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Am Wege stand ein großer marmorner Römersarg. Ein blühender Holunderbaum streckte seine Aeste darüber. Bei dem Sarge saß eine fremde bleiche Frau im Witwenkleid.

Sie wartete auf jemand.

Die fremde Frau führte mich in das leuchtende Haus und alles war so, wie es immer gewesen.

Ich fragte die fremde Frau, warum sie ein schwarzes Kleid trüge?

Es sähe nach Begräbnis aus!

Da ging sie aus dem Zimmer, kam bald wieder, hatte ein helles Kleid an und lächelte.

Mittags schüttete sie frische Blumen über den Tisch.

Jetzt leben wir so dahin ... Nur, daß die fremde Frau jetzt immer lächelt.

*

Ich bin in meinem Frühlingszimmer, sitze an meinem Tisch unter dem Sterbenden und will schreiben – arbeiten – dichten.

Ich muß arbeiten und dichten!

Sonst kann ich nicht mehr leben! Und wenn ich nicht mehr leben kann, muß ich sterben. Und wenn ich sterben muß, sehe ich das Weib mit den weißen Lilien nicht mehr wieder. Und wenn ich sie nicht wiedersehe, finde ich auch im Grabe keine Ruhe.

Aber ich habe in meinem Kopf ein Heer von Ameisen. Sie durchbohren mein Gehirn, zernagen es, fressen es.

Aber dichten muß ich!

Manchen Tag kann ich einige Worte schreiben. Zu einem einzigen Worte brauche ich oft eine ganze Stunde, bis ich es aus meinem dunkeln Gehirn auf das weiße Papier bringe.

Dabei höre ich zu, wie die Ameisen in meinem Gehirn bohren, nagen, fressen.

Es knirscht leise.

*

Immerfort kommt die fremde Frau zu mir und legt mir ihre Hände auf die Stirn. Dann hören die Ameisen sogleich auf zu nagen.

Dann wird es still.

Ich verrate es jedoch nicht. Lieber lasse ich mein Gehirn fressen und bleibe allein.

*

Einmal ging ich spazieren.

Ich kam zu den Cypressen und setzte mich an den Teich. Vor mir lag ein bedrucktes Papier. Ich sah immerfort, immerfort darauf hin: die schwarzen Buchstaben wimmelten und krochen durcheinander wie die Ameisen.

Und dann las ich ...

Das Papier war eine römische Zeitung und in der Zeitung stand eine Kritik über ein Stück des Grafen Cola Campana. Es war ein schlechtes Stück, das verdient hätte, ausgehöhnt zu werden. Aber der Autor war einst ein berühmter Mann gewesen – war jetzt ein alter Mann geworden. Darum war man so rücksichtsvoll, das schlechte Stück schweigend zu den Toten zu werfen. Uebrigens ging jetzt der alte Mann, der einst ein berühmter Mann war, in der Villa Falconieri langsam, aber sicher einer geistigen Nacht entgegen.

Einer geistigen Nacht entgegen gehen – das also bedeuten in meinem Kopfe die Ameisen?

Jetzt weiß ich's!

Euch allen, die ihr im Lichte der Sonne wandelt, sage ich: es thut weh, wenn man langsam, aber sicher einer geistigen Nacht entgegen geht. Darum:

Hütet euch!

*

Ich werde mich jetzt scharf beobachten, werde es genau verzeichnen: wie der Tag weiter und weiter hinter mir zurückbleibt, wie die lange Nacht beginnt, wie es dunkler und dunkler wird –

Ganz dunkel!

*

Ob das bereits die Abenddämmerung ist?

Wenn ich Lust habe, auf Händen und Füßen zu kriechen und zu brüllen wie ein Tier!

Mein Kopf ist ein zertrümmertes Gefäß, durch welches der Wind weht.

Es stürmt und braust in meinem zertrümmerten Hirn und ist bitter kalt.

*

Ich schreibe Briefe – immerfort, immerfort Briefe!

Und habe ich hunderttausendmal hunderttausend Briefe geschrieben, stelle ich mich damit ans offene Fenster und lasse die hunderttausendmal hunderttausend Briefe expedieren.

Wie lustig sie flattern!

Und sie sind doch so traurig!

In einigen Briefen steht:

»Warum hast Du mir das angethan?«

Und in anderen:

»Ich warte!«

Und wiederum in anderen:

» Aus Mitleid

Die Ameisen, die Ameisen! Der eisig kalte Wind, der durch mein leeres Haupt bläst!

Mich friert.

*

Unter meinen Fenstern liegt der kühle dunkle Hof. Er ist von meinen Briefen ganz weiß, als hätte es Blüten geschneit. Marias Rosenstrauch knospet und blüht. Die lichten Ranken wachsen und wachsen. Wie schlanke weiche zärtliche Frauenarme umschlingen sie die Mauern. Sie umschlingen die Hallen, das ganze Haus.

Wie es leuchtet!

Und eine leise süße Kinderstimme erzählt liebliche Märchen.

Still, ganz still!

Wir sitzen ganz still unter den Rosen, damit die fremde Frau uns nicht sieht.

Die Rosen umschlingen uns! Wir können nicht mehr hinaus!

Wir sind eingemauert in Rosen.

*

Lasset uns Tempel bauen!

Tempel aus strahlendem Marmor, mit goldenen Bildnissen zwischen funkelnden Säulen in schimmernden Hallen.

Welches aber ist die glanzvolle Gottheit, die wir darin anbeten wollen?

Die irdische Liebe!

Sie ist die höchste Gottheit.

Sie stillt Thränen und Blut, gibt Schlaflosen Schlaf, Friedlosen Frieden. Sie macht Weinende lächeln und Sterbende leben. Und sie bringt um den Verstand.

Darum ist es die höchste Gottheit!

Denn es gibt nichts Barmherzigeres unter der Sonne: also nichts Göttlicheres, als was die Menschen um den Verstand bringt. Wer keinen Verstand hat, kann nicht denken. Und wer nicht denkt, kann nicht leiden. Und wer nicht leidet, ist selig. Und wer selig ist, ist ein Gott.

Lasset uns leuchtende Tempel bauen der gütigen barmherzigen Gottheit, die uns arme leidende Menschen um den Verstand bringt!

*

Ich wurde noch kein Gott; denn ich fühle noch – leide noch.

Ich fühle in meinem dunklen Gehirn die bohrenden nagenden fressenden Ameisen, fühle in meinem Haupt den eisigen wilden Wind und in meiner unsterblichen Seele die ewigen Erinnerungen.

Droben auf Tusculum war's, in dem kleinen Hause mit den eingemauerten Marmorleibern. Wir standen vor der Schwelle des Paradieses und wagten nicht, sie zu überschreiten. Es war eine schwüle wollüstige, von Düften durchströmte Sommernacht. Ueber dem Kreuz von Tusculum stieg ein Gewitter auf und sie fürchtete sich.

Ich habe aber niemals eine Frau geküßt, die in meinen Armen gebebt hat. Ich war immer sehr stolz.

Also sagte ich ihr:

»Wenn du dich fürchtest, will ich fort. Laß mich fort! Ich kann nicht länger allein mit dir sein; und – du fürchtest dich.«

Und ich wollte fort!

Da hielt sie mich zurück.

Warum that sie's, wenn sie mich nicht –

Unter Blitz und Donner überschritten wir die Schwelle. Auf meinen Armen trug ich sie ins Paradies hinein.

Und wir wurden schuldig.

*

Kann eine Frau aus Mitleid Priesterin und Bacchantin zugleich – zugleich Göttin und Dirne sein?

Einmal wünschte sie sich: bald, recht bald zu sterben, nur damit unser Glück kein Ende nehmen sollte. Sie hatte ein kleines wunderhübsches Pistol, mit dem sie spielte, wie Kinder mit Blumen spielen. Sie zeigte es mir, lachte und sagte lächelnd:

»Was meinst du, Lieber? Nur ein Druck und –«

Und jetzt!

*

Die fremde Frau bewacht mich Stunde für Stunde, belauert mich Schritt auf Schritt.

Ich weiß, sie hält mich für verrückt und möchte mich aus dem leuchtenden Hause fortschaffen in ein anderes enges und dunkles. Sie fängt es schlau an. Aber ich bin noch schlauer, spiele den verständigen vernünftigen Mann. Wie es scheint, läßt sie sich täuschen; denn sie schüttet noch immer jeden Tag frische Blumen über den Tisch, trägt immer noch helle Kleider und lächelt mich an. Habe ich sie erst ganz, ganz sicher gemacht, so entwische ich ihr.

Ich weiß auch schon, wie und wohin.

*

Ich habe sie so gut getäuscht, daß sie mich wieder reiten läßt. Jeden Tag reite ich hinauf nach Tusculum. Wenn ich das kleine Haus aufschließe, strömt mir ein wundersamer schimmernder Duft entgegen.

Der Duft ist sie!

Sie ist in jedem Stein, jedem Geräte, jedem Dinge.

Ich werfe mich auf den Boden und atme sie, sauge sie ein.

Der Duft tötet die Ameisen in meinem Gehirn, beschwichtigt den Wintersturm in meinem Haupte, schläfert mein Leiden ein.

Ich sitze vor dem kleinen Hause unter dem eingemauerten Frauenhaupte und warte.

Ich warte darauf, daß der Ginster wieder blüht ...

Wenn dann um den Vivianen-Fels die goldigen duftenden Flammen flattern, kommt sie und küßt mich wieder auf den Mund.

Dann werde ich ein seliger Gott sein.

*

Als ich gestern den Park meines Capuas durchstreifte, sah ich die fremde Frau, die mich wieder verfolgte. Die großen weißen Hunde spielten um sie wie Mäuselein. Da faßte mich eine heilige Wut; denn was hatten die weißen Hunde mit der fremden Frau zu schaffen? Auch sie sollten warten, auch sie sich vor Sehnsucht nach der Herrin verzehren, die treulosen Bestien!

Ich schlich zurück ins Haus, lockte die Meute von der fremden Frau fort, hinauf an den Cypressenteich und hielt blutiges Gericht über die gemeinen Hundeseelen. Zwei von den Bestien traf ich mitten ins Herz. Die dritte flüchtete sich zu der fremden Frau, die mir nachgeschlichen kam und den Verräter mit ihrem eigenen Leibe schützte. Vor meinen Augen schwamm ein flammendes Abendrot, so daß ich vor Gluten nichts mehr sehen konnte. Sonst hätte ich auch das dritte weiße Mäuslein gerichtet.

*

Alle Dinge wachsen und wachsen!

Selbst die Blumen schießen bis zum Himmel empor.

Ich kann mich zwischen den gewaltigen Blütensäulen gar nicht mehr regen.

Die Menschen haben Riesenleiber. Ihre Stimmen dröhnen, daß es mir durch Mark und Bein gellt. Nur die fremde Frau in ihren lichten Gewändern lächelt noch immer, obgleich sie dabei blutige Thränen weint.

Sie weint ein blutiges Meer, darauf ihr Lächeln wie eine bleiche Blume schwimmt.

Die Campagna behängt sich für mich mit Geschmeide. An ihrem Leibe leuchten Juwelenfelder. Wenn die Sonne untergeht, fluten Rubinen auf sie herab.

Heute sprachen in meinem Zimmer die Genien mit mir. Von den Wänden flatterten sie zu mir nieder, häuften alle ihre Blumen um mich zusammen, rauschten mit ihren weißen und blauen Fittichen wie ein Flug schimmernder Vögel um mein Haupt und sangen mir zu:

Vor vielen vielen hundert Jahren hätte ich schon einmal in der Villa Falconieri gelebt. Ich hätte ein leuchtendes Gewand getragen, hätte strahlende Locken gehabt, einen Rosenkranz auf dem Haupte und wäre in Schönheit dahingeschritten ...

Nur die Frühlingsgöttin bleibt immer noch stumm und will mir von ihrem ganzen Lenz nicht ein einziges Knösplein abgeben.

*

Ich erlebe Wunder, Wunder!

Ich arbeite, dichte!

Jeden Tag schreibe ich ein Werk!

Die Gedanken kommen über mich wie Föhnssturm, rauschen und brausen.

Und jeder Gedanke wird zur Gestalt.

Ich schaue eine Fülle von Gesichten.

Es drängt und wogt herbei.

Immer mehr und mehr!

Um mich ist ein Gewimmel von Geschöpfen – von meinen Geschöpfen!

Sie sprechen zu mir, sind Geist von meinem Geist, nennen mich ihren Herrn und Meister.

Ich dichte – dichte – dichte!

Es geht so leicht, wie ein Vogel fliegt.

Also habe ich mir doch noch Unsterblichkeit errungen!

Ich diene keiner Gottheit Lohnes willen.
Vom Flammenpurpur laß ich mich umhüllen
Und meiner Seele heißes Sehnen stillen.

Nicht folge ich dem Gottessohn, dem blassen!
Die Siegespalme will ich freudig lassen,
Mit beiden Händen nach den Dornen fassen.

Es duftet nach weißen Lilien!

Allüberall weiße Lilien!

Sogar aus dem Haupte von Michel Angelos Sterbendem wachsen sie auf.

Und aus meinem Herzen.

Ihr Duft erstickt mich.

Hilfe!

*

Wie gut! O wie gut das thut!

Ich leide nicht mehr, ich fühle nichts mehr. Dabei keine Spur von Wahnsinn.

Heute habe ich sogar meine Grabschrift gemacht – eben weil ich lange, lange so selig leidlos leben will. Wer einst meine Grabschrift liest, wird darauf schwören, daß ich bei gesunden Sinnen gewesen. Ich las sie Michel Angelos Sterbendem vor und der war auch meiner Meinung.

Grabschrift für den vergessenen Dichter Cola Campana.

Er gab zu sehr sein Herz, sein lebensheißes,
Sein übervolles! Uebervoll an Sehnsucht
Nach andrer Herzen liebensmächt'gem Schlage;
Gewaltigen Verlangens übervoll,
Hinaus zu jubeln alle seine Wonnen,
Hinaus zu stöhnen seine ganze Qual.
Der Mensch genügte nicht – die Menschheit wollt' er!
Sie sollte lächeln, wenn er lächelte,
Sie sollte Thränen haben, wenn er weinte,
Und ihm für sein Herz geben von dem ihren.

Es will die Welt von deinem Herzen nichts;
Und drängst du's ihr gewaltsam auf – sie nimmt's
Und wirft es wieder hin und läßt's zertreten.

Du, heil'ge Erde, öffne deinem Sohn
Den mütterlichen Schoß, und spend' dem Müden
Das höchste Gut des Lebens: Grabesfrieden ...

Dabei fällt mir Maria ein –

Ich kenne sie! Plötzlich erkenne ich sie!

In ihrer ganzen himmlischen Güte steht sie vor mir.

Auch Maria will ich die Grabschrift schreiben, damit auch Maria noch ein langes Leben habe.

Auf ihrem Grabstein soll zu lesen stehen:

Maria.

Sie, die hier ruht, war gütig wie der Tag.
Ihr leuchtend Leben kannte nur die Schatten,
Die den umdunkelten, den sie geliebt,
Wie lichte Geister arme Seelen lieben.

Ich riß in meine Nacht sie.... Ihren Glanz
vermochte erst die Finsternis zu löschen,
Die feierlich sie hier umfängt. Sie war
Ein starkes Weib und zartes Kind zugleich.

Die Trösterin war sie, der Hort des Mannes,
Der auf der Welt nur eine Stätte fand,
Weil sie dort weilte. 's war kein Tag zu trüb',
Daß ihre Stimme nicht wär' hell ertönt,
Dem Vogel gleich, der in den Zweigen wohnt
Und auch bei Sturm sein Liedlein eifrig singt.

Sie hätte sterbend leise leis' gesungen,
Damit ihr Gatte denken sollt': sie leb' noch!
Was andre erst in sel'gen Höhen werden:
Des Himmels Engel, war sie schon auf Erden.

In meinem Kopfe wird es heller und immer heller!

Evoë Phöbus Apollon!

In meinem Kopfe geht die Sonne auf.

Tag!

*

Ich lag in meinem lieben Zimmer, war eingeschlafen und träumte.

Im Traume kam meine erste Liebe zu mir. Sie leuchtete wie der Morgen. In ihrem Strahlenkleide trat sie zu mir und küßte mich leise leise auf die Stirn.

Ich erwachte.

Und siehe! Aus dem rosigen Gewölk schwebte die Frühlingsgöttin zu mir nieder. Sie griff in den Korb voll Blüten, den ein Engel ihr hinreichte, nahm eine weiße Narzisse heraus, warf sie auf mich, lächelte und sprach:

»Frühling! Frühling!«

Da erstand mein Geist vom Tode.

*

Ich bin aufgestanden, habe dieses letzte niedergeschrieben, schreite jetzt hinaus aus meinem leuchtenden Hause in die feierliche schweigende Nacht.

Die Prinzessin von Sora

an die

Herzogin Vere de Vere
London, Vere-House, England.

Cannes.

Heute abend las ich im »Figaro« die Depesche:

Er ist mit dem Pferde verunglückt.

Auf Tusculum, von dem Felsen unter dem Kreuz ist er abgestürzt!

Man spricht von Selbstmord bei unheilbarer geistiger Störung.

Ich weiß es besser:

Der Ginsterzauber hat ihn herabgeholt!

*

Dreimal las ich die Depesche. Zuletzt las ich sie mit lauter Stimme mir selber vor.

*

Noch immer fühlte ich nichts ...

*

Dann klingelte ich meiner Kammerfrau.

Ich ließ mich zum Diner ankleiden. Zu meiner Toilette nahm ich seine Lieblingsblumen: weiße Narzissen.

Wir speisten bei meinem exotischen Prinzen.

Ich saß neben Seiner Kaiserlichen Hoheit, sah sehr schön aus und wurde sehr bewundert. Nie in meinem Leben war ich so liebenswürdig.

Man sprach auch von seinem Tode.

Ich erzählte, daß wir vor einem Jahre Nachbarn waren und daß ich ihn gekannt hatte.

Und noch immer fühlte ich nichts!

Ich dachte, wenn du jetzt plötzlich sagen würdest:

»Ich war seine Geliebte. Ich brachte ihn um den Verstand. Ich jagte ihn in den Tod!«

Es hätte Sensation gemacht ...

Aber ich schwieg. Ich war feige.

Nach zehn Worten sprach man von etwas anderem.

Er war abgethan.

Mein Ruf ist wirklich tadellos! Niemand ahnt etwas.

Ich kann in Ehren die Ehrendame der gestrengen und tugendhaften Königin sein.

*

Mein junger Held von damals war gleichfalls bei dem Diner. Sein Blick verschlang mich. Sein Blick fragte mich unaufhörlich:

»Ist es denn noch immer nicht Zeit?«

Nach dem Diner machte er mir eine rasende Erklärung. Er sagte mir, daß er sich töten müßte, wenn ich ihn nicht erhörte. Ich nahm seine »große Leidenschaft« sehr heiter auf.

Dann nach Hause, dann allein!

Hätte ich in meinem Herzen nur ein leises Zucken gefühlt! Oder – da ich kein Herz habe – eine ganz leise Regung meines Gewissens ... Eine sehr, sehr starke Dosis Morphium wäre so leicht zu nehmen gewesen.

Aber ich fühlte nichts – nichts – nichts!

Also bleibe ich leben.

*


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