Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Die Vorigen und Laudato.
Laud. Ach jhr Eminentz / ist alle Hülffe bey GOtt und Menschen verlohren?
Phil. Mein Sohn / was bringet euch zu dieser Klage?
Laud. Die gantze Stadt wird in einen Stein-Hauffen verwandelt. Der schöne Pallast des Herren Fetitia ist in Grund verstöret; was von Mobilien und andern Reichthum darinnen ist / das wird auf einen Hauffen gelegt / daß es verbrennen soll. Und jemehr die Flamme herum lodert / desto mehr ruffen die rasenden Buben: Das ist unser Schweiß und Blut: Also sollen die Seelen dieser Bluthunde in dem Höllischen Feuer brennen.
Phil. Ist mir recht / so ist es eben der Mann / der sich mit dem Mehl-Zolle treflich bereichert hat. Ach du lieber GOtt / nun heist es: wie gewonnen / so zerronnen; Wer den Kalck zu seinem Pallaste mit fremden Thränen einweicht / der darff solchen der Nachwelt gar selten versprechen.
Laud. Ingleichen hat Herr Dasila eben an einen solchen Tantz gemust / da nur fünff und zwantzig Kasten / so mit den köstlichsten Reichthum erfüllet gewesen / in der Asche liegen.
Ross. Er ist mir nicht unbekannt. Es war ein Becke / der das Brodt auf dem Buckel zu kauffe trug / biß er sich hinter die Zölner partirte / und ein gutes Fundament zu einem Fürstlichen State legte. Also wird das Volck die Rache an solchen Orten am meisten auslassen.
Laud. Wofern jhr Eminentz nicht zu Hülffe kommen / so wird kein Pallast stehen bleiben.
Phil. Die Zeit ist kommen / da GOtt eine ernste Heimsuchung über viel ungerechte Personen ergehen läst.
Die Vorigen und Angelo.
Ang. Ach ist niemand / der uns den erbärmlichen Schaden beklagen hilfft?
Phil. Mein Freund / giebt es wieder ein neu Unglück?
Ang. Ach / der wunderschöne Pallast / welchen der Spanische Rathsherr Antonius de Angelo hat aufführen lassen / der fällt nunmehr unter den muthwillen des Pöbels in einen schändlichen Stein-Hauffen.
Ghir. Wohl / es ist derjenige / welcher bey Zeiten des vorigen Vice-Roy manche Einfälle hatte / neue Aufflagen einzuführen.
Ang. Der ehrliche Mann muß nunmehr vor seine Sicherheit büssen. Gestern hatten jhm etliche verwegene Buben die Thür eingeschlagen / und da mangelt es jhm an Zeit nicht / wenn er seine beste Sachen hätte salviren wollen. Allein er gedachte / weil er ein Gelehrter wäre / so würde sich das Volck an ihm nicht vergreiffen.
Ghir. Eine grosse Einfalt von dem Gelehrten Herren. Wo der Vice-Roy mit seinem Respecte liegt / da wird eine Studier-Stube wenig verschonet werden. Doch ist die Beute groß gewesen?
Ang. Es muß alles auf den Holtz-Hauffen; so gar seine zwo schöne Carossen / samt vier köstlichen Pferden und zwey Maul-Eseln / denen sie das Eingeweide auß dem Leibe rissen / und solches nebst den todten Aessern in die Gluth worffen / welche mit etlichen Fässern Oel zu guter Nahrung gebracht ward.
Ghir. Es ist grausam genung.
Ang. Ein Diener offenbarte tausend Cronen / welche in dem Miste verborgen waren / und also muste dieses Gold auch in den grossen Schmeltz-Tiegel.
Ghir. Wo wird die wunderschöne Bibliothec geblieben seyn?
Ang. Ach / das wird am meisten beklagt: So viel 1000. Cronen als sie gekostet hat / so unbarmhertzig hat sie auf den grossen Feuer-Hauffen folgen müssen.
Ghir. Es ist ein allgemeines Unglück / welches die meisten Bibliothecken verderbet und viel gelehrte Schrifften der Nachwelt aus den Augen gerissen hat.
Ang. Aber wil sich niemand erbarmen / daß die andern Raritäten von Neapolis nicht auf einmahl zu Grunde gehen?
Phil. Ich mercke wohl, wer itzo bey dem Pöbel was erhalten wil, der muß ein Geistlicher seyn.
Ghir. Ja es muß ein Ertz-Bischoff seyn.
Phil. So wollen wir keinen Fleiß sparen. Jhr andern verfüget euch in das Castell / ob etwan der Vice-Roy die verlangten Sachen beschleunigen wolte.
Anaclerio, Afflitto.
Anacl. Ich gedachte es wohl / daß mein Pallast nicht würde verschonet bleiben: doch die besten Vogel sind ausgeflogen / die ledigen Wände kunt ich nirgends hin packen: also haben sie den unsinnigen Buben zu einem Freuden-Spiele gedienet. Aber ist der Zöllner Valencano verschonet blieben?
Affl. Sein Hauß lieget der Erden gleich / und das Volck hat eine sonderbare Grausamkeit gegen dieses Hauß gebrauchet.
Anacl. Der gute Kerl war Anfangs ein Schreiber auff dem Kauff-Hause: Darnach als jhm der Mehl-Zoll in die Hände fiel / so müssen freylich die Accidentia was ehrliches getragen haben. Doch schade um die wunderschönen Raritäten / daß sie verbrennen sollen.
Affl. Es ist alles dem Feuer zu Theil worden / nur in einem Stücke hat Masaniello seine Natur verändert: Denn es waren zwey Fäßgen mit Ungrischen Ducaten in ein Fenster gemauret / diese ließ er nicht verbrennen / sondern gab sie in sichere Verwahrung.
Anacl. Ich wil doch gerne erfahren / wenn sich der Bluthund an dem Brennen wird gesätiget haben?
Affl. Wenn kein Pallast mehr wird übrig seyn. Ach der Hertzog von Caivano hat auch an die Reihe gemust.
Anacl. Da wird unverwindlicher Schade geschehen seyn.
Affl. Ach freylich: er ist des Königes Secretarius: die besten und gewissesten Documenta hat er bey sich / damit hat Neapolis einen Schatz aus der Antiqvität verlohren / welcher sich mit keinem Golde wieder ersetzen läst. Die Geistlichen Schildereyen wurden in die Klöster ausgetheilet / doch die besten Kunst-Stücke / welche Weltlich waren / die musten mit den Büchern in das Feuer / und der Vorrath war so groß / daß sie an zwey Hauffen nicht genung hatten / sie musten auch den dritten anzünden.
Anacl. Wohl dem / der seine Sachen geflüchtet hat.
Affl. Es wird nicht lange anstehen / so werden alle Kirchen und Klöster exeqviret werden / dahin niemand das geringste salviren kan.
Anacl. Meine Sachen soll niemand ausforschen / und also komm er mit mir; weil mein Hauß brennt / so wird ein frischer Trunck wohl schmecken.
Affl. Wohl dem / der bey solcher Noth noch einen frischen Muth behalten kan.
Bonavita, Domenico und Allegro.
Dom. Ey / ey / das kan ich mir nicht einbilden: Es wird gewiß ein Mißverstand seyn.
Bon. Ich wil hoffen / wir Geistlichen werden verschonet seyn.
Alleg. Ich frage / wolt jhr pariren? jhr habt etliche Sachen aus den gestürmten Häusern in das Kloster geschafft: drum schickt jhr Excellentz der Stadt Oberster mein gnädiger Herr seinen vornehmen Leutenandt / und wil die Sachen heraus haben.
Dom. Ey / ey es wird ein Irrthum dabey seyn.
Alleg. (Kehret jhn herum.) Ey / ey / du alter Causenmacher / es ist freylich ein Irrthum: Die Kasten haben sich verirrt; aber die rechten Wege sollen jhnen schon gewiesen werden.
Bon. Wir sind schwache Leute / wer wil uns was anvertrauen?
Alleg. Du bist ein schwacher Schelm / aber deine Lügen sind gar starck. Ich frage nur / sol dein Kloster flugs den itzigen Augenblick da in der Aschen liegen?
Dom. Kans mein Heiliger Vater / mein Patron leiden / so muß ich zufrieden seyn.
Bon. Ach guter Freund / sprecht nur / es wäre nichts vorhanden gewesen.
Alleg. Guter Freund / ich hab es nicht gewust / daß man im Kloster lügen lernte. Komt nur / komt / und last mich eure Fuchslöcher visitiren / darnach wil ich schon aus gutem Gewissen reden.
Dom. Da ich ein junger Mönch war / da hätt ich solchen Frevel nicht gelitten.
Bon. Mein Freund es wird um ein Trinckgeld zu thun seyn.
Alleg. Du Schelm / du Bettler / hastu das Gelübde der Armut / und kanst ein Trinckgeld austheilen?
(Hie fallen etliche bewerthe Personen heraus und schreyen. Visitiret das Kloster.)
Bon. Ach jhr Herren / es soll alles willig heraus gegeben werden. Verschonet nur des Heiligen Ortes / daß keine Gewalt darinnen begangen wird.
(Sie schreyen insgesamt. Wir wollen sehen / obs wahr ist / und lauffen hinein / die Mönche folgen.)
Alleg. Die Rotte war mir zugeschwinde auff den Halse / ich hätte sonst um ein Trinckgeld tractiret / denn es heist / wir sind Soldaten; aber niemand giebt uns was / und stehlen sollen wir nicht. Der Vice-Roy hat mir auch seine Küche und Keller nicht mit vermacht / damit wäre Signor Allegro wohl zu frieden / wenn er ein klein nefas mit dem Trinckgelde machen könte.
Masaniello, Peronne, Geonino, Arpaja, Vitale, Mattheo. Item nach und nach allerhand Banditen.
Mas. So komt numehr jhr getreuen Neapolitaner / und sehet / wie sich der Staat / von eurem Vaterlande verändert hat. Die Bluthunde liegen zu Boden / welche sich mit eurem Marcke gesätiget haben: Und wer nunmehr die H. Justitz um Hülffe anruffen wird / der soll durch keinen unnöthigen Process aufgehalten werden. Herr Geonino, was ist dieses vor ein Libell?
Geon. Es betrifft eine Erbschafft / da ein Bruder den andern um die Helffte des Vermögens gebracht hat.
Mas. Stracks / last diese Güter gleiche mit einander theilen / oder es sol der schuldige Theil den Kopff lassen.
Arp. Und hie sollicitiret ein ehrlicher Mann um eine Post Geld / welche jhm auf dem Rath-Hause versaget worden / da er doch Brieff und Siegel darüber hat.
Mas. Stracks last jhm das Geld auszahlen / oder die schuldigen Personen sollen alle hencken.
Vit. Hie giebt ein ehrlicher Mann ein Schreiben ein / der beschwerst sich gegen seinem Nachbar / daß er jhm die Kosten zu der Schiedewand nicht wolle tragen helffen.
Mas. Jagt den unruhigen Nachbar aus dem Hause / und last jhn so lange in dem Gefängnis zappeln / biß er gewilliget hat.
Piccone (Kömt und bringt Celio geschlept.)
Picc. Mein Herr / da ist ein Bürger / der hat geseuffzet / als wir dem Schelmen / dem Mehl-Zöllner das Hauß verbrennten.
Arp. Hund / wiltu dich der Macht des Volckes wiedersetzen?
Cel. Ach! Gnade / ich habe nichts gethan.
Mas. Wer hat es gesehen?
Picc. Ich und noch zehn tausend.
Cel. O weh / ich bin verlohren!
Mas. Augenblicks last jhn aufhencken / so wird jhm das Seuffzen verboten seyn.
Cel. Ach / wohin wend ich mich bey meiner Unschuld!
Arp. In diesem Gerichte wissen wir von keiner Appellation.
(Er wird weg geführet. Bravo bringt Titta geschleppt.)
Brav. Mein Herr / dieser hat in seinem Hause unterschiedene Gewehr gehabt / und auf ergangenen Befehl / hat er solches verschweigen wollen.
Tit. Ich wil es liefern: Man lasse mir nur vor dißmahl Gnade zukommen.
Mas. Was geht dich die Gnade an? auff! reisset dem Bösewicht den Kopff von dem Nacken herunter.
Tit. Ich habe nichts gethan.
Arp. Wenn der Kopff vor den Hintersten liegen wird / da solstu noch weniger thun.
Tit. O grausame Zeit!
(Sie schleppen jhn hinweg / Furfante und Rubina.)
Furf. Da hab ich eine Bestie.
Rub. Last mich gehen / ich bin eine ehrliche Frau.
Furf. Die Ehrligkeit soll dir bezahlet werden.
Rub. Ich habe dich um keinen Lohn angesprochen.
Furf. So wil ichs ungebeten thun. Mein Herr / es ist ein Befehl ausgegangen / daß die Gassen sollen gekehret werden: Die Frau hat sich wiedersetzt / und ist ungehorsam gewesen.
Rub. Ach / ich wil es noch thun / es wird nichts versäumet seyn!
Mas. Die Gnaden-Zeit ist freylich versäumt; geisselt sie wohl ab / und werffet sie hernach in die See.
Rub. Ach! die Strafe ist zu schrecklich!
Arp. Was fragen wir darnach? Kanstu sie erleiden so sind wir zufrieden / wilstu nicht / so lauff davon / wo du kanst.
Rub. Ach / hätt ich das gewust / wie gern hätt ich wollen gehorsam seyn.
(Sie wird hinein geschlept / Formaggio bringet Sarpi.)
Form. Mein Herr / es ist befohlen worden / daß ein jeder das Bild des Königes in Hispanien über die Thüre setzen soll: Dieser Edelmann ist ungehorsam gewesen.
Sarp. Die Unwissenheit wird mich entschuldigen / ich kan wohl sagen / daß mich kein Mensch dessentwegen erinnert hat.
Mas. Du Bestie / wilstu noch gerecht seyn?
Sarp. Mein Herr / ich bin gerecht / und wofern jemand meinen Gehorsam in Zweifel setzen wil / so bin ich erbötig / dem Befehle nach zukommen.
Mas. Was wir befehlen / dabey soll niemand etliche Stunden Bedenckzeit nehmen.
Sarp. Ich höre den Befehl zum ersten mahl / er sol Augenblicklich vollzogen werden.
Mas. Der rechte Augenblick ist schon verschwunden. Reisst ihn hin / und weil jhn nach einem ehrlichen Tode verlanget / so mag er zur Gnade archibusiret werden.
Sarp. Ich bezeuge mit dem Himmel / daß ich keines Ungehorsams wegen kan gestrafft werden.
Mas. Das Wort ist gesprochen: vollziehet meinen Befehl.
Sarp. Ach! jhr Freunde / wo seyd jhr? lernet diesem Herren gehorsam seyn / daß jhr nicht eben diese Strasse gehn müsset.
(Pasqvella kömt gelaufen und führet Picolo.)
Pasq. Hertzliebster Mann da ist ein verfluchter Schelm / der hat das Brodt um etliche Untzen zu leicht gebacken.
Pic. Gewiß ich habe keine Schuld: ob meine Frau oder der Beck-Knecht etwas versehen hat / dawieder wil ich nicht streiten.
Pasq. Ja / ja / du bist gar der rechte Vogel.
Pic. Ich habe mich gar gerne nach dem Befehl gerichtet / ich wil auch ins künfftige das Brodt gar gerne selber wiegen.
Mas. Du Bösewicht / du solst es am längsten gewogen haben. Auf / und wo der nechste Back-Ofen ist / da steckt den Betrüger in die volle Glut. Unser Handel ist wegen des Brodtes angefangen.
Pic. Ach! Gnade / Gnade / Gnade! ich wil gerne backen / was die ordentliche Taxe mitbringet.
Arp. Wir wollen dich in den Back-Ofen weisen: kanstu was darinnen zu wege bringen / so wird dir das Handwerck nicht geleget werden.
Pic. Ach verflucht sey meine Boßheit / die so einen Lohn bekomt.
(Neri bringt Paolo geschlept.)
Paol. Ach ich bin ein Geistlicher: ach schont um meines Heiligen Standes willen.
Ner. Du bist mir ein Geistlicher aus der theuren Zeit. Komm fort / du must es itzo wohlfeiler geben.
Mas. Wer ist hier?
Ner. Herr / ein Geistlicher / der im Ehbruche ergriffen ist.
Paol. Ich leide Gewalt; ich habe nur mit meiner Beicht-Tochter etwas von dem Fege-Feuer geschwatzt.
Ner. Du wirst in das rechte Fege-Feuer kommen.
Mas. Bistu solcher That schuldig?
Paol. Ich appellire an meine Obrigkeit.
Mas. Bube! davor mustu sterben. Auf und henckt jhn bey den Beinen auf / daß er des Ehebrechens vergist.
Paol. O weh! was wird aus uns Geistlichen!
(Er wird hinein geschlept.)
(Zeppa und Villanella bringen Allegro geschlept.)
Zep. Je du Viel-Fraß!
Vill. Je du Geitz-Halß!
Zep. Die Mahlzeit soll dir gesegnet werden.
Vill. Du hast das Fleisch zuvor gefressen / nun wird die Tuncke hernach kommen.
Mas. Was ist hier vor ein Maleficante?
Alleg. Au / das ist ein garstiger Titel.
Zep. Er ist angeklagt worden.
Vill. Und zwar einer grossen Boßheit wegen.
Alleg. Ach die Sünd ist gar klein.
Zep. Es ist ein Pallast verbrennt worden / und da hat das Feuer eine Speckseite etwas weit in die Gasse hingetrieben / die hat der Schelm wieder das Gebot aufgehoben und gefressen. Und hat er nicht verdienet / daß sein schelmischer Rump mit auf den Holtz-Hauffen geworffen wird?
Mas. Ist es wahr? hastu dich die Näscherey verführen lassen?
Alleg. Ich darff solche vornehme Leute nicht Lügen strafen: Es muß wohl wahr seyn.
Mas. Warum lebstu wieder das Gebot?
Alleg. Herr / ich wolte mir gerne etliche Pfund Courage in den Leib fressen / daß ich desto geschickter würde / die andern Häuser zu stürmen.
Mas. Die Entschuldig erhält dich beym Leben. Doch damit die Gerechtigkeit nicht beleidiget wird / solstu funffzig scharffe Streiche auf die Achseln bekommen. Jhr wisset / wem die Execution zukömt. Jhr andern aber folget mir / daß die Rechnung der Palläste / welche die öffentliche Strafe ausstehen sollen / einmahl vollzogen wird.
Neri, Bruno, Allegro.
(Neri und Bruno haben ausgestopffte Würste in den Händen.)
Ner. So knie nieder / du Speckfresser / und leide deine Strafe.
Brun. Und wo du ungeduldig bist / so wollen wir entschuldigt seyn / wofern die funffzigste Zahl überschritten wird.
Ner. Wie stehst du als ein Klotz? Wo wir Hand anlegen / solstu dich bald in dem Staube herum weltzen.
Alleg. Ey / jhr lieben Brüder / es war nur Vexiererey: was ist dem Herrn Obersten damit gedienet / wenn mir die Achseln weh thun?
Ner. Aber was ist dir mit gedient / wenn wir ungehorsam seyn / und von dem Herrn Obersten gestrafft werden?
Alleg. Ein Schelm / der den andern verräth.
Brun. Wir wollen den sichern Weg gehen. Knie nieder / oder ich schmeisse dir die Beine entzwey.
Alleg. Gewiß jhr verdient schlechten Danck bey mir.
Ner. Du Bettelhund / wer wolte sich um deinen Danck viel bekümmern?
(Sie werffen ihn nieder.)
Halt aus / und laß uns Zeit.
Alleg. Ich protestire / daß alles wieder meinen Willen geschiehet.
(Hier schlägt einer nach dem andern auf Allegro loß / und zehlet Eins / Zwey / Drey / Vier.)
Alleg. Achte / Zwölffe.
Ner. Ertz-Vogel / du hast erst Vier / warum zehlstu Zwölffe? Fünffe / Sechse.
Alleg. Gewiß es wahren schon Zwölffe / itzt waren Sechzehn.
Brun. Du machst mich irre / wir werden gantz von vorne müssen anfangen.
Alleg. Unrecht / unrecht / es sind nur Zehn.
(Sie agiren und zehlen poßierlich mit einander; endlich entläufft jhnen Allegro und sie folgen ihm nach.)
Buffone, Lurcone, Poltrone nebst noch etlichen stummen Bauren.
Buff. Nun haben wir unsern Lauff-Zettel; wir mögen nun hingehen / wo wir seyn herkommen.
Lurc. Unser Soldaten-Standt hat nicht lang gewähret: wo wir unsern Weibern die Beute berechnen sollen / so werden wir trefliche kleine Register machen.
Polt. Was frag ich darnach? ich habe mich an meiner Stange schon müde getragen. Es ist besser / ich faulentze auf dem Dorffe / als daß ich in der Stadt Wache stehe.
Buff. Es ist wahr / ein Bauer ist ein schröcklicher Narr / wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit hat er voll auff. Und wenn es zum Fressen / Rauben und Stehlen komt / so hat er gemeiniglich noch nicht Feyerabend.
Lurc. Es hatte wohl was zu stehlen gesetzt: Allein der Herr Oberste war gar sträfflich.
Polt. Er ist gewiß in einen Feurigen Zeichen gebohren / daß er alles so gerne verbrennen läst. Ich wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehrlicher Kerl hätte auf das Geld / das so unnützlich verdorben ist / sein Lebetage können ein rechtschaffener Müßiggänger bleiben.
Buff. Aber / was dünckt euch dann von dem Lermen / der in der Stadt angefangen ist? wird es auch einen guten Ausgang gewinnen?
Lurc. Da laß ich sie dafür sorgen: Wenn nur mein Juncker auch was darvon kriegte. er hat es an uns armen Unterthanen redlich verdienet.
Polt. Ich mag meinem Juncker kein Unglück anwünschen: es ist der alte Bund / daß ein Bauer geschoren wird: Und der neue Bund ist dieser / wers nicht leiden wil / muß sich doppelt scheren lassen.
Buff. Aber die Bürger machens schröcklich plump.
Lurc. Sie versuchens / wie weit es angeht. Wenn die grossen Herren jhre Räncke werden fertig haben / so mögen sie zusehen / wo sie die Köpffe zusammen auflesen.
Polt. Ich lasse es gehn / wenn ich nur meinen Kopff behalte.
Buff. Aber hört jhr Cameraden, Stehlen und Rauben ist in der Stadt zu einer freyen Kunst worden. Wie wäre es / wenn wir auf dem Lande das Handwerck auch anfiengen?
Lurc. Sie möchten nur an uns Bauren den Anfang machen / wenn sie dem Hencker eine Arbeit verdingen wolten.
Polt. Ich wil zusehn: schlagt jhr was todt / so wil ich den Leuten vollends das jhrige nehmen helffen: aber zum Galgen schickt sich irgend meine Kehle nicht.
Buff. Wir müssen uns nach dem Wetter in der Stadt richten: So lange als keine Boßheit da gestrafft wird / so lange wird niemand der Bauern halben eine grosse Richter-Banck bauen lassen.
Lurc. Auf die Weise wil ich mit machen.
Polt. Und ich wil dem Spiele zusehn / wie mirs gefällt.
Buff. Gebt mir die Hände und sagt mir zu / daß wir für einen Mann stehen wollen / der erste Kerl der uns begegnet / der soll uns das heutige Gelach bezahlen.
Die Vorigen und Allegro im Reise-Rocke.
Alleg. Ich habe des Stadt-Lebens gar überdrüßig. Und wenn ich vor eine Speckseite solche Schmertzen in der Achsel erdulden soll / so werd ich eine Gelegenheit auf dem Lande suchen / da ich des Tages ein Gerichte Rebhüner und Forellen verdienen kan.
Buff. Siehstu den reisenden Herren da?
Lurc. Es ist gewiß ein reicher Kauffmann.
Polt. Ich spreche / er ist eines Edelmannes Diener / der die Edelgesteine auf das Dorff hinaus tragen soll.
Buff. Er mag seyn / was er wil / er muß sich von uns ausschelen lassen.
Alleg. Ich habe mich manirlich müssen davon stehlen / daß mir meine kleine Narren nicht nachgelauffen seyn; denn ich wuste nicht / wo ich meine Compagnie unterhalten solte.
Buff. (Greifft an.) Höre doch Kerle / warum gehstu bey ehrlichen Leuten vorbey / und grüssest sie nicht?
Alleg. Meine Dienste dem Herrn / zwey / drey / viermahl / meine Dienste dem Herrn.
Buff. Nun begehren wir deinen Gruß nicht: Gib her / was du hast / oder dein Kopff soll so weich werden, als wie ein neugebackener Kühfladen.
Alleg. Die Herren verstehen mich gewiß nicht: Meinen freundlichen Gruß zuvor.
Buff. Und unsere willige Dienste zuvor. Gib her was du hast / das andere behalt dir.
Alleg. Ich bin ein armer Exulante, ich habe nicht viel.
Buff. Das steht zu erfahren.
(Sie überfallen jhn / und nach viel lächerlichen Possen ziehen sie jhn gantz aus / biß auff das Hemde.)
Alleg. Ach schämt euch doch / und last mir nur das Hemde.
Buff. Das lassen wir wohl bleiben; ich weiß auch einen Schelmen, der hatte seine Ducaten in das Hemde genähet.
Alleg. Ach! jhr seht ja / wie das Hemde hinten und forne zerrissen ist: wo wil doch ein Ducaten darin beherberget werden?
Buff. Es hilfft nichts / zeuch dich guttwillig aus oder wir ziehn dir die Haut mit dem Hemde ab.
(Sie ziehn ihn aus: Er hat ein glat Leibfarbig Kleid an und hinten einen Fuchs-Schwantz:)
Buff. Du Schelm / was hastu da?
Alleg. Ach jhr Herrn. Meine Mutter hat mirs zum Mahlzeichen gegeben / daß sie mich einmahl in der Welt wiederfinden kan.
Buff. Nun so lauff immer fort.
Alleg. Doch gebt nur was wieder / daß ich nicht gar nackend bin.
Buff. Da hastu doch was / damit du unsre Gütigkeit erkennen magst.
(Er giebt jhm die grosse Papierne Krause.)
Alleg. Wer kan davor / ich bedecke mich / so weit ich kan.
Buff. Geh uns vom Leibe / du Schelm / wirstu uns nachfolgen / so mustu noch sterben.
Alleg. Ich wil nicht sterben: Aber ich wil auch an das fröliche Land-Leben gedencken / und nunmehr wird es müssen ein reicher Herr seyn / der mich aus meiner Noth erlösen kan.
(Er agirt poßierlich mit der Krause und geht ab.)