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»Schiller hat seinen Mann gefunden!«
Mit diesen Worten konnte Friedrich Theodor Vischer im Jahre 1885 die Schillerbiographie seines Schülers Richard Weltrich begrüßen und an das Erscheinen der ersten Lieferung die Hoffnung knüpfen, ebenso vollendet wie in Danneckers Marmor, dessen Abbild vorangestellt war, möge am Schlusse der großen Arbeit das ehrwürdige Haupt im Wort vor uns stehen. Der Wunsch hat sich nicht erfüllt; das gleich Danneckers Meisterwerk in kolossalem Ausmaß angelegte Lebensbild mußte Torso bleiben, denn der Entwurf war überlebensgroß; seine Durchführung hätte mehr als ein Menschenleben beansprucht.
Seit dem Jahr 1880, da er zum ersten Male in einem Aufsatz »Zur Ehre Schillers« (Beilage zur »Allg. Zeitung« vom 31. Januar) für seinen Heros eingetreten war, bis zum letzten Atemzug am 2. Januar 1913 lebte Richard Weltrich für dieses Werk. Der Glaube an die Vollendung seines zweiten Bandes hielt den rüstigen Greis aufrecht. Er hatte nicht, wie Otto Brahm, gegenüber den Schwierigkeiten des Unternehmens die Waffen gestreckt; er hatte nicht, wie Jakob Minor, durch geringen Erfolg verstimmt, die Undankbarkeit der Riesenaufgabe erkannt; er lebte in der Selbsttäuschung, die auch seine Freunde trotz wachsender Zweifel schonen mußten, daß er dem Ziele näher komme, obwohl er sich in Wahrheit durch die Umständlichkeit seiner übergewissenhaften Arbeitsweise immer weiter von ihm entfernte.
Vergebens hatte Vischer angesichts der gefährlich breiten Anlage dem Verfasser etwas Eisenbahnfieber gewünscht; durch keine Rücksichtnahme auf drängende Termine ließ er sich davon abhalten, mit jeder Zeile sich selbst genug zu tun. Und die Ansprüche, die er sich stellte, wuchsen während der Arbeit. Hatte er in seiner besonnenen Auseinandersetzung mit Breitmaiers Kampfschrift gegen »Goethekult und Goethephilologie« (1892) den Wert der Kleinarbeit verteidigt, die freilich niemals Selbstzweck werden dürfe, so war das eine Rechtfertigung der peinlichen Genauigkeit, mit der er alle handschriftliche Überlieferung aufsuchte und jedes erreichbare Schriftstück in seiner originalen Schreibweise wiedergab. Das war nicht überängstliche Akribie, in die gerade der Nichtphilologe gelegentlich aus methodischer Unsicherheit verfällt, sondern die volle Freude an allem Idiomatischen, an dem Kolorit der Zeit und an der persönlichen Eigenart, die im kleinsten Zuge der Schreibweise lebendig sich auswirkt.
Mit demselben Eifer ging er den genealogischen Zusammenhängen nicht nur Schillers, sondern aller Persönlichkeiten, die in seinen Bereich traten, nach. Lange bevor die »Literaturgeschichte nach Stämmen und Landschaften« zum Losungswort wurde, hat Weltrich seine Schillerbiographie auf ethnographisch-landschaftlicher Grundlage aufgebaut und im zweiten Kapitel seines ersten Buches wichtige Leitsätze über den Wert der Völkercharakteristik glänzend formuliert. »Wie auf einem Gemälde die Grundfarbe nach der Intention des Malers allen darüberliegenden Farben den Ton gibt, so erhält vom Mutterboden der Heimat her die Persönlichkeit eines Menschen ihre Grundschicht; und was immer sein Eigenstes, später Hinzugekommenes ist, durch die ursprüngliche Mitgabe der Natur erfährt es eine eigene leise Nuance.« Eigenes starkes Heimatgefühl gab dieser Betrachtungsweise ihre Wärme, und man fühlt den Herzensanteil heraus, wenn der Landsmann Wolframs und Jean Pauls auch für die Abstammung Schillers die Möglichkeit fränkischen Einschlages in Erwägung zieht; aber diese lebenerfüllte Wissenschaftlichkeit konnte sich wieder mit Ingrimm gegen lokalpatriotische Eitelkeit und konfessionelle Tendenzen wenden, die er in der versuchten Herleitung vom tirolischen Adelsgeschlecht »Schiller von Herdern« zu erblicken glaubte. So wurde er mitten aus der Arbeit am zweiten Bande wieder vor die Schwelle der eigentlichen Biographie zurückgeworfen, und seine familiengeschichtliche Untersuchung »Schillers Ahnen« (1907) mußte trotz ihrer fesselnden Entwicklung allen, die auf den Fortgang des großen Werkes hofften, als bedenkliche Verschleppung erscheinen.
Wie im Stamm, so schien ihm auch in der Landschaft ein Stück Bedingtheit des Menschen zu liegen. Keinen Flecken Erde, den Schillers Fuß betreten hatte, ließ sein Biograph unbesucht, und die sanften Höhen des Remstals wie die Pappelalleen Oggersheims und die düstere Weltabgeschiedenheit der Bauerbacher Gegend erzählten dem wanderfrohen Forscher von den Lebensstimmungen, in denen der Dichter unter solchen Eindrücken sich befunden hatte. Seine tiefe Naturliebe wußte in treffender Anschaulichkeit den bestimmenden Charakter jedes landschaftlichen Hintergrundes herauszufühlen; ihm war das gegeben, was er in seinem Aufsatz »Zur Ehre Schillers« an Herman Grimms Goethevorlesungen vermißte; er war »ein Schriftsteller, dem der sichere Nerv für sinnliche Anschauung in der Natur saß«.
Jene Auseinandersetzung mit Herman Grimm, die dem eigenen biographischen Unternehmen voranging, ist nicht nur für Weltrichs Grundsätze aufschlußreich, sondern charakterisiert auch das Verhältnis, in dem die neueste, biographische Darstellungskunst zu seiner Methode steht. Das Wort »Raffinement des Enthusiasmus« würde er vielleicht auch auf neuere Erscheinungen angewandt haben. Er verlangte »die feine Linie des Maßes, welche dem außerordentlichen Genius sein Reich zumißt und doch die Mitarbeit der Zeitgenossen markiert, die vorsichtige Gerechtigkeit, welche für die Superiorität der Größten das geziemende Wort sucht und doch das Selbstgefühl der Mitlebenden nicht erdrückt«. Priesterliches Hierophantum schien ihm gerade bei der Schillerbiographie, an der die Schönfärberei mancher Vorgänger sich versündigt hatte, nicht am Platze, und seine unbestechliche Redlichkeit, die von starkem Echos und ungemein zartem Feingefühl in allen Fragen des Taktes getragen war, beanspruchte das Recht zu gelegentlich herber Kritik an dem menschlichen Verhalten seines jugendlichen Helden, um so desto freieren Spielraum zu gewinnen für die Steigerung des Aufstieges und der Veredlung, die gerade in dieser Bildungsgeschichte zu großartigstem Ausdruck kommt.
Die kritische Einstellung, für die kein Zusammenhang belanglos oder unergründlich blieb, zeigte immer neue Probleme. Isolde Kurz berichtet in ihrem plastischen Erinnerungsblatt (»Frankfurter Zeitung« vom 8. März 1913), wie sie im Winter 1909 von Italien kommend, die Arbeitsstätte des Münchener Gelehrten besuchte: »Ich fand ihn in seiner stillen Wohnung an der Kaiserstraße, wo er einsam mit seinem Pudel hauste, wie immer in dicke Tabakwolken eingehüllt, die Samtmütze auf dem jetzt beinahe ganz enthaarten Scheitel, und zu meiner Verwunderung mit einem Stoß genuesischer Annalen und sonstiger Geschichtsquellen aus dem Cinquecento beschäftigt. Beim ›Fiesco‹ angelangt, hatte er die Pflicht gefühlt, das von Schiller benützte unzulängliche Geschichtsmaterial mit dem neuerdings erschlossenen zu vergleichen und die Verschwörung des Fiesco in ihrer nackten, historischen Wahrheit darzustellen. Zu diesem Zweck hatte er sich erst in das Italienische, das ihm nicht geläufig war, einarbeiten müssen, dann waren ihm aus der genuesischen Mundart und den Formen des Cinquecento neue Hindernisse erwachsen, und da er sich sogar an belanglosen Stellen nicht erlaubte, über einen Stein des Anstoßes leicht hinwegzuschlüpfen, so hatte er schon den ganzen Winter mit italienischen Gelehrten über die dunklen Stellen hin und her korrespondiert und immer neue Sprachkenner und Wörterbücher mit solcher Gründlichkeit zu Rate gezogen, als ob es sich um sprachliche, nicht um historische Forschungen gehandelt hätte. Ich kam gerade rechtzeitig aus Italien an, um die letzten Schwierigkeiten beseitigen zu helfen. Nun standen ihm die bekannten Gestalten des Dramas im harten Licht der Geschichte da. Statt der Schillerschen Idealwelt die Moral der Renaissance, wo der persönliche Vorteil das einzige Pflichtgebot ist. Weltrichs Jünglingsgemüt prasselte in Zornesflammen auf, als er die ehrwürdig milde Gestalt des Schillerschen Andrea Doria sich in einen eiskalten Rechner voll unersättlicher Habsucht und unmenschlicher Rachgier verwandeln sah. Er glühte, ihm die Maske des Patriotismus und der Redlichkeit, die der ruhmreiche Admiral drei Jahrhunderte lang getragen hat, vom Gesicht zu reißen, und vergaß beinahe, daß er doch eigentlich die Geschichte Schillers, nicht die der genuesischen Republik zu schreiben hatte. Man mußte seine helle Freude an ihm haben, wenn man ihn so über den Doria wettern hörte wie über einen gegenwärtigen Wüterich, und es entstand aus den gründlichen Studien und dem großen Zorn eine wertvolle Schrift, die dem deutschen Leser vollen Einblick in jene verworrenen Zeiten und Zustände gewährt, aber seine Freunde sahen doch mit Bestürzung, daß Weltrich nunmehr in Bahnen, die sich stets erweiterten, um seinen Mittelpunkt Schiller kreiste. Auch er mag es oft mit heimlichem Schauder empfunden haben, daß sein Ziel sich immer weiter von ihm entfernte, und gewiß verbarg er viele schweigende Qual in seiner einsamen Seele, denn es war nur ein halber Trost, daß ihn nachgerade niemand mehr nach der Vollendung der Schillerbiographie zu fragen wagte.«
Dieser Nachruf, der neben Hugo Falkenheims ausführlichem Nekrolog (Biographisches Jahrbuch XVIII) das lebensvollste Erinnerungsbild der eigenartigen Persönlichkeit festhält, findet auch verständnisvolle Worte für die geheime Tragik, die über der Nichtvollendung der Schillerbiographie waltete: »Etwas Dämonisches wirkte bei all seinem Schaffen mit, das ihn jedesmal über die Grenzen hinauslockte. Es widerstrebte seinem verknüpfenden Geist, die Fäden zu durchschneiden, durch die alle Dinge miteinander zusammenhängen und die schließlich ins Unendliche hinausführen.«. In der Tat, hier stand ein faustischer Forscherdrang vor dem Problem der Schillerbiographie schließlich wie vor dem Zeichen des Makrokosmus. Wenn schon das Quellenverhältnis des »Fiesco« zur historischen Untersuchung und die kurze Vorrede des Dramas zur Aufrollung der ganzen Frage nach dem Verhältnis von Dichtung und Geschichte einlud, welche unbegrenzbare Fülle von Einzelfragen, die alle zum Ganzen webten, hätten nun erst die ästhetischen Schriften geboten, wenn Weltrich bis zu diesem Gebiet, für das er am besten gerüstet war, gelangt wäre.
Bei seinem Tode hinterließ Weltrich ein sauberes, druckfertiges Manuskript, dessen Titelblatt die optimistische Aufschrift trug: »Zweiter Band. Stuttgart und Berlin 1908.« Die Inhaltsübersicht versprach folgende Einteilung des Stoffes:
Sechstes Kapitel: Schiller als Flüchtling in Mannheim, Frankfurt und Oggersheim; das Trauerspiel »Die Verschwörung des Fiesco von Genua«.
Siebentes Kapitel: Zuflucht in Bauerbach.
Achtes Kapitel: Mannheim und sein Theater. Das deutsche Drama zwischen 1750 und 1780.
Neuntes Kapitel: Schiller als Theaterdichter in Mannheim. Das Trauerspiel »Kabale und Liebe«. Herausgabe der »Rheinischen Thalia«. Charlotte Marschalk von Ostheim, vermählte von Kalb.
Zehntes Kapitel: Schiller in Leipzig und Dresden im Freundschaftsbunde mit Gottfried Körner. Die philosophischen Briefe. »Don Carlos«.
Von diesem Plane war nur das sechste und siebente Kapitel ausgeführt. Außerdem war eine erste rohe Skizze der Behandlung von »Kabale und Liebe«, die ursprünglich dem siebenten Kapitel zugedacht war, in einem vom Dezember 1911 datierten Heft erhalten. Alle Vorarbeiten für die weiteren Teile waren über Auszüge und Regesten, die in große Registerbände vereinigt waren, nicht hinausgekommen. Es lag in Weltrichs Arbeitsweise, daß er nicht weiter gehen konnte, ehe er die Ausarbeitung bis auf die letzte Lücke fertiggestellt hatte.
Nach Weltrichs letztem Willen gingen die handschriftlichen Vorarbeiten der Schillerbiographie in den Besitz des Schiller-Nationalmuseums in Marbach über. Über eine Herausgabe oder Weiterführung der hinterlassenen Teile hatte er keine Bestimmung getroffen. Die Freunde und Nachlaßverwalter Weltrichs aber erkannten in den ausgeführten Kapiteln einen ungehobenen Schatz, der nicht vergraben bleiben dürfe, und so erging an den Herausgeber, der während seiner Münchener Privatdozentenzeit in den Jahren 1909 bis 1912 Weltrich nahegekommen war, die Aufforderung, sich der Herausgabe anzunehmen. Anderthalb Jahrzehnt wissenschaftlicher Arbeit, die zum großen Teile Schiller gewidmet war, lag bereits hinter ihm; so konnte er sich entschließen, unter Verzicht auf eigene Pläne, sich der Cotta'schen Verlagsbuchhandlung zur Weiterführung des Ganzen zur Verfügung zu stellen. Eine eigentliche Fortsetzung Weltrichs auf Grund seiner Vorarbeiten war nicht möglich; es wäre eine neue Biographie geworden, die mit der Zeit des Mannheimer Theaterdichters eingesetzt und so die Ergänzung zu den von Weltrich ausgeführten Partien geboten hätte. Der zweite Band hätte im Anschluß an Weltrichs Plan bis zum »Don Carlos« führen sollen; für die historisch-philosophische Periode war ein dritter, für die zweite dramatische Periode ein vierter Band in Aussicht genommen.
Waren dem Entschluß, ein zweites Menschenleben an die Vollendung der monumentalen Schillerbiographie zu setzen, von vornherein schwere Bedenken entgegengestanden, so brachten die folgenden Jahre des Krieges unvorhergesehene Hindernisse, die den ersten freudigen Anlauf hemmten. Schließlich ließen die seit Kriegsende ins Unabsehbare wachsenden Schwierigkeiten des deutschen Buchhandels die verlegerische Unmöglichkeit einer vierbändigen Biographie erkennen und zwangen zur Aufgabe der geplanten Weiterführung.
Der Rückkehr zum Plane einer eigenen Schillerbiographie gedrängten Umfanges stand die den Manen Weltrichs gegenüber aufgenommene Verpflichtung entgegen. Hatte er in den Anfängen seiner Arbeit gegen die Ausbeutung seines Manuskriptes durch einen Fremden geharnischte Verwahrung einlegen müssen (vgl. S. IX ff. der Vorrede seines ersten Bandes), so durfte sich gleiches Unrecht dem Toten gegenüber nicht wiederholen. Und wiederum enthielten die zwei ausgeführten Kapitel des zweiten Bandes so viel an neuen Feststellungen, daß ein Darsteller, der davon Kenntnis hatte, um diese Ergebnisse nicht herumgehen konnte.
Aus diesem Dilemma wies die Cotta'sche Buchhandlung den Ausweg, indem sie sich bereit erklärte, den wichtigsten Teil des von Weltlich hinterlassenen Manuskriptes als eigenes Buch in Druck zu geben. Auf den großen Abschnitt über »Fiesco« konnte verzichtet werden, da Weltrich selbst in seiner Abhandlung »Schillers Fiesco und die geschichtliche Wahrheit« (Marbacher Schillerbuch III, 1909, S. 292–409) einen wesentlichen Teil daraus veröffentlicht hatte. Andere Teile, die sich in gleicher Weise abrundeten, konnten ebenfalls als selbständige Abhandlungen herausgegeben werden; so erschienen der Exkurs »Über das Verhältnis des Dramatikers zur Geschichte« in der »Zeitschrift für Deutschkunde« 1922, S. 81-101, und die Untersuchung »Zur Zeitberechnung des Schillerschen Fiesco« im 26. Jahresbericht des Schwäbischen Schillervereins 1922, S. 14-26.
Nach Ausscheidung des Fiesco-Abschnittes blieb der biographische Teil der beiden Kapitel als ein geschlossenes Ganzes übrig, das keinen fragmentarischen Charakter hat. Schillers Flucht von Stuttgart nach Mannheim und seine Zuflucht in Bauerbach, dieser, wie man sagen darf, romanhafteste Abschnitt seines Lebens, den Schiller selbst durch das notwendige Versteckspiel irreführender Briefe im Dunkel gehalten hat, ist seit dem Erscheinen von Streichers Büchlein ein Stück Lebensgeschichte, das für sich steht. Was den ungemeinen Reiz des Streicherschen Berichtes ausmacht, ist in Weltrichs Darstellung erhalten; zugleich aber sind alle Angaben Streichers mit einer sehr viel eingehenderen Kritik, als sie von den bisherigen Schillerbiographen angewandt war, geprüft und zurechtgerückt. Ebenso ist das Bauerbacher Kapitel auf Grund reicheren Materials den bisherigen Darstellungen an Anschaulichkeit überlegen. So kommen alle Vorzüge der Weltrichschen Darstellungsweise zur Geltung, und selbst seine Schwächen wandeln sich hier, da die Einpassung in die Proportion der Gesamtbiographie in Wegfall gekommen ist, in Vorzüge. Denn die gesättigte Fülle der Darstellung wird in diesem Rahmen nicht zu breit erscheinen. Dem Herausgeber blieb, da das Manuskript bis ins kleinste ausgearbeitet vorlag, nicht viel zu ändern. Daten und Zitate wurden nachgeprüft; kleine stilistische Änderungen und Weglassungen sind so belanglos, daß sie nicht vermerkt zu werden brauchen; in den Fußnoten und in den Nachweisen des Anhanges konnten gelegentlich auf Grund neuerer Literatur und bisher unzugänglichen Materiales Ergänzungen beigefügt werden, die durch eckige Klammern als Zutat des Herausgebers bezeichnet sind. Endlich ist der ganze Eingang bis zum zweiten Absatz auf S. 25 mit kleinen Kürzungen dem Schlusse des ersten Bandes der Biographie (S. 708-22) entnommen, um durch diesen Auftakt für die Ausführung der Flucht einen fortlaufenden Zusammenhang zu gewinnen. Für die Bedingungen, die die Flucht notwendig machten, und für ihre Rechtfertigung sei auf die vorausgehenden Abschnitte des ersten Bandes verwiesen.
Zum Schluß sei allen, die diese Veröffentlichung ermöglichten, gedankt: den Münchner Freunden Weltrichs, Oberbibliothekar Dr. Erich Petzet und Dr. Hugo Falkenheim, die im Einverständnis mit den Angehörigen und Erben den Herausgeber mit seiner Aufgabe betrauten, dem Marbacher Schiller- Nationalmuseum und seinem Leiter, Herrn Geh. Hofrat Professor Dr. Otto v. Güntter für die Gewährung der Manuskripte, die fast ein Jahrzehnt in den Händen des Herausgebers waren, und der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, die in einer Zeit, da die wissenschaftliche Bücherproduktion gelähmt ist, getreu ihren großen Traditionen das Wagnis unternahm. Mögen sie alle an dem Erscheinen des Buches so viel Freude haben, als dem Herausgeber der bescheidene Dienst, den er dem Andenken des Verstorbenen leisten durfte, bereitet hat, und möge ein großer Leserkreis dem Verfasser, dessen zehnten Todestages bald zu denken ist, danken. Möge das deutsche Volk im Aufblick zu seinem Helden, der aus Zwang und Unterdrückung den Ausweg fand und aus verzweifelter Not mit zäher Willenskraft sich emporrang, Kraft und Hoffnung gewinnen.
Berlin - Grunewald, September 1922
Julius Petersen