre wenigstens hatte Hetty zu wiederholten Malen ihren Onkel sagen hören: »wenn der Adam auch noch jetzt als Geselle um Lohn arbeitet, sein eigner Herr wird er doch mal, so gewiß wie ich hier auf dem Stuhl sitze; Meister Burge hat ganz recht, daß er ihn ins Geschäft nehmen und ihm seine Tochter zur Frau geben will, wenn's wahr ist, was man sich erzählt; die den kriegt, wird gewiß nicht betrogen.« Und Frau Poyser hatte dieser Bemerkung immer herzlich beigestimmt: »Ja«, pflegte sie zu sagen, »das ist alles recht schön, wenn man einen heiratet, der ein gemachter Mann ist, aber es kommt auch vor, daß es ein ausgemachter Narr ist, und die Tasche voll Geld zu stecken, ist ganz unnütz, wenn man ein Loch drin hat. Es hilft einem nichts, sich in seinen eigenen Wagen zu setzen, wenn einer fährt, dem's am Besten fehlt: er wirft doch bald um, und man liegt im Graben. Ich habe immer gesagt, ich heiratete keinen Mann, der nicht Grütze im Kopfe hätte; denn was nützt es einer Frau, daß sie selbst nicht auf den Kopf gefallen ist, wenn sie einen Hansnarren neben sich hat, den alle Leute auslachen? Sie könnte sich ebensogut ihre besten Kleider anziehen und verkehrt auf 'nem Esel reiten.«

So bildlich all diese Worte waren, sie zeigten doch deutlich genug, was Frau Poyser von Adam hielt, und obgleich sie so gut wie ihr Mann vielleicht anders gedacht hätten, wenn Hetty ihre eigene Tochter gewesen wäre, – für ihre arme Nichte hätten sie offenbar eine Heirat mit Adam sehr gern gesehen. Denn Hetty wäre nichts anders übrig geblieben, als Dienstmagd zu sein und zu bleiben, wenn ihr Onkel sie nicht zur Hilfe für seine Frau ins Haus genommen hätte, deren Gesundheit ihr seit Tottys Geburt jede schwerere Arbeit verbot und nur noch die Aufsicht über die Kinder und das Gesinde erlaubte. Eine feste Hoffnung hatte indes Hetty dem Adam nie gegeben. Selbst in solchen Augenblicken, wo ihr seine Überlegenheit über ihre andern Anbeter am meisten einleuchtete, hatte sie sich nie zu dem Gedanken entschließen können, seine Bewerbung anzunehmen. Sie freute sich in dem Bewußtsein, daß dieser starke, geschickte, verständige Mann in ihrer Gewalt sei, und wäre außer sich gewesen, wenn er nur die leiseste Absicht gezeigt hätte, das Joch der Herrschaft ihrer Koketterie abzustreifen und sich der sanften Marie Burge zuzuwenden, die ihm für das kleinste Zeichen von Aufmerksamkeit höchst dankbar gewesen sein würde. »Marie Burge?! wirklich! So 'n Milchgesicht! Wenn sie ein Stück rotes Band trüge, dann säh' sie so gelb aus wie 'ne Butterblume, und ihr Haar ist so schlicht, wie ein Packen Baumwolle.« Und so oft einmal Adam mehrere Wochen hintereinander vom Pachthofe wegblieb oder sonst durch ein Zeichen verriet, daß er seine Leidenschaft für thöricht erkenne und darum zu unterdrücken suche, dann war Hetty darauf bedacht, ihn wieder durch ein sanftes schüchternes Wesen in ihr Netz zu ziehen, als wäre sie traurig über seine Vernachlässigung. Aber Adam heiraten – das war ganz was anders! Nichts in der Welt konnte sie dazu verlocken. Ihre Wangen röteten sich nie auch nur einen Schatten tiefer, wenn sein Name genannt wurde; sie schauerte nicht freudig zusammen, wenn sie ihn auf den Hof kommen oder auf dem Fußwege über die Wiese unerwartet auf sich zuschreiten sah; wenn seine Augen auf ihr ruhten, fühlte sie nur den kalten Triumph, zu wissen, daß er sie liebe und nicht daran denke, Marie Burge anzusehen; die Empfindungen, welche den süßen Rausch der jungen Liebe ausmachen, konnte er in ihr so wenig hervorrufen, wie das bloße Bild der Sonne den Saft in den zarten Fasern der Pflanzen emportreiben kann. Sie sah in ihm nur den armen Handwerker, der seine alten Eltern zu ernähren hatte und ihr gewiß für lange Zeit noch nicht einmal die Annehmlichkeiten des Lebens geben konnte, die ihr im Hause ihres Onkels geboten wurden. Und alle Träume der kleinen Hetty gingen nur auf die Annehmlichkeiten des Lebens; ein Wohnzimmer zu haben mit einem Teppich, immer weiße Strümpfe zu tragen, große schöne Ohrringe nach der neuesten Mode zu haben, ihr Kleid am Halse mit feinen Spitzen zu besetzen, sich etwas ins Taschentuch zu thun – sie wußte nicht recht was – wovon es so schön röche, wie der alten Lydia Donnithorne ihres, wenn sie es in der Kirche herauszog, und nicht früh aufstehen und sich von keinem ausschelten lassen zu müssen – ja, dachte sie, wenn Adam so reich wäre und ihr das bieten könnte, dann hätte sie ihn wohl lieb genug zum Heiraten.

Aber in den letzten paar Wochen war eine neue Gewalt über Hetty gekommen. Ein unbestimmtes Etwas, das nur in der Luft lag, noch nicht die Gestalt eingestandener Hoffnungen oder Aussichten annahm, aber eine angenehme betäubende Wirkung übte, so daß sie herumging und ihre Arbeit that wie im Traum und ohne jedes Gefühl von Last oder Anstrengung, und alles um sich her wie durch einen zarten fließenden Schleier sah, als lebte sie nicht in dieser harten Welt von Holz und Stein, sondern in einer verklärten Welt, wie sie das Sonnenlicht im feuchten Blau der Gewässer zeigt – was war es, dies Etwas? Sie hatte bemerkt, daß der junge Herr Arthur sich außerordentlich viel Mühe gab, um nur ihren Anblick zu haben, daß er in der Kirche immer den Platz einnahm, wo er sie sowohl im Sitzen als im Stehen am besten sehen konnte, daß er fortwährend Gründe zu finden wußte, um auf dem Pachthofe vorzusprechen, und immer ein Wort an sie zu richten verstand, worauf sie ihn ansehen und anreden mußte. Das arme Kind dachte einstweilen so wenig, der junge Herr könne je ihr Liebhaber werden, wie eine hübsche Bäckerstochter mitten im festlichen Gedränge, die ein junger Kaiser durch ein fürstliches Lächeln der Bewunderung auszeichnet, daran denkt, daß sie je Kaiserin sein werde. Aber die Bäckerstochter geht nach Haus und träumt von dem hübschen jungen Kaiser und irrt sich vielleicht beim Abwiegen des Mehls, während sie daran denkt, was für ein himmlisches Los es sein müsse, ihn zum Manne zu haben; und so hat auch unsre arme Hetty ein Gesicht und eine Gestalt, die sie wachend und schlafend in ihren Träumen verfolgen; helle, sanfte Blicke sind in sie eingedrungen und haben ihr Leben mit einem wundersamen, seligen Verlangen erfüllt. Die Augen, welche diese Blicke schossen, waren in Wirklichkeit nicht halb so schön wie die Adams, welche sie bisweilen mit einer wehmütigen, flehenden Zärtlichkeit ansahen, aber sie fanden willige Fürsprache an Hettys kleiner, thörichter Einbildung, in deren Kreis die liebevollsten Blicke Adams nie Eingang fanden. Drei Wochen lang wenigstens hatte ihr inneres Leben kaum in etwas anderem bestanden, als in der Erinnerung die Blicke und Worte wieder durchzuleben, welche Arthur an sie gerichtet hatte, – kaum in etwas anderem, als die Empfindungen sich wieder vorzuführen, wie sie seine Stimme draußen vor dem Hause gehört und ihn hereinkommen gesehen hatte und sich bewußt geworden war, daß seine Blicke an ihr hingen, und dann sich bewußt geworden war, daß seine große Gestalt auf sie herabsah mit Augen, die sie zu berühren schienen, und immer dichter und dichter an sie herankam in wunderbaren Kleidern und so süß duftend wie ein Blumenbeet im Hauch des Abendwindes. Thörichte Gedanken, lieber Leser! So ganz verschieden, nicht wahr, von der Liebe, die in unsern Tagen hübsche Kinder von achtzehn Jahren fühlen; aber unsre Geschichte spielt ja, vergeßt das nicht, vor sechzig Jahren, und Hetty war ganz ungebildet, ein einfaches Bauermädchen, für welches ein vornehmer Herr mit einer weißen Hand eine so blendende Erscheinung war wie der olympischen Götter einer. Bis heute hatte sie nie weiter in die Zukunft geblickt, als bis zu dem nächsten Besuch, den Kapitän Donnithorne auf dem Pachthofe machen würde, oder bis zum nächsten Sonntag, wo sie ihn in der Kirche sähe; aber jetzt gingen ihre Gedanken weiter: vielleicht suchte er ihr zu begegnen, wenn sie morgen durch den Park ginge, und wenn er dann mit ihr spräche und sie etwas begleitete, ohne daß jemand dabei wäre, – das hatte sie noch nicht erlebt, und nun ging ihre Einbildungskraft, statt zurück in die Vergangenheit, hastig vorwärts auf morgen: – an welcher Stelle im Park sie ihn wohl auf sich zukommen sähe; wie sie ihr neues Rosaband anstecken wolle, welches er noch gar nicht kenne, und was er wohl sagen würde, damit sie seinen Blick erwidern müsse – einen Blick, o! den sie in der Erinnerung wieder durchleben würde, immer und immer wieder, den ganzen Tag.

In diesem Seelenzustande – wie konnte Hetty Mitgefühl haben für Adams Unglück oder viel daran denken, daß der arme, alte Matthis ertrunken sei? Junge Gemüter, in einem so lieblichen Rausch wie der ihrige, nehmen so wenig Anteil an andern wie Schmetterlinge, die Nektar schlürfen; von jeder Möglichkeit des Mitgefühls sind sie geschieden durch eine Schranke von Träumen, durch unsichtbare Blicke und ungreifbare Arme.

Während Hettys Hände fleißig Butter kneteten und ihr Kopf voll war von diesen Bildern des kommenden Tages, hatte auch Arthur, als er neben seinem Freunde nach dem Thale des Weidenbaches hinritt, einige unbestimmte Vorgefühle, die auf dem Grunde seiner Seele hin und her wogten, während sein Ohr Irwines Bericht über Dina vernahm; aber so unbestimmt diese Vorgefühle auch sein mochten, sie waren doch stark genug, daß es ihn überkam wie ein Gefühl von Schuld, als ihn der Pastor plötzlich fragte:

»Was hat Sie denn heute so in Frau Poysers Milchkammer bezaubert, Arthur? Haben Sie plötzlich eine Leidenschaft für feuchte Wände und Rahmsatten?«

Arthur kannte den Rektor zu gut, um einen kleinen Vorwand für ausreichend zu halten, und sagte daher mit gewohnter Offenheit: »Nein, ich wollte mir das hübsche Milchmädchen, die Hetty Sorrel, ansehen. Sie ist eine wahre Hebe, und wenn ich ein Künstler wäre, ich müßte sie malen. Es ist erstaunlich, was für hübsche Mädchen man unter den Pachterstöchtern sieht, während die Männer so plumpe Kerls sind. So 'n gewöhnliches rundes rotes Gesicht, wie man's bisweilen bei den Männern sieht – das ganze Gesicht eine Backe ohne alle Züge wie Martin Poyser sein's – wird bei den Frauen oft das reizendste Antlitz, das sich denken läßt.«

»Nun, ich habe nichts dagegen, wenn Sie Hetty vom künstlerischen Gesichtspunkte betrachten, aber daß Sie mir ja nicht ihrer Eitelkeit schmeicheln und dem kleinen Dinge in den Kopf setzen, sie sei eine große Schönheit, der vornehme Herren nachgehen, sonst ist sie für gewöhnliche Leute zur Frau verdorben, für den guten Craig z. B., der ihr, wie ich bemerkt habe, oft schmachtende Blicke zuwirft. Die kleine Katze scheint so schon genug im Kopfe zu haben, um ihren künftigen Mann das Leben so sauer zu machen, wie es nach dem natürlichen Gange der Dinge jeden ruhigen Mann erwartet, der eine Schönheit heiratet. Aber beim Heiraten fällt mir ein, hoffentlich gründet sich unser Freund Adam jetzt seinen eigenen Herd, da sein alter Vater tot ist; in Zukunft braucht er bloß für seine Mutter zu sorgen, und es kommt mir so vor, als spiele da so 'n zartes Verhältnis zwischen ihm und der netten, bescheidnen Marie Burge; wenigstens schließ' ich das aus einer Andeutung, die der alte Meister Jonathan einmal im Gespräch gegen mich fallen ließ. Aber als ich es gegen Adam selbst erwähnte, schien es ihm unangenehm zu sein, und er gab dem Gespräch eine andere Wendung. Vielleicht geht die Geschichte nicht so ganz glatt ab, oder Adam hält sich auch zurück, bis sich seine Lage verbessert. Er hat Unabhängigkeit des Sinnes genug für zwei; sein Stolz ist sogar etwas übertrieben.«

»Das wär' 'ne vorzügliche Partie für Adam. Er würde so ganz unvermerkt Burges Nachfolger und machte gewiß etwas tüchtiges aus dem Geschäft, dafür stehe ich. Es wäre mir eine rechte Freude, wenn er sich hier bei uns gut bettete; ich hätte ihn dann gleich als Großvezir bei der Hand, wenn ich einen brauchte. Was würden wir alles zusammen verbessern und wie viel neue Anlagen machen! Ich habe übrigens das Mädchen, so viel ich weiß, nie gesehen, wenigstens habe ich sie nie angesehen.«

»Sie können sie sich nächsten Sonntag in der Kirche ansehen; sie sitzt bei ihrem Vater links von der Kanzel. Und, Arthur – Sie brauchen dann auch die Hetty Sorrel nicht so oft anzusehen. Wenn ich mir mal überlegt habe, daß es über meine Kräfte geht, einen Hund, der mir gefällt, zu kaufen, so sehe ich ihn auch nicht weiter an; denn wenn er mich nun gern leiden möchte und mich freundlich ansähe, so könnte der Kampf zwischen Rechnung und Neigung unangenehm hart werden. Ich thue mir auf diese meine Weisheit etwas zu gute, Arthur, und da mir in meinen Jahren das Weisesein leichter wird, so will ich sie Ihnen abtreten.«

»Danke freundlich; vielleicht kommt sie mir in Zukunft mal zu passe; für jetzt wüßte ich nicht, daß ich davon Gebrauch machen könnte. Aber sehen Sie nur, wie der Bach ausgetreten ist! Und da sind wir am Fuß des Hügels; wie wär's mit einem kurzen Galopp?«

Das ist ein großer Vorteil des Gesprächs beim Reiten: jeden Augenblick kann man's durch einen Trab oder einen Galopp abbrechen, und im Sattel hätte man sich vor Sokrates selbst retten können. Die beiden Freunde waren von jedem Zwange einer weiteren Unterhaltung frei, bis sie an der Hinterthür von Adam Bedes Hütte hielten.


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