Edward Bulwer
Das Geschlecht der Zukunft
Edward Bulwer

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Dreizehntes Kapitel

Dieses Volk hat eine Religion, die, was man auch dagegen einwenden mag, doch drei seltsame Eigenheiten hat. Erstens glauben sie alle fest an die Religion, zu der sie sich bekennen. Zweitens befolgen sie alle die Regeln, die ihr Glaube vorschreibt. Sie sind einig in der Verehrung eines göttlichen Schöpfers und Erhalters des Weltalles. Sie schreiben der alles durchdringenden Kraft des Vril die Eigenschaft zu, daß sie jeden Gedanken, den ein lebendes Wesen haben kann, dem Urquell des Lebens und Geistes überbringt. Sie bestreiten nicht, daß der Begriff einer Gottheit angeboren sei, sagen aber, daß, soweit ihre Naturbetrachtungen reichen, der An das einzige Geschöpf sei, dem die Fähigkeit verliehen sei, diesen Begriff mit allen Gedanken, die sich daran reihen, zu fassen. Sie sind der Meinung, daß diese Fähigkeit ein Vorrecht ist, das sie nicht umsonst erhalten haben. Daß Gebete und Danksagungen vom göttlichen Schöpfer angenommen werden und zur vollen Entwicklung des menschlichen Wesens notwendig sind. Sie verrichten ihre Gebete sowohl öffentlich wie im Geheimen. Da man mich nicht für einen der ihren ansah, war mir der Zutritt zu den Gebäuden oder Tempeln, in denen der öffentliche Gottesdienst stattfand, nicht gestattet. Wie man mir sagte, ist er sehr kurz und ohne alle Zeremonie. Eine Lehre der Vril-ya ist, daß des Menschen Geist sich besonders in der Öffentlichkeit nicht lange einer ernsten Ergebenheit oder vollständigen Absonderung von der wirklichen Welt hingeben kann, wenn sie segenbringend sein sollen, und daß alle Versuche dazu zu Fanatismus oder Scheinheiligkeit führen.

Sie sagen, es hätten in vergangenen Zeiten eine große Anzahl Bücher existiert, Betrachtungen über die Beschaffenheit der Gottheit und über die Form, in der ihr der Glaube und die Verehrung am angenehmsten sei. Aber man fand, daß das zu den heftigsten Streitigkeiten führte, die nicht nur den Frieden der Gemeinde erschütterten und Familien trennten, die vorher eng verbunden waren, sondern im Laufe der Erörterungen über die Eigenschaften der Gottheit ihr Dasein ganz abstritten oder, was noch schlimmer war, ihr menschliche Leidenschaften und Schwächen andichteten. »Denn«, sagte mein Wirt, »da ein sterbliches Wesen wie der Mensch die Unsterblichkeit nicht erklären kann, so führt er bei seinem Bemühen, sich einen Begriff von der Gottheit zu bilden, sie nur zum Menschen, wie er selbst einer ist, zurück«. Deshalb wurden theologische Betrachtungen in späterer Zeit zwar nicht verboten, aber so wenig unterstützt, daß man sie ganz fallen ließ.

Die Vril-ya sind darin einig, daß sie nach dem Tode glücklicher und vollkommener sein werden als hienieden. Von der Lehre über Lohn und Strafe haben sie wenig Begriff, wahrscheinlich weil sie, da es keine Verbrechen zu bestrafen gibt und ihre moralische Richtschnur der Art ist, daß im großen und ganzen ein An so tugendhaft ist wie der andere, selbst keine Regel für Lohn und Strafe haben. Ist einer vielleicht in einer Tugend besonders hervorragend, so ist es ein zweiter in einer anderen; hat der eine besondere Fehler oder Schwächen, so fehlen sie auch einem anderen nicht. Es gibt in der Tat bei der eigentümlichen Lebensweise dieses Volkes so selten Gelegenheit, Unrecht zu tun, daß sie gut sind, nur weil sie leben. Sie haben einen ziemlich phantastischen Begriff über die Fortdauer des Lebens im Jenseits, wie der Leser im nächsten Kapitel sehen wird.


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