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Die hindustanischen Dichter sind, gleich den persischen, zumeist Derwische und gehören der Sekte der Sufis an. Sie verfassen glühende Gedichte zum Lobe der Frau, und in ihren Versen zum Preise Allahs pflegen sie die gleichen Worte der Liebe anzuwenden, die ihnen aus ihren irdischen Liebesstrophen her geläufig sind. Für die Sufis ist alles, was geschaffen ist, im Grunde gleich wertvoll, denn es ist ja alles von Gott gewollt. Die Liebe aber, auch von Gott gewollt, gehört zum Höchsten alles Geschaffenen, denn sie gibt dem Menschen das Bewußtsein von dem göttlichen Wesen seiner Seele, sie macht ihn fähig, gleichsam das Unendliche zu umarmen, sie ist für den Sufi die nächste Verbindung zwischen ihm und Gott.
Alle hier vertretenen Dichter lebten im achtzehnten Jahrhundert, der Blütezeit hindustanischer Poesie.
Du bist mir unbegreiflich, o Geliebte!
Da du mein Herz verschmähst, – wie kommt es denn,
Daß du das arme dennoch knechten willst?
Da du als meine Feindin dich erklärst, –
Wie kommt es denn, daß du mir dennoch Blicke,
So lange, zauberhafte Blicke schenkst?
Wär es denn möglich, daß du gütig sein
Und gnädig meinem Wunsch willfahren wolltest,
Mir deiner Lippen Wunder darzubieten?
Du hast mein Herz in eine Feuerstätte
Verwandelt, meine Seufzer, die zu dir
Sich wenden, lodern hell wie Flammen auf.
So fürchterlich zerstört das Feuer mich
Der Sehnsucht, daß dich meine Freunde anflehn,
Nun endlich, endlich mild zu mir zu sein.
Warum mich martern, der ich ohne Schuld
Und ohne Kraft bin, dir zu widerstehen?
Erbarme dich, nimm diese Qual von mir!
Abrü
* * *
Dort schwebt sie hin in ihrer weichen Sänfte,
Die stolze Schöne, die ich flammend liebe.
Wenn sie das Auge zu erheben sich
Bequemen würde, säh sie in der Ferne
Mich, den Entbrannten, wie ich ihr zu Fuß
Und voller Demut ganz beseligt folge.
So wie die weißen Tuberosenknospen
Im tiefsten Dunkel einer Nacht erglänzen,
So schimmern ihre feinen weißen Zähne,
Wenn lachend sie den dunkeln Betel kaut.
Wenn sie sich badet im kristallnen Flusse,
Nachdem sie ihre Fingerspitzen rot
Mit Henna färbte, – herrlich sieht es aus,
Als flamme rotes Feuer in den Wogen
Und schlängle sich behende durch die Flut.
Dilsoz
* * *
Da sie mich kommen sah, die Strahlende,
Die schön wie eine schlanke Huri ist,
Lief sie geschwind davon, vor Angst die Lippen
Zusammenbeißend. Und ich folgte ihr,
Und da sie meine Schritte nahen hörte,
Hat sie, die schön wie eine Huri ist,
Mit hurtiger Hand den Flügel einer Türe
Geöffnet, und dahinter sank sie schweigend,
Von jäher Ohnmacht überwältigt, hin.
Schnell war ich bei ihr, und mit milden Worten
Begann ich wegen ihres spröden Sinnes
Sie auszuschelten, und sie zitterte
Vor tiefer Scham und fühlte wohl, daß ich
Mit Recht sie schalt und senkte ihre Augen
Und wollte immer noch sich mir entziehn ...
*
O weh, o weh, warum hast du, o Hahn,
So frühe schon gekräht? Verwünschter Hahn!
Du hast das Glück der Nacht mir arg verkürzt.
Dies kleine Lied ist für die Herrliche,
Die strahlt wie eine Huri, nur ein Rauch,
Der in dem Frühlingswind zu Nichts verweht.
Inscha
* * *
Denk ich an deine langen, schwarzen Flechten,
So füllt das Glück die Augen mir mit Tränen,
Die rollen mir gleich Perlen auf die Brust.
Und plötzlich wird der selige Gedanke
An eine dunkle Nacht in mir lebendig,
An Regentropfen und ein schimmernd Lied.
Die Freunde lachen, da mein schmales Antlitz
So bleich geworden, – mögen sie nur lachen!
Wenn sie erführen, himmlisches Geschöpf,
Daß deiner Liebe holder Überschwang
Wie gelbe Rosen meine Wangen färbte, –
Es füllten ihre Herzen sich mit Neid!
Wenn wir uns heiß umarmen und die Tropfen
Silbernen Schweißes dir im Haare schimmern,
So mein ich eine Schar beglückter Sterne
Durch eine dunkle Herbstnacht ziehn zu sehn.
Mir Taki
* * *
Ich will, daß man dereinst auf meinem Grab
Errichte einen rosenfarbnen Stein
Als Sinnbild für das steinern harte Herz
Und das wie Rosen farbne Angesicht
Der Schönen, die mich jagte in den Tod.
Schah Selim
* * *
Es hat genügt, daß deiner Augen Glänzen
Und deiner Flechten Üppigkeit du zeigtest,
Um abzuwenden alle Welt von Gott.
Nun schwanden Glück und Glauben aus den Herzen
Und Frömmigkeit und Demut sind gewichen,
Und alles nur um dich, du Schreckliche!
Hatifi
* * *
Grausame du! Nachdem du nur Verwirrung
Und Qual durch dein verführerisches Wesen
In deines Liebsten Herz geschleudert hast,
Setzt du dich nieder, ruhig, teilnahmlos,
Und bringst die Locken deiner schwarzen Haare
In Ordnung, mit kokett erhobner Hand.
Seh ich dich so beschäftigt, denk ich wohl
An einen Pilger, der nach langem Marsche
Im Karawanengasthof angelangt,
Selbstsüchtig nur auf Ruhe sinnt und Pflege
Und sich um die Genossen nicht mehr kümmert,
Die müd und schwach noch auf der Wandrung sind.
Wenn ich dich sehe, denk ich an die Erde,
Die völlig fühllos, völlig teilnahmlos
Die Tränen qualzerrißner Herzen trinkt.
Isch
* * *
Noch niemals hatt ich über meinen Feind
Mich zu beklagen, den ich grimmig hasse.
Doch muß ich klagen über meine Freundin,
Die grausam mich und seelenlos behandelt,
Obgleich mein ganzes Fühlen ihr gehört.
Mir Hassan
* * *
Herzloser war wohl nie ein Weib als die
Geliebte des Sakib. Um ihretwillen
Gab sich ihr Freund den Tod. Da sie dann sah,
Wie man den Sarg vorübertrug, da fragte
Vermessen sie das trauernde Gefolge:
Wer denn der Mann sei, den sie plärrend da
Zu Grabe trügen.
Sakib
* * *