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Szenerie des ersten Aktes.
Lady Windermere, dann Rosalie.
Lady Windermere ( auf dem Sofa liegend): Wie soll ich's ihm sagen? Ich kann es nicht. Es wäre mein Tod. Was wohl geschehen sein mag, nachdem ich fort war aus dem entsetzlichen Zimmer? Vielleicht hat sie ihnen den wahren Grund ihrer Anwesenheit gesagt – und was für eine fürchterliche Bewandtnis es mit meinem Fächer hat. O Gott – wenn er alles weiß – wie soll ich ihm wieder unter die Augen treten? Er wird es mir nie verzeihen. ( Läutet.) Man lebt dahin und wiegt sich in Sicherheit – fern von aller Versuchung, von aller Sünde, von allem Wahn – und dann auf einmal – ach, das Leben ist grauenhaft. Das Leben beherrscht uns – wir beherrschen das Leben nicht.
Rosalie: Mylady haben geläutet?
Lady Windermere: Jawohl. Haben Sie ausfindig machen können, wann Lord Windermere gestern nach Hause gekommen ist?
Rosalie: Mylord sind erst um fünf Uhr zurückgekommen.
Lady Windermere: Um fünf? Er hat heute morgen an meine Tür geklopft, nicht wahr?
Rosalie: Jawohl, Mylady – um halb zehn.
Lady Windermere: Hat er sonst etwas gesagt?
Rosalie: Jawohl, Mylady – etwas über Myladys Fächer. Ich habe es nicht so recht verstanden, was Mylord sagten. Haben Mylady den Fächer denn verloren? Ich kann ihn nirgends finden, und Parker sagt, in einem der Zimmer wäre er nicht liegen geblieben. Er hat überall gesucht – auch auf der Terrasse.
Lady Windermere: Das macht nichts. Parker soll's auf sich beruhen lassen. Es ist gut, Rosalie. ( Rosalie ab.)
Lady Windermere: Sie wird ihm sicher alles sagen. Ich kann mir wohl denken, daß ein Mensch einen erhabenen Akt der Selbstaufopferung vollführt – spontan ohne die Folgen zu bedenken, in einer edelmütigen Regung – und dann hinterher herausfindet, daß es ihm doch zu teuer zu stehen kommt. Warum sollte sie zwischen ihrem und meinem Ruin zögern? Wie seltsam doch das alles ist! Ich wollte sie in meinem eigenen Hause öffentlich bloßstellen. Sie nimmt in eines andern Hause die öffentliche Bloßstellung auf sich, um mich zu retten. – – Eine bittere Ironie liegt in allen Dingen, eine bittere Ironie in unsrer Art, von guten und schlechten Frauen zu reden. – – Oh, welch harte Lehre! Das schlimmste dabei ist, daß wir unsre Lehren im Leben erst dann erhalten, wenn sie uns nicht mehr von Nutzen sind. Ja, selbst wenn sie^s ihm nicht sagt – so muß ich es tun. Oh, mein Gott, welche Scham für mich, welch verzehrende Scham! Es gestehen, ist dasselbe, wie es noch einmal durchleben. Was wir tun – das ist die erste Tragödie im Leben; Worte sind die zweite. Vielleicht sind Worte sogar die schlimmere. Worte sind mitleidlos – oh, mein Gott! ( Sie zuckt zusammen, als Lord Windermere eintritt.)
Lady Windermere, Lord Windermere, dann Parker.
Lord Windermere: Margaret ( küßt sie), du siehst ja so blaß aus?
Lady Windermere: Ich habe sehr schlecht geschlafen.
Lord Windermere ( sich mit ihr aufs Sofa setzend): Das tut mir wirklich leid. Ich bin scheußlich spät nach Hause gekommen, und ich wollte dich nicht noch wecken. Du weinst ja, liebes Kind?
Lady Windermere: Ja, ich weine – ich habe dir etwas zu sagen, Artur.
Lord Windermere: Mein liebes Kind, dir fehlt offenbar etwas. Du hast dich überanstrengt. Laß uns aufs Land gehen. In Selby wirst du dich erholen. Die Saison ist ja ohnedies so gut wie vorüber. Es hat keinen Zweck, noch länger in der Stadt zu bleiben. Armer Liebling! Wir können gleich heute reisen, wenn es dir paßt. ( Erhebt sich.) Den 3.40-Zug erreichen wir noch ganz bequem. Ich will sofort an Fannen telegraphieren. ( Setzt sich an den Schreibtisch und schreibt ein Telegramm.)
Lady Windermere: Ja, laß uns gleich heute gehen. Nein – heute kann ich nicht. Ich muß noch mit jemand sprechen, ehe ich aus der Stadt gehe – jemand, der gut zu mir gewesen ist.
Lord Windermere ( sich erhebend und über die Sofalehne neigend): Gut zu dir?
Lady Windermere ( geht zu ihm): Ach, noch viel mehr als das. Ich werde dir alles erzählen, Artur. Aber du mußt mich lieb haben, Artur – du mußt mich lieben, wie du mich früher geliebt hast.
Lord Windermere: Früher? Du denkst wohl an die scheußliche Person, die gestern abend bei uns war? ( Setzt sich zu ihr.) Du glaubst doch unmöglich noch immer, daß – das ist ja nicht möglich.
Lady Windermere: Ich glaube nichts. Ich weiß jetzt, wie kindisch ich war und wie unrecht ich dir getan habe.
Lord Windermere: Es war sehr freundlich von dir, daß du sie gestern abend empfangen hast – aber du sollst sie nie wieder zu Gesicht bekommen.
Lady Windermere: Warum denn nicht? ( Pause.)
Lord Windermere ( ihre Hand haltend): Ich dachte, sie gehöre zu den Frauen, an denen mehr gesündigt worden ist, als sie gesündigt haben – wie wir wohl zu sagen pflegen. Ich dachte, sie wollte gut sein, sich den Platz zurückerobern, den sie in einem Augenblick der Verblendung verloren hat, wieder ein anständiges Leben führen. Ich habe ihr alles geglaubt, was sie mir gesagt hat. Ich habe mich in ihr getäuscht. Sie ist schlecht – so schlecht, wie ein Weib nur sein kann.
Lady Windermere: Artur, Artur, so hart solltest du über keine Frau urteilen. Ich bin jetzt nicht wehr der Ansicht, daß die Menschen in gute und böse eingeteilt werden dürfen, als ob sie aus zwei verschiedenen Rassen bestünden oder ein zwiefaches Werk der Schöpfung wären. Die Frauen, die gute, anständige Frauen genannt werden, bergen vielleicht die fürchterlichsten Anwandlungen verblendeten Leichtsinns in ihrem Innern, selbstgefällige Rechthaberei, Eifersucht, Sünde. Die aber, die für schlechte Frauen gelten, tragen Leid und Kummer, Reue, Mitgefühl, Aufopferungsfähigkeit im Herzen. Ich glaube wirklich nicht, daß Mrs. Erlynne eine schlechte Frau sei. Ich weiß es sogar, daß sie es nicht ist.
Lord Windermere: Geliebtes Kind, die Frau ist einfach unmöglich. Ganz gleich, was für Unannehmlichkeiten sie uns auch zu bereiten sucht – du darfst nie wieder mit ihr zusammenkommen. Sie ist überall unmöglich.
Lady Windermere: Ich will sie aber sehen. Sie soll wieder zu uns kommen.
Lord Windermere: Niemals!
Lady Windermere: Das erstemal ist sie als dein Gast hergekommen – jetzt will ich sie als meinen Gast empfangen. Das ist nicht mehr als recht und billig.
Lord Windermere: Wäre sie doch lieber niemals gekommen!
Lady Windermere ( sich erhebend): Das zu sagen, Artur, ist jetzt zu spät. ( Zur Mitte.)
Lord Windermere ( sich erhebend): Margaret, wenn du eine Ahnung hättest, wohin Mrs. Erlynne gegangen ist, nachdem sie unser Haus verlassen hatte – du würdest niemals wieder in einem Zimmer mit ihr zusammensitzen. Geradezu unerhört und schamlos – die ganze Sache.
Lady Windermere: Artur – ich kann es nicht länger ertragen – ich muß es dir sagen – gestern abend-
Parker ( mit Lady Windermeres Fächer und einer Karte auf einem Tablett): Mrs. Erlynne hat vorgesprochen, um Myladys Fächer zurückzubringen, den sie gestern abend versehentlich mitgenommen hat. Mrs. Erlynne hat etwas auf die Karte geschrieben.
Lady Windermere: Oh – Mrs. Erlynne soll doch die Güte haben, näher zu treten. ( Liest die Karte.) Ich werde mich sehr freuen. ( Parker ab.) Sie wünscht mich zu sprechen, Artur.
Lord Windermere ( die Karte nehmend und lesend): Margaret – ich bitte dich, tu es nicht. Für alle Fälle laß mich sie zuerst empfangen. Sie ist eine sehr gefährliche Frau. Sie ist die gefährlichste Frau, die ich kenne. Du weißt wirklich nicht, was du damit tust.
Lady Windermere: Die Höflichkeit erfordert es doch, daß ich sie empfange.
Lord Windermere: Liebes Kind, du stehst vielleicht vor einem großen Kummer – fordere ihn doch nicht unnötig heraus. Ich muß mit ihr unbedingt sprechen, ehe du sie siehst.
Lady Windermere: Warum wäre das so unumgänglich notwendig?
Parker ( meldet): Mrs. Erlynne! ( Ab.)
Lady Windermere, Lord Windermere, Mrs. Erlynne.
Mrs. Erlynne: Guten Tag, Lady Windermere! ( Zu Lord Windermere.) Wie geht es Ihnen? Wissen Sie, die Sache mit Ihrem Fächer ist mir sehr unangenehm. Ich kann es gar nicht begreifen, wie ich mich so habe täuschen können. Eine unglaubliche Dummheit von mir. Da ich nun gerade hier vorbeifahren muß, so dachte ich mir, ich könnte die Gelegenheit gleich benützen, Ihnen Ihr Eigentum mit vielen Entschuldigungen für meine Unachtsamkeit zurückzuerstatten – und mich gleich von Ihnen zu verabschieden.
Lady Windermere: Verabschieden? Sie wollen fort, Mrs. Erlynne? ( Setzt sich mit ihr aufs Sofa.)
Mrs. Erlynne: Ja, ich habe mich entschlossen, wieder im Auslande zu leben. Das englische Klima sagt mir nicht sonderlich zu. Mein – Herz wird in Mitleidenschaft gezogen, und dergleichen habe ich nicht gern. Ich ziehe das Leben im Süden vor. In London gibt es zuviel Nebel und zuviel seriöse Menschen, Lord Windermere. Ob nun die seriösen Menschen eine Folge des Nebels sind oder ob die seriösen Leute den Nebel hervorbringen, – das weiß ich nicht so recht, aber die ganze Sache geht mir doch sehr auf die Nerven. Und so reise ich denn heute nachmittag mit dem Pariser Expreß ab.
Lady Windermere: Heute nachmittag schon? Und ich wollte Sie doch unter allen Umständen besuchen.
Mrs. Erlynne: Wie freundlich von Ihnen – aber ich fürchte, ich muß wohl fort.
Lady Windermere: Soll ich Sie denn niemals wiedersehen, Mrs. Erlynne?
Mrs. Erlynne: Wohl kaum. Unsre Lebenswege liegen zu weit auseinander. Aber wenn Sie schon etwas für mich tun wollen – um eins möchte ich Sie bitten: ich hätte so gern ein Bild von Ihnen, Lady Windermere. Wollen Sie mir eins schenken? Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich Ihnen dafür wäre.
Lady Windermere: Aber gewiß, mit Vergnügen. ( Erhebt sich und geht an den Schreibtisch.) Da steht eins auf dem Tisch – ich werde es Ihnen zeigen.
Lord Windermere ( beiseite zu Mrs. Erlynne): Es ist geradezu unerhört, daß Sie hier einzudringen wagen – nach Ihrem Betragen von gestern nacht.
Mrs. Erlynne: ( zuckt lächelnd die Schultern): Erst Manieren, dann Moral, mein lieber Windermere.
Lady Windermere ( zurück): Das Bild ist, fürchte ich, gar zu geschmeichelt – so hübsch bin ich nicht. ( Zeigt ihr das Bild.)
Mrs. Erlynne: Sie sind noch viel hübscher. Haben Sie aber nicht eins, wo Sie mit Ihrem kleinen Jungen darauf sind?
Lady Windermere: Gewiß, das habe ich auch. Wäre Ihnen ein solches lieber?
Mrs. Erlynne: Ja.
Lady Windermere: Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen, so werde ich's Ihnen holen. Oben habe ich eins.
Mrs. Erlynne: Es tut mir wirklich sehr leid, Lady Windermere, daß ich Ihnen so viel Mühe mache.
Lady Windermere ( an der Tür): Gar keine Mühe, Mrs. Erlynne.
Mrs. Erlynne: Ich danke Ihnen wirklich sehr. ( Lady Windermere ab.)
Mrs. Erlynne. Lord Windermere.
Mrs. Erlynne: Sie scheinen heute morgen sehr schlechter Laune zu sein, Windermere. Warum eigentlich? Ihre Frau und ich, wir vertragen uns ja prächtig.
Lord Windermere: Es ist mir furchtbar, Sie mit ihr zusammen zu sehen. Und außerdem, Mrs. Erlynne, Sie haben mir nicht die Wahrheit gesagt.
Mrs. Erlynne: Ich habe ihr nicht die Wahrheit gesagt – wollen Sie sagen.
Lord Windermere: Manchmal wünsche ich, Sie hätten es getan. Dann wäre mir all das Elend, die Aufregung und Qual der letzten sechs Monate erspart geblieben. Ehe aber meine Frau erfährt, daß ihre Mutter, die man sie als tot zu betrauern gelehrt hat, am Leben ist – daß sie sich als geschiedene Frau unter angenommenem Namen in der Welt umhertreibt und das Leben für einen Raubzug ansieht, als schlechte Frau, die Sie, wie ich jetzt weiß, wirklich sind – statt dessen habe ich mich lieber herbeigelassen, Sie mit Geld zu versehen, damit Sie Rechnung auf Rechnung, eine Extravaganz nach der andern bezahlen könnten – statt dessen hab' ich das riskiert, was gestern nun schließlich eingetreten ist – den ersten Streit, den ich je in meinem Leben mit meiner Frau gehabt habe. Sie können nicht begreifen, was das für mich bedeutet. Wie sollten Sie auch? Aber ich kann es Ihnen sagen: die einzigen bittern Worte, die jemals über ihre süßen Lippen gekommen sind, sind Ihretwegen gefallen – und ich vermag es nicht zu ertragen, wenn ich Sie in ihrer Nähe sehe. Sie besudeln die Unschuld, die in ihr wohnt. Früher glaubte ich, Sie wären trotz allen Ihren Fehlern aufrichtig und ehrlich. Sie sind es nicht.
Mrs. Erlynne: Mit welchem Recht sagen Sie das?
Lord Windermere: Sie haben mich veranlaßt, Ihnen eine Einladung für den Ball meiner Frau zu verschaffen –
Mrs. Erlynne: Für den Ball meiner Tochter – jawohl.
Lord Windermere: Sie sind hierher gekommen – und kaum eine Stunde, nachdem Sie dies Haus verlassen haben, werden Sie schon in der Wohnung eines Mannes angetroffen. Sie sind vor aller Augen bloßgestellt. ( Nach hinten.)
Mrs. Erlynne: Jawohl.
Lord Windermere ( sich umwendend): Daher habe ich ein Recht, Sie als das zu betrachten, was Sie sind – als ein verdorbenes, lasterhaftes Weib. Ich habe das Recht, Ihnen zu verbieten, mein Haus jemals wieder zu betreten – jemals wieder einen Versuch der Annäherung an meine Frau zu unternehmen –
Mrs. Erlynne: ( kühl): An meine Tochter, wollen Sie sagen.
Lord Windermere: Sie besitzen kein Recht, auf sie als Ihre Tochter ein Recht geltend zu machen. Sie haben sie verlassen, schmählich im Stiche gelassen, als sie noch ein Kind in der Wiege war – preisgegeben für Ihren Liebhaber, der Sie dafür dann auch preisgegeben hat.
Mrs. Erlynne: ( sich erhebend): Rechnen Sie das ihm als Verdienst an oder mir, Lord Windermere?
Lord Windermere: Ihm – jetzt, wo ich Sie kenne.
Mrs. Erlynne: Nehmen Sie sich in acht – Sie sollten lieber vorsichtiger sein.
Lord Windermere: Ach – ich werde mich mit Ihnen auf keine Wortklauberei einlassen. Ich kenne Sie durch und durch.
Mrs. Erlynne: ( ihm ins Auge sehend): Daran wage ich zu zweifeln.
Lord Windermere: Ich kenne Sie doch. Zwanzig Jahre Ihres Lebens haben Sie ohne Ihr Kind gelebt – ohne einen einzigen Gedanken an Ihr Kind. Eines Tages lesen Sie in der Zeitung, daß sie einen reichen Mann geheiratet hat. Sie haben Ihre widerliche Chance sofort erfaßt. Sie wußten, ich würde alles über mich ergehen lassen, um ihr die Schmach der Erkenntnis zu ersparen, daß ein Weib wie Sie ihre Mutter ist. Und dann haben Sie Ihr – Erpressungssystem angefangen.
Mrs. Erlynne: ( achselzuckend): Sie sollten keine häßlichen Worte gebrauchen, Windermere – das ist unfein. Ich habe eine Möglichkeit für mich gesehen – das ist allerdings richtig – und dann habe ich's darauf ankommen lassen.
Lord Windermere: Ja, Sie haben es darauf ankommen lassen – und dann alles damit verdorben, daß Sie sich gestern abend haben erwischen lassen.
Mrs. Erlynne: ( wehmütig lächelnd): Jawohl – gestern abend habe ich alles verdorben.
Lord Windermere: Und dann Ihre taktlose Unvorsichtigkeit – daß Sie den Fächer meiner Frau von hier mitnehmen und in Darlingtons Zimmer liegen lassen – es ist einfach unverzeihlich. Schon seinen bloßen Anblick kann ich jetzt nicht mehr vertragen. Meine Frau darf ihn nie wieder in die Hand nehmen. Das Ding kommt mir wie besudelt vor. Sie hätten ihn behalten und nicht wiederbringen sollen.
Mrs. Erlynne: Ich glaube, ich werde ihn sogar behalten. Er ist ganz besonders hübsch. ( Nimmt den Fächer): Ich will Margaret bitten, ihn mir zu schenken.
Lord Windermere: Wenn sie's nur täte!
Mrs. Erlynne: Oh – ich bin fest davon überzeugt, sie hat nichts dagegen.
Lord Windermere: Ich wollte, sie gäbe Ihnen bei dieser Gelegenheit auch ein Miniaturbild, das sie jeden Abend vor ihrem Gebet küßt – das Bildchen eines jungen Mädchens mit einem unschuldigen Gesicht und prachtvollem, dunklem Haar –
Mrs. Erlynne: Ach richtig – jetzt erinnere ich mich. Gott, wie lang' einem das vorkommt. ( Setzt sich.) Das ist vor meiner Heirat gemalt worden. Dunkle Haare und unschuldige Gesichter waren damals gerade sehr modern, Windermere. ( Pause.)
Lord Windermere: Was denken Sie sich eigentlich dabei, daß Sie heute morgen herkommen? Was bezwecken Sie damit? ( Setzt sich.)
Mrs. Erlynne: ( mit einem Unterton der Ironie): Ich will mich doch natürlich von meiner lieben Tochter verabschieden. ( Lord Windermere beißt sich ärgerlich auf die Lippe. Mrs. Erlynne betrachtet ihn aufmerksam; ihr Tonfall und Wesen wird ernst. In ihrer Sprechweise liegt etwas tief Tragisches. Für einen kurzen Augenblick offenbart sie ihr Innerstes.) Sie brauchen sich nicht einzubilden, daß ich jetzt eine große Rührszene mit ihr veranstalten werde – daß ich mich an ihrer Schulter ausweine und ihr erzähle, wer ich bin – und was noch alles dazu gehört. Mein Ehrgeiz steht nicht nach Mutterrollen. Nur einmal in meinem Leben habe ich das Muttergefühl kennengelernt. Das war gestern abend. Furchtbar war es – das hat weh getan – zu weh. Zwanzig Jahre lang, wie Sie ganz richtig sagen, habe ich ohne Kind gelebt. Ich will auch weiter ohne Kind leben. ( Verbirgt ihr Gesicht mit einem leichtfertigen gezwungenen Lächeln.) Und dann noch eins, mein lieber Windermere – wie sollte ich mich denn als Mutter mit einer erwachsenen Tochter gebärden? Margaret ist einundzwanzig Jahre alt. Und ich habe selbst nie mehr als neunundzwanzig – höchstens dreißig Jahre zugegeben. Neunundzwanzig bei rosa Lampenschirmen – dreißig, wenn keine da waren. Sie sehen also deutlich, wieviel Schwierigkeiten das alles in sich schließt. Nein, soweit ich in Frage komme, lassen Sie Ihre Frau nur ruhig das Andenken ihrer verstorbenen fleckenlosen Mutter in Ehren halten. Warum sollte ich ihr ihre Illusionen zerstören? Es wird mir schwer genug, meine eigenen aufrechtzuerhalten. Erst gestern abend habe ich wieder eine verloren. Ich dachte nämlich, ich hätte kein Herz. Und nun merke ich, daß ich doch eins habe. Ein Herz ist nicht das rechte für mich, Windermere. Ich weiß nicht, woran es liegt – es paßt nicht gut zu modernen Toiletten – und es macht alt – ( nimmt einen Handspiegel vom Tisch und sieht hinein) und verdirbt einem in kritischen Momenten die ganze Karriere.
Lord Windermere: Mich ergreift Abscheu vor Ihnen – aufrichtiger Abscheu.
Mrs. Erlynne: ( erhebt sich): Mir scheint, Windermere, es wäre Ihnen angenehm, wenn ich mich in ein Kloster zurückzöge oder Krankenschwester würde oder etwas dergleichen – wie es die Leute ja immer in albernen modernen Romanen machen. Das ist sehr töricht von Ihnen, Artur. Im wirklichen Leben macht man solche Sachen nicht – wenigstens nicht, solange man noch einigermaßen anständig aussieht. Nein – der wahre Trost liegt heutzutage nicht in der Reue, sondern im Amüsement. Die Reue ist sehr veraltet. Und außerdem – wenn eine Frau wirklich zu bereuen anfängt, so muß sie sich eine schlechte Schneiderin anschaffen – sonst glaubt es ihr niemand. Dazu könnte mich nichts auf der Welt bringen. Nein, ich werde ganz aus euerm Leben verschwinden. Daß ich es gekreuzt habe, war ein Fehler – gestern abend habe ich's herausgefunden.
Lord Windermere: Ein verhängnisvoller Fehler.
Mrs. Erlynne: ( lächelnd): Na ja, wie man's nehmen will – beinahe verhängnisvoll.
Lord Windermere: Jetzt tut es mir leid, daß ich meiner Frau die ganze Geschichte nicht von vornherein erzählt habe.
Mrs. Erlynne: Mir tun meine schlechten Handlungen leid – Ihnen Ihre guten. Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.
Lord Windermere: Ich traue Ihnen nicht. Ich werde es meiner Frau doch sagen. Besser, sie erfährt es – und zwar von mir. Ein unermeßlicher Schmerz für sie – eine fürchterliche Demütigung – aber es ist nur recht, wenn sie es erfährt.
Mrs. Erlynne: Sie wollen es ihr sagen?
Lord Windermere: Ich werde es ihr sagen.
Mrs. Erlynne: Wenn Sie das tun, häufe ich so viel Schande auf meinen Namen, daß es jeden Augenblick ihres Daseins vergällen soll. Es wird sie zugrunde richten und sie elend machen. Wenn Sie sich unterstehen, es ihr zu sagen – dann gibt es keine Niedrigkeit, die für mich zu niedrig wäre, als daß ich zu ihr hinuntersteigen könnte – keinen Pfuhl der Schande, in den ich nicht versinken würde. Sie sollen es ihr nicht sagen – ich verbiete es Ihnen.
Mrs. Erlynne: ( nach einer Pause): Wenn ich Ihnen jetzt sagen wollte, daß ich sie gern habe, daß ich sie vielleicht sogar liebe – Sie würden mir ins Gesicht lachen, nicht wahr?
Lord Windermere: Ich würde es für eine Komödie halten. Mutterliebe bedeutet Hingebung, Selbstlosigkeit, Opferfreudigkeit. Was können denn Sie von solchen Dingen wissen?
Mrs. Erlynne: Sie haben ganz recht. Was kann ich von solchen Dingen wissen? Sprechen wir also nicht mehr davon! Meiner Tochter aber zu sagen, wer ich bin – das gebe ich einfach nicht zu. Außerdem ist das mein Geheimnis und nicht Ihres. Wenn ich mich dazu entschließe, es ihr zu sagen, und ich habe es vor, so sage ich's ihr, ehe ich das Haus verlasse – wenn nicht, so werde ich es ihr niemals sagen.
Lord Windermere ( ärgerlich): Dann darf ich Sie wohl ersuchen, unser Haus gleich zu verlassen. Ich werde Sie bei Margaret entschuldigen.
Die Vorigen. Lady Windermere, dann Parker.
Lady Windermere ( mit der Photographie in der Hand zu Mrs. Erlynne. Lord Windermere stellt sich hinters Sofa und beobachtet Mrs. Erlynne gespannt): Es tut mir leid, Mrs. Erlynne, daß ich Sie so lange habe warten lassen. Ich konnte die Photographie nirgends finden. Schließlich habe ich sie im Ankleidezimmer meines Mannes entdeckt. Er hat sie mir gestohlen.
Mrs. Erlynne: ( nimmt die Photographie und betrachtet sie): Das wundert mich nicht – sie ist auch wirklich reizend. ( Setzt sich mit ihr aufs Sofa, betrachtet das Bild noch einmal): Und das ist also Ihr kleiner Junge. Wie heißt er denn? ( Setzt sich aufs Sofa.)
Lady Windermere: Gerard – nach meinem geliebten Vater.
Mrs. Erlynne: Ach – wirklich? ( Legt die Photographie beiseite.)
Lady Windermere: Ja – und wenn – und wenn es ein Mädchen gewesen wäre, dann hätte ich es nach meiner Mutter genannt. Sie hieß ebenso wie ich – Margaret.
Mrs. Erlynne: Ich heiße auch Margaret.
Lady Windermere: Ach!
Mrs. Erlynne: Ja. ( Pause.) Ihr Gatte erzählt mir. Sie halten das Andenken Ihrer Mutter sehr in Ehren – nicht wahr, Lady Windermere?
Lady Windermere: Wir haben alle unsre Ideale im Leben. Wenigstens sollten wir welche haben. Mein Ideal ist meine Mutter.
Mrs. Erlynne: Ideale sind ein gefährlich Ding. Tatsachen sind viel besser. Sie schlagen zwar oft eine Wunde, aber sie sind doch besser.
Lady Windermere ( kopfschüttelnd): Nein – wenn ich meine Ideale verlieren müßte, so würde ich damit alles verlieren.
Mrs. Erlynne: Wirklich alles?
Lady Windermere: Ja, alles. ( Pause.)
Mrs. Erlynne: Hat Ihr Vater oft mit Ihnen über Ihre Mutter gesprochen?
Lady Windermere: Nein, es tat ihm immer zu weh. Er hat mir erzählt, daß sie einige Monate nach meiner Geburt gestorben ist. Seine Augen füllten sich mit Tränen, während er von ihr sprach. Dann hat er mich schließlich gebeten, ihren Namen niemals wieder zu erwähnen. Sogar ihren Namen zu hören, ging ihm nahe. Mein Vater – mein Vater ist wirklich vor Kummer gestorben. Sein Leben war wohl das trostloseste Dasein, das ich jemals mit angesehen habe.
Mrs. Erlynne: ( sich erhebend): Ich glaube, jetzt muß ich aber gehen, Lady Windermere.
Lady Windermere ( sich erhebend): Ach nein – ich bitte, noch nicht.
Mrs. Erlynne: Ich glaube, es ist doch besser. Mein Wagen muß schon wieder zurück sein. Ich habe ihn mit ein paar Zeilen zu Lady Jedburgh geschickt.
Lady Windermere: Artur, willst du so gut sein, nachzusehen, ob Mrs. Erlynnes Wagen schon zurück ist?
Mrs. Erlynne: Ich bitte, bemühen Sie sich nicht, Lord Windermere.
Lady Windermere: Doch, Artur, – bitte, sieh nach.
Lord Windermere ( zögert einen Augenblick und betrachtet Mrs. Erlynne prüfend. Diese bleibt völlig teilnahmslos. Er verläßt das Zimmer.)
Lady Windermere ( zu Mrs. Erlynne): Was soll ich – was kann ich Ihnen sagen? Sie haben mich gestern abend gerettet. ( Geht zu ihr.)
Mrs. Erlynne: Still – sprechen Sie nicht davon.
Lady Windermere: Ich muß davon sprechen. Ich kann Sie nicht in dem Glauben lassen, daß ich dies Opfer von Ihnen anzunehmen beabsichtige. Ich werde es nicht tun. Es ist zu groß – ich werde meinem Mann alles sagen. Das ist meine Pflicht.
Mrs. Erlynne: Es ist nicht Ihre Pflicht – wenigstens haben Sie andern gegenüber – außer ihm – auch Verpflichtungen. Sie sagen, Sie seien mir etwas schuldig?
Lady Windermere: Ich schulde Ihnen alles.
Mrs. Erlynne: Dann zahlen Sie Ihre Schuld mit Stillschweigen. Nur auf diese Weise kann ich belohnt werden. Verderben Sie nicht das einzige Gute, was ich im Leben getan habe, dadurch daß Sie es irgendeinem Menschen erzählen. Versprechen Sie mir, daß die Ereignisse der gestrigen Nacht unser beider Geheimnis bleiben sollen. Ach, bringen Sie kein Unglück in das Dasein Ihres Mannes. Warum wollen Sie seine Liebe vernichten? Das dürfen Sie nicht tun. Die Liebe ist gar leicht getötet! Geben Sie mir Ihr Wort, Lady Windermere, daß Sie es ihm nie sagen werden. Ich bestehe darauf.
Lady Windermere ( senkt das Haupt): Es ist Ihr Wille, nicht meiner.
Mrs. Erlynne: Ja, es ist mein Wille. Denken Sie auch immer an Ihr Kind. Ich stelle Sie mir gern als Mutter vor – es wäre mir lieb, wenn Sie selbst immer daran dächten, daß Sie Mutter sind.
Lady Windermere ( aufstehend): Daran will ich jetzt immer denken. Nur einmal in meinem Leben habe ich meine Mutter vergessen – das war gestern abend. Ach, wenn ich mich ihrer erinnert hätte – ich wäre nicht so vermessen gewesen.
Mrs. Erlynne: ( erschaudernd): Still – die letzte Nacht ist abgeschlossen.
Lord Windermere ( eintretend): Ihr Wagen ist noch nicht zurück, Mrs. Erlynne.
Mrs. Erlynne: Das macht nichts. Dann werde ich mir eine Droschke nehmen. Und nun also, meine liebe Lady Windermere – ich fürchte, nun geht es wirklich ans Abschiednehmen. Ach richtig – das hätte ich ja beinahe vergessen. Sie werden mich vielleicht für etwas überspannt halten – aber, wissen Sie, an dem Fächer, mit dem ich gestern abend in so alberner Weise auf- und davongelaufen bin – an dem habe ich einen Narren gefressen. Möchten Sie ihn mir wohl schenken? Lord Windermere sagt, Sie können es gern tun. Ich weiß, es ist ein Geschenk von ihm.
Lady Windermere: Aber gewiß, gewiß! Wenn er Ihnen irgendwie Vergnügen macht. Es steht ja aber mein Name darauf! Margaret sieht darauf.
Mrs. Erlynne: Wir haben doch denselben Vornamen.
Lady Windermere: Richtig, das hatte ich ganz vergessen. Aber selbstverständlich – nehmen Sie ihn, ich bitte. Was für ein seltsamer Zufall, daß wir denselben Namen haben!
Mrs. Erlynne: Wirklich, sehr seltsam. Vielen Dank – er wird mich immer an Sie erinnern.
Parker ( meldet): Lord Augustus Lorton. Mrs. Erlynnes Wagen ist vorgefahren. ( Ab.)
Lady Windermere. Lord Windermere. Mrs. Erlynne. Lord Lorton.
Lord Lorton ( eintretend): Guten Morgen, alter Junge. Guten Morgen, Lady Windermere. ( Bemerkt Mrs. Erlynne.) Guten Morgen, Mrs. Erlynne.
Mrs. Erlynne: Wie geht es Ihnen, Lord Augustus? Hoffentlich recht gut.
Lord Lorton ( kühl): Ja, danke, sehr gut, Mrs. Erlynne.
Mrs. Erlynne: Aber Sie sehen nicht ganz so wohl aus, Lord Augustus. Sie bleiben zu lange auf – das ist Ihnen nicht zuträglich. Sie sollten wirklich vorsichtiger sein. Adieu, Lord Windermere. ( Geht mit einer Verbeugung zu Lord Augustus an die Tür; wendet sich lächelnd nach ihm um.) Lord Augustus – wollen Sie mich nicht zur Droschke begleiten? Sie können den Fächer tragen.
Lord Windermere: Wenn Sie gestatten – –
Mrs. Erlynne: Nein, mir liegt gerade an Lord Augustus. Ich habe eine besondere Mitteilung für unsre liebe Herzogin. Wollen Sie den Fächer nicht tragen, Lord Augustus?
Lord Lorton: Wenn Sie es ausdrücklich wünschen, Mrs. Erlynne –
Mrs. Erlynne: ( lachend): Allerdings wünsche ich's. Sie werden ihn mit so viel Grazie tragen – Sie würden alles mit Grazie tragen, mein lieber Lord Augustus. ( Bleibt einen Augenblick stehen, betrachtet Lady Windermere, ihre Blicke begegnen sich. Dann lächelnd, von Lord Augustus gefolgt, ab.)
Lady Windermere. Lord Windermere.
Lady Windermere: Du wirst doch nie wieder etwas Häßliches über Mrs. Erlynne sagen, nicht wahr, Artur?
Lord Windermere ( ernst): Sie ist besser, als man vielleicht glaubt.
Lady Windermere: Sie ist besser als ich.
Lord Windermere ( streicht ihr lächelnd übers Haar): Du großes Kind! Du und sie – ihr gehört zwei ganz verschiedenen Welten an. In deine Welt ist das Böse nie gedrungen.
Lady Windermere: Sage das nicht, Artur. Dieselbe Welt ist uns allen gemeinsam – Gutes und Böses, Sünde und Unschuld schreiten Hand in Hand durch sie dahin. Wollten wir die Augen gegen die eine Hälfte des Daseins verschließen, um so sicher und ungefährdet leben zu können – es wäre dasselbe, wie wenn wir uns selbst blendeten und dann glaubten, wir vermöchten unbeschadet zwischen Abgründen und Klüften zu wandeln.
Lord Windermere ( sich ihr nähernd): Warum sprichst du von solchen Dingen, mein liebes, geliebtes Kind?
Lady Windermere ( sich aufs Sofa setzend): Weil ich meine Augen gegen das Leben verschlossen hatte und an den Rand des Abgrunds geraten war. Und eine von den Klüften, die sich zwischen uns aufgetan hatte – –
Lord Windermere: Zwischen uns ist niemals etwas getreten –
Lady Windermere: Wir dürfen niemals etwas zwischen uns treten lassen. Ach, Artur, wenn du mich nur nie weniger lieb haben wolltest, dann will ich dir auch mehr vertrauen. Ich will dir rückhaltlos vertrauen. Ja, laß uns nach Selby gehen. Da draußen im Rosengarten blühen die Rosen weiß und rot.
Die Vorigen. Lord Lorton.
Lord Lorton ( zurückkommend): Artur, sie hat alles aufgeklärt. ( Lady Windermere starrt ihn entsetzt an; Lord Windermere zuckt zusammen; Lord Lorton führt Windermere nach vorn und spricht leise hastig auf ihn ein; Lady Windermere beobachtet sie mit Schaudern.) Lieber Freund, sie hat die ganze verdrehte Geschichte haarklein erklärt. Wir haben ihr alle furchtbar unrecht getan. Es war einzig und allein um meinetwillen, daß sie in Darlingtons Wohnung gekommen ist. Sie war vorher beim Klub vorgefahren – Tatsache nämlich ist – sie wollte mich aus meiner Ungewißheit befreien. Als man ihr dann erzählte, ich sei zu Darlington gegangen – da fuhr sie mir nach. Mußte natürlich scheußlich erschrecken, als sie eine ganze Bande von uns ins Haus kommen hörte, hat sich in ein andres Zimmer geflüchtet. Ich kann dir sagen, im höchsten Grade schmeichelhaft für mich – die ganze Geschichte. Wir alle haben uns ihr gegenüber einfach bodenlos benommen. Sie ist gerade die rechte Frau für mich. Paßt mir bis aufs i-Tüpfelchen. Die einzige Bedingung, die sie stellt, ist, daß wir immer außerhalb Englands leben sollen. Kolossal angenehme Sache das. Die verdammten Klubs, das verdammte Klima, die verdammte Küche – überhaupt der ganze verdammte Kram! Hängt mir längst zum Halse heraus!
Lady Windermere ( furchtsam): Mrs. Erlynne hat doch nicht –
Lord Lorton ( auf sie zugehend, mit tiefer Verbeugung): Gewiß, Lady Windermere. Mrs. Erlynne hat mir die Ehre erwiesen, meinen Antrag anzunehmen.
Lord Windermere: Na, dann heiratest du sicher eine sehr kluge Frau.
Lady Windermere ( ihres Gatten Hand ergreifend): Ach, Sie heiraten eine sehr gute Frau.