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Es war noch dunkel, als Fred Harryson seinen Kumpan weckte. »Get up, Jonny, es ist Zeit sich fertigzumachen. In einer Stunde ist es hell.«
John Workmann kroch aus dem Heuhaufen, in dem er wundervoll geschlafen hatte. Während er sich an einem Hofbrunnen wusch, überflog er die letzten Erlebnisse. Durch das Feuer waren sie gestern auf die Farm gekommen. Einen sterbenden Desperado und eine Satteltasche voller Kostbarkeiten hatten sie dem Besitzer der Farm, Mr. Hamley, abgeliefert. Dann waren sie zum Inspektor der Farm gegangen. Der hatte Fred Harryson wieder dieselbe Mähmaschine zugeteilt, die er schon im vorigen Jahre bedient hatte. John Workmann war ihm zum Anlernen beigegeben worden. Dann hatten sie sich schlafen gelegt, und jetzt stand er hier am Brunnen und hatte den ersten Tag Farmerleben vor sich.
Fred Harryson trat an ihn heran.
»Hurry up, boy, come along with me.« Der Weg bis zum Maschinenschuppen war nicht weit. Fred Harryson hatte das Nachtquartier in der Nähe desselben gesucht und das Frühstück in den Maschinenschuppen bestellt.
Eine kleine Schlupftür in einer mächtigen, zweiflügeligen Wellblechpforte, der Boden asphaltiert, ein Geruch von Öl und Benzin. Mit sicherem Griff schaltete Fred Harryson das elektrische Licht an. Eine große Fabrik schien das hier mitten in der Farm zu sein. Wohl ein Dutzend Leute waren schon an der Arbeit. Hier wurde gefeilt, dort dröhnten Hammerschläge. An einer dritten Stelle goß jemand gluckernd Benzin in einen Motortank.
Fred Harryson schritt in die eine Ecke des Schuppens, die leer von Menschen war. Da stand ein eigenartiges Ding, halb Motorwagen, halb Lokomotive. Eine Maschine mit gewaltigen breiten Rädern, um die sich wie Raupen bandartige Ketten schlangen.
Die nächste Stunde verging John Workmann wie im Traum. Bald mußte er laufen und eimerweise Wasser heranschleppen, welches im Kühler der Maschine verschwand. Bald wieder jagte ihn ein Befehl Fred Harrysons in eine andere Ecke der Halle, wo er, gegen von Fred ausgestellte Quittungen, ungezählte Kanister voll Benzin in Empfang nahm. Fred Harryson lehrte ihn, wie man mit Sieb und Trichter die Maschine füllt, und John Workmann lernte begierig. Noch zehn Kilo Öl in den Schmiertank. Dann ergriff Fred Harryson die schwere Kurbel. Ein paar energische Drehungen, und der Motor sprang an. Polternd und knallend kam er in Bewegung. Jetzt steigerte sich sein Spiel zu rasendem Donner, aber mit schnellem Griff stellte Fred Harryson die Zündung zurück und drosselte die Gaszufuhr. Nur noch leise und gleichmäßig fauchte die Maschine. Der Reihe nach öffnete Fred Harryson die Hähne auf den sechs Zylindern. John Workmann sah, wie aus jedem offenen Hahn im Takte des Kolbenspieles eine bläuliche Stichflamme hinausschoß, ein Zeichen, daß der betreffende Zylinder richtig arbeitete. Dann schwang sich Fred Harryson auf den Sitz des großen Motortraktors, und wieder mußte John Workmann laufen und die großen Torflügel aufreißen. Klirrend und rasselnd sprangen die Zahnräder der Kupplung ineinander. Langsam setzte sich der Traktor in Bewegung und rollte in den Hof hinaus. Er kam nicht allein. Hinter sich her zog er die dreißigpferdige Mähmaschine. Ein breites Fahrzeug, welches nach unten hin wie die bekannten Haarschneidemaschinen beim Friseur gebaut war. Wie sich dort unter einem kammartigen Gebilde fünfzig kleine Messerchen bei jedem Handdruck hin und her schieben, so auch hier. Nur waren die Zinken des Kammes an dieser Maschine einen halben Meter lang, und unter jeder Zinke arbeitete eine schwere Sense von ähnlichem Kaliber. Über diesem schneidenden Kamm aber standen greifende Arme, und dahinter kam ein Kasten mit einer für John Workmann ganz unfaßbaren Mechanik.
»Das ist der Garbenbinder, John. Ich habe dem Chef erzählt, daß du schon eine Mähmaschine bedient hast. Sonst hätte er mir einen anderen Gehilfen gegeben. Halte dich dran, daß du das Ding bis heute mittag in- und auswendig kennst. Jetzt schließe das Tor und komm zu mir auf den Traktor.«
Gelenkig kletterte John Workmann auf den Maschinensitz. Er fand gerade noch knappen Platz zum Stehen und mußte sich an dem schmalen Eisengitter von Fred Harrysons Sitz festhalten. Die Sonne durchbrach eben den Morgennebel, als sie vom Hofe fortrollten.
»Wir haben eine halbe Stunde Fahrt bis zu dem Weizenschlag, den wir heute schneiden müssen. Halte dich dran, Jonny, daß du in dieser halben Stunde den Traktor steuern lernst.«
Und John Workmann lernte, daß ihm der Schweiß trotz der Morgenkälte von der Stirn lief. An Fred Harrysons Stelle saß er auf dem schmalen, sattelartigen Führersitz und hielt das Steuerrad in den Händen. Er lernte Zündung und Gasgemisch geben. Er lernte die verschiedenen Geschwindigkeitsübersetzungen ein- und auszuschalten, und als sie auf das Feld kamen, da fuhr er bereits eine saubere, gerade Linie und wurde von Minute zu Minute vertrauter mit der Maschine.
»Jetzt kommt der zweite Teil«, sagte Fred Harrison, nachdem er ihm genau den Strich bezeichnet hatte, auf dem er den Traktor führen sollte. »Wir machen erst eine Leerfahrt auf den Stoppeln, damit ich die Mähmaschine prüfen kann. Wenn ich schreie, mußt du halbes Gas geben. Wenn ich zweimal schreie, volles Gas.«
Ein Schrei ertönte, und John Workmann glaubte, der Teufel wäre hinter ihm los. Während er halbes Gas gab, spürte er einen Ruck in dem Traktor und ein Klirren, Rauschen, Rasseln und Klappern begann, als ob ein Riese tausend Kilogrammgewichte in einem Sack durcheinanderschüttelte. Während John Workmann mit der einen Hand den Traktor sorgfältig auf dem angegebenen Strich hielt, schaute er sich vorsichtig um. Da sah er die fünfzig Sensenmesser schneidend hin und her fahren. Er sah die Greifarme über den Messern einen wilden Tanz aufführen, und er sah Fred Harryson, der über den Mittelkasten gebeugt stand und dort mit Ölkanne und Schraubenzieher hantierte.
Und dann war die Leerfahrt vorüber. Die erste Vollfahrt begann. Nach der Vorschrift Fred Harrysons mußte John Workmann den Traktor scharf an dem Rande des ungeschnittenen Weizens entlang führen. Zwei Schreie wiesen ihn an, Vollgas zu geben. Diesmal war der Ruck im Traktor viel stärker, das Klappern und Brausen hinter ihm geringfügiger. Wie er sich umblickte, sah er, daß aus dem geheimnisvollen Kasten der Maschine Garbe um Garbe sauber gebunden hinausflog und drei Meter seitwärts auf den Stoppelboden niederfiel. Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter in der Sekunde ging die Maschine vorwärts, und zwei gebundene Garben warf sie in jeder Sekunde aus. Nach einer Minute zog Fred Harryson die Uhr.
»Punkt 6 Uhr, John. Wir kommen gut in Fahrt. Bis heute abend um 7 Uhr haben wir einige Hektar geschnitten.«
Und nun begann der erste, lange Erntetag für John Workmann. Die Führung des Traktors wuchs ihm von Minute zu Minute sicherer in die Hand. Schon machte es ihm Spaß, den Bogen am Ende jeder Furche auf den Zentimeter genau auszufahren. Aber etwas eintönig wurde die Geschichte im Laufe der langen Stunden doch. Eine Erlösung schien es ihm, als Fred Harryson nach sechs langen Stunden »stop« kommandierte und aus einem Kasten des Traktors das Mittagsmahl, Büchsenfleisch, Brot und kalten Tee, hervorholte.
Wenn er aber geglaubt hatte, jetzt etwas Ruhe zu haben, so war das ein Irrtum. Mit dem Essen in der Hand führte ihn Fred Harryson an die eigentliche Mähmaschine und begann ihm die Arbeitsweise der einzelnen Teile zu erläutern, besonders den Antrieb der Messer, die verwickelte Exzenterbewegung der Greiferarme, welche die geschnittenen Halme packten, bevor sie noch Zeit hatten, umzufallen, zu Bündeln zusammenrafften und nach dem hinteren Teile der Maschine weitergaben. Schließlich die ganz verschmitzte Bindevorrichtung, bei welcher die Maschine einen Kokosstrick um die einzelnen Garben zog und zu einem kunstgerechten Knoten schlang. Endlich noch die Schleuder, welche die fertige Garbe aus der Maschine zur Seite warf.
Fred Harryson erklärte den Mechanismus, und John Workmann verschlang ihn mit den Augen.
»Es geht heute gut, John, wir hatten keine Betriebsstockung, weder am Traktor, noch an der Mähmaschine. Aber du mußt beide Maschinen im Laufe der nächsten Tage so genau kennenlernen, daß du jede Störung selbständig beseitigen kannst.«
Die Mittagspause war vorüber, und die Arbeit begann von neuem. Aber diesmal nahm Fred Harryson den Traktor, und John Workmann mußte die Mähmaschine beaufsichtigen. Unaufhörlich durchfurchte die Maschine das endlose Weizenmeer. Unaufhörlich schnitten die Messer in den Segen der Erde, und die Stelle, über welche die Maschine gegangen war, wurde kahles Stoppelfeld. Als endlich der Abend dieses ersten Arbeitstages herankam und Fred Harryson den Traktor wieder zu dem Maschinenschuppen hinlenkte, hatten sie eine Fläche von 25 Hektar gemäht, und John Workmann hatte nur das eine Bestreben, sich möglichst schnell auf seinem Heuhaufen auszustrecken. Aber ein guter Teil der Nachtruhe sollte noch für anderes draufgehen. Als John Workmann an die Werkbank trat, um den blauen Arbeitsanzug, den die Farm allen ihren Leuten lieferte, abzuziehen, fand er ein Telegramm. Es war an ihn adressiert, kam vom »Herald« und enthielt die Aufforderung, umgehend einen ausführlichen Bericht über die Ergreifung des lang gesuchten Bill Smith zu senden. John Workmann las es, und Staunen ergriff ihn ob der weitreichenden Macht des Zeitungsriesen. Seiner Mutter hatte er von Chikago aus eine kurze Karte geschickt, nur des Inhalts, daß er sich wohl befinde und weiter nach dem Westen führe. Da glaubte er hier, weit abgeschieden von aller Welt, in der Prärie zu sitzen, verloren in unendlichen Weizenfeldern, wie ein einzelnes Sandkorn in der Wüste. Und schon wußte der Zeitungsriese, wo er steckte, kannte sein letztes Abenteuer und verlangte Bericht von ihm.
Der Bericht war in einer knappen Stunde zu Papier gebracht. Während Fred Harryson die Maschinen abölte und für den nächsten Tag instand setzte, saß John Workmann an der Werkbank und schrieb. Dann aber kam die zweite Aufgabe, den fertigen Bericht auf den Weg zu bringen.
»Es hilft nichts. Wir müssen zum Inspektor«, meinte Fred Harryson. Sie traten in das Büro des Farminspektors, in welchem noch Licht brannte. Der Farminspektor, Mr. Clarke, saß noch emsig bei der Arbeit. Fred Harryson, der ihn vom vergangenen Jahre genau erkannte, trug das Anliegen vor. Aber sobald er den Namen John Workmann nannte, unterbrach ihn der Inspektor:
»By Jove, jetzt fällt mir die Geschichte wieder ein. Vor fünf Stunden kam telegrafische Anweisung vom ›Herald‹: Freimachung einer Depesche von 1500 Worten von hier nach New York. Haben Sie die Depesche fertig?«
»Hier ist sie, Sir.« John Workmann reichte die Seiten seines Berichtes. Mr. Clarke drückte auf einen Knopf und gab die Blätter einem jungen Manne.
»Sofort aufgeben. Vorrang vor allen anderen Depeschen.«
Der Mann verschwand, aber John Workmann konnte durch die Glastür beobachten, wie er sich an einer Morsetaste zu schaffen machte.
»Feine Bekanntschaften bringt Ihr hier mit, Master Harryson«, bemerkte Mr. Clarke schmunzelnd. »Pascht mir hier einen Berichterstatter des ›Herald‹ in die Farm. Bringt ihn als einfachen Maschinisten mit und dabei ist es ein ganz gefährlicher Journalist.«
Fred Harryson verteidigte sich, erklärte, daß John Workmann wirklich nur Maschinist sei und hier auf ehrliche Weise arbeiten und lernen wolle. John Workmann beobachtete währenddessen unverwandt den Telegrafisten. Der hatte in knappen fünf Minuten einen direkten Draht nach New York bekommen, und jetzt begann seine rechte Hand wie eine kleine Maschine auf der Morsetaste zu arbeiten. Mit der linken verfolgte er die einzelnen Worte in John Workmanns Bericht, und mit der rechten telegrafierte er sie mit einer Geschwindigkeit von sechzig Silben in der Minute nach New York. In zehn Minuten war er damit fertig und brachte die Blätter zurück.
»Feiner Bericht, wie?« sagte Mr. Clarke. Der Telegrafist sah ihn verständnislos an.
»Habe das Zeug nicht gelesen, Sir«, erwiderte er dann kopfschüttelnd und ging wieder in sein Zimmer.
»Ich verstehe den Menschen nicht«, fuhr John Workmann auf. »Er sagt, er hat den Bericht nicht gelesen und hat ihn doch Wort für Wort abtelegrafiert.«
»Telegrafieren und lesen sind zweierlei«, erklärte Mr. Clarke. »Dieser Mann ist ein vorzüglicher Telegrafist. Er hat sich im Postbetriebe etwas überarbeitet und hier auf der Farm Stellung genommen, um seine Nerven zu erholen. Aber er arbeitet wie eine Maschine. Er liest das geschriebene Wort herunter und morst es gleichzeitig, ohne überhaupt seinen Sinn zu begreifen. Gerade so, als ob er nicht gutes Englisch, sondern Deutsch oder Französisch abtelegrafierte. Ich wette, der Mann hat auch nicht eine Ahnung, wovon der Bericht überhaupt handelte. Aber solche Leute sind gut für uns. Solche Leute brauchen wir.«
John Workmann und Fred Harryson wanderten durch die Augustnacht ihrem Heulager zu.
»Das ist ja kein Mensch, Fred, sondern eine Maschine. So möchte ich niemals arbeiten. Ich will bei meiner Arbeit auch denken.«
»Luxus, John, für viele, ja für die meisten Berufe absoluter Luxus. Speed verlangen wir in den United States, speed und nichts als speed. Das Denken ist für viele Berufe sogar ein schädlicher Luxus, denn es verringert die Schnelligkeit der Arbeit.«
In John Workmann revoltierte das deutsche Blut seines Vaters gegen diese amerikanische Mechanisierung der menschlichen Arbeitskraft. Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war an diesem Abend, daß er sich immer nur solchen Arbeiten zuwenden wolle, bei denen es auch einiges zum Denken gab.
Die nächsten Wochen verstrichen für John Workmann in eintöniger Mäharbeit. Er beherrschte die beiden Maschinen jetzt vollständig. Die Sonntage hatte er dazu benutzt, dieselben vollkommen auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Fred Harryson hatte ihn kräftig dabei unterstützt, denn es lag viel an dem guten, leistungsfähigen Zustande des Maschinensatzes. Fred Harryson war nicht nur Student der Ingenieurkunst, sondern auch ein tüchtiger, praktischer Maschinist. Er weihte John Workmann in alle Geheimnisse der verwickelten Maschinerie ein und sorgte dafür, daß Betriebsstörungen frühestens am Sonnabendabend auftraten. Dann hatte man den Sonntag, um sie in Ruhe zu beseitigen. So brachte er jeden Arbeitstag seine fünfundzwanzig Hektar hinter sich, und Mr. Clarke schloß bereits nach den ersten drei Tagen einen neuen Vertrag mit den beiden. Einen reinen Akkordvertrag, nach welchem sie für das gemähte Hektar fünfzig Cent bekamen. Das waren 75 Dollar in der Woche, in die sich die beiden brüderlich teilten. Auf dem Papier vorläufig, denn das verdiente Geld blieb bei der Verwaltung stehen.
John Workmann spürte, wie ihm das Landleben bekam, wie er von Tag zu Tag kräftiger und frischer wurde. Aber er begann sich zu langweilen, nachdem er die Mähmaschine vollkommen kannte, und sehnte sich nach etwas anderem.
Dies andere aber ließ nicht ewig auf sich warten. Der Tag kam, an welchem der letzte Streifen Weizen unter den Messern der Maschine fiel, der Tag, an welchem Fred Harryson erklärte, morgen fangen wir an zu pflügen.
So lernte John Workmann den Motorpflug kennen. Der Traktor war derselbe, mit welchem sie den August hindurch die Mähmaschine über das Land gezogen hatten. Aber jetzt hing ihm ein Maschinenpflug an. Ein gewaltiges Ding, welches mit zehn Scharen gleichzeitig die Erde aufschnitt, hochhob und mit der Stoppelnarbe nach unten wieder hinlegte. Wo vor dem Pfluge sich noch der alte, eben erst gemähte Weizenacker dehnte, da ließ der Motorpflug hinter sich zehn schnurgerade Furchen, in denen das Erdreich fettig braunglänzend zutage trat. Dann kamen Tage, in denen John Workmann sich während der Arbeit von Fred Harryson trennen mußte. Er bekam einen anderen Traktor und schleppte hinter sich riesenhafte Maschineneggen über das Land, die wie eine ungeheure Harke wirkten. Wo eben noch wild und zerrissen die Ackerschollen ragten, wie der Maschinenpflug sie furchenweise hingelegt hatte, da zeigte sich jetzt das Land geglättet und zerbröckelt, wie es nach sauberem Harken der Fall ist.
Dann waren die Freunde wieder zusammen. Fred Harryson führte den Traktor, und John Workmann saß hinten auf der Drillmaschine. Er beobachtete tagaus, tagein, wie das goldene Korn aus dem Legerohr der Maschine hinausquoll, wie es sich in die flachen Furchen legte, die ein Zacken vor diesem Rohre aufriß, und wie es von einem Spaten, der dem Rohre folgte, wieder zugedeckt wurde. Viele Stunden lang sah er den goldenen Segen in die Erde rinnen, und wunderliche Gedanken kamen ihm dabei. Wie dieses Korn nicht verloren sei, wie es alsbald zu keimen und zu sprießen beginnen und wie im nächsten Sommer hier von neuem das Getreide wogen und reifen würde.
Und dann war die Sommersaat gesät. Neue Arbeit erwartete die Freunde, während der Oktober zur Neige ging. Da erhoben sich mitten in der Prärie Bauten, die John Workmann an New York erinnerten. Wolkenkratzer von ansehnlicher Höhe. Das waren die Getreidespeicher, die Silos. Hier hatten andere Hilfskräfte die Weizengarben zusammengefahren, und hier standen die Motordreschmaschinen, ein Dutzend an der Zahl, und wollten bedient sein. Unaufhörlich schluckten die Dreschkästen die vollen Garben. In klarem Strom rannen die reinen Körner hinten aus der Maschine heraus. Sie fielen auf ein Transportband und wurden durch ein Hebewerk sofort in das Silo geschafft. Unablässig warf die Maschine auch das zerschlagene und zerknitterte Stroh ins Freie. Es drohte, sich zu ungeheuren Bergen zu türmen, aber nicht für lange Zeit. Schwarze Arbeiter waren dort, die es unablässig packten und in eine andere Maschine steckten. Wohl der Rauminhalt eines großen Zimmers ging in diese Maschine hinein. Dann aber fuhr ein Kolben herunter, schob mit einer Kraft von vielen hundert Tonnen eine schwere Platte vor sich her und preßte die gewaltige Strohmenge knirschend und knackend zu einem einzigen winzigen Ballen zusammen. Es war die hydraulische Presse, die das Stroh auf den hundertsten Teil seines Volumens brachte und versandfähig machte. Unaufhörlich liefen auch die Züge, mit Stroh und Korn schwer beladen, die Feldbahn nach Springshill entlang und brachten den Erntesegen zur Bahn.
Der November brach an, und noch war ein Ende der Arbeit nicht abzusehen. Die Witterung blieb feucht und trübe, aber es war nur noch eine Gnadenfrist. Im Dezember, das wußte man recht wohl, würden diese weiten Flächen unter meterhohem Schnee vergraben liegen. Dann hörte Wochen hindurch sogar die Verkehrsmöglichkeit auf der Feldbahn auf und Manituba Farm war auf sich selbst angewiesen. John Workmann wurde unruhig. Er hatte in dem einen Vierteljahr hier viel gelernt und noch mehr gesehen. Aber er hatte auch begriffen, daß er hier kaum finden würde, was er immer noch suchte: die Möglichkeit seiner schrankenlosen Entwicklung nach oben. Wenn er Glück hatte und wenn er sich Zeit ließ, konnte er es hier vielleicht einmal bis zum Inspektor bringen. Aber das war nicht sein Ideal. Ihm schwebte ein Mann wie Mr. Bennett vor. Ein Mann, der Millionen von Menschen beeinflußte, Millionen von Dollars verdiente und Krieg und Frieden in der geschlossenen Hand trug. So beschloß er, die erste Gelegenheit zu benutzen, um weiterzuwandern.