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Lieder der Landstraße

I.

Und nun von Stund an erklär ich mich frei von Schranken und eingebildeten Linien,
Ich gehe, wohin ich will, mein eigener Herr völlig und gänzlich,
Ich höre auf andre und prüfe gut, was sie sagen,
Breche ab, empfange, suche, betrachte,
Freundwillig, jedoch unbeugsamen Willens, der Krücken entratend, die mich stützen wollen.
Ich atme die Weiten des Raums ein,
Ost und West sind mein und Nord und Süd sind mein.
Ich bin weiter, besser als ich vermeint,
Ich wußte nicht, daß ich so gütig sei.

Alles erscheint mir nun schön,
Männern und Fraun kann ich immerzu sagen: Ihr waret so gut zu mir, ich wäre grad so zu euch,
Kraft will ich sammeln für mich und für euch, wenn ich wandre.
Unter Männer und Fraun will ich mich streun, wenn ich wandre,
Neue Lust und Herbheit will ich aus ihnen schütteln,
Verleugnet mich einer, so solls mich nicht stören,
Nimmt mich einer auf, ob Mann ob Frau, so sei er gesegnet und wolle mich segnen.

II.

Erschienen jetzt tausend vollkommene Männer, es sollt mich nicht wundern,
Erschienen jetzt tausend schöne Frauengestalten, ich würde nicht staunen.
Ich sehe jetzt in das Geheimnis, wo die besten Menschen herkommen.
Sie wachsen in freier Luft, haben Essen und Schlaf mit der Erde,
Hier ist Raum für große persönliche Tat,
(So eine Tat ergreift die Herzen des ganzen Menschengeschlechtes,
Was ihr an Stärke und Willen entströmt, reißt alle Gesetze um und spottet aller Autorität und aller Reden gegen sie.)

Hier ist die Prüfung der Weisheit,
Weisheit wird nicht letztlich in den Schulen geprüft,
Weisheit ist nicht übertragbar von dem, der sie hat, auf den, der sie nicht hat,
Weisheit entstammt der Seele, ist keines Beweises fähig, ihr eigner Beweis,
Paßt auf alle Stufen und Gegenstände und Eigenschaften und ist genügsam,
Ist die Gewißheit der Wirklichkeit und Unsterblichkeit der Dinge, und der Trefflichkeit aller Dinge,
Etwas ist im Strom der sichtbaren Dinge, das sie aus der Seele hervorruft.

Jetzt überprüf ich Philosophien und Religionen,
Sie mögen gut sein für Vorlesungssäle, doch nicht im geringsten unter den massigen Wolken, an eilenden Strömen und in der Landschaft.
Hier ist Verwirklichung, Hier ist der Mensch aus dem Kernholz geschnitten – er bewährt, was er in sich hat,
Das Gestern, das Morgen, die Herrlichkeit und die Liebe – sind sie nicht in euch, so seid ihr nicht in ihnen.

Nur der Kern jeder Sache ernährt,
Wo ist der Mann, der euch und mir die Schalen abstreift?
Wo ist der Mann, der euch und mir Masken und Hüllen zerreißt?
Hier ist Zusammenhalt, künstlich gedrechselter nicht, sondern spontaner,
Wißt ihr, was es heißt, im Vorbeigehn von Fremden geliebt zu werden?
Kennt ihr die Sprache der zugeworfenen Blicke?

III.

Allons! Durch Streit und Krieg!
Genanntes Ziel ist unwiderruflich.
Sind die vergangenen Kämpfe geglückt?
Was ist geglückt? Du? Dein Volk? Die Natur?
Nun höre mich wohl – es liegt im Wesen der Dinge, daß aus jedem genossenen Glück, gleichviel wie es heiße, etwas hervorkommt, das größeren Streit notwendig macht.
Mein Ruf ist der Kriegsruf, ich nähre tatkräftigen Aufstand,
Wer mit mir geht, muß in Waffen gehen,
Wer mit mir geht, kennt schmale Kost, Armut, scharfe Feinde, Abtrünnigkeit.

 


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