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(Die auf einer Erhöhung dem Ufer des Flusses zunächststehenden Männer gewahren zuerst die Ankunft Lohengrins, welcher in einem Nachen, von einem Schwan gezogen, auf dem Flusse in der Ferne sichtbar wird. Die vom Ufer entfernter stehenden Männer im Vordergrunde wenden sich zunächst ohne ihren Platz zu verlassen mit immer regerer Neugier fragend an die dem Ufer näher stehenden; sodann verlassen sie den Vordergrund, um selbst am Ufer nachzusehen.)
Die Männer
Seht! Seht! Welch ein seltsam Wunder! Wie? Ein Schwan?
Ein Schwan zieht einen Nachen dort heran!
Ein Ritter drin hoch aufgerichtet steht!
Wie glänzt sein Waffenschmuck! Das Aug' vergeht
vor solchem Glanz! Seht, näher kommt er schon heran!
An einer goldnen Kette zieht der Schwan!
(Auch die letzten eilen noch nach dem Hintergrunde; im Vordergrunde bleiben nur der König, Elsa, Friedrich, Ortrud und die Frauen. Von seinem erhöhten Platze aus überblickt der König alles; Friedrich und Ortrud sind durch Schreck und Staunen gefesselt; Elsa, die mit steigender Entzückung den Ausrufen der Männer gelauscht hat, verbleibt in der Mitte der Bühne; sie wagt gleichsam nicht, sich umzublicken. Die Männer stürzen in höchster Ergriffenheit wieder nach vorn.)
Ein Wunder! Ein Wunder!
Ein Wunder ist gekommen,
ein unerhörtes, nie gesehnes Wunder!
Ein Wunder! Ein Wunder! usw.
Die Frauen
Dank, du Herr und Gott, der die Schwache beschirmet!
Elsa (hat sich umgewandt und schreit bei Lohengrins Anblick laut auf)
Ha!
Alle Männer und Frauen
Sei gegrüßt, du gottgesandter Mann! usw.
(Der Nachen, vom Schwan gezogen, erreicht in der Mitte des Hintergrundes das Ufer; Lohengrin, in glänzender Silberrüstung, den Helm auf dem Haupte, den Schild im Rücken, ein kleines goldenes Horn zur Seite, steht, auf sein Schwert gelehnt, darin. Friedrich blickt in sprachlosem Entsetzen auf Lohengrin hin. Ortrud, die während des Gerichtes in kalter, stolzer Haltung verblieben, gerät beim Anblick des Schwans in tödlichen Schrecken. Sowie Lohengrin die erste Bewegung macht, den Kahn zu verlassen, tritt bei allen sogleich das gespannteste Stillschweigen ein.)
Lohengrin (neigt sich zum Schwan)
Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!
Zieh durch die weite Flut zurück,
dahin, woher mich trug dein Kahn,
kehr wieder nur zu unsrem Glück!
Drum sei getreu dein Dienst getan!
Leb wohl, leb wohl, mein lieber Schwan!
(Der Schwan wendet langsam den Nachen und schwimmt den Fluß zurück. Lohengrin sieht ihm eine Weile wehmütig nach.)
Die Männer und Frauen
Wie faßt uns selig süßes Grauen!
Welch holde Macht hält uns gebannt!
Wie ist er schön und hehr zu schauen,
den solch ein Wunder trug ans Land!
(Lohengrin verläßt das Ufer und schreitet langsam und feierlich nach dem Vordergrund.)
Lohengrin (verneigt sich vor dem König)
Heil, König Heinrich! Segenvoll
mög' Gott bei deinem Schwerte stehn!
Ruhmreich und groß dein Name soll
von dieser Erde nie vergehn!
Der König
Hab Dank! Erkenn' ich recht die Macht,
die dich in dieses Land gebracht,
so nahst du uns von Gott gesandt?
Lohengrin
Zum Kampf für eine Magd zu stehn,
der schwere Klage angetan,
bin ich gesandt. Nun laßt mich sehn,
ob ich zu Recht sie treffe an.
(Er wendet sich etwas näher zu Elsa.)
So sprich denn, Elsa von Brabant:
Wenn ich zum Streiter dir ernannt,
willst du wohl ohne Bang' und Graun
dich meinem Schutze anvertraun?
Elsa (die, seitdem sie Lohengrin erblickte, wie in Zauber regungslos festgebannt war, sinkt, wie durch seine Ansprache erweckt, in überwältigend wonnigem Gefühle zu seinen Füßen)
Mein Held, mein Retter! Nimm mich hin;
dir geb' ich alles, was ich bin!
Lohengrin
Wenn ich im Kampfe für dich siege,
willst du, daß ich dein Gatte sei?
Elsa
Wie ich zu deinen Füßen liege,
geb' ich dir Leib und Seele frei.
Lohengrin
Elsa, soll ich dein Gatte heißen,
soll Land und Leut' ich schirmen dir,
soll nichts mich wieder von dir reißen,
mußt eines du geloben mir:
Nie sollst du mich befragen,
noch Wissens Sorge tragen,
woher ich kam der Fahrt,
noch wie mein Nam' und Art!
Elsa (fast bewußtlos)
Nie, Herr, soll mir die Frage kommen!
Lohengrin
Elsa! Hast du mich wohl vernommen?
Nie sollst du mich befragen,
noch Wissens Sorge tragen,
woher ich kam der Fahrt,
noch wie mein Nam' und Art!
Elsa (mit großer Innigkeit zu ihm aufblickend)
Mein Schirm! Mein Engel! Mein Erlöser,
der fest an meine Unschuld glaubt!
Wie gäb' es Zweifels Schuld, die größer,
als die an dich den Glauben raubt?
Wie du mich schirmst in meiner Not,
so halt' in Treu' ich dein Gebot!
Lohengrin (ergriffen und entzückt sie an seine Brust erhebend)
Elsa! Ich liebe dich!
(Beide verweilen eine Zeitlang in der angenommenen Stellung.)
Die Männer und Frauen
Welch holde Wunder muß ich sehen?
Ist's Zauber, der mir angetan?
Ich fühl' das Herze mir vergehen,
schau' ich den hehren, wonnevollen Mann!
Lohengrin (geleitet Elsa zum König und übergibt sie dessen Hut, dann schreitet er feierlich in die Mitte des Kreises)
Nun hört! Euch, Volk und Edlen, mach' ich kund:
Frei aller Schuld ist Elsa von Brabant!
Daß falsch dein Klagen, Graf von Telramund,
durch Gottes Urteil werd' es dir bekannt!
Brabantische Edle (erst einige, dann immer mehrere, heimlich zu Friedrich)
Steh ab vom Kampf! Wenn du ihn wagst,
zu siegen nimmer du vermagst!
Ist er von höchster Macht geschützt,
sag, was dein tapfres Schwert dir nützt?
Steh ab! Wir mahnen dich in Treu'!
Dein harret Unsieg, bittre Reu'!
Friedrich (der bisher unverwandt und forschend sein Auge auf Lohengrin geheftet, mit leidenschaftlich schwankendem und endlich sich entscheidendem inneren Kampfe)
Viel lieber tot als feig!
Welch Zaubern dich auch hergeführt,
Fremdling, der mir so kühn erscheint,
dein stolzes Drohn mich nimmer rührt,
da ich zu lügen nie vermeint.
Den Kampf mit dir drum nehm' ich auf
und hoffe Sieg nach Rechtes Lauf!
Lohengrin
Nun, König, ordne unsern Kampf!
(Alles begibt sich in die erste Gerichtsstellung.)
Der König
So tretet vor, zu drei für jeden Kämpfer,
und messet wohl den Ring zum Streite ab!
(Drei sächsische Edle treten für Lohengrin, drei brabantische für Friedrich vor, sie messen mit feierlichen Schritten den Kampfplatz aus und stecken ihn, einen vollständigen Ring bildend, durch ihre Speere ab.)
Der Heerrufer (in der Mitte des Kampfringes)
Nun höret mich und achtet wohl:
Den Kampf hier keiner stören soll!
Dem Hage bleibet abgewandt,
denn wer nicht wahrt des Friedens Recht,
der Freie büß' es mit der Hand,
mit seinem Haupte büß' es der Knecht!
Alle Männer
Der Freie büß' es mit der Hand,
mit seinem Haupte büß' es der Knecht!
Der Heerrufer (zu Lohengrin und Friedrich)
Hört auch, ihr Streiter vor Gericht!
Gewahrt in Treue Kampfes Pflicht!
Durch bösen Zaubers List und Trug
stört nicht des Urteils Eigenschaft!
Gott richtet euch nach Recht und Fug,
so trauet ihm, nicht eurer Kraft!
Lohengrin und Friedrich (zu beiden Seiten außerhalb des Kampfkreises stehend)
Gott richte mich nach Recht und Fug,
so trau' ich ihm, nicht meiner Kraft!
Der König (mit großer Feierlichkeit in die Mitte vorschreitend)
Mein Herr und Gott, nun ruf ich dich,
(Alle entblößen das Haupt und lassen sich zur feierlichsten Andacht an.)
daß du dem Kampf zugegen seist!
Durch Schwertes Sieg ein Urteil sprich,
das Trug und Wahrheit klar erweist!
Des Reinen Arm gib Heldenkraft,
des Falschen Stärke sei erschlafft!
So hilf uns, Gott, zu dieser Frist,
weil unsre Weisheit Einfalt ist!
Elsa und Lohengrin
Du kündest nun dein wahr Gericht,
mein Gott und Herr, drum zag' ich nicht! usw.
Ortrud
Ich baue fest auf seine Kraft,
die, wo er kämpft, ihm Sieg verschafft! usw.
Friedrich
Ich geh' in Treu vor dein Gericht!
Herr Gott, nun verlaß mein' Ehre nicht!
Der König
Mein Herr und Gott, dich rufe ich! usw.
So künde nun dein wahr Gericht!
Mein Herr und Gott, nun zögre nicht!
Der Heerrufer und alle Männer
Des Reinen Arm gib Heldenkraft usw.
So künde nun dein wahr' Gericht,
du Herr und Gott, nun zögre nicht!
Die Frauen
Segne ihn! Herr, mein Gott! Segne ihn!
(Alle treten unter großer feierlicher Aufmerksamkeit an ihre Plätze zurück. Die sechs Kampfzeugen bleiben bei ihren Speeren dem Ringe zunächst, die übrigen Männer stellen sich in geringerer Weite um ihn her. Elsa und die Frauen im Vordergrund unter der Eiche beim König. Auf des Heerrufers Zeichen blasen die Heerhornbläser den Kampfruf. Lohengrin und Friedrich vollenden ihre Waffenrüstung. Der König zieht sein Schwert und schlägt damit dreimal an den an der Eiche aufgehängten Schild. Beim ersten Schlage nehmen Lohengrin und Friedrich die Kampfstellung ein; beim zweiten ziehen sie die Schwerter und legen sich aus; beim dritten Schlage beginnen sie den Kampf. Lohengrin greift zuerst an. Nach mehreren ungestümen Gängen streckt er mit einem weitausgeholten Streiche seinen Gegner zu Boden. Friedrich versucht sich wieder zu erheben, taumelt einige Schritte zurück und stürzt zu Boden. Mit Friedrichs Fall ziehen die Sachsen und Thüringer ihre Schwerter aus der Erde, die Brabanter nehmen die ihrigen auf.)
Lohengrin (das Schwert auf Friedrichs Hals setzend)
Durch Gottes Sieg ist jetzt dein Leben mein:
(Von ihm ablassend.)
Ich schenk' es dir, mögst du der Reu' es weihn!
(Der König nimmt seinen Schild von der Eiche. Alle Männer stoßen ihre Schwerter in die Scheiden. Die Kampfzeugen ziehen die Speere aus der Erde. Jubelnd brechen alle Edlen und Männer in den vorherigen Kampfkreis, so daß dieser von der Masse dicht erfüllt wird.)
Alle Männer und Frauen
Sieg! Sieg! Sieg!
Heil! Heil dir, Heil!
Der König (sein Schwert ebenfalls in die Scheide stoßend)
Sieg! Sieg!
Elsa
O fänd' ich Jubelweisen,
deinem Ruhme gleich,
dich würdig zu preisen,
an höchstem Lobe reich!
In dir muß ich vergehen,
vor dir schwind' ich dahin,
soll ich mich selig sehen,
nimm alles, was ich bin!
(Der König führt Elsa Lohengrin zu, sie sinkt an Lohengrins Brust.)
Der König und die Männer
Ertöne, Siegesweise,
dem Helden laut zum höchsten Preise!
Ruhm deiner Fahrt!
Preis deinem Kommen!
Heil deiner Art,
Schützer der Frommen!
Du hast gewahrt
das Recht der Frommen,
Preis deinem Kommen,
Heil deiner Art!
Dich nur besingen wir,
dir schallen unsre Lieder!
Nie kehrt ein Held gleich dir
zu diesen Landen wieder!
Ortrud (die Friedrichs Fall mit Wut gesehen, den finsteren Blick unverwandt auf Lohengrin geheftet)
Wer ist's, der ihn geschlagen,
durch den ich machtlos bin?
Der König
Preis deiner Fahrt!
Heil deiner Art!
Lohengrin (Elsa von seiner Brust erhebend)
Den Sieg hab' ich erstritten
durch deine Rein' allein;
nun soll, was du gelitten,
dir reich vergolten sein! usw.
Die Frauen
Wo fänd' ich Jubelweisen,
seinem Ruhme gleich,
ihn würdig zu preisen,
an höchstem Lobe reich!
Du hast gewahrt usw.
Alle Männer
Du hast gewahrt usw.
Elsa
O fänd' ich Jubelweisen usw.
Der König
Heil sei deiner Fahrt usw.
Ortrud
Wer ist's, der ihn geschlagen usw.
Sollt' ich vor ihm verzagen,
wär' all mein Hoffen hin? usw.
Friedrich (sich am Boden qualvoll windend)
Weh, mich hat Gott geschlagen,
durch ihn ich sieglos bin!
Am Heil muß ich verzagen,
mein Ruhm und Ehr' ist hin! usw.
(Friedrich sinkt zu Ortruds Füßen ohnmächtig zusammen. Junge Sachsen erheben Lohengrin auf seinen Schild und Brabanter Elsa auf den Schild des Königs, auf welchen zuvor mehrere ihre Mäntel ausgebreitet haben; so werden beide unter Jauchzen davongetragen.)