Matthias Blank
Der Mord im Ballsaal
Matthias Blank

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1.

Die gelbseidene Maske.

Im großen Theatersaal des Deutschen Theaters war eine Theaterredoute.

Dort herrschte ein Wirrsal ohnegleichen. Rauschende Gewänder in Seide und Brokat, Perlen und blitzende Steine, Blumen von betäubendem Duft, unendliche Blumen an den Gewändern und auf Häuptern mit veilchenduftendem Frauenhaar. Überall heiße, wangengerötete Gesichter. Aber während die einen glühten im Feuer trunkener Jugendlust, zeigten die anderen schon Spuren von den verschwundenen Jahren durchlebter Genüsse dieses Daseins; wieder andere mit hohlen Augen und Wangen, auf welchen der Puder und die Schminke in phosphoreszierendem Glanze schimmerte. Neben der zerfressenden Leidenschaft schwüler, verlebter Tage die Glückssehnsucht erweckter Jugend. Grausam zerpflückte Blumen, welke Treibhauspflanzen. Dazwischen herrliche blühende, aufkeimende Rosenknospen.

Über all diesem Hin- und Herwogen lag der blendende Schimmer einer Menge elektrischer Lampen. Das monotone Stimmengewirr, bisweilen unterbrochen durch ein lautes Lachen oder einen Zuruf, wurde von den Parisienneklängen einer Streichkapelle übertönt, zu denen sich die Paare in schnellem Atem drehten.

Nur einer stand einsam in einer Nische, die den großen Saal trennte von dem in zierlichem Rokoko erbauten Silbersaale, und sah diesem Getümmel interessiert zu.

Ein schwarzer, faltenreicher Domino hüllte gänzlich seine schlanke Gestalt ein, eine schwarze Samtmaske machte sein Gesicht unkenntlich und ließ lediglich das Feuer seiner großen, leuchtenden Augen verraten.

Diese suchten in diesem Taumeltanze unstet und verlangend; jedes Paar fand sein Blick.

Schon eine geraume Weile gingen seine Augen suchend durch den Saal.

Jetzt schienen sie gefunden zu haben, wonach sie verlangten. Das Aufleuchten der Pupillen hatte es verraten. In nervöser Ungeduld reckte sich sein Kopf nach vorwärts.

Das Weib, auf dem sein lauernder Blick ruhte, ging am Arme ihres Tänzers langsam um den Saal, sich zu verschnaufen, und fächelte sich lächelnd Kühlung zu. Sie trug ein Kleid aus blaßgelber Seide, das Hals und Nacken offen ließ und so einen Körper verriet, der von berückender Schönheit sein mußte. Die zarte, blaugeäderte Haut war von blendend blassem Schimmer, wie die Narzissenblüten, die auf ihrem jugendlichen Busen schwankend lagen. Die Formen des Leibes waren von träumerischer Schönheit, weich und herrisch stolz, wie der Blick ihrer Augen. Die Stirne war hoch und bleich. Die Wangen aber brannten in heißem Rot.

Ihr Tänzer trug ein elegantes Ballkostüm.

Beide waren in ein erregtes Gespräch vertieft und merkten dabei garnicht, daß die Musik das Spiel absetzte.

Während jetzt die Mehrzahl der Paare zu den Erfrischungsräumen, die im Silbersaale eingerichtet waren, strebte, wandte sich das Paar, das in fast gleichmäßiger Schönheit, Tänzer und Tänzerin, zusammen zu gehören schien, dem im ersten Rang befindlichen Palmengarten zu.

Ihnen folgte stets in einer solchen Entfernung, die ein unauffälliges Beobachten ermöglichte, der schwarze Domino. Er huschte hinter dem voranschreitenden Paare nach der Treppe empor; er sah noch, wie die beiden im japanesischen Zimmer verschwanden.

Da inzwischen die Musik wieder zu einem prickelnden Straußschen Walzer einsetzte, und alles wieder dem großen Saale zustrebte, entstand in allen Räumen ein Hasten und Drängen.

Der schwarze Domino sah in dem dadurch entstandenen Getriebe, – etwa zwanzig Paare hatten sich in dem traulichen Raum des japanesischen Salons aufgehalten, – wohl noch das blaßgelbe Gewand der Verfolgten; aber als er die Treppe hinunterschritt, konnte sein spähendes Auge sie nicht mehr finden.

Umsonst suchte er wieder unter den Tanzenden. Es war auch zwecklos, als er den schützenden Schatten der Nische verlassen hatte und sich selbst unter die Scharen der Tanzenden drängte. Er konnte sie nicht wiedersehen.

Er hörte hierbei nicht, wenn ihn eine weibliche Maske herausfordernd anrief, er sah nicht die ausgelassene Lustbarkeit; in seinen glühenden Augen brannte eine andere Leidenschaft, die keine Fröhlichkeit kannte.

Mit listigen Schritten strebte er wieder, diesem Gewühl zu entkommen.

Dann verschwand er gleichfalls in dem Tohuwabohu des Ballsaales.

In dem Palmengarten des ersten Ranges aber war das Tänzerpaar.

In der Nische, in welcher die kleine Fontäne von elektrischen Glühlampen beleuchtet war, hatten sie an dem kleinen Tischchen mit den zwei Rohrstühlen Platz genommen.

Er drehte in nervöser Erregung die Spitzen des blonden Schnurrbarts zwischen den Fingern.

Hier fühlten sich beide wohl von Lauschern und unerbetenen Zeugen sicher, da die Stimme des Mannes erregter wurde und man jedes Wort verstehen konnte.

Auch das Weib flüsterte nicht mehr wie bisher, um nichts zu verraten, sondern sprach in lauter Stimme, die gleichfalls nicht vollständig frei war von erregter Leidenschaftlichkeit, woraus die sichere Zuversicht zu erkennen war, mit welcher beide ein Vorhandensein von dritten Personen für unmöglich hielten.

»Und dennoch kann ein Irrtum nicht vorliegen,« begann der männliche Begleiter. »Du bist mit aller Sicherheit erkannt worden, als Du mit dem Herrn durch die Parkanlagen des englischen Garten gingst.«

Einen Augenblick schien es, als zögerte das Weib mit einer Antwort, dann aber antwortete sie, wobei sie von dem Stuhle aufstand:

»Und ich muß wie vorher behaupten, daß sich dieser geirrt haben muß. Ich war gestern abend zu Hause. Damit wirst Du Dich zufrieden geben müssen! Führe mich jetzt zurück in den Saal, ich will tanzen!«

Er aber gab sich mit dieser Erklärung noch keineswegs zufrieden, sondern faßte mit einer plötzlich ausbrechenden Grausamkeit das zarte Handgelenk und preßte es mit seinen zusammengekrallten Fingern derart, daß das Weib vor Schmerz einen unterdrückten Schrei ausstieß.

»Du tust mir wehe! Laß mich los, ich will wieder hinunter in den Saal!«

»Nicht eher, bis ich Antwort habe!« knirschte mit aufeinandergepreßten Zähnen der Mann, ohne die umklammerte Hand freizugeben.

Mit blitzenden Augen sah sie in sein zorngerötetes Gesicht.

»So wisse denn: ich selbst war es, der Dich beobachtet hat! Jetzt antworte! Ich glaube doch, ein Recht auf die Beantwortung dieser Frage zu haben.«

»Nein!« war die fast gleichzeitig erfolgte Antwort. »Noch bin ich frei und kann tun und lassen, was mir beliebt.«

»Du gestehst damit, daß mein Auge mich nicht betrogen hat!« kam es von seinen Lippen, und er stieß die umklammerte Hand von sich. »Als Dein Verlobter aber fordere ich Dich auf, mir den Namen des Unbekannten und den Grund zu nennen, was Euch veranlaßte, unter dem Schutze der Nacht die Einsamkeit aufzusuchen!«

Trotzig aber kam ihm von dem kleinen Munde mit den kirschroten Lippen, zwischen denen die kleinen Zähne wie blendende Perlen auf rotem Samt schimmerten, Antwort zu:

»Und wenn Du glaubst, durch rohe Gewalt mich zwingen zu können, so wird mein Mund Dich das Gegenteil lehren. Ich will nicht Auskunft geben!«

Jetzt war auch er aufgestanden und stand ihr gegenüber, um den Ausgang aus dem Palmengarten zu versperren.

»Ich werde Dich zwingen, und müßte ich zum Schrecklichsten meine Zuflucht nehmen.«

»Wage es nicht, mich auch nur mit dem kleinen Finger zu berühren! Ich rufe um Hilfe!«

Eine Pause trat ein, während welcher sich die beiden beobachtend gegenüberstanden.

Er brach zuerst das bange, erwartende Schweigen:

»Treulose Verräterin . . .«

Diese Beschimpfung aber erreichte gerade das Gegenteil von dem, was sie wohl hätte erreichen sollen.

Mit hoheitsvoller Gebärde, die so viel Stolz und Herrschsucht verriet, blickte das Weib auf den Mann, der es wagte, sie zu beschmutzen durch dieses häßliche Wort. Dann aber sagte sie mit einem so bestimmten und festen Tone, der keine Widerrede zuließ:

»Selbst im Tode müssen meine Lippen schweigen. Glaubst Du, ein Weib könne so wenig ein Geständnis wahren?«

Unschlüssig stand er. Seine blitzenden Augen bohrten sich in die seiner Begleiterin, die seinem Blick ruhig begegnete, ohne auch nur im geringsten mit den Wimpern zu zucken.

Es schien, als drängte sich in ihm alles Gequälte und Ungewisse zusammen, um in einem heftigen Ausfall sich Luft zu machen. Liebesleidenschaft, Eifersucht, Zorn und Haß zugleich waren die Gefühle, die in seinem erregten Innern tobten.

Seine Hände hatten sich geballt.

»Dennoch muß ich es wissen!«

Ein verächtliches Lächeln, das wie Hohn klang gegenüber seiner maßlosen Wut, war die einzige Entgegnung.

»Du spottest meiner nicht umsonst!« zischte er jetzt und seine Hand griff nach ihr.

In demselben Augenblick wurden Schritte hörbar, die sich dem Palmengarten näherten.

»Es ist nicht mein letztes Wort!« kam es noch hastig von seinen vibrierenden Lippen. Dann stürzte er dem Ausgang zu.

Das Weib aber blieb.

Die Musikkapelle spielte den letzten Walzer der zweiten Abteilung.

Die nun folgende längere Pause wurde allgemein benützt, sich von den langen Touren zu erholen.

In Scharen strömten die Paare nach den Seitenräumlichkeiten, um dort ein Tischchen zu bekommen. Der Silbersaal hatte sich rasch gefüllt mit Pärchen, die mit Flirten und harmlosem Geplauder, mit Scherzworten und Kosen die Zeit vertändelten, bis die Musik wieder zu einem neuen Tanze einlud.

Andere eilten die Treppen empor zum japanesischen Salon, zu den Ranglogen, oder zum Palmengarten.

Das erste Paar, das unter Gekicher und Scherzreden die Stufen zum Palmengarten niederstieg, blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und verstummte; die Nachfolgenden blieben ebenso überrascht stehen.

Am Boden lag das Weib mit dem blaßgelben Seidenkostüm und den Narzissenblüten auf der Brust. Der schöne Leib, der an der Treppe lag, die in die Nische mit der Fontäne führte, lag regungslos, mit dem Gesicht seitwärts gewandt.

»Ein Unfall!« riefen gleichzeitig mehrere Stimmen, und einige der Herren eilten hinzu, um der Verunglückten zu helfen.

Aber entsetzt waren sie alle zurückgetaumelt.

Der Hals zeigte auf der rechten Seite, die gegen den Boden zugekehrt war und daher anfänglich nicht gesehen werden konnte, eine klaffende Wunde, aus der das Blut noch immer hervorsickerte.

»Ein Mord!« schrie einer der Herren. Und dieses Wort eilte weiter und verbreitete sich rasch, von Mund zu Mund getragen, in allen Räumlichkeiten. Alle strömten herbei.

Durch die Umsicht einiger verständiger Herren wurde der Zutritt in den Palmengarten gesperrt, bis Hilfe und Polizei gerufen war. Ein anwesender Arzt, in weißer Weste und Frack, untersuchte die am Boden Liegende und verkündete dann laut den um ihn stehenden Herren:

»Sie ist tot! Die Tat kann erst vor wenigen Minuten geschehen sein!«

Auf diese Erklärung folgte langes Schweigen.

Wer kannte die Tote? Wer wußte den Namen derselben?

Niemand wußte, wer sie war. Jeder aber hatte das Weib während der ersten Tänze bemerkt, jedem war sie durch ihre vollendete Schönheit aufgefallen. An ihren Begleiter konnte sich aber niemand erinnern, denn alle hatten nur Aufmerksamkeit für das schöne Weib gehabt.

Unten im Saale spielte wieder die Musik ihre bezaubernden und verlockenden Weisen. Und wieder kehrten die Paare zurück; was kümmerte sie die Tote, wenn Lustbarkeit lockte!

Nur vier der Herren waren zurückgeblieben und erwarteten das Eintreffen einer Amtsperson. Keiner derselben wagte zu sprechen, nur hier und da wurde ein Flüsterton vernehmbar.

Es war ein furchtbarer Anblick: die Tote mit der klaffenden Halswunde und den Narzissen auf der Brust. Dazu die schmiegenden, kosenden Klänge der Musik.

Inzwischen waren drei Polizeibeamte eingetroffen, ein Kommissar und zwei Schutzleute.

Der Kommissar nannte den Herren gegenüber seinen Namen.

»Kommissar Scharbeck!«

Der Arzt, der den Tod der Aufgefundenen konstatiert hatte, stellte sich dem Kommissar sofort zur Verfügung.

»Doktor Hallern, praktischer Arzt. Bitte, Herr Kommissar, meine Wenigkeit als zu Ihren Diensten zu betrachten.«

Dankend nahm der Kommissar dieses Anerbieten an und befahl zuerst einem der Schutzleute, den Zugang zum Palmengarten zu sperren, das Tor mit einem Vorhang zu verhängen, damit von den Vergnügungssüchtigen, die alle längst wieder den grauenhaften Anblick vergessen hatten, keiner mehr daran erinnert werde. Dann nahm Kommissar Scharbeck unter Assistenz des Doktor Hallern die Leichenbesichtigung vor.

Hier bewies der Kommissar eine scharfe Beobachtungsgabe. Sein geschärftes Auge suchte sofort nach Spuren, die auf einen Täter hätten schließen lassen. In dem feinen, gelben Sande, der auf dem Boden um das Tischchen lag, zeigten sich Fußspuren.

»Ist irgend einer der Herren hier herauf getreten?« war seine erste Frage.

Es lag nämlich die eigentliche Parkanlage mit den Palmsträuchern und imitierten Kieswegen etwas erhöht, während an der Seite entlang ein Parkettchen führte.

»Der erste der Eintretenden war ich!« meldete sich einer der Herren, der sich mit Warndorf vorgestellt hatte. »Ich habe aber nichts bemerkt, daß einer die Erhöhung betreten hätte.«

Mit der Umständlichkeit des erfahrenen Detektivs, die keine Übereilung und keine überstürzte Hast kennt, nahm Scharbeck die Maße der Fußabdrücke.

Niemand störte ihn hierbei durch ein dazwischengesprochenes Wort.

Während sich der Kommissar die Zahlen in das Notizbuch schrieb, erklärte er:

»Es hatten hier ein Herr und eine Dame eine heftige Auseinandersetzung.« Er bückte sich nieder und verglich den Fuß der Leiche mit den aufgezeichneten Maßen. Dann setzte er mit etwas flüsternder Stimme hinzu: »Die Dame ist nunmehr tot; er aber dürfte der Mörder sein!«

»Woraus schließen Sie, Herr Kommissar, daß eine Auseinandersetzung stattgefunden hat?« fragte überrascht Doktor Hallern.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Detektivs, das von einem schon ergrauten Vollbart umrahmt war.

»Die Stellung der Füße verrät es. Die beiden haben anfänglich hier auf den Stühlen gesessen!« Er wies dabei stets auf die Spuren. »Dann ist sehr wahrscheinlich die Tote zuerst aufgestanden, um sich zu entfernen, er hat sie zurückgehalten, hier standen sie sich gegenüber. Die Ermordete ist hier zurückgewichen. Hier ist die Spur verwischt, das läßt auf eine rasche, plötzliche Drehung schließen. Hier sind sie wieder heruntergestiegen. Damit endet mein Wissen.«

Interessiert hatten die Anwesenden den Ausführungen des Kommissars zugehört.

Dieser wandte sich nunmehr an Warndorf, der zuerst die Leiche gesehen hatte.

»Haben Sie einen Herrn bemerkt, ehe Sie hier hereintraten?«

Dieser verneinte kopfschüttelnd.

»Wo kamen Sie her, als Sie den Palmengarten betraten?«

»Von unten!«

»Dann kann der Täter also nur in den Räumlichkeiten des ersten Ranges Zuflucht gesucht haben!« ergänzte hierzu der Kommissar.

Den Vorschlag des Doktor Hallern, eventuell nach diesem suchen zu lassen, lehnte der Kommissar als vollständig zwecklos ab, da es diesem inzwischen längst gelungen sein müsse, das Haus zu verlassen.

Hierauf galt die nächste Aufgabe der Leiche. Hierbei leistete dem Kommissar Doktor Hallern die besten Dienste. Nach dessen bestimmten Zeugnissen konnte die Tat höchstens fünf Minuten vor dem Eintreffen des ersten Zeugen geschehen sein; die Wunde war durch ein scharfes Messer herbeigeführt. Der Stich mit der rechten Hand zugefügt, und zwar durch einen Stoß von oben her, der nahe der Ohrmuschel eindrang und den Hals schlitzte bis zur Kehle. Die große Halsschlagader war durchschnitten; der Tod durch Verbluten eingetreten.

Alle diese Angaben wurden durch den Kommissar genau notiert.

Bei dem genauen Untersuchen der Leiche, wobei auch in den Taschen der Kleider nach eventuellen Beweisen für die Person der Toten geforscht wurde, fiel aus den blassen Narzissen ein kleines Schmuckstück. Der Kommissar hob es vom Boden auf. Es war eine Nadel, auf welcher eine kleine goldene Rose saß, deren Blütenblätter weit geöffnet waren, und in deren Innern ein Tautropfen glänzte, den ein Diamant von seltener Leuchtkraft bildete.

Wem gehörte dieser Schmuck?

War er angesteckt am Kleide der Ermordeten, oder war er dem Mörder entfallen?

Jedenfalls war es ein Prunkstück, das einen ungewöhnlichen Wert besitzen mußte!

»Vielleicht verrät diese Rose, was diese Lippen nicht mehr sagen können?« sagte der Kommissar zu Doktor Hallern.

»Jedenfalls hoffen wir, daß diese Tat nicht ungesühnt bleibt,« war die Erwiderung des Doktors.

Durch die Bemühungen des zweiten Schutzmanns war inzwischen die Garderobe der Ermordeten herbeigeschafft worden. Aber auch hier wurde nichts vorgefunden, was auf die Besitzerin hätte schließen lassen.

Auch die herbeigerufenen Leichenträger waren nun eingetroffen und hatten bald die Leiche fortgeschafft, die nach dem Leichenschauhause des südlichen Friedhofs gebracht werden sollte.

Nach diesem verabschiedete sich Kommissar Scharbeck, der vorher noch die Namen der Herren notiert hatte.

Auch Doktor Hallern blieb nicht länger, denn die wogende Musik und die ausgelassene Lustbarkeit in demselben Gebäude, in welchem kurz vorher eine so schreckliche Mordtat begangen worden war, konnte den Eindruck nicht verwischen, der in ihm zurückgeblieben war.

Seine Gedanken folgten nur der einen Richtung:

»Wer konnte ein Geschöpf von solch vollendeter Schönheit töten? Was war wohl die Ursache hierzu?«

Diese Fragen quälten ihn wohl bis zum frühen Morgen, als schon die Sonne wieder ihren Weg beschritten hatte.

 


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