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Johannes Evangelista Purkinje

Geboren am 17. Dezember 1787 zu Libochowitz bei Leitmeritz in Böhmen, trat er mit 18 Jahren in den geistlichen Piaristenorden. Er verließ diesen aber vor Ablegung des Gelübdes und studierte in Prag Medizin, wo er 1819 promovierte. Bereits 1823 wurde er ordentlicher Professor der Physiologie und Pathologie in Breslau. Von 1849 bis zu seinem Tode – am 28. Juli 1869 – war er Professor der Physiologie in Prag. – Er gilt als einer der genialsten Forscher des 19. Jahrhunderts: 1825 entdeckte er das Keimbläschen im Vogelei, 1835 (mit Valentin) die Flimmerbewegung, und zwei Jahre vor Schwann (1837) hat er den Hauptgedanken der Zellenlehre öffentlich ausgesprochen. Im Jahre 1839 errichtete er das erste physiologische Institut der Welt. – Goethe bemerkt, daß ihn Purkinjes Werk über das subjektive Sehen »besonders aufregt«; er exzerpiert es eifrig und verwendet es für seine Zwecke. Purkinjes Persönlichkeit nennt Goethe »merkwürdig« und von »unerhörter Anstrengung und Aufopferung«; an einer anderen Stelle sagt Goethe von ihm (1823): »Ein solcher autodidaktischer und heautoutimorumenischer, geistreicher und genialer Piarist nimmt sich zwischen Protestanten gar wunderlich aus ...« Später standen Purkinje's Experimente unter dem Einfluß von Flourens Thomsen, Skandinav Archiv für Physiologie. Bd. 35, 321 (1794–1867).

 

Breslau, den 27. November 1825.

Euer Excellenz!

Hoch würdiger Herr!

Ich habe es gewagt, Ihnen die zweite Folge meiner Untersuchungen über das Sehen in subjectiver Hinsicht Zweites Bändchen. Neuere Beiträge zur Kenntnis des Sehens in subjektiver Hinsicht. Mit 4 illumin. Kupfertafeln. Berlin 1825. Es ist »Sr. Exc. Hrn. Johann Wolfgang von Goethe gewidmet«. zu dediciren, weil ich mich des Wunsches nicht entschlagen konnte, jede meiner mühsamen Geistesarbeiten zum Denkmal meines Gefühls aufzustellen. Sie dürfen sich nicht daran stoßen, daß die Sache zugleich in einem medizinischen Journal abgedruckt erscheint; es ist dies hierbei unwesentlich, und gegen die ursprüngliche Bestimmung, ein Tribut, den meine Armuth der Buchhändlerei zollen mußte, da das Manuscript schon seit einem Jahre hoffnungslos umherirrte. Ich hoffe, daß dieses Bändchen das phlegmatische Interesse der Deutschen etwas mehr aufregen wird. Ich mache Ew. Excellenz auf das Sich-Aufheben der Farbenspectra aufmerksam, da es auch für die Kunstpraxis eine Ausbeute gewährt, indem nach der selbsteigenen Beobachtung des Berliner Malers Wach die Schattenpartien in farbigen Gewändern nur erst dann ein reines Dunkel gewähren, wenn sie einen schwachen Überzug von der entgegengesetzten Farbe erhalten, wo dann das Objektive von der Lichtpartie angeregte Subjektive wieder aufhebt. Noch übersende ich Ihnen ein Specimen meiner Untersuchungen über die Entwickelung des Vogeleis vor dem Legen.

Genießen Sie noch recht lange mit Gottes Hülfe das uns allen so theuere Leben.

Ich bin Ew. Excellenz
in tiefster Ehrfurcht
Dero unterthäniger
J. Ev. Purkinje.

*


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