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Ein armer Bauer im Leobengraben konnte auf keinen grünen Zweig kommen, sosehr er sich auch plagte und abrackerte. Es war ihm ganz unverständlich, daß es andern Bauern, die weniger arbeiteten als er, so viel besser ging, ja, daß manche sogar einen erklecklichen Batzen übriges Geld besaßen, während seine Not immer größer wurde.
Da hörte er einmal von einem alten Köhler, daß man bei der »Schwarzen Wand« um Mitternacht den Teufel beschwören könne und daß der jedem zu Reichtum und Besitz verhelfe, der ihn darum angehe; nur müsse man ihm seine Seele verschreiben. Der furchtlose Bauer dachte, das wäre ein Mittel, auf leichte Weise zu Geld und Gut zu kommen und das harte Los seiner Familie zu erleichtern. Seine Seele aber werde er schon irgendwie zu retten wissen.
Also ging er getrost zur »Schwarzen Wand«, setzte sich auf einen Stein und erwartete die Mitternacht. Er war noch nicht lange da gesessen, als ihn ein Geräusch aus seinem Sinnen schreckte. Als er sich umwandte, gewahrte er einen hageren Mann in Jägertracht, der ihm grinsend zunickte. Dem Bauern lief es eiskalt über den Rücken, aber er faßte sich bald, als der Fremde ein harmloses Gespräch anknüpfte. Im Lauf der Unterhaltung schilderte er dem Mann seine Not und bat ihn um Rat. Da versprach ihm der Teufel – denn der war der freundliche Jägersmann –, sein verfallendes Haus in einer einzigen Nacht neu aufzubauen, bevor das Krähen des Hahns den kommenden Morgen ankünde; dazu wolle er ihn zum reichsten Bauern im Tal machen, wenn er ihm seine Seele verschreibe.
Da es nun ernst wurde mit der Seelenverschreibung, plagte den Bauern doch das Gewissen; er zögerte, den Vertrag einzugehen. Aber das Verlangen nach Wohlstand und Geld gewann endlich die Oberhand; auch meinte er, es werde dem Teufel unmöglich sein, in einer Nacht das Haus fertigzustellen. So willigte er ein, und der Teufel verschwand spurlos, wie er gekommen war. Nun eilte der Bauer nach Hause und erwartete, ohne einem Menschen von seiner Abmachung zu erzählen, bangend die nächste Nacht
Kaum war die Sonne hinter die Berge gesunken und die Dunkelheit hereingebrochen, erwachte reges Leben um das Bauernhaus. Unzählige unsichtbare Hände schleppten Steine und Bauholz herbei, in wenigen Stunden war der neue Bau bis zur Dachgleiche gediehen. Da erwachte das Gewissen des Bauern aufs neue; ruhelos, von Angst und Furcht gemartert, um das Heil seiner armen Seele besorgt, rannte er im alten Haus umher. In dieser verzweifelten Stimmung sah ihn eine alte Frau, der er am Abend Unterkunft im Haus gewährt hatte. Auf die Frage nach dem Grund seiner Unruhe erzählte er von dem Vertrag mit dem Teufel und schloß mit versagender Stimme: »Mir bangt um meine Seele; das Haus ist fast fertig, und noch hat der Hahn nicht den Morgen verkündet. Was soll ich jetzt tun?«
Da gab ihm die alte Frau den Rat, den schlafenden Hahn zu nehmen, in ein Tuch zu wickeln und mit einem frommen Gebet in den Wassertrog zu werfen. Der Bauer befolgte den Rat der Frau, und wirklich krähte der Hahn, als ihn das kühle Naß aus dem Schlaf riß. Auf einmal ertönte ein Poltern und Fluchen, und alle höllischen Geister, die am Bau mitgearbeitet hatten, mußten schleunigst das Weite suchen.
Es war aber auch höchste Zeit gewesen, daß der Hahn gekräht hatte; denn zur Vollendung des Baues fehlten nur mehr einige Dachbretter. Vergnügt betrachtete der Bauer sein neues Haus; die fehlenden Bretter schaffe er selber herbei und nagelte sie auf das Dach. Die alte Frau aber, die ihm den guten Rat gegeben hatte, blieb von der Stunde an verschwunden.