Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn / I. Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Nachschrift an den Leser.

Herr Kapellmeister Reichardt hat einen Theil des vorstehenden Sendschreibens in seiner geachteten musikalischen Zeitung bekannt gemacht; er forderte bei dieser Gelegenheit von mir den Abdruck des Ganzen. Wie erfreulich ist es mir, etwas zu thun, was ihm lieb und würdig schien, indem ich zugleich für den Zweck dieser Betrachtungen der Volkslieder durch die Sammlung aus dem Wunderhorne mitwirke. Von dieser unsrer Sammlung kann ich nur mit ungemeiner Neigung reden, sie ist mir jezt das liebste Buch, was ich kenne, nicht was mein Freund Brentano und ich dafür gethan, ungeachtet es gern geschehen, sondern was innerlich darin ist und weht, die frische Morgenluft altdeutschen Wandels. Wär ich ein Bienenvater, ich würde sagen, es war der lezte Bienenstock, er wollte eben wegschwärmen, es hat uns wohl Mühe gemacht, ihn im alten Hause zu sammeln, bewahrt ihn, stört ihn nicht, genießt seines Honigs wie recht. Unrecht ist es, für die einzelne Schönheit einer Gegend aufzuwecken, den sie in schönere Träume vertieft, darum kein näheres Wort über die bedeutende Schönheit jedes einzelnen dieser Lieder, blos literarische Merkwürdigkeit ist meines Wissens keins, jedes athmet, pulsirt in sich, lauter frische, spielende, ringende Kinder, keine hölzerne Puppen, die selbstechte Dichter, aus Angewohnheit des Bildens, ihren echten Kindern nachmachen. – Dem verständigen Leser wird dies zum aufmerkenden Lesen genügen; was die Recensenten anbelangt, sie lesen dies so wenig als das übrige, wir lesen sie dafür eben so wenig, so sind wir miteinander im ewigen Frieden.

Heidelberg im Juli 1805.


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