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Um einen Urahnen des Dichters Leutelt, den Schumburger Dr. Kittel hat sich ein ganzer Sagenkreis geschlungen, so daß man ihn nicht mit Unrecht einen nordböhmischen Faust nannte. Mit List erregte der Böse des ,Doktors Begier nach dem Lebenskraute, das Hirsch und Natter kennen, mit dem sie ihre Wunden heilen. Kittel wollte das Kraut und andere Naturgeheimnisse gern erwerben, aus Wissenslust und um den Kranken helfen zu können – er schloß mit dem Teufel einen Vertrag auf 50 Jahre. Durch gottgefällige Werke wollte er seine Seele dem Bösen entreißen. Der brachte, als Kittels Famulus, Zaubergeräte und eine Menge teuflischer Bücher in sein Haus; auch einen Mantel, auf dem der Arzt durch die Lüfte fuhr, während ihn sieben Raben trugen. Und nun begann der Doktor seine berühmten Kuren. Daß die nicht allein auf dem Wissen desselben beruhten, erfuhr der Feixpater, der einmal bei ihm zu Besuch gewesen und, als er das Kabinett aufsuchen wollte, in einen geheimen Verschlag geriet, den niemand betreten durfte und den Kittel heut aus Versehen offen gelassen. Um Mitternacht war dies Kabinett erleuchtet und um die Zeit beriet sich Kittel mit seinen Geistern über die Kranken und ihre Heilung. Da hat der Feixpater auf einem Seziertisch sich selbst tot liegen sehen. Von da an hatte er sich nicht mehr in Kittels Haus getraut und war in Jahresfrist gestorben. – Einmal ward in der Nähe von Schumburg ein toter Soldat gefunden; er war in einem verrufenen Puschborn ertrunken. Kittel brachte durch Zaubersprüche das Bornwasser zum Sieden und zog ein paar Stunden später das blanke Gerippe heraus, das er in seinem Kabinett aufbewahrte. Der Born ist verschüttet worden. – Noch mehr vermochte der Doktor.
Kein Wunder, daß jeder ihm aus dem Wege ging, außer den wenigen freilich, die selber nach solchen Künsten gierten. Ein Schlosser hat ihm einmal ein Buch entwendet und es im Tuch, in dem er sein Handwerkszeug trug, mitgenommen. Als er es wiederbrachte – er mußte wieder an Türen und Schlössern Reparaturen vornehmen – hatte er schon soviel gelernt, daß er selbst Kittels Geist beschwor, der auch zu ihm als Schafjunge kam. Von da an wurde er täglich reicher. Die Kirche sah er dagegen nur noch von außen an. Einmal, am Hochzeitstage der Tochter, wollte er sie ins Gotteshaus begleiten. Aber er brachte es doch nicht fertig, auf dem Hinwege kehrte er um, und als die Hochzeit nach Hause kam, lag er, ganz schwarz und mit gebrochenem Halse im Stuhl.
Kittel dagegen konnte sich retten, wenn er drei heilige Messen vertrug und zwar die seiner goldenen Hochzeit, die bei der Primiz des Sohnes und die bei dessen Installierung als Pfarrer. Als die Primiz stattfand, zerriß beim siebenten Glockenschlag der Strick. Die Kirche war zum Erdrücken voll; da hörte man einen gellen Schrei, und man trug eine ohnmächtige Frau hinaus. Der Doktor wollte zu ihr, aber gelangte doch erst zur Tür, als schon das Glöcklein zur Kommunion ertönte. Kittel bekreuzte sich noch; draußen grinste die Frau ihm höhnisch ins Gesicht; aber er hatte den dritten Hauptbestandteil der Messe doch nicht versäumt. Nach dem Volksglauben war diese Bäuerin aber Kittels verkappter Geist gewesen. Die zweite Messe zur goldenen Hochzeit begann im schönsten Sonnenschein. Plötzlich wurde es dunkel wie im Sack, ein Blitz schlug in den Turm und riß den Putz von ihm los. Noch heute hält kein Anwurf (Putz) an ihm lange; so haben die bösen Geister ihre ohnmächtige Wut ausgetobt. Die letzte der Messen geschah wenige Tage, ehe sein Pakt ablief. Um Kittel von dieser abzuhalten, zeigte sich ihm sein Famulus in wahrer Gestalt und stürzte sich auf den Arzt. Wie ihn der Teufel bereits am Genick fassen wollte, erraffte sich Kittel in seiner Angst und traf den Bösen mit einem eisernen Kruzifix, daß dieser heulend und winselnd durch den Kamin entfloh. So konnte der Doktor auch dieser Messe beiwohnen und seine Seele dem Teufel ausspannen. – Dagegen erzählen andere, daß Kittel mit seinem Praktikanten, der Ratzka hieß, einmal am Schwarz-Teich zwischen Schossen- und Wolfersdorf vorbeigekommen ist. Beide hatten bereits des Guten etwas zuviel getan. Herr Doktor! rief plötzlich der Praktikant, wir reiten ja geradewegs in den Teich hinein! – Ach was! Reiten wir zu in drei Teufels Namen! Kaum hatte der Doktor das gesagt, da erhob sich ein furchtbares Gewitter, und der Praktikant sah beim Leuchten der Blitze, daß sich der Doktor auf seinem Pferde samt drei Gestalten im Schwarzteiche befand. Sein Pferd arbeitete sich aus den Wogen, und als er nach Hause kam, hatte sich auch des Doktors Pferd eingefunden. Den Geist des Doktors konnte man aber noch lange, besonders in den Gewitternächten, am Rande des Schwarzteiches sehen.