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»Einen Augenblick, Sheriff«, sagte da Devon. »Ich verlange, daß Sie die Lady festnehmen und ins Gefängnis bringen – wenn wir nach West-London kommen, werde ich eine schriftliche, eidesstattliche Erklärung abgeben, die Sie zwingt, diese Verhaftung vorzunehmen. Ich klage diese junge Lady wegen versuchten Mordes an.«
Er wußte genau, daß er durch diese Worte sehr in der Achtung seiner Gefährten sank, aber er sah keine andere Möglichkeit, um hinter das Geheimnis, das diese Frau umgab, zu kommen.
»Mord?« flüsterte sie entsetzt, während die drei Alten, sich verdutzt ansehend, schwiegen.
»Jawohl«, erwiderte Devon schroff, »ich bin nämlich nicht sentimental und verliere den Kopf nicht so leicht, wenn es sich um eine schöne Frau handelt, wie Sie wohl angenommen haben. Darf ich Ihnen jetzt auf Ihr Pferd helfen?«
Sie wagte nicht, zu widersprechen, sondern ließ sich von ihm in den Sattel heben, dessen Knauf sie mit beiden Händen umklammerte, als ob sie fürchtete, herabzufallen.
»Aber das geht doch nicht«, brummte der Sheriff ärgerlich.
»Wenn Sie sie laufen lassen, binde ich sie auf dem Gaul fest und bringe sie so in die Stadt«, entgegnete Devon. »Wahr und wahrhaftig, das tu ich!«
Vor seiner entschlossenen Rede gab der Sheriff, wenn auch sichtlich schweren Herzens, nach.
»Es wird aber verdammt viel Staub aufwirbeln«, warnte er, »denn man kann doch schließlich ein unschuldiges Mädel – ich meine eine junge Lady wie die da – nicht für alle Schandtaten, die kürzlich in West-London verbrochen worden sind, verantwortlich machen. Vor allem, fürchte ich, wird man Sie mächtig auslachen, mein Lieber.«
»Auf die Gefahr hin, verlacht zu werden, wage ich's«, erwiderte Devon. »Außerdem werden Sie selbst bald genug dahinterkommen, daß mein Verdacht begründet ist. Dies Mädchen ist viel zu schön, als daß es auch noch gut sein könnte.«
»Na also, junger Mann, machen Sie, was Sie für richtig halten«, brummte der Sheriff.
Schweigend stiegen alle auf, nachdem Devon die Gefangene kurz, aber eindringlich davor gewarnt hatte, ja kein Signal zu pfeifen, wenn man sich der Stadt nähere.
Langsam, alle mit ihren Gedanken beschäftigt, ritten sie aus dem Wald heraus auf die mondbeschienene Ebene. An einem kleinen Weidengestrüpp hielt Jim plötzlich an und schwang sich aus dem Sattel.
»Was gibt's?« fragte Devon.
»Die kleine Miss hat hier ihr Taschentuch verloren, als sie vorhin vorbeigaloppierte«, erwiderte Jim.
»Das kann nicht gut sein«, sagte Mabel Maynard rasch, »denn das hab ich in der Hand, wie Sie sehen.«
»Dann war es etwas anderes«, behauptete Jim. »Ich habe deutlich gesehen, daß etwas Weißes ins Gebüsch fiel – du nicht auch, Harry?«
»Nein, ich habe nichts bemerkt.«
»Na, da ich schon mal abgestiegen bin, kann ich ja auch nachschauen.«
»Ach bitte, bemühen Sie sich doch nicht, es kann bestimmt nichts Wichtiges gewesen sein«, rief die Gefangene, doch Jim war bereits suchend in das Gestrüpp getreten und hob jetzt tatsächlich ein weißes Tuch auf.
»Zu liebenswürdig«, sagte das junge Mädchen, »der alte Lappen ist wirklich nicht wert, daß Sie sich danach gebückt haben.«
»Alt scheint er nun gerade nicht zu sein«, meinte Jim, das Tuch betrachtend.
Mabel streckte ungeduldig die Hand nach ihm aus, doch plötzlich kam Devon, der die ganze Szene schweigend beobachtet hatte, ihr zuvor.
Das Taschentuch war feucht und völlig zerknittert, offenbar war irgend etwas darin eingewickelt gewesen. Als er es auseinanderbreitete, sah er etwas Glitzerndes daran haften. Kopfschüttelnd zündete er ein Streichholz an. Kein Zweifel, in dem Schlamm, der an der Innenseite des Tuches klebte, befanden sich kleine, gelbe Teilchen, die seltsam schimmerten!
Das Tuch in die Tasche steckend, sagte er zu den anderen, die ihm erstaunt zugesehen hatten:
»Nun wollen wir mal an die Stelle zurückgehen, an der wir die junge Dame vorhin überrascht haben – wir werden dort etwas sehr Merkwürdiges finden.«
»So – was denn?« fragte der Sheriff.
»Den Grund, warum so viele Leute durchaus mein Land in ihren Besitz bringen wollen.«
»Und der wäre?«
»Das Gold, das man aus dem Schlamm herauswaschen kann«, erwiderte Devon.