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3.

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Du rührst an Deinen Tod, berührst Du sie!

Grillparzer.

Der Zulauf des Volkes zu dem beliebten Schauspiele, welches die Bettelmönche darstellten, war immer größer geworden. Jeder drängte sich dahin, wo er vermeinte, es am besten erschauen zu können, und als endlich das Gedränge in der Nähe der Spielenden so dicht geworden war, daß die Hintenstehenden nichts mehr sehen und vor dem Getöse der Uebrigen auch nichts mehr hören konnten, faßten einige von jenen den verwegenen Entschluß, den Aushängeladen des Lombarden zu besteigen und von hieraus sich den Genuß des erwünschten Schauspiels zu verschaffen. Gedacht, gethan! In einem Augenblicke waren die kostbaren Federn, die herrlichen Reiherbüsche und hohen Schwungfedern vom Laden hinab auf den schmutzigen Boden der Bude geschoben und ebenso schnell standen die kühnen Unternehmer dieses Unfugs an ihrer Stelle.

Mit wilden Flüchen sprang der lombardische Kaufmann vor. Anfangs suchte er ihnen durch Worte die Unrechtmäßigkeit ihres Verfahrens auseinanderzusetzen und sie zu bewegen, sich gutwillig von dem erkorenen Standpunkte wieder zu entfernen; als jene aber wenig darauf hörten und den Antonio Bandini – so nannte sich der Welsche – noch überdem wegen seines lebhaften Gebehrdespiels und seinen wunderlichen, durch den Zorn verwirrten Redensarten, verhöhnten und auslachten: da verließ diesen die Geduld und er rief seine beiden rüstigen Ladenbursche herbei, um mit deren Hülfe Gewalt durch Gewalt zu vertreiben.

In der That gelang es auch den Belagerten die Belagerer, welche schon im Wahne des gewissen Siegs sich einer völligen Sorglosigkeit überlassen hatten, vermittels eines überraschenden Angriffs in den Rücken, zum schleunigen Rückzuge von ihrem erhabenen Platze zu nöthigen. Die Vertriebenen verursachten nun durch ihr Herabfallen und Herabspringen eine ungemeine Verwirrung unter den Umstehenden, die vor allen dem Italiener zur Last gelegt wurde, und in einem Augenblicke die reizbare Volksmasse in die wildeste Gährung versetzte.

»Schlagt den welschen Spitzbuben todt! Plündert seinen Laden! Laßt ihn Mainwasser trinken, bis er genug hat und nimmer wieder Durst leidet!« so riefen hundert wüthende Stimmen. Steine wurden aufgehoben, Knüttel geschwungen und Vieler Hände bereiteten sich, an das Werk der Zerstörung zu gehen, das ihnen reichliche Beute versprach.

In der größten Bestürzung nahm der Lombarde die Folgen seiner Gewaltthat wahr. Nur wenn es glückte, seine Gegner so lange hinzuhalten, bis die zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung bestellten Meßtrabanten, durch das Getöse herbeigerufen, ihm zu Hülfe kämen, konnte er Abwendung der ihm drohenden Gefahr hoffen. Er legte, ehe noch die außen tobende Menge irgend Etwas zur Ausführung ihrer unheilbringenden Absichten that, schnell die starken Läden der Bude vor und verschloß diese mit den schweren eisernen Riegeln so fest von Innen, daß er von dieser Seite vor der Hand wenigstens ziemlich gesichert war. Es blieb nun keine andere Oeffnung in der Bretthütte, als der Eingang, in welchem noch immer Friedmann stand, das äußere Treiben wenig beachtend, seine ganze Aufmerksamkeit nur auf das liebliche Wesen richtend, das ihn so übermächtig zu sich hinzog.

Als nun aber plötzlich durch das Verschließen der Läden eine, ihm im ersten Augenblicke unerklärliche Finsterniß im Innern der Bude eintrat, als ein Schreckensruf aus weiblichem Munde an sein Ohr schlug und eine innere Stimme ihm sagte, daß dieser von den Lippen der holden Unbekannten ertönt sei: da riß er sich empor aus dem einen Gefühle, das bis jetzt alle seine Sinne befangen hatte und, indem er einen Blick auf den heranstürmenden Volkshaufen warf, sah er sogleich, welche Art von Gefahr hier vorhanden sei. Stürmisch rief er den Lombarden Antonio Bandini zurück, der mit seinen Gesellen die schwere eichene Thüre herbeischleppte, um den Eingang zu verschließen, und rief ihm zu:

»Fort mit der todten Schutzwehr, die ihrer vereinten Anstrengung doch bald erliegen würde! Mein gutes Schwert soll diese Schelme schon Sitte lehren und es wäre wahr und wahrhaftig eine Schmach für einen deutschen jungen Edeljunker, wenn er zwei ehrbare Frauen nicht gegen solches Gesindel zu wahren wüßte!«

Dem Italiener war es gleichgültig, ob des Junkers Schutz den beiden Frauen oder ihm gelte, wenn er nur seinen Theil daran hatte. Es war leicht möglich, daß das stattliche Aeußere des jungen Mannes die kecken Bedränger von weitern Gewaltthätigkeiten abschrecken konnte und er hielt es daher für das Beste, ihn vorläufig nach seinem Willen gewähren zu lassen.

Kaum hatte der Junker von Sonnenberg jene Worte zu dem Handelsmann Antonio Bandini gesprochen, so drangen auch schon einige der Wüthendsten unter dem versammelten Gesindel nach dem Eingange zu. Der einzelne Mann, der darinnen stand, schien ihnen wenig furchtbar und sie mochten auch überhaupt nicht denken, daß er sich der Sache des Krämers ernstlich annehmen und der Uebermacht entgegenstellen würde.

»Gebt Raum und laßt uns drauf und dran!« schrieen die Beutelustigen. »Auf Euch ist's nicht abgesehn. Nur auf den welschen Gauch, der drinsteckt und uns rücklings angegriffen und geschimpft hat.« –

Vergebens suchten die Bettelmönche zum Frieden zu sprechen. Ahasverus Herablassung, Esthers Hingebung, des Mardochai und Haman freundliches Zureden, selbst der Teufel sanftmüthiglich angebrachter guter Rath, den Meßbann nicht zu stören und nicht schwere Verantwortung auf sich zu laden, blieben ohne Erfolg. Mit wüthendem Geschrei stürmten die Ergrimmten auf den Eingang los. Einige riefen dem Junker zu, auf seine Sicherheit zu denken; andere stießen heftige Drohungen gegen ihn aus.

Da blitzte aber plötzlich Friedmanns gutes Schwert in seiner Rechten. Die kühne Bewegung, mit der er es den Herandrängenden entgegenschwang, und seine ganze muthige Haltung zeigten diesen, daß er nicht gesonnen sei, leichten Kaufes den Eingang der Bude freizugeben. Aus seinen Blicken sprüheten Flammen. Noch nie hatte er für ein so theures Gut gekämpft, als das, zu dessen Schutze er jetzt sein Schwert entblößte.

Der Anblick des blanken Stahls wirkte in der That auch wunderbar auf den empörten Volkshaufen. Die Vordersten stürzten erschrocken auf die Nachdrängenden; diese wichen jenen und eine augenblickliche Stille, eine Ruhe der Unentschlossenheit folgte dem heftigen Getöse, das noch eben alles Andere überschallend ertönt war.

In diesem Momente fühlte der Junker von Sonnenberg seine Schultern leicht berührt. Er blickte um sich. Dicht hinter ihm stand jene stolze Frauengestalt, die früher mit wegwerfendem Lächeln zu ihrer reizenden Gesellschafterin von ihm gesprochen hatte. Ihr Antlitz trug den Ausdruck einer stolzen Ruhe, als kümmere sie die drohende Gefahr nicht und als könne durch diese ihre Seelenstärke nicht im Mindesten gebeugt werden. Mit demselben verächtlichen Lächeln, das unsern jungen Freund bereits mit Widerwillen erfüllt hatte, sprach sie jetzt zu ihm.

»Lasset mich vortreten, daß ich mich dem Volke zeige! Sie werden Jutta von Praunheim, die Tochter ihres Stadtschultheißen, erkennen und in ihr den Vater ehren.«

Mit einer ehrerbietigen Verneigung trat Friedmann ihr aus dem Wege. Heinrich von Praunheim, der mächtige Stadtschultheiß, wurde, wie der Junker wohl wußte, selbst der Freundschaft seines Herrn und Kaisers würdig gehalten. Jedermann ehrte ihn seiner Charakterstärke, seiner unbestechlichen Rechtlichkeit und des großen Einflusses wegen, den er durch seine Stellung auf den Städtebund der Rheinischen Hansa übte. Ihm verdankte Adolph von Nassau, daß in dieser Zeit der Spaltung und Zerwürfniß die meisten Rheinischen Städte ihm geneigt geblieben waren; auf ihn konnte der Kaiser fest rechnen, daß er, wo Recht und Noth es geboten, seine Absichten thätig unterstützen würde. Aber so wie der Stadtschultheiß geachtet war, so war er auch wiederum gescheuet und gefürchtet. Seine strenge Gerechtigkeitsliebe war nicht mit den Gefühlen der Milde und Gnade gepaart, die jener erst ihren höheren Werth verleihen. Kalt verhängte er die grausamen Strafen, welche damals auf geringe Vergehn gesetzt waren; unbeugsam und unzugänglich jeder Bitte, selbst dem Fürworte des Kaisers, ließ er sie vollstrecken.

In dem Augenblicke, wo Jutta von Praunheim sich genannt hatte, fühlte sich Friedmann von einer seltsamen Scheu ergriffen. Die Tochter eines Mannes, der in so großem Ansehen bei seinem hoch verehrten Herrn und Kaiser stand, schien ihm eine besondere Rücksicht zu verdienen, so daß er ihr wohl ihr hochfahrendes Betragen zu gute halten könne. Fast unwillkürlich hatte er ihr seine Stelle eingeräumt. Mit dem Anstande einer Königin und dem Muthe eines Kriegers trat sie heraus der erregten Volksmenge entgegen, die im dumpfen Gemurmel über die weitern Unternehmungen gegen Gut und Leben des Lombarden Antonio Bandini berathschlagte.

Aber mochte es sein, daß unter dem tollen Haufen sich Keiner befand, der die Tochter des gefürchteten Stadtschultheißen persönlich kannte, oder mochte der reiche Schmuck, mit welchem das Edelfräulein angethan war, die Habsucht der Wüthenden erregen und sie zugleich blenden: genug ihre Erscheinung verfehlte durchaus die beabsichtigte Wirkung und drohete die Sache zu verschlimmern. Viele Stimmen erhoben sich im wilden tobenden Geschrei, gemeine Schimpfreden wurden gegen das Frauenbild laut, das in des Italieners Bude versteckt gewesen, und endlich flog sogar ein gewichtiger Stein nach Jutta's Stirn, den Friedmanns scharfes Auge zum Glücke im Fluge gewahrte und seine schnelle Hand, ehe er noch ans Ziel kam, zur Seite wandte.

Erbleichend trat das stolze Edelfräulein zurück.

»Das sollt ihr mir entgelten vor dem Richterstuhle meines Vaters!« sprach sie mit bebenden Lippen und indem sie einen Flammenblick auf die Unruhestifter warf, für sich hin.

Finstre Wolken auf der hohen Stirn begab sie sich wieder in den Hintergrund der Bude, während der Junker von Sonnenberg die früher behauptete Stelle einnahm. Ein allgemeines höhnisches Gelächter, das der Tochter des Stadtschultheißen durch die Seele schnitt und sie mit den bittersten Empfindungen erfüllte, war ihrem eiligen Rückzuge gefolgt.

»Ihr Schelmen und Lumpen!« rief jetzt Friedmann mit einer Löwenstimme, die das Getöse des empörten Gesindels übertönte. »Wagt es noch einmal und schleudert mit feiger Bosheit einen Stein hieher, so fährt, so wahr mir der Herr gnädig sei! dem ersten, den ich erreichen kann, mein Schwert in die Gurgel.«

Erschrocken fuhren die zunächst Stehenden zurück. Ein ziemlich weiter Kreis bildete sich um den Eingang der Bude und nur einzelne Stimmen erhoben sich in dumpfen unverständlichen Ausrufungen unter dem Haufen.

Friedmann war durch den frevelhaften Angriff auf das Edelfräulein, den seine Besonnenheit glücklicherweise unschädlich gemacht hatte, in die höchste Wuth versetzt worden. Die Frauen zu ehren über Alles und sie mit Leib und Leben zu schützen, schien ihm eines ächten Ritters heiligste Pflicht. Noch hatte er die hohe Würde nicht errungen, aber sie schon jetzt durch ritterliche Thaten zu verdienen, war sein heißes Streben. Die schöne Gestalt des Jünglings, mit den zornglühenden Wangen, den feuersprühenden Augen und der hoch erhobenen Hand mit dem glänzenden Stahle, glich dem Engel des Gerichtes und der Vergeltung. Seine Erscheinung übte in diesem Augenblicke eine wunderbare Macht auf den rohen Haufen. Stumm und erstaunt blickten die noch eben so wüthenden Menschen ihn an, ihre Hände waren wie gelähmt, der Kreis vor dem Eingange wurde immer weiter und die Ehrfurcht, welche damals der gemeine Mann vor dem Wesen der Ritterlichkeit und was dieser anhing, hegte, schien bereits über den Dämon der Unruhe und Beutegier gesiegt zu haben.

Da entstand mit einemmale eine Bewegung unter der dicht gedrängten Menge und ein Mann in gemeiner Kriegertracht trat, indem er die, welche ihm im Wege standen, gewaltsam zur Seite schob, in den Kreis. Er war hoch gewachsen und von kräftigem Baue. Sein Angesicht hatte die Sonne braun gefärbt und die gemeinen niedrigen Züge verkündeten eine wüst durchlebte Vergangenheit. Die starken Glieder, welche auf Märschen, im Lager und im Gefechte gehärtet sein mochten, waren mit einem verblichenen und zerrissenen Wamse bedeckt. Auf dem Haupte trug der Mann eine vom Roste angefressene Bickelhaube und unter dieser eine schwarze Lederkappe. Ein kurzes breites Schwert, die damals gewöhnliche Waffe der Krieger niederen Standes, hing ihm an der Seite. Nachdem der Mann seinen Schnauzbart einigemale gestrichen und die wilden Blicke der kleinen grauen Augen mit verächtlichem Ausdrucke im Kreise hatte umherfahren lassen, schrie er mit einer gellenden scharfen Stimme, die gar sehr gegen sein kräftiges Aeußere abstach:

»Memmen und Hasen, die Ihr seid! Steine zu werfen gegen ein wehrloses Frauenbild, dazu erkühnt Ihr Euch wohl; aber Keiner ist unter euch, der den Muth hätte, den milchbärtigen Prahlhansen, welcher uns den Eintritt in die Schatzkammer des schurkischen Lombarden verwehren will, zum rechtlichen Kampfe zu fodern. Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert, Aug' in Aug'! Wo es gilt mit Fäusten drein zu schlagen um eine Kanne Bier, da mögt Ihr wohl an Eurem Platze sein! Wo Euch aber die Haut geritzt werden kann mit dem scharfen Stahl, da drängt Ihr zurück und auf einander wie eine Heerde Schafe vor dem Hunde des Schlächters. Tretet vor, mein Junkerlein!« fuhr er zu Friedmann gewendet fort und zog zugleich sein Schwert. »Laßt uns beide die Sache ausfechten. Unterliegt Ihr, so ist die Bude mit Allem, was sich darinnen befindet, uns verfallen, kommt Ihr glücklich davon und wäre zufälliger Weise Ralph Strichauer der Besiegte, so bliebe Alles unversehrt und wie die Lateiner zu sagen pflegen in statu quo. Seid Ihr's zufrieden, Leute?« rief er hierauf mit einem grimmigen Gesichte, das ein unbedingtes Fügen in seinen Willen zu erheischen schien, seinen Gefährten zu, die mit dem einstimmigen Ausrufe: »wir sind's!« die an sie ergangene Frage beantworteten.

»So kommt denn herbei, mein Junkerlein!« begann hierauf der Kriegsmann, trat einen Schritt weiter vor und nahm sein Schwert zur Hand. »Lasset sehn was Ihr in der Fechtschule gelernt, das Ihr einem gedienten Reitersmann entgegensetzen könnt, der schon Blut gesehn hatte, als Ihr noch in den Windeln laget. Hic Rhodus hic salta! sagen die Lateiner. Sperrt Euch nicht lange und damit Ihr seht, das ich's im ehrlichen Kampfe mit Euch ausmachen will, so lege ich hiermit meine eiserne Haube ab und stehe Euch mit unbeschütztem Haupte gegenüber, wie Ihr mir!«

Er that wie er gesagt und stellte sich dann dem Junker in kampffertiger Haltung gegenüber.

Friedmann aber war weit entfernt dem streitsüchtigen Verlangen Ralph Strichauers zu entsprechen. Mit einem verächtlichen Blicke sah er ohne seine Stellung zu verändern, zu ihm herab und erwiederte in geringschätzendem Tone:

»Es möchte dem Edeljunker wenig geziemen, sich mit dem niedern Krieger in einen Zweikampf freiwillig einzulassen. So Dir es aber ernstlich darum zu thun ist mit mir anzubinden, so wahre Dich wohl! Denn das schwöre ich Dir bei meiner Ehre: erfrechst Du Dich zu einem Angriffe auf meine Person, so stopfe ich Dir das ungewaschene Maul, daß Du meiner mit Schrecken gedenkst Dein Lebenlang!«

» Habeas tibi, sagen die Lateiner!« kreischte Ralph im schneidendsten Diskant und führte zugleich einen wüthenden Streich nach dem Kopfe des Junkers.

»Du zwingst mich!« rief Friedmann, indem er gewandt den Schlag auffing und zur Seite ablenkte. Wie der Blitz fuhr hierauf die Spitze seines Schwertes in einem Kreuzhiebe über das Antlitz seines Gegners, so daß diesem aus der zerspaltenen Stirnhaut und der geschlitzten Nase das Blut in Strömen über Auge, Wange und Kinn hinabrann.

Ralph taumelte hin und her und stieß gräßliche Flüche aus. Das Blut, das ihm über die Augen floß, verhinderte ihn am Sehen. Wüthend hieb er mit dem Schwerte um sich, aber seine Streiche gingen in die freie Luft oder bedroheten diejenigen, deren Sache er im rohen Uebermuthe zu der seinigen gemacht hatte. Wie vor einem wilden Thiere, ergriffen seine Mitgenossen vor dem Wüthenden die Flucht und eine allgemeine Verwirrung bemächtigte sich der Menge, während Friedmann ruhig im Eingange der Bude stand und kalt in das vor ihm stattfindende Getümmel sah.

»Gebt Raum!« donnerten da mit einemmale mehrere starke Stimmen. »Im Namen einer hohen Obrigkeit: gebt Raum!«

Diese Worte waren hinreichend, die schon herrschende Verwirrung zum Entsetzen zu steigern. In einem Nu waren die kecken Bedränger des Lombarden, durch die Zwischenräume der benachbarten einzeln stehenden Buden, nach allen Weltgegenden verstoben. Nur der verlassene, immer noch grimmig um sich schlagende Ralph Strichauer und die Schauspieler der Mysterie mit den vier Teufeln blieben auf dem Platze zurück.

Ohne seine Stelle zu verlassen sah der Junker von Sonnenberg einen Zug Bewaffneter herannahen. Er erkannte mehrere gravitätisch vorschreitende Hellebardirer, in deren Mitte sich einige Männer in ritterlicher und bürgerlicher Kleidung befanden, deren Aeußeres auf einen hohen Stand schließen ließ. Begierig, wie sich die seltsame Angelegenheit, in der er sein Schwert gezogen hatte, weiter entwickeln werde, erwartete er die Ankunft derjenigen, deren Erscheinung seine Gegner mit Schreck und Entsetzen erfüllte.



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