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Wardsches Farn-Glashaus.

Die Pflege der Zimmerpflanzen.

41. Zimmerpflanzen am Fenster. Vielen Knaben in größeren Städten, die leider kein Gärtchen besitzen, steht in den meisten Fällen die Möglichkeit offen, Pflanzen in Blumentöpfen im Zimmer zu ziehen. Wer Vergnügen hieran hat, wird selbst im kleinsten Stübchen Raum dazu ausfindig machen. Selbst die Glücklichen, die sich des Besitzes eines eignen Gärtchens erfreuen, werden gern ihre Lieblinge auch während des Winters bei sich haben wollen.

Zum Aufstellen der Blumentöpfe sind die Fensterbretter die geeignetsten Plätzchen im Zimmer, da hier das meiste Licht ist. Während des Winters ist auch der Raum zwischen den Doppelfenstern hierzu tauglich, vorausgesetzt, daß die äußeren Fenster dicht schließen und ihre Scheiben gut verkittet sind. Ist letzteres nicht der Fall, so preßt sich die äußere, kalte Luft gewaltsam in den Raum, und es entsteht Zugluft, die den Gewächsen nachteilig ist. Wird die Kälte streng, so nimmt man, besonders abends, die Töpfe ins Zimmer, und bei einfachen Fenstern entfernt man sie entweder während der Nacht oder schützt sie durch vorgesetzte Brettchen, Pappen u. dgl.

42. Das Blumenbrett. Für den Sommer ist ein Blumenbrett vor dem Fenster mit geringen Kosten anzubringen. Es muß gut befestigt und mit einem Geländer umgeben sein, um das Herabstürzen der Blumenstöcke zu verhüten. Liegt das Fenster nach der Mittagsseite, so ist es während der Stunden von 10 bis 4 Uhr nötig, den Blumen Schutz gegen die unmittelbaren Strahlen der Sonne zu gewähren. Wer keinen Schattenschirm, Vorhang etc. anbringen kann, muß seine Pfleglinge während jener Stunden ins Zimmer nehmen.

43. Blumenständer. Wenn Einrichtung und Form des Zimmers es besonders geeignet erscheinen lassen, kann auch innerhalb desselben ein Anbau an einem Fenster derart angebracht werden, daß ein besonderer Behälter für die Blumen entsteht, dessen Wände größtenteils aus Glas gebildet sind. In gewöhnlichen Zimmern ist ein solcher nach innen vorspringender Wintergarten nicht empfehlenswert, da durch ihn links und rechts sogenannte tote Winkel entstehen, und er verhältnismäßig nicht viel Blumenstöcke aufzunehmen vermag.

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Ein kleiner Wintergarten im Zimmer.

Sehr hübsch sind auch Blumentische zum Aufstellen der Äsche[* Asch == Topf, Gefäß (vgl. DWB Grimm)]. Man hat deren sowohl von Korbflechtarbeit als auch vom Tischler, sogar aus dünnen Eisenstäben gefertigte. Als Tischblatt tragen sie einen Zinkeinsatz mit erhabenem Rande, der in der Mitte oder an einer Seite ein Röhrchen zum Abfluß des etwa überlaufenden Wassers besitzt.

44. Blumentreppen etc. Auch treppenförmige, hölzerne Gestelle fertigt man für die Blumentöpfe. Einzelne Gewächse lassen sich in schwebenden Ampeln oder auf Tragsteinen an den Fenstergewänden anbringen. Für zartere Gewächse, die eine gleichmäßig feuchte Temperatur bedürfen und weder Rauch noch Staub vertragen können, sind Glasglocken oder Deckel aus Glasscheiben nötig.

Am schönsten, freilich auch am teuersten, sind die sogenannten Wardschen Glaskästen zur Pflege von ausländischen Farnkräutern. Diese Kästen sind aus Spiegelglas gearbeitet und haben die Form von reizenden Tempelchen, kosten aber auch gegen 600 Mark.

45. Der Blumentopf. Es werden die unglasierten thönernen Blumentöpfe meistens von den Blumenliebhabern für brauchbarer gehalten, als solche aus glasierter Steingutmasse. Fest gebrannte, sowie verzierte Töpfe gebrauchen sie im Zimmer nur, um ordinäre Töpfe mit den Gewächsen in sie hineinzustellen. Neuerdings behaupten aber kundige Gärtner, daß auch glasierte Blumentöpfe benutzt werden könnten, wenn nur sonst die Behandlung der Gewächse eine angemessene sei. Über das Abzugsloch im Boden des Topfes legt man ein gewölbtes Scherbenstück in der Weise, daß dem Wasser der Abfluß frei bleibt. Zu demselben Zwecke belegt man den Boden mit einer Schicht Holzkohlenstückchen oder Kieselsteinchen.

Die Blumentöpfe dürfen für die Gewächse ja nicht zu groß gewählt werden. Thut man dies, so vermag die Pflanze den Nahrungsstoff nicht zu überwältigen, der ihr beim Begießen zugeführt wird, und die Erde versäuert. Ist man gezwungen, eine kleine Pflanze in einen großen Topf zu pflanzen, so nehme man ringsum keine feingesiebte Gartenerde, sondern nur grobe Brocken, und menge Stücken von Holzkohlen dazwischen.

46. Die Blumenerde. Die Gartenerde besteht meistens aus einem Gemisch von Thonerde (5 Teilen), Sand (2 Teilen), Kalk (1 Teil) und Verwesungserde (1 Teil). Letztere erzeugt der Gärtner durch Dünger und Unkräuter, die er verwesen läßt. Ein Knabe kann sich dergleichen leicht aus den Höhlungen faulender Weiden und Waldbäume in kleinen Mengen sammeln und dann unter gewöhnliche Gartenerde mischen. Häufig wird freilich der Blumenfreund seinen Bedarf an Erde vom Gärtner beziehen. Von Vorteil ist es, wenn man der Erde Knochenmehl, feine Hornspänchen und Kohlenpulver zusetzt. Letzteres verhütet besonders auch das Versäuern und saugt aus der Luft Nahrungsstoffe für die Pflanzenwurzeln auf.

Wenn sich auf der Oberfläche der Topferde eine harte Kruste bildet, so zerkleinere man dieselbe. Wächst dort Moos, oder sprießen gar Pilze hervor, so ist dies ein Zeichen, daß die Erde säuert. Man sorge dann dafür, daß das Wasser guten Abzug bekommt, wenn etwa das Bodenloch des Asches[* == Topf, Gefäß (vgl. DWB Grimm)] verstopft ist, und setze im schlimmsten Falle die Pflanze um.

47. Das Umsetzen. Das Umsetzen nimmt man dann vor, wenn das Gewächs verblüht hat oder im Begriff ist, durch Entfaltung der Blattknospe eine neue Wachstumsperiode zu beginnen. Ebenso wird ein Umsetzen nötig, wenn Regenwürmer, Ameisen und andres Ungeziefer sich in der Erde eingenistet haben und auf keine andre Art zu entfernen sind. Endlich muß die Pflanze umgesetzt werden, wenn der Nahrungsstoff der Erde durch die Wurzeln aufgezehrt ist, so daß dieselben an der Wand des Topfes einen dichten Filz bilden oder durch das Abzugsloch herauswachsen.

Beim Umsetzen faßt man den Stengel des Gewächses zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand, dreht den Topf mit dem Boden nach oben, klopft mit seinem Rande auf einen harten Gegenstand und hilft mit der rechten Hand dadurch nach, daß man durch das Abzugsloch des Bodens auf den Scherben drückt. Hat das Gewächs nur wenige große Wurzeln, so putzt man mit scharfem Messer nur das heraus, was etwa verdorrt oder vermodert ist. Hat sich ein dichter Wurzelfilz ringsum gebildet, so wird derselbe abgeschält, die Erde zwischen den innern Wurzeln mit einem Hölzchen aufgelockert und herausgeklopft, ohne die Wurzeln und die oberen Pflanzenteile dabei zu verletzen. Wenn man das Gewächs nicht in einen Topf von gleicher Größe setzt, so nimmt man einen, der nur etwa um 2 bis 3 Zentimeter im Durchmesser weiter ist. Es genügt in manchen Fällen schon, die Pflanze mit samt dem Erdballen in den größeren Asch zu stellen und ringsum neue Erde einzufüllen. Diese muß fein durchgesiebt sein und wird durch gelindes Aufklopfen des Asches und dann durch mäßiges Andrücken mit den Händen an die Wurzeln befestigt Es ist darauf zu achten, daß die Pflanzen beim Umsetzen nicht tiefer in die Erde zu stehen kommen, als sie vorher gestanden haben. Sie kränkeln sonst oder gehen gar ein.

48. Blumendünger. Außer den bereits genannten Düngemitteln, die man der Blumenerde beimischt, verwendet man für Zimmergewächse am liebsten eine Abkochung von Malzkeimen, mit der man nach je 8 oder 14 Tagen einmal gießt. Man zieht eine solche den Auflösungen von Guano vor, da sie geruchlos ist.

49. Begießen der Pflanzen. Eine Hauptsorgfalt bei der Pflege der Stubenpflanzen erfordert das Begießen derselben. Es darf hierin weder zu viel noch zu wenig gethan werden. Die Erde in den Blumentöpfen darf keinen Sumpf bilden, sie muß nur mäßig feucht sein. Man läßt stets rings um den Topf oben einen Finger breit leer, um bequem Wasser aufgießen zu können; dieses muß gleichmäßig den ganzen Ballen durchnässen, und der Überschuß freien Abfluß in den Untersetzer finden. Es ist falsch, die Untersetzer voll zu gießen, man muß im Gegenteil das etwa angesammelte Wasser aus ihnen entfernen, und um alles Versäuern der Erde und das Verschlämmen des Abzugloches zu vermeiden, setzt man den Topf auf ein paar Hölzchen oder Steinchen, die man in den Untersetzer legt.

Man gießt die Pflanzen nicht regelmäßig alle Tage, sondern nur, wenn es nötig ist, d. h., wenn die Erde etwa ½ Zentimeter tief ausgetrocknet ist. Am stärksten müssen die Pflanzen begossen werden, wenn sie im kräftigen Wachstum begriffen sind und blühen. Sobald sie dagegen ihren Winterschlaf halten, besonders diejenigen, die ihr Laub abwerfen, gießt man sie sehr wenig, nur so viel, daß sie nicht verdorren. Beim Gießen wendet man am besten eine feine Brause an, da ein starker Strahl leicht die Erde von den Wurzeln abschlämmt.

Eine besondere Sorgfalt erfordert die Wahl des Wassers. Am besten eignen sich Regen- und Flußwasser, am schlechtesten Brunnen- oder Quellwasser dazu, da letzteres häufig Stoffe aufgelöst enthält, die den Pflanzen nicht zusagen. Muß man sich aber desselben bedienen, so ist es gut, wenn man ein größeres Wassergefäß sich zurecht stellt, in dem das Wasser einige Tage verweilen kann, ehe es zum Gießen verwendet wird. Man wirft Stücken Holzkohle hinein und erneuert dieselbe von Zeit zu Zeit.

Von der Wärmebeschaffenheit des Wassers gilt, daß es wo möglich dieselbe Wärme besitzt, wie die Luft und die Topferde, in welcher die Gewächse sich befinden. Wasser frisch vom Brunnen weg hat meistens kaum sechs Grad Réaumur Wärme, während unsere Zimmer 13 bis 15 Grad haben. Läßt man das Wasser einen Tag lang in demselben Zimmer stehen, ehe man gießt, so nimmt es die Wärme der es umgebenden Luft an und ist dann zum Gießen der Topfpflanzen ganz geeignet. Wärmeres Wasser reizt die Gewächse zu schnellerem Wachsen, übertreibt dieselben aber auch und führt Kränkeln und Erschlaffen derselben herbei.

Man gieße besonders bei blühenden Pflanzen nur die Erde, nicht etwa die Blumen und Blattzweige. Nachteilig ist es für viele Gewächse, wenn sich das Wasser in den Blattwinkeln sammelt, da es dort leicht die Knospen zerstört. Ist man beim Gießen einmal zu stark gekommen, so legt man lieber die Stöcke eine Zeitlang um, damit das überflüssige Wasser ablaufen kann.

Die Pflanzen nehmen nicht nur mit den Wurzeln Nahrung auf, sondern auch mit den Blättern. Durch die in denselben befindlichen Poren atmen sie Luft ein und aus. Der Blumenfreund hat deshalb darauf zu achten, daß die Blätter seiner Lieblinge rein sind und daß die Gewächse frische Luft erhalten. Da aber die Zimmerblumen trotz aller Reinlichkeit sich mit Staub bedecken, der sich auf die Blätter der Gewächse legt und ihre Poren verstopft, kann man die Reinigung derselben leicht dadurch herbeiführen, daß man sie bei warmem Regen ins Freie trägt und eine Zeitlang stehend beregnen läßt. Nachher legt man sie um, damit das überflüssige Wasser abläuft. Im Frühjahre und Herbste darf man dies nicht thun, da die Regengüsse dann zu kalt sind. Bei längerer Trockenheit kann man im Sommer auch wohl die feine Brause anwenden. Im Winter bleibt nichts weiter übrig, als die größeren, unbehaarten Blätter (Epheu, Kamelie) mittels des Schwammes mit lauem Wasser abzuwaschen. Gewächse mit wolligen Blättern dürfen nicht abgewaschen werden; will man sie vor dem Staube beschützen, so sind sie mit Glasglocken zu überdecken.

50. Luft und Licht für die Pflanzen. So oft es irgend angeht, suche man seinen Pfleglingen frische Luft zu verschaffen, indem man die Fenster öffnet, auch wenn draußen einige Grad Kälte herrschen, nur setze man dann die Blumenstöcke so, daß nicht der kalte Luftstrom unmittelbar auf sie trifft. Man suche seine Pfleglinge möglichst vor zu jähem Wechsel der Temperatur zu hüten, sie durch vorgestellte Schirme – im Notfalle durch Papiertüten – vor der strahlenden Wärme des Ofens zu schützen und besonders diejenigen an einem nur mäßig warmen Orte (drei bis vier Grad) aufzustellen, die ihre Winterruhe halten. Zu hohe Wärme reizt sie zu rascherem Wachstum auf kurze Zeit an, führt aber desto schnellere Erschöpfung herbei.

Das Licht ist für die Blumen ein eben so lebhaftes Bedürfnis wie die frische Luft; man stelle sie deshalb so, daß sie möglichst reichlich die edle Himmelsgabe erhalten können. Vor dem unmittelbaren Sonnenstrahle hat man dagegen die Pflanzen sehr zu hüten, mögen diese nun vor dem Fenster oder hinter den Glasscheiben stehen. Am schädlichsten sind die Strahlen während der Mittagszeit, namentlich im Sommer. Die Morgen- und Abendsonne ist weniger nachteilig.

51. Der Blumenstab. Den Stäben, an welche die Blumen angebunden werden sollen, gibt man keine auffallenden Farben; will man sie anstreichen, so wählt man am besten Grün, Braun oder Weiß dazu. Zum Anbinden nimmt man Lindenbast, den man in Wasser eingeweicht hat, oder Wollengarn. Man darf nicht zu fest binden, da sonst die Stengel in ihrem Wachstum gehindert werden.

Abgeblühte Stengel, die man nicht etwa besonders zum Samenziehen stehen lassen will, schneidet man mit scharfem Messer ab. Manche Pflanzen schneidet man auch wohl nach dem Abblühen so tief herab, daß nur noch einige Stengelknoten übrig bleiben. Hierdurch werden dieselben nicht selten zu neuem Blütentreiben veranlaßt. Wer die Blumen eines Stockes möglichst lange in Blüte erhalten will, muß sie sorgsam vor den Sonnenstrahlen behüten und den Topf an einen nur mäßig beleuchteten Ort stellen.

52. Treiben der Hyazinthen. Will man etwa zu Weihnachten kräftige und schön blühende Hyazinthen, Tulpen, Krokusse und ähnliche Zwiebelgewächse haben, so pflanzt man die Zwiebeln bereits Mitte September oder schon im August in die Töpfe ein und gräbt dieselben im Garten an einer schattigen Stelle, etwa ⅓ Meter tief, in die Erde. Sie fangen an sich gehörig zu bewurzeln und haben, wenn man sie beim Eintritt stärkerer Fröste herausnimmt und ins Zimmer bringt, kräftige Wurzelfasern, aber noch keine Stengel und Blätter getrieben.

Im Zimmer entwickeln sie jetzt einen schönen Blütenstengel und blühen tadellos auf, während sie ohne obige Vorsicht gern sitzen bleiben, d. h., die Blüten zwischen den Blättern versteckt lassen und verderben.

Um ihr Wachstum gehörig zu fördern und zu beschleunigen, kann man sich eine Mischung von 8 Gewichtsteilen Salpeter, 2 Gewichtsteilen Kochsalz und 1 Teil Pottasche in Regen- oder Flußwasser auflösen und hiermit das Wasser zum Begießen versetzen. Hat man die Zwiebeln in Töpfen, so gießt man 10 bis 12 Tropfen jener Salzlösung in die Untersetzer; stehen die Zwiebeln auf Hyazinthengläsern, so bringt man ebensoviel in das Wasser.

Stellt sich in den Glasflaschen der Übelstand ein, daß das Wasser leicht fault, so beseitigt man dies dadurch, daß man dem Wasser Kohlenpulver beimischt und es mit demselben durchschüttelt.

Sind nach dem Abblühen die Blätter verwelkt, so nimmt man die Zwiebeln heraus und legt sie bis zum nächsten Einpflanzen trocken. Solche Zwiebeln, die in mehrere kleinere, eckige zerfallen, wirft man weg.

Diejenigen Hyazinthen, die man im Garten ziehen will, bringt man im Oktober in die Erde, nachdem man sie seit dem Juni trocken gelegt hatte.

53. Schwebende Ampeln. Eine hängende Ampel mit grünenden oder blühenden Gewächsen ist ein reizender Schmuck des Zimmers. Sie werden aus Thon, Steingut, Porzellan oder Holz hergestellt. Man hängt die Ampel in der Nähe des Fensters auf, damit die Gewächse in derselben möglichst viel Licht erhalten. Die Pflanze setzt man nicht in die Ampel selbst, sondern in einen besondern Blumentopf, so daß für den Abfluß des Wassers gehöriger Raum bleibt. Leider wirken auf die Ampelpflanzen die unvermeidlichen Übel des Zimmers: starker Wechsel der Wärme, Staub und Rauch, noch mehr ein, als auf die tiefer stehenden Stubenpflanzen. Man wird deshalb eine Ampelpflanze selten lange Zeit erhalten und muß sie oft durch neue ersetzen. Je nachdem das Zimmer für gewöhnlich kühler oder wärmer gehalten wird, hat man auch die Ampelpflanzen auszuwählen.

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In Zimmern, die zwar nicht geheizt werden, aber doch vor dem Froste geschützt sind, kann man verwenden: Sinngrün ( Vinca major und minor), Cymbelkraut ( Linaria Cymbalaria) und Epheu. Für Stuben, die nur bei Tage geheizt werden, dabei aber möglichst wenig Staub und Rauch haben, eignen sich auch der sogenannte Judenbart ( Saxifraga sarmentosa), Cephaëlis capitata, Chlorophytum Sternbergianum, Herpestes Monierii, Piperonia carantioides, Crassula spathulata, chinesischer Epheu ( Mikania senecioides), indische Erdbeere und mehrere ausländische Grasarten mit hängenden Ausläufern. Zimmer, welche eine warme Lage haben und während des Winters Tag und Nacht geheizt werden, lassen auch Warmhauspflanzen zu Ampeln verwenden, z. B. die schön gestreiftblätterige Tradescantia Zebrina und andre Tradescantia-Arten, mehrere Aeschinanthus, Torenia, Achimenes, Tropaeolum, Baumorchideen, Lykopodien, Selaginellen u. s. w.

54. Lauben im Zimmer. Will man nur eine kleine Laube herstellen, in welcher vielleicht eine Gipsstatue Platz haben soll, so eignen sich Myrte und afrikanische Heidelbeere ( Myrsine africana) gut hierzu. Das Laubengestell ist aus Holz gefertigt. Die Zweige der an beiden Seiten verteilten Stöckchen werden an dem Laubengestell festgebunden und eingeflochten.

Soll die Laube so groß sein, daß sie einen Stuhl oder ein Sofa umgibt, so wählt man zur Bekleidung des Gestelles gern großblätterigen Epheu, welchen man schottischen oder irländischen Epheu ( Hedera helix hybernica) nennt. Man pflanzt ihn in thönerne oder zinkene Kästen mit Abzugslöchern und Untersetzern. Will man möglichst große Blätter erzeugen, so füllt man die Kästen zur Hälfte mit zerschlagenen Topfscherben, um den Abzug des Wassers zu befördern; auf diese bringt man eine Schicht gute Gartenerde von etwa 2½ Zentimetern Höhe, dann eine Lage von etwa zweidrittel Zentimetern Hornspäne, dann wieder einen Zentimeter Gartenerde, und nun setzt man den Epheu ein. Den oberen Raum füllt man dann noch so weit mit guter Erde, daß etwas Raum zum Begießen bleibt. Man gießt nur dann, wenn die Oberfläche der Erde trocken ist.

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Laube im Innern eines Fensters.

Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man den Epheu gänzlich in Moos pflanzt, zwischen welches nur etwas gute Laub- oder Holzerde eingemengt ist. Man begießt ihn dann täglich mit reinem Wasser. Das Moos fault nach und nach zusammen und senkt sich; in diesem Falle legt man von neuem tüchtige Schichten von frischem Moos auf und drückt es etwas an.

Außer diesem echten Epheu ist in neueren Zeiten eine Pflanze sehr beliebt geworden, die man Wasser-Epheu, chinesischen Epheu oder Sommer-Epheu ( Mikania senecioides) nennt. Sie wächst sehr rasch, hat hübsch geformte, zackige Blätter, die etwas Ähnlichkeit mit denen des Epheu haben, dabei aber viel zarter und heller grün sind. Im Herbst entwickelt sie unter günstigen Verhältnissen auch gelbe Blüten, die denen des Kreuzkrautes ( Senecio) ähnlich sind. Diesen Epheu bringt man im Winter am besten bei drei bis fünf Grad Wärme durch und begießt ihn nur mäßig.

In den Wänden der Epheulauben lassen sich auch Porzellan-Lichtbilder (Lithophanien) aufhängen, die dann von den grünen Ranken gleich Rahmen umschlossen werden.

55. Einen Myrtenkranz ziehen. Man wählt sich zur Herstellung eines lebendigen, wachsenden Myrtenkranzes ein Myrtenstöckchen der kleinblätterigen Art, das vier schlanke Zweige hat. In die Erde des Topfes steckt man drei Holzstäbe und bindet an dieselben einen Reifen aus Weide. An diesen befestigt man durch Anbinden die Myrtenzweige und sucht ihnen beim weiteren Wachstum durch Beschneiden die geeignete, regelmäßige Kranzform zu verleihen.

56. Zwergpflanzen. Auf dem Nipptischchen bringt man auch gern eine Auswahl Zwerg-Pflänzchen an. Man hat für dieselben mitunter besondere Gestelle aus Holz oder Eisen von zierlichen Formen, als Treppen, Pyramiden oder Fächer. Die Blumentöpfchen hierzu oder andrer gebrannten irdenen Masse, mannigfach verziert und gemalt. Sie haben mehr Breite als Tiefe und eignen sich deshalb auch nur für gewisse Arten von Pflänzchen, z. B. für kleine Selaginellen und Lykopodien, Arten von Sedum, Sempervivum, Portulak, Crassula, Mesembryanthemum, Kakteen, kleine Farne ( Adianthum) u. s. w. Bei der geringen Erdmenge, welche diesen Gewächsen geboten werden kann, muß man darauf rechnen, daß sie kein bedeutendes Alter erreichen, sondern von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt werden müssen.

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Ein Mesembryanthemum in natürlicher Größe.

Sehr niedlich sind zur Aufstellung von Zwergpflänzchen im Zimmer ausgesuchte Stücke von Tuffstein, die in ihren Formen nicht selten abenteuerliche Felsgruppen, Ruinen u. s. w. täuschend nachahmen, dabei durch die vorhandenen Höhlungen schon Räume zur Aufnahme der kleinen Blumentöpfchen oder der Erde selbst bieten und sehr wohlfeil sind. Japaner und Chinesen sind ausgezeichnete Künstler in der Zucht von Zwergpflanzen. Sie bringen es durch sparsames Abmessen der Erde und des Wassers dahin, daß sie selbst verschiedene Sorten von Bäumen in winzigen Formen ziehen.

57. Pflege der Blumen. Jeder Blumenfreund hält darauf, daß sich weder an seinen Pflanzen noch auf der Erde und in den Untersetzern dürre Zweigstücke, verwelkte Blätter, abgeblühte Blumen u. dgl. befinden. Er entfernt sie, sobald sie sich zeigen, und verhütet dadurch das Entstehen von Pilzen und Schimmel und das Ansiedeln nachteiliger Kerbtiere.

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Feinde der Stubenpflanzen.

58. Blattläuse. Unter den Kerbtieren sind die Blattläuse die widerwärtigsten Feinde der Zimmerblumen, gegen die schwierig anzukämpfen ist. Die Blattläuse vermehren sich während des Sommers in einem solchen Maße, daß von einem dieser Tiere Millionen Nachkommen entstehen können. Schon wenn man nur wenige Blumenstöckchen hat, ist das Absuchen der Tiere eine beschwerliche Arbeit. Gut ist eine Abkochung von 1 Loth Quassia mit 3 Lot schwarzer Seife in Wasser, um damit die Pflanzen zu besprengen. Andre raten an, die von Blattläusen befallenen Blumenstöcke unter Glasglocken oder in luftdicht schließende Kästen zu stellen und dicht mit Tabaksrauch, Chlor- oder Schwefeldämpfen zu umgeben, bis die Tiere tot herabfallen. Die Gärtner besitzen zur Erzeugung solcher Dämpfe besondere Maschinen. Ein eben so leichtes, als ungefährliches Mittel, das jeder Knabe anwenden kann, besteht darin, daß er Marienkäferchen fängt und auf seine Blumen setzt, da diese die Todfeinde der Blattläuse sind.

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Rosenblattlaus a geflügelte, b ungeflügelte, beide vergrößert, c natürliche Größe.

59. Schildläuse. Die Schildläuse sind eben so schädlich durch Aussaugen des Saftes. Sie sind leicht zu übersehen; sie gleichen gänzlich kleinen, buckelförmigen Erhebungen der Zweige, wie solche manche Pflanzen besitzen. Befinden sie sich nur noch in geringer Anzahl an holzigen Pflanzen mit großen, festen Blättern, so kann man sie mittels einer kleinen, scharfen Bürste (Zahnbürste) entfernen. Sind sie dagegen in großer Menge an zarteren Gewächsen vorhanden, so thut man besser, die befallenen Stöcke gänzlich zu beseitigen.

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Schildläuse.

60. Milbenspinnen. Sollten die Stubenblumen von der gefürchteten roten Milbenspinne befallen werden, welche die Blätter mit feinem Gespinst überzieht und aussaugt, so wendet der Gärtner Bestreuen mit Kalk, Tabaksasche und Schwefelpulver dagegen an. Man kann seine Gewächse gewöhnlich schon dadurch von diesem lästigen Geschöpfe befreien, daß man sie fleißig abwischt und sie ins Freie setzt, sobald dies die Witterung erlaubt.

61. Ameisen. Es kommt nicht selten vor, daß sich ein Volk Ameisen in einem Blumentopfe häuslich niederläßt und von dort aus seine Wanderungen durchs Zimmer antritt. Um diese unangenehmen Gäste loszuwerden, nimmt man des Nachts, wenn die Tiere sämtlich im Baue sind, den Blumentopf, faßt den Stengel des Gewächses wie beim Umsetzen, klopft die Erde mit samt den Ameisen in ein Gefäß mit kochendem Wasser und setzt die Pflanze wieder in neue Erde.

62. Raupen. Raupen von Schmetterlingen, sowie Blattwespen kommen an Zimmerpflanzen seltener vor als an Gartengewächsen. Wer seine Pfleglinge täglich mustert, wird jene Feinde auch bald entdecken und durch Ablesen leicht entfernen können. Viele derselben treiben ihr räuberisches Werk im Dunkel der Nacht und verbergen sich während des Tages in den jungen Trieben oder auf der Unterseite der Blätter. Bemerkt man an einem Stocke ein zerfressenes Blatt, so kann man auf ihre Gegenwart schließen und muß sie aufspüren.

63. Regenwürmer. Das Vorhandensein von Regenwürmern merkt man bald an den kleinen Erdhäufchen, welche dieselben aus den Löchern auf der Oberfläche der Töpfe aufwerfen. Sie wirken so hinderlich auf die Blumenwurzeln ein, daß man am besten thut, den leidenden Stock umzusetzen.

64. Die Kellerasseln halten sich während des Tages gern im Versteck unter den Blumenäschen[* = Blumentöpfe] auf, ebenso unter Blättern, die etwa auf der Erde der Blumentöpfe liegen. Zur Nachtzeit benagen sie die Gewächse und verderben dadurch die Blüten und Blätter derselben, wenn sie in größerer Zahl vorhanden sind. Man kann sie leicht wegfangen, indem man Moosbüschel auf die Erde der Töpfe legt. Sie kriechen in das Moos, und man nimmt sie dann mit demselben weg.

65. Tausendfüße und Asseln kommen meistens mit der Gartenerde ins Zimmer, besonders wenn letztere viel verwesende Pflanzenstoffe enthält. Will man dieselben beseitigen, so mischt man zu einer Gießkanne Wasser einen bis zwei Löffel Schwefelsäure und begießt die Erde damit. Kurz darauf werden die kleinen, vielbeinigen Unholde auf der Oberfläche erscheinen wo man sie abliest und entfernt.

66. Ratten und Mäuse. Für solche Gewächse, die man während des Winters im Keller aufbewahrt, werden Ratten und Mäuse zu höchst gefährlichen Feinden. Um sich vor ihren Verwüstungen möglichst zu schützen, bleibt nichts andres übrig, als neben den Blumentöpfen, Zwiebeln und Knollen Fallen aufzustellen, die durch ihre Leckerbissen die gefräßigen Nagetiere mehr anlocken als die Gewächse.


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