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Ihr sagt: es klingt kein Ammenlied,
Wo unsres Herdes Feuer stammt;
Kein Märchen unser Herz durchzieht,
Noch heil'gen Musendienstes Amt;
Kein Sagenwort von Thal und Höhn
Füllt unsre Lande mit Getön,
Kein Heldenbuch, von Ruhm entstammt.
Ihr wollt begrabne Herrlichkeit,
Ihr wollt die Kunst vergangner Zeit
Von uns, dem Gestern erst entstammt!
Einst scholl in Englands Ahnenschloß,
Wo an den Wänden hing entlang
Manch Schild und Banner und Geschoß,
Der Bardenharfe stolzer Klang;
Sie war von Kriegesruhm geschwellt;
»In hundert Schlachten focht der Held!«
So tönt' ihr lauter Feiersang.
Todt ist die alte Bardenzunft –
Es ruht auf Nimmerwiederkunft
Im Schloßarchiv ihr Ruhm, wie lang!
Des kühnen Schotten Grenzerlied
Entscholl der Laut' in stolzer Hall';
Des Gälen wilde Sage zieht
Noch heut durchs Land bei Harfenschall.
Dein Sang, o Deutschland, klingt mit Macht;
Den Gallier ruft noch heut zur Schlacht
Der Marseillaise stürm'scher Hall;
Sie haben Sagen insgesammt,
Von Ruhm und Streit und Weh entflammt,
Von Siegerlust und Feindes Fall.
Ein Sehnen füllt des Schweizers Brust,
Wenn Kuhgeläut vom Berge schallt,
Der alten Freiheit sich bewußt
In seiner Vordern Aufenthalt.
Er überspringt die Felsenschlucht,
Er folgt des Lämmergeiers Flucht,
Und schreckt' die Gems' auf Bergeshald';
Er athmet frische Morgenluft,
Und seinem Ruf aus Thal und Kluft
Der Alpen Wiederhall erschallt.
Mit unsern Vätern zog ins Land
Kein Lied von Burg und Felsenloch:
Sie ließen ja an Albions Strand
Den finstern Sang vom Sklavenjoch.
Nur heil'ge Sagen, ewig neu,
Sind unser – horch, sie klingen treu
Um jede niedre Hütte doch;
Und jeder Baum im Abendwind
Umrauscht der Väter Grüfte lind,
Umflüstert ihre Asche noch!
Sie ließen frohen Weihnachtsklang,
Julfeuer und den Mistelzweig;
Sie ließen ungeweihten Sang
Für Hymnen, ernst und glaubensreich;
Sie ließen Stola, Mess' und Dom,
Das Scharlachweib, die Nix' im Strom
Für den Altar im Waldessteig;
Sie ließen ihres Landes Pracht
Für des Gedankens freie Macht,
In wildem, rauhem Feindesreich!
So gingen sie – bereit zu fliehn
Die Heimat und der Ketten Erz;
Des Weibes Herz war Kraft verliehn,
Zu scheiden, ob mit stillem Schmerz.
Befreit von Buß' und Glaubenszwang,
Aus lehmgefügter Hütte schwang
Ihr Dankgebet sich himmelwärts.
Steht nicht auf der Geschichte Blatt,
Wie sie geraubt die Lagerstatt
Dem Panther in des Waldes Herz?
Kein Schlachtruf unserm Volk entfuhr
In wildem Krieg, kein Jubelwort –
Des Leidens trüb Gedenken nur
Riß jene Schaar zum Siege fort.
Zu Gott nur flehend um sein Recht,
Bewehrte sich zum Kampf der Knecht,
In Noth und Tod des Landes Hort!
Es führte sie kein Wappenschild,
Kein Raubthierbanner ins Gefild –
Die
Freiheit nur, ihr Losungswort!
Wenn erst aus ihrem Kampf die Zeit
Der Sage süßen Zauber bot;
Wenn sich ihr mächt'ger Schatten breit
Hinlagert ob vergangner Noth:
Dann singt sie von der Knechtschaft Qual,
Von Händen, die den Rächerstahl
Geschwungen, kämpfend bis zum Tod.
Am stillen Herd, in freier Luft
Soll schmettern laut durch Berg und Kluft
Ihr Siegeslied im Morgenroth!
Das Wort, befreiend unser Land,
Ruft übers Weltmeer schon: »Erwacht!«
Und tönend geht's von Strand zu Strand,
Wo immer rauscht der Wogen Macht.
Es schallt in jedes Sklaven Ohr,
Es hebt sich aus dem Grund empor.
Und ruft den Knecht zur Todesschlacht.
Horch, von dem Berg zum Meere fort
Erschallt der
Freiheit Donnerwort,
Bis jeder Thron in Staub zerkracht!
Und ihr, die feig und thatenlos
Befleckt der Freiheit heil'gen Bronn,
Schaut unser ruhmgekröntes Loos,
Werth eines Blatts vom Helikon!
Schaut unser Volk – es schrieb mit Fug
Sein Recht in der Geschichte Buch,
Und trug des Sieges Preis davon;
Ein jeder Mann bestand als Held,
Sein Ehrenname ward gesellt
Dem stolzen Namen: Washington!
O du, mein herrlich Vaterland,
Vertraut' ich fest nicht deinem Loos,
Wie jene Schaar, die blutend stand,
Dich zu befrein im Kampfgetos;
Harrt' ich nicht, daß dein Ruhm durchzieht
Die Welt: du hättest nie das Lied
Geweckt in meines Herzens Schooß;
Und horchen werd' ich deinem Sang,
Bis daß der
Freiheit Siegesgang
Die Welt durchwandelt hehr und groß!
*
Wenn deinen Namen flüstern in dem leeren
Gemach, und nur bei dir zu denken sich,
Wenn nah dir seufzen, fern dir sich verzehren:
O, wenn Dies lieben heißt, so lieb' ich dich!
Wenn bei dem leisen Gruß, von dir gesprochen,
Empfinden, wie die Gluth das Herz durchschießt;
Zurück dann wieder drängen all dies Pochen,
Daß seinen Jubel stumm der Mund verschließt;
Wenn athemlos auf deine Rede hören,
Daß schier vor Angst mein Herz zu springen droht;
Und, einsam, jedes Wort zurückbeschwören.
Als ruht' in ihm mir Leben oder Tod;
Wenn, angeschaut von dir, das Auge senken,
Und wie die Taube bebend neigen sich;
Wenn schlafend, wachend, ewig dein gedenken: –
O, wenn Dies lieben heißt, so lieb' ich dich!
*