Richard Dehmel
Erlösungen
Richard Dehmel

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An meine Königin

            Bin ich ein König? – Als ich Knabe war,
da träumte mir von einem goldnen Throne,
von einem Volk in heller Jubelschaar,
von einem Purpurmantel, einer Krone.

Ich wurde Jüngling, und der irdne Glanz
verblich im Geisterlicht des Ewig Schönen;
da träumte mir von einem Strahlenkranz,
mit dem ein andres Volk mich sollte krönen.

Jetzt träum ich nicht mehrKronen, nicht mehrKränze,
kein Ziel der Sehnsucht, das der Stolz gebar;
mich lockt kein Volk, kein Reich mehr, keine Grenze,
nur meiner Kraft glühn muß ich immerdar.

Nur immer schweben, wie der Adler schweben,
den es hinauf ins Unbegrenzte reißt;
ich kann nicht wie die Lerche mich bestreben,
die flatternd ihre Ackerfurche preist.

Ich weiß kein Ziel. Gestalten aus dem Vollen
erheben sich, zerreißen die Umhüllung.
Nun ihnen nach, die nichts als Dasein wollen!
Mein Sehnen ging durch Dich mir in Erfüllung.

Du gabst mir solch ein Reich voll Glanz zu eigen,
daß meine ganze Sprache mir zu wenig
all dieses Reichtums Herrlichkeit zu zeigen,
und dankbar knie ich hin: – ich bin ein König.

 


 


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