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Leichen-Schauhaus

vermodert tropfen Eiskristalle von der Wand,
die grau wie Haut aus den glasierten Kacheln stiert.
Es weint ein Mensch hier seinen eingefrorenen Verstand
aus Höhlen ausgefranst, mit Jod verschmiert.

In ihren schwarzen Kästen ruhn sie abgezählt
wie in den Bankgewölben das gemünzte Gold,
Gesichter grausam von den Knochen abgeschält,
hier Tänzerin, hier Konfirmand und Trunkenbold.

Aus den Gebissen lückenhaft und oft geflickt,
grinst starr der letzte Atemzug.
Die Schädel aufgesetzt sind wieder eingeknickt
mit einem Loch, das der Revolverknall durchschlug.

Sie warten namenlos in ihrer dunklen Haft
auf das Geschrei, das sich an solcher Maske stößt.
Und gehn erst auf die lange Wanderschaft,
wenn sich der Frost von der Verwesung löst.

[1927]