Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Eilftes Kapitel.

»Wahrheit muß ans Licht kommen. Ein Mord kann nicht lange
verborgen bleiben, eines Menschen Sohn kann's; aber zuletzt muß
die Wahrheit heraus.«
Kaufmann von Venedig.

Der Offizier der Königin war in den Pavillon gesprungen mit zerstörten Gesichtszügen und mit der ganzen Hast eines Menschen in der höchsten Aufregung. Der Schrei und die Flucht der schönen Barbérie fesselten einen Augenblick seine Aufmerksamkeit; dann wendete er sich schnell, ja fast wild nach ihrem Gefährten. Erinnert sich der Leser an die Beschreibung der Person des Fremden, so wird er den Wechsel, der plötzlich in den Zügen Ludlows eintrat, erklärlich genug finden. Anfangs wollte er seinen Augen nicht trauen, daß nicht noch Jemand sich im Zimmer befinde; er ließ den Blick aber und abermals überall umherschweifen, und ihn dann. Ungläubigkeit und Erstaunen zugleich ausdrückend, auf Gesicht und Gestalt des Contrebande-Händlers weilen.

»Hier geht irgend ein Irrthum vor;« rief der Befehlshaber der Coquette, als er endlich überzeugt war, daß kein Dritter im Gemache sey.

»Ihre sanfte Art einzutreten,« antwortete ihm der Fremde, dessen Gesicht eine Röthe überflog, die ein Ausdruck der Ueberraschung, aber auch eben so gut des Zorns seyn konnte, »hat die Dame aus dem Zimmer getrieben. Doch, da Sie Königliche Uniform tragen, so haben Sie wahrscheinlich Befugniß dazu, in die Wohnung der Unterthanen einzudringen!«

»Ich hatte geglaubt, ja, – es war Grund zur sicheren Ueberzeugung da, daß sich hier – Einer aufhalte, den alle wahrhaft loyalen Unterthanen – verabscheuen;« stammelte Ludlow, noch immer in großer Verwirrung. »Es kann hier kaum eine Täuschung obwalten; ich habe zu deutlich gehört, was die, welche mich zum Gefangenen gemacht, mit einander sprachen, und doch sehe ich Niemand hier?«

»Ich danke Ihnen für die besondere Notiz, welche Ihnen von meiner Gegenwart zu nehmen beliebt.«

Mehr die Weise des Fremden als seine Worte veranlaßte Ludlow, ihn zum zweitenmal genau anzusehen. Während er langsam das Gesicht des Fremden, Zug nach Zug, studirte, füllte sich sein Auge mit dem gemischten Ausdruck des Zweifels, der Bewunderung, und noch einer Gemüthsbewegung, von der wir nicht wissen, ob wir sie blos Unruhe, oder wirkliche Eifersucht nennen sollen; Zweifel war jedoch am stärksten in dem Blicke ausgesprochen.

»Wir sind uns nie früher begegnet!« rief Ludlow, als ihm das Auge fast versagte, so anhaltend und angestrengt hatte er geschaut.

»Der Ocean hat viele Pfade, und man kann lange auf demselben reisen, ohne auf einander zu stoßen.«

»Du hast doch schon, trotz der zweideutigen Lage, in der ich Dich finde, in den Diensten der Königin gestanden?«

»Niemals. Ich lasse mich zum Sklaven keines Weibes auf Erden binden,« erwiederte der Freihändler, und ein wildes Lächeln zuckte auf seiner Lippe – »und trüge sie tausend Kronen! Der Königin Anna war nie eine Stunde meines Lebens, nie ein Wunsch meines Herzens geweiht.«

»Das ist kühne Rede, Sir, für das Ohr ihres Offiziers. Die Ankunft einer unbekannten Brigantine, gewisse Ereignisse, die mir selbst diesen Abend zugestoßen sind, Ihre Gegenwart an diesem Orte, dieser Ballen vom Gesetz verbotener Waaren, lassen mich argen Verdacht schöpfen, und ich will und ich muß Auskunft haben: wer sind Sie?«

»Der verbrecherische Wanderer des Oceans, der Auswurf der Gesellschaft, der in der öffentlichen Meinung Verurtheilte, der ruchlose Streicher durch die Meere.«

»Das kann nicht seyn: die persönliche Häßlichkeit jenes Herumtreibers beschäftigt nicht weniger der Menschen Zungen, als seine kühne Verachtung der Gesetze. Sie wollen mich irre führen!«

»Wenn die Menschen sich denn so sehr in dem irren können, was sichtbar und unerheblich ist,« versetzte der Andere, »sollte nicht ihre Genauigkeit in Dingen von größerer Wichtigkeit verdächtig seyn? Ich bin wenigstens der, welcher ich scheine, wenn ich nicht der seyn soll, für den ich mich angegeben.«

»Ich mag einem so unwahrscheinlichen Mährchen keinen Glauben schenken; geben Sie mir einen Beweis, daß ich die Wahrheit vernehme.«

»Schau hin auf jene Brigantine, deren feine Spieren von dem Hintergrund von Bäumen fast nicht zu unterscheiden sind,« sagte Jener, indem er an das Fenster trat und den Blick seines Gefährten auf die Runde Bucht lenkte. »Dies ist der Nachen, der so oft die Anstrengungen deiner Spionirschiffe zu Schanden gemacht hat, der mich und meine Habe dahin trägt, wohin ich Lust habe, ohne sich an willkührliche Gesetze, oder an die sich in alles mengenden Ausfragungen feiler Miethlinge zu kehren. Nicht freier ist die leichte Wolke, welche über die See hintreibt, als das kleine Fahrzeug dort, und thut es ihm kaum an Schnelligkeit zuvor. Nicht mit Unrecht heißt es ›die Wassernixe‹, denn seine Thaten auf dem weiten Ocean waren von der Art, daß sie nicht durch natürliche Mittel ausgeführt schienen. Der Schaum tanzt nicht leichter auf den Wogenspitzen, als jenes niedliche Boot vor dem Winde. Ja, Ludlow, mein Schiffchen ist werth, daß man es liebe; glauben Sie mir, ich war noch keinem Weibe mit solcher Innigkeit zugethan, wie meinem treuen, schönen Schiffchen.«

»Solches Lob spendet jeder Seemann dem Fahrzeuge, das er einmal bewundert.«

»So, können Sie es dort der ungeschlachten Schaluppe der Königin Anna spenden? Ihre Coquette gehört nicht zu den schönsten, und ihren Namen bei der Taufe hat mehr die Anmaßung als die Wahrheit hergegeben.«

»Bei der Würde meiner königlichen Gebieterin, Du junger Unbärtiger! Du könntest keine unverschämtere Sprache führen, selbst wenn Du wirklich der wärest, für den Du Dich ausgibst! Schweren oder leichten Fußes, mein Schiff ist vom Schicksal dazu ausersehen, jenen falschen Kauffahrer vor Gericht zu ziehen.«

»Bei der List und den Eigenschaften der Wassernixe! Du könntest keine andere Sprache führen, selbst wenn Du frei wärst, nach eigenem Belieben zu handeln,« versetzte der Fremde mit spöttischer Nachahmung des Tons, den sein Gefährte angenommen hatte. – »Sie verlangen Beweise, daß ich der bin, der ich bin; gut, hören Sie: kennen Sie jemand, der stolz thut auf seine Macht und dabei vergißt, daß ihn mein Abgesandter zum Besten gehabt hat; vergißt, daß er, trotz seiner kühnen Worte, nur mein Gefangener ist!«

Ludlow's braune Wange entflammte, und er ging auf den Andern, der einen leichteren, minder stämmigen Körperbau hatte, los, als wenn er ihn mit einem Schlag zur Erde niederschmettern wollte; aber in diesem Augenblicke öffnete sich die Thür, und Alida trat in den Salon.

Das Zusammentreffen des Commandeurs der Coquette mit seiner Geliebten hatte in dem ersten Moment für Beide etwas Verlegenmachendes, und Beide verstummten; der Erstere, weil er zornerfüllt war; die Letztere, weil sie sich beschämt fühlte. Da jedoch die schöne Barbérie ein bestimmter Zweck zurückgeführt hatte, so war sie die Erste, welche die Sprache wiedergewann.

»Ich weiß nicht, ob ich die Kühnheit loben oder tadeln soll, die den Herrn Kapitän Ludlow zu dieser unzeitigen Stunde und auf eine so unhöfliche Weise meinen Pavillon betreten ließ,« sagte sie; »denn noch ist mir sein Beweggrund unbekannt. Wenn es ihm gefällig seyn wird, ihn mitzutheilen, so werde ich besser im Stande seyn, zu urtheilen, ob seine Entschuldigung eine wirklich gute sey.«

»Wahr, wir wollen erst seine Erklärung anhören, ehe wir ihn verurtheilen,« fügte der Fremde hinzu, indem er der Dame einen Sitz anbot, der aber mit Kälte abgelehnt wurde. »Ganz gewiß hat der Herr einen Beweggrund gehabt.«

Wenn Blicke Zerstörungskraft hätten, so würde der Sprechende vernichtet worden seyn. Die Dame achtete indeß nicht auf die Worte des Fremden, und Ludlow fühlte sich nunmehr dringend aufgefordert, sich zu vertheidigen.

»Ich werde es nicht zu verheimlichen suchen,« sagte er, »daß mir eine List gespielt worden ist, welche allerdings einige verwirrende Folgen für mich nach sich zieht. Das Aussehen und ganze Wesen des Matrosen, von dessen dreistem Benehmen im Boote Sie Zeuge waren, verleitete mich, ihm mehr Vertrauen zu schenken, als die Klugheit billigte, – schnöder Betrug ist mein Lohn dafür.«

»Mit anderen Worten, Kapitän Ludlow ist nicht so scharfsinnig. als er sich glaubte,« ließ sich eine ironische Stimme dicht bei ihm vernehmen.

»Aber ist das mein Fehler? daraus, daß ein Seewanderer den Befehlshaber der Coquette hintergangen hat, folgt noch nicht die Notwendigkeit, mich in meiner Wohnung zu überfallen,« versetzte Alida. »Sowohl jener verwegene Matrose, als diese – diese Person« (dieses Ausdrucks bediente sie sich, obgleich man damit nur einen zum gemeinen Haufen gehörenden Menschen zu bezeichnen pflegt) »ist mir fremd. Es besteht zwischen uns kein anderes Verhältniß, als daß, welches Sie sehen.«

»Die Ursache, warum ich landete, hier zu erwähnen,« fuhr Ludlow in seiner eigenen Vertheidigung fort, »wäre überflüssig; genug, ich war schwach genug, jenen unbekannten Matrosen aus meinem Schiff zu lassen und ihn zu begleiten: als ich zurückkehren wollte, fand er Mittel, meine Leute zu entwaffnen und mich zum Gefangenen zu machen.«

»Nun, für einen Gefangenen bist Du doch noch so ziemlich frei!« ließ sich die genannte ironische Stimme wieder hören.

»Es ist wahr, meine Tritte werden nicht scharf bewacht, aber was nutzt diese Freiheit, wenn die Mittel fehlen, Gebrauch davon zu machen. Mich trennt das Meer von meinem Schiffe, und die treue Mannschaft meiner Barke liegt in Fesseln. Inzwischen hat das Verbot, gewissen Punkten zu nahe zu kommen, mich nicht verhindert, zu errathen, was für Gäste hier bewirthet werden vom Alderman Van Beverout.«

»Fügen Sie nur immer noch hinzu, Ludlow: und von seiner Nichte.«

»Ich möchte nichts hinzufügen, was Alida de Barbérie hart oder der Achtung nicht gemäß finden könnte. Indessen läugne ich nicht, daß mich eine beunruhigende Idee quälte; doch – ich erkenne meinen Irrthum, und es reut mich, so voreilig gewesen zu seyn.«

»Gut, so können wir uns wieder an unsern Handel machen,« sagte der Fremde, nahm ungenirt Platz vor dem geöffneten Waarenballen, während Ludlow und das Mädchen daneben standen, und mit stummem Erstaunen einander anschauten. »Es macht Vergnügen, diese verbotenen Schätze in Gegenwart des Offiziers der Königin auszustellen! Wer weiß, vielleicht verdient man sich damit die königliche Gunst. Wir waren zuletzt bei den Sammetstoffen und in den Lagunen von Venedig. Hier ist welcher von einer Farbe und Qualität, deren sich der Doge bei seiner Vermählung mit der See nicht zu schämen brauchte. Wir Seeleute betrachten jene Ceremonie als ein Unterpfand, daß Hymen uns nicht vergessen werde, wenn auch wir dann und wann seine Altäre verlassen. Lasse ich der Treue unserer Gewerbsgenossen Gerechtigkeit widerfahren, Kapitän Ludlow? oder sind Sie, ein geschworner Anbeter Neptun's, zufrieden, Ihre Seufzer der Venus auf der See darzubringen? Fürwahr, wenn die Feuchtigkeit und die salzschwangere Luft des Meeres die goldene Kette mit Rost überziehen, so ist Niemand Schuld, als die grausame Natur! – Aha! hier haben wir –«

Ein greller Pfiff schwirrte durch das Gesträuch, und der Fremde hielt plötzlich inne, warf die Stoffe auf den Ballen, sprang auf und schien ungewiß, was er thun solle. Während des ganzen Gesprächs mit Ludlow hatte der Freihändler, wenn auch hin und wieder spöttelnd, die vollkommenste Fassung behauptet; nicht ein einziges Mal ließ er sich von dem heftigen Unwillen des Andern zu gleicher Aufregung hinreißen. Doch jetzt ward sein Blick verwirrt, und nach der Bewegung in seinen Zügen zu urtheilen, schwankte er innerlich zwischen verschiedenen Vermuthungen. Noch einmal ertönte die helle Pfeife.

»Schon gut, Meister Ruderpinne;« sprach der Contrebandehändler vor sich hin. »Dein Zeichen ist hörbar, doch warum diese Eile? Schöne Alida, dieser laute Ruf bedeutet, daß der Augenblick der Trennung gekommen ist.«

»War ja doch Ihre Ankunft keine erwartete,« erwiederte die schöne Barbérie, die unter dem eifersüchtigen Auge ihres Bewunderers die strengste Zurückhaltung ihres Geschlechts beibehielt. –

»Ich kam ohne Ankündigung, soll ich deßhalb aber ohne Andenken scheiden? werden diese Kostbarkeiten wieder in die Brigantine zurückwandern, oder erhalte ich statt ihrer den gewöhnlichen Preis in Gold?«

»Ich weiß wirklich nicht, ob ich einen Handel schließen darf, den das Gesetz nicht erlaubt, wenn ein Diener der Königin dabei steht,« antwortete Alida mit einem Lächeln. »Ich gestehe, Sie haben Vieles, was ein Frauenzimmer gern besitzen möchte, allein unsre königliche Gebieterin dürfte leicht vergessen, daß sie selbst ein Frauenzimmer ist, und mit meiner Schwäche wenig Nachsicht haben, wenn sie sie erfahren sollte.«

»Seyen Sie nicht bange, meine Dame. Niemand bricht diese harten Vorschriften öfter, als Die, welche sie gemacht haben. Bei der Tugend der ehrlichen Ostindischen Compagnie selbst! könnte ich vor den Augen der königlichen Anna in ihrem Cabinet diese stattlichen Spitzen, diesen schweren Brokat ausbreiten, sie würde der Versuchung erliegen!«

»Das wäre vielleicht doch mehr gefährlich als weise.«

»Ich zweifle, wenn auch auf einem Throne, ist sie doch ein Weib. Verkleide die Natur wie Du willst, sie ist ein allgemeiner Tyrann und macht sich überall geltend. Das Haupt, das eine Krone trägt, träumt von den Eroberungen des Geschlechts mehr, als von den politischen; die Hand, welche das Zeepter führt, wird bei'm Schreiben oder Nähen so gehalten, daß ihre niedliche Form in die Augen falle, und wie viel pompöses Königsthum man sich auch bemüht in die laut verkündeten Worte und Ideen zu legen, der Ton bleibt immer der eines Weibes.«

»Ohne die Verdienste unsrer jetzigen königlichen Gebieterin in Frage zu stellen,« sagte Alida, die überhaupt gern als Vertheidigerin der weiblichen Rechte auftrat, »kann man zur Widerlegung dieser Beschuldigung das Beispiel der glorreichen Elisabeth anführen.«

»O ja, wir haben im Seekrieg unsere Cleopatras gehabt, und die Furcht hat bei ihnen über die Liebe gesiegt. Die See hat ihre Ungeheuer, warum nicht auch das trockne Land! Es bleibt aber doch wahr, daß es nicht gut ist, die Gesetze zu brechen, welche der Erde von ihrem Schöpfer gegeben wurden. Wir Männer wachen streng über das, was in unser Gebiet gehört, und dulden nicht leicht Eingriffe in dasselbe. Das Weib, welches die von der Natur verliehenen Mittel hintansetzt, beweint früher oder später den ungeheuren Mißgriff: glauben Sie mir das, meine Dame. – Doch, werden Sie mir von dem Sammet abkaufen, oder entscheidet sich Ihr Geschmack für den Brokat?«

Alida und Ludlow hörten dem launen- und phantasiereichen Räthselhaften mit Verwunderung zu, und Beide fanden es gleich schwer, ein Urtheil über seinen Charakter zu fällen. Er behielt zwar im Ganzen eine zweideutige Ironie bei, aber dessenungeachtet entwickelte er in seinem Wesen, namentlich, wenn er die schöne Barbérie anredete, so viel Ernst und Gefühl, daß der Commandeur – denn dieser machte die Entdeckung – davon beunruhigt wurde, ob er gleich sich schämte, es sich selber zu gestehen. Aus der reicheren, über ihre Züge sich verbreitenden Gluth konnte man schließen, daß auch unserer Schönen jener Wechsel nicht entging, wenn es auch kaum wahrscheinlich ist, daß sie sich über die Wirkungen desselben Rechenschaft zu geben vermochte. Als er sie nunmehr aufforderte, sich zu entscheiden, was sie kaufen wollte, blickte sie erst Ludlow noch einmal zweifelnd an, ehe sie scherzhaft antwortete:

»Nun ja, ich will es nur gestehen, Sie haben die Natur der Frauen nicht vergebens studirt. Erlauben Sie mir indessen, ehe ich mich entschließe, Diejenigen zu Rathe zu ziehen, die mit den Gesetzen besser Bescheid wissen, und daher auch richtiger beurtheilen können, ob ich recht thue, etwas zu kaufen.«

»Wäre dies Verlangen auch ein unbilliges, so heischt dennoch die Pflicht gegen Ihre Schönheit und Ihren Rang, meine Dame, es zu gewähren. Behalten Sie den Ballen in Ihrer Verwahrung; ehe die Sonne des morgenden Tages untergeht, soll Jemand da seyn, und auf Antwort warten. Capitän Ludlow, scheiden wir als Freunde, oder verträgt sich dies Wort nicht mit Ihrer Pflicht gegen die Königin?«

»Sind Sie, was Sie scheinen,« sagte Ludlow, »so sind Sie ein unbegreifliches Wesen! allein ich vermuthe fast, Sie spielen eine fremde Rolle, die Ihrem Schauspielertalent mehr Ehre macht, als Ihrem Charakter.«

»Sie sind der Erste nicht, der in Beziehung auf die Wassernixe und deren Befehlshaber seinen eigenen Sinnen nicht glauben wollte. – Ruhig, ehrlicher Tom! Deine Pfeife wird den Schritt des Vaters ›Zeit‹ nicht schneller machen. Genug, Freund, oder nicht Freund, Capitän Ludlow ist mein Gefangener.«

»Ich läugne nicht, ich fiel in die Gewalt eines Verräthers« –

»Sachte! wenn Dir körperliches Wohlseyn und ganze Knochen lieb sind. Meister Thomas Ruderpinne ist ein Mann von wenig Umständen, und liebt Schimpfnamen eben so wenig, als andere Menschen. Auch handelte der ehrliche Matrose streng nach meiner Ordre: was er gethan, hat ein Höherer als er zu verantworten.«

»Deine Ordre!« wiederholte Ludlow des Andern Worte mit einer spottenden Miene, die jeden Andern als den Angeredeten in Harnisch gebracht hätte. »Der Kerl, der die List mit so vielem Erfolg durchsetzte, sieht mehr aus wie Einer, der zu befehlen hat, als der gehorchen müßte. Ist einer von Euch Beiden der Streicher durch die Meere, so ist er es.«

»Wir sind allesammt nichts mehr als der fliegende Wasserstaub, der Willkühr der Winde unterworfen. Aber sag', was hat der Mann verbrochen, daß er so wenig Gnade bei dem königlichen Capitän findet? Er hat sich doch nicht etwa erdreistet, mit einem so loyalen Gentleman hier einen geheimen Handel schließen zu wollen?«

»Immerhin, Sir; Sie haben jetzt gut scherzen. Ich stieg hier ans Land, weil ich dieser Dame meine Achtung bezeigen wollte, und ich kümmere mich nicht, wenn die Welt erfährt, daß dies der Zweck meines Besuches gewesen. Keine alberne List war's, die mich hierher führte.«

»Das nenn' ich frei wie ein Seemann sprechen!« sagte der unbegreifliche Contrebandier, nicht ohne einiges Erblassen und Stottern. »Ich bewundere diese Loyalität des Mannes gegen das andere Geschlecht, denn da die Sitte diesem so streng die Aeußerung seiner Neigungen untersagt, so ist es nicht mehr wie Schuldigkeit für uns Männer, unsre Absicht so unzweideutig als möglich an den Tag zu legen. Für die schöne Barbérie läßt sich schwerlich ein weiseres Verfahren erdenken, als das, die entschiedene Huldigung eines Mannes zu belohnen.«

Hier warf der Fremde einen, wie Alida glaubte, besorgten Blick auf sie, und schien ihrer Antwort ängstlich entgegen zu sehen.

»Wann die Zeit zur Entscheidung gekommen seyn wird,« erwiederte der Gegenstand seiner Anspielung halb geschmeichelt, halb unwillig, »werde ich es vielleicht für nöthig halten, ganz andere Leute zu Rathe zu ziehen. Ich höre den Tritt meines Onkels. – Herr Capitän, ich überlasse es Ihrer eigenen Einsicht, ob Sie ihn erwarten wollen oder nicht.«

Wirklich hörte man den schweren Schritt des Holländers sich durch die äußeren Gemächer nähern. Ludlow zögerte, warf einen vorwurfsvollen Blick auf seine Geliebte, und verließ dann schnell das Zimmer, indem er sich zum Ausgang derselben Stelle bediente, die er zum Hereinkommen gewählt hatte. Ein fast gleichzeitiges Geräusch in dem Gesträuch deutete hinlänglich an, daß seine Zurückkunft eine erwartete war, und er unter scharfer Bewachung stand.

»Potz Noah's Arche und unsre Großmamas!« rief Myndert eintretend mit einem von Anstrengung erhitzten Gesichte: »Hast uns den Putz gebracht, welchen unsere Voreltern abgelegt haben, Meister Seestreicher. Die Zeuge sind vom verflossenen Jahrhundert, und müßten daher auch gegen abgenutzte Goldstücke losgeschlagen werden.«

»Was gibt's! was gibt's!« antwortete der Freihändler, dessen Ton und Weise so vollkommen in seiner Gewalt zu stehen schien, daß er sie nach dem Charakter dessen, den er gerade anreden wollte, im Nu ändern konnte. »Was gibt's, Du eigensinniger Städter, daß Du Waaren schlecht machst, die nur zu gut für diese entfernten Regionen sind. Gar manche englische Herzogin schmachtet, auch nur den zehnten Theil der schönen Stoffe zu besitzen, die ich Deiner Nichte anbiete, und fürwahr! es wäre kein leichtes Geschäft, die englische Herzogin zu finden, der sie halb so gut stehen würden.«

»Das Mädchen geht an, und deine Sammete und Brokate sind so ziemlich, aber die schweren Artikel kann ich doch keinem Mohawk-Häuptling anbieten. Du mußt die Preise mäßiger stellen, sonst kann ich von der Factur keinen Gebrauch machen.«

»Ich bedaure. Wenn es also nicht anders ist, so müssen wir freilich absegeln. Der Brigantine ist der Kanal über die Sandbank von Nantucket wohlbekannt, und ich wette meinen Kopf, die Yankihs werden schon noch außer den Mohawks Kundsleute finden.«

»Du bist eben so schnell, Meister Seestreicher, wie die Bewegung deines Bootes. Wer sagt denn, daß wir nicht, nach verständigem und billigem Hin- und Herhandeln, endlich einig werden können? Streich die ungeraden Gilders aus, laß die Summe in runden Tausenden, so ist dein Verkauf für dies Jahr abgemacht.«

»Nicht einen Stüber. Hier zähle mir die Gesichter der Braganzas zurück; wirf eine hinlängliche Anzahl dünner Dukaten in die Wage, um den Betrag voll zu machen, und dann mögen deine Sclaven eilen, daß die Artikel, noch ehe das ausplaudernde Morgenlicht kommt, landeinwärts geborgen sehen. Es ist Jemand hier bei uns gewesen, der, wenn er Luft dazu hat, Unheil anrichten kann, obgleich ich nicht zu sagen im Stande bin, in wie fern er in's Hauptgeheimniß selbst gedrungen seyn mag.«

Alderman Van Beverout stierte etwas verwildert um sich her, rückte, wohl wissend, wie viel in dieser Welt auf den äußeren Schein ankommt, die Perüke zurecht, und zog vorsichtig die Gardinen vor die Fenster.

»Außer meiner Nichte, wüßte ich, wie immer, Keinen sonst;« sprach er, nachdem obige Vorsichtsmaßregeln getroffen waren. »Im Hause befindet sich zwar noch der Patroon von Kinderhook, da der aber schläft, so ist er ein Zeuge für uns; der Umstand seines Hierseyns, ohne daß er etwas gegen uns zu sagen hätte, spricht zu unsern Gunsten.«

»Meinetwegen, ich bin's zufrieden« – versetzte der Freihändler, da er in den bittenden Augen des Mädchens las, daß er nicht mehr verrathen möchte. »Wußt' ich doch durch Instinkt, daß Jemand im Hause sey, der sonst nicht hier zu seyn pflegte: auszuspüren, ob er gerade schlafe, war nicht meine Sache. So viel weiß ich, hier zu Lande würden gewisse Kaufleute, der Assecuranz halber, seine Gegenwart bei ihren Rechnungen mit in Anschlag bringen.«

»Sprich nicht weiter, Meister Seestreicher, und nimm das Gold. Ich will Dir nur die Wahrheit gestehen, die Ballen sind bereits aus dem Flusse heraus- und in die Pirogue hineingeschafft. Ich sah voraus, wir würden uns über den Kauf verständigen, und die Zeit ist kostbar, da ganz in der Nähe ein königlicher Kreuzer vor Anker liegt. Die Schelme fahren Dir bei der Flagge der Königin vorbei, wie unschuldige Marktleute, und ich setze einen flamländischen Wallach gegen einen Gaul aus Virginia, daß sie anfragen, ob der Capitän kein Grünes für seine Suppe brauche. Ha, ha, ha! der Ludlow ist ein Pinsel, Jungfer Nichte, und noch lange nicht fähig, es mit Leuten von reifem Alter aufzunehmen. Wirst schon einmal Deine Meinung über seinen Verstand ändern, und ihm, als einem zudringlichen Tropf, den Laufpaß geben.«

»Sie werden doch hoffentlich dieses Verfahren durch die Gesetze rechtfertigen können, Onkel?«

»Gesetze! Glück rechtfertigt Alles. Es ist im Handel wie im Kriege; wer Erfolg hat, trägt den Ruhm und die Beute davon, im einen wie im andern, und der reiche Kaufmann ist allemal auch der ehrliche. Alle Plantagen- und Cabinetsordres! was meinen denn unsere Befehlshaber zu Hause, daß sie so viel Aufhebens um ein Bischen Contrebande machen! Declamiren die Spitzbuben nicht ganze Stunden lang über Bestechlichkeit und feiles Wesen, da doch über die Hälfte von ihnen ihre Sitze heimlich erkaufen, ja, und das so gesetzwidrig, wie Du diese seltenen Mechelner Spitzen. Sollte die Königin unsern Verkehr ungnädig vermerken, Meister Seestreicher, so bring' Du mir nur noch ein- oder zweimal so profitable Parthieen, wie das letzte Jahr, und ich gehe als ein Passagier nach London, kaufe mir auf der Börse eine Parlamentsstelle, und erwiedere von meinem Sitze aus, wie sie's nennen, auf das königliche Mißfallen. Bei der Verantwortlichkeit der General-Staaten! wenn ich es thäte, ich glaube gar, sie ließen mich nicht zurück, ohne mich vorher zum Ritter Sir Myndert geschlagen zu haben, und dann würden die Manhattenesen von einer gnädigen Frau Van Beverout zu hören bekommen, in welchem Fall es mit Deiner anderen Erbschaft traurig aussehen wird, mein Lidchen! geh Du also zu Bett und laß Dir was Schönes träumen von schönen Spitzen, reichen Sammetkleidern und Gehorsam gegen alle Onkels, und verschwiegenen Mund und allerhand angenehme Dinge – Küß' mich, kleine Hexe, und dann schlaf' wohl.«

Alida gehorchte und wollte eben das Zimmer verlassen, als der Freihändler ihr in den Weg trat, aber mit einer so galant ehrerbietigen Miene, daß sie ihm die Freiheit kaum übel nehmen konnte.

»Ich würde die Höflichkeit verletzen,« sagte er, »wenn ich eine so großmüthige Kundsmännin gehen ließe, ohne mich bei ihr für ihre Freigebigkeit zu bedanken. Die Hoffnung des Wiedersehens wird meine Rückkehr beschleunigen.«

»Ich wüßte nicht, daß Sie mir Dank schuldig sind,« erwiederte Alida, obgleich sie sah, wie der Alderman den zerstreut herumliegenden Inhalt des Waarenballens sorgfältig zusammensuchte, und wie er drei oder vier der anlockendsten Artikel darunter schon auf ihre Toilette gelegt hatte. »Ich habe Ihnen nichts abgekauft!«

»Ich lasse Ihnen mehr zurück, als gemeinen Augen sichtbar ist,« erwiederte der Fremde mit leiser Stimme und so ernst, daß die Angeredete zurückschrack. – »Ob dem Geber, oder wie ich vielleicht eigentlicher sagen sollte, dem Verlierenden eine Erwiederung zu Theil werde, wird die Zeit und mein Stern zeigen.«

Dann nahm er ihre Hand, hob sie so anmuthig und sanft an die Lippen, daß das Mädchen nicht eher erschrack, als bis der Kuß aufgedrückt war. Die schöne Barbérie erröthete nun bis an die Stirn, und schien Anfangs geneigt, die Freiheit mit Zürnen zu strafen: allein ihre Verwirrung war so groß, daß, ehe sie verschwand, ein Lächeln und eine kurze Verbeugung den Fremden noch erfreuten.

Auch flossen jetzt, nachdem er sich allein sah – denn daß der Alderman auch da sey, schien er ganz vergessen zu haben – mehrere Minuten in tiefem Schweigen hin, und gedankenvoll, obgleich mit vor innerer Lust blitzendem Auge, schritt er im Zimmer auf und ab. Van Beverout fand es endlich nöthig, dem stummen Gefährten den Weg zu vertreten, um ihn an seine Gegenwart zu erinnern.

»Fürchten Sie nicht, daß das Mädchen plaudern werde,« rief der Alderman, »sie ist eine vortreffliche und gehorsame Nichte, und hier liegt, wie Sie sehen, eine Bilanz zu ihren Gunsten, die der Frau eines Premierministers selbst den Mund verschließen würde. Wenn ich vorher Einiges einzuwenden hatte gegen Deinen Wunsch, das Kind zugegen seyn zu lassen, so rührte das bloß von einer Aeußerlichkeit her, denn, schauen Sie, ich glaube, daß weder Monsieur Barbérie, noch meine verstorbene Schwester es gern sehen würden, wenn das Kind schon so früh in's Geschäft einträte! aber was geschehen ist, ist geschehen, und der Normann selbst müßte zugeben, daß ich einen hübschen Anfang von ganz apart ausgesuchten Artikeln zum Besten seiner Tochter gemacht habe. Wann hast Du vor, unter Segel zu gehen, Meister Seestreicher?«

»Mit der Morgenebbe; ich kann die Nachbarschaft dieser spürnasigen guarda costas nicht leiden.«

»Brav geantwortet! Klugheit ist eine Cardinal-Tugend in einem Privat-Kauffahrer; und eine Eigenschaft, für die ich den Herrn ›Streicher durch die Meere‹ nächst seiner Pünktlichkeit am meisten schätze. Potz Wechsel und Sicht! wäre doch die Hälfte der Firmas von drei oder vier Namen, die Cos gar nicht mitgerechnet, so zuverlässig! Hältst Du es nicht für sicherer, den Rückweg aus dem kleinen Kanal, noch während es dunkel ist, anzutreten?«

»Das geht nicht. Die Fluth strömt herein wie Wasser durch eine Schleuse, und dabei kommt der Wind von Osten. Doch sey unbesorgt, die Brigantine führt keine gemeine Fracht, und Du hast mir einen leeren Schiffsraum gemacht. Die Königin und der Braganza nebst Holländischen Ducaten können ihre Gesichter im Schatzamte selbst aufweisen. An Pässen fehlt es uns auch nicht, und ›Müllermädchen‹ ist am Ende ein eben so guter Name als ›Wassernixe‹. Nachgerade haben wir das beständige Herumwandern satt, und nicht übel Lust, eine Woche lang die Vergnügungen eurer Jerseyer Jagd zu kosten. In dem Hochland wird ja wohl dieser Tage geschossen, nicht so?«

»Bei Leibe nicht, bei Leibe nicht, Meister Seestreicher! schon vor zehn Jahren habe ich alles Rothwild, der Häute halber, niederschießen lassen; und was die Vögel betrifft, so sind sie bis auf die letzte Taube fortgewandert, als der letzte Stamm Wilde nach dem westlichen Ufer des Delaware zog. Du hast deine Brigantine mit mehr Vortheil ihrer Fracht entladen, als Du je deine Vogelflinten ihres Schroots entladen könntest. Die Gastfreundschaft meines Landhauses wird hoffentlich von Niemanden in Zweifel gestellt, aber Potz Erröthen und Neugier! ich wünsche meinen Nachbarn gerade in's Gesicht sehen zu können. Bist Du so gewiß; daß die impertinenten Masten deiner Brigantine, die über die Bäume wegragen, bei Tage unsichtbar bleiben werden? Dieser Capitän Ludlow legt die Hände nicht in den Schooß, wenn er glaubt, daß seine Dienstpflicht ihn ruft.«

»Den wollen wir schon ruhig zu halten suchen; und was seine Leute betrifft, so wird durch die Hülle, welche Bäume und Schiffsraum gewähren, Alles in gehöriger Ordnung gehalten. Den wackern Ruderpinne lasse ich zurück, um die Rechnungen zwischen uns auf's Reine zu bringen, und somit Gott befohlen. Aber noch ein Wort, Herr Alderman, ehe wir scheiden. Hält der Graf Cornbury sich noch in den Provinzen auf?«

»Wie ein angenageltes Stück Möbel. Kein Handelshaus in der Colonie unbeweglicher.«

»Wir stehen noch in Rechnung mit einander. – Mit einer kleinen Prämie kauft man mir die Schuldverschreibung ab.«

»Der Himmel erhalte Dich, Meister Seestreicher, und glückliche Reise hin und zurück. Hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit des Grafen, so mag die Königin ihm eine andere Provinz anvertrauen, aber Myndert Van Beverout gibt ihm keinen Kredit, nicht für einen Marderschwanz; also noch einmal, der Himmel erhalte Dich!«

Der Contrebande-Händler schien sich von allen den kleinen niedlichen Gegenständen, die das Zimmer der schönen Barbérie enthielt, nur ungern loszureißen. Sein Abschied vom Alderman war ziemlich trocken, und er hielt es nicht der Mühe werth, seine Kälte und Zerstreuung zu verbergen. Andrerseits beobachtete der Alte kaum die Formen des Anstandes, so heftig war sein Verlangen, den Gast so bald als möglich los zu werden. Es blieb also diesem endlich nichts übrig, als zu gehen, und er verschwand da, wo er zuerst seine Erscheinung machte, an dem niedrigen Balkon.

Als Myndert Van Beverout sich allein sah, machte er die Fenster des Pavillons seiner Nichte zu, und begab sich nach dem Theil des Hauses, den er selbst bewohnte. Hier beschäftigte sich der geldliebende Bürger vor allem mit verschiedenen Berechnungen, und zwar so eifrig und angestrengt, daß man sah, wie sein ganzes Innere davon eingenommen war. Nach dieser vorläufigen Arbeit hatte er eine kurze, heimliche Zusammenkunft mit dem Matrosen vom indischen Shawl, während welcher viel Goldstücke klimperten. Sobald aber der Letztere fort war, sah der Eigner der Villa nach dem Verschluß der Thüren, welcher übrigens in Amerika weder damals noch jetzt sich europäischer Festigkeit rühmen konnte. Hierauf besuchte er noch den Plan vor dem Hause, als wenn er frische Luft schöpfen wollte, in Wahrheit aber, um zu sehen, ob kein unberufenes Auge wache. Mehr als einmal schaute er hinauf nach den Fenstern des von Oloff Van Staats bewohnten Zimmers, wo alles nach Wunsch still war; unbeweglich sah er die Brigantine in der Runden Bucht, und eben so regungslos weiter in der Ferne den Rumpf des königlichen Kreuzers vor Anker liegen. Ringsumher herrschte Mitternachtsruhe. – Selbst die Boote, die, wie er recht gut wußte, zwischen dem kleinen Fahrzeug und dem Ufer hin- und herfuhren, waren nicht zu sehen. Er kehrte nun in's Haus zurück, mit dem Sicherheitsgefühl, welches ähnliche Umstände in einer so wenig bevölkerten, wenig bewachten Gegend einflößen mußten.


 << zurück weiter >>