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[Vorwort]

Die wundervolle Gestalt Karl Witts lebt noch heute in den Herzen der ehemaligen Schüler des Altstädtischen Gymnasiums in Königsberg. Keiner von ihnen wird den tapfern Mann vergessen, der es vorzog, zwanzig Jahre lang (1851-1870) die Amtsentsetzung zu ertragen, in Not und Bedrängnis zu leben und sein ganzes irdisches Glück dahinzugeben, als sich der Schulbehörde zu fügen, die ihm verbot, für ein geeinigtes demokratisches Deutschland einzutreten. Sie werden den edlen Freund der Jugend nicht vergessen, an dessen Sarge den 7. November 1891 Ludwig Friedlaender die Worte sprach: ›Groß wird heute die Zahl derer sein, die sich sagen, daß sie den besten Menschen betrauern, den sie je gekannt haben.‹ Aber sein Charakter steht glücklicherweise nicht ganz vereinzelt in seiner Zeit da, und seine pädagogische Meisterschaft hat sich ausgewirkt in den Generationen, die Witt gebildet und erzogen hat. Was ihn aber in ganz eigenartiger Weise auszeichnete und seinem Unterricht das von allen Schülern als unvergleichlich gerühmte Gepräge gab, das war seine Gabe zu erzählen. Ihr verdanken wir auch seine Bücher. Witt pflegte seine kleinen Freunde alle Sonnabend von 6 bis 7 Uhr zu freiwilligem Besuche einer Stunde einzuladen, in der er Geschichten erzählte. ›Da saß er denn beim Lampenlicht wie ein Vater unter seiner fröhlichen Kinderschar auf einem Schultisch und erzählte in seiner einzig fesselnden Art einen Winter hindurch den Trojanischen Krieg oder die Irrfahrten des Odysseus oder Robinson Crusoe oder Reineke Fuchs, und wer ihn nicht gehört hat, möchte man sagen, hat nie einen Erzähler gehört. Ich vergesse sie nicht, die liebe Gestalt da auf der Schultischecke, den Oberkörper ein wenig vorgebeugt, das Kinn auf die rechte Hand gestützt, den Zeigefinger rechts am Munde und das Lächeln, welches sein ganzes Innere in dem Augenblicke widerspiegelt.‹ So berichtet Sebastian Heusel. Die Titel der Bücher, die aus diesen Geschichtserzählungen hervorgegangen sind, lauten: Geschichten aus der Geschichte; Der Trojanische Krieg und die Heimkehr des Odysseus; Griechische Götter- und Heldengeschichten; Die tapferen Zehntausend. In England und Nordamerika sind sie in Übersetzungen noch heute verbreitet; bei uns sind sie nahezu verschollen. Wenn aber die tapferen Zehntausend jetzt wieder auferstehen, werden ihnen ihre Brüder hoffentlich folgen. Man kann hier lernen, daß es keiner ›Altersmundarten‹ bedarf, um Dreizehnjährigen verständlich zu werden, sondern daß unser liebes Deutsch für den, der in schlichter, ungekünstelter Weise wirklich etwas zu sagen hat, den unmittelbaren Zugang findet zu den Herzen von jung und alt.

Die griechische Quelle für das vorliegende Buch ist die Schrift des Atheners Xenophon (geboren 439) ›Die Anabasis des Kyros‹. Xenophon hat unter dem griechischen General Proxenos selbst als Volontär an dem Zuge des Kyros teilgenommen und berichtet, was er erlebt hat, mit militärischem Sachverständnis und mit einem für alles Wissenswerte, das die Fremde dem reisigen Krieger bietet, aufgeschlossenen Sinn.

E. Hoffmann


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