Robinson der Jüngere
Robinson der Jüngere
Robinson der Jüngere

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Acht und zwanzigster Abend.

Vater. Am folgenden Morgen berief Robinson frühzeitig sein ganzes Reich zusammen, um mit vereinigten Kräften ein Geschäft auszuführen, welches keinen Aufschub litte.

Hans. Nun?

Vater. Die todten Körper der Erschlagenen lagen noch auf dem Schlachtfelde, und es war zu besorgen, daß durch die schädlichen Ausdünstungen derselben eine gefährliche Seuche entstehen könte. Sie versahen sich also sämtlich mit Beilen und gingen nach dem furchtbaren Orte hin.

Ferdinand. Mit Beilen?

Vater. Ja; nicht um Gräber zu machen, denn dazu würden sie Schaufeln und Spaten mitgenommen haben, sondern um Holz zu fällen und einen Scheiterhaufen zu errichten, auf welchen sie die todten Leiber alle auf einmahl zu Asche zu brennen, sich vorgenommen hatten.

Johannes. So wie es die Römer mit ihren Todten machten!

Vater. Auch andere Völker des Alterthums. Robinson wolte nemlich durchaus nicht die schädliche Gewohnheit seiner, in diesem Stükke noch sehr unweisen Landsleute mitmachen, die damahls noch unverständig genug waren, die Leiber ihrer Verstorbenen mitten in den Städten, ja sogar in den Kirchen beizusezen, wo sie Seuchen und Tod für die Lebenden aushauchten.

Mathias. I das thun sie ja noch!

Vater. Leider! Und das sei euch abermahls ein Beispiel, wie schwer es den Menschen fält, böse Gewohnheiten wieder abzuschaffen. Deswegen eben rathe ich euch so oft, daß ihr euch ja bestreben möget, frühzeitig Weise und gut zu werden. Denn hat man Thorheiten und Laster erst einmahl angenommen und sind sie unglüklicher weise uns erst zur Gewohnheit geworden: o dan hält es sehr, sehr schwer, sie jemahls wieder abzulegen, wenn man ihre Schädlichkeit auch noch so deutlich erkant hat.

Jederman weiß jezt, daß die Ausdünstungen der todten Körper für die Lebenden vergiftend sind: aber fährt man nicht dem ohngeachtet fort, sie auf den Kirchhöfen in der Stadt zu begraben, oder gar in Kirchengewölbe zu sezen, wo sie nicht einmahl mit Erde bedekt sind. Vielleicht wird noch ein ganzes Jahrhundert verstreichen, ehe es den Menschen einfällt, an die Abschaffung dieses bösen Gebrauches mit Ernst zu denken.

Hans. Ich wolte nur, daß ich etwas zu befehlen hätte: so solt's nicht lange mehr währen!

Vater. Sieh da, lieber Hans, eine der vorzüglichsten Ursachen, die dich und alle andere jungen Leute bewegen muß, euch recht viele und große Verdienste zu erwerben, diese nemlich: weil alsdan eure Mitmenschen viel Vertrauen auf euch sezen und euch zu Aemtern hervorziehen werden, die euch berechtigen, viele schädliche Mißbräuche abzuschaffen und viele nüzliche Einrichtungen einzuführen. Euch alle scheint der Himmel dazu bestimt zu haben, solche viel vermögende Menschen zu werden, die ein Seegen für die ganze Geselschaft ihrer Mitbürger sein können: denn alles, was dazu gehört, hat seine gütige Vorsehung an euch verwandt. Sie hat euch lassen von guten, rechtschaffenen Eltern gebohren werden, welche das Vertrauen und die Liebe ihrer Mitbürger haben; sie hat euch einen gesunden Leib und unverwahrlosete Selenkräfte gegeben, und läßt euch nun auch eine Erziehung angedeien, deren sich noch nicht viele Menschen rühmen können. Alles also, was dazu gehört, ein treflicher vielvermögender Man zu werden, hat der gütige Himmel euch verliehen: Schande für den, der nun nicht wolte!

Doch das besorge ich nicht von euch. Soltet ihr also, wie ich zu Gott hoffe, eure große Bestimmung erreichen; soltet ihr wirklich solche Männer werden, welche Einfluß auf die Glükseeligkeit von tausend andern Menschen haben: o so braucht doch ja das Ansehen, welches man euch verwilligen wird, dazu, des Bösen immer weniger, des Guten immer mehr zu machen unter euren Brüdern, und Freud' und Glükseeligkeit rund um euch her zu verbreiten! Dan erinnert euch auch der heutigen Veranlassung zu dieser meiner väterlichen Ermahnung und beweget, wenn ihr könt, eure Mitbürger, die Leichname ihrer Todten an solchen Oertern zu verscharren, wo ihre Ausdünstungen keine Pest unter den Lebenden verursachen können.

Nikolas. Wenn ich nur wieder in die Stadt komme: so wil ich's meinem Grosvater und meinen Onkeln sagen; die sollens wohl machen!

Vater. Thue das, lieber Nikolas!

Robinson und seine Gefährten waren jezt mit dem Verbrennen der todten Körper fertig und gingen wieder nach Hause. Freitag hatte unterdeß seinen Vater gelehrt, daß gesittete Leute kein Menschenfleisch äßen, welches diesem anfangs auch gar nicht recht einleuchten wolte. Aber Freitag fuhr fort, ihm alles dasjenige wieder zu erzählen, was er selbst von seinem Herrn gelernt hatte, und brachte ihn dadurch in kurzer Zeit zu einem wahren Abscheu gegen diese unmenschliche Gewohnheit. Diesem Alten gab Robinson aus dem Grunde, weil er doch eher, als sein Sohn gewesen wäre, den Nahmen Donnerstag; und so wollen wir ihn denn künftig auch nennen.

Jezt berief Robinson Alle zu einer Rathsversamlung, in welcher Freitag abermahls sein Dolmetscher so wohl gegen den Spanier, als auch gegen den alten Donnerstag, sein muste. Er selbst, als das Haupt der übrigen, eröfnete die Sizung mit folgender kurzen Anrede:

»Meine guten Freunde, wir, die wir hier versamlet sind, sehen uns jezt im Besize aller derjenigen Dinge, die zu einem ruhigen und vergnügten Leben erfodert werden. Aber ich für mein Theil werde dieses Seegens doch nicht mit ruhigem Herzen genießen können, so lange es Menschen giebt, die ein grösseres Recht, als ich, dazu hätten, und die demohngeachtet in Mangel und Elend hinschmachten müssen. Eure Landsleute, europäischer Freund, die unter den Wilden noch zurükgebliebenen Spanier, meine ich. Es ist daher mein ernstlicher Wille, daß mir jeder von euch seine Gedanken eröfne, wie wir es am klüglichsten anzufangen haben, um diese Nothleidenden mit uns zu vereinigen?«

Er schwieg; und jeder ließ nun seine Meinung hören. Der Spanier erbot sich, in einem der erbeuteten Kähne allein hinzufahren, um sie abzuholen. Ein Gleiches zu thun, war auch Donnerstag bereit. Freitag hingegen rieth, daß sein alter Vater zurükbleiben, und daß es ihm vielmehr vergönt sein mögte, den Spanier zu begleiten. Da nun hierüber ein großmüthiger Wetstreit entstand, indem der Eine noch lieber, als der Andere, sein Leben wagen wolte: so sahe sich Robinson endlich genöthiget, einen entscheidenden Ausspruch zu thun, dem alle, wie es sich geziemte, freudigst sich unterwarfen. Dieser fiel dahin aus, daß Donnerstag und der Spanier abreisen, Freitag hingegen bei ihm zurükbleiben solte.

Karl. Warum schikt' er aber nicht lieber Freitag hin, als den armen Alten?

Vater. Theils aus Liebe zu Freitag, den er unmöglich, ohne zu zittern, einer Gefahr aussezen konte, bei der er selbst nicht zu gegen wäre, theils deswegen, weil der Alte noch besser, als sein Sohn, mit dem Meere und der Schiffarth bekant zu sein schien. Der Spanier hingegen muste um deswillen mit, weil seine Landesleute auf Robinsons Einladung sonst wohl nicht zu kommen sich getrauet hätten.

Es ward also beschlossen, daß die genanten beiden ihre Reise dahin nächstens antreten solten. Vorher aber muste dafür gesorgt werden, daß ein, wenigstens zehnmahl grösserer Akker umgearbeitet, und bestellt werde: weil die Vergrösserung der Kolonie auch eine Vergrösserung des täglichen Aufwandes an Nahrungsmitteln zur Folge hatte.

Alle wurden daher auf einige Wochen Akkersleute und da es jeder von ihnen mit der Arbeit ehrlich meinte: so ging auch alles sehr gut und sehr geschwind von statten. Nach vierzehn Tagen war alles gethan und man machte daher Anstalt zu der beschlossenen Reise.

Ehe diese aber vor sich ging, gab der Spanier einen Beweis seiner Ehrlichkeit und seiner dankbaren Liebe gegen Robinson, welcher zugleich von einer klugen Vorsichtigkeit zeugete. Er sagte nemlich: seine Landesleute wären, so wie er, nur gemeine Matrosen gewesen, also Leute ohne alle Erziehung. Er kenne sie nicht genau genug, um für aller gute Gemüthsart Bürge sein zu können. Sein Rath wäre daher, daß Robinson, als Herr der Insel, erst gewisse Bedingungen aufsezte, unter denen er sie aufnehmen wolte, und daß dan keiner mitgenommen wurde, als welcher diese Bedingungen sich gefallen liesse.

Robinson freuete sich über die Treue seines neuen Unterthans, und that, was er ihm gerathen hatte. Die Bedingungen die er aufsezte, waren folgende:

»Wer auf Robinsons Insel leben, und an den Bequemlichkeiten, die sie darbietet, Antheil nehmen wil: der muß sich verpflichten:

  1. Dem Willen des rechtmäßigen Herrn derselben in allen Stükken nachzukommen, und sich alle diejenigen Geseze und Anordnungen gern gefallen zu lassen, die derselbe zum Wohl des ganzen Staats für nöthig erachten wird;
  2. Ein arbeitsames, mäßiges und tugendhaftes Leben zu fuhren; weil kein Fauler, kein Schlemmer und überhaupt kein lasterhafter Mensch auf dieser Insel geduldet werden sol;
  3. Sich alles Zankens und Streitens zu enthalten, und im Fal einer Beleidigung, nie sein eigener Richter sein zu wollen, sondern vielmehr seine Klage vor dem Herrn der Insel oder vor demjenigen anzubringen, dem dieser das Richteramt übertragen wird;
  4. Alle diejenigen Arbeiten, die zum Wohl der ganzen Geselschaft nöthig sein werden, ohne Murren zu übernehmen, und im Fal der Noth dem Herrn der Insel mit Leib und Leben beizustehen;
  5. Mit Allen für einen Man wider denjenigen zu stehen, der sich erdreisten dürfte, das Eine oder das Andere dieser billigen Geseze zu überschreiten, um einen solchen entweder zum Gehorsam zurük zu bringen oder ihn auf immer von der Insel zu verbannen.

Jeder wird ermahnt, diese Punkte erst reiflich zu überlegen und seinen Nahmen, stat einer eidlichen Versicherung, nur dan erst zu unterschreiben, wenn er völlig entschlossen ist, ihnen in allen Stükken nach zu leben.

Robinson

Der Spanier muste diesen Aufsaz erst in seine Landessprache übersezen und es ward verabredet, daß er Feder und Tinte mitnehmen solte, um ihn von seinen Landesleuten, vor ihrer Abreise erst unterschreiben zu lassen.

Und nun suchten sie sich den besten unter den beiden erbeuteten Kanoes aus, und machten Anstalt zu ihrer Abreise.

Konrad. Hatten denn alle die Spanier wohl in einem einzigen Kanoe Raum?

Vater. Nein! Aber sie brauchten dieses kleine Schif auch nur zur Hinreise. Zurük konten sie in den Böten des gestrandeten Schiffes kommen, welche, wie der Spanier versicherte, noch in gutem Stande waren.

Nachdem hinlänglicher Proviant an Bord des Kahns gebracht war und sich ein günstiger Wind erhob, nahmen unsere Reisende einen zärtlichen Abschied von Robinson und Freitag und giengen unter Segel. Freitag war ganz ausser sich vor Betrübniß, daß er sich von seinem Vater trennen muste. Schon am Abend vor der Abreise desselben hatt' er stundenlang geweint und vor Traurigkeit gar nichts geniessen können. Jezt aber da die Trennung wirklich vor sich ging, war er vollends untröstbar. Alle Augenblikke fiel er seinem Vater von neuem um den Hals und benezte sein Gesicht mit Tränen. Der Alte muste sich endlich mit Gewalt von ihm loswinden; aber, da er schon im Schiffe war, und der Kahn jezt eben vom Lande stieß, sprang Freitag ihm nach ins Meer, und schwam an die Seite des Kahns, um ihn noch einmahl zu küssen und ihm noch einmahl ein Lebewohl! zu zu schluchzen. Dan kehrte er wieder um nach dem Strande, sezte sich daselbst auf einer Anhöhe nieder und sahe dem forteilenden Kahne unter vielen Seufzern und Tränen so lange nach, bis er aus seinen Augen verschwunden war.

Robinson, der ihn zu zerstreuen wünschte, wandte den größten Theil dieses Tages zur Jagd und zu Lustwanderungen durch die Gebirge an. Sie waren noch nicht weit gegangen, als der Pudel, der mit ihnen gelaufen war, an dem Fuße eines mit Gebüsch bewachsenen Felsens stehen blieb und unaufhörlich zu bellen anfing. Man näherte sich dem Orte und fand ein Loch in dem Felsen, welches aber nur so groß war, daß man hineinkriechen, nicht hineingehen konte.

Robinson, der nicht gern etwas ununtersucht ließ, was seine Aufmerksamkeit einmahl an sich gezogen hatte, befahl seinem Begleiter, einen Versuch zu machen, ob er wohl hineinkriechen könne? und Freitag gehorchte. Aber kaum hatt' er den Kopf hineingestekt, als er mit einem entsezlichen Angstgeschrei wieder zurüksprang, und ohne sich an Robinsons Zuruf zu kehren, wie ein Unsinniger, davon lief. Endlich hohlte ihn Robinson wieder ein und erkundigte sich mit einiger Befremdung nach der Ursache seiner Flucht. »Ach! ach! antwortete Freitag, der kaum reden konte, laß uns laufen, lieber Herr, so sehr wir können; da ist ein entsezliches Ding in dem Loche mit großen glühenden Augen, und mit einem Rachen, daß es uns beide auf einmahl lebendig verschlingen könte!«

»Nun, das müste ja freilich ein recht grosser Rachen sein, antwortete Robinson; aber das Ding muß ich doch auch sehen.«

»Ach! ach! schrie Freitag und fiel vor ihm auf die Knie; um Gottes Willen nicht! Es fräße dich gewiß auf und dan hätte der arme Freitag keinen Herrn mehr!« Robinson antwortete lächelnd: ob's ihn denn aufgefressen hätte? und da er dies nun eben nicht bejahen wolte: so befahl er ihm, geschwind nach Hause zu laufen, um die Laterne zu hohlen. Er selbst ging wieder zurük nach dem Loche, um unterdeß mit geladener Flinte Schildwache davor zu halten.

»Und was in aller Welt dacht' er, kan denn das wohl sein; wovon dein Freitag so viel Fürchterliches gesehen haben wil? Ein reissendes Thier? Ein Löwe, Tiger, Panther, oder so etwas? Ja, wenn das wäre, so würd' ich tolkühn handeln, wenn ich hinein kröche. Aber gäb' es dergleichen auf dieser Insel, so würd' ich's ja schon längst erfahren haben. Und dan – so würde ja auch Freitag nicht unverlezt zurük gekehrt sein! Nein, nein! das ist es gewiß nicht; seine Furchtsamkeit hat ihm wieder einen Streich gespielt und ihn etwas sehen lassen, was nicht da war. Ich muß es also schon untersuchen, um den guten Jungen von dieser kindischen Leidenschaft zu heilen.«

Unterdeß kam Freitag mit der brennenden Laterne an, und versuchte noch einmahl mit Tränen in den Augen seinen Herrn zu bewegen, daß er sich doch nicht in eine so schrekliche Gefahr stürzen mögte, in der er gewiß umkommen würde. Aber Robinson kante keine Furcht, sobald er eine Sache vernünftig überlegt hatte; und ließ sich daher in seinem Vorsaze nicht wankend machen. Er bat vielmehr Freitag, gutes Muths zu sein, nahm die brennende Laterne in die linke, eine scharf geladene Pistole in die rechte Hand und ging dem Abentheuer beherzt entgegen.

Er hatte kaum den Kopf hineingestekt, als er bei dem schwachen Laternenschein wirklich etwas entdekte, was ihm selbst schaudern machte. Aber er wolte deswegen nicht gleich die Flucht ergreifen, sondern strekte vielmehr die Hand mit der Laterne aus, um das namenlose Unthier deutlicher wahr zu nehmen. Und da sah er denn, daß es nichts mehr, und nichts weniger, als ein alter Lamabok sei, der eben vor Alter und Entkräftung sterben wolte. Nachdem er rund umher gesehen und weiter nichts, als dieses gar nicht fürchterliche Thier bemerkt hatte, kroch er völlig hinein, und rief Freitag zu, daß er ihm folgen mögte.

Freitag zitterte, wie ein Espenblat; gleichwohl kont' ers nicht über's Herz bringen, seinen guten Herrn im Stiche zu lassen. Er faßte also mit edler Selbstverläugnung den Muth, ihm nachzukriechen, und sahe nun zu seiner Verwunderung, wie sehr er sich in der Grösse der Augen und des Rachen des Thieres geirt habe.

Siehst du, Freitag, rief ihm Robinson mit freundlicher Stimme entgegen, was die Furchtsamkeit uns alles weiß machen kan? Wo sind nun die großen glühenden Augen? Wo ist der ungeheure Rachen, den du vorher zu sehen glaubtest?

Freitag. Es kam mir doch wirklich so vor, als wenn ich sie sähe; ich hätte darauf schwören wollen.

Robinson. Daran zweifle ich nicht, daß es dir so vor kam; aber du hättest wissen sollen, daß die Furchtsamkeit eine Lügnerin ist, die uns allerlei vorgaukelt, was gar nicht da ist. Sieh, Freitag, so sind alle die alten Weibermärchen von Gespenstern und ich weiß nicht von was für andern Undingen entstanden! Die Urheber solcher abgeschmakten Histörchen waren furchtsam alte Mütterchen oder ihnen ähnliche Hasenfüße von Männern, die, so wie du, sich einbildeten etwas zu sehen, was nicht da war, und die denn nachher, gerade so wie du, betheuerten, daß sie wirklich so etwas gesehen hätten. Werd' ein Man, Freitag; siehe künftig zweimahl zu und verbanne aus deinem Herzen alle weibische Furchtsamkeit.

Freitag gelobte sein Möglichstes zu thun. Der alte Lamabok war unterdeß verschieden und Robinson bemühete sich mit Freitags Hülfe, ihn aus der Höhle zu werfen, um ihn einzuscharren. Und nun besahen sie mit grösserer Aufmerksamkeit den Ort, wo sie waren, und fanden daß es die geräumigste und angenehmste Grotte oder Höhle sei, von der sie künftig einen sehr vortheilhaften Gebrauch würden machen können. Sie war, wie ausgehauen, ungemein trokken und kühl, und die Wände, die von Kristal zu sein schienen, warfen das Licht der Laterne von allen Seiten her so lebhaft zurük, als wenn es ein Spiegelzimmer gewesen wäre.

Robinson beschloß so gleich, diese angenehme Grotte zu seinem Erquikkungsort bei schwüler Sonnenhize und zugleich zu einem Keller für solche Sachen zu machen, welche die gar zu grosse Wärme nicht ertragen können. Zum Glük war sie nicht über eine Viertelstunde von der Burg entfernt. Freitag muste also unverzüglich hinlaufen, um Werkzeuge zu hohlen. Mit diesen fingen sie dan sogleich an, den Eingang zu vergrössern, um nachher eine ordentliche Thür davor zu machen. Und diese Arbeit gewährte ihnen, in der Abwesenheit der beiden andern, eine sehr angenehme Unterhaltung.


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