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Wenn Kriege die Länder verheeren, suchen die Bewohner ihre wertvolle Habe den spähenden Blicken der Feinde zu entziehen. Sie verstecken und vergraben Schätze, um sie nach Abzug der Fremden wieder ans Tageslicht zu bringen. Wenn aber ihre Besitzer während der Kriegszeit den Tod finden, mag es oft vorkommen, daß das vergrabene Gut in Vergessenheit gerät.
So soll auch ein Kessel voll Gold während eines Krieges auf der Höhe zwischen Bezau und Andelsbuch vergraben worden sein. Die Eigentümer starben, bevor die Feinde abzogen; nur ein alter Diener wußte um das Geheimnis des Schatzes, wollte aber aus Neid keinem Menschen die richtige Stelle verraten. Er starb und nahm sein Wissen mit ins Grab. Zur Strafe dafür mußte er nach seinem Tod den Schatz hüten, bis es einem Glücklichen gelingt, ihn zu heben. Oft sieht man um Mitternacht ein schwaches Flämmchen um die Höhe geistern und hört in stürmischen Nächten manchmal auch ein ängstliches Stöhnen, das aus der Erde dringt. Es ist die Seele des verwunschenen Schatzhüters, die keine Ruhe findet.
Einmal beschlossen zwei mutige Burschen aus Andelsbuch, den vergrabenen Schatz an sich zu bringen. Mit Hauen versehen, machten sie sich in einer stockfinsteren Nacht auf den Weg nach dem Platz, wo das Lichtlein aufflackerte. Um Mitternacht zeigte sich wirklich ein kleines Flämmchen. Sogleich begannen sie wortlos – denn nur unter dieser Bedingung durften sie auf Erfolg hoffen – an der Stelle, wo das Licht erschienen war, nach dem Schatz zu graben.
Es dauerte nicht lange, so stießen sie auf etwas Hartes, und als sie die Erde weggeräumt hatten, lag ein Kessel vor ihnen, der bis zum Rand mit Goldmünzen gefüllt war. Schweigend griffen sie nach dem Kesselring und zogen den Behälter aus der Grube. Nun war der Schatz in ihren Händen! Im Übermaß der Freude entschlüpfte aber einem von ihnen der Ruf: »Bei Gott, jetzt haben wir ihn!« – und verschwunden war der Kessel samt den Goldmünzen, nur der Ring blieb ihnen in der Hand und soll noch heute an der Kirchentür zu Andelsbuch zu sehen sein.