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Web zu! web zu, mein rauhes Leben!
Web einen Krieger, stark und kühn, für großen Kampf bereit;
Web routhes Blut! web Sehnen ein, wie Stahl! Gefühl und Blick web ein!
Web immerfort! web Kett' und Einschlag Tag und Nacht! ermüde nicht! web zu!
(Wir kennen nicht den Zweck, o Leben! nicht Ziel, noch Ende – und wir sollen's nicht;
Wir wissen nur, das Werk geht fort, die Arbeit fort – der todumhüllte Marsch des Friedens wie des Kriegs geht fort;)
Für große Friedenskämpfe muß derselbe ehrne Stoff verwoben sein;
Wir wissen nicht, warum, noch was – doch web, web immerzu!
*
Mögen Andre preisen, was ihnen gefällt;
Doch ich, von den Ufern des schnellen Missouri, ich preise Nichts in der Kunst oder Anderm,
Bis es eingeathmet den Hauch dieses Stromes, zusammt dem westlichen Prairieduft,
Und ihn voll wieder aushaucht.
*
Verlangtest du süße Reime von mir?
Fandest du, was ich früher sang, so schwer zu fassen und zu verstehn?
Pah! ich sang auch früher nicht, daß du mich verstündest und faßtest, noch thu' ich's heut;
– Was soll Einem wie dir überall solch ein Dichter wie ich? – drum verlaß meine Werke,
Und lulle dich ein mit dem, was du verstehn kannst;
Denn ich lulle Niemanden ein – und du wirst mich nimmer verstehn.
*
Schallt, Trommeln, schallt! Blas't, Hörner, blas't!!
Durch Fenster und Thüren stürmt, gleich unbarmherziger Heeresmacht,
Hinein durch der Kirche Portal, und sammelt die Gemeinde;
Hinein in die Schule, wo der Schüler lernt;
Laßt nicht dem Bräutigam Ruh – keine Zeit ist jetzo, zu kosen die Braut;
Noch Frieden dem friedlichen Landmann, der sein Feld bepflügt oder erntet sein Korn;
Trommeln, wirbelt und dröhnt so wild! Hörner, blaset so gell!
Schallt, Trommeln, schallt! Blas't, Hörner, blas't!
Uebertäubt den Lärmen der Städte, das Rädergerassel der Straßen!
Sind Betten bereitet für Schläfer heut Nacht in den Häusern? Kein Schläfer schlafe darin!
Kein Schacherer schachre bei Tag – kein Makler und Wechsler – Wie, möcht' er's noch wagen?
Möchte der Redner noch reden? möchte der Sänger noch singen?
Möchte der Anwalt plaidiren den Rechtsfall jetzt im Gerichtshof?
Trommeln, rasselt dann lauter drein! Hörner, wilder dann blast!
Schallt, Trommeln, schallt! Blas't, Hörner, blas't!
Kennt kein Erbarmen – laßt keine Klag' euch bewegen;
Achtet nicht der Besorgniß – achtet nicht Weinens und Bittens;
Achtet nicht des Greises, der den Jüngling beschwört;
Horcht nicht der Stimme des Kindes, noch dem Flehen der Mutter;
Macht selbst erzittern die Bahren der Todten, wo sie liegen, harrend der Bestattung –
Schreckliche Trommeln, so stark erdröhnt! Hörner, blaset so laut!
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Seltsame Nachtwach' hielt ich im Felde jüngst.
Als du, mein Sohn und Kamrad, an meiner Seite fielst,
Einen Blick nur sandt' ich dir zu, den dein liebes Aug' mit unvergeßlichem Blick erwiederte;
Einmal, o Knabe, dir drückt' ich die Hand, die am Boden liegend zu mir du hingestreckt;
Dann stürmt' ich fort in die Schlacht, die noch unentschiedene Schlacht;
Bis ich spät am Abend, vom Dienste befreit, rückkehrte endlich zum Ort;
Im Tod erkaltet dich fand, Kamerad – deine Leiche fand, o Kind
liebhauchender Küsse (nie wieder auf Erden gehauchter);
Dein Antlitz im Sternlicht enthüllte – unheimliche Schau! – kalt blies der mäßige Nachtwind;
Lange dort hielt ich die einsame Wacht, um mich her das dunkele Schlachtfeld gebreitet;
Wunderbare und süße Wacht, dort in der duftigen stillen Nacht;
Doch keine Thräne entstahl sich, nicht ein tiefer Seufzer einmal – Lang, lange starrt' ich;
Dann, halb auf die Erde gesunken, saß ich bei dir, und stützte mein Kinn auf die Hand;
Süße Stunden verbringend, unsterbliche, weihvolle Stunden,
mit dir, mein liebster Kamrad – ohne Thräne, ohn' Wort;
Nachtwache des Schweigens, der Liebe, des Tods – Wache für dich, mein Sohn und Soldat,
Indeß da droben die Sterne hinab, von Osten neue hinaufwärts zogen;
Todtenwache für dich, mein Kind (nicht konnt' ich dich retten, schnell war dein Tod,
Ich liebte dich treu und sorgte für dich im Leben – ich hoffe gewiß, wir werden uns wiedersehn;)
Bis ich im letzten zögernden Graun der Nacht, als eben die Morgendämmerung anbrach,
Meinen Kamraden in seine Decke hüllte, ihm wohl umhüllte den Leib,
Die Decke zusammen schlug, sorglich einwickelnd das Haupt, und sorglich die Füße;
Und da, und dann, von der aufgehenden Sonne beglänzt, legt'
ich mein Kind in sein Grab, in sein kunstlos geschaufeltes Grab;
Damit endend die seltsame Wacht – die Wache der Nacht und des dunkelen Schlachtfelds,
Die Wacht für den Sohn liebhauchender Küsse (nie wieder auf Erden gehauchter).
Die Wacht für den jäh erschlagnen Kamraden – Wacht, die ich
nimmer vergesse, wie ich im Frühlicht des Morgens
Mich erhob vom schaurigen Grund, und meinen Krieger mit seiner Decke umhüllte,
Und ihn begrub, wo er fiel.
*
Mühselig durchwandernd Virginiens Wälder,
Beim Klange des raschelnden Laubs, das aufwühlte mein Fuß,
(denn es war Herbst,)
Bemerkt' ich am Fuß eines Baums das Grab eines Kriegers;
Tödtlich verwundet ward er bestattet hier auf der Flucht, (leicht konnte ich Alles verstehn;)
Eine kurze Mittagsrast, dann fort! es drängte die Zeit – doch es blieb diese Inschrift,
Auf ein Täflein gekritzelt, und genagelt an den Baum bei dem Grab:
»
Tapfer, vorsichtig, treu, und mein lieber Kamerad.«
Lang, lange sann ich, dann schritt ich weiter des Wegs;
Mancher Wechsel der Zeiten folgte, und manche Scene des Lebens;
Doch oftmals im Wechsel der Zeit und des Orts, urplötzlich, allein, oder im Gewühle der Stadt,
Taucht vor mir auf des unbekannten Kriegers Grab – taucht auf die kunstlose Inschrift in Virginiens Wäldern:
»
Tapfer, vorsichtig, treu, und mein lieber Kamerad.«
*
Wort aller Worte, schön wie der Himmel!
Schön, daß der Krieg und all' seine blutigen Thaten mit der Zeit völlig vergehn;
Daß die Hände der Schwestern Tod und Nacht unaufhörlich
sanft wieder rein'gen, und immer wieder, die befleckte Welt:
... Denn mein Feind ist todt – ein göttlicher Mensch, wie ich selbst, ist todt;
Ich schau' ihn liegen, bleichen Gesichts und still, in dem Sarge – ich trete heran;
Ich beuge mich nieder, und leis mit den Lippen berühr' ich das bleiche Gesicht in dem Sarge.
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Schau, Siegerin auf den Höhn!
Wo du stehest, mit mächt'gen Brau'n, betrachtend die Welt,
(Die Welt, o Libertas, die vergebens wider dich sich verschwor;)
Erlöst von all ihrem Belagrungsgeräth, das zu Schanden nun ward;
Wo du, Herrscherin, von der blendenden Sonne umstrahlt,
Ungeschädigt jetzt thronst, in unsterblicher Blüthe und Kraft – Schau! in dieser herrlichen Stunde
Bring' ich dir, singend, kein stolzes Gedicht, noch der Meisterschaft prunkenden Vers;
Sondern ein schlichtes Buch, mit dem Dunkel der Nacht und bluttriefenden Wunden gefüllt,
Und mit Psalmen der Todten.
*