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Obgleich noch hier und dort einige Verzweifelte, Wagehälse oder Enthusiasten dem Schillschen Corps zuströmten, so verlor es doch immer mehr an moralischer Kraft. Da die Eilfertigkeit des Rückzuges kaum verstattete, den Recruten einige Anweisung und Uebung im Exerciren zu geben, so wurde es noch viel schwieriger, die zusammengelaufene Masse von Gewaltthätigkeiten und Ausschweifungen zurückzuhalten. Je mehr die bittere Ueberzeugung eines unglücklichen Ausgangs die Gemüther überkam, um so eher glaubten auch die Edleren ihren Unmuth diejenigen entgelten lassen zu müssen, welche ihr Unternehmen nicht unterstützten. Was zusammengelaufenes Gesindel war, plünderte, der Kern des Corps, die Husaren, waren fortwährend auf Streifzügen beschäftigt, und von den Befehlshabern brandschatzten die roheren, und die Gebildeteren fühlten bei der Aussicht auf ihre eigene verzweiflungsvolle Lage sich nicht gedrungen, die geplagten Einwohner, auf welche ihr Zug stieß, besonders zu schonen. Auf den unglücklichen Helden, die Seele des Unternehmens, drängte das Uebermaß gewichtiger Sorgen. Er fühlte wohl, daß das große Unternehmen schon verloren sey, er wollte, er durfte sich aber diese Ueberzeugung nicht klar machen, denn nirgends war ihm eine Aussicht geblieben. Das Bewußtseyn, der vergötterte Held seines Volkes zu seyn, gab ihm noch Kräfte, welche bei einer minder fieberhaften Aufregung gewichen wären. Um Erholung von den großen Sorgen zu finden, machte er sich kleinere, und suchte nur sein Daseyn als Held bis zu dem letzten Momente lebendig zu erhalten, dessen Eintreten er ahnen mußte. Unter denen, welche am grausamsten gegen die Landleute verfuhren, zeichnete sich Dupré aus. Es schien, als sehe er mit innerm Wohlgefallen den Erpressungen zu, und gehe darauf aus, den Fluch der Einwohner auf sich zu laden. Auch gegen die Gefangenen grausam, erhielt er bald den Ruf eines der wildesten Abenteurer in dem Freicorps, ein Ruf, der, wenn er nicht bald Gelegenheit gefunden, auch seine Tapferkeit zu beweisen, selbst unter diesen Verzweifelten ihm keine Freunde gemacht hätte.
Die kleine Elbfestung Dömitz war nur deshalb überrumpelt und in der Eil befestigt worden, um Schills Rückzug gegen die mit großer Schnelligkeit vordringenden Feinde zu decken. Die Vertheidigung eines schlecht verschanzten Ortes mit wenig Mitteln und ohne die geringste Aussicht des Entsatzes war eine Aufgabe, die nur für Verzweifelte paßte. Dennoch fanden sich Vertheidiger. Unter einem merkwürdigen Abenteurer stellten sich die Ruchlosesten und die Besten, welche das Heer zählte, und unter ihnen leisteten Dupré und Theodor die wichtigsten Dienste. Dömitz wurde von diesen gerade so lange gehalten, bis das Hauptcorps Gelegenheit gefunden hatte, zu entkommen; und es galt jetzt nur noch, als die Feinde zum Sturme über die Elbe setzten, und die gefangenen Franzosen und Polen in der Citadelle losbrachen, die Besatzung retten. Auch dies gelang zum Theil. Theodor, dem als Anführer einer ihm zugetheilten Schaar die Nachhut anvertraut war, setzte gerade durch den äußern Graben, als die Feinde den letzten Wall erstiegen, und alle Verrammlungen durchbrochen hatten. Musketenkugeln pfiffen in Unzahl über seinem Haupte fort. Schon aber war der größte Theil seiner Leute auf dem jenseitigen Ufer und zerstreute sich in den Feldern und Büschen, als er einen seiner Untergebenen mitten im Graben zurückbleiben sah, der mit lauter Stimme ausrief: Er werde niemals fliehen, und allein die Ehre aller Preußen hier vertheidigen! Es war ein so betrunkener Mensch, daß ihn kein vernünftiges Zureden von dem aus den zerschlagenen Brantweinfässern hervorgegangenen Entschlusse abbringen konnte. Da es jedoch sonst ein tapferer Soldat war, eilte Theodor zurück, um ihn mit Gewalt fortzureißen. Während er aber dies noch fruchtlos versuchte, sprangen schon mehrere Französische Grenadiere in den Graben, und er fand sich von allen Seiten umzingelt. Den Betrunkenen verließ nicht der Muth: »Hauptmann! frisch drauf, wir werden allein schon mit den Hunden fertig werden,« rief er; feuerte los und hieb um sich. Auch Theodor vertheidigte sich so gut es ging, mehr um den Tod im Gefechte zu suchen, der ihn vor einem schmählichen Ende bewahren sollte, als in der Hoffnung sich durchzuschlagen. Aber auch diesen Wunsch würde er schwerlich erreicht haben, wenn nicht in dem Augenblicke, wo feindliche Bajonete ihn von allen Seiten umzingelten, Dupré an der Spitze weniger Leute, welche sich in der Festung beim Ausleeren verspätet hatten, ihm von hinten zu Hülfe gekommen wäre. Es erfolgte ein furchtbares Gemetzel; Dupré schoß einem Holländischen Husaren, welcher, gerade als Theodor das jenseitige Ufer erstieg, den Säbel über seinen Kopf schwang, so vor die Stirn, daß er vom Pferde herabfiel. Der größte Theil der Nachzügler entkam aus dem Graben, Theodor schwang sich auf das Pferd, und die Verfolgung ließ nach, als sie das nächste Gebüsch erreicht hatten, und hier Unterstützung fanden. Auch der betrunkene Soldat war ohne bedeutende Verwundung entkommen, und rief Theodorn zu: »Sehen Sie, Herr Lieutenant, wenn man nur will, so geht's, und die erste Regel ist, nur nicht den Muth verloren. Nur nicht ängstlich, wir leben ja noch, da wird es ja mit dem Vaterlande auch noch nicht aus seyn.«
Der Rückzug durch die Mecklenburgischen Länder geschah in zerstreuten Haufen, um die verfolgende Feindesmasse über die wahre Richtung des Hauptcorps zu täuschen. Allen Entbehrungen ausgesetzt, durch Sandsteppen und Kieferwälder einherziehend, verderblich den abgelegenen Dörfern und Gehöften, auf welche die einzelnen durch kein festes Band der Subordination gehaltenen Züge im Marsche stießen, glich der größere Theil der Freiwilligen, in so weit sie mehr aus zusammengelaufenem Gesindel als aus wirklich für die Sache Begeisterten bestanden, eher einer Räuberschaar, als disciplinirten Soldaten. Wenige wußten, was aus Schill geworden, und ob nicht neben, hinter oder vor ihnen schon feindliche Truppen ständen, und sie beim nächsten Schritte dem sichern Verderben entgegengingen. Beunruhigende Gerüchte, zuweilen von feindlichen Agenten ausgesprengt, entmuthigten zwar nicht die Soldaten, bestärkten sie aber in der verzweiflungsvollen Frechheit aufgelös'ter Banden.
Theodor empfand es am schmerzlichsten, daß er von seinem Freunde keine Nachricht erhielt. Dem Gerüchte nach war dieser seitwärts in das Hanseatische detaschirt worden; vielleicht rückte daher die Entscheidungsstunde heran, ehe er ihn zu sehen bekam. In diesen Gedanken vertieft, ritt er einst seinem Haufen weit voran durch einen der traurigen Kieferwälder dieser Gegenden. Aus seinem düstern Hinstarren wurde er aber durch ein lautes Wimmern und Geschrei erweckt. Ein junges Bauerweib von angenehmer Bildung stürzte mit unglaublicher Hast athemlos vor ihm nieder, und wollte mit dem Rufe: »Hülfe, Rettung, Barmherzigkeit!« die Füße seines Pferdes umfassen, wenn er nicht durch eine schnelle Wendung sie daran verhindert und vor dem Ungestüm des Thieres geschützt hätte.
»Rettung! Rettung!« schrie das Weib – »sie wollen mein Haus verbrennen – meinen Mann todtschlagen, und mich –«
Sie brauchte nicht weiter ihre Gefahr zu schildern, denn in demselben Augenblicke stürzten einige bewaffnete Verfolger aus dem Gebüsche, auf deren Gesichtern ihre Absicht zu lesen war. Das Weib erhob flehend und kreischend die Hände, und Theodor sprengte ohne weiteres Besinnen den Männern mit der donnernden Frage entgegen: »Schurken! Wie durftet Ihr euren Zug verlassen, um hier zu marodiren?«
Einen Augenblick stutzten die Kerle, bald aber antwortete der Eine, es geschehe auf Befehl ihres Officiers, und sie hätten ausdrücklichen Befehl, das einfältige Weib zu ihm zurückzuführen. Theodor sah, daß sie eine trotzige Miene annahmen, und durfte aus der gegenwärtigen Beschaffenheit des Heeres wol den Schluß ziehen, daß ein Officier dergleichen Befehle ertheilen könne. Nur durch gewaltthätige Autorität war hier zu helfen; er sprengte deshalb auf den Wortführer mit gezogenem Säbel los, schalt ihn einen Lügner, und versetzte ihm einige flache Streiche, worauf er und seine beiden Gefährten Reißaus nahmen. Das Weib erzählte ihm hierauf, wie sie, in einem abgelegenen Gehöfte wohnend, schon häufig von den Durchzüglern geplündert worden, daß sich aber heute die frechste Bande bei ihnen eingelegt, und Kisten und Kasten erbrochen habe. Der Anführer sey in seinem Verlangen noch weiter gegangen, ihr Mann habe sie geschützt, und werde nun gewiß, da sie entflohen, von den erbitterten Soldaten umgebracht werden. Theodor verwünschte es, seine Leute nicht bei sich zu haben, beschloß aber, da jeder Verzug nur Gefahr brachte, zu versuchen, was seine Autorität und Ueberredung allein vermöge.
Da das Gehöft über eine Viertel Stunde entfernt lag, und die erschöpfte Frau nicht mit dem Pferde gleichen Schritt halten konnte, verzögerte sich ihre Ankunft. Als sie auf eine kleine Anhöhe gelangt waren, schrie Theodors Begleiterin plötzlich laut auf. Auf seine Frage hörte er, daß sie mehrere Husaren nach ihrem Hause zusprengen sehe, und nun Alles für verloren halte. Der Reiter schöpfte aus diesem Umstande eher einen Trost, und fand, daß er sich nicht getäuscht hatte.
Alle Gräuel des Krieges, denen das flache Land ausgesetzt ist, schienen sich in einem kleinen Gemählde vor Theodors Augen zu entfalten, als das Gehöft bei einer plötzlichen Wendung des Waldweges vor ihm lag. Zerschlagene Fenster, eingerissene Thüren und Zäune, umgehauene Fruchtbäume in dem zerstampften Garten deuteten darauf, daß die unnütze Wuth verzweiflungsvoller Gewalthaber zum Theil ihr Werk schon vollbracht habe. Vor der Scheune lag das Korn in Haufen ausgestreut, und die Pferde zerstampften mehr als sie verzehren konnten; die Geräthschaften des Hauses auf einem freien Platz zusammengeworfen, schienen auf die Theilung zu warten, während die Bauermägde weinend mit aufgelös'tem Haar und zerrissener Kleidung sich verbargen, die Männer aber, dem Anscheine nach heftig gemißhandelt, ohne ein Wort des Widerspruchs zu wagen, zitternd umherstanden. Die Plünderer waren aber sämmtlich so trunken, daß sie, einander hinderlich, sich gegenseitig überliefen, und kaum bemerkten, wie ihrem Unfug durch ein Commando Husaren der kräftigste Einhalt gethan wurde. Ein Kerl, der mit einem Feuerbrande das Strohdach bestiegen hatte, war gerade von den Husaren heruntergerissen, und eben so schnell ihm von dem commandirenden Officier das Todesurtheil gesprochen worden.
Theodor sprengte in dem Augenblicke heran, als der Verbrecher, an einen Baum gebunden, das Todeswort aus dem Munde des Officiers erwartete. Es war Julius. Theodor riß ihm den aufgehobenen Arm zurück, und bat, dem Freunde sich zu erkennen gebend, von dem raschen Vorhaben für den Augenblick abzustehen, da, wenn er auch zur Vollstreckung eines so herben Urtheils berechtigt sey, die Politik ihm doch Schonung in einem Zeitpunkt gebiete, wo die geringen Hülfsmittel des gewagten Unternehmens täglich schwächer würden. Julius wandte sich zum Sprecher um; wie aber starrte dieser zurück, als er des Freundes Gesicht in wenigen Wochen um Jahre gealtert erblickte. Bart und Haare waren wild hervorgewachsen; die Wangen zeigten so vertiefte Furchen, als wären es die Spuren Jahrelang wüthender Leidenschaften, und aus den feurigen Augen schien die Gluth in eine Starrsucht sich verwandelt zu haben, welche nur zuweilen furchtbare Blicke entsandte. Theodor fühlte nicht seinen Händedruck erwiedert, und nicht das geringste freudige Erstaunen zeigte sich in dem Benehmen des Freundes. Er erwiederte mit wilder Kälte:
»Und hätten uns die Hunde so eng wie den Dachs umschlossen, würde ich ihn auf drei Schritte mit Pistolen erschießen lassen. Die Politik aber geht einen Kämpfer für das Vaterland nichts an. Bindet den Kerl fester, und legt die Karabiner an.«
Julius, bei unserer alten Freundschaft, an der wir im schwärmerischen Taumel der noch halben Kindheit unter allen Schrecken der Elemente zu halten gelobten, erinnere Dich –
»Hölle und Himmel!« – fuhr Julius auf – »und gäbe es noch mehr zu verscherzen, Erinnerung ist ein Rückblick, und Rückblick ist der Tod; nur eine Erinnerung weis't uns auf die Zukunft, das ist die Rache, und mir ist es gleich, was uns zu dem einen großen Ziele hinspornt.«
In dem Augenblicke turkelte der Angebundene hin und her. Theodor machte Julius darauf aufmerksam, und bemerkte, wie es ungerecht sey, einen völlig Betrunkenen wie einen besonnen Handelnden zu strafen, und wie entsetzlich, einen Menschen in diesem Zustande nach dem Jenseits zu senden. Er erhielt nur die Antwort:
»Gehen nicht Tausende in eben dem Zustande in die Schlacht? Und dann haben sehr weise Philosophen bemerkt, daß alle wahre Begeisterung nur ein Rausch sey. Ich denke auch, wenn es zum Ende geht, in einem solchen Rausch den Bajoneten entgegen zu sprengen; was soll der Bursch vor mir voraus haben? Kurz, und wenn der Himmel einen Wolkenbruch schickte, daß kein Pulver zündete, so ließe ich ihn mit Kolben todtschlagen.«
Die Husaren legten an, als plötzlich von der Seite ein gebieterisches Halt! erscholl, und Dupré aus einem Seitengebüsch langsam herbeikam. Obgleich Aller Blicke auf ihn gerichtet waren, näherte er sich doch so gelassen, als wäre hier nichts Ungewöhnliches vorgefallen, und commandirte mit ruhigem Tone: »Gewehr an Fuß! Bindet ihn los!«
Julius in neuen Wutheifer versetzt, sprengte auf den Feldwebel los, und fuhr ihn in einem Tone an, welcher verrieth, wie den Redenden alle Besonnenheit verlassen hatte: Kerl, was meinst Du damit?
»Ich habe befohlen, daß die Husaren jenen Soldaten von dem Baume losbinden.«
Und ich habe befohlen – schnaubte Julius – daß sie ihm eine Kugel durch den Kopf jagen.
»So kommt es darauf an,« erwiederte Dupré sehr gelassen, »wer hier zu befehlen hat. Losgebunden!« herrschte er die Umstehenden an, ohne auf Julius zu achten.
Dieser faßte sich mit krampfhafter Anstrengung, zog den Zügel seines Pferdes gewaltsam an, und rief zum Franzosen hinunter: Ich habe befohlen, ihn zu erschießen, weil er gegen die Kriegsartikel gefrevelt und das Haus hier in Brand stecken wollen.
»Und das Alles habe ich ihm befohlen,« sagte Dupré, ohne aus seiner Fassung zu kommen: »und deshalb befehle ich, ich dem hier Niemand gesetzlich zu gebieten hat, ihn auf der Stelle freizulassen.«
Du, Du – hast es anbefohlen – schrie Julius, seiner nicht mehr mächtig, und versetzte mit dem Ende des Zügels, indem er sich über das Pferd hinüberbog, dem Widersprechenden einen heftigen Schlag in das Gesicht, wodurch sein Hut zu Boden fiel.
Einen Augenblick blieb Dupré regungslos stehen, auf seinem dunkeln Gesichte wechselten alle Farben, seine Adlernase schien sich zu erheben, und seine Augen sprühten Feuer. Er ballte beide Hände, blickte starr den Beleidiger an, und mit einem Fluche, der dumpf aus dem Innersten der Brust hervorzudringen schien, stürzte er wie eine Hyäne auf ihren Raub.
»Sacré nom de –Bürschchen, mir das!« hörte man nur, und in demselben Moment hatte er mit seinen nervigen Armen den Reiter umfaßt, und den, auf einen solchen Angriff ganz Unvorbereiteten vom Pferde herab und zu Boden gerissen. Er würde ihn unfehlbar umgebracht haben, wären nicht die Husaren sogleich ihrem Anführer zu Hülfe geeilt und hätten ihn aus den Armen des Wüthenden befreit. Beide Gegner, obgleich jetzt getrennt, schienen nur einen Augenblick zu erwarten, um mit neuer Wuth auf einander loszustürzen. Julius glich einem Rasenden, er zitterte am ganzen Leibe, und der Schaum stand vor seinem Munde. Mehrmals griff er fehl, ehe er den Griff seines Säbels faßte, und wollte jetzt, alle Verhältnisse vergessend, mörderisch auf seinen Gegner losspringen, als die Seinigen ihm in den Arm fielen, und ihn mit Gewalt zurückhielten. Dupré war einige Schritte zurückgewichen; und wenn auch seine Natur nicht die unbändigen Ausbrüche einer schrankenlosen Wuth wie bei seinem jungem Gegner zuließ, wenn auch sein Mund nicht schäumte, so war doch der Blick seines Auges furchtbar, und noch entsetzlicher das teuflische Lächeln, welches seine Gesichtsmuskeln verzog. War jener einem Löwen, der auf seinen Gegner losstürzen will, ähnlich, so glich dieser dem gierigen Tieger, der im Begriff ist, auf seine gewisse Beute loszusetzen.
Meine Ehre! schrie Julius, indem er sich aus den Armen, die ihn umschlangen, losringen wollte. Das Wort aber zündete, wie der Funken das Pulver, bei Dupré.
»Meine Ehre!« kreischte er: »gut, daß Du mich daran erinnerst,« entriß einem seiner Soldaten das Gewehr, legte an, und schoß auf Julius. Zum Glück hatte die Wuth ihn nicht zielen lassen, die Kugel pfiff durch die Fichtenäste, und jetzt stürzten alle Husaren auf den Franzosen los. Er zog sich zwar zurück, rief die Seinen auf, betheuerte, daß ihm der Officier der Kavallerie nichts zu gebieten hätte, da er selbst unter der Infanterie, seit Dömitz, als Officier commandire; seine Leute waren aber zu berauscht, um auf seine Befehle ordentlich zu hören oder gehörigen Widerstand leisten zu können. Er wäre von den empörten Husaren auf der Stelle ermordet worden, hätte sich nicht Theodor mit seinem eben anlangenden Commando in's Mittel geworfen. Julius fühlte sich unfähig, zu befehlen und zu handeln, Dupré wurde gebunden, ohne deshalb den grimmigen Trotz gegen seinen Feind zu unterdrücken. Er lachte, als er bei ihm vorübergeführt wurde, dem Officier in's Gesicht, und versicherte, unter den entsetzlichsten Schmähungen, ihn dereinst noch zu treffen und die Schmach in seinem Blute auslöschen zu wollen.
Julius zu einer starrsuchtähnlichen Gelassenheit zurückgekehrt, sagte mit einiger Bitterkeit, als er sich wieder auf sein Pferd schwang, zu Theodor: »Warum hast Du meine Leute nicht gewähren lassen? Es hätte zum eigenen Besten deines Schützlings gereicht, den die sichere Kugel nach gehaltenem Standrecht nicht verfehlen kann?«
Nachdem er Theodor von der Richtung des Hauptcorps Nachricht gegeben, und ihn angewiesen, den Sträfling auf geradem Wege dorthin zu transportiren, da er selbst noch seitwärts einen Streifzug machen müsse, trennte er sich so kühl vom Freunde als er unbewegt ihn empfangen hatte.
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