Weiß-Ferdl
O mei!
Weiß-Ferdl

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Der arme Teufel.

In den neunziger Jahren hat mein großer Kollege Karl Maxstadt ein Liedl gemacht, das den Leuten besonders gut gefallen hat. In dem Liedl wurde das Thema behandelt, wie es doch dem Menschen auf unserer Welt so schlecht geht, wenn er kein Geld und keinen Besitz hat. Überall ist er hinten dran. Schon in der Schul hat ihn der Lehrer nie gefragt, kein Mädl hat ihn angeschaut – und wenn er einmal stirbt, hieß es in der letzten Strophe:

»Mir setzen's g'wiß koan Grabstoa hin
weil i a arma Teufl bin.«

Die guten Menschen damals waren fast zu Tränen gerührt, jeden Abend hat er es singen müssen »weil i a arma Teufl bin«. Bald drauf hat er sich in Garmisch-Partenkirchen eine schöne Villa gekauft und hat es dann nicht mehr gesungen. 46

In die heutige Zeit paßt das Liedl nicht mehr. Früher hat man den, der nichts hatte, mit Recht bemitleidet – heute, es ist paradox, ist der, der was hat, ein armer Teufel. Was hat er von seinem vielen Geld für Vorteile? Einen höheren Steuerzettel, das ist auch das einzige, auf das er ganz sicher rechnen kann.

Der besitzlose arme Teufl muß Hunger leiden – aber noch viel weher tut dies, wenn man das Geld hätte, um einen ganzen Metzgerladen aufzukaufen – und muß auch Hunger leiden.

Der besitzlose arme Teufel geht zum Hamstern, tippelt von einem Hof zum andern, bis er ein paar Eier zusammenbringt. Der andere, der Wohlhabende, fährt bequem mit dem Auto. Mühelos bekommt er wohlschmeckende Sachen, denn er zahlt phantastische Preise – auf der Heimfahrt wird er kontrolliert – sie nehmen ihm alles ab, auch noch das Auto und sperren ihn dazu noch ein. Wer ist der ärmere arme Teufel?

Früher hat der arme Teufel gejammert, weil sich gar niemand um ihn kümmert – jetzt jammert der Wohlhabende, weil sich zu viel um ihn kümmern.

Es gibt so viele neugierige Ämter, die fragen und fragen: Wie hoch ist ihr Vermögen? Haben sie Grundbesitz? Haben sie Teppiche, Gemälde, Edelsteine?? Wieviel Zimmer bewohnen sie? Wieviel Quadratmeter?

Es ist schön in einer Villa mit Garten zu wohnen – aber es ist bitter, wenn einer vom Wohnungsamt kommt und sagt: »Morgen kommt eine Familie mit 6 Kindern, tun's a bisserl näher zusammenrücken, die schönen Barockmöbeln können sie gleich stehen lassen, denn die Familie, die kommt – hat 47 gar nichts. – Wenn's ihnen nicht paßt, nehmen wir ihnen das ganze Haus!«

Dem wirklichen armen Teufel nehmen sie seine Herberg nicht und wenn er raus muß, wirft er seine Habseligkeiten in einen Sack und sagt: »Guat, gebt's mir a anders Loch, wo i neischliafa ko!« Der regt sich nicht auf, der Glückliche. 48

Nun das Kapitel »Liebe«, da muß ich poetisch werden.

Die Frauen schenken – oft aus Laune – ihre Gunst,
Dem armen Teufl ganz umasunst.
Und weil nichts rausschaut mit Geschenke kaufen,
Da lassen sie ihn gern wieder laufen.

Aber wenn einer was hat,
Da werden sie so schnell nicht satt.
Da kennen sie kein Mitleid, keine Reue,
Dem halten sie – bis er nix mehr hat – die Treue.

Nun sagen sie selber, wer ist heut besser dran?
Unstreitig der, der nichts verlieren kann.
Der schläft ruhig bis zum Morgen,
Ihn drücken keine Sorgen.

Auch die Währungsreform hat ihn nicht geknickt
Er hat, wie der Millionär, seine sechzig Mark gekriegt.
Beim Lastenausgleich wird er kaum was verlieren,
Eher etwas daran profitieren.

Doch wer hindert ihn, jetzt zu sagen
Und es jedem Menschen laut zu klagen:
»Durch den Staat und seine Reformatoren
Hab ich alles, alles verloren!«



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