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Verherrlichung Hippolyts von Este als Besiegers der venezianischen Flotte (1–5). Agramants Flucht auf dem Meere (5–9). Erstürmung Biserta's (9–35). Agramant und Sobrin flüchten auf eine Insel, treffen Gradasso und beschließen Roland zum Entscheidungskampfe aufzufordern (36–55). Roland wählt Oliver und Brandimart zu Kampfgenossen (56–61). Roger will Agramanten folgen, trifft Dudo bei Marseille und kämpft mit ihm, um die gefangenen heidnischen Könige zu befreien (61–82).
1 | »Krüge nach Samos tragen« ist wie das bekanntere »Eulen nach Athen bringen« eine griechische Redensart, die so viel bedeutet, wie etwas überflüssiges thun. Samos war im Altertum der Sitz einer berühmten Töpferindustrie. – Der Eingang und die folgenden vier Strophen beziehen sich auf den schon früher gefeierten Sieg Hippolyts von Este über die Venezianer, die den Po mit ihren Schiffen besetzt hatten, aber vor den Kanonen Ferrara's mit großem Schaden weichen mußten. Ariost selbst wurde damals, wie er in Str. 3 anführt, nach Rom geschickt, um den Beistand des Papstes Julius, »des großen Hirten« zu erwirken, welcher bekanntlich abwechselnd ein Bundesgenosse und ein gefährlicher Feind des Hauses Este war. | Zu lange würd' es währen, wollt' ich singen, Was alles in der Flottenschlacht geschehn, Und euch, siegreicher Hippolyt, von Dingen Der Art erzählen, würde fast mir stehn, Wie Krokodile nach Aegypten bringen, Krüge nach Samos, Eulen nach Athen; Denn das, was ich nach Hörensagen melde, Habt ihr gesehn und selbst gethan im Felde. |
2 | Welch Schauspiel hat nicht euer Volk genossen, Das Tag und Nacht wie im Theater stand Und zusah, wie, von Feu'r und Erz beschossen, Des Feindes Flotte sich in Not befand, Wie rot von Menschenblut die Wogen flossen, Wie Klag' und Schreien widertönt' am Strand! Auf wie viel Art man stirbt in solchen Schlachten, Ihr saht's und ließet viel' es dort betrachten. 132 |
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3 | Ich sah es nicht; ich war sechs Tage schon, Stündlich die Pferde wechselnd, durchgeritten In atemloser Hast, um an dem Thron Des großen Hirten Hilfe zu erbitten. Doch keiner Hilfe brauchte mein Patron: Ihr hattet selbst die Krallen schon beschnitten Dem goldnen Löwen, der, soviel man hört, Seit jenem Tag bis heut uns nicht gestört. |
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4 | Trotto jedoch und von den Moro's viere, Hannibal, Albert, Peter und Afran, Drei Ariost' und andre Cavaliere Erzählten hinterdrein mir, was sie sahn. Auch hat's die Füll' eroberter Paniere, Die ich im Tempel fand, mir kundgethan, Und funfzehn Kriegsgaleren, tausend Barken, Sah ich erbeutet hier in unsren Marken. |
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5 | Wer jene Brände, Wracke, Trümmerreste Und jene mannichfalten Tode sah, Die Rache für geplünderte Paläste, Wie damals es auf unsrem Strom geschah, Der malt die Tod' und Schrecken sich aufs beste, Die jenes arme Volk aus Afrika Mit Agramant erduldet' auf dem Meere, In finstrer Nacht ereilt von Dudo's Heere. 133 |
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6 | Nacht war's, kein Licht zu sehen rings umher, Als sie den heißen Wettstreit angefangen; Als aber Harz und Schwefel, Pech und Theer Brennend sich ausgoß über Mast' und Stangen Und die gefräß'gen Flammen auf dem Meer Unwiderstehlich Schiff um Schiff verschlangen, Da ward es rings so hell auf einen Schlag, Als wandle sich die Nacht in lichten Tag. |
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7 | Der Sohn Trojans, der in der Dunkelheit Dem Feinde nur geringe Achtung zollte Und nimmer glaubte, daß so harter Streit, Den er nicht leicht ausföcht', entstehen sollte, – Jetzt, als das Dunkel schwand, als weit und breit Das sichtbar ward, was er nicht glauben wollte, Daß zweimal stärker Dudo war als er, Da ward er andren Sinnes als vorher. |
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8 | Mit wenigen besteigt er eine Jacht, Die Güldenzaum aufnahm nebst andren Schätzen, Und zwischen Schiff und Schiff entschlüpft er sacht In stillres Wasser, fern von dem Entsetzen, Fern von den seinen, denen Dudo's Macht Nicht abläßt scharf und grimmig zuzusetzen. Stahl würgt sie, Meer verschlingt sie, Feuer frißt, Und er entflieht, der Schuld an allem ist. 134 |
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9 | Der König flieht und nimmt mit sich Sobrin, Voll Reue, seinen Rat verschmäht zu haben, Als welcher vor den Unglücksschlägen ihn Prophetisch warnte, die sich heut begaben. Jetzt hört, was Roland that, der Paladin. Biserta unter Trümmern zu begraben Riet er Astolfen, eh ihr Hilf' erstehe, Damit die Kriegslust ewig ihr vergehe. |
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10 | Und so erging ans Heer des Feldherrn Wort, Am dritten Tage sich bereit zu halten. Astolf besaß noch viele Schiffe dort, Denn alle hatte Dudo nicht erhalten. Darüber setzt' er Samson, der an Bord So gut wie auf dem Feld verstand zu schalten, Und vor der Stadt, zweitausend Schritte weit Vom Hafen, lag die Flotte kampfbereit. |
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11 | Astolf und Roland, gute Christen beide, Die niemals ohne Gott zum Kampfe gehn, Erlassen an das ganze Heer Bescheide, Man solle fasten und zum Himmel flehn Und dann am dritten Tag im Waffenkleide, Wann das Signal erfolge, fertig stehn, Die Stadt zu stürmen, die nach ihrem Falle Dem Feuer und der Plünderung verfalle. 135 |
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12 | Als seiner Sünden also jedermann Durch Fasten und Gebet sich hatt' entladen, Fingen die guten Freund' und Vettern an, Und sonst Bekannte, sich zu Gast zu laden. Man stärkte den casteiten Leib, und dann Umarmten weinend sich die Kameraden Mit solchen Worten und in solcher Weise, Wie liebe Freunde pflegen vor der Reise. |
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13 | Die heil'gen Priester in Biserta schlagen An ihre Brust, und alles Volk, verstört Von Angst, liegt auf den Knie'n, und alle klagen Und schreien zum Macon, der sie nicht hört. Wie viele Bußen, Spenden, Opfer sagen Sie ihm im stillen zu! wie mancher schwört Ihm Tempel, Statue und Altar zu schenken Zu dieses Unglücks ew'gem Angedenken! |
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14 | Dann mit den Waffen, die der Kadi weihte, Bestieg das ganze Volk die Mauerwehr. Noch lag im Bett an ihres Tithon Seite Aurora, und noch dunkel war's umher, Da standen wohlgerüstet schon zum Streite Astolf im Felde, Samson auf dem Meer, Und als der Graf das Zeichen gab, da griffen Sie stürmend an zu Land und mit den Schiffen. 136 |
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15 | Das Meer umschloß zwei von Biserta's Seiten, Die andren zwei begrenzte trocknes Land. Kunstreich und trefflich war seit alten Zeiten Die hohe Mauer um die Stadt gespannt; Sonst fehlt' es ihr an Schutz und Sicherheiten. Denn seit Branzard sich dort belagert fand, Gebrach's an Zeit und Meistern, um die Stärke Des Platzes zu erhöhn durch neue Werke. |
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16 | Der schwarze König, wie Astolf beschloß, Beginnt damit die Zinnen zu bestreichen Mit Schleuder, Armbrust, brennendem Geschoß, Bis die Verteid'ger von der Mauer weichen; So daß gesichert nun zu Fuß und Roß Die Truppen die Befestigung erreichen. Die schleppen Steine, die Gebälk herbei, Die Bretter, die Geräte mancherlei. |
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17 | Sie schütten in den Graben, was sie fassen, Der dies, der das; es geht von Hand zu Hand. Das Wasser war schon gestern abgelassen, Und meistens sah man nur noch schlamm'gen Sand. Bald war er ausgefüllt von all den Massen, Und bis zur Mauer ging nun ebnes Land. Astolf und Oliver und Roland zeigen Dem Volk den Weg die Mauer zu ersteigen. 137 |
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18 | Schildkröten nannte man Belagerungsmaschinen, welche dazu dienten, die Angreifer zu decken; ein auf vier Pfählen ruhendes Dach wurde mittels Räder gegen die Mauer vorgeschoben, darunter operirten die Belagerer mit beliebigen Sturmgeräten, namentlich mit dem s. g. Widder oder Sturmbock. »Katze« hieß eine besondere Art der Schildkröten, welche mit einer beweglichen Vorrichtung zum Zerschmettern der Mauer oder zum Abreißen der Zinnen versehen war. | Die Nubier, die längst ungeduldig stehn, Gelockt von dem erhofften Beuteschatze, Und auf die drohende Gefahr nicht sehn, Geborgen unter »Schildkröt'« oder »Katze« Mit Widdern und Maschinen wohl versehn, Womit man sich den Eingang sprengt zum Platze, – Sind schleunig an der Stadt, mit frischem Mut, Doch finden sie den Feind auf seiner Hut. |
19 | Dächer und Zinnen, Feuer, Pfeil und Speer Fliegen vom Wall herab wie Sturmeswettern Und schlagen durch Gebälk und Plankenwehr Der Kriegsmaschinen, die das Thor zerschmettern. Ach, die getauften Schädel litten schwer Im Dunkel und beim bösen ersten Klettern. Doch als die Sonne trat aus goldnem Haus, War's mit dem Glück der Saracenen aus. |
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20 | Von allen Seiten kam Succurs gezogen, Zu Land und Wasser, den der Graf gesandt, Und Samson führte durch die Meereswogen Die Schiffe dicht bis an den Hafenrand, Und grimmer Krieg mit Schleuder und mit Bogen Und mit vielfält'gem Wurfgeschütz entstand, Und Boot' und Leitern schickt' er an die Brüstung Mit Sturmgerät und andrer Flottenrüstung. 138 |
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21 | Oliver, Roland, Brandimart und er, Der kühnlich durch die Lüfte war geritten, Hatten inzwischen weiterab vom Meer Auf festem Lande heiß und grimm gestritten. Geviertheilt unter ihnen war das Heer, Und jeder kam mit seinem Theil geschritten. Der eine focht am Thor, der vor dem Walle, Die andren anderswo, und glänzend alle. |
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22 | So sieht man besser, was ein jeder kann, Als wenn sie sich vermischt ins Feld ergießen; Wer Tadel hat verdient, wer Lob gewann, Zeigt tausend Augen sich, die sich nicht schließen. Hölzerne Thürme schleppten sie heran Auf Rädern, und von Elefanten ließen Sie andre auf den hohen Rücken tragen, Daß unter ihnen tief die Zinnen lagen. |
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23 | Voran geht Brandimart und legt die Leiter Und klimmt und macht zum Klimmen andren Mut. Die andren folgen unverzagt und heiter: Wer ihn begleitet, ist in sichrer Hut. Sie prüfen nicht und kümmern sich nicht weiter, Ob man die Sprossen nicht zu schwer belud. Der Feldherr strebt nur an den Feind zu kommen Und ficht und klimmt und hat die Zinn' erklommen 139 |
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24 | Und hält mit Hand und Fuß sie festgepackt, Springt auf die Mauer, und mit mächt'gem Schwerte Haut er und stößt und spaltet, bohrt und hackt Und zeigt die Fechterkunst, die oftbewährte. Da plötzlich hört man, wie die Leiter knackt, Zusammenbricht die allzusehr beschwerte, Und außer Brandimart stürzt jäh in bunter Verwirrung alles in den Schlamm hinunter. |
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25 | Der Feldherr hat den Mut noch nicht verloren; Den Fuß zurückzuziehn fällt ihm nicht ein, Obwohl er sich als Zielscheib' aller Mohren Und ohne Beistand sieht und ganz allein. Die seinen flehn, – doch er hat taube Ohren, – Er soll umkehren, – nein, er springt hinein. Ich sag', er springt vom Wall mit einem Satze Wohl dreißig Ellen tief, und ist im Platze. |
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26 | Als träf' er statt der Steine Bündel Strohs, So springt er, daß kein Knoche Schaden leidet, Und sticht und setzt und schneidet darauf los, Wie man das Tuch zerfetzt, durchsticht und schneidet. Bald giebt er dem, bald jenem einen Stoß, Worauf ihn der und jener schleunig meidet. Die draußen denken, die den Sprung gesehn, Es sei zu spät um ihm noch beizustehn. 140 |
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27 | Gewalt'ger Lärm darob geht vor den Wällen, Und Flüstern und Gemurr, von Schar zu Schar; Fama, die flüchtige, beginnt zu schwellen Und meldet und vergrößert die Gefahr. Wo Roland stand, (denn an verschiednen Stellen Ward angegriffen,) wo der Herzog war Und Oliver, erschien sie Kunde bringend Und ohne Rast die schnellen Flügel schwingend. |
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28 | Die Ritter, und vor allen Roland, waren Dem Brandimart von Herzen hold und gut, Und wie sie hören, daß er in Gefahren Umkommen soll, das tapfre junge Blut, Klimmt jeder auf den Wall und zeigt den Scharen Drinnen so stolzen königlichen Mut, Solch tapfres Antlitz, furchtbar anzuschauen, Daß schon ihr Blick die Feind' erfüllt mit Grauen. |
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29 | Wie auf dem Meer bei wildem Sturmeswehn Die Wasser auf das kecke Schifflein rollen Und über Gallion und Schanzen gehn Und wütend in den Raum eindringen wollen, Und jammernd nun die bleichen Schiffer stehn, Mutlos und ratlos, wie sie helfen sollen, – Zuletzt kömmt eine See, füllt alles aus, Und wo sie eindrang, folgt der ganze Braus, 141 |
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30 | So wurde hier, als jene ersten drei Die Mauer nahmen, offne Bahn für alle, Und ohne Furcht kam Schar auf Schar herbei, Und tausend Leitern standen bald am Walle. Die Widder machten auch die Straße frei An manchem Punkt mit donnergleichem Schalle, So daß gar mancher Weg geöffnet ward, Um beizustehn dem kühnen Brandimart. |
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31 | »Der Monarch der Flüsse« ist der Po, nach einer Stelle im Virgil, »Rex fluviorum«. Die ocneïschen Gefilde werden die Flächen um Mantua genannt, weil Ocnus, der Sohn der Manto, Enkel des Kadmus, die Stadt gegründet haben soll. | Wie der Monarch der Ström' in seiner Wut, Wenn er die Dämme sprengt, die ihn gebunden, Ocneïscher Gefilde reiches Gut Und fette Aecker raubt in wenig Stunden Und ganze Herden wegreißt von der Hut Und schwemmt die Hirten fort mit ihren Hunden, Und durch die hohen Ulmenwipfel schlüpft Der Fische Schwarm, wo sonst der Vogel hüpft, |
32 | So kömmt in seiner Wut das Heer gerannt, Durch den zerbrochenen Wall, von allen Ecken, Und schlendert mit dem Eisen und dem Brand Verderben in die Stadt und Todesschrecken. Und Mord und Plündern und gewalt'ge Hand, In Blut und Beute, schleifen jetzt und strecken In Staub die reiche Stadt, die sieggewohnt Als Fürstin über Afrika gethront. 142 |
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33 | Der Vergleich mit dem Höllensumpfe spielt an auf eine Beschreibung in Dante's Hölle, VII, 100–108. | Vor Leichen konnte man kaum weitergehen, Und aus unzähl'ger Wunden Blut entstand Ein Sumpf, graunhafter, finstrer anzusehen Als jener Sumpf, der Pluto's Stadt umspannt. Paläste fraß und Hallen und Moscheeen, Von Haus zu Haus fortlaufend, langer Brand, Und von zerschlagnen Brüsten, Heulen, Jammern Hallten die leeren ausgeraubten Kammern. |
34 | Die Sieger zogen aus dem Schreckensort Mit Raub beladen, mit gewirkten Decken, Mit Prunkgeräten, mit dem Tempelhort Der alten Götter, Schmuck und Silberbecken, Mit Kindern hier, mit bangen Müttern dort, Und Greuel fielen vor und tausend Schrecken, Die Roland und Astolf, obwohl sie's wußten, Nicht hindern konnten, sondern leiden mußten. |
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35 | Der Ritter mit dem Leopard ist Astolf, des englischen Wappenthiers wegen. | Fürst Bucifar, der Algazire, ward Von Oliver gefällt mit einem Streiche. Mit eigner Hand durchbohrte sich Branzard, Sobald er sah, daß alle Hoffnung weiche. Den Folvo fing der mit dem Leopard, Drei Wunden in der Brust und fast schon Leiche. Das waren jene drei, die Agramant Zu Schirmherrn seiner Staaten hatt' ernannt. 143 |
36 | Der König Agramant, der mit Sobrin Geflüchtet war, sich von der Flotte trennend, Weinte von fern um seines Reichs Ruin, Als er Biserta sah am Ufer brennend. Er fuhr heran, um Nachricht einzuziehn, Und nun das Schicksal seiner Stadt erkennend, Wollt' er sich tödten mit dem eignen Schwert, Und thät' es, hätt' ihm nicht Sobrin gewehrt. |
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37 | »Herr (sprach Sobrin) kein schönres Siegesfest Gäb' es für deinen Feind, als wenn es hieße, Du seiest todt; denn dann erst stünde fest, Daß ungestört er Afrika's genieße. Dein Leben hindert ihm die Freud' und läßt Die Furcht bei ihm, die sonst ihn bald verließe. Er weiß, in Afrika kann sein Gebot Sich nie befest'gen als durch deinen Tod. |
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38 | »Dein eignes Volk nur wirst du sterbend strafen; Die Hoffnung raubst du ihm, sein letztes Gut. Lebst du, so hoff' ich, wirst du in den Hafen Uns glücklich bringen. Alles wird noch gut. Stirbst du, so, weiß ich, sind wir ewig Sklaven, Und Afrika zahlt ewigen Tribut. Drum, willst du nicht um deinetwillen leben, Leb', um nicht uns dem Unheil preiszugeben. 144 |
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39 | »Aegyptens Sultan, der dein Nachbar ist, Wird dich mit Geld und Truppen unterstützen; Denn daß in Afrika der stolze Christ So mächtig werde, kann auch ihm nicht nützen. Und Norandin, dem du verschwägert bist, Wird alles thun, dich vor dem Fall zu schützen, Türk', Araber, Armenier, Perser, Meder, – Wenn du sie darum angehst, hilft dir jeder.« |
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40 | So ist der kluge alte Held beflissen Den Herrn zu trösten, daß er nicht verzagt Wiederzunehmen, was man ihm entrissen, Obwohl er selbst es kaum zu hoffen wagt. Wie schlecht die Sachen stehn, muß er ja wissen; Er weiß, wie oft vergebens seufzt und klagt, Wer seine Macht läßt aus den Händen fahren Und wendet sich um Hilf' an die Barbaren. |
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41 | Hannibal flüchtete nach der Besiegung Carthago's zu dem Bithynierkönig Prusias, der ihn den Römern ausgeliefert haben würde, wenn der Flüchtling nicht Gift genommen hätte. Jugurtha, König von Numidien, flüchtete zu den Mauritaniern, die ihn dem Sulla (zu grausamem Hungertode) auslieferten. Ludwig Sforza, Herzog von Mailand, baute auf die Treue schweizerischer Söldner, die ihn »dem andren Ludwig«, dem König von Frankreich, verkauften. | Jugurtha merkt' es, Hannibal erkannt' es In alten Zeiten, und noch andre viel, Und Ludwig Sforza neuerdings empfand es, Der in die Macht des andren Ludwig fiel. Eu'r Bruder, gnäd'ger Herr, Alfons verstand es Lehren zu ziehn aus solchem Trauerspiel; Denn alle, die auf fremde Hilfe harren, Statt auf sich selbst zu bauen, nennt er Narren. 145 |
42 | bezieht sich auf die schwierige Lage Ferrara's, als nach der Schlacht bei Ravenna Papst Julius die Schweizer zu Hilfe rief und die Franzosen, die Beschützer Ferrara's, aus Italien verdrängte, während die Spanier, nicht minder feindlich gesinnt, Neapel besetzten. | Und in dem Krieg deshalb, den wider ihn Ein harter Zorn des Pontifex entfachte, – Obwohl er damals viel zu schwach erschien Und nicht an große Unternehmen dachte Und seinen Schützer sah von hinnen fliehn Und sich der Feind zum Herrn Italiens machte, Trotz Drohen und Versprechungen, er trat Nie einem andren ab den eignen Staat. |
43 | Der König Agramant indeß gebot, Daß man in See zurück gen Osten gehe; Bald aber merkten sie, daß auf ihr Boot Ein scharfer Wind seitwärts vom Lande wehe. Da sprach, gen Himmel blickend, der Pilot, Der an dem Steuerruder saß: »Ich sehe, Ein schweres Ungewitter zieht heran, Dem unser Schiff nicht widerstehen kann. |
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44 | Der Schlot Vulcans ist der Aetna. | »Und wenn die Herrn sich raten lassen wollen, So liegt hier eine Insel linker Hand, Die wir, so dünkt mich, schnell anlaufen sollen Und warten bis das Wetter sich gewandt.« Der König hieß es gut, und vor dem Grollen Des Sturms entkam er an den sichren Strand, Der zwischen Libyen und dem hohen Schlot Vulkans schon oft dem Schiffer Zuflucht bot. 146 |
45 | Das Inselchen war unbewohnt von je, Wachholders voll und schlichter Heidelbeeren, Willkommne Einsamkeit, wo Hirsch und Reh, Damwild und Hasen ungestört verkehren, Fast unbekannt; nur kommen von der See Mitunter Fischer, die das Buschwerk scheeren Und trocknen ihre feuchten Netze dran, Und ruhig schläft der Fisch im Meere dann. |
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46 | Sie fanden, daß ein andres Fahrzeug schon, Vom Sturm gejagt, dieselbe Bucht berührte, Dasselbe Schiff, das heim zu seinem Thron Den großen Sericanerhelden führte. Gradasso und Trojans berühmter Sohn Begrüßten sich, wie's Königen gebürte. Sie waren Freund' und waren Kampfgenossen Gewesen, als sie jüngst Paris umschlossen. |
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47 | Pompejus floh nach der Schlacht bei Pharsalus nach Aegypten, wo König Ptolemäus ihn schmählich ermorden ließ. | Gradasso hörte dann von Agramant Mit großem Schmerz die schlimmen Kriegsgeschichten; Doch wußt' er Trost und gab sein Wort zum Pfand, Ihm beizustehn nach ritterlichen Pflichten; Nur daß um Hilf' er in das falsche Land Aegypten gehe, litt der Held mit nichten: »Gefährlich (sprach er) ist's dorthin zu gehn, Das kann ein Flüchtling am Pompejus sehn. 147 |
48 | »Und weil du sagst, daß mit dem großen Heer, Das der Senapus ihm zur Hilf' entsandt hat, Astolf dein Reich besetzt hält bis ans Meer Und deine königliche Stadt verbrannt hat, Und daß er Roland, welcher kurz vorher Verrückt gewesen, bei sich und zur Hand hat, So hab' ich mir ein Mittel ausgedacht, Daß alle deinem Leid ein Ende macht. |
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49 | »Ich fordre Roland auf zum Einzelstreit; Gern will ich dir den Freundesdienst erweisen; Denn wider mich ist er umsonst gefeit, Wär' er auch ganz aus Kupfer oder Eisen. Wenn Roland stirbt, acht' ich die Christenheit Nicht höher, als der Wolf die Schaf' und Geisen. Auch weiß ich Rat, und glaub' mir, er gelingt, Wie man die Nubier aus dem Lande bringt. |
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50 | »Die andren Nubier, die der Nil zugleich Und der verschiedne Glaube trennt von ihnen, Und auch die Araber, an Pferden reich, Und die Macrobier, reich an Volk und Minen, Und Perser und Chaldäer, die dem Reich Gradasso's, wie noch viele andre, dienen, Die alle hetz' ich über Nubien her, So daß sie hier abziehn mit ihrem Heer.« 148 |
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51 | Dem Agramant erschien das zweite Stück Des Anerbietens sehr erwünscht, und offen Gestand er ein, er danke seinem Glück, Daß er Gradasso auf dem Strand getroffen. Unbeugsam aber wies er das zurück, Trotz allem Vortheil, der davon zu hoffen, Daß jener sich zum Kampf erbot für ihn, Weil solches allzu ehrenrührig schien. |
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52 | »Wenn's Kampf mit Roland gilt, bin ich der Mann, (Versetzt' er) mir gebürt der Strauß vor allen. Glaub' mir, ich werd' am Platze sein, und dann Geh' es, wie es dem Himmel mag gefallen.« »Nimm (sprach Gradasso) meinen Ausweg an; Ein neuer Ausweg ist mir eingefallen: Wir beide fechten es mit Roland aus, Der einen andren mitbringt für den Strauß.« |
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53 | »Wenn ich nur auch dabei bin, füg' ich mich, (Sprach Agramant) als erster oder zweiter. Wohl weiß ich, einen Waffenfreund wie dich, Den fänd' ich auf der ganzen Welt nicht weiter.« »Ich aber,« sprach Sobrin, »wo bleibe ich? Zwar bin ich alt, doch darum auch gescheiter Und an Erfahrung reicher. Nächst der Stärke Ist Klugheit gut bei so gewagtem Werke.« 149 |
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54 | Rüstigen, frischen Alters war Sobrin Und manch berühmter Sieg war ihm gelungen. Die Kraft des Greisenalters sei für ihn, So sagt' er, nicht verschieden von der jungen, Daher denn sein Verlangen billig schien. Ein Bote ward nun ohne Zögerungen Entsendet nach dem libyschen Gestade, Damit er Roland zum Gefechte lade. |
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55 | Lipadusa oder Lampedusa ist eine kleine Felseninsel zwischen Afrika und Sicilien. | Mit zwei Genossen, dies war ihr Begehr, Soll Roland sich in Lipadusa stellen. Dies ist ein Eiland in demselben Meer, Das sie umschlossen hielt mit seinen Wellen. Der Bote ließ, als ob er flüchtig wär', Die Ruder schlagen und die Segel schwellen, Bis nach Biserta, wo der Graf noch weilte Und die Gefangnen und den Raub vertheilte. |
56 | Verkündigt ward im Angesicht der Leute Die Forderung, die jene drei gesandt, Und Roland, den die Ladung hoch erfreute, Lohnte den Boten mit freigeb'ger Hand. Denn daß Gradasso Durindan' als Beute Am Gürtel trage, war ihm schon bekannt Durch die Gefährten, und er stand auf Kohlen Nach Indien zu gehn, und sie zu holen. 150 |
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57 | Rolands berühmtes Horn hatte ursprünglich dem Almont gehört. Brunel entwandte es dem Roland und überbrachte es dem König Agramant. | Gradasso, glaubt' er, sei im Land der Inder, Weil er vernahm, daß er das Heer verließ. Jetzt bot ein Platz sich dar, der ihm geschwinder Die Rückerstattung seines Schwerts verhieß. Das schöne Horn Almonts trieb ihn nicht minder Zu dieser Fahrt, und stärker noch als dies Sein Güldenzaum; denn Roland hatt' erfahren, Daß beid' in Agramants Besitze waren. |
58 | Der treue Brandimart sollt' ihn zur Schlacht Mit seinem Schwager Oliver begleiten. Sie hatten ihre Prob' im Feld gemacht; Auch wußt' er, welche Liebe sie ihm weihten. Er suchte gute Ross' und Eisentracht Und Speer' und Schwerter auch auf allen Seiten Für sich und sie; denn allen dreien fehlt Die eigne Rüstung, wie ich euch erzählt. |
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59 | Wie Roland in der Wut sie hin und her Verschleudert hatte, habt ihr ja vernommen. Im Thurme lag verschlossen jene Wehr, Die Rodomont den andren abgenommen. In Afrika fand man dergleichen schwer: Die guten Waffen waren mitgenommen, Als es nach Frankreich ging; auch waren sie Sehr häufig in dem Mohrenlande nie. 151 |
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60 | Der Graf ließ alles bringen in der Eile, Blank oder rostig, was sich eben fand, Und ging mit den Genossen mittlerweile, Den künft'gen Streit beredend, an den Strand. Und als er so vom Lager eine Meile Entfernt war und zur Umschau stille stand, Sah er ein Schiff mit Segeln an den Raen Dem afrikanischen Gestade nahen. |
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61 | Schiffer und Rudrer scheint es nicht zu bringen; Vom Zufall und vom Wind' allein bewegt, Kömmt es heran mit ausgespannten Schwingen, Solange bis es an den Sand sich legt. Von diesem kann ich jetzt nicht weiter singen; Die Liebe, die mein Herz für Roger hegt, Führt mich zurück zu ihm, um euch zu melden Von seinem Schicksal und Rinalds, des Helden. |
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62 | Ich hab' euch schon gesagt, daß diese zwei Dem kriegerischen Wettkampf fern geblieben, Als durch Vertragsbruch und Verräterei Die Legionen auf einander hieben. Wer Schuld an diesem großen Unglück sei, Wer mit dem Eide falsches Spiel getrieben, Ob Kaiser Karl, ob König Agramant, Fragten sie jeden, der im Weg sich fand. 152 |
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63 | Ein Diener Rogers, ein getreuer Mann, Der scharfe Augen hatt' und offne Ohren, Hatt', als der Kampf der Völker sich entspann, Nie seinen Herrn aus dem Gesicht verloren; Der bot ihm jetzt Schlachtroß und Degen an, Damit er helfe den bedrängten Mohren; Und Roger nahm das Schwert und stieg zu Roß, Doch ritt er nicht in den ergrimmten Troß. |
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64 | Er ritt von dannen, aber in die Hände Rinalds verpfändet' er nochmals sein Wort, Daß, wenn er seinen König schuldig fände, Er ihn verlassen woll', und das sofort. Für Roger hatte heut der Kampf ein Ende; Nicht fechten wollt' er mehr; nur hier und dort Hielt er die Krieger an und that die Frage, Ob Karl die Schuld, ob Agramant sie trage. |
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65 | Er hört von aller Welt dieselbe Kunde Daß Agramant sich des Vertrags entschlug. Er hatt' ihn lieb, und nun aus diesem Grunde Ihn zu verlassen, deucht' ihm schlimm genug. Der Heiden Macht zerstob in jener Stunde, Das wißt ihr schon, und aus dem höchsten Bug Des Rades sollte nun der tiefste werden, – So wollt' es sie, die alles dreht auf Erden. 153 |
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66 | In Zweifeln schwankte Roger, ungewiß, Soll er den Herrn begleiten oder meiden? Die Liebe legt' ihm Zaum an und Gebiß, Um ihn nicht fortzulassen mit den Heiden; Sie zerrt' ihn hin und her und spornt' und riß In andre Weg' ihn, droht' ihm schwere Leiden, Wenn er nicht halte, was er kurz zuvor Mit feierlichem Eid Rinalden schwor. |
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67 | Nicht minder spornt' ihn nach dem andren Passe Die scharfe Sorg' und immerwache Pein, Man werd' ihn, wenn er Agramant verlasse In seinem Unglück, schnöder Feigheit zeihn. Wenn mancher seinen Grund auch gelten lasse, So werde mancher andrer Meinung sein: Man dürfe das nicht halten, werd' er hören, Was unrecht war und unerlaubt zu schwören. |
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68 | Den ganzen Tag und auch die Nacht vermied Er alle Welt, den nächsten Tag desgleichen, Sich marternd mit dem Zweifel, der ihm riet, Bald wegzugehn, bald nicht vom Platz zu weichen, Bis er für seinen Herrn sich doch entschied, Ihm nachzufolgen nach den Mohrenreichen. Stark war die Gattenlieb' und drängt' ihn sehr, Jedoch die Ehr' und Pflicht vermochten mehr. 154 |
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69 | Er ging nach Arles, denn er hoffte, dort Steh' ihm zur Fahrt die Flotte zu Gebote. Kein Schiff lag auf dem Meer und keins im Port, Und keine Mohren sah er außer todte. Der König nahm die Schiffe mit sich fort, Den Rest verbrannt' er bis zum letzten Boote. Da dies mislang, schlug er den Landweg ein, Der nach Marseille führt am Meeresrain. |
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70 | Irgend ein Schiff, so dacht' er, werd' ihn schon Gezwungen oder gütlich überfahren. Bereits dort angelangt war Holgers Sohn Mit der gefangnen Flotte der Barbaren. Man hätte nicht das kleinste Köpfchen Mohn Ins Wasser werfen können; denn es waren Die Wellen ganz bedeckt, nur Schiff' umher, Von Kriegsgefangnen und von Siegern schwer. |
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71 | Die Heidenschiffe, die noch übrig blieben Im Feuer und im Sturme jener Nacht, (Bis auf ein Paar, die heimlich seewärts trieben,) Hatt' in Marseille Dudo eingebracht. Von Königen der Mohren hatten sieben, Da sie besiegt sich fanden in der Schlacht, Capitulirt mit ihren sieben Schiffen Und standen weinend nun, von Schmerz ergriffen. 155 |
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72 | Dudo befand am Ufer sich, noch heute Wollt' er zum Kaiser, und der fromme Held Hatte die Kriegsgefangnen und die Beute Als glänzenden Triumphzug aufgestellt. Am Ufer standen die gefangnen Leute, Umher die Nubier, vom Sieg geschwellt, Die einmal übers andre Dudos Namen Ausriefen, daß es Land und Meer vernahmen. |
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73 | Als Roger kam, hielt er zuerst den langen Triumphzug für das Heer des Agramant Und trieb sein Pferd, Gewißheit zu erlangen. Doch in der Näh' erkannt' er sie und fand Den König Nasamona's kriegsgefangen, Bambirag, Agricalt und Farurant, Balaster, Manilart mit Rimedonten, Die ihre Thränen nicht verhalten konnten. |
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74 | Der Jüngling liebt sie und erträgt es nicht, In solchem Elend sie vor sich zu sehen. Er weiß, wer hier mit leeren Händen spricht Und nicht Gewalt braucht, wird nicht viel erflehen. Er senkt den Speer, und, wie gewöhnlich, sticht Er alle nieder, die ihm widerstehen. Er zückt das Schwert, und eh man's sagen kann, Stürzen zu Boden mehr als hundert Mann. 156 |
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75 | Dudo vernimmt den Lärm, er sieht das Schlachten, Das Roger thut, und ahnt nicht, wer es sei. Er sieht, wie zu entfliehn die Nubier trachten Mit großer Furcht und lautem Wehgeschrei. Im Harnisch war er schon, die Knappen brachten Das Pferd und trugen Helm und Schild herbei. Er springt aufs Pferd und kömmt die Lanze senkend, Daß er ein Paladin sei, stets bedenkend. |
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76 | Er treibt das Pferd und färbt die Sporen rot Und ruft, man soll sich aus dem Weg begeben. Roger indeß schlug hundert andre todt, Und der Gefangnen Mut begann zu leben. Wie nun der fromme Dudo ihn bedroht, Nur der zu Roß, zu Fuß die ihn umgeben, Denkt Roger, dieser müss' ein Hauptmann sein, Und sprengt voll Eifer's auf den Gegner ein. |
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77 | Der kömmt bereits, vor Kampfbegierde brennend, Doch als er sieht, der Feind sei ohne Speer, Wirft er den seinen fort, es schimpflich nennend, Zu kämpfen mit der überlegnen Wehr. Die ritterliche Handlung anerkennend, Spricht Roger leise: »Nicht verleugnet der, Daß er zu den vollkommnen Rittern zählt, Die Karl zu Frankreichs Paladinen wählt. 157 |
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78 | »Ich muß durchaus vor weiterem Verlauf Erfahren, wer der tapfere Baron ist.« Er fragt ihn also und vernimmt darauf, Daß es der Däne Dudo, Holgers Sohn ist. Dieselbe Last legt Dudo Rogern auf, Und der antwortet, wie es guter Ton ist. Nachdem sie so der Namen kundig sind, Fordern sich beid' und das Gefecht beginnt. |
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79 | Der Däne führte jene Keul' aus Eisen, Die Ruhm in tausend Kämpfen ihm errang. Mit der beginnt er klärlich zu beweisen, Daß er aus hohem Heldenblut entsprang. Den Degen, den die fernsten Länder preisen, Der jeden Harnisch, jeden Helm bezwang, Zieht Roger, und gar bald mit seiner Klinge Zeigt er dem Frankenritter Wunderdinge. |
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80 | Doch weil er stets bedacht war, Bradamante Nicht mehr zu kränken, als die Pflicht befahl, Und weil sie zürnen würd' als Anverwandte, Wenn Dudo's Blut befleckte seinen Stahl, – Er wußte, da er Frankreichs Häuser kannte, Daß Armeline, Holgers Ehgemal, Die Schwester jener Beatrice war, (Die Bradamante, wie ihr wißt, gebar,) – 158 |
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81 | Deswegen focht er jetzt nicht auf den Stoß Und war höchst sparsam auch mit seinen Schlägen. So oft die Keule fiel, deckt' er sich bloß, Mied oder schlug zurück sie mit dem Degen. Er hatte, meint Turpin, des Gegners Loos In seiner Hand und konnt' ihn leicht erlegen; Nie aber, wenn der andre schlecht sich wehrte, Traf er ihn anders als mit flachem Schwerte. |
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82 | Flach konnt' er hau'n und scharf, wie's ihm gefiel; Denn breit genug war dieses Schwertes Rücken. So spielt' er denn ein seltsam Trommelspiel Auf Dudo, dem bei jedem neuen Zücken Das Sehn verging, und wenn er auch nicht fiel, So hatt' er Mühe doch sich nicht zu bücken. Jetzt aber, um euch angenehm zu sein, Stell' ich für dieses Mal das Singen ein. 159 |