Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn / I. Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Müllertücke.

Musikalisches Kunst-Magazin von J. F. Reichardt. I. B. S. 100.

                    Es ging ein Müller wohl übers Feld,
Der hatt' einen Beutel und hatt' kein Geld,
Er wird es wohl bekommen.

Und als er in den grünen Wald kam,
Drey Mörder unter dem Weidenbaum stahn,
Die hatten drey große Messer.

Der eine zog seinen Beutel heraus,
Drey hundert Thaler zahlt er draus:
»Nimm hin für Weib und Kinder.«

Der Müller dacht in seinem Sinn,
Es wär zu wenig für Weib und Kind:
»Ich kanns euch nicht drum lassen.«

Der andere zog seinen Beutel heraus,
Sechs hundert Thaler zahlt er draus:
»Nimm hin für Weib und Kinder.«

Der Müller gedacht in seinem Sinn,
Es wär genug für Weib und Kind:
»Ich kanns euch wohl drum lassen.«

Und als er wieder nach Hause kam,
Sein Weibchen hinter der Thüre fand,
Für Weh konnt sie kaum reden.

»Weibchen, schick dich hin, und schick dich her,
Du sollst mit mir in grünen Wald gehn,
Zu deines Bruders Freunde.«

Und als sie in den grünen Wald kamen,
Drey Mörder unter dem Eichbaum standen,
Die hatten drey bloße Messer.

Sie kriegten sie bey ihrem krausgelben Haar,
Sie schwungen sie hin, sie schwungen sie her:
»Jung Fräulein du must sterben.«

Sie hatt' einen Bruder, war Jäger stolz,
Er jug das Wild wohl aus dem Holz,
Er hört' seiner Schwester Stimme.

Er kriegt sie bey ihrer schneeweißen Hand,
Er führt sie in ihr Vaterland:
»Darin sollst du mir bleiben.«

Und als drey Tag herummer waren,
Der Jäger den Müller zu Gaste ladet –
Zu Gast war der geladen. –

»Willkommen, willkommen lieb Schwägerlein,
Wo bleibet denn mein Schwesterlein?
Daß sie nicht mit ist kommen.«

»Es ist ja heut der dritte Tag,
Daß man sie auf den Kirchhof trug,
Mit ihrem Kindlein kleine.«

Er hatt' das Wort kaum ausgesagt,
Sein Weibchen ihm entgegen trat,
Mit ihrem Kindlein kleine.

»Du Müller, du Mahler, du Mörder, du Dieb!
Du hast mir meine Schwester zu den Mördern geführt,
Gar bald sollst du mir sterben.«


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