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Schlußwort.

Und wenn es köstlich war, so ist es Mühe und Arbeit gewesen«, heißt es in der Bibel von unserem Leben. An »Mühe und Arbeit« ist mein Leben reich gewesen in den verflossenen sechs Jahren, aber es ist auch ein köstliches gewesen. Die Gewißheit, so manchem Verzweifelnden die rettende Hand geboten zu haben, hat mir reichen inneren Gewinn gebracht und – »Es gibt nur einen Weg zum Himmel: Golgatha. Wer auf anderem Wege hinein will, ist ein infamer Schmuggler«, sagt Multatuli.

Seitdem für die Gefangenen durch Anstellung von Polizei-Asststentinnen allmählich in allen größeren Städten gesorgt wird, geht mein Hauptbestreben dahin, zu wirken, daß in unserem deutschen Vaterlande mehr als bisher für die unglücklichen, verwahrlosten und mißhandelten Kinder geschehen möge. Auf ihre trostlose Lage möchte ich die Leser und Leserinnen dieses Büchleins ganz besonders aufmerksam machen. Ihr Notschrei wird vielleicht so manche glückliche Mutter, so manchen Menschen, der seinem Dasein einen Zweck und Inhalt geben möchte, anspornen, Hilfe zu bringen, liebendes Erbarmen zu üben an diesen kleinen Enterbten unserer Gesellschaft. Mein sehnlichster Wunsch ist die Gründung eines großen Kinderheims, wie ich solche in Paris und Florenz gesehen habe, wo jedes ungeliebte Kind, um vor Martyrium und qualvollem Tode geschützt zu sein, aufgenommen und zu einem nützlichen Glied der menschlichen Gesellschaft erzogen wird, ohne daß nach seiner Herkunft und nach seiner Konfession gefragt wird.

Ein kleiner Teil der Kinder bleibt im Heim selbst, die Mehrzahl wird in guten Kosthäusern auf dem Lande untergebracht. Welch ein Segen geht von solcher Stätte der Barmherzigkeit aus!

»Der Tierschutz hat eifrige Anhänger in unserem Volke; für den Schutz der erwachsenen Menschen kämpfen Ungezählte, unverhältnismäßig wenigen aber brennen die Martyrien der Kinder auf Herz und Gewissen, und doch ist dabei die Zukunft unseres Volkes im Spiel.

Möchten immer mehr Männer und Frauen mit kühnem Mute und edlem, heiligen Eifer den mißhandelten Kindern Recht und Schutz verschaffen, daß sie sich ihrer Jugend freuen können und nicht mit Schmerzen und Entsetzen, mit Erbitterung und Haß an sie als eine Hölle zurückdenken müssen! Wer selbst eine sonnige Jugendzeit und eine liebevolle Erziehung genossen hat, der stehe nicht länger zurück, sondern trete ein in die Reihen derer, die für Recht und Licht und Liebe für die Jugend streiten!« sagt Pfarrer A. Wild in seiner von der Universität Zürich preisgekrönten Arbeit: »Die körperliche Mißhandlung von Kindern durch Personen, welchen die Fürsorgepflicht für dieselben obliegt.«

Mehr als alle Parias der menschlichen Gesellschaft sind ja die Kinder auf Barmherzigkeit angewiesen. Der Staat baut Kasernen und Zuchthäuser, die verschiedenen Konfessionen gründen Vereine aller Art, das Gesetz straft das Verbrechen gegen das keimende Leben. Aber eine Stätte, einen wirklichen Schutz für arme, verlassene und mißhandelte Kinder haben wir in Deutschland nur in unvollkommener Weise.

Helfet mir, Ihr, die Ihr den Notschrei der armen kleinen Märtyrer vernommen habt, ihnen eine solche Stätte in unserem deutschen Vaterlande zu schaffen!


Druck von Hans Baur in Blaubeuren.
Papier von Bohnenberger & Co. Papierfabrik in Niefern bei Pforzheim.

 


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